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Die
Erfindung betrifft eine neue Mutante des Gewebefaktor-Inhibitorproteins
("Tissue Factor
Pathway Inhibitor",
TFPI) und ihre entsprechenden DNA Sequenz. Die Mutante kann in Menschen
aufgefunden werden, welche ein erhöhtes Risiko für Thrombosekrankheiten
zeigen oder zeigen können.
Die DNA Sequenz gemäß der Erfindung
unterscheidet sich vom der bekannten TFPI kodierenden DNA durch
einen singulären
Nukleotidpolymorphismus, der in der Änderung einer Aminosäureposition
innerhalb des TFPI-Proteins resultiert. Durch Selektieren nach besagter
DNA oder Fragmenten davon in menschlichen Blutproben ist es möglich eine Veranlagung
für thrombotische
Funktionsstörungen
vorauszusagen, durch welche prophylaktische Anwendungen oder Maßnahmen
initiiert werden können.
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Gewebefaktor-Inhibitor
("Tissue Factor
Pathway Inhibitor",
TFPI) ist ein wichtiger Regulator des extrinsischen Blutgerinnungsweges.
Obwohl die regulative biochemische Rolle von TFPI offensichtlich
ist, bleibt die klinische Signifikanz dieses Proteinase-Inhibitors
aufzuklären.
Die Definition eines klinischen TFPI Mangels scheint komplexer zu
sein als die bei anderen Gerinnungshemmstoffen, da die Aktivität und Konzentration
von zirkulierendem TFPI nicht als echtes Maß von in vivo Zuständen betrachtet
werden kann. Es ist gezeigt worden, dass seine Bestimmung in Plasmaproben
mittels immunologischer Methoden oder funktioneller Untersuchungen
unzulänglich
für das
Auffinden eines klinischen Mangels ist.
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TFPI
ist ein einkettiges Glykoprotein, welches im Plasma in Spuren vorkommt.
Es wurde kürzlich
bekannt als Hemmstoff des extrinsischen Weges oder als Lipoprotein
assoziierter Gerinnungshemmstoff TFPI gehört der Klasse der Kunitz-Typ
Proteinase-Hemmstoffe an, und das reife Protein enthält ein saures
amino-terminales Ende gefolgt von drei Kunitz-Typ inhibitorischen
Domänen
und einem basischen carboxyl-terminalen Ende. Die für TFPI kodierende
cDNA wurde geklont und charakterisiert von Wun et al. (J. Biol.
Chem. 1988, 263). Das reife Molekül besteht aus 276 Aminosäureresten
einschließlich
18 Cysteinen (siehe SEQ ID Nr. 1, 2), welche alle in Disulfidbindungen
involviert sind, und enthält
drei potentielle N-verknüpfte
Glykosylierungsstellen. Das Molekulargewicht des Polypeptid-Hauptstrangs
ist ungefähr
32 kDA groß,
das im Plasma vorkommende Protein weist jedoch auf SDS-PAGE ein scheinbares
Molekulargewicht von ungefähr
42 kDA auf, was vermutlich auf Glycosylierung zurückzuführen ist.
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Der
multivalente Protease-Hemmstoff ist ein wichtiger Regulator des
extrinsischen Blutgerinnungsweges bedingt durch seine Fähigkeit
mit dem Blutgerinnungsfaktor VIIa/Gewebefaktorkomplex und dem aktivierten
Faktor X über
dessen Kunitz-Typ Domänen δ1 und δ2 zu interagieren
(siehe: Girard, T.J. et al., Nature 338, 518-520 (1989); Broze,
G.J.Jr. et al.; Blood 71, 335 (1984); Rapaport, S.I. & Rao, L.V.M.,
Thrombosis and Haemostasis 74, 7-17 (1995); Broze, G.J.Jr., Haemostaseologie
17 73-77 (1997)). Es gibt auch Hinweise, dass die Infusion von rekombinantem
TFPI gegen durch TF oder E.coli induzierte verstreute intravaskuläre Gerinnung schützen kann,
um wiederum gegenüber
venöser
Thrombose zu schützen
und eine erneute Thrombose nach erfolgreicher Thrombolyse bei arterieller
Thrombose zu verhindern. Die intravaskuläre Verteilung von TFPI ist komplex.
Das reife humane Gewebefaktor-Inhibitorprotein wird hauptsächlich durch
das vaskuläre
Endothelium synthetisiert (Bajaj, M.S. et al. Proc. Natl. Acad.
Sci. USA 88, 8869, (1990)). Es ist ferner in wenigstens vier intravaskulären Pools
aufgefunden worden: gebunden an die Endothelzelloberfläche, assoziiert
mit Lipoproteinen, trägerfrei
innerhalb des Plasmas, und abgesondert in Blutblättchen (Sandset, P.M. & Abildgaard, U.,
Haemostasis 21, 219 (1991). Eine Übersicht der Regulation und
Rolle von TFPI innerhalb des extrinsischen Wegsystems wird geliefert
von Peterson et al. (Thrombosis Research, 79, 1-47 (1995)).
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TFPI
spielt eine so wichtige Rolle bei der Hemmung des extrinsischen
Weges, dass TFPI Mangel, der auf Mutationen im TFPI Gen zurückzuführen ist,
die Aktivität
des Prothrombinase-Komplexes erhöhen
sollte. Dies steigert die Thrombin Bildung und folgerichtig das
Risiko von venöser
Thrombose. Solch eine verringerte Hemmung der Thrombin Bildung ist
bereits bekannt bei vererbten Gerinnungshemmungsdefekten, welche
für Thrombose
prädisponieren,
einschließlich
eines Mangels an Antithrombin III, Protein C und Protein S (Dahlbäck, B. Blood
85, 607-614 (1995)). Die geläufigste
vererbte Abnormalität,
welche bekannt ist, zu venöser Thrombose
zu führen,
ist die Resistenz gegenüber
aktiviertem Protein C, welche durch eine singuläre Punktmutation im Faktor
V – Gen
verursacht wird (Bertina, R.M. et al., Nature 369, 64-67 (1994)).
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Somit
ist es Gegenstand der vorliegenden Erfindung, genomische DNA Proben
von humanen normalen Blutspendern und thrombotischen Patienten nach
Veränderungen
im TFPI Gen zu durchsuchen, um den Einfluss eines modifizierten
TFPI bei venösen
thrombotischen Erkrankungen zu bewerten.
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Überraschenderweise
konnte eine singuläre
Nukleotidsubstitution (C → T)
im Exon 7 des TFPI-Gens gefunden werden, welche zu einem Prolin
nach Leucin Austausch an Position 151 des reifen Proteins führt (siehe
SEQ ID Nr. 3, 4). Untersucht man die statistische Signifikanz dieser
TFPI-Modifikation, stellt man fest, dass diese Modifikation mit
einem relativen Risiko zu allgemeinen thrombotischen Funktionsstörungen verknüpft ist.
Es sollte jedoch betont werden, dass die besagte Modifikation auch
bei einzelnen Personen aufzutreten scheint, welche, vergleicht man
ihre familiäre
Gesundheitsvorgeschichte, offensichtlich kein erhöhtes Risiko
gegenüber
thrombotischen Ereignissen zeigen. Nichtsdestoweniger kann das Auffinden
von modifiziertem TFPI Protein / DNA in Blutproben von einzelnen
Personen einen wichtigen Hinweis auf eine mögliche Disposition dieser Person
für thrombotische
Erkrankungen liefern. Daher können
prophylaktische Maßnahmen
ergriffen werden, um besagte Krankheiten zu verhindern.
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Der
Ausdruck "thrombotische
Funktionsstörungen", der oben und unten
verwendet wird, schließt
gemäß der Erfindung
alle bekannten Krankheiten oder Störungen ein, die direkt oder
indirekt in Beziehung stehen mit einer ständigen oder zeitweiligen abnormalen
oder pathologischen Blutgerinnung, zum Beispiel, venöse Thrombose.
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Das
modifizierte TFPI oder die entsprechende DNA können als diagnostischer Marker
Verwendung finden, um ein solches mögliches Risiko für thrombotische
Störungen
in einem Patienten zu detektieren.
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Somit
ist es Gegenstand der Erfindung, eine DNA Sequenz zur Verfügung zu
stellen, welche für
einen Mutante von Gewebefaktor-Inhibitor ("Tissue Factor Pathway Inhibitor", TFPI) Protein kodiert,
worin ein Prolin-Rest an Position 151 des reifen Peptides (berechnet
vom N-terminalen
Ende) durch einen Leucin-Rest ersetzt ist.
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Es
ist ferner Gegenstand der Erfindung, eine DNA Sequenz zur Verfügung zu
stellen, die einen DNA Sequenz (a) umfasst, welche für eine Signalsequenz
kodiert, gefolgt von einer DNA Sequenz (b), welche für eine Mutante
des TFPI-Proteins kodiert, worin ein Cytosin an Position 536, berechnet
vom Startkodon der Sequenz (a), durch ein Tyrosin ersetzt wird,
um innnerhalb der kodierenden Region der Sequenz (b) ein CTG Kodon
anstelle eines CCG Kodons zu bilden.
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Es
ist weiterhin Gegenstand der Erfindung ein Verfahren bereit zu stellen,
um eine Veranlagung für thromboembolische
Krankheiten in Menschen festzustellen, in dem man genomische Proben
aus menschlichem Blut nach DNA Sequenzen, wie sie oben oder in den
Ansprüchen
definiert sind, absucht.
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Insbesondere
betrifft die Erfindung eine Methode, welche Polymerase-Kettenreaktion
(PCR) und Restriktionsanalyse einsetzt, in dem man die gesamte DNA
aus menschlichen Blutproben extrahiert, Exon 7 des TFPI-Gens (von
Position 536 bis 628) und seine ehemalige flankierende Intron-Region
mittels geeigneter Primer amplifiziert, die PCR-Produkte mit einem
Restriktionsenzym, welches die Erkennungsstelle ACTGG oder CAGTG
aufweist, behandelt, und die Länge
des Fragments nach Restriktionsanalyse oder Isolierung und Detektierung
der oben und unten definierten DNA feststellt.
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Geeignete
Primer gemäß der Erfindung
sind Primer oder DNA Fragmente, welche mit den entsprechenden Regionen
von Exon 7 des TFPI Gens hybridisieren können, intronische Flankenregionen
eingeschlossen. Daher ist es in einer bevorzugten Ausführungsform
Gegenstand der Erfindung, ein Verfahren, wie oben und in den Ansprüchen definiert,
bereit zu stellen, welches die folgenden Primer (SEQ ID Nr. 6, 8)
verwendet:
5' – TCTATTTTAATTGGCTGTAT – 3' und
5' – GCATGATAATAGTTTCCTGG – 3'.
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Die
durch den singulären
Nukleotidpolymorphismus bedingte Modifikation (C → T, CCG → CTG) im TFPI
Gen an Position 536 generiert innerhalb dieser Region des Gens eine
neue Spaltungsstelle, welche im ursprünglichen Gen nicht vorhanden
ist. Dies ist sehr vorteilhaft und kann vorzugsweise als Kurznachweis
von derartig modifizierter DNA in Blutproben, und folgerichtig der
oben erwähnen
Veranlagung für
thrombotische Funktionsstörungen
verwendet werden. Die durch besagten Nukleotidaustausch geschaffene
Erkennungsstelle ist ACTGG oder CAGTG (SEQ ID. Nr. 5, 7). Daher
sind alle Restriktionsenzyme, die diese Spaltungsstelle erkennen
können,
geeignet, um das diagnostische Verfahren der Erfindung durchzuführen.
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Bekannte
und geeignete Restriktionsenzyme sind beispielsweise Bse1I, BseNI,
BsrI, BsrSI, BscH1, Bst11I, BsoHI, Tsp1I, and TspRI. Das gemäß der Erfindung
bevorzugte Enzym ist BseNI.
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Letztlich
ist es Gegenstand der Erfindung, eine neue Mutante von Gewebefaktor-Inhibitor
("Tissue Factor
Pathway Inhibitor",
TFPI) Protein zur Verfügung
zu stellen, worin ein Prolin-Rest
an Position 151 des reifen Peptids (berechnet vom N-Terminus ohne
Signalpeptidsequenz) durch einen Leucin-Rest ersetzt ist.
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Gemäß der Erfindung
wurde die These untermauert, dass genetische Variationen im TFPI
Gen zum Auftreten von bislang ungeklärten Fällen von Thrombophilie in ungefähr der Hälfte der
betroffenen Patienten beitragen. In einem ersten Screening-Experiment
wurden 50 nicht miteinander verwandte Personen mit einer thrombotischen
Vorgeschichte untersucht, die ausselektiert waren, um die genetische
Grundlage ihrer Thrombose zu bestimmen (27 von ihnen erwiesen sich
als Träger
der Faktor V Leiden Mutation). Durch Absuchen aller kodierender
Exons des TFPI Gens und der benachbarten intronischen 5'- und 3'- Regionen mittels PCR-SSCP
Analyse wurde ein abnormales Muster in einem PCR-Fragment von Exon
7 beobachtet (1a), welches die Anwesenheit
einer genetischen Variation vermuten ließ. DNA Sequenzierung des Fragmentes, welches
das abnormale SSCP Bandenmuster zeigte, offenbarte eine singuläre heterozygote
C- nach T- Mutation an Nukleotidposition 1 von Exon 7, was zu einer Änderung
von Kodon CCG151 zu CTG151 führt und
in einem Pro151 zu Leu151 Austausch
in der Aminosäuresequenz
des reifen Proteins resultiert (1b, c; 2)
(siehe auch: van der Logt et al., Biochemistry 30, 1571-1577 (1991);
Girard, T.J. et al.; J. Biol. Chem. 266, 5036-501 (1991)).
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Der
536C → T Übergang
geht einher mit der Bildung einer neuen Erkennungsstelle für das Restriktionsenzym
BseNI und liefert ein schnelles Hilfsmittel, um weitere Individuen
nach dieser Mutation mittels PCR und Restriktionsfragmentlängenpolymorphismus-Analyse
(PCR-RFLP) abzusuchen.
Die für
die Amplifizierung von Exon 7 und der 5'- und 3'- flankierenden intronischen Regionen
entworfenen Primer wurden verwendet, um ein 170 by großes PCR-Fragment zu generieren.
Wenn das Nukleotid C an Position 536 vorhanden ist, ist das 170
by große
DNA Fragment nicht mit BseNI verdaubar. Wenn jedoch das Nukleotid
T an dieser Position zugegen ist, wird ein 27 by und ein 143 by
großes
Restriktionsfragment generiert. Unter Verwendung dieser Methode
wurde ein zweiter Satz von Patienten mit venöser Thrombose (n=234), von
denen 30.2 % die Faktor V Leiden Mutation trugen, einem entsprechenden
Screening unterworfen. Ein weiteres Individuum, das für die TFPI-Mutation
heterozygot ist, wurde detektiert. Homozygote Träger dieser Mutation wurden
nicht gefunden.
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Um
die Verbreitung des 536C → T
Austausches in der allgemeinen Bevölkerung abzuschätzen, wurden
2480 zufällig
ausgewählte,
nicht verwandte Blutspender (Alter 18 – 60 Jahre) mittels PCR-RFLP
untersucht.
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Um
eine größere Anzahl
von Personen mit dem Merkmal aufzufinden – was eine präzisere Abschätzung des
relativen Risikos dieser Individuen, eine venöse Thrombose zu entwickeln,
zulassen würde – wurden Familienmitglieder
der heterozygoten Blutspender und Patienten untersucht. Insgesamt
wurden 13 heterozygote Individuen in sechs verschiedenen Familien
gefunden. Zwei von ihnen litten an starker Venenthrombose.
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Alle
Personen, die die TFPI Mutation in sich trugen, wurden auf die Anwesenheit
von anderen genetischen Defekten der Blut gerinnenden Proteine (Faktor
V Leiden, Prothrombin 20210G → A
Mutation, Mangel an Protein C, Protein S und Antithrombin III) untersucht,
um den Beitrag dieser Störungen
an den thromboembolischen Befunden auszuschließen. Die zwei Individuen, die
das TFPI-Merkmal aufwiesen und an venöser Thrombose litten, hatten
keine der zusätzlich
untersuchten genetischen Funktionsstörungen. Obwohl die TFPI Mutation
zusammen mit entweder der Faktor V Leiden Mutation oder der Prothrombin
Mutation (20210G → A) in
4 Mitgliedern einer Familie beobachtet wurde, hatte keines von ihnen
eine thromboembolische Krankheitsvorgeschichte.
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Es
ist allgemein anerkannt, dass für
den Beweis, dass ein hemmendes Blutgerinnungsprotein eine wichtige
regulative Rolle spielt, das Auffinden von geringen Mengen von zirkulierendem,
mit venöser
Thrombose assoziiertem Hemmstoff erforderlich ist. Daher wurden
die TFPI Aktivität
durch einen funktionellen und die Proteinkonzentration durch einen
immunologischen Untersuchungsansatz im Plasma aller TFPI Mutation aufweisenden
Individuen gemessen. Verglichen mit der Kontrollgruppe (Blutspender
ohne TFPI Mutation) wurden keine statistisch signifikanten Unterschiede
festgestellt. Jedoch könnten
geringfügige
Unterschiede aufgrund der geringen Anzahl von bislang untersuchten
Fällen
nicht erkannt worden sein.
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Ferner
muss im Zusammenhang mit der Interpretation der TFPI Mengen berücksichtigt
werden, dass, verglichen mit anderen Blutgerinnungshemmstoffen wie
Antithrombin III und Protein C, die hauptsächlich als freie Moleküle zirkulieren,
zirkulierendes TFPI nicht das wahre Ausmaß der gesamten in vivo TFPI
Menge wiedergibt. Daher hat sich gezeigt, dass die Bestimmung von
TFPI Aktivität
und Proteinkonzentration in Plasmaproben ein ungeeigneter Ansatz
ist, klinischen TFPI Mangel festzustellen. Die intravaskuläre Verteilung
ist mehr komplex. Eine größere Menge
von TFPI (ungefähr
50 – 80%
des gesamten intravaskulären
Vorkommens) ist normalerweise am Endothelium gebunden, kann jedoch
in die Zirkulation nach erfolgter Injektion von Heparin freigegeben
werden. Es ist auch bekannt, dass mehr als 80% des zirkulierenden
TFPI in einer komplexen Form mit Lipoprotein, vorzugsweise mit Lipoprotein
geringer Dichte vorliegt. Ob jedoch diese Fraktion von Lipoprotein-assoziiertem
TFPI als Blutgerinnungshemmstoff aktiv bleibt, ist noch unbekannt.
Das Vorkommen von Plasma-TFPI ist mit der Lipoprotein-Konzentration
korreliert, und es ist gezeigt worden, dass Patienten mit einer
vererbten Abetalipoprotein-Ämie
erniedrigte TFPI Plasmakonzentrationen aufweisen aber nicht an venöser Thrombose
leiden. Daher stellt sich die Frage, ob ein Mangel an gesamtem intravaskulärem TFPI durch
irgend einen der bislang verwendeten Tests festgestellt werden kann
(Sandset, P.M. & Bendz,
B. Thrombosis and Haemostasis 78, 467-470 (1997)). Eine genetische Abnormalität von TFPI,
welche die Entwicklung von venöser
Thrombose fördert,
kann verschiedene Funktionen des Proteins betreffen, so die Sekretion
durch Endothelzellen, die Bindung an Endothelmembranen, die Proteolyse
im vaskulären
Raum und die Assoziierung mit Lipoproteinen.
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Bislang
wurden 13 Individuen mit der TFPI Mutation identifiziert. Zwei von
ihnen hatten eine venöse Thrombose
als Krankheitsvorgeschichte. Obwohl die Anzahl der Personen ziemlich
klein ist, um das Risiko zu Thrombophilie abzuschätzen, wurde
die Verbreitung von venöser
Thrombose in dieser Gruppe mit der Verbreitung in 466 Blutspendern,
welche sehr sorgfältig über eine
mögliche
Vorgeschichte venöser
Thrombose befragt wurden, verglichen. 10 Fälle wurden in dieser Gruppe
gefunden. Die statistische Auswertung ergab eine Wahrscheinlichkeit
von 94.5% für
die Hypothese, dass das Auftreten des TFPI-Merkmals mit Thrombophilie verknüpft ist
(p= 0.055, ungleiches Verhältnis:
5.9; 95% Konfidenzintervall: 1.0 – 36.5).
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Somit
bleibt diese Frage offen and kann nur beantwortet werden, wenn mehr
Personen mit der TFPI Mutation für
die statistische Bewertung verfügbar
sind.
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Beschreibung der Abbildungen:
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1:
PCR-SSCP und Sequenzänderung
für die
Prolin zu Leucin Substitution in einer TFPI Variante.
- (a) Einzelstrangkonformationspolymorphismus in Exon 7 des TFPI-Gens
in einem thrombotischen Patienten (Bande C) und nicht thrombotischen
Kontrollen (Banden A, B, D). Der Pfeil in Bande C gibt eine zusätzliche
Bande an, die nur in heterozygoten Varianten beobachtet wurde.
- (b) Sequenzierungsprofil des Richtungsstranges der PCR-Produkte,
die aus der Gesamt-DNA aus der heterozygoten Person, identifiziert
durch SSCP, erhalten wurde. Der C → T Übergang in der Nukleotidsequenz,
angegeben durch zwei Scheitelpunkte an der selben Position in der
heterozygoten Probe, ist durch einen Pfeil markiert.
- (c) Der C → T Übergang
an Nukleotidposition 1 des Exons 7 resultiert in einer CCG → CTG Änderung
in dem Richtungsstrang und führt
zu einer Substitution an Position 151 des TFPI Proteins von Prolin
zu Leucin.
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2:
Vorgeschlagene Sekundärstruktur
des Gewebefaktor-Inhibitors ("Tissue
Factor Pathway Inhibitor")
und die Position des Aminosäureaustausches.
Das reife Protein besteht aus 276 Aminosäuren, welche drei Tandem Kunitz-Typ
Proteinaseinhibitor-Domänen,
zwei verbundene Ketten, ein saures N-terminale Ende mit negativ
geladenen Aminosäuren
(-) und ein basisches carboxyl-terminales Ende, welches eine Anhäufung von
positiv geladenen Aminosäuren
(+) enthält,
bilden. Kunitz-Domäne δ1 ist als
Bindungsstelle für
Faktor VIIa/Gewebefaktorkomplex identifiziert worden, während Domäne δ2 aktivierten
Faktor Xa bindet (Wesselschmidt, R. et al., Blood 79, 2004-2010
(1992)). Ob Kunitz-Typ Domäne δ3 bindet
und eine spezifische Protease inhibiert, ist unbekannt. Das basische
carboxyl-terminale Ende ist die vorausgesagte Bindungsstelle zu Glycosylaminoglycanen
auf der Endothelzelloberfläche
und trägt
zur Heparinbindung bei (Enjyoji, K.-I. et al., Biochemistry 34,
5725-5735 (1995)). Verkürzte
Formen von TFPI sind fest an Lipoproteine mit geringer Dichte gebunden,
und es fehlt ihnen der distale Teil des vollständigen Moleküls, einschließlich der
Kunitz-Typ Domäne δ3 (Broze.
G.J.Jr. et al., Blood Coag. Fibrinol. 5, 551-559 (1994)). Asn117 and Asn167 sind
N-glycosyliert, Ser174 und Thr175 sind
O-glycosyliert (Nakahara, T.M. et al. Biochemistry 35, 6450-6459
(1996)). Der Pro151 nach Leucin Austausch
ist nahe der Kunitz-Typ Inhibitordomäne δ2 innerhalb der zweiten verbindenden
Kette lokalisiert (Vergrößerung).
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Die
folgenden Beispiele beschreiben die Erfindung in Einzelheiten ohne
sie zu beschränken.
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Beispiel 1:
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Polymerase-Kettenreaktion
(PCR).
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374
nicht verwandte Patienten mit einer eindeutigen Vorgeschichte einer
tiefen Venenthrombose und 2480 Blutspender als Kontrollgruppe wurde
in dieser Studie untersucht. Die Gesamt-DNA aller Personen wurde
aus dem ganzen Blut unter Verwendung von des QI Aamp Blood Kit (QIAGEN,
Hilden, Deutschland) extrahiert. TFPI-Exon 7 und seine 5'- und 3'- flankierenden intronischen
Regionen wurden speziell aus genomischer DNA mittels PCR amplifiziert
(Saiki, R. K. et al., Science 239, 487-491 (1988)). Die Primer für die Amplifizierungsreaktion
(TFPI Ex7F 5'-TCTATTTTAATTGGCTGTAT-3', TFPI Ex7R 5'-GCATGATAATAGTTTCCTGG-3') stammten von der
genomischen Sequenz des TFPI-Gens
(van der Logt et al., Biochemistry 30, 1571-1577 (1991)). Die Standard-PCR
umfasste 0.1 – 1 μg genomische
DNA, 300 nM von jedem Primer, 200 μM von jedem Desoxynukleotidtriphosphat,
GeneAmp 10× PCR
Puffer und 2.5 Einheiten von AmpliTaq DNA Polymerase (Perkin-Eimer
Corporation, Foster City, CA) in einem Endvolumen von 50μl. Nach dem
Vermischen wurde zu jedem Röhrchen
1 Tropfen Mineralöl
hinzugefügt,
um Verdampfen zu verhindern. Die thermischen Zyklisierungsbedingungen
umfassten anfängliche
Denaturierung bei 94°C
3 Minuten lang, gefolgt von 40 Zyklen der Denaturierung bei 94°C 30 Sekunden
lang, Abkühlen
bei 48°C
45 Sekunden lang und Verlängern
bei 72°C
45 Sekunden lang. Die PCR-Produkte wurden auf einem neutralen 0.8%-igem
Agarose-Gel der Elektrophorese unterworfen und zur Untersuchung
mit Ethidiumbromid angefärbt.
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Beispiel 2:
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Einzelstrang-Konformationspolymorphismus
(SSCP).
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Sequenzvariationen
innerhalb der amplifizierten DNA wurden im Anschluss an die PCR
durch Einzelstrang-Konformationspolymorphismus detektiert. Zur SSCP-Analyse
wurden die amplifizierten DNA-Fragmente, welche die Kodierungsregion
von Exon 7 enthielten, unter Verwendung des QIAquick PCR Purification
Kit (QIAGEN, Hilden, Germany) gereinigt. An dieses Verfahren anschließend, wurden
die Fragmente 1 : 6 in destilliertem Wasser verdünnt, 10 Minuten lang bei 98°C erhitzt
und dann auf Eis abgeschreckt, um eine fast vollständige Denaturierung
zu erreichen. Elektrophorese wurde unter Verwendung der PhastSystem
Elektrophoreseeinheit von Amersham Pharmacia Biotech (Uppsala, Sweden)
durchgeführt.
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Strangtrennung
wurde mit einem 12.5%-igem "Homogeneous
PhastGel" bei einer
Temperatur von 12°C
erhalten. Die Laufbedingungen waren: (i) Vorlauf: 400 V, 5.0 mA,
1.0 W, 12°C,
60 Vh; (ii) Proben-Auftragung: 25 V, 5.0 mA, 1.0 W, 12°C; 2 Vh;
(iii) Hauptlauf: 200 V, 5.0 mA, 1.0 W; 12°C, 220 Vh. Die Gele wurde in der
Färbeeinheit
der Vorrichtung entsprechend der von Bassam et al. beschriebenen
Methode (Bassam, B.J. et al, Analyt. Biochem. 196, 80-83 (1991))
der Silberfärbung
unterzogen.
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Beispiel 3:
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DNA-Sequenzanalyse der
SSCP-Varianten.
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Die
gereinigten PCR-Fragmente, die Unterschiede in dem SSCP-Bandenmuster
zeigten, wurden als Vorlage für
die Vorwärts-
und Rückwärtszyklisierungssequenzierungs-Reaktionen
mit den oben beschriebenen Primern verwendet. Die Fragmente wurden
unter Verwendung des Protokolls von Applied Biosystems Incorporated
(ABI) für
die TAQ-Zyklisierungssequenzierung mittels Farbstoff-Terminatoren
und einem automatischem ABI PRISM 377 DNA-Sequenzierer (Applied
Biosystems, Weiterstadt, Deutschland) sequenziert.
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Beispiel 4:
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PCR-Restriktions-Fragmentlängen-Polymorphismus
(RFLP)-Analyse zur Bestimmung der TFPI 536C → T Mutation.
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PCR
wurde wie oben beschrieben durchgeführt. Das PCR-Produkt wurde
auf einem 0.8%-igem
Agarose-Gel überwacht.
6μl des
PCR-Produktes wurden dann 1.5 Stunden lang mit 5U BseNI (MBI Fermentas, St.
Leon-Rot, Deutschland) bei 65°C
in einem Endvolumen von 20 μl
ohne weitere Aufreinigung inkubiert. Anschließend wurden die Proben auf
ein 2.5%-iges Agarose-Gel aufgetragen, mit Ethidiumbromid angefärbt und unter
UV-Licht analysiert.
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Beispiel 5:
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PCR-RFLP Analyse zur Bestimmung
der Faktor V 1691 G → A
Mutation.
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Die
PCR-RFLP Analyse der Faktor V Leiden Mutation wurde, wie früher durch
Beauchamp et al. beschrieben, unter Verwendung der Primer Fv3 und
Fv6 durchgeführt
(Beauchamp, N.J. et al., Brit. J. Haematol. 88, 219-222 (1990).
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Beispiel 6:
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PCR vermittelte zielgerichtete
Mutagenese zur Bestimmung des 20210G → A Übergangs im Prothrombin-Gen.
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Der
G nach A Übergang
an Position 20210 im Prothrombin-Gen wurde nach Amplifizierung mit
den Primern
PTHF 5'-CGCCTGAAGAAGTGGATACAGA-3' und
PTHR 5'-ATAGCACTGGGAGCATTGAA
GC-3'
bestimmt.
Der letztere wurde durch eine C- nach A- Substitution an Position
20214 umgestaltet, um eine Restriktionsstelle für HindIII (MBI Fermentas, St.
Leon-Rot, Deutschland) zu generieren, sofern der G- nach A- Übergang
an Position 20210 im Prothrombin-Gen vorhanden ist (Poort, R.S.
et al., Blood 88, 3968-3703 (1996)). Restriktionsanalyse und Gel-Elektrophorese
wurden, wie oben beschrieben, unter HindIII empfohlenen Reaktionsbedingungen
durchgeführt.
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Beispiel 7:
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Messung der TFPI-Konzentration
und Aktivität
in Plasma-Proben.
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Das
gesamte TFPI und vollständige
Formen davon, Komplexe mit Gewebefaktor (TF) und Faktor VIIa, ebenso
wie binäre
Komplexe mit Faktor Xa und quaternäre Komplexe mit TF, Faktor
VIIa und Faktor Xa wurden in Plasmaproben, die aus Individuen mit
heterozygoter TFPI-Mutation, aus unbetroffenen Familienmitgliedern
und aus Blutspendern gewonnen wurden, unter Verwendung des "IMUBIND Total and
Truncated TFPI ELISA" Kits
(American Diagnostica Inc., Greenwich, CT) gemäß der Herstelleranweisungen
quantitativ bestimmt. Die gleichen Plasmaproben wurden verwendet,
um die Aktivität
von hauptsächlich
freiem TFPI mit dem "ACTICHROME
TFPI Activity Assay" von
American Diagnostica Inc. (Greenwich, CT) zu bestimmen.
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Beispiel 8:
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Bestimmung der Konzentration
von Protein C und Antithrombin III in Plasmaproben.
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Die
Konzentration von Protein C und AT III in Plasmaproben wurde unter
Verwendung des "DADE BEHRING
Protein C" (Liederbach,
Germany) und des "Antithrombin
III Chromogenic Assays" entsprechend der
Herstellerangaben gemessen.
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Beispiel 9:
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Bestimmung der Protein
S Aktivität
in Plasmaproben.
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Die
Aktivität
von Protein C- Cofaktor wurde mit dem "Protein S Clotting Test" von Boehringer Mannheim
(Mannheim, Deutschland) bestimmt. Die Blutgerinnungszeit wurde mit
einem Ball-Koagulationsmeter (Amelung, Lemgo, Deutschland) gemessen.
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Beispiel 10
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Bestimmung von Lipoprotein
hoher und niedriger Dichte.
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Um
Plasmaproben von Patienten mit abnormaler Lipoproteinkonzentration,
die auf Assoziation von TFPI mit Lipoprotein niedriger Dichte zurückzuführen ist,
auszuschließen,
bestimmten wir die Konzentration von Hoch-Dichte und Niedrig-Dichte
Lipoprotein mittels eines kommerziell erhältlichen Trübungsmessungsansatzes (Boehringer
Mannheim, Mannheim, Deutschland).
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Beispiel 11
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Statistische Analyse
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Die
statistische Analyse wurde durchgeführt unter Verwendung des Chisquare
Tests und linearer logistischer Regressionsanalyse nach geschlechts-
und altersabhängigen
Berechnungen mit dem "Statistcal Analysis
System (SAS)"-Programm,
Version 6.12 und "Student's t-Test". Zur statistischen
Analyse wurden die Patienten mit thrombotischer Vorgeschichte an
die Kontrollgruppe entsprechend Alter und Geschlecht angepasst.
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