Hintergrund der Erfindung
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Diese Erfindung bezieht sich auf pharmazeutische
Zusammensetzungen, die Interleukin-4 als Wirkstoff umfassen, um die primäre
Immunantwort eines Säugers auf Immunogene in Impfstoffen zu
verstärken. Die Erfindung bezieht sich auch auf die Verwendung
von Interleukin-4 zur Herstellung eines Medikaments zur
Verstärkung einer primären Immunantwort eines Säugers auf
Immunogene, die in einem Impfstoff vorhanden sind, sowie auf Verfahren
zur Verstärkung einer effektiven primären Immunantwort bei
Säugern auf Immunogene, die in Impfstoffen vorhanden sind, durch
Verabreichen einer wirksamen Menge Interleukin-4 in Verbindung
mit dem Impfstoff an die Säuger.
Einleitung
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Interleukin-4 [im folgenden "TL-4", aber auch als
B-Zellenstimulierender Faktor 1 (BSF-1) bekannt] wurde ursprünglich von
M. Howard et al. im J. Exp. Med. (1982), Vol. 155, 5.914-23, als
von T-Zellen abgeleiteter Wachstumsfaktor beschrieben, der sich
von IL-2 unterscheiden läßt, eine Langzeitgewebekultur normaler
Maus-B-Lymphocyten erlaubte und mit aktivierten B-Lymphocyten
wechselwirkte, so daß deren Vermehrung 4 Monate lang
aufrechterhalten wurde. Obwohl gemischte B-Lymphocyten-Explantate
verwendet werden, um Kulturen zu starten, werden B-Lymphocyten
mit unreifem Phänotyp anscheinend durch IL-4 in Gewebekultur
spezifisch verstärkt. Siehe zum Beispiel C. Perchel et al.,
J. Immunol. (1989), Vol. 142, 1558-1568. Außerdem offenbaren
G. Trenn et al., J. Immunol. (1988), Vol. 140, 1101-1106, daß
IL-4 die Entwicklung cytotoxischer T-Zellen aus der Lyt-2+-
Subpopulation ruhender Maus-T-Lymphocyten stimuliert. H. Spits
et al., J. Immunol. (1987), Vol. 139, 1142-47, offenbaren, daß
IL-4 in vitro von IL-2 unterscheidbar als T-Zellenwachstumsfaktor
auf menschliche Zellen wirken kann.
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Das Maus-IL-4-Gen wurde kloniert und in COS-7-Zellen exprimiert
[siehe T. Otsuka et al., Nuc. Acids Res. (1987), Vol. 15,
333-334]. Der klonierte Faktor hatte in Gewebekultur alle
Wirkungen, die für den aus T-Zellkulturüberständen gereinigten
Faktor gefunden wurden. Die Klonierung und Expression des Human-
IL-4-Gens wurden von N. Arai et al., J. Immunol. (1989), Vol.
142, 274-282, und T. Yokota et al., Proc. Natl. Acad. Sci.
(1986), Vol. 83, 5844-5848, beschrieben, wobei der in COS-7-
Zellen erzeugte Faktor bei der Untersuchung in Gewebekultur
ähnliche Wirkungen wie das native Molekül aufwies. Da IL-4 sowohl
in menschlichen als auch in Maus-Zellsystemen untersucht wurde,
wurden dem Molekül weitere in-vitro-Wirkungen zugeschrieben:
(i) IL-4 spielte eine wichtige Rolle bei der Induktion und
Regulation der IgE-Synthese, eines Vorgangs, der stattfindet,
wenn bei B-Lymphocyt-Subpopulationen die Vermehrung induziert
wird [siehe Pene, J., Proc. Natl. Acad. Sci. (1988), Vol. 85,
6880-6884]; (ii) IL-4 induzierte Fcε-Rezeptoren (CD23) mit
geringer Affinität auf normalen Human-B-Lymphocyten in Gewebekultur
[siehe T. DeFrance et al., J. Exp. Med. (1987), Vol. 165,
1459-1457]; (iii) IL-4 wechselwirkte mit anderen Lymphokinen,
insbesondere γ-Interferon [siehe R.L. Coffman et al., Immunol.
Res. (1988), Vol. 102, 5-27, und S. Romagnani et al., oben], und
T-Zellen [siehe R.L. Coffman et al., oben, S. Romagnani et al.,
oben, und M.D. Widmer et al., Nature (1987), Vol. 326, 795-98],
so daß die Vermehrung und Veränderung von B-Zellen bewirkt wurde;
(iv) IL-4 verstärkte die Sekretion spezifischer
Antikörperklassen, z.B. Ig, durch Human-B-Zellen [siehe J.E. Splawski et
al., J. Immunol. (1989), Vol. 142, 1569-1572; (v) IL-4 hat
stimulierende Wirkungen auf T-Zellen, Mastzellen und Makrophagen
[siehe K.H. Grabstein et al., J. Immunol. (1987), Vol. 139, 1148-
1153; F. Lee et al., Proc. Natl. Acad. Sci. (1986), Vol. 83,
2061, und A. Zlotnik et al., J. Immunol. (1987), Vol. 138, 4275-
4279]; und (vi) IL-4 erhöhte die Expression von MHC-Klasse-II-
Antigen bei ruhenden B-Zellen (R. Nöelle et al., PNAS 81.6149-
6153, 1984). T.R. Mosmann et al. in J. Immunol., Vol. 138, 1813-
1816, offenbarten, daß Human- und Maus-IL-4, die an der
Aminosäuresequenz 1-90 und 129-149 zu 50% homolog sind, artspezifisch
sind.
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Die Verwendung von IL-4 zur Verstärkung der Immunantwort auf
infektiöse antigene Reizungen, z.B. von Viren, Bakterien, Pilzen
oder Protozoen abgeleitete chronische Infektionen, ist in
W091/14450 offenbart.
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W091/01143 offenbart Impfzusammensetzungen, die ein Antigen, wie
ein Bakterium oder Virus, in Kombination mit einem Interleukin,
wie IL-1, IL-2 oder IL-4, vorzugsweise IL-2, umfassen, wobei die
Zusammensetzung auf einem Mineral, wie Alaun, adsorbiert wird und
in Form einer Suspension vorliegt und außerdem einen zugesetzten
Konservierungsstoff enthält.
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EP-A-0,351, 876 beschreibt Zusammensetzungen zur Potenzierung der
Impfwirkung, die Human-B-Zellen-Differenzierungsfaktor ("Human-
BCDF") als Wirkstoff enthalten, um die Erzeugung von Antikörpern
gegen einen Impfstoff, wie Bakterien oder Viren, zu potenzieren.
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Neben Human-BCDF können die Zusammensetzungen auch ein oder
mehrere Cytokine enthalten, wie IL-1, IL-2, IL-3, IL-4, IL-5, die
Interferone und M-CSF oder G-CSF.
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WO88/00971 offenbart einen rekombinanten Impfstoff, der einen
Impfstoffvektor umfaßt, der eine erste Nucleotidsequenz, die als
das ganze oder ein Teil eines antigenen Polypeptids, z.B.
Pockenvirus, Herpesvirus, Adenovirus, exprimiert werden kann,
zusammen mit einer zweiten Nucleotidsequenz, die als das ganze
oder ein Teil eines Lymphokins, z.B. eines Interleukins, wie IL-
1, -2, -3 oder -4 oder γ-Interferon, exprimiert werden kann und
im Sinne einer Verstärkung der Immunantwort auf das antigene
Polypeptid wirkt, beinhaltet.
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EP-A-0, 302,429 offenbart, daß Human-IL-4 die Immunantwort
verbessert und sich zur Behandlung und Vorbeugung von Krankheiten wie
Krebs, Infektionen, AIDS und funktioneller Immunschwäche eignet.
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Gemäß der vorliegenden Erfindung wird die Verwendung von aus E.
coli abgeleitetem rekombinantem Human-IL-4 zur Herstellung eines
Medikaments zur Verstärkung einer primären Immunantwort eines
Säugers auf Immunogene, die in einem Toxoidimpfstoff vorhanden
sind, vorgeschlagen, mit der Maßgabe, daß das Medikament frei von
Human-B-Zellen-Differenzierungsfaktor (Human-BCDF) ist.
Beschreibung der Figuren
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Figur 1 veranschaulicht den zeitlichen Ablauf einer Immunantwort,
die durch Verabreichung von rekombinantem Human-IL-4 und eines
Tetanus-Toxoidimpfstoffs an Javaneraffen (Cynomolgus) im Einklang
mit der vorliegenden Erfindung erreicht wird.
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Die Figuren 2-5 veranschaulichen graphisch das Erscheinen von
Tetanus-Antikörpern gegen den Tetanus-Toxoidimpfstoff im
Javaneraffenmodell als Funktion der Zeit durch Verabreichen von 0,5
ug/kg bzw. 20 ug/kg rekombinantes Human-IL-4 und eines Tetanus-
Toxoidimpfstoffs im Einklang mit der vorliegenden Erfindung.
Ausführliche Beschreibung der Erfindung und der bevorzugten
Ausführungsformen
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Wir fanden überraschenderweise, daß die Verabreichung von
rekombinantem Human-IL-4 (im folgenden "rhIL-4") an Javaneraffen
gleichzeitig mit einem Tetanus-Toxoidimpfstoff zu einer
Verstärkung der primären Immunantwort bei den Affen führte. Dieses
Ergebnis ist besonders überraschend, da keine anamnestische
Antwort, d.h. sekundäre oder Erinnerungsantwort, beobachtet
wurde, als rhIL-4 während der Auffrischungsimpfung mit
rekombinantem Hepatitis-B-Virus (rHBVax) etwa zwei Monate nach dem
Verabreichen von rHBVax-Impstoff an Javaneraffen verabreicht
wurde, und auch nicht, als IL-4 während der Auffrischungsimpfung
mit Salk-inaktiviertem Poliovirus-Impstoff etwa einen Monat nach
dem Verabreichen von Salk-inaktiviertem Poliovirus-Impstoff an
Javaneraffen verabreicht wurde. Das Verfahren dieser Erfindung
zur Verabreichung von IL-4 mit einem Impfstoff hat die folgenden
Vorteile. Die gesamte zu verabreichende antigene Impfstoffladung
kann reduziert werden, da weniger Antigen in Gegenwart von IL-4
eine immunologische Reaktion mit sich bringt, die zu der durch
Verabreichung des obigen Impfstoffs erreichten zumindest
äquivalent ist. Da durch Verabreichen von IL-4 gemäß dieser Erfindung
weniger Antigen pro Impfung erforderlich wäre, wäre die
Wahrscheinlichkeit unerwünschter Nebenwirkungen, wie sie mit einigen
zur Zeit gebräuchlichen Impfstoffen verbunden sind, geringer. Da
weiterhin weniger Immunogen erforderlich ist, um einen wirksamen
Schutz zu erreichen, würden die Gesamtkosten für den Impfstoff
pro Patient gesenkt. Die Immunantwort bestimmter Typen von
Personen, die nur schwach auf die Impfung ansprechen, würde durch
Verabreichen von IL-4 gemäß dieser Erfindung verstärkt. Zu den
Typen von Personen, die aus den Verfahren dieser Erfindung einen
Nutzen ziehen sollten, gehören (1) die Typen mit einer
beeinträchtigten Immunreaktion, wie Kinder, die mit bestimmten
Immunschwächen geboren wurden, (2) anscheinend normale Personen,
die auf bestimmte Impfstoffe nicht ansprechen, sowie (3)
Personen, die sich immunsuppressiven Therapien unterziehen, wie
Bestrahlung, Corticosteroiden usw.
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Wir haben also wirksame Verfahren gefunden, um (1) eine effektive
primäre Immunantwort auf in einem Impfstoff vorhandene Immunogene
bei solchen Säugern zu verstärken; (2) einen effektiven
Antikörperspiegel bei Säugern, die Immunogenen in Impfstoffen ausgesetzt
sind, zu verstärken; und (3) eine primäre Immunantwort auf in
einem Impfstoff vorhandene Immunogene bei Säugern zu verstärken,
deren Immunantwort in Abwesenheit von IL-4 nicht stark genug oder
nicht schnell genug ist, um eine Krankheit zu verhindern. Die
Immunantworten dieser Säuger in Abwesenheit von IL-4 können nicht
stark genug oder nicht schnell genug sein, um eine Krankheit bei
diesen Säugern zu verhindern, aber wir haben wirksame Verfahren
gefunden, die das Verabreichen einer für jeden solchen Zweck
wirksamen Menge von IL-4, vorzugsweise von rekombinantem Human-
IL-4, an solche Säuger umfassen.
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Zu den Impfstoffen, die für die Verwendung gemäß dieser Erfindung
in Betracht kommen, gehören bakterielle Impfstoffe,
Toxoidimpfstoffe (inaktivierte Toxine) und virale Impfstoffe oder Gemische
davon ("multiple Antigene"), die für die aktive Immunisierung
beim Menschen verwendet werden. Siehe zum Beispiel Kapitel 75 mit
dem Titel "Immunizing Agents" in Remington's Pharmaceutical
Sciences, 14. Auflage, 1990, Mack Publishing Co., S. 1426-1441,
sowie die Antitoxine, Toxoide, Impfstoffe und Lebendimpfstoffe,
die von der amerikanischen Food and Drug Administration
zugelassen wurden und auf S. 210 (Product Category Index) der
Physicians' Desk Reference, 44. Auflage, 1990, aufgeführt sind.
Zu den geeigneten bakteriellen Impfstoffen gehören bakterielle
Impfstoffe gegen die folgenden Krankheitserreger oder -zustände:
Cholera, Keuchhusten, Pest, Typhus, Hirnhautentzündung,
pneumococcale Lungenentzündung, H. influenzae Typ B, Lepra, Gonorrhöe,
Gruppe-B-Meningococcus und Gruppe-B-Streptococcus, gramnegative
Sepsis, E.-coli-Sepsis und Pseudomonas aeruginosa. Zu den
geeigneten Toxoiden gehören Diphtherie-Toxoid, Botulismus-Toxoid
und Tetanus-Toxoid. Zu den geeigneten viralen Impfstoffen gehören
lebende und inaktivierte virale Impfstoffe gegen die folgenden
Krankheitserreger oder -zustände: Poliomyelitis, Masern, Rötein,
Gelbfieber, Mumps und Hepatitis B.
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Zu den geeigneten "multiplen Antigenen" gehören Diphtherie- und
Tetanus-Toxoid, das dreifache Antigen Diphtherie-, Pertussis- und
Tetanus-Toxoid, wie sie von den Connaught Laboratories, Inc.,
Swiftewater, PA 18370, erhältlich sind. Die große Vielfalt an
Virusstämmen und Zellsubstraten, die in verschiedenen Ländern
verwendet werden, und eine Impftabelle sind in Tabelle 10-6 bzw.
10-7 von Kapitel 10 mit dem Titel "Immunization against viral
diseases" auf Seite 4, Zeile 27, Seiten 283-301, eines Buchs von
D.O. White & F. Fenner, Medical Virology (1986), 3. Auflage,
Academic Press Inc., Orlando, Florida, offenbart.
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Der hier verwendete Ausdruck "in Verbindung mit" bezieht sich auf
die gleichzeitige Verabreichung während oder unmittelbar bevor
oder nach der Verabreichung des Impfstoffs. Zum Beispiel kann
IL-4 während 10 bis 14 Tagen vor oder nach der Verabreichung des
entsprechenden Impfstoffs verabreicht werden. Normalerweise würde
man IL-4 vor der Verabreichung des entsprechenden Impfstoffs
während einer Zeit, die ausreicht, um im Lymphgewebe des Säugers
einen stationären IL-4-Spiegel zu erhalten, verabreichen. Diese
Spiegel werden mit Hilfe von pharmakokinetischen
Standardmessungen bestimmt. Nachdem der Impfstoff verabreicht wurde, würde die
Verabreichung von IL-4 so lange fortgesetzt werden, wie die in
dem Impfstoff vorhandenen Immunogene vom Immunsystem des Säugers
verarbeitet werden, und zwar während einer Zeit, die ausreicht,
daß IL-4 eine verstärkte primäre Immunantwort herbeiführen kann.
Der Impfstoff wird auf einem Weg und in einer Stärke verabreicht,
wie sie für jede verwendete Spezies empfohlen werden.
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Jedes geeignete IL-4 kann in der vorliegenden Erfindung verwendet
werden. Komplementäre DNAS (cDNAS) für IL-4 wurden vor kurzem
kloniert und von mehreren Labors sequenziert, z.B. Yokota et al.,
Proc. Natl. Acad. Sci. USA (1986) Vol. 83: 5894-5898 (Mensch);
Lee et al., Proc. Natl. Acad. Sci. USA (1986) Vol. 83: 2061-2065
(Maus); Noma et al., Nature (1986) Vol. 319: 640-646 (Maus); und
Genzyme Corporation, Boston, Massachusetts (Mensch und Maus)
Außerdem wurde nicht-rekombinantes IL-4 aus verschiedenen
Kulturüberständen gereinigt, z.B. Sanderson et al., Proc. Natl. Acad.
Sci. USA (1986) Vol. 83: 437-440 (Maus); Grabstein et al.,
J. EXD. Med. (1985) Vol. 163: 1405-1413 (Maus); Ohara et al.,
J. Immunol. (1985) Vol. 135: 2518-2523 (Maus-BSF-1); Butler
et al., J. Immunol. (1984) Vol. 133: 251-255 (Human-BCGF); und
Farrar et al., J. Immunol. (1983) Vol. 131: 1838-1842 (Maus-
BCGF). Auf die Offenbarungen aller obigen Artikel wird hier wegen
ihrer Lehren in bezug auf DNA- und Aminosäuresequenzen und
Verfahren zur Gewinnung geeigneter IL-4-Materialien zur Verwendung
in der vorliegenden Erfindung ausdrücklich Bezug genommen.
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Vorzugsweise handelt es sich bei dem in der vorliegenden
Erfindung verwendeten IL-4 um Human-IL-4, und am meisten bevorzugt
handelt es sich um die Human-Version mit der Sequenz, die in
Yokoto et al., Proc. Natl. Acad. Sci. USA (1986), Vol. 83:
5894-5898, und der PCT-Patentanmeldung Nr. 87/02990, die am 21.
Mai 1987 veröffentlicht wurde, beschrieben ist und die in E. coli
exprimiert und daraus isoliert wurde (WO89/01046 und US-A-
4,958,007) Die Herstellung von IL-4 aus CHO-Zellen ist in
WO91/01744 beschrieben. Die Herstellung von IL-4 aus E. coli ist
in WO91/06655 beschrieben.
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Der hier hinsichtlich der wirksamen Menge von IL-4, die gemäß
dieser Erfindung verabreicht wird, verwendete Ausdruck "wirksame
Menge" bedeutet eine Menge von IL-4, die einen Anstieg des
Antikörperspiegels erzeugt, der ausreicht, um einen erhöhten
Schutz vor einem Infektionserreger zu ergeben. Die genaue
Brhöhung des Antikörperspiegels, die als signifikant betrachtet
werden könnte, kann gering sein. Die verabreichte wirksame Menge
von IL-4 beträgt typischerweise 0,25 bis 15 Mikrogramm IL-4 pro
Kilogramm Körpergewicht pro Tag, vorzugsweise wird Human-IL-4,
das rekombinant aus E.-coli- oder CHO-Zellen erzeugt wurde,
verabreicht. Noch bevorzugter verabreicht man Säugern 0,25 bis
5 Mikrogramm rhIL-4 pro Kilogramm Körpergewicht pro Tag, und am
meisten bevorzugt verabreicht man Säugern 0,25 bis 1 Mikrogramm
hIL-4 pro Kilogramm Körpergewicht pro Tag.
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Die Menge, Häufigkeit und Zeit der Verabreichung variiert in
Abhängigkeit von Faktoren wie dem Gehalt an spezifischen
Antikörpern, der Klasse der zu induzierenden Antikörper, dem Typ
des Impfstoffs sowie dem Alter des Patienten, der Ernährung usw.
Gewöhnlich wird die Verabreichung von IL-4 anfangs täglich
erfolgen, und sie kann periodisch fortgesetzt werden, solange der
Patient lebt. Die Menge und Häufigkeit der Gaben kann am Anfang
anhand von Voruntersuchungen des Gehalts an spezifischen
Antikörpern und der Stärke der Wirkung von IL-4 auf die Erhöhung
des Antikörpergehalts bestimmt werden.
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Die Verabreichung der Dosis kann intravenös, nasal, parenteral,
oral, subcutan, intramuskulär, topisch, transdermal oder nach
irgendeinem anderen annehmbaren Verfahren erfolgen. Das IL-4 kann
in beliebiger Anzahl herkömmlicher Darreichungsformen verabreicht
werden. Zu den parenteralen Präparaten gehören sterile Lösungen
oder Suspensionen. Eine Verabreichung durch Inhalation kann in
Form eines Nasen- oder Mundsprays oder durch Insufflation
erfolgen. Zu den topischen Darreichungsformen gehören Cremes,
Salben, Lotionen, transdermale Vorrichtungen (z.B. des
herkömmlichen Depot- oder Matrixpflastertyps) und dergleichen.
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Die für die obigen Darreichungsformen in Betracht kommenden
Zubereitungen pharmazeutischer Zusammensetzungen können mit
herkömmlichen pharmazeutisch annehmbaren Arzneimittelhilfsstoffen und
Additiven mit Hilfe herkömmlicher Techniken hergestellt werden.
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Zur Zeit wird das IL-4 vorzugsweise auf intravenösem Weg
verabreicht. Die zu verabreichenden Lösungen können
rekonstituierte lyophilisierte Pulver sein und können zusätzlich
Konservierungsstoffe, Puffer, Dispergierstoffe usw. enthalten.
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Vorzugsweise wird IL-4 mit 10 mM Citratpuffer eines geeigneten
pH-Werts und konservierungsstofffreiem sterilem Wasser
rekonstituiert, so daß die maximale Konzentration 100 Mikrogramm pro
Milliliter nicht überschreitet, und durch kontinuierliche
intravenöse Infusion oder durch intravenöse Injektion verabreicht. Für
die kontinuierliche Infusion kann die Tagesdosis zu 5 ml normaler
Kochsalzlösung gegeben und die Lösung durch eine mechanische
Pumpe oder unter der Schwerkraft infundiert werden.
Materialien und Verfahren:
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Das in den folgenden Experimenten verwendete rekombinante Human-
IL-4 war con CHO-Zellen abgeleitet, und das Verfahren seiner
Herstellung ist in WO91/01744 beschrieben.
Ausführung der Experimente:
Affen:
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Erwachsene männliche Javaneraffen (Cynomolgus), die aus
Südostasien erhalten wurden, wurden im Handel erworben, z.B. von
Hazelton and Charles River Laboratories. Alle Affen wurden vor
der Verwendung mindestens 90 Tage lang in Quarantäne gehalten.
Tetanus-Toxoid und Impfung der Tiere:
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Der in diesem Experiment verwendete Tetanus-Toxoidimpfstoff war
eine Tetanus-Toxoidflüssigkeit (tetanus toxoid purgonated ), die
von Lederle Laboratories, Pearl River, NY 10965, erhalten wurde.
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Fünfzehn (15) erwachsene männliche Javaneraffen wurden vor dem
Beginn dieser Untersuchung mit Primaten-Cytomegalovirus (PCMV)
infiziert. Zu dieser Zeit zeigten alle Tiere einen meßbaren PCMV-
Antikörpertiter. Der Zweck des Miteinbeziehens dieser internen
Kontrolle war zu testen, ob die Behandlung mit IL-4
Antikörperspiegel nichtspezifisch beeinflussen würde. Wie würden nicht
erwarten, daß IL-4 zu einer Erhöhung der Menge an Antikörpern
gegen PCMV führen würde, da kein PCMV-Impfstoff verabreicht
wurde. Die zur Messung von Antikörperreaktionen verwendeten
Standardverfahren waren ein Radioimmunoassay für PCMV sowie ein
Festphasen-Radioimmunoassay (siehe Berzofasky, J.A. et al.
"Antigen-Antibody Interactions and Monoclonal Antibodies", S.
315-356, in "Fundamental Immunology" (1989), 2. Auflage (Hrsg.
W.E. Paul), Raven Press N.Y., N.Y.) für den rHBVax- und den
Salkinaktivierten Poliovirus-Impfstoff.
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Eine Blutabnahme, um Blut für Assays auf PCMV und Tetanus-Toxoid-
Antikörper zu erhalten, wurde vor der Verabreichung von IL-4 neun
Wochen lang einmal pro Woche (2 bis 7 in Figur 1) und für die 22
Wochen 8 bis 30 der Untersuchung zweimal pro Woche vorgenommen.
Die intravenöse Verabreichung von rhIL-4 in zwei Tagesdosen (5,0
und 20,0 ug/kg/Tag B.I.D.) und des Placebos wurde in der Mitte
von Woche 8 bis zur Mitte von Woche 12 begonnen und insgesamt 25
Tage lang fortgesetzt. Der Tetanus-Toxoidimpfstoff (0,5 ml, die
5 Lf-Einheiten Tetanus-Toxoid enthielten) wurde am 11. Tag der
rhIL-4-Verabreichung durch intramuskuläre Injektion an alle 15
Affen verabreicht. Die Ergebnisse der
Tetanus-Antikörper-Titerbestimmung für die drei Gruppen (Gruppenmittelwerte) sind in
Figur 2 und Tabelle I gezeigt. Figur 2 veranschaulicht graphisch
die verstärkte Reaktion der Gruppe mit 5 ug/kg/Tag im Vergleich
zur Kontrollgruppe und zur Gruppe mit 20 ug/kg/Tag (siehe Figur
5). Die Reaktion der Gruppe mit 5 ug/kg (in Figur 2 und 4
gezeigt) war im Vergleich zu der in Figur 2 und 3 gezeigten
Reaktion der Kontrollgruppe statistisch signifikant.
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Tabelle I zeigt, daß (1) die Gruppe, die 5 ug/kg IL-4 erhielt,
in den Wochen 4-6 nach der Impfung mit Tetanus-Toxoid einen
statistisch höheren Antikörpertiter hatte als die Placebo-
Kontrollgruppe; (2) beide Gruppen, die IL-4 erhalten hatten (5,0
ug/kg und 20 ug/kg), in den Wochen 7-9 nach der Impfung einen
höheren Tetanus-Antikörper-Titer hatten als die
Placebo-Kontrollgruppen.
Tabelle 1
Antikörperreaktion auf primären Tetanus-Impfstoff: Wirkung von
IL-4
IL-4-Dosis (1)
Gruppe
Menge
Woche
(1) - ug/kg Tiergewicht.
(2) - die Werte stellen den über die Zeit gemittelten
Antikörpertiter dar; N = 5 Affen pro Gruppe
(± = Standardabweichung des Mittelwerts).
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In Anbetracht der Ergebnisse der obigen Experimente wird
erwartet, daß IL-4, vorzugsweise rhIL-4, nach primärer Impfung mit
einem Impfstoff eine Immunantwort bei Säugern verstärken würde,
wenn die Immunantwort dieser Säuger nicht stark genug ist oder
nicht schnell genug erfolgt, um eine Krankheit zu verhindern.
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Ähnliche Ergebnisse wären für bakterielle und virale Impfstoffe
und Gemische von beiden mit Toxoiden zu erwarten.