-
HINTERGRUND
DER ERFINDUNG
-
Die
Erfindung bezieht sich auf ein Verfahren zur Bestimmung der Prognose
für einen
Patienten mit einer neurologischen Krankheit.
-
Neurologische
Krankheiten umfassen Alzheimer-Erkrankung (AD), Creutzfeld-Jakob-Erkrankung, Huntington'sche Krankheit, Lewy-Body
Krankheit, Pick'sche
Krankheit, Parkinson'sche
Krankheit (PD), amyotrope Lateralsklerose, multiple Sklerose (MS),
Neurofibromatose und Krankheiten ohne notwendige genetische Komponente
wie Gehirnverletzung, Hirnschlag und Multi-Infarkt-Demenz (MID).
Die meisten dieser Krankheiten werden verkörpert durch ein Auftreten während des
mittleren Erwachsenenalters und führen zu schneller Degeneration
spezifischer Arten von Neuronen innerhalb des Nervensystems, was
schließlich
zu vorzeitigem Tod führt.
Es gibt keine bekannten Heilmittel und nur wenige Therapien, die
das Fortschreiten dieser Erkrankungen verlangsamen.
-
Parkinson'sche Krankheit (PD)
ist eine häufige
neurodegenerative Erkrankung, die zuerst im mittleren bis späteren Lebensalter
auftritt. Es gibt familiäre
und sporadische Fälle,
obwohl familiäre
Fälle lediglich
1–2 Prozent
aller beobachteten Fälle
ausmachen. Die krankheitsauslösenden
neurologischen Veränderungen
sind in gewissem Ausmaß variabel
und nicht vollständig
aufgeklärt.
Die Krankheit entsteht im allgemeinen asymmetrisch mit Tremor in
einer Hand oder in einem Bein und schreitet mit einem symmetrischen
Verlust der freien Beweglichkeit fort. Der Patient wird dann durch
Steifheit und Tremor außer
Gefecht gesetzt. In fortgeschrittenen Stadien wird die Krankheit
oft durch Demenz begleitet.
-
Die
Diagnose familiärer
und sporadischer Fälle
von Parkinson'scher
Erkrankung kann nur nach dem Auftreten der Krankheitssymptome erfolgen.
Anticholinerge Verbindungen, Propranolol, Primidon und Levadopa
werden häufig
verabreicht, um neurale Übertragungen
zu modifizieren und somit die Symptome der Erkrankung zu unterdrücken, obwohl
es keine bekannte Therapie gibt, die das zugrundeliegende Fortschreiten aufhält oder
verlangsamt.
-
Multiple
Sklerose (MS) ist eine neurodegenerative Erkrankung des Gehirns
und des Rückenmarks, wobei
die Myelinscheide der Nervenfasern zusammenbricht. MS ist gegenwärtig unheilbar.
Es gibt nur wenige Behandlungen, die lediglich zu vorübergehenden
Verbesserungen der Krankheitssymptome führen.
-
Ein
Schlaganfall ist der plötzliche
Tod eines Teils der Gehirnzellen aufgrund von Sauerstoffmangel.
Ein Schlaganfall tritt auf, wenn der Blutfluss zum Gehirn gestört ist,
was zu einer Fehlfunktion des Gehirns führt. Der Blutfluss im Gehirn
kann durch eine Blockade oder durch ein Bersten einer Arterie im
Gehirn gestört
sein.
-
In
den Vereinigten Staaten erleiden etwa 400000 Menschen pro Jahr einen
Schlaganfall, und bis zu 40% dieser Schlaganfälle können tödlich sein. Die durch Schlaganfälle verursachten
Kosten werden nicht nur durch die Millionen an Dollar gemessen,
die durch Arbeit, Krankenhausaufenthalt und Pflege von Überlebenden
in Pflegeheimen verloren gehen. Die Hauptkosten eines Schlaganfalls
sind der Verlust der Unabhängigkeit,
der bei 30% der Überlebenden
auftritt. Ein bisher selbständiger
und lebenswerter Lebensstil kann nach einem Schlaganfall den Großteil seiner
Qualität
verlieren und Familienmitglieder müssen häufig eine neue Rolle als Pfleger übernehmen.
-
Andere
zerebrale vaskuläre
Krankheiten mit ähnlichen
Folgen wie Schlaganfall sind Multi-Infarktdemenz (MID), vaskuläre Demenz
(VaD), und kardiovaskuläre
Verletzung oder Unfall. Zusätzlich
kann bei Krankheiten wie AIDS häufig
vaskuläre
Demenz als Komplikation auftreten. Wie bei den vorhergehend genannten Krankheiten
gibt es für
diese Krankheiten keine bekannten Heilmittel und die meisten Therapien
sind nur zur Rehabilitation hilfreich oder lindern das Risiko, einen
weiteren vaskulären
Vorfall zu erleiden.
-
Apolipoprotein
E (apoE) fungiert als ein Ligand in dem Prozess der rezeptor-vermittelten Internalisierung
lipid-reicher Lipoproteine. ApoE ist wahrscheinlich auch am reversen
Lipidtransport beteiligt. Im Zentralnervensystem (CNS) spielt apoE
eine zentrale Rolle in der Mobilisierung und Neuverteilung von Cholesterin und
Phospholipid während
des Membranumbaus, der mit der synaptischen Elastizität assoziiert
ist. Die Wichtigkeit von apoE im Gehirn wird weiterhin durch das
Fehlen anderer Plasma-Apolipoproteine mit Schlüsselfunktion wie apoA1 und
ApoB im Gehirn unterstrichen.
-
Das
apoE-Gen auf dem Chromosom 19 besitzt 3 allgemeine Allele (E2, E3,
E4), die für
drei Haupt-Isoformen von apoE kodieren. Es wurde gezeigt, dass die
Häufigkeit
des apoE4-Alels bei sporadischer Alzheimer-Erkrankung (AD) und bei
spät auftretender
familiärer
Alzheimer-Erkrankung (AD) deutlich erhöht ist. Dieser Gendosis-Effekt
wurde sowohl bei sporadischen als auch bei familiären Fällen (d.
h., mit zunehmendem Alter bei Auftreten der Krankheit steigt die
Kopiezahl des E4-Allels)
beobachtet. Frauen, die im allgemeinen ein höheres Risiko haben, Alzheimer
zu entwickeln, zeigen im Vergleich mit gleichaltrigen Männern eine
erhöhte
apoE4-Allelfrequenz.
-
Die
cholinerge Hypothese der geriatrischen Erinnerungsstörung hat
einige grundsätzliche
Fragen hinsichtlich der Heterogenität der Reaktionen auf verschiedene
Cholinomimetika bei AD aufgeworfen. Das Fehlen deutlicher heilsamer
Effekte von Cholin und Lecithin bei geriatrischen Patienten ohne
und mit AD ist immer noch verblüffend.
Weiterhin haben zahlreiche klinische Untersuchungen mit Esterase-Inhibitoren
wie Physostigmin und Tacrin gezeigt, dass im Gegensatz zu den Ergebnissen,
die man bei jungen Patienten erhielt, die optimale akute Dosis,
die notwendig ist, um die Leistung bei Gedächtnisaufgaben zu verbessern,
bei Patienten unterschiedlichen Alters stark variierte.
-
Neurologische
Krankheiten stellen eine einzigartige Serie von Komplikationen für den behandelnden Arzt,
den Patienten und die Pflegepersonen bereit; die Krankheiten schreiten
oft schnell fort und zerstören
eine große
Anzahl von bedeutenden Lebensfunktionen. Der fortschreitende Charakter
dieser Krankheiten führt
dazu, dass der Zeitfaktor einen entscheidenden Punkt bei der Wahl
und der Verabreichung verschiedener Behandlungsoptionen darstellt.
Es wäre
wünschenswert,
den Schweregrad der Prognose für
Patienten zu kennen, bei denen verschiedene neurologische Krankheiten
diagnostiziert wurden.
-
In
WO 95/29257 wird ein Verfahren zur Behandlung von Alzheimer Krankheit
(AD) in einem Patienten beschrieben, umfassend a) das Bestimmen
der Anwesenheit von Apolipoprotein E3 und E2 aus peripheren Geweben
des Patienten die das Ausmaß der
Störung
der Acetylcholinsynthese im Gehirn zeigt; b) das Verabreichen eines
geeigneten therapeutischen Wirkstoffes an den Patienten relativ
zum Ausmaß der
Störung
der Acetylcholinsynthese in Schritt a).
-
WO
96/026070 beschreibt ein Verfahren zur Prognostizierung des Verlaufs
und der Art des Krankheitsverlaufs in einem Patienten und des schließlichen
Ausmaßes
an Demenz an dem ein Patient während einer β Amyloid-assoziierten
Erkrankung leiden würde,
umfassend den Nachweis der An- oder Abwesenheit von ApoE Isoformen
oder von DNA, die für
ApoE Isoformen kodiert, im Patienten.
-
WO
96/03656 beschreibt ein Verfahren zur Prognostizierung einer chronischen
neurodegenerativen Pathologie nach Kopfverletzung, umfassend den
Nachweis der An- oder Abwesenheit von ApoE Isoformen oder von DNA,
die für
ApoE Isoformen kodiert, im Patienten.
-
ZUSAMMENFASSUNG
DER ERFINDUNG
-
Wir
haben ein Verfahren zur Bestimmung der Prognose von Patienten mit
nicht-AD neurologischen Krankheiten wie Parkinson'sche Krankheit, Multiple
Sklerose oder Schlaganfall entdeckt. Unsere prognostischen Verfahren
stellen eine Prognose für
den Patienten bereit, einschließlich
einer Vorhersage der ungefähren
Entwicklung des Patienten hinsichtlich Fortschreitensrate, Schweregrad
der Krankheitssymptome und Lebensdauer. Die prognostischen Verfahren
ermöglichen
es behandelnden Ärzten,
Patienten und Familienmitgliedern, eine sachkundige Auswahl bei
Therapieformen zu treffen. Dieses Verfahren wird auch schnellere
und kostengünstigere
Behandlungen bereitstellen, durch Bestimmung der relativen Eignung
der verschiedenen therapeutischen und palliativen Möglichkeiten.
Auch wenn eine Arzneistofftherapie ungeeignet ist, so wird das prognostische
Verfahren an den Patienten und dessen Familienmitglieder eine sachkundigere
und realistischere Einschätzung
des Ergebnisses des Patienten, einschließlich eines Einblicks in die
wirksamste Strategie zur Rehabilitation geben, und eine Vorhersage
des Risikos des Patienten für
zukünftige
Krankheiten. In einem ersten Aspekt stellt die Erfindung ein Verfahren
zur Bestimmung der Prognose eines Patienten bereit, an dem bereits
eine nicht-AD neurologische Krankheit diagnostiziert wurde, umfassend:
- a) das Identifizieren eines Patienten mit dieser
Krankheit;
- b) das Bestimmen des ApoE Genotyps oder Phänotyps des Patienten;
- c) das Bestimmen des BChE Genotyps oder Phänotyps des Patienten;
- d) das Umwandeln der in Schritt b) und c) erhaltenen Daten in
eine Prognose für
den Patienten.
-
Die
Prognose kann eine Vorhersage der Wirksamkeit des Arzneistoffes,
des Ergebnisses des Patienten und des Risikos des Patienten für zukünftige Krankheitsereignisse
beinhalten. In bevorzugten Ausführungsformen
kann das erfindungsgemäße Verfahren
weiterhin die Schritte der Bestimmung des BChE Phänotyps oder
Genotyps eines Patienten, den Erhalt eines Patientenprofils beinhalten,
welches vorzugsweise das Geschlecht, das Alter und/oder den Genotyp
(z. B. Presenilin, Apolipoprotein E oder BChE Genotyp) umfasst.
-
In
anderen bevorzugten Ausführungsformen
des prognostischen Verfahrens wird der Patient mit einer nicht-AD
neurologischen Erkrankung diagnostiziert, ausgewählt aus der Gruppe bestehend
aus: Parkinson'sche
Krankheit (PD), multiple Sklerose (MS), und Schlaganfall, umfassend
Multi-Infarkt-Demenz (MID), vaskuläre Demenz (VaD) und cardiovaskuläre Verletzung
oder Unfall, z. B. als Komplikation bei AIDS.
-
In
einem zweiten Aspekt stellt die Erfindung ein Verfahren bereit zur
Bestimmung der Prognose des zukünftigen
Risikos des Auftretens einer nicht-AD neurologischen Erkrankung
in einem asymptomatischen Säuger.
In bevorzugten Ausführungsformen
ist der Säuger
ein Mensch und das Verfahren beinhaltet weiter die Bestimmung des
BChE Genotyps oder Phänotyps
des Säugers,
den Erhalt eines Patientenprofils, welches vorzugsweise das Geschlecht,
das Alter und/oder den Genotyp (z. B. Presenilin, Apolipoprotein
E oder BChE Genotyp) umfasst.
-
Es
muss beachtet werden, dass die durch das Prognoseverfahren vorgeschlagenen
Therapien allein, oder in Kombination mit anderen bekannten Therapien
verwendet werden können,
die nicht andererseits für den
Patienten kontraindiziert sind.
-
Zum
Zwecke der vorliegenden Erfindung werden die folgenden Begriffe
nachstehend definiert.
-
„Nicht-AD
neurologische Krankheit" bezeichnet
jede Krankheit außer
Alzheimer Krankheit, die die neuronalen Zellen des Nervensystems
involviert. Insbesondere umfasst sind: Prionenerkrankungen (z. B.
Creutzfeldt-Jakob Krankheit); Pathologien des sich entwickelnden
Gehirns (z. B. kongenitale Defekte des Aminosäuremetabolismus, wie Succinylargininurie,
Cystathioninurie, Histidinämie,
Homocystinurie, Hyperammonämie, Phenylketonurie
und Tyrosinämie,
und Fragiles X Syndrom); Pathologien des erwachsenen Gehirns (z.
B. Neurofibromatose, Huntington'sche
Krankheit, Depression, amyotrope Lateralsklerose, multiple Sklerose
und Schlaganfall); Zustände,
die im Erwachsenenalter auftreten (z. B. Creutzfeld-Jakob Krankheit;
Huntington'sche Krankheit,
Lewy-Body Krankheit, Parkinso'nsche
Erkrankung, Pick'sche
Krankheit, amyotrope Lateralsklerose, multiple Sklerose, Neurofibromatose),
Gehirnverletzung, Schlaganfall, Multi-Infarkt-Demenz (MID), vaskuläre Demenz (VaD), Pathologien
des Gehirns (z. B. Gehirnausfälle,
Gehirnverletzung, Koma, Infektion durch verschiedene Agenzien und
diätetische
Defizienzen) und cardiovaskuläre
Verletzung oder Unfall, z. B. als Komplikation bei AIDS.
-
„Wirksamkeit
des Arzneistoffes" bezeichnet
die Bestimmung eines geeigneten Arzneistoffes, der Dosierung des
Arzneistoffes, des Verabreichungsschemas und die Vorhersage der
therapeutischen Nützlichkeit.
-
„Bereits
diagnostiziert" bedeutet
bereits diagnostiziert als an neurologischer Krankheit leidend oder
mit einer genetischen Prädisposition
oder einem Risiko zur Entwicklung einer neurologischen Erkrankung.
-
„Patientenprofil" bezeichnet Daten,
die den Patienten betreffen, für
den die prognostische Analyse durchgeführt wird. Daten können Information
hinsichtlich der Diagnose des Patienten, Alter, Geschlecht und Genotyp
beinhalten. Das Profil des Patienten kann auch Materialien des Patienten
wie Blut, Serumproteinproben, Zerebrospinalflüssigkeit oder aufgereinigte
RNA oder DNA umfassen.
-
„Asymptomatisch" bedeutet, das der
Säuger
oder der menschliche Patient keine klinischen Anzeichen der Krankheit
hat, aber nichtsdestotrotz ein „stiller" Träger
eines Genotyps sein kann, der durch das erfindungsgemäße Verfahren
bestimmt wird und der später
zum Auftreten von Krankheitssymptomen führt oder eine Wahrscheinlichkeit
dafür nahe
legt.
-
„ApoE Genotypisierung" bezeichnet die Bestimmung
des Typs und der Zahl von apoE-Allelen, die im Patienten vorkommen,
sei es durch Nukleinsäuresequenzierung,
PCR oder RT-PCR Amplifikation, Untersuchung des apoE Proteins, oder
durch andere dem Fachmann geläufige
Verfahren.
-
„Allelgehalt" bezeichnet das relative
Verhältnis
von apoE2, 3 und 4 Allelen in der chromosomalen DNA des Patienten.
Der Allelgehalt" kann
durch Vergleich der relativen Zahl der vom Patienten bereits bekannten apoE-Alleltypen
ermittelt werden.
-
„PCR oder
RT-PCR Amplifikation" bezeichnet
das Durchführen
eines Polymerase-Ketten-Reaktionsschritts
mit einer DNA-Probe oder das Durchführen eines Reverse-Transkriptase-Polymerase-Ketten-Reaktionsschritts
mit einer RNA-Probe, so dass in Anwesenheit von geeignet aufgebauten
Primern ein DNA-Fragment synthetisiert wird oder nicht, und somit
den Allelstatus eines Patienten offenbart.
-
„BChE Genotyp" bezeichnet die Bestimmung
der Allele des Patienten, die für
das Butyrylcholinesterase-Genprodukt kodieren. Dies kann durch Nukleinsäuresequenzierung,
RT-PCR, PCR, Untersuchung des BChE Proteins, einer Bestimmung der
BChE Enzymaktivität
oder durch andere dem Fachmann geläufige Verfahren durchgeführt werden.
-
„BCHE-K
Allel" bezeichnet
den Polymorphismus des Butyrylcholinesterase (BChE) Gens, das eine Punktmutation
an Nukleotid 1615 aufweist, welche die Aminosäure 539 von Alanin zu Threonin
umwandelt und zu einem Enzym mit verminderter katalytischer Aktivität führen kann.
Andere Polymorphismen an diesem Lokus existieren (z. B. Deletionen
(BCHE*FS4), Missense-Mutationen (BCHE*24 M, *1005, *250P, *267R,
*330I, *365R, *418S, *515C, *539T) und Nonsense-Mutationen (BCHE119*STOP,
*465STOP)) und sind von der Erfindung umfasst.
-
„Prognose" bezeichnet ein Verfahren,
wobei diagnostische Daten, einschließlich der neurologischen Diagnose
des Patienten und genetische Daten, wie der apoE und BChE Genotyp
des Patienten, verarbeitet werden, um therapeutische Optionen und
Prognosen bereitzustellen. Die Verarbeitung kann in nicht-beschränkender
Weise das Sammeln der medizinischen Historie eines Patienten, einschließlich Alter
und Geschlecht, apoE und BChE Genotypisierung mit geeignet aufgebauten
Primern und einem RT-PCR- oder PCR-Amplifikationsschritt, apoE und
BChE Phänotypisierung
mit einem Antikörper-vermittelten
Verfahren oder enzymatischen Test, und einen statistischen Analyseschritt,
der diese Rohdaten in eine Prognose umwandelt, umfassen. Die Prognose
kann eine Vorhersage der Reaktion des Patienten auf eine Arzneistofftherapie,
der Erholungszeit, des Alters bei Auftritt der Krankheit, der Wirksamkeit
der Behandlung, der Rehabilitationszeit, der Symptomologie der Angriffe
und des Risikos für
zukünftige
Krankheiten umfassen. Ein hoher apoE4-Allelgehalt könnte z.
B. als positives Anzeichen für
Schlaganfallpatienten gewertet werden, die gut auf Arzneistofftherapie
ansprechen und als negatives Anzeichen für die Reaktion von PD- und
MS-Patienten auf Arzneistofftherapie. Eine Prognose kann auch für asymptomatische
und gesunde Patienten erstellt werden, um zukünftige Risiken vorherzusagen
und um zu bestimmen, welche präventiven
Therapien in Betracht gezogen oder begonnen werden sollten, um diese
Krankheitsrisiken zu vermindern. Die Prognose kann die Verwendung
eines Computer-Softwareprogramms beinhalten, um die Patientendaten
zu analysieren und um statistische Kreuzvergleiche gegen verwandte
Datenbanken durchzuführen,
die konstant auf den neuesten Stand gebracht werden.
-
AUSFÜHRLICHE
BESCHREIBUNG DER ERFINDUNG
-
Wir
zeigen hier, dass eine Korrelation von Alter, Geschlecht, apoE-Genotyp
und BChE-Genotyp dazu verwendet werden kann, eine Prognose für einen
gegebenen Patienten mit einer nicht-AD neurologischen Erkrankung
aufzustellen. Die Prognose kann eine Vorhersage des relativen Alters
beim Krankheitsbeginn, der Schnelligkeit des Krankheitsfortschritts
als auch des Risikos für
eine zukünftige
Krankheit umfassen.
-
Wir
haben den Zusammenhang zwischen dem apoE4-Genotyp und den cholinergen
Defiziten untersucht, und wir haben beobachtet, dass die apoE-Konzentration
umso niedriger ist, je höher
die Anzahl von apoE4-Allelen ist. Weiterhin ist eine Reduzierung
der ChAT Aktivität
im Hippocampus und im temporalen Cortex bei AD Fällen invers proportional zur
Kopienzahl des apoE4-Allels (d. h., bei erhöhter apoE4-Allel-Kopiezahl
ist die ChAT-Aktivität
verringert). Zusätzlich
haben wir gefunden, dass ein anderer präsynaptischer Marker der cholinergen
Projektion, der nikotinische Rezeptor, bei apoE4-AD Patienten deutlich
verringert war. Umgekehrt haben wir gefunden, dass ein typischer
postsynaptischer Marker, der M1 muskarinische Rezeptor bei AD, verglichen
mit nicht-AD Patienten unverändert
vorliegt, ungeachtet dessen, ob apoE4 anwesend ist oder nicht. Der
M2 muskarinische Rezeptor, ein zusammengesetzter prä- und postsynaptischer
Marker, wird ebenfalls durch die apoE4-Allel-Gendosis nicht beeinflusst.
Wir haben auch beobachtet, dass die Anwesenheit des apoE4-Allels
das Alter beim erstem Auftreten der neurologischen Krankheit vermindert
und die Prognose verschlechtert.
-
Die
vorstehend genannten Ergebnisse weisen deutlich auf die Existenz
unterschiedlicher genetischer Einheiten bei neurologischen Erkrankungen
hin, die mit differentiellen Schweregraden der Veränderungen cholinerger
Innervierung korrelieren. Der Grad der Innervierung korreliert in
umgekehrter Weise mit der Prognose, einschließlich der Fähigkeit, auf cholinomimetische
Arzneistoffe zu reagieren.
-
Wir
glauben, dass die Korrelation zwischen dem apoE4-Allelgehalt und
den Rückgängen der ChAT-Aktivität und der
nikotinischen Rezeptoren durch wenigstens zwei unterschiedliche
Phänomene
erklärt werden
kann. Zuerst könnten
Phospholipide wie Phosphatidylcholin (PC) und Phosphatidylethanolamin
(PE), die als Cholin-Vorläufer
bei der Synthese von Acetylcholin (Ach) dienen können, über den klassischen apoE-LDL
Rezeptorsignalweg in Neuronen transportiert werden. Eine Isoform-abhängige gestörte Regulation des
Transports von Phospholipiden im Gehirn von apoE4-Trägern könnte die
verminderten Konzentrationen von PC, PE und Cholin erklären, die
bei AD berichtet wurden (Pettegrew J. W., 1989, Ann. NY Acad. Sci.,
568: 5–28;
Nitch RM et al., 1992, Proc. Natl. Acad. Sci., 89: 1671–1675).
Dies kann wiederum zu verringerter Fähigkeit zur Ach-Synthese führen. Diese
Hypothese stimmt mit Membrandefekten überein, die bei AD-Patienten berichtet
wurden, wie Veränderungen
der Membran-Fließeigenschaften
im Hippocampus und in den Plättchen von
AD-Patienten. Der Verlust an Cholesterin, der bei AD berichtet wurde
und die Auswirkungen von apoE4 auf die nikotinische Bindeaktivität stimmen
mit der apoE4/gestörte
Lipidhomöostase-Hypothese überein.
-
Zusätzlich zu
dem vorstehend genannten, könnte
die Verminderung neuronaler ChAT Aktivitäten und Cholinkonzentrationen
sowohl bei AD als auch bei nicht-AD Patienten parallel mit dem Verlust
von cholinergen Neuronen ablaufen. Die Analyse der Anzahl von Acetylcholinesterase-positiven
Neuronen im Nukleus basalis von Meynert (NMB) und dem diagonalen
Band von Broca (DBB) in AD-Patienten zeigte deutliche Verluste von cholinergen
Neuronen in apoE4 Trägern
gegenüber
apoE3 homozygoten AD-Fällen.
-
Obwohl
diese Beobachtungen anfänglich
in AD-Patienten gemacht wurden, haben wir entdeckt, dass unsere
Beobachtungen hinsichtlich apoE-Allelgehalt und Arzneistofftherapie
auf nicht-AD neurologische Erkrankungen verallgemeinert werden kann,
da der zugrundeliegende Mechanismus, der durch den apoE-Allelgehalt verändert wird,
nicht spezifisch für
AD ist. Unsere Entdeckung zeigt, dass der apoE4-Allelgehalt, zusammen
mit Parametern des Patientenprofils, individuelle Variationen der
Reaktion eines Patienten auf Arzneistoffbehandlung, Rehabilitation
und Risiko für
zukünftige
Erkrankung vorhersagen kann. Das erfindungsgemäße Verfahren stellt nützliche
Vorhersagen für
Patienten mit nicht-AD
neurologischen Erkrankungen wie Schlaganfall, Parkinson und multipler
Sklerose bereit, wie in den hier beschriebenen Beispielen diskutiert.
Prospektive-retrospektive
Analysen von Patienten, die auf Arzneistoffe, die dazu gedacht sind,
die Bedingungen von Schlaganfall, Parkinson und multipler Sklerose
(z. B. Aspirin, Antithrombotika, Ticlopidin (TiclidTM),
Levodopa-Carbidopa, (SinemetTM) und Interferon β-1B (BetaseronTM) zu lindern, gut oder schlecht ansprechen,
werden in den Beispielen dargestellt. Wir schlagen außerdem vor,
dass das erfindungsgemäße Verfahren
dazu verwendet werden kann, prognostische Protokolle für andere
zerebrale vaskuläre
Verletzungen zu erzeugen, an denen ähnliche Krankheitsmechanismen
wie beim Schlaganfall beteiligt sind. Solche Krankheiten umfassen
Multi-Infarkt-Demenz (MID), kardiovaskuläre Verletzung, Gehirnverletzung
oder zerebrale vaskuläre
Pathologien als Komplikation bei AIDS.
-
Das
Prognoseverfahren ist für
einen Arzt nützlich,
um den am meisten geeigneten Arzneistoff, die Dosierung des Arzneistoffes,
die Verabreichung oder eine palliative Therapie für einen
Patienten auszuwählen. Die
Erfindung stellt auch ein Verfahren bereit, um das zukünftige Krankheitsrisiko
eines Patienten vorherzusagen. Dieses Vorhersageverfahren ermöglicht es
dem Patienten und dem behandelnden Arzt, präventive Therapien in Betracht
zu ziehen und zu beginnen, bevor eine nicht-AD neurologische Erkrankung
auftritt oder um wenigstens das Risiko für zukünftige Krankheiten zu verringern.
-
Die
vorliegende Erfindung wird durch Bezug auf die folgenden Beispiele,
die die Erfindung eher veranschaulichen als beschränken sollen,
leichter verständlich
gemacht.
-
BEISPIEL I
-
Verfahren und Untersuchungsaufbau
-
Bestimmung
der apoE-Konzentrationen und des Allelgehalts
-
Eine
Genotypanalyse für
jeden Patienten wurde mit DNA mit hohem Molekulargewicht oder alternativ mit
RNA durchgeführt,
die aus 5 ml Vollblut isoliert wurde, das jedem Patienten entnommen
wurde. Der apoE Genotyp wurde mit einem Allel-spezifischen Verfahren
zur Primerverlängerung
bestimmt. Mit D, E, F, G und H bezeichnete Primer wurden durch Genosys
Biotech (The Woodland, TX) synthetisiert, mit Primersequenzen aus
Main et al. (Main R. F. et al., 1991, J. Lipid Res. 32: 183–187). Reaktionen
wurden in einem Volumen von 50 μl
durchgeführt
und enthielten 1 μg
DNA; Desoxyadenosintriphosphat; Desoxycytidintriphosphat, Desoxythymidintriphosphat
und Desoxyguanosintriphosphat, jeweils 0,2 mmol/L; 10% Dimethylsulfoxid;
12,5 pmol jeweils von den Primern D, E, F oder G; 25 pmol Primer
H; und 10 μl
10 × PCR
Reaktionspuffer (Vektor Biosystem, Toronto, ONT). Die DNA im Reaktionsgemisch
wurde zuerst für
10 Minuten bei 96°C
denaturiert und dann auf 4°C
abgekühlt.
Eine Einheit Taq Polymerase (Vector Biosystem, Toronto, ONT wurde
dann zu jeder Probe zugegeben. Jede Probe wurde für 2 Minuten
bei 96°C
nochmals erhitzt und mit 30 Wärmezyklen
in einem Wärmezykler
behandelt, wobei jeder Zyklus aus einer 10 sec. Denaturierung bei
96°C, 30
sec Anlagerung bei 58°C
und 1 Minute Verlängerung
bei 65°C
bestand. Die Reaktionsprodukte wurden durch Elektrophorese von 10 μl des Reaktionsgemisches
für 1 Stunde
bei 67 V in einem 1% Agarosegel sichtbar gemacht, das TPE Puffer
(0,08 mol/L Tris-Phosphat, 0,002 mol/L EDTA, Sigma, St. Louis, USA)
und Ethidiumbromid (0,15 μg/ml) enthielt.
Die Gele wurden dann photographiert und das Bandenprofil mit bekannten
Standards verglichen.
-
Alternativ
kann der apoE Phänotyp
in einem Patienten durch Verwendung von einer Serumprobe oder eine
Probe Zerebrospinalflüssigkeit
bestimmt werden. Proteine werden auf einem 25 cm SDS Polyacrylamidgel
(10%) nach Größe aufgetrennt
und mit einer BIORADTMTrans-Blot Zelle auf
einen Nitrozellulosefilter übertragen
und der Nachweis des apoE Proteins wird mit einem polyklonalen Antikörper durchgeführt, der
gegen das menschliche apoE Protein gerichtet ist (International
Immunology Corp., CA, Verdünnung
1 : 2000). Um die Antikörperspezifität zu kontrollieren,
wird eine Absorption des anti-apoE Antikörpers mit gereinigtem menschlichem
apoE Protein (MW 34–36
kDa) durchgeführt,
um zu sehen, ob es den Nachweis von apoE spezifisch blockieren wird.
Molekulargewichtsmarker (Rainbow Markers, Amersham) laufen in benachbarten
Vertiefungen, während
die Sichtbarmachung der Banden mit einem Chemilumineszenz-Nachweiskit
durchgeführt wird
(Amersham, Kat. Nr. RPN 2100). Die Quantifizierung der autoradiographischen
Signale wird mit einem MCID Bildverarbeitungssystem durchgeführt (Ste-Catherine,
Ontario), das mit der ID-Software zur Gelanalyse ausgestattet ist.
-
Patienten,
die den Arzneistofftest vollständig
abgeschlossen haben, wurden zur Bestimmung ihres apoE Genotyps wie
vorstehend beschrieben ausgewählt
(siehe oben und Poirier et al., 1993, Lancet 342: 697–699). Patienten
wurden hinsichtlich des Einflusses untersucht, den verschiedene
apoE Genotypen (z. B. 2/2, 3/2, 3/3, 3/4, 2/4 und 4/4) auf die Reaktion
eines Patienten auf Arzneistofftherapie, Erholungszeit, Alter, bei
dem die Krankheit auftritt, Wirksamkeit der Behandlung, Zeit zur
Rehabilitation, Symptomologie der Attacken und Risiko für zukünftige Erkrankungen
haben.
-
BEISPIEL II
-
Zusammenhang zwischen
ApoE Genotyp und Ergebnis einer Arzneistofftherapie in Patienten,
die an Schlaganfall leiden
-
Wir
haben 51 Schlaganfall-Patienten untersucht, um zu bestimmen, ob
es einen Zusammenhang zwischen apoE Genotyp und Ergebnis der Arzneistofftherapie
gibt. Unsere kleine Untersuchungsgruppe bestand aus weißen Frauen,
bei denen gegenwärtig
ein Schlaganfall diagnostiziert wurde und die gegenwärtig entweder
mit Aspirin oder Anti-Thrombose-Medikamenten (z. B. TiclidTM) behandelt wurden. Obwohl unsere Untersuchungsgruppe
klein und hinsichtlich Geschlecht nicht randomisiert ist, haben
die Patienten in dieser Untersuchung eine Verteilung des apoE-Allels,
die einer viel größeren randomisierten
nordamerikanischen Population (siehe Tabelle 1) ähnlich ist. Zur Bestimmung
des apoE Genotyps des Patienten wurden jedem Patienten 5 ml Blut
entnommen und als Ausgangsmaterial für genetisches Material verwendet,
zur Bestimmung des apoE-Allels wie in Beispiel I beschrieben. Der
apoE Genotyp des Patienten wurde dann mit Daten aus der Krankenakte
des Patienten verglichen. Wir haben die Geschwindigkeit gemessen,
mit der sich die Patienten von einem Schlaganfall erholen und die
Dauer ihrer Rehabilitation, um den möglichen Zusammenhang zwischen
dem apoE Genotyp eines Patienten und der Schlaganfall-Prognose zu
bestimmen.
-
Ergebnisse
Tabelle
1. apoE-Allelverteilung der Untersuchungsgruppe im Vergleich mit
einer repräsentativen
Population
-
Zur
Bestimmung des Verhältnisses
zwischen apoE Genotyp und der Zeit, die ein Patient benötigt, um sich
vollständig
von einem Schlaganfall zu erholen, haben wir die Daten wie folgt
analysiert. Wir teilten die Untersuchungsgruppe in zwei Populationen,
in jene Patienten, die sich nach Arzneistoffbehandlung schnell erholten
(schnelle Reaktion) und jene Patienten, die sich nach Arzneistoffbehandlung
langsam erholen (langsame Reaktion) und fragten nach der apoE-Allelverteilung
(Tabelle 2)
-
Tabelle
2. apoE Genotyp-Verteilung bei Schlaganfallpatienten, die sich nach
Arzneistofftherapie vollständig
erholen, schnell gegenüber
langsam
-
Bei
Vergleich der Genotypen dieser beider Populationen beobachteten
wir eine Verbindung zwischen der Geschwindigkeit der Erholung nach
einem Schlaganfall und der Tatsache, ein Träger des apoE4-Allels zu sein.
Die schnellste Antwort auf Arzneistofftherapie nach Schlaganfall
trat bei Patienten auf, die das apoE4-Allel trugen (Tabelle 2).
Bei Analyse dieser Daten als eine Futnktion des ApoE4-Allelgehalts, waren
die Patienten mit einem höheren
apoE4-Allelgehalt überrepräsentiert
unter den Patienten, die sich gut erholten (Tabelle 3).
-
Tabelle
3. Vergleich des apoE4 Genotyp-Gehalts und der Erholung vom Schlaganfall
-
Zur
Bestimmung des Verhältnisses
zwischen apoE Genotyp und dem Alter, bei dem die Krankheit auftritt,
wurden Daten über
den apoE Genotyp als eine Funktion des Alters des Patienten analysiert,
bei dem der erste Schlaganfall auftrat (Tabelle 4). In dieser Untersuchung
waren die Mehrzahl der Patienten, 74%, keine apoE4 Träger, und
die Genotypen waren über
alle Altersgruppen gleichmäßig verteilt,
wodurch bevorzugte Ergebnisse aufgrund Lebensdauer, die möglicherweise
mit dem apoE Genotyp gekoppelt ist, minimiert wurden.
-
Tabelle
4. apoE4-Allelverteilung als Funktion des Alters bei Schlaganfall
des Patienten
-
Zusätzlich zeigt
die Analyse der Daten dieser Altersgruppe keine großen Unterschiede
in der Wirksamkeit der Behandlung, obwohl die Patienten in der Altersgruppe
mit 70 Jahren insgesamt am besten auf Arzneistofftherapie anzusprechen
scheinen (Tabelle 5).
-
Tabelle
5. Wirksamkeit der Arzneistoffbehandlung bei Schlaganfallpatienten
als eine Funktion des Alters
-
Zur
Bestimmung, ob der apoE Genotyp die Gesamtzeit beeinflusst, die
ein Schlaganfallpatient zur Rehabilitation braucht (eine lange Rehabilitationszeit
nach einem Schlaganfall ist üblich),
haben wir die Rehabilitationszeit des Patienten als Funktion des
apoE Genotyp des Patienten untersucht. Wir beobachteten einen direkten
und positiven Zusammenhang zwischen der Anwesenheit eines apoE4-Allels und einer
kurzen Rehabilitationszeit (Tabelle 6).
-
Tabelle
6. Gesamt-Rehabilitationszeit, die nach einem Schlaganfall nötig ist,
als Funktion des apoE Genotyp des Patienten
-
Zur
Bewertung, ob der apoE Genotyp eines Patienten die Erholung direkt
nach einem Schlaganfall beeinflusst, haben wir die Fähigkeit
eines Patienten untersucht, eine unmittelbare Erholung nach einem
Schlaganfall zu erreichen, als eine Funktion des apoE-Genotyps des
Patienten. Wir beobachteten, dass die Geschwindigkeit der Erholung
unmittelbar nach einem Schlaganfall nicht vom apoE Genotyp abhängt (Tabelle
7).
-
Tabelle
7. Fähigkeit
des Patienten zur Erholung unmittelbar nach einem Schlaganfall als
eine Funktion des apoE Genotyps des Patienten
-
Zusammengefasst
haben wir entdeckt, dass zwischen der Anwesenheit eines apoE4-Allels
und dem Ergebnis eines Schlaganfallpatienten eine direkte Verbindung
besteht. Wir glauben, dass das apoE4-Allel für den Schlaganfall Patienten
nützlich
sein könnte.
Wir sagen weiterhin voraus, dass die Fähigkeit, die Expression oder
Stabilität
des apoE4-Genprodukts heraufzuregulieren, heilsame Konsequenzen
für einen
Patienten haben könnte,
der einen Schlaganfall erlitten hat. Diese Erfindung schlägt vor,
dass die Fähigkeit
eines Arzneistoffs, die apoE4-Genexpression
oder -Stabilität
zu erhöhen,
diesen Arzneistoff als therapeutisch wirksamen Arzneistoff für Schlaganfallpatienten
nahe legt.
-
BEISPIEL III
-
Zusammenhang zwischen
apoE-Genotypen und dem Ergebnis einer Arzneistofftherapie im Patienten,
die an Parkinson'scher
Krankheit leiden
-
Wir
haben 59 Patienten analysiert, die an Parkinson'scher Erkrankung (PD) leiden, um zu
bestimmen, ob ein Zusammenhang zwischen dem apoE-Genotyp des Patienten
und dem Ergebnis einer Arzneistofftherapie besteht. Unsere kleine
Gruppe bestand aus weißen
Männern,
die an PD litten und sich gegenwärtig
in Behandlung mit Levodopa-Carbidopa (SinemetTM)
befanden. Diese Patienten litten an keiner anderen Erkrankung des
Zentralnervensystems. Um den apoE-Genotyp der Patienten zu bestimmen,
wurden 5 ml Vollblut aus jedem Patienten entnommen und als Quelle
von genetischem Material für
die wie hier in Beispiel I beschriebene apoE-Allel-Bestimmung verwendet. Der apoE-Genotyp
des Patienten wurde dann mit Informationen aus der Krankenakte des
Patienten verglichen. Unsere Analyse basierte auf einem Vergleich
der Reaktion des Patienten auf die Behandlung, die dazu gedacht
war, die Symptome des Tremors und der Steifheit als Funktion des
apoE-Genotyps des Patienten zu verbessern.
-
Ergebnisse
Tabelle
8. Verteilung des apoE-Genotyps der Untersuchungsgruppe, einer größeren Population,
und über
verschiedene Altersgruppen
-
Obwohl
unsere Untersuchungsgruppe klein und nicht nach Geschlecht randomisiert
ist, haben die Patienten in dieser Untersuchung eine apoE-Allelverteilung,
die zu einer viel größeren randomisierten
nordamerikanischen Population (Tabelle 8) ähnlich ist. Wir haben eine ähnliche
apoE-Allel-Verteilung auch unter verschiedenen Altersgruppen beobachtet,
was nahe legt, dass der apoE-Genotyp nicht mit einer langen Lebensdauer
gekoppelt ist (Tabelle 8). Wir haben das Durchschnittsalter der
Patienten, die gut auf eine Arzneistofftherapie ansprachen (gute
Reaktion), mit jenen verglichen, die schlecht ansprachen (schlechte
Reaktion) und beobachteten ein ähnliches
Durchschnittsalter, nämlich
64–67
Jahre, so dass in diesem Datensatz kein Zusammenhang mit dem Alter
bestätigt
werden konnte. Eine Analyse des apoE-Allelgehaltes zwischen Patienten,
die gut und schlecht auf die Arzneistofftherapie ansprachen, legte
ebenfalls offen, dass Altersunterschiede den Ausgang der Behandlung
nicht beeinflussen.
-
Im
Gegensatz dazu beobachteten wir eine starke negative Korrelation
zwischen der Reaktion eines Patienten auf die Arzneistofftherapie
und den apoE4-Allelgehalt. Patienten ohne apoE4-Allel zeigten eine
bessere Reaktion, wie gemessen durch Verbesserungen der Symptome
der Steifheit und des Tremors, als jene Patienten mit einem apoE4-Allel
(Tabelle 9). Somit ziehen wir die Schlussfolgerung, dass zwischen
Patienten, die ein apoE4-Allel tragen und dem Behandlungsergebnis
für Parkinson'scher Erkrankung
eine negative Korrelation besteht.
-
Tabelle
9. Reaktion auf einen Arzneistoff in Patienten mit Parkinson'scher Erkrankung
mit unterschiedlichen apoE-Genotypen
-
BEISPIEL IV
-
Zusammenhang zwischen
dem apoE-Genotyp und dem Ergebnis einer Arzneistofftherapie in Patienten
mit Multipler Sklerose
-
Wir
haben 65 Patienten, die an Multipler Sklerose (MS) leiden, analysiert,
um zu bestimmen, ob es einen Zusammenhang zwischen dem apoE-Genotyp
eines Patienten und dem Ausgang einer Arzneistofftherapie gibt.
Unsere Gruppe bestand aus weißen
Frauen, die an MS leiden, und gegenwärtig unter Behandlung mit Interferon β-1B (BetaseronTM) stehen. Zur Bestimmung der apoE-Genotypen
der Patienten wurden aus jedem Patienten 5 ml Vollblut entnommen
und als Quelle für
genetisches Material für
die vorstehend beschriebene Bestimmung des apoE-Allels verwendet
(siehe Beispiel I). Der apoE-Genotyp des Patienten wurde dann mit
Informationen aus der Krankenakte des Patienten verglichen. Unsere
Analyse basierte auf einem Vergleich der Reaktion des Patienten
auf die Arzneistoffbehandlung symptomatischer Verschlechterungen
als Funktion des apoE-Genotyps des Patienten.
-
Ergebnisse
-
Wir
analysierten die Häufigkeiten
der apoE-Genotypen in unserer Untersuchungsgruppe verglichen mit
einer größeren Population.
Wir beobachteten, dass die Patienten in dieser Untersuchung eine
Verteilung des apoE-Allels aufwiesen, die ähnlich zu einer viel größeren randomisierten
nordamerikanischen Population (Tabelle 10) ist. Wir beobachteten
auch eine ähnliche
Verteilung unter verschiedenen Altersgruppen, was nahe legt, dass
der apoE-Genotyp nichts mit einer langen Lebensdauer (Tabelle 10)
zu tun hat.
-
Tabelle
10. Verteilung des apoE-Genotyps der Untersuchungsgruppe, einer
größeren Population
und unter verschiedenen Altersgruppen
-
Zur
Bestimmung der Verbindung zwischen dem apoE-Genotyp und der Reaktion
des Patienten auf eine Arzneistofftherapie, die dazu gedacht ist,
das symptomatische Aufflackern der MS zu vermindern, haben wir die
Daten wie folgt analysiert. Wir haben die Untersuchungsgruppe in
zwei Populationen aufgeteilt, in jene Patienten, die nach Arzneistofftherapie
weniger Attacken haben (gute Reaktion) und jene Patienten, die während der
Arzneistofftherapie sehr viele Attacken haben (schlechte Reaktion)
und fragten nach der apoE-Allelverteilung (Tabelle 11). Wir haben
beobachtet, dass nicht-apoE4 Patienten auf eine Arzneistofftherapie
besser ansprachen als Patienten, die apoE4 aufwiesen (Tabelle 11).
-
Tabelle
11. apoE-Genotyp-Verteilung in MS-Patienten, die auf eine Arzneistofftherapie
gut ansprechen, im Vergleich mit Patienten, die schlecht ansprechen
-
Bei
Analyse dieser MS-Patienten auf Anwesenheit des apoE4-Allels war
die Korrelation zwischen jenen Patienten, die gut ansprechen und
dem Fehlen eines apoE4-Allels noch deutlicher (Tabelle 12). Das
Fehlen eines apoE4-Allels ist ein deutliches Anzeichen für eine gute
Reaktion auf Arzneistofftherapie.
-
Tabelle
12. apoE4-Allelgehalt in MS-Patienten, die auf eine Arzneistofftherapie
gut ansprechen gegenüber
jenen Patienten, die schlecht ansprechen
-
In
einer anderen Analyse von MS-Patienten untersuchten wir den Zusammenhang
zwischen dem apoE4-Allelgehalt und der qualitativen Art der MS-Attacken
in jedem Jahr während
einer Behandlung. Die folgenden Ergebnisse sind in acht Gruppen
eingeteilt, Patienten mit schwächeren
Attacken, die auf Behandlung schlecht ansprechen, verglichen mit
Patienten mit schwächeren
Attacken, die auf Behandlung gut ansprechen, und Patienten mit ernsten
Attacken, die auf die gleiche Weise verglichen wurden (Tabelle 13).
Wir beobachteten, dass ein apoE4-Allelgehalt
einen negativen Einfluss auf die Wirksamkeit der Arzneistoffbehandlung
für MS-Patienten
hatte, wie gemessen durch eine winzige Verminderung der Anzahl von
verschlechternden Attacken (Tabelle 13). Daraus schließen wir,
dass ein apoE4- Allelgehalt
ein deutlicher Indikator für
ein schlechtes Ansprechen eines MS-Patienten auf Arzneistoffbehandlung
ist.
-
Tabelle
13. apoE4-Allelgehalt in MS-Patienten mit einer qualitativen Veränderung
der Attacken
-
Aus
diesen Ergebnissen wird deutlich, dass das Apolipoprotein E-Gen
nicht nur mit der Wirksamkeit eines Arzneistoffes bei der Alzheimer-Erkrankung
gekoppelt ist, aber ebenso direkt mit der Wirksamkeit eines Arzneistoffes
in unterschiedlichen ZNS-Krankheiten wie Schlaganfall, Parkinson'scher Krankheit und
Multipler Sklerose in Verbindung steht. Aufgrund der spezifischen
Rolle des apoE-Gens und seiner vorgeschlagenen Beteiligung bei der
Zellregeneration und den Plastizitätserfordernissen, die für eine Krankheit
spezifisch sind, sagen wir voraus, dass sich der für die Krankheit
relevante Genotyp von Krankheit zu Krankheit unterscheiden wird.
-
BEISPIEL V
-
Bestimmung einer Risikoprognose
und des Erlebnisses einer therapeutischen Behandlung nach Schlaganfall mit
genetischer Analyse von apoE4 und BChE-K
-
Ein
Schlaganfall ist ein akutes neurologisches Ereignis, das zum Tode
von neuralem Gewebe des Gehirns und zu einem Verlust der motorischen,
sensorischen und/oder kognitiven Funktion führt. Man sagt, dass es in den
Vereinigten Staaten die dritthäufigste
Todesursache ist. Eine genetische Veranlagung kann bei der Pathogenese
von Schlaganfall wichtig sein. Eine solche Veranlagung kann nicht
nur Gene beinhalten, die zu einem erhöhten Blutdruck beitragen, aber
auch Gene, die unabhängig
vom Blutdruck wirken. Zwillingsuntersuchungen und familiäre Häufung legen
Hinweise für
genetische Faktoren nahe, die zu einem Schlaganfall mit einer polygenischen Ätiologie
beitragen.
-
Genetische
Faktoren, die zur Pathogenese eines Schlaganfalls beitragen, sind
nur wenig etabliert. Man nimmt an, dass die folgenden Gene und Polymorphismen
bei einem Schlaganfall beteiligt sind: ACE Insertions-/Deletionspolymorphismen,
Faktor-V-Gen, Faktor-VII-Gen, PIA2-Polymorphismus des Glykoprotein-IIIa-Gens,
ApoE und die Interleukin-1β-konvertierendes
Enzym (ICE)-Gen-Familie.
-
Die
Butyrylcholinesterase (BChE) wird in den meisten menschlichen Geweben
exprimiert, aber ihre genaue metabolische Funktion im Körper ist
immer noch unbekannt. Die polymorphe Genvariante BChE-K, die aus
einer Punktmutation am Nukleotid 1615 (GCA
zu ACA) besteht, die das Alanin
an Position 539 zu Threonin umwandelt, hat eine verminderte katalytische
Aktivität
(Bartels et al., Am. J Hum. Genet. 50: 1086–1103, 1992). Neuere Forschungsarbeiten
von Lehmann et al. (Hum. Mol. Genet. 11: 1933–1936 (1997)) legen nahe, dass BChE-K
mit einem weiteren Anstieg des Risikos einer spät auftretenden AD in apoE4-Trägern assoziiert
ist.
-
Wir
haben entdeckt, dass die Kombination von apoE4 und BChE-K dazu beitragen,
das Risiko einer Einzelperson hinsichtlich der Entwicklung eines
Schlaganfalls zu definieren. Wir haben den apoE4- und den BChE-K-Genotyp
für 50
weibliche Schlaganfallpatienten und 64 in Alter und Geschlecht übereinstimmende
gesunde Kontrollen (Tabelle 16) bestimmt. In der Kontrollgruppe
beobachteten wir 17 von 64 heterozygote und 4 von 64 homozygote
Träger
des BChE-K-Allels. Wir beobachteten, dass 15 von 64 Versuchspersonen
eine Kopie des apoE-Allels aufwiesen. Diese beiden Allelverteilungen
stimmen mit einem Hardy-Weinberg-Equilibrium für die identifizierte Allelfrequenz überein (Tabelle
14). In den Schlaganfallpatienten trugen 22 von 50 Personen eine
Kopie von BChE-K und 3 von 50 wiesen zwei BChE-K-Allele auf. Von diesen 50 Personen waren 15
Träger
eines apoE4-Allels. Der identifizierte Trägerstatus stimmte mit einer
Hardy-Weinberg-Population für die
beobachtete Allelfrequenz (Tabelle 14) überein.
-
Tabelle
14. Allelfrequenzen von apoE4 und BChE-K
-
Für Patienten
im Alter von 58 Jahren und älter,
betrug die Allelfrequenz von BChE-K 0,195 bei den Kontrollen, und 0,28
in den 50 Fällen
von Schlaganfall, wodurch ein Chancenverhältnis für Schlaganfall von 1,6 (basierend
auf Allelhäufigkeiten)
und 2,1 (basierend auf Trägerhäufigkeiten)
(Tabelle 17) bereitgestellt wird. In apoE4-Trägern betrug das Chancenverhältnis für einen
Schlaganfalls etwa 1 (Tabelle 15).
-
Tabelle
15. Chancenverhältnisse
für Schlaganfall
für BChE-K-Allele
-
Die
Allelfrequenz von apoE4 betrug 0,12 in Kontrollen und 0,15 in 50
Fällen
von Schlaganfall, woraus sich ein Chancenverhältnis von Schlaganfall von
1,3 (basierend auf Allelfrequenzen) und 1,4 (basierend auf Trägerfrequenzen)
(Tabelle 16) ergibt. In BChE-K-Trägern war das Chancenverhältnis von
Schlaganfall 1,9 (berechnet für
den Trägerstatus)
(Tabelle 16).
-
Tabelle
16. Chancenverhältnis
für Schlaganfall
für apoE4-Allele
-
Unter
Beachtung des Trägerstatus
beider Genmutationen haben wir entdeckt, dass in den Fällen von Schlaganfall
eine zweifache Zunahme (8% gegenüber
18%) verglichen zu Kontrollen vorliegt, in Trägern sowohl mit dem apoE4-
als auch dem BChE-K-Allel (Tabelle 17). Dieser Trend zeigt sich
auch in den apoE4-Trägern.
-
Tabelle
17. Verhältnisse
der Kontrollen und Schlaganfall-Testpersonen sowohl mit BChE-K-
und apoE4-Allelen
-
In
Tabelle 18 stellen wir das Chancenverhältnis für Schlaganfall für Testpersonen
bereit, die wenigstens ein apoE4- und BChE-K-Allel aufweisen, verglichen
mit Kontroll-Testpersonen, die keines der beiden Allele besitzen.
In weiblichen Personen über
58 Jahre, die sowohl das apoE4- als auch das BChE-K-Allel tragen, war
das Chancenverhältnis,
einen Schlaganfall zu erleiden 2,8fach höher als in gleichaltrigen Kontrollen.
Diese Daten sagen für
weibliche Träger
dieses genetischen Status ein fast 3fach höheres Risiko für einen
Schlaganfall voraus.
-
Tabelle
18. Chancenverhältnis
für Schlaganfall
-
Zusammengefasst
haben wir entdeckt, dass die Bestimmung des Allelstatus hinsichtlich
apoE4 und BChE-K einer Einzelperson ein nützliches Werkzeug bei der Vorhersage
des Risikos einer Einzelperson für einen
Schlaganfall ist. Weiterhin legen unsere Ergebnisse nahe, dass eine
prognostische Vorhersage es dem Patienten ermöglichen könnte, prophylaktische Therapien
durchzuführen,
bevor die Krankheit zuschlägt.
So könnte
z. B. das Schlaganfallrisiko für
asymptomatische und gesunde Personen wie junge Erwachsene und lange
bevor ein Schlaganfall aufgetreten ist, berechnet werden. Dann könnte mit
fortschreitendem Alter des Individuums eine präventive Therapie begonnen werden,
um die Wahrscheinlichkeit eines katastrophalen Schlaganfalls im
späteren
Leben zu verhindern oder zu verringern.