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Verfahren zur Herstellung physiologisch wirksamer Stoffe aus Milch
oder Molken Die Herstellung von Konzentraten aus Frischmolken (Süßmolken) oder aus
sog. vergorenen Molken, gegebenenfalls unter vorangegangener Filtration, ist bekannt.
Diese Konzentrate haben jedoch keine besonderen physiologischen Heilwirkungen für
z. B. Erkrankungen auf bakterieller Grundlage.
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Es wurde nun gefunden, daß aus Molken Produkte hergestellt werden
können, die im Gegensatz zu den durch einfaches Konzentrieren gewonnenen Zubereitungen
verschiedenartige heilkräftige bzw. in vivo baktericide (chemotherapeutische) oder
auch Wirkungen auf das Nervensystem des menschlichen und tierischen Organismus besitzen.
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Die Erfindung besteht darin, daß Molken bzw. Milch der- Autfermentation
unter für die Fermente . der Molken bzw. Milch indifferenten - konservierenden Bedingungen
überlassen werden. Diese Konservierungsbedingungen können auf chemischem Wege durch
Zusatz von Konservierungsmitteln oder auf physikalischem Wege durch Eindicken von
Molke oder Milch herbeigeführt werden. Hierdurch werden die in dem Behandlungsgut
vorhandenen Mikroben unwirksam gemacht. Die Fermente der Molke oder Milch können
somit, ohne Begleiterscheinungen von Gärungsvorgängen, wirksam sein. Als Konservierungsmittel
sind u. a. Benzoate, Ester der p-Oxybenzoesäure, Salicylsäure zu zu nennen.
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Die Einwirkung dieser Fermente auf die in der Molke enthaltenen organischen
Stoffe, zum Teil polymerer Natur, ä. B. auf das Eiweiß, führt zu Verbindungen, welche
starke physiologische Wirkungen besitzen.' Bei den durch die Autfermentation gebildeten
Stoffen kann es sich z. B. um biogene Amine handeln.-
Beispiele
i. Gewöhnliche Molke (Süß- oder Sauermolke) wird durch einen Zusatz von Benzoat
konserviert und dadurch vor Befall mit Schimmelpilzen. Bakterien u. dgl. bewahrt.
Diese Molke wird bei Zimmertemperatur (etwa 2o° C), zweckmäßig unter Luftabschluß,
3o bis So Tage stehengelassen. Während dieser Zeit nimmt die Molke eine bräunliche
Färbung an und scheidet einen geringen Bodensatz aus. Von diesem Bodensatz wird
abfiltriert. Die klare Flüssigkeit kann entweder für sich oder in eingedicktem Zustande
als Fertigprodukt verwandt werden.
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2. Molke (Süß- oder Sauermolke) wird auf etwa So bis 6o' erhitzt.
Dabei scheidet sich ein Teil des Eiweißes aus. Von diesem wird abfiltriert. Das
Filtrat wird nach Zusatz von konservierenden, gärungs- und fäulnishindernden Stoffen
bei Zimmertemperatur (etwa 2o° C) gelagert. Es kann auch bei höherer Temperatur
gelagert werden, z. B. bei 35' C. In diesem Falle geht die Autfermentation rascher
vor sich, Aus wirtschaftlichen Gründen ist es jedoch zweckmäßig, bei niedrigerer
Temperatur, also ohne Erhitzung, zu lagern. Nach etwa 3o bis So Tagen ist der Prozeß
der Autfermentation beendet, und nach Abfiltrieren der Ausscheidungen kann das Produkt
als solches oder unter Konzentration im Vakuum als Dickextrakt verwandt werden.
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3. Molke (Süß- oder Sauermolke) wird für sich (oder nach teilweiser
Abscheidung von Eiweißstoffen wie bei Beispiel 2) im Vakuum bei etwa q.0° vorkonzentriert.
Die Konzentrierung wird so weit durchgeführt, daß der gewonnene Dicksaft infolge
der Konzentration der in ihm enthaltenen Stoffe keinen Pilz- oder Bakterienbefall
zeigt. Es können sich bei dieser Konzentrierung auch teilweise Eiweiß-und Milchzuckerabscheidungen
ergeben. Von diesen Abscheidungen wirdentweder abfiltriert oder abgeschleudert.
Dieses Vorkonzentrat wird durch Lagern über 3o bis So Tage bei zweckmäßig 20° C
der Autfermentation überlassen. Es haben sich nach dieser Zeit geringfügige Abscheidungen
gebildet, die abfiltriert werden. Nach der Filtration kann der Dicksaft als solcher
oder. in noch im Vakuum angereichertem Zustande verwandt werden. Auch kann die Konzentrierung
bis zum Trockenzustande fortgesetzt werden.
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q.. Mit der gleichen Wassermenge verdünnte Milch wird auf etwa So
bis 6o° C erhitzt. Dabei scheidet sich ein Teil des Eiweißes aus. Von diesem wird
abfiltriert. Das Filtrat wird nach Zusatz von konservierenden, gärungs-und fäulnishindernden
Stoffen bei Zimmertemperatur (etwa 2o° C) gelagert. Es kann auch bei höherer Temperatur
gelagert werden, z. B. bei 3 5° C. In diesem Falle geht die Autfermentation rascher
vor sich. Aus wirtschaftlichen Gründen ist es jedoch zweckmäßig, bei niedrigerer
Temperatur, also ohne Erhitzung, zu lagern. Nach etwa 3o bis 8o Tagen ist der Prozeß
der Autfermentation beendet, und nach Abfiltrieren der Ausscheidungen kann das Produkt
als solches oder unter Konzentration im Vakuum als Dickextrakt verwandt werden.
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Bei den Verfahren nach den Beispielen i bis 3 ist es gleichgültig,
von welchen Molken man ausgeht. Sowohl süße als saure Molken können genommen werden.
Auch können die Molken vorher vergoren werden, um einen wesentlichen Teil des Milchzuckers
auszuscheiden. Zweckmäßig ist es in diesem Falle, die bei der Gärung gebildete Milchsäure
vor der Autfermentation abzustumpfen.
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Die Konservierung wird so vorgenommen, daß die Fermente der Milch
oder Molken wirksam bleiben; so dürfen keine Fermentgifte zugesetzt «-erden; es
darf auch nicht unter die Fermente schädigenden physiologischen Bedingungen, z.
B. hoher Erhitzung, konserviert werden.
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Die nach diesem Verfahren hergestellten Erzeugnisse aus autfermentierten
Milchbestandteilen haben sehr bedeutsame physiologische Wirkungen. So z. B. ist
festgestellt worden, daß gutfermentierte 'Milchprodukte in vivo baktericide Eigenschaften
haben. Man hat z. B. diese Produkte mit Erfolg bei Infektionskrankheiten eingenommen.
Weiter hat man diese Produkte auf infizierte Wunden zur Heilung und nichtinfizierte
Wunden zur Prophylaxe mit dem Erfolg aufgetragen, daß eine raschere Abheilung erzielt
wurde. Ferner hat man Verbandsstoffe für Wundverbände mit gutfermentierten Milchprodukten
durchtränkt. Die Verwendung solcher Verbandsstoffe hat sich bei der Wundbehandlung
als sehr zweckmäßig erwiesen.
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Ferner ist in pharmakologischen Versuchen festgestellt worden, daß
diese gutfermentierten Milchprodukte bereits in sehr starker Verdünnung eine kräftige
Steigerung der Darmperistaltik hervorrufen. Eine Reihe von Versuchen mit gutfermentierten
Milchprodukten am Darm zeigen nämlich, daß in dem Erzeugnis Stoffe enthalten sein
müssen, die starke physiologische Wirkungen am überlebenden Darm hervorrufen. Gleichzeitig
konnte man mit gutfermentierten Milchprodukten eine Steigerung des Tonus der überlebenden
Gebärmutter hervorrufen, ebenfalls wird der Tonus der glatten Muskulatur des Uterus
stark gesteigert.
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Der Fermentreichtum der gutfermentierten Milch bzw. Molke wirkt ferner
als gelindes Abführmittel. Vielleicht ist dieses nebenher auch auf eine Salzwirkung
zurückzuführen.
Auch wirkt autfermentierte Milch bei Hautunreinigkeiten,
Flechten, Ekzemen mit Erfolg. Daneben bestehen eine Reihe von weiteren Anwendungsmöglichkeiten
in der Heilkunde.
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Eine nicht vorauszusehende, sehr bedeutungsvolle physiologische Wirkung
besitzt autfermentierte Milch beim Genuß von Kaffee, auch bei anderen alkaloidhaltigen
Genußmitteln. Wenn man z. B. auf eine Tasse starken Bohnenkaffee von etwa Zoo ccm
Inhalt etwa 1/4 Teelöffel Dickextrakt, z. B. nach Beispiel / gewonnen, zugibt, ist
auch für gegen dieses Genußmittel sehr empfindliche Menschen der Kaffeegenuß seiner
aufregenden Wirkung beraubt. Genuß von Kaffee zeit autfermentierter Milch wirkt
nicht schlafstörend. Vielleicht bilden sich zwischen dem Coffein und dem durch die
Autfermentation entstandenen Erzeugnis Verbindungen, die im Organismus nicht gespalten
werden und nicht die physiologische Wirkung des Coffeins besitzen. Möglicherweise
sind aber auch durch die Autfermentation Stoffe in den Milcherzeugnissen enthalten,
die als Antagonisten zum Coffein die Wirkung des letzteren auf das Nervensystem
abschwächen bzw. unterbinden.
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Wenn man die Wirkung des Coffeins herabmindern oder unterbinden will,
kann man so vorgehen, daß man dem , fertig bereiteten Kaffeegetränk eine kleine
Menge des autfermentierten Milcherzeugnisses zusetzt; jedoch ist es zweckmäßig,
wenn der Kaffee dem Konsumenten bereits in mit autfermentierter Milch bzw. Molke
vorbehandelter Form übergeben wird. Eine Vorbehandlung des Kaffees kann zweckmäßig
so erfolgen, daß der Kaffee nach dem Rösten mit autfermentierten Molken- oder Milchzubereitungen
z. B. unter Zerstäubung oder Vernebelung versetzt wird. Anderseits kann man aber
auch Apparate oder Teile derselben mit autfermentierter Milch behandeln, mit deren
Hilfe das Kaffeegetränk bereitet wird. Besonders eignen sich hierfür Einlagefilter
für Kaffeefiltrierapparaturen. Es gelingt sehr leicht, diese Filter mit autfermentierter
Molke oder Milch bzw. Milchzubereitungen zu imprägnieren. Diese behandelten Filter
scheiden dann bei der Filtration des Kaffees die wirksamen Bestandteile in das Filtrat
aus. Wenn man z. B. von dem nach Beispiel 3 be-, reibeten autfermentierben Molkendickextrakt
ausgeht, genügen zur Behandlung eines mittelgroßen Kaffeefilters etwa. 2 bis 3 g,
wenn man von der Annahme ausgeht, daß durch dieses Filteretwa i 1 gebrühter Kaffee
filtriert wird.