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Die Erfindung bezieht sich auf Lactobacillus-Stämme, welche
die Fähigkeit
zur Anhaftung an Oberflächen
von Epithelzellen, insbesondere der menschlichen Schleimhaut, besitzen
und die für
die prophylaktische und/oder heilende Behandlung von bakteriellen
Störungen
verwendet werden können,
die durch pathogene Bakterien, welche an den Epithelzellen in einer ähnlichen
Weise anhaften, verursacht werden.
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Die einheimische Mikrobiota ist eine
der Hauptabwehrmechanismen, die den menschlichen oder tierischen
Körper
gegenüber
einer Besiedlung durch eindringende Bakterien schützen. Immunosupprimierte,
antibiotisch behandelte und parenteral ernährte Patienten unterliegen
dem Risiko von infektiösen
Erkrankungen, wie Sepsis, Meningitis oder Harnweginfekten, welche
durch die Ausbreitung von Bakterien verursacht werden, die hauptsächlich von
der normalen fäkalen
Population abstammen. Ein Mechanismus bei diesem Vorgang kann die
bakterielle Translokation sein, welche als Durchtritt von lebensfähigen Bakterien
durch den Magen-Darm-Kanal zu den mesenterialen Lymphknoten und
anderen Organen definiert ist.
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Die Blutvergiftung, Sepsis, ist eine
weitere allgemein verbreitete, chirurgische Komplikation in Verbindung
mit der Abdominalchirurgie mit einer hohen Todesrate. Bakterien
oder bakterielle Produkte können
eine schlecht funktionierende Darmwand überwinden und andere, entfernte
Organe, wie Lunge, Leber, Herz, etc., infizieren oder dort eine
Funktionsstörung
verursachen. Dies führt
zu einer multiplen Organfehlfunktion oder zu der sogenannten Intensiverkrankung.
Diese Patienten werden heute durch die Verabreichung von Antibiotika
behandelt sowie durch eine chirurgische Behandlung des Abszesses,
sofern dieser lokalisiert werden kann. Heutzutage werden Antibiotika
vor einer Darmoperation routinemäßig verabreicht,
um das Risiko von post-operativen Infektionen und der dadurch hervorgerufenen
Erkrankungen zu reduzieren. Die Behandlung mit diesen Antibiotika
ist jedoch verbunden mit der Zerstörung der normalen Darmflora
und mit einem Überwachsen
durch pathogenere Bakterien.
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Diese Erkenntnisse haben zu einem
verstärktem
Interesse für
mikrobielle Arten geführt,
welche in vorteilhafter Weise die mikrobielle Balance des Wirtes
beeinflussen können,
zum Beispiel durch die Produktion von antimikrobiellen Komponenten
oder durch kompetitives Wachstum. Lactobacillus gehört zu den
am stärksten
untersuchten Arten und in bestimmten Fällen wurde gezeigt, dass Lactobacillus
einer Proliferation von Pathogenen entgegenwirken kann.
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Bakterien, die den Darm besiedeln,
können
in dem besiedelnden Wirt Krankheiten hervorrufen, wie Diarrhoe in
den Gedärmen,
oder sie können
sekundär
normalerweise sterile Stellen besiedeln, wie die Harnröhre, wodurch
eine Harnröhreninfektion
verursacht wird. Ferner können
die Blutbahnen besiedelt werden, was zu einer Sepsis führt.
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Pathogene Bakterien unterscheiden
sich von solchen, die keine Krankheit hervorrufen, durch den Besitz
von sogenannten Virulenzfaktoren. Ein bedeutsamer Virulenzfaktor
ist die Fähigkeit,
sich an Kohlenhydrat-Rezeptormoleküle der Wirtszelle anzuheften.
Dies ist ein wichtiger Schritt, da er sowohl eine Besiedlung ermöglicht sowie
die Abgabe von Toxinen und anderen inflammatorischen Substanzen
in direkter Nähe
zu den Wirtszellen. Diese von anhaftenden Bakterien abgegebenen,
toxischen Substanzen erreichen lokal sehr viel höhere Konzentrationen, als sie
auftreten würden,
wenn diese Substanzen abgegeben würden, zum Beispiel von Bakterien,
die im Darmlumen vorhanden sind.
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Bakterien, welche eine Harnweginfektion
verursachen, umfassen Escherichia coli, Enterobacter, Klebsiella
und Proteus, die alle zu der Familie der Enterobacteriaceae gehören. Eine
Mehrheit von diesen Bakterien besitzen Fimbrien des Typs 1, was
die Fähigkeit
verleiht, sich an Mannose enthaltende Rezeptoren anzuheften, zum
Beispiel an menschliche vaginale Epithelzellen sowie an das Harnschleimprotein,
das Tamm-Horsefall-Protein.
Bei Fimbrien des Typs 1 wurde gezeigt, dass sie einen Virulenzfaktor
für die
Blasenentzündung darstellen,
was sowohl auf der erhöhten
Fähigkeit
in den Harntrakt aufzusteigen, wobei dies durch Bindung an vaginale
und periurethrale Epithelzellen ermöglicht wird, als auch auf einem
erhöhten
irritativen Effekt beruhen kann, der durch Bindung an Epithelzellen
in dem Harntrakt hervorgerufen wird. [Somit sind nur Bakterien mit Fimbrien
des Typs 1 in der Lage, eine Cytokininreaktion, das ist eine Entzündung, in
kultivierten Harnepithelzellen zu induzieren.]
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Bakterien, welche eine Diarrhoe hervorrufen,
umfassen Salmonella und Shigella, wobei aber die Diarrhoe bei jungen
Kleinkindern auch mit einer übermäßigen Besiedlung
von Klebsiella oder Enterobacter im Darm assoziiert ist. Es wurde
bei der Maus gezeigt, dass Fimbrien des Typs 1 einen Virulenzfaktor
für durch Salmonella
verursachte Durchfallserkrankung darstellen. Es ist auch wahrscheinlich,
dass Fimbrien des Typs 1 die Besiedlung von anderen Bakterien erleichtern
und die Abgabe von toxischen Substanzen nahe dem Epithel fördern, wodurch
die Diarrhoe verursacht wird.
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Die EP-A2 0 199 535 beschreibt eine
biologisch reine Kultur von Lactobacillus acidophilus, ATCC Beitrittsnummer
53 103, welches vom menschlichen Stuhl isoliert wurde und in der
Lage ist, sich an Schleimhautzellen bei in vitro Tests anzuhaften.
L. acidophilus kann den oberen Teil des Magen-Darm-Kanals gut überwinden.
Es wurde jedoch noch keine in vivo Anhaftung gezeigt.
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Die WO 89/05849 beschreibt Milchsäurebakterien,
die aus dem Magen-Darm-Kanal
von Schweinen isoliert wurden und unter anderem hinsichtlich der
Anhaftung an gastro-intestinale Epithelzellen vom Schwein in vitro
sowie mit einer Toleranz gegenüber
Säure und
Galle selektiert wurden. Diese Bakterien können für die Fermentation von Milch
verwendet werden, die dann Ferkel gegeben werden kann, um eine i.
a. E. coli-Diarrhoe
zu verhindern oder zu behandeln.
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Die WO 93/01823 bezieht sich auf
ein Verfahren für
die Isolierung von Stämmen
von Lactobacillus, welche die Fähigkeit
besitzen, sich in der menschlichen Darmschleimhaut in vivo zu etablieren
und dort auch nach oraler Verabreichung für wenigstens 10 Tage zu verbleiben.
Diese Anmeldung bezieht sich insbesondere auf zwei neue Lactobacillus-Stämme, die
gemäß dem Budapester
Abkommen bei DSM – Deutsche
Sammlung von Mikroorganismen und Zellkulturen GmbH -, Braunschweig,
Deutschland am 2. Juli 1991, hinterlegt worden sind, wobei es sich
um
Lactobacillus plantarum 299 | DSM 6595 |
Lactobacillus casei ssp. Rhamnosus 271 | DSM 6594 |
handelt sowie um Varianten davon, welche für die Prophylaxe
oder die Behandlung von bakteriellen Infektionen im Magen-Darm-Trakt
verwendet werden können,
wodurch insbesondere die Anwendung von Antibiotika bei chirurgischen
Verfahren substituiert werden kann.
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Die SE 463 598 bezieht sich auf eine
Zubereitung für
die vermehrte Anhaftung von Bakterien an den Magen-Darm-Kanal, wobei
diese Zubereitung ein die Adhäsion
förderndes
Protein, nämlich
das Adhäsin,
enthält,
das von Lactobacillus abstammt.
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Die WO 90/09398 bezieht sich auf
Produkte zur Hemmung der Adhäsion,
des Wachstums und/oder des Überlebens
von Pathogenen. Diese Produkte sind Lactobacillus-Metabolite, welche
Pathogene hemmen, wie Escherichia coli, Clostridium, Salmonella,
Campylobacter und Streptococcus-Stämme.
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Die WO 93/09793 bezieht sich auf
Lactobacillus- und Magermilch-Zusammensetzungen
und Verfahren zur Verhinderung von mikrobiellen Urogenitalinfektionen.
Die Erfindung bezieht sich insbesondere auf die Fähigkeit
von bestimmten Stämmen
von hydrophoben oder hydrophilen Lactobacilli sich an uroepitheliale
Zellen anzuheften, und der Wirkung von bestimmten antimikrobiellen Mitteln
zu widerstehen, um so Urogenitalinfektionen zu verhindern. Der Mechanismus
der Anhaftung umfasst hydrophobe oder hydrophile Interaktionen zwischen
nichtproteinartigen Zellwandanhaftungen an Lactobacillus und proteinartigen
Anhaftungen in der umgebenden Flüssigkeit.
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Es wurde nun überraschenderweise gefunden,
dass bestimmte Stämme
von Lactobacillus sich an Agarosekügelchen mit D-Mannosebeschichtung
anheften, wobei diese Fähigkeit
mit einer Fähigkeit
zur Agglutination von Erythrocyten in einer Mannoseempfindlichen
Weise korreliert ist, sowie mit der Fähigkeit, sich an die menschliche
Dickdarm-Epithelzelllinie HT-29 in einer Weise anzuheften, die durch
Methyl-α-D-mannosid hemmbar
ist. Eine Periodatbehandlung der HT-29 Zellen beseitigt die Mannose-empfindliche
Anhaftung, womit die Kohlenhydratnatur des zellgebundenen Rezeptors
bestätigt
ist. Eine Proteinase K -Behandlung der Bakterien beseitigt auch
die Anhaftung, was anzeigt, dass bei der Bindung Proteinstrukturen
an der bakteriellen Zeltoberfläche
beteiligt sind. Es wird somit angenommen, dass der anheftende Teil
von Lactobacillus, das Adhäsin, sich
an Mannose enthaltende Rezeptoren an der Epithelzelloberfläche anhaften.
Diese Anhaftung scheint mit der Fähigkeit von diesen Bakterien
verbunden zu sein, pathogenen Bakterien entgegenzuwirken und die
Wirtsverteidigungsmechanismen zu stimulieren.
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Diese Anhaftung fördert insbesondere die Fähigkeit
zur Reduktion der Translokation von pathogenen oder potentiell pathogenen
Bakterien durch das intakte Darmepithel, wobei die Anhaftung der
potentiell pathogenen Bakterien an die Epithelzelloberfläche direkt
gehemmt wird. Dadurch wird die Fähigkeit
reduziert, toxische und inflammatorische Substanzen an die Schleimhaut
abzugeben. Der inflammatorische Schaden für den Dann, der durch nicht-spezifische
Reizstoffe verursacht wird, wird durch Schaffung einer Mikroumgebung, die
für die
Rekonstruktion der Schleimhaut förderlich
ist, reduziert. Eine direkte Assoziierung mit den Epithelzellen
kann auch die Fähigkeit
des Bakteriums fördern,
mit dem Immunsystem zu interagieren. Diese Lactobacillus-Stämme können zum
Beispiel die Aktivierung von Phagozyten fördern und antigen-präsentierende Zellen
stimulieren, was zu einer erhöhten
Immunität
führt.
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Die vorliegende Erfindung basiert
auf der Verwendung von Lactobacillus plantarum mit einem Mannose-spezifischen
Adhäsin
für die
Herstellung einer pharmazeutischen Zusammensetzung zur Hemmung der Bindung
von pathogenen Bakterien, welche Mannose-spezifische Adhäsine exprimieren,
an Epithelzelloberflächen.
Dadurch wird die Fähigkeit,
toxische und inflammatorische Substanzen an die Schleimhaut abzugeben,
reduziert.
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Mannose-spezifische Adhäsine sind
in einer Reihe von gram-negativen Bakterien beschrieben, wie bei
Mitgliedern der Enterobacteriaceae-Familie, wie E. coli-, Klebsiella-,
Shigella- und Salmonella-Arten, Pseudomonas echinoides, Vibrio cholerae
und Vibrio parahaemolyticus.
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Der optimale Rezeptor für das Mannose-spezifische
Adhäsin
von E. coli wurde identifiziert und es ist bekannt, dass er die
Sequenz Mannose-α1-4-Mannose-β enthält, die
in Glycoproteinen von Säugetieren
auftritt. Die exakte Rezeptorstruktur der Mannosespezifischen Adhäsine von
anderen Enterobakterien-Arten ist bisher noch nicht identifiziert
worden. Ferner wurde noch nicht die Rezeptorstruktur des Mannosespezifischen Adhäsins von
Lactobacillus plantarum -Stämmen
identifiziert. Es wird jedoch angenommen, dass der Rezeptor eine
Man-α1-2-Man
-Seguenz enthält.
Es ist wahrscheinlich, dass Mannose-spezifisches L. plantarum einen ausgeprägteren Hemmeffekt
auf Bakterien ausübt,
die an Mannose enthaltende Rezeptoren binden, im Vergleich zu der
Wirkung auf Bakterien, die an andere Rezeptorstrukturen binden.
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Die Erfindung bezieht sich auf die
Verwendung von Lactobacillus plantarum 299v, Hinterlegungsnummer
DSM 9843, das sowohl ein Mannose-spezifisches Adhäsin als
auch die Fähigkeit
hat, die menschliche Schleimhaut zu besiedeln, zur Herstellung einer
pharmazeutischen Zusammensetzung zur Behandlung eines Harnweginfekts
durch Hemmung der Anhaftung von pathogenen Bakterien, die Fimbrien
vom Typ 1 exprimieren; insbesondere eines zu Klebsiella, Enterobacter,
Proteus oder Escherichia coli gehörenden Bakteriums, an menschliche
Harnröhren-Epithelzellen.
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Verwandte Stämme von Lactobacillus plantarum
sind:
Lactobacillus plantarum 299 | DSM 6595 |
Lactobacillus plantarum 79 | |
Lactobacillus plantarum 105 | |
Lactobacillus plantarum 107. | |
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Die Erfindung bezieht sich auch auf
die Verwendung von Lactobacillus plantarum 299v, Hinterlegungsnummer
DSM 9843, in Kombination mit einem herkömmlichen Träger zur Herstellung einer pharmazeutischen Zusammensetzung
zur Hemmung der Bindung von pathogenen Bakterien, die Mannose-spezifische
Adhäsine exprimieren,
an die Epithelzelloberfläche
für die
prophylaktische oder heilende Behandlung von bakteriellen Störungen.
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Zwei Faktoren scheinen für die Ausübung der ökologischen
Wirkungen von Lactobacilli wichtig zu sein. Der erste Faktor ist
die Fähigkeit,
den Darm zu besiedeln. Dies bedeutet ein Überleben in hoher Zahl über einen
bestimmten Zeitraum nach der letzten Verabreichung von lebenden
Bakterien. Diese Eigenschaft mag für die Fähigkeit von Lactobacilli wichtig,
aber nicht ausreichend sein, das Wachstum und die Proliferation
von pathogenen Bakterien zu unterdrücken. Der zweite Faktor ist
die Fähigkeit,
direkt an Darmepithelzellen zu binden. Dies mag einer der Faktoren
sein, welche die Besiedlung fördern,
wobei er aber keine Voraussetzung für die Besiedlung ist. Die Fähigkeit
zur Anhaftung an das Epithel garantiert nicht, dass der Stamm zur
Besiedlung in der Lage ist.
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Pathogene, enterische Bakterien,
welche Mannose-spezifische Fimbrien vom Typ 1 exprimieren, gehören insbesondere
zu Klebsiella, Enterobacter, Proteus, Salmonella und Shigella spp.,
z. B. Klebsiella pneumoniae, Salmonella typhimurium und Shigella
flexneri und Escherichia coli.
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Die Fähigkeit zur direkten Anhaftung
an Epithelzellen kann für
die Lactobacillus-Stämme wichtig
sein, um die Translokation und die Induktion einer Schleimhautentzündung durch
pathogene Bakterien zu reduzieren, da die Lactobacilli die ökologische
Nische nahe am Epithel besetzen. Eine direkte Verbindung mit dem Epithel
befähigt
die Lactobacilli auch, die Mikroumgebung zu verändern, welche direkt die Darmepithelzellen beeinflusst.
Dadurch wird die Reparatur nach einer Schädigung, die durch irritierende
Mittel hervorgerufen wird, gefördert.
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Herkömmliche Träger für eine pharmazeutische Zusammensetzung
für die
prophylaktische oder heilende Behandlung von bakteriellen Störungen im
Dann sind beispielsweise physiologisch akzeptable Substrate, die
von dem fraglichen Bakterium fermentiert werden, sowie Nahrungsmittel
von verschiedener Art, insbesondere auf Basis von Stärke oder
Milch, aber auch inerte feste oder flüssige Substanzen, wie Kochsalzlösung oder
Wasser. Ein mögliches
Substrat sollte flüssige
oder feste Fasern enthalten, die in dem Magen-Darm-Kanal nicht resorbiert
werden und die bei der Fermentation durch Lactobacillus Carbonsäuren bilden.
Ein Beispiel für
ein geeignetes, Stärke
enthaltendes Substrat stellen die Getreide dar, wie Hafer und Weizen,
Mais, Wurzelgemüse,
wie Kartoffeln, und bestimmte Früchte,
wie grüne
Bananen.
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Ein bevorzugtes Substrat für die Zusammensetzung
gemäß der Erfindung,
welches der Zusammensetzung auch einen guten Nahrungswert verleiht,
ist eine Nährlösung auf
Basis von Haferschleim, wie dies zum Beispiel beschrieben ist in
der WO 89/08405.
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Die 1 ist
ein Dendrogram, welches die Ähnlichkeit
in Prozent zwischen den verschiedenen, getesteten Stämmen von
Lactobacillus zeigt, die durch das REA-Verfahren auf Basis des Pearson-Produktmoment-Korrelationskoeffizienten
und von UPGMA charakterisiert wurden.
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Isolierung der Lactobacillus-Stämme
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Die Stämme von Lactobacillus wurden
aus der menschlichen Schleimhaut isoliert. Biopsien von verschiedenen
Teilen vom Dickdarm wurden mittels Enteroskopie durchgeführt und
Stücke
der Darmschleimhaut vom Dünndarm,
das heißt
vom Jejunum und von Ileum, wurden mit chirurgischen Vertahren entfernt.
Die Schleimhautproben wurden sofort in ein Spezialmedium gegeben
(0,9% NaCl; 0,1% Pepton; 0,1% Tween 80 und 0,02% Cystin; alle Werte
beziehen sich auf Gewichtsprozent/Volumen), in einem Ultraschallbad
für 3 Minuten
homogenisiert und für
1 Minute gerührt,
bevor sie auf Rogosa Agar (Difco Laboratorien, Detroit, Michigan,
USA) angeordnet wurden. Die Platten wurden anaerob bei 37°C für 2 Tage
(Gas Pak Anaerobic System, BBL) inkubiert. Eine von drei Kolonien
wurde zufällig
von jeder Platte gepickt und als Reinkulturen fünf- bis neunmal auf Rogosa-Agar
angezogen und als dichte Kulturen in einem gefrorenen Puffer bei –80°C gehalten. Durch
dieses Verfahren wurden die Stämme
Lactobacillus plantarum 299 und 299v sowie 105, 275 und 386, Lactobacillus
fermentum 8704 : 3, Lactobacillus reuteri 108, 8557 : 1, 8557 :
3, Lactobacillus rhamnosus 271 und Lactobacillus agilis 294 isoliert.
In ähnlicher
Weise wurden Lactobacillus-Stämme aus
Ratten- und Schweinedärmen
isoliert, das heißt
Lactobacillus reuteri R2LC und 1063, 1068 beziehungsweise 1044.
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Die Lactobacillus-Stämme wurden
auf folgende Weise auch isoliert aus Nigerian ogi oder pito. Die
Ursprungsprobe wurde in einem Ultraschallbad für 5 Minuten behandelt und auf
einem Vortex für
2 Minuten gemischt, verdünnt
und dann auf Rogosa-Agar
(Difco) für
3 Tage bei 37°C
inkubiert. Zufällig
gepickte Bakterienkolonien wurden getestet. Durch dieses Verfahren
wurden die Stämme
Lactobacillus plantarum 79 und 107, 125, 98, 53, 97M2, 97, 101,
120 und 44 erzielt.
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Lactobacillus-Stämme wurden auch aus Silage
isoliert, das heißt,
Lactobacillus plantarum 36E, 256 und ATCC8014. So5 ist eine Lactobacillus
plantarum -Starterkultur, die erzielt wurde von Sockerbolaget, Arlöv. Lactobacillus
reuteri BR ist der kommerzielle Stamm, der in der BRA-Milch (Arla
Ekonomisk Förening,
Stockholm, Schweden) verwendet wird.
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Identifizierung der Stämme
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ATCC 14917T und
DSM 20016T sind die Typenstämme für Lactobacillus
plantarum und Lactobacillus reuteri. Ein Typenstamm definiert die
Art und sollte mit einem T markiert werden.
Alle anderen Stämme
mit einer DNA : DNA Homologie von mehr als 70 % zu einem bestimmten
Typenstamm werden dann als zu dieser bestimmten Art angehörig betrachtet.
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In dem International Journal of Systematic
Bacteriology (1995) 45: 670–675,
Johansson, M-L, et al. wird die Klassifizierung von isolierten Stämmen mittels
der Restriktionsendonukleaseanalyse der chromosomalen Gesamt-DNA
beschrieben. Bei dem erzielten „Fingerprint" werden genetische
Gruppen oder Cluster gebildet, welche die Ähnlichkeit in dem Gesamtmuster
beim Vergleich wiedergeben. Gemäß diesem
Analyseverfahren konnten die Lactobacillus plantarum -Stämme in die
verschiedenen genetischen Gruppen 1a, 1b, 1c aufgeteilt werden,
wie dies in der 1 zu
erkennen ist. Die Stämme
im Cluster 1 c haben alle eine Ähnlichkeit zu
L. plantarum 299 von > 50
und die Stämme
299v, 107, 105 und 79 haben eine Ähnlichkeit von > 70%.
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Die Stämme 299 und 299v, die beide
aus einer gesunden menschlichen Darmschleimhaut isoliert wurden,
wurden bei der Deutschen Sammlung von Mikroorganismen und Zeltkulturen
GmbH am 02. Juli 1991 beziehungsweise am 16. März 1995 hinterlegt und erhielten
die Hinterlegungsnummern DSM 6595 (299) und DSM 9843 (299v).
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Phänotyuische Identifizierung
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Die Stämme 299, 299v, 79, 105 und
107 sind Gram-positive, Katalase-negative Stäbchen, die auf Rogosa-Agar
bei pH 5,5 wachsen und die Milchsäure anaerob aus Glucose bilden
können.
Die Fähigkeit
der Stämme
zur Fermentation von verschiedenen Kohlenhydraten ist in der Tabelle
1 gezeigt. Die Tests wurden mit API 50 CH gemäß den Anleitungen des Herstellers
durchgeführt.
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Die Stämme konnten phänotypisch
als Lactobacillus plantarum identifiziert werden.
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Tabelle
1
Fermentationsmuster der Stämme von L. plantarum 299, L.
plantarum 299v, L. plantarum 107, L. plantarum 105 und L. plantarum
275 auf API 50 CH bei 30°C
und 37°C.
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Plasmidprofil
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Die Stämme wurde hinsichtlich ihres
Gehaltes an Plasmiden gemäß dem Verfahren
getestet, das beschrieben ist von Chassy et al (1976). Lactobacillus
plantarum 299, 299v, 79 und 105 hatten identische Plasmidprofile,
das heißt
fünf Plasmide
von 4, 9, 15, 21 und > 30
MDa. Lactobacillus plantarum 107 hatte drei Plasmide von 4, 15 und
21 MDa.
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Kultivierung von Lactobacillus
plantarum 299
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- – Ein
Inokulum aus einem Gefrierschrank von –80°C wurde hinzugegeben zu 50 ml
Lactobacillus Carrying Medium (LCM, Efthymiou & Hansen, J. Infect. Dis., 110: 258-267, 1962) oder zu
Rogosa,
- – es
wurde für
40 Stunden bei 37°C
inkubiert,
- – 50
ml wurden inokuliert in 500 ml LCM, für etwa 40 Stunden bei 37°C wurde inkubiert,
500 ml wurden in 5 Liter inokuliert,
- – für etwa 25–30 Stunden
bei 37°C
wurde inkubiert,
- – bei
10.000 Umdrehungen pro Minute wurde für 10 Minuten zentrifugiert,
- – es
wurde einmal in einer physiologischen Salzlösung gewaschen,
- – das
Pellet wurde in etwa 1 Liter der physiologischen Salzlösung gelöst.
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Diese Menge war ausreichend für etwa 400–500 Liter
Haferschleimsuppe. Die Kultivierungsmedien wurden nicht optimiert.
Rogosa arbeitete besser als LCM, was Pufferfunktion zurückzuführen ist. 2wahrscheinlich
auf eine bessere % Glucose wurde zu LCM hinzugefügt. Das gleiche Verfahren kann
für die Herstellung
der anderen Lactobacillus-Stämme
verwendet werden.
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Besiedlung von Lactobacillus
plantarum in vivo
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Um die Fähigkeit zur Besiedlung in vivo
zu überprüfen, wurden
zwölf gesunden
Freiwilligen für
10 Tage 100 ml flüssige
Haferschleimsuppe gemäß der Beschreibung
in WO 93/01823 gegeben, die 8 × 107 Kolonie-bildende Einheiten (CFU)/g eines
gefriergetrockneten Lactobacillus-Stammes enthielt. Lactobacillus
plantarum 299 konnte in einer dominierenden Position auf der Darmschleimhaut
10 Tage nach Vollendung der Verabreichung gefunden werden.
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Bei einem anderen Test wurde die
Fähigkeit
der Stämme
L. plantarum 105 und 107 zur Besiedlung getestet. Eine gefriergetrocknete
Zubereitung, die 1,5 × 109 CFU von jedem Teststamm enthielt, wurde
einmal am Tag für
8 Tage gegeben. Biopsien wurden vom Rektum mit Beginn einen Tag
nach Verabreichung und beendend 1 Tag und 8 Tage nach der Verabreichung
genommen. Ferner wurden Biopsien aus dem Jejunum entnommen. Keine
der verabreichten Stämme
wurde auf Rogosa-Platten 8 Tage nach dem Ende der Verabreichung
re-isoliert.
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Hämagglutinationstest
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Um zu untersuchen, ob die Adhäsine der
Lactobacillus-Stämme
den Adhäsinen
für die
Mannose enthaltenden Rezeptoren innerhalb der Enterobakteriaceae-Familie ähneln, beispielsweise
auftretend in E. coli -Stämmen,
die mit Fimbrien vom Typ 1 assoziiert sind und an Dickdarm-Epithelzellen
binden, wurden mit Erythrocyten von verschiedenem Ursprung Hämagglutinationstests
durchgeführt.
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Gewaschene Bakterien wurden mit 2 × 1010/ml in PBS suspendiert und zweifache Verdünnungen
der bakteriellen Suspensionen wurden auf Mikroskopträgern mit
gleichem Volumina von 3% Erythrocytensuspensionen in PBS oder in
PBS, das 100 mM von Methyl-α-D-mannosid
enthielt, gemischt. Die Träger
wurden in regulären
Intervallen vorsichtig schräggestellt
und die Agglutination wurde nach 15 Minuten mit dem nackten Auge
beobachtet unter Verwendung eines Lichtmikroskops bei 250-fachen
Vergrößerung.
Der reziproke Wert der größten Verdünnung der
Bakteriensuspension, die eine sichtbare Agglutination innerhalb
von 15 Minuten zeigte, wurde als Agglutinationstiter bezeichnet.
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Die Membran-gebundenen Glycoproteine
der Erythrocyten enthalten Mannose, und E. coli mit Mannose-spezifischen
Adhäsinen
agglutinierte einen großen
Bereich der Erythrocyten in einer Mannose-empfindlichen Weise.
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Die L. plantarum -Stämme, die
zu der genetischen Gruppe 1c gehören,
agglutinierten die Erythrocyten vom Menschen, Meerschweinchen,.
Hühnchen,
Katze, Hund, Maus, Ratte, Kaninchen, Pferd und Schwein und seltener
Schaf oder Rinderythrocyten. Mit Ausnahme der Schaf- und Rinderythrocyten
wurden die Agglutinationen vollständig gehemmt oder stark reduziert
durch Methyl-α-D-mannosid.
Eine schwache Mannose-empfindliche Hämagglutination wurde in einigen
Stämmen
der 1 b Gruppe gesehen, wobei die anderen genetischen Gruppen negativ
waren.
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Die Mannose-empfindliche Hämagglutination
(MSHA) von L. plantarum ähnelt
der von E. coli, wobei aber einige Unterschiede beobachtet wurden.
Hinsichtlich L. plantarum ergaben die Hühnererythrocyten die höchsten MSHA-Titer,
während
die Pferdeerythrocyten eine der am wenigsten aktiven Erythrocytenarten
waren. Hinsichtlich E. coli zeigten andererseits die Pferdeerythrocyten
die höchsten
Titer und zwar etwas höher als
die Hühnererythrocyten.
Die Meerschweinchenerythrocyten zeigten eine vergleichsweise starke
hämagglutinierende
Aktivität
mit L. plantarum sowie mit E. coli, während menschliche Erythrocyten
eine geringe Aktivität
im Vergleich zu anderen Erythrocytenarten für E. coli zeigten, aber vergleichsweise
aktiv hinsichtlich der Agglutination mit L. plantarum waren.
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Anhaftung an HT-29 Zellen
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Verschiedene Lactobacillus-Stämme wurden
für ihre
Fähigkeit,
sich an Darmepithelzellen der menschlichen Dickdarmkarzinom-Zelllinie
HT-29 getestet (Verfahren beschrieben von Wold, A, et al, Infection
and Immunity, Okt. 1988, S. 2531-2537).
Zellen der menschlichen Adenokarzinom-Zelllinie HT-29 wurden in
Eagle's Medium kultiviert,
das ergänzt
war mit 10% fetalem Kälberserum,
2 mM L-Glutamin und 50 μg/ml
Gentamicin (Sigma Chemical Co., Saint Louis, Mo, USA). Wenige Tage
nachdem die Zellen den Zusammenfluss erreicht hatten, wurden sie
mit EDTA-haltigem Puffer (0,54 mM) abgelöst, gewaschen und in Hank's balancierter Salzlösung (HBSS)
bei 5 × 106/ml suspendiert. Die Bakterien wurden geerntet,
gewaschen und suspendiert in HBSS bei 5 × 109/ml
(2 × eine
optische Dichte von 1,5 bei 597 nm). Die Zellen, Bakterien und HBSS
wurden in einem Verhältnis
von 1 : 1 : 3 gemischt und mit einer vertikalen Rotation für 30 Minuten
bei 4°C
inkubiert. Die Zellen wurden einmal mit eiskaltem PBS gewaschen
und mit neutralem gepufferten Formalin (Histofix, Histolab, Göteborg,
Schweden) fixiert. Die Zahl der Bakterien, die an jeder von wenigstens
40 Zellen angehaftet waren, wurden unter Verwendung eines Interferenzkontrastmikroskops
bestimmt (500-fache Vergrößerung, Nicon
Optophot, mit Interferenzkontrastausrüstung, Bergström Instruments,
Göteborg,
Schweden) und die Durchschnittszahl der Bakterien pro Zelle wurde
berechnet. Um die Anhaftung zu hemmen, wurde 1,5% von verschiedenen
Monosacchariden (Glucose, Mannose, Methyl-α-D-mannosid) bei dem Anhaftungstest
eingesetzt. Die Ergebnisse sind in der folgenden Tabelle 2 gezeigt,
wobei die Überschriften
neben dem Stamm und der genetischen Gruppe die folgenden sind:
- – HT-29
VH ist der Durchschnittswert der Zahl der Bakterien/Zelle; die Zahl
der Experimente ist in Klammern gezeigt;
- – α-Methylmannosid,
Mannose und Glucose beziehen sich auf den Durchschnittswert der
Zahl der Bakterien/Zelle in Gegenwart von α-Methylmannosid, Mannose bzw. Glucose;
die Zahl der Experimente ist in Klammern gezeigt;
- – n
ist die Zahl der gepaarten Werte bei dem Vergleich der Anhaftung
mit und ohne α-Methylmannosid;
- – d
ist der durchschnittliche Unterschied mit und ohne α-Methylmannosid;
positiv = Hemmung mit Mannosid;
- – p
ist der p-Wert für
den Vergleich; Student's
T-Test für
gepaarte Werte.
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Aus diesen Ergebnissen ist zu erkennen,
dass die ersten fünf
Stämme
von Lactobacillus eine starke Anhaftung an HT-29 Zellen in vitro
zeigen, wobei die Anhaftung durch den Zucker α-Methylmannosid gehemmt wird.
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Dieser Anhaftungstest wurde mit Lactobacillus
plantarum -Stämmen
sowie mit fünf
Escherichia coli -Stämmen
wiederholt. Vier Wildtypstämme
wurden aus der rektalen Flora von pakistanischen Kleinkindern isoliert
und durch Biotypisierung als E. coli identifiziert gemäß der Beschreibung
von Bettelheim, M.F. et al., J. Med. Microbiol. 2: 225–236, 1969.
Die E. coli Stämme
wurden über
Nacht bei 37°C
in einer statischen Luria-Nährlösung, die
0,1% CaCl2 enthielt, kultiviert, um die
Expression der Fimbrien vom Typ 1 mit Mannose-spezifischen Adhäsinen zu
fördern.
Der transformante Stamm E. coli 506 MS, der Fimbrien vom Typ 1 und Mannose-spezifische
Adhäsine
expremierte, wurde auf tryptischem Soja-Agar kultiviert, der 25 μg von Chloramphenicol/ml
enthielt. Die L. plantarum -Stämme
wurden auf Rogosa-Agar für
24 Stunden aerob bei 37°C kultiviert.
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Um die Hemmung der Anhaftung zu testen,
wurden die folgenden Monosacchariden mit einer Endkonzentration
von 60 mM bei dem Anhaftungstest hinzugesetzt: D-Glucose (USB, Cleveland,
Ohio, USA), Methyl-α-D-glucosid
(Sigma), D-Mannose
(Merck, USA), N-Acetylglucosamin (USB), N-Acetylgalactosamin (USB)
und N-Acetylneuraminsäure (Sigma).
-
Die L. plantarum -Stämme 299
und 299v, die zuvor gezeigt hatten, dass sie menschliche Freiwillige besiedeln,
zeigten eine Anhaftung an HT-29 Zellen in einem moderaten Ausmaß (etwa
10 Bakterien/Zelle). Dies ist auch richtig für alle, außer einem der anderen L. plantarum
-Stämme,
die zu der genetischen Gruppe 1c gehören. Methyl-α-D-Mannosid
reduzierte die Anhaftung von diesen Stämmen um 45–73%. Ein geringeres Maß der Anhaftung
(2–5 Bakterien/Zelle)
wurde bei den Stämmen
der Gruppe 1 b beobachtet. Deren Anhaftung wurde durch Methyl-α-D-Mannosid
um 33–58%
reduziert. Andere L. plantarum -Stämme, die nicht zu der genetischen
Gruppe 1 b oder 1c gehörten,
hafteten mit geringeren Zahlen an und diese Anhaftung wurde nicht durch
Methyl-α-D-Mannosid
gehemmt.
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D-Mannose reduzierte auch die Anhaftung
von L. plantarum 299 und 299v, aber in einem geringeren Maße als Methyl-α-D-Glucosid.
Keines der getesteten Monosaccharide, das heißt D-Glucose, Methyl-α-D-glucosid,
L-Fucose, Galactose, N-Acetylglucosamin,
N-Acetylgalactosamin und Acetylneuraminsäure, hemmte die Anhaftung von
L. plantarum 299 oder 299v an HT-29 Zellen.
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Die E. coli -Stämme mit Mannose spezifischen
Adhäsinen
hafteten in Mengen von 15–45
Bakterien/Zelle an. Die Anhaftung von E. coli 506 MS wurde in einem ähnlichen
Maß (94%)
sowohl durch Methyl-α-D-Mannosid
als auch D-Mannose gehemmt.
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Die Ergebnisse der Anhaftung der
Bakterien an die HT-29 Zellen nach Inkubation in Gegenwart oder in
Abwesenheit von 60 mM Methyl-α-D-Mannosid,
gewaschen und berechnet als Durchschnittswerte von drei Experimenten
(für E.
coli 345, 253, 810 und 476 nur jeweils ein Experiment), sind in
der folgenden Tabelle 3 gezeigt.
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Bindung an D-Mannose,
die an Agarose-Kügelchen
imobilisiert ist
-
Die Tests für die Bindung der Bakterien
an die Agarose-Kügelchen
mit D-Mannose-Beschichtung
wurden durchgeführt
mit leichten Modifikationen gemäß Sanchez
and Jonson (APMIS., 1990, 98: 353–357). Gewaschene Bakterien,
suspendiert zu 1010/ml in PBS, wurden auf
Mikroskopträgern
mit gleichen Volumina einer 1 : 4 Suspension in PBS von kommerziellen
Agarose-Kügelchen,
die kovalent gebundene D-Mannose enthielten (Agarose-p-aminophenyl-α-D-mannopyranosid,
Sigma, St. Louis, USA) oder von reinen Agarose-Kügelchen (4% Perl-Agarose, PL-Biochemical,
Milwaukee, Wis, USA) gemischt. Die Träger wurden für 2 Minuten schräggestellt
und anschließend
mit einem Interferenzkontrastmikroskop beobachtet (500-fache Vergrößerung,
Nicon Optiphot). Die Beobachtung der Bakterien, die an die Mannose-beschichteten
Kügelchen
anhafteten und die nicht an reine Agarose-Kügelchen gebunden hatten, wurde
als eine positive Reaktion betrachtet. Die Ergebnisse von diesen
Tests sind in der Tabelle 3 gezeigt. Die Bindung an die Mannose-beschichteten Agarose-Kügelchen
wurde wie folgt eingeschätzt:
- – Kein
Unterschied bei der Bindung im Vergleich mit Kontrollkügelchen
ohne
- Mannose;
- + Bakterien bedeckten 50% oder mehr der Oberfläche der
Kügelchen
in einer dünnen
Schicht;
- ++ Bakterien bedeckten die gesamte Oberfläche der Kügelchen in einer dicken Schicht;
manchmal erschien dies als eine Mehrfachbeschichtung.
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Eine Bindung an die mit D-Mannose-beschichteten
Agarose-Kügelchen
wurde bei allen L. plantarum -Stämmen
beobachtet, die an HT-29 Zellen anhafteten und Erythrocyten in einer
Mannose-empfindlichen Weise agglutinierten, dass heißt alle
Stämme,
die zu der Gruppe 1c gehören,
sowie ATCC 14917T, 256 und 36E von der Gruppe
1 b. Die meisten positiven Stämme
reagierten stark mit den mit Mannosebeschichteten Agarose-Kügelchen.
Schwache Reaktionen wurden beobachtet mit L. plantarum 275 und mit
ATCC 14917T und 256. Alle L. plantarum -Stämme, die
hinsichtlich einer Mannose-empfindlichen Anhaftung negativ waren,
waren auch negativ hinsichtlich den Mannose-beschichteten Kügelchen
mit Ausnahme von L. plantarum 97, das zu der Subgruppe 1a gehört. Dieser
Stamm hatte jedoch manchmal eine Mannoseempfindliche Anhaftung bei anderen
Experimenten gezeigt.
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E. coli 506 MS heftete in etwa dem
gleichen Maß wie
die stark positiven L. plantarum -Stämme an.
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Metaperiodat-Oxidation
und enzymatische Behandlung von Bakterien und HT-29 Zellen
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Gewaschene Bakterien oder HT-29 Zellen
wurden in 0,01 M Metperiodat (Merck, USA) in 0,1 M Citrat-Phosphat-Puffer,
pH 4,5, suspendiert. Die Bakterien wurden bei 37° C für 1 Stunde inkubiert, während die HT-29
Zellen bei Raumtemperatur für
15 oder 30 Minuten inkubiert wurden. Nach Inkubation wurden die
Bakterien oder die Zellen abzentrifugiert, zweimal in PBS gewaschen
und in HBSS resuspendiert. Die Kontrollinkubationen wurden durchgeführt mit
0,01 M Natriumiodat (Mallinckrodt Chemical Works, Saint Louis, Mo,
USA) in dem gleichen Puffer wie oben oder mit Puffer allein.
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Gewaschene Bakterien oder HT-29 Zellen
wurden in PBS suspendiert, das 2 mg/ml Proteinase K (15 Einheiten/mg
Sigma) enthielt, oder in PBS allein, und dann bei 37°C für 1 Stunde
inkubiert, gewaschen und resuspendiert, wie oben beschrieben.
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Die Behandlung der HT-29 Zellen mit
Periodat für
15 oder 30 Minuten führte
zu einer Zeltzerstörung. Nur
5–10%
der Zellen verblieben nach der Behandlung und dem folgenden Anhaftungstest.
Die Mannose-empfindliche Anhaftung von L. plantarum an die Zellen,
die zuvor für
15 Minuten behandelt wurden, blieb hoch (p = 0,41 in Relation zu
der Pufferkontrolle), während
die Zellen, die zuvor für
30 Minuten behandelt wurden, L. plantarum nicht in einer Mannose-empfindlichen
Weise gebunden hatten (p = 0,033 in Bezug auf die Pufferkontrolle).
Die Periodatbehandlung für
30 Minuten zerstörte
fast die Anhaftung (p = 0,0005 in Bezug auf die Pufferkontrolle,
p = 0,0067 in Bezug auf die lodatkontrolle). Die Periodat-Oxidation
der bakteriellen Zellobertlächen-Kohlenhydrate
beeinflusst nicht stark die Bindung.
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Die Behandlung von L. plantarum mit
Proteinase K hob vollständig
ihre Fähigkeit
zur Anhaftung an HT-29 Zellen auf (p = 0,0008, Tabelle 5), während keine
Reduktion in der Anhaftung von E. coli 506 MS beobachtet wurde nach
Behandlung der Bakterien mit diesem Enzym. Die Proteinase K Behandlung
der HT-29 Zellen zeigte keine klaren Effekte für die Anhaftung von L. plantarum
299v (p = 0,36), wobei eine Tendenz zur Reduktion der Anhaftung
von E. coli 506 MS mit Fimbrien vom Typ 1 auftrat (p = 0,15, Tabelle
4).
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Diese Experimente bestätigen, dass
der zellgebundene Rezeptor eine Kohlenhydratnatur hat und das eine
Proteinstruktur auf der bakteriellen Zelloberfläche bei der Anhaftung an diesen
Rezeptor beteiligt ist.
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Anhaftung von Salmonella
typhimurium an HT-29 Zellen
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Salmonella ist ein Hauptpathogen
bei der Diarrhoe-Erkrankung. Viele Salmonalla-Stämme
tragen Fimbrien vom Typ 1, was mit einer Mannose-empfindlichen Hämagglutination
nachgewiesen werden kann.
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Ein Salmonella-Stamm, der von einem
Patienten mit gastro-intestinaler Erkrankung abstammte, Salmonella
typhimurium 11014, zeigte eine Mannose-empfindliche Agglutination
der Erythrocyten und wurde für diesen
Anhaftungstest ausgewählt.
Der Salmonella-Stamm wurde mit einer fluoreszierenden Probe FITC
(Fluoresceinisothiocyanat, Sigma) durch Inkubation der Bakterien
und FITC in einem Carbonatpuffer, pH 9,6, über Nacht in der Kälte markiert.
Die Bakterien wurden dreimal vor Verwendung bei dem Anhaftungstest
gewaschen.
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Für
die Anhaftung wurden 0,1 ml HT-29 Zellen (5 × 106/ml)
mit 5 × 108 fluoreszierenden Salmonalla und mit 5 × 108 nicht-markierten Lactobacillus plantarum
299 oder 299v gemischt. Die Mischung wurde für 30 Minuten mit vertikaler
Rotation in der Kälte
inkubiert. Nach Waschen der Zellen wurden die anhaftenden Bakterien
in einem Mikroskop, welches für
den Fluoreszenznachweis ausgerüstet
war, gezählt.
Die Ergebnisse sind in der folgenden Tabelle gezeigt.
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Tabelle 4. Haftung an HT-29 Zellen
| Zahl der Bakterien/Zelle |
Salmonella typhimurium 11014 | 25 |
Salmonella typhimurium 11014 + 2,5% Methyl-α-D-mannosid | 1 |
Salmonella typhimurium 11014 + Lactobacillus
plantarum 299 | 7 |
Salmonella typhimurium 11014 + Lactobacillus
plantarum 299v | 12 |
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Aus dieser Tabelle ergibt sich, dass
der Salmonella-Stamm an die menschlichen Dickdarmzellen, dass heißt an die
HT-29 Zellen, über
einen Mannose-spezifischen Mechanismus gebunden hat. Diese Mannose-empfindliche
Anhaftung konnte in einem hohen Maß durch Lactobacillus plantarum
blockiert werden. Die Bakterien waren gleichzeitig in gleichen Mengen
vorhanden.
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Es ist wahrscheinlich, dass bei Zugabe
des Lactobacillus-Stammes vor Zugabe des pathogenen Stammes die
Stellen für
die pathogenen Bakterien, welche die Mannosespezifischen Adhäsine tragen,
besetzt werden, wodurch es für
sie unmöglich
wird, sich zu etablieren und eine Krankheit hervorzurufen.
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Akutes Leberversagen zeigt eine hohe
Sterberate und ein signifikanter Anteil an dieser Sterberate kann
der hohen Häufigkeit
einer Sepsis zugeordnet werden. Bei tödlich kranken oder immun-gefährdeten
Patienten werden die meisten Infektionen durch die Patienten eigene
Mikroflora hervorgerufen, und viele Patienten, die an Sepsis oder
an einem multiplen Organversagen sterben, haben enterische Bakterien,
für die
kein septischer Focus identifiziert wird, was anzeigt, dass diese
Infektionen ihren Ursprung im Darm haben. Aufgrund der hohen Frequenz
an klinisch signifikanter, bakterieller Sepsis während einem schwerwiegenden
Leberversagen wurde die Möglichkeit
einer prophylaktischen Behandlung erörtert. Bei akutem Leberversagen oder
nach einer großen
Leberoperation gibt es eine starke bakterielle Translokation aus
dem Darm, was einige der infektiösen
Komplikationen, die bei diesen Zuständen gesehen werden, erklären kann.
Um den Mechanismus herauszufinden und mögliche vorbeugende Maßnahmen
aufzuzeigen, wurde das folgende Modell erstellt.
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Test in Ratten
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Wirkung von Lactobacilli-Ergänzung bei
akutem Leberverletzungsversagen.
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Das Ziel von diesem Experiment besteht
in dem Studium der Wirkung einer rektalen Ergänzung von verschiedenen Stämmen von
Lactobacillus auf das Maß der
bakteriellen Translokation bei einem akuten Leberverletzungsmodell.
Der Einfluss von solch einer Verabreichung auf die. Zahl der Enterobacteriaceae
im Dickdarm und im Blinddarm wurde auch untersucht.
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Männliche
Sprague-Dawley-Ratten mit einem Gewicht im Bereich von 200–300 g wurden
in 7 Gruppen von 6 Tieren aufgeteilt: normale, akute Leberverletzung
als Kontrolle (ALI); ergänzt
mit Lactobacillus reuteri R2CL (SR); ergänzt mit Lactobacillus rhamnosus
271 (SS); ergänzt
mit Lactobacillus plantarum 299v (SP); ergänzt mit Lactobacillus fermentum
8704: 3 (SF) und ergänzt
mit Lactobacillus reuteri 108 (ST). Alle Tiere erhielten normale
Rattennahrung (R3, Lactamin AB, Stockholm) und Wasser ad libitum
während
des Experimentes und wurden in einem 12 Stunden Licht/Dunkel-Zyklus
und bei 22° Raumtemperatur
gehalten. Die unterschiedlichen Lactobacillus-Stämme wurden rektal einmal am
Tag über
einen Zeitraum von 8 Tagen verabreicht. Die tägliche Ergänzung der Lactobacillus-Stämme betrug
etwa 3 × 109 CFU pro Tier in 3 ml. Eine akute Leberverletzung
wurde am achten Tag durch intraperitoneale Injektion von D-Galactoseamin (Sigma
Chemical Co., St. Louis, USA), 1,1 g/kg Körpergewicht, induziert, was
zu einem gesteigerten Hindurchtritt von Bakterien durch das Darmlumen
zu entfernten Organen führt.
Bei der akuten Leberkontrollgruppe wurde normale Kochsalzlösung täglich über einen
Zeitraum von 8 Tagen ergänzt
und die Leberverletzung wurde am achten Tag induziert. Proben wurden
24 Stunden nach Hervorrufen der Leberverletzung gesammelt. Unter
Etherbetäubung
wurde eine Laparatomie mittels eines medianen Einschnitts unter
aseptischen Bedingungen durchgeführt.
Portales Blut und Aortenblut wurde für die bakteriologischen Tests
gesammelt. Proben von der Lobus caudatus der Leber und von mesenterischen
Lymphknoten (MLN) wurden für
die bakteriologischen Studien erzielt sowie zökale Inhalte und Dickdarminhalte
für die
bakterielle Zählung.
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Bei der bakteriologischen Analyse
wurden Gewebeproben in 5 ml steriles Transportmedium gegeben. Die
Proben wurden in einem Ultraschallbad für 5 Minuten angeordnet und
für 2 Minuten
auf Chiltern (Terma-Glas, Schweden) geschüttelt. Eine totale aerobische
Plattenzählung
wurde durchgeführt
durch Anordnung einer 1 ml Probe auf einem Gehirn-Herz-Infusionsagar
BHI (Oxoid) und durch Inkubation bei 37°C für 3 Tage. Die totale anaerobische
Plattenzählung
wurde durchgeführt
durch Anordnung der Proben auf BHI und durch Inkubation unter anaeroben
Bedingungen bei 37°C.
Nach 3 Tagen wurde die Zahl der Kolonien, die sich auf jeder Platte
gebildet hatten, gezählt
und hinsichtlich des Gewichtes des Ursprungsgewebes korrigiert.
Gewebeproben wurden ausgedrückt
pro Gramm Gewebe. Alle Werte sind dargestellt als Durchschnittswert
t SEM. Die Ergebnisse wurden statistisch unter Verwendung eines
ungepaarten t-Tests nach Student überprüft. Ein Wahrscheinlichkeitsniveau
von weniger als 0,05 wurde als signifikant betrachtet (p < 0,05).
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Tabelle
5 Bakterielle Translokation an die Leber und MLN
-
Die Vorbehandlung der Ratten mit
Lactobacillus plantarum 299v reduzierte signifikant die bakterielle Translokation
von dem Darm und verbesserte den Leberstatus.
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Die bakterielle Mikroflora wurde
untersucht, indem Proben vom Blinddarm- und Dickdarminhalt genommen
wurden, die sofort in 5 ml steriles Transportmedium angeordnet wurden
und anschließend
in einem Ultraschallbad und, wie oben erwähnt, auf Chiltern geschüttelt wurden.
Lebensfähige
Enterobacteriaceae-Zählungen
wurden erzielt auf Kristallviolett-Neutralrot-Galle-Glucose-Agar
VRBG (Oxoid), der aerob bei 37° C
für 24
Stunden inkubiert wurde.
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Tabelle
6 Enterobacteriaceae-Zahlen im Dickdarm und Blinddarm
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Die obige Tabelle zeigt, dass die
Enterobacteriaceae-Zahl im Dickdarm sowie im Blinddarm in allen Gruppen,
die mit Lactobacillus ergänzt
wurden, abnahm.
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Klinischer Test
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Pro Viva (Hagebutten-Suppe auf Basis
von Hafer, der fermentiert wurde mit Lactobacillus plantarum 299v,
Skånemejerierna
Ekonomisk Förening,
Malmö,
Schweden) wurde 26 Kindern, die an akuter Gastroenteritis litten,
im Krankenhaus von Szezecin, Polen, über einen mittleren Zeitraum
von 5,5 Tagen verabreicht. Das Produkt wurde in einer Menge von
400 ml/Tag gegeben und zwar 200 ml am Morgen und 200 ml am Abend.
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Vor der Behandlung hatten alle Kinder
zwischen 3- und 9-mal lockeren Stuhl pro Tag, wobei dies nach der
Behandlung auf eine Frequenz von 1–2 Stuhlgänge pro Tag reduziert war.
Sechs Patienten zeigten Pathogene in den Stuhlkulturen vor der Behandlung
und zwar Salmonella bei 3 Kindern, enteropathogenes E. coli bei
2 Kindern, Enterobacter aeromonas und Giardia intestinales bei jeweils
1 Kind. Nach der Behandlung wurden alle diese Pathogene nicht mehr
in den Stuhlkulturen nachgewiesen. Alle Pathogene mit Ausnahme von Giardia
intestinales zeigen Fimbrien vom Typ 1 und haften an Darmepithelzellen über einen
Mannose-spezifischen Mechanismus. Es ist wahrscheinlich, dass die
Fähigkeit
von Lactobacillus plantarum 299v mit Pathogenen um die Bindungsstellen
an den Mannose enthaltenden Glycoproteinen auf den Epithelzellen
oder in der Schleimschicht zu konkurrieren, verantwortlich ist für das Verschwinden
dieser Bakterien aus den Stuhlkulturen nach Verabreichung von Lactobacillus
plantarum.
-
Schlussfolgerung
-
Das häufige Auftreten von Mannose-spezifischen
Adhäsinen
unter den Gramnegativen Bakterien, die im Darmtrakt verweilen, lässt vermuten,
dass diese Adhäsine
für die
Darmbesiedlung wichtig sind. Ein Mannose-spezifisches Adhäsin wurde
niemals zuvor in einer Gram-positiven Art, wie Lactobacillus plantarum, identifiziert.
Es kann angenommen werden, dass die Fähigkeit zur Anhaftung an die
Mannose enthaltenden Rezeptoren von Bedeutung für die ausgeprägte Besiedlungsfähigkeit
dieses Bakteriums ist. Jedoch können auch
Bakterien, denen die Fähigkeit
zur Anhaftung an die Schleimhautrezeptoren fehlt, gute Besiedler
des Darmtraktes sein, zum Beispiel der Stamm 271, der nicht an Darmepithelzellen
anhaftet.
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Die Fähigkeit zur Bindung an Mannose
enthaltende Rezeptoren an dem Epithel verleiht wahrscheinlich dem
Lactobacillus plantarum die spezielle Fähigkeit der Wirkung von pathogenen
Bakterien entgegenzutreten. Zunächst
ist es ein guter Besiedler des Darms. Zweitens konkurriert es mit
den pathogenen Bakterien um die Rezeptorstellen, die wichtig sind
für die
Besiedlungsfähigkeit
der pathogenen Bakterien, das heißt der Mannose enthaltenden
Schleimhautrezeptoren. Drittens ist durch Bindung an die Rezeptoren,
die auf den Darmepithelzellen vorhanden sind, Lactobacillus plantarum
in der Lage, das Mikromilieu der Epithelzellen sofort zu beeinflussen.
Der Wechsel in dem Mikromilieu, der durch Lactobacilli bewirkt wird,
beeinflusst stärker die
Epithelzellen, als wenn die Lactobacillus-Bakterien in einem entfernteren
Ort von dem Epithel verweilen würden.
Viertens ist durch Bindung an die Mannose enthaltenden Rezeptoren
auf den Epithelzellen Lactobacillus plantarum in der Lage, die Anhaftung
von pathogenen Bakterien zu verhindern, wodurch deren Fähigkeit zur
Abgabe von toxischen oder anderen irritierenden Substanzen direkt
auf die Epithelzellen reduziert wird, was oft eine Voraussetzung
für die
pathogene Wirkung dieser Bakterien darstellt.