DE69928814T2 - Verwendung von TGF-Beta-Inhibitoren zum Behandeln von zerebralen Störungen - Google Patents

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Description

  • Die vorliegende Erfindung betrifft pharmazeutische Zusammensetzungen, enthaltend eine Verbindung, die zum wesentlichen Inhibieren der biologischen Aktivität von TGF-β zur Behandlung cerebraler Erkrankungen befähigt ist, und eine zweite Verbindung zum Auflösen von Blutgerinnseln.
  • Die Familie des transformierenden Wachstumsfaktors β (TGF-β) enthält die Subspezies TGF-β1, TGF-β2 und TGF-β3, die breit verteilt sind, und im Zusammenhang damit wirkende Zytokine mit wichtigen Rollen in der Entwicklung und Kontrolle des Zellzyklus (Roberts und Sporn, 1990; Kriegelstein et al., 1995). TGF-βs sind in die Regulation des neuronalen Überlebens von beispielsweise Motoneuronen, Sensor- und Mittelhirn-dopaminergischen Neuronen verwickelt. Die TGF-β-Isoformen zeigen weitgehend überlappende Expressionsmuster. Nullmutationen für jede dieser Isoformen zeigen verschiedenartige Phänotypen, die jedoch auf nicht neuronale Gewebe beschränkt sind (Shull et al., 1992; Kaartinen et al., 1995; Proetzel et al., 1995; Sauford et al., 1997). Mäuse mit Mangel am TGF-β-Rezeptortyp-II (TβR-II) sind bei E 10,5 tot, das heißt, vor der Entwicklung des Nervensystems.
  • Während der Entwicklung des vertebralen Nervensystems erfahren große Zahlen an Neuronen im zentralen und peripheren Nervensystem einen natürlich vorkommenden Zelltod (Oppenheim, 1991). Die Regulation des Überlebens beziehungsweise Todes eines Neurons erfordert die gemeinsamen Wirkungen von Sätzen von Molekülen, die Zell-extrinsisch und -intrinsisch wirken, um einen Zelltod auszuführen oder zu verhindern (Pettmann und Henderson, 1998).
  • Cerebrale Erkrankungen, wie zum Beispiel eine neurodegenerative Erkrankung oder cerebrale Ischämie, führen in Säugern zur Verletzung oder zum Tod von Neuronen und erzeugen motorische und/oder kognitive Mängel, die häufig dauerhaft sind. Derzeit gibt es für die meisten dieser cerebralen Erkrankungen keine Behandlung, die zuverlässig die Prognose eines an den Erkrankungen leidenden Patienten verbessert.
  • Daher besteht das der vorliegenden Erfindung zugrunde liegende technische Problem darin, ein neues System bereitzustellen, um Schutz und dadurch das Überleben von vorgeschädigten oder verletzten Neuronen bei einer bestimmten cerebralen Erkrankung zu verleihen.
  • Die Lösung des vorstehenden technischen Problems wird durch Bereitstellen der in den Ansprüchen charakterisierten Ausführungsformen erreicht.
  • Insbesondere beruht die vorliegende Erfindung auf der Tatsache, dass neben der Förderung intakter Neuronen, TGF-β der Hauptregulator zur Exekution vorgeschädigter Neuronen bei einer bestimmten cerebralen Erkrankung ist. Dementsprechend betrifft die vorliegende Erfindung eine pharmazeutische Zusammensetzung, enthaltend in pharmazeutisch wirksamen Mengen eine Verbindung, die zum wesentlichen Inhibieren der biologischen Aktivität von TGF-β befähigt ist, und eine zweite Verbindung zum Auflösen von Blutgerinnseln zur Behandlung cerebraler Erkrankungen in Säugern, vorzugsweise im Menschen. Der Begriff „TGF-β" umfasst die Subspezies TGF-β1, TGF-β2 und TGF-β3.
  • In einer bevorzugten Ausführungsform der vorliegenden Erfindung bezieht sich der Begriff „Verbindung, die zum wesentlichen Inhibieren der biologischen Aktivität von TGF-β befähigt ist" auf polyklonale oder monoklonale Antikörper, die gegen TGF-β, wie TGFG-β-Inhibitoren, gerichtet sind, oder auf Antagonisten, die gegen TGF-β gerichtet sind, wie zum Beispiel Verbindungen mit der Bindungsstelle eines TGF-β-Rezeptors, zum Beispiel ein TGF-β RII/Fc chimäres Protein (Tβ-II-Fc), oder auf proteinhaltige oder nicht proteinhaltige Verbindungen, die zum Beispiel zum chemischen Verändern von TGF-β im Organismus befähigt sind, so dass das veränderte TGF-β unfähig zur Bindung an TGF-β-Rezeptoren gemacht wird, sowie auf Verbindungen mit niedrigem Molekulargewicht, wie zum Beispiel chemische oder nicht proteinhaltige Verbindungen, wie TGF-β-Antagonisten.
  • Die cerebrale Erkrankung umfasst periphere und/oder ZNS-Erkrankungen, einschließlich cerebraler und fokaler Ischämie, wie zum Beispiel Apoplexie, und neurodegenerative Erkrankungen, wie zum Beispiel ALS. Nachteilige Folgen von Verletzungen des Zentralnervensystems können zum Beispiel durch einen Blutpfropf, Em bolus, systemische Hypotonie, Hypertonie, hypertensive cerebrale vaskuläre Erkrankung, Riss eines Aneurysmas, Gefäßtumor, Blutdyskrasie, Herversagen, Herzstillstand, kardiogenen Schock, septischen Schock, Kopftrauma, Rückenmarkstrauma, Anfall, Bluten aus einem Tumor, oder einen anderen Blutverlust verursacht werden. Das Rückenmark, das ebenfalls Teil des Zentralnervensystems ist, ist im gleichen Maß für eine Ischämie empfänglich, die aus einem verringerten Blutfluss resultiert.
  • Ist die Ischämie mit einem „Schlag" assoziiert, kann sie entweder eine globale oder fokale Ischämie sein, wie nachstehend definiert ist.
  • „Fokale Ischämie" bedeutet unter Bezugnahme auf das Zentralnervensystem den Zustand, der aus der Blockierung einer einzelnen Arterie resultiert, die Blut an das Gehirn oder Rückenmark liefert, was zum Tod aller Zellelemente (Pan-Nekrose) in dem von dieser Arterie versorgten Gebiet führt.
  • „Globale Ischämie" bedeutet unter Bezugnahme auf das Zentralnervensystem den Zustand, der aus einer allgemeinen Verringerung des Blutflusses zum gesamten Gehirn, Vorderhirn oder Rückenmark resultiert, die den Tod von Neuronen in selektiv verletzbaren Regionen überall in diesen Geweben verursacht. In jedem dieser Fälle sind die Pathologie sowie die klinischen Wechselbeziehungen ziemlich unterschiedlich. Modelle der fokalen Ischämie gelten für Patienten mit fokalem cerebralen Infarkt, während Modelle der globalen Ischämie zu einem Herzstillstand und andere Ursachen der systemischen Hypotonie analog sind.
  • Eine weitere bevorzugte Ausführungsform der vorliegenden Erfindung ist eine pharmazeutische Zusammensetzung, enthaltend in pharmazeutisch wirksamen Mengen die vorstehend definierte Verbindung und eine zweite Verbindung zum Auflösen von Blutgerinnseln und gegebenenfalls einen pharmazeutisch verträglichen Träger und/oder ein pharmazeutisch verträgliches Verdünnungsmittel. In einer bevorzugten Ausführungsform der vorliegenden Erfindung wird die zweite Verbindung aus der Gruppe, bestehend aus Urokinase, Thrombin und tPA (Gewebsplasminogenaktivator), ausgewählt.
  • Die Behandlungstherapie wird bezüglich eines Verabreichungsmodus, eines Zeitpunkts der Verabreichung, der Dosierung, so durchgeführt, dass die funktionale Erholung des Patienten von der nachteiligen Folge der cerebralen Erkrankung verbessert wird.
  • Die Verabreichung der erfindungsgemäßen Verbindung oder pharmazeutischen Zusammensetzung kann durch jeden Standardweg und jede bekannte Verabreichungsvorschrift, einschließlich der intravenösen, oralen oder intracerebralen Verabreichung ausgeführt werden. Die Dosierung derartiger erfindungsgemäßer Antikörper oder Antagonisten liegt vorzugsweise innerhalb eines Bereichs zirkulierender Konzentrationen, der den ED50-Wert mit wenig oder keiner Toxizität umfasst. Die Dosierung kann innerhalb dieses Bereichs in Abhängigkeit von der angewandten Dosierungsform und dem verwendeten Verabreichungsweg variieren.
  • Die Formulierung der vorstehend definierten erfindungsgemäßen pharmazeutischen Zusammensetzung weist keine spezifische Beschränkung auf und kann zum Beispiel in Form von Tabletten, Zäpfchen, Lösungen oder Formulierungen zur verzögerten Freisetzung hergestellt werden. Die Antikörper oder Antagonisten können zum Beispiel für eine parenterale Verabreichung durch Injektion, zum Beispiel durch Bolusinjektion oder eine kontinuierliche Infusion, formuliert werden. Formulierungen zur Injektion können in Einheitsdosierungsform, zum Beispiel in Ampullen oder in Behältern mit vielen Dosen mit einem hinzugefügten Konservierungsmittel angeboten werden.
  • Die therapeutischen Antikörper oder Antagonisten der Erfindung können ebenfalls einen Träger oder Arzneimittelträger und/oder ein Verdünnungsmittel enthalten, von denen viele dem Fachmann bekannt sind. Arzneimittelträger, die verwendet werden können, umfassen Puffer (zum Beispiel Citratpuffer, Phosphatpuffer, Acetatpuffer und Bicarbonatpuffer), Aminosäuren, Harnstoff, Alkohole, Ascorbinsäure, Phospholipide, Proteine (zum Beispiel Serumalbumin), EDTA, Natriumchlorid, Liposomen, Mannitol, Sorbitol und Glycerin.
  • Aus dem medizinischen Stand der Technik ist gut bekannt, dass Dosierungen für jeden Patienten von vielen Faktoren abhängen, einschließlich von der allgemeinen Gesundheit, dem Geschlecht, dem Gewicht, der Körperoberfläche und dem Alter des Patienten, sowie von der zu verabreichenden speziellen Verbindung, vom Zeitpunkt und Weg der Verabreichung und anderen Arzneimitteln, die gleichzeitig verabreicht werden. Eine Bestimmung der am besten geeigneten Dosierung und des Weges der Verabreichung liegt ohne weiteres innerhalb der Fähigkeiten eines geübten Arztes.
  • Das folgende Beispiel zeigt die Spezifität eines Anti-TFG-β-Antikörpers, sowie die Morphologie und Neuronenzahlen von Kükenganglien bei E10, das heißt nach der hauptsächlichen Zeitdauer des ontogenetischen ciliaren Neuronentods. Die Embryonen wurden täglich von E6 bis E9 mit 10μg eines monoklonalen Maus-Anti-TGF-β1, -β2, -β3-Antikörpers (Anti-TGF-β, erhalten von Genzyme), der auf die Chorioallantoismembran aufgebracht wurde, mit einer identischen Dosis eines Maus IgG mit oder ohne Rhodaminkonjugation, oder mit 2 μg eines rekombinanten humanen TGF-β RII/Fc chimären Proteins (TβR-II-Fc, erhalten von R&D Systems) behandelt. Ciliare Ganglien wurden bei E10 seziert, in Bouins Lösung fixiert und in Paraffin eingebettet. Es wurden Dot-Blots hergestellt, die die Spezifität des Anti-TGF-β-Antikörpers zeigen. Weiterhin wurden Schnitte (H.E. Färbung oder Fluoreszenzmikroskopie) durch den größten Umfang der Ganglien von Embryos hergestellt und die Neuronenzählungen in Ganglien zeigten im Vergleich zu unbehandelten Embryos erhöhte Neuronenzahlen mit den erfindungsgemäßen Behandlungen.
  • Weiterhin wurden Neuronenzahlen und Apoptosis in ciliaren Ganglien (CG), Spinalwurzelganglien (L3; DRG) und die lumbale Motoneuronensäule von Embryos, die mit Anti-TGF-β behandelt worden waren, untersucht. Die Neuronenzählungen bei E10 nach täglichen Behandlungen von E9-E10 und TUNEL-Markierungen von CG, DRG und die lumbalen Motoneuronen bei E8 nach Behandlung mit Anti-TGF-β-Antikörper bei E6 und E7 wurden mit unbehandelten Embryos verglichen. Eine quantitative Analyse von TUNEL-positiven Neuronen zeigte im Vergleich zu unbehandelten Embryos erhöhte oder verminderte Neuronenzahlen.
  • Neuronenzählungen zeigten eine Rettung des Phänotyps von CG und Motoneuronen in Anti-TGF-β-behandelten Embryos durch Verabreichung von TGF-β. Eine Behandlung mit TGF-β3 (2 μg) bei E10 nach Verabreichung von Anti-TGF-β von E6 bis E9 erzeugte Neuronenzahlen bei E14, die zu denen von Kontrollembryos identisch wa ren. Eine fortgesetzte Behandlung mit Anti-TGF-β von E10 bis E13 erhielt die Neuronenzahlen vollständig.
  • Qualitative mikroskopische und quantitative Analysen von H.E. gefärbten Schnitten zeigten, dass Anti-TGF-β lumbale DRG und Motoneuronen nach einseitiger Abtrennung der Gliedmaßenknospe rettet.
  • Die vorliegende Erfindung wird durch das folgende nicht einschränkende Beispiel erläutert.
  • BEISPIEL Neuronenzählexperimente
  • Kükenembryos wurden täglich mit 50 μl phosphatgepufferter Salzlösung, ergänzt mit 200 Einheiten/ml Penicillin, 100 μg/ml Streptomycin, 200 μg/ml Neomycin (jeweils erhalten von Gibco), enthaltend entweder 10 μg eines Pan-Anti-TGF-β (erhalten von Genzyme) oder 2 μg TβR-II-Fc (erhalten von R&D Systems), oder 10 μg Maus-IgG (erhalten von Sigma) durch Verabreichung auf die Chorioallantoismembran durch ein Fenster in der Schale entsprechend bei Oppenheim et al., 1993, behandelt. Die Embryos wurden entweder an E8, E10 oder E14 getötet. Die CG und das lumbale Rückenmark mit den damit verbundenen DRG wurden seziert, in Bouins Lösung fixiert und in Paraffin eingebettet. Alle Gewebe wurden bei 8 bis 10 μm geschnitten und mit H.E. gefärbt. In jedem fünften oder zehnten Schnitt wurden Neuronen entsprechend der Beschreibung bei Oppenheim et al., 1993 gezählt.
  • TUNEL-Markierung
  • Die Schnitte wurden gemäß den Anweisungen des Herstellers (Boehringer Mannheim) gefärbt und mit H.E. gegengefärbt. TUNEL-positive Kerne großer Neuronen wurden bei jedem zehnten Schnitt gezählt und als Verhältnis zu den gesamten Neuronen dieser speziellen Neuronenpopulation ausgedrückt.
  • Einseitige Abtrennung einer Gliedmaßenknospe
  • Abtrennungen von Knospen der hinteren Gliedmaßen von Kükenembryos wurden bei E3 durchgeführt. Die Embryos wurden täglich (10 μg; E3-E6), wie vorstehend aufgezeigt ist, entweder mit Anti-TGF-β oder IgG behandelt und bei E7 zur H.E. Färbung und Neuronenzählung bearbeitet.
  • Ein Anti-TGF-β-Antikörper neutralisiert endogenes TGF-β während des hauptsächlichen Zeitabschnitts des ontogenetischen Neuronenzelltods
  • In der Entwicklung des Nervensystems von Küken und Säugern kommen TGF-β2 und TGF-β3 sowie ihre Rezeptoren in vielen Populationen postmitotischer Neuronen, einschließlich CG, DRG und Motoneuronen, vor (Kriegelstein et al., 1998). Ein monoklonaler Antikörper, der alle drei Isoformen von TGF-β (Anti-TGF-β) erkennt, wurde zum Neutralisieren von endogenem TGF-β während des hauptsächlichen Zeitabschnitts des ontogenetischen Zelltods (E6-E9) von CG und DRG sowie spinaler Motoneuronen verwendet. Zehn μg dieses Antikörpers neutralisieren 10 ng von jedem verfügbaren rekombinantem TGF-β, einschließlich Hühner-TGF-β3 (R&D Systems) zu > 98 %, entsprechend der Bewertung in einem Bioassay unter Verwendung epithelialer Zellen einer Nerzlunge (Abe et al., 1994; Krieglstein und Unsicker, 1995). Die Spezifität dieses monoklonalen Anti-TGF-β-Antikörpers wurde durch Dot-Blot unter Verwendung von 40 anderen Wachstumsfaktoren ermittelt. Tägliche Behandlungen mit Anti-TGF-β führten zu einer erhöhten CG-Größe bei E10. Ein entsprechendes Kontroll-IgG, das Rhodamin-konjugiert ist, konnte über den gesamten Embryo hinweg nachgewiesen werden. Ein TβR-II-Fc chimäres Protein, das als alternatives Werkzeug zum Einfangen von endogenem TGF-β verwendet wurde, erhöhte im Vergleich zu unbehandelten oder mit IgG behandelten Embryos ebenso die CG-Größe bei E10. Neuronenzählungen offenbarten, das die erhöhte CG-Größe auf eine signifikante Vergrößerung der Neuronenzahlen zurückzuführen ist. Die gezählten Werte von näherungsweise 6.000 spiegeln die Neuronenzahlen vor dem ontogenetischen Tod bei E6 (Landmesser und Pilar, 1974), wobei sie zeigen, dass eine Beseitigung der TGF-β-Signalgebung die Ausführung des ontogenetischen Neuronentods in den Küken-CG verhindert.
  • Ein Neutralisieren von TGF-β stört den ontogenetischen Zelltod in Sensor- und Motoneuronen
  • Sensor- und Motoneuronen wurden zur Untersuchung analysiert, ob ein Neutralisieren von TGF-β ebenfalls die Entwicklung anderer Neuronenpopulationen während der Zeitdauer des ontogenetischen Neuronendtods störte. Neuronenzählungen in den L3 DRG und in der lumbalen Motoneuronensäule offenbaren eine signifikante Zunahme in den Neuronenzahlen bei E10 nach täglichen Antikörperbehandlungen von E6 bis E9. Die Zahlen von Motoneuronen in Antikörper-behandelten Embryos stimmten beinahe mit den Neuronenzahlen vor dem Beginn des ontogenetischen Neuronentods überein (Hamburger et al., 1975). Zur Bestimmung, ob die Zunahme in den Zahlen von Neuronen nach Anti-TGF-β-Behandlung aus dem verminderten Neuronentod resultierte, wurde eine TUNEL-Markierung zur Färbung apoptotischer Zellen durchgeführt. Das Zählen der Zahlen von TUNEL-positiven Zellen bei E8, welches der Peak für den Zelltod für alle drei untersuchten Neuronenpopulationen ist, offenbarte eine signifikante Verringerung des Anteils an apoptotischen Zellen. Dies zeigt, dass endogenes TGF-β zur Ausführung des Zelltodprogramms bei der Entwicklung von Neuronen wesentlich ist.
  • Der ontogenetische Neuronentod findet nach Beendigung der Antikörperbehandlung und Substitution von endogenem TGF-β statt
  • Weiterhin wurde untersucht, ob der ontogenetische Neuronentod zu einem späteren Zeitpunkt nach Beendigung der Antikörperbehandlung und Substitution von endogenem TGF-β stattfinden würde. Eine einzelne Dosis TGF-β3 bei E10 nach dem Ende der Antikörperbehandlung (E6-E9) führte zu einer signifikanten Verringerung der Neuronenzahlen in den CG und der Motoneuronensäule. Die Zahlen der Neuronen stimmten mit denjenigen von Kontrollembryos nach dem Ende der hauptsächlichen ontogenetischen Zelltoddauer (E10) sowie mit denjenigen von Embryos bei E14 überein. Daher vermittelt TGF-β den Tod ausgewählter Neuronen, insbesondere derjenigen, die zum Sterben bestimmt sind. Im Gegensatz dazu stabilisierte eine Verlängerung der Antikörperbehandlung über die Zeitdauer des ontogenetischen Tods hinweg die Neuronenzahlen auf erhöhten Niveaus.
  • Eine Behandlung von Embryos mit abgetrennter Gliedmaßenknospe mit Anti-TGF-β rettet sowohl Motoneuronen als auch DRG-Neuronen
  • Mehrere Anzeichen weisen darauf hin, dass das Ausmaß des ontogenetischen Neuronentods entscheidend durch das Ziel reguliert wird (Olek und Edwards, 1978; Pittman und Oppenheim, 1979; Pilar et al., 1980; Thoenen und Edgar, 1985), was am besten durch die klassischen Beispiele von V. Hamburger (Hollyday und Hamburger, 1976) erläutert wird. Eine Exstirpation der hinteren Gliedmaßenknospe in dem E3 Kükenembryo, das heißt vor dem Erscheinen und der Synapsenbildung von Motoneuronenaxonen im Ziel (Dahm und Landmesser, 1988, 1991), bewirkt den Tod von beinahe allen lumbalen Motoneuronen und Sensorneuronen bei E7 (Oppenheim et al., 1978). Eine qualitative mikroskopische Analyse dokumentierte, dass eine Behandlung von Embryos mit abgetrennter Gliedmaßenknospe mit Anti-TGF-β sowohl Motoneuronen als auch DRG-Neuronen rettet. Eine Quantifizierung offenbart, dass die lumbale Motoneuronenpopulation in Embryos mit abgetrennter Gliedmaße durch eine Anti-TGF-β-Behandlung überraschend auf näherungsweise die Hälfte der Größe im Vergleich zu der nicht operierten Kontrollseite gerettet werden konnte.
  • Zusammenfassung
  • Die vorstehenden Ergebnisse zeigen, dass TGF-β eine Schlüsselrolle sowohl in der Regulation des ontogenetischen Neuronentods von drei Hauptklassen peripherer und ZNS-Neuronen sowie in der Regulation des Zelltods nach Zielabtrennung ausübt. Parasympathische CG, Sensor-DRG und spinale lumbale Motoneuronen in Kükenembryos weisen ihre hauptsächliche Zeitdauer des ontogenetischen Neuronentods zwischen E6 und E9 auf, verlieren näherungsweise 50 % der gesamten erzeugten Zellen, erfordern jedoch größtenteils verschiedenartige und nur teilweise überlappende vom Ziel abgeleitete trophische Moleküle, um das Überleben der optimalen Zellzahlen zu sichern. CG-Neuronen werden durch CNTF/GPA, DRG-Neuronen hauptsächlich durch Neurotrophine, und Motoneuronen durch GDNF, HGF, Neurotrophine, IGF-I und andere erhalten (Nishi, 1994; Heller et al., 1995; Lewin und Barde, 1996; Oppenheim, 1996). In Motoneuronen kann selbst ein Cocktail aus zahlreichen trophischen Molekülen die Population nicht vollständig erhalten. Das Beispiel der vorliegenden Erfindung zeigt, dass die Beseitigung von endogenem TGF-β be ziehungsweise der TGF-β-Signalgebung zu Rettungswirkungen führt, die sich von Behandlungen mit einem neurotrophen Faktor bezüglich (i) des breiten Spektrums reagierender Populationen und (ii) der Größenordnung der Wirkung unterscheiden, die so gut wie alle Neuronen einer gegebenen Population umfasst. Daher ist das Fehlen von TGF-β in der Lage, alle Neuronen zu retten, die zum Sterben bestimmt sind. Die Beseitigung von TGF-β ist allen bekannten Manipulationen der molekularen Kaskade, die mit dem Neuronenzelltod zu tun hat, in dem Sinne überlegen, dass Neuronenpopulationen vollständig erhalten bleiben.
  • Das Beispiel zeigt, dass der ontogenetische Neuronentod ciliarer, Spinalwurzel- und Spinalmotoneuronen größtenteils verhindert wird und auf eine Abtrennung der Gliedmaßenknospe folgende Neuronenverluste nach Neutralisation von endogenem TGF-β durch einen Anti-TGF-β-Antikörper in Kükenembryos stark vermindert sind. Ebenso rettet ein Verhindern der TGF-β-Signalgebung durch Behandlung mit einem TβR-II-Fusionsprotein während der Zeitdauer des ontogenetischen Zelltods in dem ciliaren Ganglion alle Neuronen, die normalerweise sterben. Eine TUNEL-Färbung offenbarte verringerte Zahlen apoptotischer Zellen. Eine Anwendung von exogenem TGF-β rettete den benachteiligten Phänotyp. Daher spielt TGF-β im Gegensatz zu jeglichem in den vorstehenden Systemen wirkenden einfachen neurotropischen Faktor eine Schlüsselrolle in der Regulation des ontogenetischen Neuronentods sowie des auf einen neuronalen Zielverlusts folgenden Zelltods.
  • Die vorstehenden Ergebnisse zeigen die Schlüsselrolle von TGF-β bei der Regulierung des Überlebens und Tods von Neuronen. Die vorstehend angegebenen Daten zeigen, dass TGF-β ein für den neuronalen Tod wesentlicher Auslöser ist und daher, dass erfindungsgemäße Verbindungen, die zur Inhibierung der biologischen Aktivität von TGF-β, wie zum Beispiel TGF-β-spezifische Antikörper, in der Lage sind, außergewöhnlich gute therapeutische Werkzeuge sind, die bei der Behandlung eines Schlages, Neurotraumas und neurodegenerativer Erkrankungen eine TGF-β-Signalgebung verhindern.
  • Verweisstellen
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Claims (5)

  1. Pharmazeutische Zusammensetzung, enthaltend in pharmazeutisch wirksamen Mengen eine Verbindung, die zum Inhibieren der biologischen Aktivität von TGF-β befähigt ist, und eine zweite Verbindung zum Auflösen von Blutgerinnseln.
  2. Pharmazeutische Zusammensetzung nach Anspruch 1, wobei TGF-β TGF-β1, TGF-β2 und/oder TGF-β3 umfaßt.
  3. Pharmazeutische Zusammensetzung nach Anspruch 1 oder 2, weiter enthaltend einen pharmazeutisch verträglichen Träger und/oder ein pharamzeutisch verträgliches Verdünnungsmittel.
  4. Pharmazeutische Zusammensetzung nach einem der Ansprüche 1 bis 3, wobei die Verbindung ein gegen TGF-β gerichteter Antikörper oder eine Verbindung mit einer Bindungsstelle eines TGF-β-Rezeptors ist.
  5. Pharmazeutische Zusammensetzung nach einem der Ansprüche 1 bis 4, wobei die zweite Verbindung aus der Gruppe, bestehend aus Urokinase und Gewebsplasminogenaktivator, ausgewählt ist.
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