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Die
vorliegende Erfindung betrifft pharmazeutische Zusammensetzungen,
enthaltend eine Verbindung, die zum wesentlichen Inhibieren der
biologischen Aktivität
von TGF-β zur
Behandlung cerebraler Erkrankungen befähigt ist, und eine zweite Verbindung
zum Auflösen
von Blutgerinnseln.
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Die
Familie des transformierenden Wachstumsfaktors β (TGF-β) enthält die Subspezies TGF-β1, TGF-β2 und TGF-β3, die breit
verteilt sind, und im Zusammenhang damit wirkende Zytokine mit wichtigen
Rollen in der Entwicklung und Kontrolle des Zellzyklus (Roberts
und Sporn, 1990; Kriegelstein et al., 1995). TGF-βs sind in
die Regulation des neuronalen Überlebens
von beispielsweise Motoneuronen, Sensor- und Mittelhirn-dopaminergischen Neuronen verwickelt.
Die TGF-β-Isoformen
zeigen weitgehend überlappende
Expressionsmuster. Nullmutationen für jede dieser Isoformen zeigen
verschiedenartige Phänotypen,
die jedoch auf nicht neuronale Gewebe beschränkt sind (Shull et al., 1992;
Kaartinen et al., 1995; Proetzel et al., 1995; Sauford et al., 1997). Mäuse mit
Mangel am TGF-β-Rezeptortyp-II
(TβR-II) sind
bei E 10,5 tot, das heißt,
vor der Entwicklung des Nervensystems.
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Während der
Entwicklung des vertebralen Nervensystems erfahren große Zahlen
an Neuronen im zentralen und peripheren Nervensystem einen natürlich vorkommenden
Zelltod (Oppenheim, 1991). Die Regulation des Überlebens beziehungsweise Todes
eines Neurons erfordert die gemeinsamen Wirkungen von Sätzen von
Molekülen,
die Zell-extrinsisch und -intrinsisch wirken, um einen Zelltod auszuführen oder
zu verhindern (Pettmann und Henderson, 1998).
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Cerebrale
Erkrankungen, wie zum Beispiel eine neurodegenerative Erkrankung
oder cerebrale Ischämie,
führen
in Säugern
zur Verletzung oder zum Tod von Neuronen und erzeugen motorische und/oder
kognitive Mängel,
die häufig
dauerhaft sind. Derzeit gibt es für die meisten dieser cerebralen
Erkrankungen keine Behandlung, die zuverlässig die Prognose eines an
den Erkrankungen leidenden Patienten verbessert.
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Daher
besteht das der vorliegenden Erfindung zugrunde liegende technische
Problem darin, ein neues System bereitzustellen, um Schutz und dadurch
das Überleben
von vorgeschädigten
oder verletzten Neuronen bei einer bestimmten cerebralen Erkrankung
zu verleihen.
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Die
Lösung
des vorstehenden technischen Problems wird durch Bereitstellen der
in den Ansprüchen
charakterisierten Ausführungsformen
erreicht.
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Insbesondere
beruht die vorliegende Erfindung auf der Tatsache, dass neben der
Förderung
intakter Neuronen, TGF-β der
Hauptregulator zur Exekution vorgeschädigter Neuronen bei einer bestimmten
cerebralen Erkrankung ist. Dementsprechend betrifft die vorliegende
Erfindung eine pharmazeutische Zusammensetzung, enthaltend in pharmazeutisch wirksamen
Mengen eine Verbindung, die zum wesentlichen Inhibieren der biologischen
Aktivität
von TGF-β befähigt ist,
und eine zweite Verbindung zum Auflösen von Blutgerinnseln zur
Behandlung cerebraler Erkrankungen in Säugern, vorzugsweise im Menschen.
Der Begriff „TGF-β" umfasst die Subspezies
TGF-β1,
TGF-β2 und
TGF-β3.
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In
einer bevorzugten Ausführungsform
der vorliegenden Erfindung bezieht sich der Begriff „Verbindung,
die zum wesentlichen Inhibieren der biologischen Aktivität von TGF-β befähigt ist" auf polyklonale
oder monoklonale Antikörper,
die gegen TGF-β, wie
TGFG-β-Inhibitoren,
gerichtet sind, oder auf Antagonisten, die gegen TGF-β gerichtet
sind, wie zum Beispiel Verbindungen mit der Bindungsstelle eines TGF-β-Rezeptors, zum Beispiel
ein TGF-β RII/Fc
chimäres
Protein (Tβ-II-Fc),
oder auf proteinhaltige oder nicht proteinhaltige Verbindungen,
die zum Beispiel zum chemischen Verändern von TGF-β im Organismus
befähigt
sind, so dass das veränderte
TGF-β unfähig zur
Bindung an TGF-β-Rezeptoren
gemacht wird, sowie auf Verbindungen mit niedrigem Molekulargewicht,
wie zum Beispiel chemische oder nicht proteinhaltige Verbindungen,
wie TGF-β-Antagonisten.
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Die
cerebrale Erkrankung umfasst periphere und/oder ZNS-Erkrankungen,
einschließlich
cerebraler und fokaler Ischämie,
wie zum Beispiel Apoplexie, und neurodegenerative Erkrankungen,
wie zum Beispiel ALS. Nachteilige Folgen von Verletzungen des Zentralnervensystems
können
zum Beispiel durch einen Blutpfropf, Em bolus, systemische Hypotonie, Hypertonie,
hypertensive cerebrale vaskuläre
Erkrankung, Riss eines Aneurysmas, Gefäßtumor, Blutdyskrasie, Herversagen,
Herzstillstand, kardiogenen Schock, septischen Schock, Kopftrauma,
Rückenmarkstrauma,
Anfall, Bluten aus einem Tumor, oder einen anderen Blutverlust verursacht
werden. Das Rückenmark,
das ebenfalls Teil des Zentralnervensystems ist, ist im gleichen
Maß für eine Ischämie empfänglich,
die aus einem verringerten Blutfluss resultiert.
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Ist
die Ischämie
mit einem „Schlag" assoziiert, kann
sie entweder eine globale oder fokale Ischämie sein, wie nachstehend definiert
ist.
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„Fokale
Ischämie" bedeutet unter Bezugnahme
auf das Zentralnervensystem den Zustand, der aus der Blockierung
einer einzelnen Arterie resultiert, die Blut an das Gehirn oder
Rückenmark
liefert, was zum Tod aller Zellelemente (Pan-Nekrose) in dem von
dieser Arterie versorgten Gebiet führt.
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„Globale
Ischämie" bedeutet unter Bezugnahme
auf das Zentralnervensystem den Zustand, der aus einer allgemeinen
Verringerung des Blutflusses zum gesamten Gehirn, Vorderhirn oder
Rückenmark
resultiert, die den Tod von Neuronen in selektiv verletzbaren Regionen überall in
diesen Geweben verursacht. In jedem dieser Fälle sind die Pathologie sowie
die klinischen Wechselbeziehungen ziemlich unterschiedlich. Modelle
der fokalen Ischämie
gelten für
Patienten mit fokalem cerebralen Infarkt, während Modelle der globalen
Ischämie
zu einem Herzstillstand und andere Ursachen der systemischen Hypotonie
analog sind.
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Eine
weitere bevorzugte Ausführungsform der
vorliegenden Erfindung ist eine pharmazeutische Zusammensetzung,
enthaltend in pharmazeutisch wirksamen Mengen die vorstehend definierte
Verbindung und eine zweite Verbindung zum Auflösen von Blutgerinnseln und
gegebenenfalls einen pharmazeutisch verträglichen Träger und/oder ein pharmazeutisch
verträgliches
Verdünnungsmittel.
In einer bevorzugten Ausführungsform
der vorliegenden Erfindung wird die zweite Verbindung aus der Gruppe, bestehend
aus Urokinase, Thrombin und tPA (Gewebsplasminogenaktivator), ausgewählt.
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Die
Behandlungstherapie wird bezüglich
eines Verabreichungsmodus, eines Zeitpunkts der Verabreichung, der
Dosierung, so durchgeführt,
dass die funktionale Erholung des Patienten von der nachteiligen
Folge der cerebralen Erkrankung verbessert wird.
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Die
Verabreichung der erfindungsgemäßen Verbindung
oder pharmazeutischen Zusammensetzung kann durch jeden Standardweg
und jede bekannte Verabreichungsvorschrift, einschließlich der intravenösen, oralen
oder intracerebralen Verabreichung ausgeführt werden. Die Dosierung derartiger erfindungsgemäßer Antikörper oder
Antagonisten liegt vorzugsweise innerhalb eines Bereichs zirkulierender
Konzentrationen, der den ED50-Wert mit wenig oder
keiner Toxizität
umfasst. Die Dosierung kann innerhalb dieses Bereichs in Abhängigkeit
von der angewandten Dosierungsform und dem verwendeten Verabreichungsweg
variieren.
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Die
Formulierung der vorstehend definierten erfindungsgemäßen pharmazeutischen
Zusammensetzung weist keine spezifische Beschränkung auf und kann zum Beispiel
in Form von Tabletten, Zäpfchen,
Lösungen
oder Formulierungen zur verzögerten
Freisetzung hergestellt werden. Die Antikörper oder Antagonisten können zum
Beispiel für
eine parenterale Verabreichung durch Injektion, zum Beispiel durch
Bolusinjektion oder eine kontinuierliche Infusion, formuliert werden.
Formulierungen zur Injektion können
in Einheitsdosierungsform, zum Beispiel in Ampullen oder in Behältern mit
vielen Dosen mit einem hinzugefügten
Konservierungsmittel angeboten werden.
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Die
therapeutischen Antikörper
oder Antagonisten der Erfindung können ebenfalls einen Träger oder
Arzneimittelträger
und/oder ein Verdünnungsmittel
enthalten, von denen viele dem Fachmann bekannt sind. Arzneimittelträger, die
verwendet werden können,
umfassen Puffer (zum Beispiel Citratpuffer, Phosphatpuffer, Acetatpuffer
und Bicarbonatpuffer), Aminosäuren,
Harnstoff, Alkohole, Ascorbinsäure, Phospholipide,
Proteine (zum Beispiel Serumalbumin), EDTA, Natriumchlorid, Liposomen,
Mannitol, Sorbitol und Glycerin.
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Aus
dem medizinischen Stand der Technik ist gut bekannt, dass Dosierungen
für jeden
Patienten von vielen Faktoren abhängen, einschließlich von der
allgemeinen Gesundheit, dem Geschlecht, dem Gewicht, der Körperoberfläche und
dem Alter des Patienten, sowie von der zu verabreichenden speziellen
Verbindung, vom Zeitpunkt und Weg der Verabreichung und anderen
Arzneimitteln, die gleichzeitig verabreicht werden. Eine Bestimmung
der am besten geeigneten Dosierung und des Weges der Verabreichung
liegt ohne weiteres innerhalb der Fähigkeiten eines geübten Arztes.
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Das
folgende Beispiel zeigt die Spezifität eines Anti-TFG-β-Antikörpers, sowie
die Morphologie und Neuronenzahlen von Kükenganglien bei E10, das heißt nach
der hauptsächlichen
Zeitdauer des ontogenetischen ciliaren Neuronentods. Die Embryonen
wurden täglich
von E6 bis E9 mit 10μg
eines monoklonalen Maus-Anti-TGF-β1,
-β2, -β3-Antikörpers (Anti-TGF-β, erhalten
von Genzyme), der auf die Chorioallantoismembran aufgebracht wurde,
mit einer identischen Dosis eines Maus IgG mit oder ohne Rhodaminkonjugation,
oder mit 2 μg
eines rekombinanten humanen TGF-β RII/Fc
chimären
Proteins (TβR-II-Fc,
erhalten von R&D
Systems) behandelt. Ciliare Ganglien wurden bei E10 seziert, in
Bouins Lösung
fixiert und in Paraffin eingebettet. Es wurden Dot-Blots hergestellt,
die die Spezifität
des Anti-TGF-β-Antikörpers zeigen.
Weiterhin wurden Schnitte (H.E. Färbung oder Fluoreszenzmikroskopie)
durch den größten Umfang
der Ganglien von Embryos hergestellt und die Neuronenzählungen
in Ganglien zeigten im Vergleich zu unbehandelten Embryos erhöhte Neuronenzahlen
mit den erfindungsgemäßen Behandlungen.
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Weiterhin
wurden Neuronenzahlen und Apoptosis in ciliaren Ganglien (CG), Spinalwurzelganglien
(L3; DRG) und die lumbale Motoneuronensäule von Embryos, die mit Anti-TGF-β behandelt
worden waren, untersucht. Die Neuronenzählungen bei E10 nach täglichen
Behandlungen von E9-E10 und TUNEL-Markierungen von CG, DRG und die
lumbalen Motoneuronen bei E8 nach Behandlung mit Anti-TGF-β-Antikörper bei
E6 und E7 wurden mit unbehandelten Embryos verglichen. Eine quantitative Analyse
von TUNEL-positiven Neuronen zeigte im Vergleich zu unbehandelten
Embryos erhöhte
oder verminderte Neuronenzahlen.
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Neuronenzählungen
zeigten eine Rettung des Phänotyps
von CG und Motoneuronen in Anti-TGF-β-behandelten Embryos durch Verabreichung von
TGF-β. Eine
Behandlung mit TGF-β3
(2 μg) bei E10
nach Verabreichung von Anti-TGF-β von
E6 bis E9 erzeugte Neuronenzahlen bei E14, die zu denen von Kontrollembryos
identisch wa ren. Eine fortgesetzte Behandlung mit Anti-TGF-β von E10
bis E13 erhielt die Neuronenzahlen vollständig.
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Qualitative
mikroskopische und quantitative Analysen von H.E. gefärbten Schnitten
zeigten, dass Anti-TGF-β lumbale
DRG und Motoneuronen nach einseitiger Abtrennung der Gliedmaßenknospe
rettet.
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Die
vorliegende Erfindung wird durch das folgende nicht einschränkende Beispiel
erläutert.
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BEISPIEL Neuronenzählexperimente
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Kükenembryos
wurden täglich
mit 50 μl phosphatgepufferter
Salzlösung,
ergänzt
mit 200 Einheiten/ml Penicillin, 100 μg/ml Streptomycin, 200 μg/ml Neomycin
(jeweils erhalten von Gibco), enthaltend entweder 10 μg eines Pan-Anti-TGF-β (erhalten von
Genzyme) oder 2 μg
TβR-II-Fc
(erhalten von R&D
Systems), oder 10 μg
Maus-IgG (erhalten von Sigma) durch Verabreichung auf die Chorioallantoismembran
durch ein Fenster in der Schale entsprechend bei Oppenheim et al.,
1993, behandelt. Die Embryos wurden entweder an E8, E10 oder E14
getötet.
Die CG und das lumbale Rückenmark
mit den damit verbundenen DRG wurden seziert, in Bouins Lösung fixiert
und in Paraffin eingebettet. Alle Gewebe wurden bei 8 bis 10 μm geschnitten
und mit H.E. gefärbt.
In jedem fünften
oder zehnten Schnitt wurden Neuronen entsprechend der Beschreibung
bei Oppenheim et al., 1993 gezählt.
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TUNEL-Markierung
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Die
Schnitte wurden gemäß den Anweisungen
des Herstellers (Boehringer Mannheim) gefärbt und mit H.E. gegengefärbt. TUNEL-positive
Kerne großer
Neuronen wurden bei jedem zehnten Schnitt gezählt und als Verhältnis zu
den gesamten Neuronen dieser speziellen Neuronenpopulation ausgedrückt.
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Einseitige
Abtrennung einer Gliedmaßenknospe
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Abtrennungen
von Knospen der hinteren Gliedmaßen von Kükenembryos wurden bei E3 durchgeführt. Die
Embryos wurden täglich
(10 μg; E3-E6),
wie vorstehend aufgezeigt ist, entweder mit Anti-TGF-β oder IgG
behandelt und bei E7 zur H.E. Färbung
und Neuronenzählung
bearbeitet.
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Ein Anti-TGF-β-Antikörper neutralisiert
endogenes TGF-β während des
hauptsächlichen
Zeitabschnitts des ontogenetischen Neuronenzelltods
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In
der Entwicklung des Nervensystems von Küken und Säugern kommen TGF-β2 und TGF-β3 sowie ihre
Rezeptoren in vielen Populationen postmitotischer Neuronen, einschließlich CG,
DRG und Motoneuronen, vor (Kriegelstein et al., 1998). Ein monoklonaler
Antikörper,
der alle drei Isoformen von TGF-β (Anti-TGF-β) erkennt,
wurde zum Neutralisieren von endogenem TGF-β während des hauptsächlichen
Zeitabschnitts des ontogenetischen Zelltods (E6-E9) von CG und DRG
sowie spinaler Motoneuronen verwendet. Zehn μg dieses Antikörpers neutralisieren
10 ng von jedem verfügbaren
rekombinantem TGF-β,
einschließlich
Hühner-TGF-β3 (R&D Systems) zu > 98 %, entsprechend
der Bewertung in einem Bioassay unter Verwendung epithelialer Zellen einer
Nerzlunge (Abe et al., 1994; Krieglstein und Unsicker, 1995). Die
Spezifität
dieses monoklonalen Anti-TGF-β-Antikörpers wurde
durch Dot-Blot unter Verwendung von 40 anderen Wachstumsfaktoren
ermittelt. Tägliche
Behandlungen mit Anti-TGF-β führten zu
einer erhöhten
CG-Größe bei E10.
Ein entsprechendes Kontroll-IgG, das Rhodamin-konjugiert ist, konnte über den
gesamten Embryo hinweg nachgewiesen werden. Ein TβR-II-Fc chimäres Protein,
das als alternatives Werkzeug zum Einfangen von endogenem TGF-β verwendet
wurde, erhöhte
im Vergleich zu unbehandelten oder mit IgG behandelten Embryos ebenso
die CG-Größe bei E10.
Neuronenzählungen
offenbarten, das die erhöhte
CG-Größe auf eine
signifikante Vergrößerung der
Neuronenzahlen zurückzuführen ist.
Die gezählten
Werte von näherungsweise
6.000 spiegeln die Neuronenzahlen vor dem ontogenetischen Tod bei
E6 (Landmesser und Pilar, 1974), wobei sie zeigen, dass eine Beseitigung
der TGF-β-Signalgebung
die Ausführung
des ontogenetischen Neuronentods in den Küken-CG verhindert.
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Ein Neutralisieren
von TGF-β stört den ontogenetischen
Zelltod in Sensor- und Motoneuronen
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Sensor-
und Motoneuronen wurden zur Untersuchung analysiert, ob ein Neutralisieren
von TGF-β ebenfalls
die Entwicklung anderer Neuronenpopulationen während der Zeitdauer des ontogenetischen
Neuronendtods störte.
Neuronenzählungen
in den L3 DRG und in der lumbalen Motoneuronensäule offenbaren eine signifikante
Zunahme in den Neuronenzahlen bei E10 nach täglichen Antikörperbehandlungen
von E6 bis E9. Die Zahlen von Motoneuronen in Antikörper-behandelten
Embryos stimmten beinahe mit den Neuronenzahlen vor dem Beginn des
ontogenetischen Neuronentods überein
(Hamburger et al., 1975). Zur Bestimmung, ob die Zunahme in den Zahlen
von Neuronen nach Anti-TGF-β-Behandlung aus
dem verminderten Neuronentod resultierte, wurde eine TUNEL-Markierung
zur Färbung
apoptotischer Zellen durchgeführt.
Das Zählen
der Zahlen von TUNEL-positiven Zellen bei E8, welches der Peak für den Zelltod
für alle
drei untersuchten Neuronenpopulationen ist, offenbarte eine signifikante
Verringerung des Anteils an apoptotischen Zellen. Dies zeigt, dass
endogenes TGF-β zur
Ausführung
des Zelltodprogramms bei der Entwicklung von Neuronen wesentlich
ist.
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Der ontogenetische
Neuronentod findet nach Beendigung der Antikörperbehandlung und Substitution von
endogenem TGF-β statt
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Weiterhin
wurde untersucht, ob der ontogenetische Neuronentod zu einem späteren Zeitpunkt nach
Beendigung der Antikörperbehandlung
und Substitution von endogenem TGF-β stattfinden würde. Eine
einzelne Dosis TGF-β3
bei E10 nach dem Ende der Antikörperbehandlung
(E6-E9) führte
zu einer signifikanten Verringerung der Neuronenzahlen in den CG
und der Motoneuronensäule.
Die Zahlen der Neuronen stimmten mit denjenigen von Kontrollembryos
nach dem Ende der hauptsächlichen
ontogenetischen Zelltoddauer (E10) sowie mit denjenigen von Embryos
bei E14 überein.
Daher vermittelt TGF-β den
Tod ausgewählter
Neuronen, insbesondere derjenigen, die zum Sterben bestimmt sind.
Im Gegensatz dazu stabilisierte eine Verlängerung der Antikörperbehandlung über die
Zeitdauer des ontogenetischen Tods hinweg die Neuronenzahlen auf
erhöhten
Niveaus.
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Eine Behandlung
von Embryos mit abgetrennter Gliedmaßenknospe mit Anti-TGF-β rettet sowohl
Motoneuronen als auch DRG-Neuronen
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Mehrere
Anzeichen weisen darauf hin, dass das Ausmaß des ontogenetischen Neuronentods entscheidend
durch das Ziel reguliert wird (Olek und Edwards, 1978; Pittman und
Oppenheim, 1979; Pilar et al., 1980; Thoenen und Edgar, 1985), was
am besten durch die klassischen Beispiele von V. Hamburger (Hollyday
und Hamburger, 1976) erläutert
wird. Eine Exstirpation der hinteren Gliedmaßenknospe in dem E3 Kükenembryo,
das heißt
vor dem Erscheinen und der Synapsenbildung von Motoneuronenaxonen im
Ziel (Dahm und Landmesser, 1988, 1991), bewirkt den Tod von beinahe
allen lumbalen Motoneuronen und Sensorneuronen bei E7 (Oppenheim
et al., 1978). Eine qualitative mikroskopische Analyse dokumentierte,
dass eine Behandlung von Embryos mit abgetrennter Gliedmaßenknospe
mit Anti-TGF-β sowohl
Motoneuronen als auch DRG-Neuronen rettet. Eine Quantifizierung
offenbart, dass die lumbale Motoneuronenpopulation in Embryos mit
abgetrennter Gliedmaße
durch eine Anti-TGF-β-Behandlung überraschend
auf näherungsweise
die Hälfte
der Größe im Vergleich
zu der nicht operierten Kontrollseite gerettet werden konnte.
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Zusammenfassung
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Die
vorstehenden Ergebnisse zeigen, dass TGF-β eine Schlüsselrolle sowohl in der Regulation des
ontogenetischen Neuronentods von drei Hauptklassen peripherer und
ZNS-Neuronen sowie in der Regulation des Zelltods nach Zielabtrennung
ausübt. Parasympathische
CG, Sensor-DRG und spinale lumbale Motoneuronen in Kükenembryos
weisen ihre hauptsächliche
Zeitdauer des ontogenetischen Neuronentods zwischen E6 und E9 auf,
verlieren näherungsweise
50 % der gesamten erzeugten Zellen, erfordern jedoch größtenteils
verschiedenartige und nur teilweise überlappende vom Ziel abgeleitete
trophische Moleküle,
um das Überleben
der optimalen Zellzahlen zu sichern. CG-Neuronen werden durch CNTF/GPA,
DRG-Neuronen hauptsächlich
durch Neurotrophine, und Motoneuronen durch GDNF, HGF, Neurotrophine,
IGF-I und andere erhalten (Nishi, 1994; Heller et al., 1995; Lewin
und Barde, 1996; Oppenheim, 1996). In Motoneuronen kann selbst ein Cocktail
aus zahlreichen trophischen Molekülen die Population nicht vollständig erhalten.
Das Beispiel der vorliegenden Erfindung zeigt, dass die Beseitigung
von endogenem TGF-β be ziehungsweise
der TGF-β-Signalgebung
zu Rettungswirkungen führt, die
sich von Behandlungen mit einem neurotrophen Faktor bezüglich (i)
des breiten Spektrums reagierender Populationen und (ii) der Größenordnung
der Wirkung unterscheiden, die so gut wie alle Neuronen einer gegebenen
Population umfasst. Daher ist das Fehlen von TGF-β in der Lage,
alle Neuronen zu retten, die zum Sterben bestimmt sind. Die Beseitigung von
TGF-β ist
allen bekannten Manipulationen der molekularen Kaskade, die mit
dem Neuronenzelltod zu tun hat, in dem Sinne überlegen, dass Neuronenpopulationen
vollständig
erhalten bleiben.
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Das
Beispiel zeigt, dass der ontogenetische Neuronentod ciliarer, Spinalwurzel-
und Spinalmotoneuronen größtenteils
verhindert wird und auf eine Abtrennung der Gliedmaßenknospe
folgende Neuronenverluste nach Neutralisation von endogenem TGF-β durch einen
Anti-TGF-β-Antikörper in
Kükenembryos
stark vermindert sind. Ebenso rettet ein Verhindern der TGF-β-Signalgebung
durch Behandlung mit einem TβR-II-Fusionsprotein
während
der Zeitdauer des ontogenetischen Zelltods in dem ciliaren Ganglion
alle Neuronen, die normalerweise sterben. Eine TUNEL-Färbung offenbarte
verringerte Zahlen apoptotischer Zellen. Eine Anwendung von exogenem
TGF-β rettete
den benachteiligten Phänotyp.
Daher spielt TGF-β im
Gegensatz zu jeglichem in den vorstehenden Systemen wirkenden einfachen neurotropischen
Faktor eine Schlüsselrolle
in der Regulation des ontogenetischen Neuronentods sowie des auf
einen neuronalen Zielverlusts folgenden Zelltods.
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Die
vorstehenden Ergebnisse zeigen die Schlüsselrolle von TGF-β bei der
Regulierung des Überlebens
und Tods von Neuronen. Die vorstehend angegebenen Daten zeigen,
dass TGF-β ein
für den neuronalen
Tod wesentlicher Auslöser
ist und daher, dass erfindungsgemäße Verbindungen, die zur Inhibierung
der biologischen Aktivität
von TGF-β,
wie zum Beispiel TGF-β-spezifische
Antikörper,
in der Lage sind, außergewöhnlich gute
therapeutische Werkzeuge sind, die bei der Behandlung eines Schlages,
Neurotraumas und neurodegenerativer Erkrankungen eine TGF-β-Signalgebung verhindern.
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Verweisstellen
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- Dahm und Landmesser, Dev. Biol. 130, 621 (1988)
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