Hintergrund der Erfindung
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Die vorliegende Erfindung ist eine Erweiterung und
Verbesserung der in der EP-A-0290891 (europäische Patentanmeldung
88 106 935.5) beschriebenen und beanspruchten Erfindung, die
ihrerseits der mittlerweile als US-Patent 488 366
herausgegebenen US-Patentanmeldung US S.N. 07/043 695 entspricht.
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Die vorliegende Erfindung betrifft im allgemeinen das Gebiet
der Arzneimittelabgabevorrichtungen zur gesteuerten
Freisetzung von kleinen, wasserlöslichen Molekülen. Insbesondere
ist das offenbarte System eine Polymerzusammensetzung mit
Eignung zur gesteuerten und kontinuierlichen Abgabe von
biologisch aktiven Arzneimitteln aus nicht erodierbaren,
hydraphoben Polymermatrixvorrichtungen.
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In jüngster Zeit wurden große Anstrengungen auf die
Entwicklung von Polymerzusammensetzungen verwendet, die aktive
Stoffe, insbesondere Arzneimittel, über einen längeren
Zeitraum hinweg in gesteuerter Weise abzugeben vermögen. Der
Zweck dieser Systeme liegt in der Abgabe derartiger
Arzneimittel in voraussagbarer und vorbestimmter Rate, um die
gewünschte physiologische oder pharmakologische Wirkung zu
erreichen (vgl. beispielsweise US-A-4 391 797 von Folkman und
Mitarbeitern, US-A-4 069 307 von Higuchi und Mitarbeitern
und US-A-3 948 254 von Zaffaroni).
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Zur Steuerung der Freisetzung von Arzneimitteln mit geringem
Molekulargewicht (weniger als 100) wurde eine Reihe von
Polymervarrichtungen entwickelt (vgl. beispielsweise
"Controlled Release of Biologically Active Agents", A.C.
Tanquary und R.E. Lacey, Herausgeber, Plenum, New York). In
nahezu allen Fällen besteht der Freisetzungsmechanismus aus
einer Diffusion der Arzneimittel durch das feste Polymer,
wobei die Diffusionsraten im allgemeinen niedrig sind (vgl.
die Diskussion von Siegel und Langer in "Pharmaceutical
Research" 1, 2-10 (1984)). Eine Reaktionskinetik "nullter
Ordnung" ist durch die lineare Beziehung zwischen der
freigesetzten Menge und der Freisetzungszeit definiert.
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Die Schwierigkeit, bei wasserlöslichen Molekülen über eine
lange Zeitdauer hinweg eine Freisetzung nullter Ordnung zu
erreichen, ist offensichtlich, wenn man den
Freisetzungsmechanismus der Arzneimittel aus den polymeren
Matrixvorrichtungen betrachtet. Polymervorrichtungen funktionieren durch
passive Diffusion der Moleküle entweder durch das Polymer
selbst (bei Molekülen mit niedrigem Molekulargewicht) oder
durch eine Matrix von Kanälen und Poren (bei
Makromolekülen). Die Diffusion hängt nicht nur von Faktoren, wie der
Arzneimittelbeladung, der Matrixbeschichtung oder der
Arzneimittelteilchengröße, ab, sondern wird auch in starkem
Maße durch die Wasserlöslichkeit und das Molekulargewicht
der in die Matrix eingebetteten Arzneimittel beeinflußt
(vgl. die Diskussion von Rhine und Mitarbeitern in "J.
Pharmaceutical Sciences" 69(3) , 265-270 (1980)). So werden
entweder sehr große (definiert als Moleküle mit
Molekulargewichten von mehr als 1000) oder gering wasserlösliche
Moleküle bereitwilliger in der Matrix zurückgehalten, so daß
eine Freisetzungskinetik nullter Ordnung leichter erreicht
wird. Es ist in ähnlicher Weise offensichtlich, daß
Arzneimittel mit guter Wasserlöslichkeit bereitwillig diffundieren
und derartige Arzneimittel enthaltende Polymervorrichtungen
die eingebetteten Arzneimittel relativ rasch in
nichtlinearer Weise - und nicht mit einer Freisetzungskinetik nullter
Ordnung über eine lange Zeitdauer hinweg - freisetzen. Ein
weiterer Faktor, der eine wichtige Rolle spielt, ist die
Natur des Polymers selbst (d.h. biologisch abbaubar vs. nicht
biologisch abbaubar) und die Abbaukinetik.
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Wie die folgende Tabelle zeigt, ist gemäß Stand der Technik
eine verzögerte und/oder gesteuerte Freisetzung von kleinen
Molekülen aus Polymervorrichtungen bekannt, die
freigesetzten Arzneimittel sind jedoch wasserunlöslich oder beinahe
wasserunlöslich und besitzen ein geringes Molekulargewicht.
Das ungefähre Molekulargewicht (MG) und die Löslichkeit in
Wasser wurde aus "The Merck Index, 10. Ausgabe" (Merck &
Co., Rahway, N.J., 1983) entnommen.
Tabelle 1: Molekulargewicht und Löslichkeit der aus den
Polvmervorrichtungen des Standes der Technik
freigesetzten Verbindungen
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Ein weiterer Faktor, von dem bekannt ist, daß er die
Freisetzungskinetik von Polymerzusammensetzungen beeinflußt, ist
das Molekulargewicht des in die Matrix eingebetteten
Arzneimittels. Aus dem Stand der Technik sind verschiedene
Vorrichtungen zur Freisetzung von Makromolekülen über eine
längere Zeitdauer hinweg bekannt. Beispielsweise berichten W.D.
Rhine und Mitarbeiter in "J. Pharmaceutical Science", 69(3),
(1980), über ein Fabrikationsverfahren, das die gesteuerte
Freisetzung von Serumalbumin (MG = 68.000) gewährleistet. Es
sei jedoch darauf hingewiesen, daß eine lineare Freisetzung
nur dann erreicht wurde, wenn die Beladung der
Polymervorrichtung mit dem Arzneimittel unter 37,5% lag. Ferner
offenbart Folkman in der US-A-4 164 560 eine Freisetzung von
Proteinen aus Polymervorrichtungen, wobei vom 40. bis zum 100.
Tag (dem Zeitpunkt, an dem die Vorrichtung leer war) eine
lineare Freisetzung (nullter Ordnung) beobachtet wurde. In
ähnlicher Weise berichten Kent und Mitarbeiter in der US-A-
4 675 189 über die Freisetzung eines wasserlöslichen
Polypeptids (LH-RH, MG 1182,33), wobei die Freisetzung jedoch
lediglich verzögert, aber nicht linear war.
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Wenn man die Zeitdauer betrachtet, über die eine gesteuerte
Arzneimittelabgabe erreicht wurde, wird es offensichtlich,
daß diese Zeitdauer die Verwendung der verschiedenen
Vorrichtungen für eine Reihe von klinischen Anwendungen
ausschließt. Wenn beispielsweise chronische neurologische
Störungen, die das Nervensystem beeinträchtigen, wie die
Parkinsontsche Krankheit, behandelt werden sollen, wäre eine
gesteuerte lineare Langzeitfreisetzung von klinisch
geeigneten Mengen eines therapeutischen Mittels, wie L-DOPA,
wünschenswert. Eine derartige Vorrichtung ist bisher nicht
verfügbar. Die folgende Tabelle zeigt die Zeit der Linearität,
die gesamte lineare Zeitdauer sowie die Referenzen, in der
die Vorrichtungen des Standes der Technik beschrieben sind.
Tabelle 2: Linearität der Freisetzung von Verbindungen
aus Polymervorrichtungen des Standes der Technik
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Obwohl diese Polymervorrichtungen zur Verteilung einer Reihe
von Stoffen geeignet sind, kann es Fälle geben, in denen es
wünschenswert wäre, einen Grad an Steuerung der Freisetzung
kleiner und wasserlöslicher Moleküle bereitzustellen, der
größer ist als der mit den Vorrichtungen des Standes der
Technik erreichbare. Beispielsweise kann in Situationen, die
die Freisetzung eines stark wasserlöslichen Stoffs umfassen,
eine flüssige rasche Kurzzeitfreisetzung nicht wünschenswert
sein.
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Die US-A-4 883 666 beschreibt verschiedene Beispiele, in
denen Dopamin und L-Dopa aus
Ethylen-Vinylacetat-Polymervorrichtungen freigesetzt werden. In einem Beispiel der US-A-
4 883 666 wird die bereitwillig wasserlösliche Substanz
Dopamin in nichtlinearer Rate sehr rasch freigesetzt, wenn den
beladenen Polymerkern kein überzug umgibt. Eine Linearität
wurde lediglich erreicht, wenn um den Polymerkern herum eine
nicht durchdringbare Sperrschicht ausgebildet wurde und in
dem Überzug ein Loch gelassen wurde, so daß die Lösung
Zugang zu dem beladenen Kern der Vorrichtung hatte. Die
Notwendigkeit, um den beladenen Kern herum eine Sperrschicht
auszubilden, beschränkt die Verwendung derartiger
Vorrichtungen in starkem Maße, und zwar hauptsächlich deshalb, weil
die absolute Arzneimittelmenge, die aus einer derartigen
Vorrichtung freigesetzt werden kann, relativ gering und im
allgemeinen für eine klinische Verwendung nicht ausreichend
ist.
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Schwope und Mitarbeiter beschreiben in Life Sciences 17,
1877-1885 (1973) ein System in Form einer bioerodierbaren
Polymervorrichtung als Implantat.
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Die EP-A-0 326 727 offenbart ein für eine verzögerte
Freisetzung sorgendes Implantat und ein Verfahren zur
Herstellung desselben.
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Chemical Abstract 360 29986 beschreibt, daß eine
intrastriatale Implantierung eines eingekapselten, L-DOPA
freisetzenden Polymers experimentellen Parkinsonismus bei Ratten
umkehrt.
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Die EP-A-0 303 306 betrifft ein Implantat aus
Polymermatenal, das bei subkutaner oder lokaler Plazierung über relative
lange Zeit hinweg ein Kontrazeptivum freizusetzen vermag.
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Aufgabe der vorliegenden Erfindung ist es folglich, eine
Abgabevorrichtung, die eine lineare Langzeitfreisetzung von
kleinen (mit einem Molekulargewicht von weniger als 1000),
wasserlöslichen Molekülen gewährleistet, sowie ein Verfahren
zur Verwendung dieser Vorrichtung bereitzustellen.
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Weitere Aufgabe der vorliegenden Erfindung ist es, eine
kleine Polymervorrichtung bereitzustellen, die eine relativ
große Menge eines wasserlöslichen Arzneimittels mit
niedrigem Molekulargewicht freizusetzen vermag.
Zusammenfassung der Erfindung
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Gegenstand eines Aspekts der vorliegenden Erfindung ist ein
Verfahren zur Herstellung einer polymeren Zusammensetzung
zur zeitlich verlängerten, praktisch linearen Freigabe eines
biologisch aktiver, wasserlöslicher Moleküle nach
Implantation in einen Patienten durch Vermischen eines abzugebenden,
biologisch aktiven, wasserlöslichen Moleküls mit einem
biologisch verträglichen und gegen chemische und physikalische
Zerstörung an der Implantationsstelle beständigen Polymer in
einem Lösungsmittel, Einfüllen des Gemisches in eine Form
und Entfernen des Lösungsmittels, das dadurch gekennzeichnet
ist, daß die zum Vermischen des biologisch aktiven,
wasserlöslichen Moleküls benutzte Lösungsmittelmenge aus einer
Minimalmenge besteht, in der Lösungsmittelentfernungsstufe
praktisch keine Gefriertrocknung stattfindet und während der
gesamten Verdampfungsphase ein Vakuum angelegt wird.
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Gegenstand eines weiteren Aspekts ist eine biologisch
aktive, wasserlösliche Materialien mit einem Molekulargewicht
von weniger als 1000 in gesteuerter, kontinuierlicher und
linearer Weise über eine verlängerte Zeitdauer hinweg
freisetzende Polymervorrichtung. Unlösliche Polymermatrizen
können in jeder beliebigen Form, Größe und mit jedem beliebigem
Arzneimittelgehalt festgelegt werden. Bei Verwendung auf dem
Gebiet der Medizin werden biologisch verträgliche bzw.
biokompatible Polymere verwendet, so daß die Vorrichtungen
implantierbar sind. Die Vorrichtungen werden durch
Modifizieren der auf dem einschlägigen Fachgebiet bekannten
Vorrichtungen auf der Basis der Flüssigkeitsdiffusion in
Polymermatrizen, die darin dispergierte biologisch aktive
Moleküle enthalten, unter Herstellung einer
Polymervorrichtung, die in eine flüssige Umgebung gebracht werden kann, so
daß die Flüssigkeit durch die Vorrichtung absorbiert wird
und die wasserlöslichen Moleküle in die flüssige Umgebung
unter Zurücklassen von Poren und Kanälen diffundieren, wobei
die Diffusionsrate durch einen undurchlässigen überzug über
einem Teil der Polymermatrix und/oder durch Einstellen der
Arzneimittelbeladung zur Herstellung der Zahl und Größe der
Poren und Kanäle zur Oberfläche der Polymermatrix, so daß
die gewünschte Freisetzungsrate der biologisch aktiven
Moleküle erreicht wird, beschränkt ist, hergestellt. Die
Vorrichtung ist durch mehrere für eine Unterscheidung sorgende
Merkmale charakterisiert: Ein üblicherweise mit einer
makromolekularen Freisetzung verbundener Mechanismus, der auf
kleine, wasserlösliche Moleküle anwendbar ist und eine
gesteuerte lineare Langzeitfreisetzung von kleinen,
wasserlöslichen Molekülen in großen Mengen.
Kurze Beschreibung der Zeichnungen
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Es zeigen:
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Fig. 1 einen Querschnitt durch L-DOPA enthaltende Polymere
(Sichtbarmachen der Struktur durch
Abtastelektronenmikroskopie (300fache Vergrößerung)), wobei
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Fig. 1A ein Polymer, das unter auf dem einschlägigen
Fachgebiet bekannten (Rhine und Mitarbeiter in "Controlled Release
of Bioactive Materials", S. 177-187, ( Academic Press, NY
1980), porenbildenden Bedingungen hergestellt wurde, und
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Fig. 1B ein Polymer, das gemäß dem modifizierten
erfindungsgemäßen Herstellungsverfahren hergestellt wurde, darstellen;
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Fig. 2 einen Graphen, der die kumulative L-DOPA-Freisetzung
aus Polymeren zeigt, die durch einen ein 2 mm großes Loch
enthaltenden, nicht durchdringbaren überzug umgeben waren;
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Fig. 3 einen Graphen, der die kumulative L-DOPA-Freisetzung
aus Polymeren zeigt, die von einem auf allen Seiten bis auf
eine Seite des Blocks befindlichen, nicht durchdringbaren
Überzug umgeben waren;
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Fig. 4 einen Graphen, der die kumulative L-DOPA-Freisetzung
aus Polymeren zeigt, die nicht durch einen überzug umgeben
waren, wobei sich eine lineare Freisetzung von L-DOPA zeigt;
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Fig. 5 die Freisetzung von Dopamin aus
Dopamin/Ethylenvinylacetat-Copolymermatrizen. Jeder experimentelle Punkt stellt
die mittlere (± Standardabweichung) kumulative Masse an
Dopamin, die aus vier Probenmatrizen freigesetzt wurde, dar.
Jede Dopamin/Polymer-Matrix enthielt anfänglich 0 Gew.-%
(leerer Kreis), 30 Gew.-% (leeres Quadrat), 40 Gew.-%
(schwarzer Kreis) oder 50 Gew.-% (schwarzes Quadrat)
Dopamin. Die kumulative Masse von freigesetztem Dopamin ist für
Matrizen mit unterschiedlichen geometrischen Formen
dargestellt: a) eine einfache Scheibe, b) eine Scheibe mit einer
undurchlässigen Fläche und c) eine Scheibe mit einem
vollständig undurchlässigen Überzug mit Ausnahme eines einzigen
Lochs in einer Fläche. Die durchgezogenen Linien im
untersten Schaubild zeigen die mit Hilfe eines Diffusionsmodells
von Dopamin bei der vorbeschriebenen Geometrie vorausgesagte
lineare Freisetzung;
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Fig. 6 einen schematischen Querschnitt der
Dopamin-Copolymer-Vorrichtungen von Fig. 5, der die festen Teilchen
(dunkel) aus Dopamin, die in einer kontinuierlichen
Polymerphase eingekapselt sind, zeigt. Obwohl die Polymerphase, die
klein ist (500-700 µm für mit Dopamin beladene Polymere und
2 mm für mit L-DOPA beladene Polymere) für die
eingekapselten Moleküle undurchdringbar ist, erfolgt mit Eintreten des
Wassers in die Porenräume eine Freisetzung unter Auflösen
der festen Teilchen. Die Moleküle diffundieren durch das
durch Auflösung erzeugte Porennetzwerk im Gegenlauf aus dem
Polymer heraus;
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Fig. 7 einen Kurzzeitzeitverlauf der kumulativen Freisetzung
von Dopamin aus
Dopamin-Ethylen-Vinylacetat-Copolymermatrizen. Jeder experimentelle Punkt ist die mittlere (±
Standardabweichung) kumulative Masse von aus vier
Probenmatrizen mit 40%iger Beladung, wobei die Matrix mit Ausnahme
eines einzelnen Lochs vollständig beschichtet war,
freigesetztem Dopamin. Vier Matrizen, die 0% Beladung enthielten,
setzten kein Dopamin frei.
Detaillierte Beschreibung der Erfindung
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Polymere, wie Ethylen-Vinylacetat-Copolymere, werden zu
einem kontinuierlichen Arzneimittelabgabesystem für kleine
wasserlösliche Moleküle verarbeitet. Der Ausdruck
"wasserlöslich" bedeutet hier und im folgenden, daß der jeweilige
Stoff in einem Grad in Wasser löslich ist, der größer als
"nahezu unlöslich" ist (vgl. die Definition bei Merck-Index
("The Merck Index, 10. Ausgabe,", Merck & Co., Rahway, N.J.,
1983)). Die Vorrichtung ist ein Matrixsystem.
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Der hier und im folgenden verwendete Ausdruck "Matrix"
bedeutet eine polymere Trägermatrix, die biologisch
verträglich ist und gegenüber einem chemischen und/oder
physikalischen Abbau durch die verwendete Umgebung ausreichend
beständig ist, so daß die Matrix während der Freisetzungsdauer
im wesentlichen intakt bleibt. Die Polymermatrizen sollten
biologisch verträglich und plastisch verformbar sein, ein
begrenztes Wasseraufnahmevermögen besitzen und in
beschränktem Ausmaß für das Hindurchtreten von kleinen,
wasserlöslichen Molekülen durchlässig sein. Der hier und im folgenden
verwendete Ausdruck "wäßrig" umfaßt biologische
Flüssigkeiten, Kochsalzlösungen und physiologische Pufferlösungen
Zur Ausbildung der Matrix geeignete Polymermaterialien
umfassen die natürlich vorkommenden und im Handel erhältlichen
Polymere, wie acylsubstituierte Celluloseacetate und
Alkylderivate hiervon, teilweise und vollständig hydrolysierte
Alkylen-Vinylacetat-Copolymere, nicht plastifizierte
Polyvinylchloride, vernetzte Homo- und Copolymere von
Polyvinylacetat, vernetzte Polyester von Acrylsäure und Methacrylat,
Polyvinylalkylether, Polyvinylfluorid, Silicon,
Polycarbonat, Polyurethan, Polyamid, Polysulfone, Styrol-Acrylnitril-
Copolymere, vernetzte Poly(ethylenoxide), Poly(alkylene)
Poly(vinylimidazole), Poly(ester),
Poly(ethylenterephthalate) und chlorsulfonierte Polyolefine.
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In der bevorzugten Ausführungsform ist das zur Bildung der
Matrix geeignete Polymermaterial ein von Dupont im Handel
erhältliches Ethylen-Vinylacetat-Copolymer (EVA) (Elvax
40W). Die Techniken zur Herstellung dieser Copolymere sind
in der US-A-2 200 429, 2 398 785 und 2 947 735, der GB-A-
589 927 und 582 093 sowie in "Crystalline Olefin Polymers",
herausgegeben von R.A.V. Raff und V.W. Doak, Teil II, S.
261-266 (Interscience Publishers Inc., New York 1964)
beschrieben.
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Die vorliegende Erfindung wird unter Bezugnahme auf die
folgenden nicht begrenzenden Beispiele, die eine gesteuerte
Langzeitfreisetzung von L-DOPA veranschaulichen, weiter
beschrieben. Die Vorrichtungen wurden durch Modifizieren des
von Rhine und Mitarbeitern in "Polymers for sustained
macromolecule release: procedure to fabricate reproducible
delivery systems and control release kinetics", in J.
Pharmaceutical Sciences, 69(3), 265-270 (1980) und von Folkman und
Langer in der US-A-4 391 797 beschriebenen
Herstellungsverfahrens hergestellt. Als Testsubstanz wurde L-
DOPA verwendet, da dieses ein MG von 197,19 und eine Wasser
löslichkeit von 66 mg/40 ml besitzt ("The Merck Index, 10.
Ausgabe", Merck & Co., Rahway, N.J., 1983).
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Die Abgabevorrichtung ist ein Zweiphasensystem, das unter
Verwendung von Standardtechniken, wie Vermengen, Mischen
oder ein Äquivalent hiervon, nach Auswahl des abzugebenden
biologisch aktiven Materials und eines geeigneten Polymers
zur Bildung der Matrix hergestellt wird. Das allgemeine
Verfahren, das zur Herstellung der erfindungsgemäßen
Vorrichtung modifiziert wurde, ist ein von Siegel und Langer,
"Controlled release of polypeptides and other
macromulecules", in Pharmaceutical Research 1, 2-10 (1984)
beschriebenes Verfahren des Lösungsmittelgießens. Kurz gesagt wird das
Arzneimittel, beispielsweise L-DOPA, in einem Lösungsmittel,
wie Methylenchlorid, mit dem Polymer, beispielsweise EVA,
vermischt, worauf das Gemisch in eine gefrorene Form
eingefüllt und unter Vakuum gefriergetrocknet wird.
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Eine Verwendung dieses Verfahrens führte zu Polymerproben
mit einer unerwünschten Freisetzungskinetik. Eine
Untersuchung des mit L-DOPA beladenen Polymerbereichs mit Hilfe der
Abtastelektronenmikroskopie zeigte jedoch, daß die nach
Verfahren des Standes der Technik hergestellten Polymere selbst
vor Freisetzung jeglichen Arzneimittels durch die Matrix
Poren und Kanäle aufwiesen. Es war folglich offensichtlich,
daß in kurzer Zeit zu allen Schichten der Polymervorrichtung
Flüssigkeit gelangen konnte, wodurch es zu einer raschen und
nichtlinearen Diffusion des Arzneimittels in die Umgebung
kam.
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Um eine bevorzugte Freisetzungskinetik zu erreichen, wurde
das Verfahren des Standes der Technik dahingehend verändert,
daß eine Kanal- und Porenbildung verhindert wurde, so daß
das Zutrittsvermögen der Flüssigkeiten zum beladenen
Polymerkern verringert und die Zeitdauer, in der die Freisetzung
der Arzneimittel stattfand, verlängert waren. Die Verände
rungen des betrachteten Herstellungsverfahrens umfaßten
günstigerweise die folgenden Stufen: 1. Verringerung der zum
Vermischen des Arzneimittels mit dem Polymer (EVA)
verwendeten relativen Lösungsmittelmenge; 2. im wesentlichen
Verzichten auf ein Gefriertrocknen und 3. Anlegen eines Vakuums
während der gesamten Verdampfungsphase. Die
Lösungsmittelmenge wurde verringert, da rasch verdampfendes Lösungsmittel
zu einer Porenbildung beitragen könnte. Dies war ein
besonderes Anliegen, wenn das Polymer anschließend durch
Gefrieren (-20ºC) getrocknet wurde. Als Ergebnis war die durch
Gefrieren induzierte Polymerkristallisation lediglich auf eine
Stufe beschränkt, in der die Glasform mit der dispergierte
Arzneimittelteilchen enthaltenden flüssigen Matrix beladen
wurde, und dauerte lediglich einige Minuten oder Stunden.
Andererseits wurde die Verdampfungsphase bei Raumtemperatur
durchgeführt, um die Porenbildung im Kern des Polymers zu
verringern. Die Porenbildung tritt bereitwilliger auf, wenn
der Block mehrere Tage bei -20ºC verbleibt (wie es gemäß
Stand der Technik üblicher Standard ist). Es ist ferner von
Vorteil, die Verdampfungsstufe bei Raumtemperatur unter
Vakuum durchzuführen, um für eine weitere signifikante
Verringerung der Porenbildung zu sorgen.
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Das Ergebnis dieser Modifikationen sind Polymermatrizen, die
sehr wenige Kanäle und Poren (vgl. Fig. 1B) enthalten.
Proben dieser Polymermatrizen wurden bezüglich der
Freisetzungskinetik von L-DOPA nachfolgend bewertet. Die
Polymervorrichtungen des Standes der Technik sind in Fig. 1A
dargestellt.
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Basierend auf dieser Herstellungstechnik können zweiphasige
Systeme zur Abgabe einer physiologisch wirksamen Menge
kleiner (mit einem MG von weniger als 1000) und wasserlöslicher
pharmakologisch aktiver Moleküle hergestellt werden. Eine
derartige Vorrichtung kann in Tiere oder Menschen
implantiert werden, um für eine lokale oder systemische Wirkung zu
sorgen.
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Die im Rahmen des oben beschriebenen Verfahrens hergestellte
Zubereitung besteht aus einem zweiphasigen System mit einer
ineinandergreifenden Phase aus einem Agglomerat mehrerer
Cluster kleiner wasserlöslicher Moleküle, die bei höherer
Beladung des Polymers ein Netzwerk aus im wesentlichen
benachbarten Teilchen in der polymeren Matrixphase bilden.
Beispiel einer in-vitro-Freisetzung von L-DOPA aus EVA
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Ein Ethylen-Vinylacetat-Copolymer (EVA) wurde gewaschen,
worauf entsprechend dem folgenden Vorgehen 50, 55, 60, 65, 70,
75 bzw. 80% (g/g) L-DOPA (Sigma, St. Louis, MO) enthaltende
Blöcke hergestellt wurden: Das Polymer wurde zuerst in einer
minimalen Menge Methylenchlorid als Lösungsmittel 24 h bei
37ºC gelöst. Anschließend wurde eine L-DOPA-Suspension
gründlich mit dem verflüssigten Polymer vermischt und bei
-60ºC in eine gefrorene rechteckige Glasform eingegossen.
Nach einer Verdampfung, wie oben beschrieben, wurde ein
Vakuum angelegt, bis die Probe sich verfestigte. Anschließend
wurden aus den rohen Blöcken rechteckige Proben
herausgeschnitten.
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Anschließend wurden zu Vergleichszwecken Vierfachprüflinge
entweder von vollständig durch eine nicht permeable
Sperrschicht umgebenen beladenen Polymermatrizen oder von nicht
beladenen (rohen) Polymeren ohne L-DOPA hergestellt. Um eine
Einsicht in die Freisetzungskinetik von mit L-DOPA beladenen
Polymeren zu erhalten und um die Polymere mit der
bevorzugten Freisetzungskinetik zu identifizieren, wurde zur
Verringerung der Diffusion anfänglich ein nicht permeabler Überzug
aufgebracht, wodurch das Zeitfenster einer linearen
Freisetzung verlängert wurde. Die folgenden Proben wurden in
vierfacher Ausfertigung hergestellt: (a) Ein nicht beschichtetes
Polymer, um die maximale Freisetzungsmenge zu erhalten, (b)
ein beschichtetes Polymer, bei dem alle Seiten mit Ausnahme
von einer Fläche des Blocks beschichtet waren, um eine hohe
Freisetzungsmenge mit einem linearen Verlauf zu kombinieren
oder (c) Polymere, die vollständig beschichtet waren, mit
Ausnahme eines Lochs, durch das das Medium zu dem beladenen
Kern gelangen konnte. Es wurde jedoch erwartet, daß die
Freisetzungsmenge in den nicht beschichteten Polymeren
maximal ist.
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Das verfestigte Polymer wurde mit einer nicht
durchdringbaren Polymersperrschicht in einer derartigen Weise
beschichtet, daß zu Zwecken des Vergleichs der
Freisetzungseigenschaften verschiedene Polymergeometrien erhalten wurden. Um
die Matrizen mit einer nicht permeablen Schicht aus EVAc zu
beschichten, wurde die Matrix zuerst auf eine 30 Gauge
Spritzennadel aufgespießt Die Matrix wurde anschließend 10
bis 15 5 in flüssigen Stickstoff und danach in eine 20%ige
(g/v) Lösung von EVAc in Methylenchlorid eingetaucht. Die
beschichtete Matrix wurde mehrere Stunden unter einem
Gehäusevakuum (house vacuum) gehalten, worauf das Vorgehen
wiederholt wurde. Wenn die Nadel aus der doppelt beschichteten
Matrix entfernt wurde, verblieb in dem ansonsten
durchlässigen Überzug ein Nadelloch. Durch Messen der Größe der
erhaltenen Polymervorrichtung wurde die Dicke dieses
undurchlässigen Überzugs mit etwa 500 bis 700 µm berechnet. Zur
Beschichtung einer Seite der Matrix bediente man sich eines
identischen Vorgehens, mit der Ausnahme, daß die Matrix
nicht vollständig in die Polymerlösung eingetaucht wurde.
Vollständig beschichtete Polymermatrizen wurden durch (i)
Eingießen eines dünnen Films aus 10% (g/v)
EVAc/Methylenchlorid in eine flache Form auf Trockeneis, (ii)
10-15minütiges Warten, so daß diese Bodenschicht vollständig gefror,
(iii) Aufbringen von EVAc/Dopamin-Matrizen auf die Oberseite
dieser reinen EVAc-Schicht und (iv) sorgfältiges Eingießen
eines zweiten Films aus 10% EVAc/Methylenchlorid in die bei
Trockeneistemperatur gehaltene Form hergestellt. Die EVAc-
Masse in jeder Schicht wurde so eingestellt, daß der Überzug
auf jeder Fläche der Matrix eine Dicke von 500 bis 700 µm
aufwies. Diese Sandwichmatrix wurde zwei Tage bei -20ºC und
zwei Tage bei Raumtemperatur unter Gehäusevakuum einer
Verdampfungsbehandlung unterzogen. Durch Schneiden um die
eingekapselte Matrix herum wurden vollständig beschichtete
Vorrichtungen erhalten.
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Vierfachproben dieser Vorrichtungen wurden anschließend
getrennt in 150 inmol NaCl, 0,2% EDTA (als Antioxidans)-Lösung
enthaltenden Ampullen inkubiert und anschließend in einem
37ºC warmen Ofen auf einer oszillierenden Orbitronplattform
(Boekel Industries, PA) gehalten. Die in-vitro-Freisetzung
wurde durch spektrophotometrische Analyse der Badlösung, die
jedes Mal bei Durchführen einer Messung ersetzt wurde, bei
280 nm bestimmt. Die quantitative Bestimmung der
Dopamingehalte basierte auf einem Vergleich mit der Kurve einer
Standardlösung. Die Identität der zu verschiedenen Zeitpunkten
freigesetzten Verbindung wurde mit Hilfe einer HPLC-Analyse
unter Verwendung einer Allex 100A Pumpe, einer 20 µl Probe
fassenden Rheodynschleife, einer 3 µm HR-80 Säule (ESA,
Bedford, MA) und eines ESA 5100A Coulometriedetektors mit einer
Konditionierzelle in Reihe als mehr als 99,9% Dopamin
bestätigt. Die mobile Phase bestand aus 0,6 g/l Natriumphosphat,
350 mg/l Heptansulfonsäure, 80 mg/l EDTA und 5% v/v
Methanol, pH-Wert 4,2. Die Strömungsrate betrug 1,8 ml/min. Die
Chromatogramme bezüglich Dopamin, Dihydroxyphenylessigsäure
(DOPAC) und Homovanillinsäure (HVA) waren innerhalb von 12
min beendet.
Bewertung der L-DOPA-Freisetzung aus dem Polymer:
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Viererproben der L-DOPA enthaltenden Polymervorrichtungen
wurden einzeln in 20 ml einer 150 mmol NaCl, 0,2%
EDTA-Lösung (als Antioxidans) enthaltende
Glasszintillationsampullen eingetaucht und anschließend auf einer lichtgeschützten
oszillierenden Plattform bei 37ºC inkubiert. Die L-DOPA-
Freisetzung wurde durch spektrophotometrische Analyse (OD
280) zweimal wöchentlich bestimmt, wobei die Badlösung bei
jeder Messung zur Vermeidung einer Sättigung der Lösung
ersetzt wurde. Die Freisetzungsrate wurde durch Vergleich mit
einer spektrophotometrischen Bewertung bekannter Standards
berechnet, wobei die Authentizität von L-DOPA zu
verschiedenen Zeitpunkten durch HPLC bestätigt wurde. Das Polymer
selbst oder mögliche Zerfallsprodukte führten zu keiner
merklichen Absorption bei 280 nm.
Ergebnisse:
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Die in Fig. 2 bis 4 dargestellten Ergebnisse zeigen, daß
unter allen Bedingungen über eine lange Zeit hinweg eine
gesteuerte L-DOPA-Freisetzung erreicht wurde. Fig. 2 zeigt in
graphischer Darstellung die kumulative L-DOPA-Freisetzung
aus Polymeren, die mit einem ein 2-mm-Loch enthaltenden,
nicht durchlässigen Überzug umgeben waren. Fig. 3 zeigt in
graphischer Darstellung die kumulative L-DOPA-Freisetzung
aus Polymeren, die mit Ausnahme von einer Seite des Blocks
von einem nicht durchlässigen Überzug umgeben waren. Fig. 4
zeigt in graphischer Darstellung die kumulative
L-DOPA-Freisetzung aus Polymeren, die nicht von einem Überzug umgeben
waren. Dabei zeigt sich eine lineare L-DOPA-Freisetzung.
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Um zu bestimmen, ob der "nicht durchlässige" Überzug
tatsächlich die Diffusion von L-DOPA verhindert, wurde die
mögliche Freisetzung aus vollständig beschichteten
Polymerproben bestimmt. Mit Ausnahme eines defekten Prüflings setzten
diese Vergleichsproben bei einer Studie über eine Zeitdauer
von 125 Tagen hinweg kein L-DOPA frei. Eine Messung von
bloßen Vergleichspolymeren ohne Überzug führte auch zu keiner
Absorption. Dies bestätigt, daß die Absorptionswerte kein
Artefakt von Polymerzerfallsprodukten sind.
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Die Wirkungen einer L-DOPA-Beladung auf die
Freisetzungskinetik wurden durch Vergleich von Polymeren mit
unterschiedlicher Beladung im Bereich von 50 bis 75% untersucht, wobei
die Polymere mit einer nicht durchlässigen Sperrschicht
gemäß
der Beschreibung gemäß Stand der Technik (Rhine und
Mitarbeiter, a.a.O.) unter Offenlassen einer Pore bzw. eines
Lochs eines Durchmessers von 2 mm (Fig. 2) umgeben waren. In
allen Fällen wurde eine gesteuerte Freisetzung erreicht,
wobei die freigesetzte Menge mit der Beladung korrelierte.
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Um die absolute Freisetzungsmenge zu erhöhen, wurde das
Freisetzungsmuster von L-DOPA aus Polymeren, bei denen eine
vollständige Seite des Blocks der Lösung ausgesetzt war und
alle anderen Seiten durch einen nicht durchlässigen Überzug
umgeben waren, untersucht. Bei allen Polymeren wurde
ungeachtet ihrer Beladung (50, 60 oder 70%) eine Kinetik nullter
Ordnung erreicht. Die Polymere setzten L-DOPA in einem mg-
Bereich pro Tag frei, wobei die Freisetzung sich über 500
Tage hinweg fortsetzte. Es sei darauf hingewiesen, daß bei
Polymeren mit hoher Beladung der lineare Bereich kürzer ist.
Dies legt die Vermutung nahe, daß das Polymer nach etwa 300
Tagen beginnt, leer zu werden. Im Gegensatz dazu bleibt die
Freisetzung bei Proben mit einer 50 bzw. 60%igen Beladung
über eine längere Zeitdauer hinweg linear (Fig. 3). Selbst
nicht beschichtete Polymere zeigen eine lineare Freisetzung.
Wie Fig. 4 zeigt, setzen die mit 50 bzw. 60% beladenen
Polymere während einer Zeit von mindestens 600 Tagen linear
Stoffe frei, wobei eine gewisse Linearität selbst bei Proben
mit einer 70%igen Beladung festgestellt wird.
-
Einige Polymervorrichtungen mit einer Beladung von lediglich
30% wurden auch getestet, es wurde jedoch keine merkliche
Freisetzung festgestellt. Diese Erkenntnis läßt die
Vermutung zu, daß der vorgeschlagene Freisetzungsmechanismus
(Diffusion durch kommunizierende Kanäle und Poren) auf diese
Vorrichtungen anwendbar ist und daß eine Beladung der EVA-
Vorrichtungen mit L-DOPA in einer Konzentration von 30%
scheinbar keine ausreichende Entwicklung von Poren und
kommunizierenden Kanälen zuläßt. Mit steigender Beladung des
Polymers mit Arzneimittelteilchen werden mehr Poren und
kommunizierende
Kanäle gebildet. Dies führt zu einer deutlichen
Erhöhung der absoluten Freisetzungsmengen, die sich nicht
einfach durch die größere Gesamtmenge an Arzneimittel im
Polymer erklären läßt. Somit werden ein niedriges
Molekulargewicht aufweisende, wasserlösliche Substanzen aus Polymeren
mit hoher Beladung nach einem Mechanismus freigesetzt, der
sich wesentlich von dem gemäß Stand der Technik für
derartige Moleküle berichteten Mechanismus unterscheidet.
Dadurch läßt sich die freisetzbare Menge an wasserlöslichem
Arzneimittel stark erhöhen.
-
Fig. 5 zeigt die kumulative in-vitro-Freisetzung von Dopamin
aus verschiedenen Polymerformen. Diese kumulative
Freisetzung war direkt proportional zur Quadratwurzel der Zeit.
Dies legt die Vermutung nahe, daß die Diffusion des
eingekapselten Soluts aus dem Polymer der
geschwindigkeitsbestimmende Schritt bei diesem Freisetzungsprozeß war. Da die
Freisetzung von Dopamin aus der Vorrichtung durch
Beschichten mit einer dünnen Schicht aus EVAc vollständig
unterbunden war, muß das EVAc für Dopamin undurchlässig sein.
Folglich muß die Freisetzung von Doparnin aus dem Polymer durch
ein Netzwerk aus miteinander verbundenen, wäßrigen Poren
(vgl. Fig. 6) erfolgen. Fig. 6 zeigt im schematischen
Querschnitt die Dopamin/Copolymer-Vorrichtungen von Fig. 5,
wobei die festen Teilchen (dunkel) von in einer
kontinuierlichen Polymerphase eingekapseltem Dopamin dargestellt sind.
Obwohl die Polymerphase für die eingekapselten Moleküle
undurchlässig ist, erfolgt mit Eintreten von Wasser in die
Porenräume unter Auflösen der festen Teilchen eine Freiset
zung. Die Moleküle diffundieren im Gegenstrom durch das
Porennetzwerk, das durch die Auflösung erzeugt wird, aus dem
Polymer heraus.
-
Unter der Annahme, daß die Dopaminlöslichkeit in einem
wäßrigen Puffer (Cs) hoch ist, ist der Durchmesser der internen
Poren kleiner als die Dicke der Vorrichtung, wobei die
Freisetzung
vorwiegend in einer Dimension (Ebene) durch die
beiden größten Flächen des Blocks erfolgt. Der
Freisetzungsprozeß kann durch die folgende Gleichung für die
kontinuierliche Diffusion beschrieben werden:
-
worin x für die Position steht, t die Zeit nach Eintauchen
in den Puffer bedeutet, C die Dopaminkonzentration in der
Matrix an der Position x und zur Zeit t ist und Deff der
wirksame Diffusionskoeffizient von Dopamin durch den
Porenraum bedeutet. Die geeigneten Grenz- und Anfangsbedingungen
für diese Gleichungen sind:
-
[2]
-
C = C&sub0; bei t = 0 für 0 < x < L
-
C = 0 bei x = 0,L für t > 0
-
Die vollständige Lösung dieser Gleichung, die C als Funktion
von x und t liefert, beschreibt Crank in "The Mathematics of
Diffusion", 2. Ausgabe, (Oxford Press, London, 1972), für
die angegebenen Grenzbedingungen. Die Masse an zu jedem
Zeitpunkt freigesetztem Solut ergibt sich durch Integrieren
des Ausdrucks für C, wobei man die Masse an Solut, die in
dem Block verbleibt, erhält. Für kurze Zeiträume, wenn mehr
als 40% des eingekapselten Soluts in dem Block verbleiben,
ist die freigesetzte Solutmasse Mt proportional zur
Quadratwurzel der Zeit:
-
worin M&sub0; die Masse des anfänglich in der Matrix vorhandenen
Soluts ist.
-
Ein Vergleich der in Fig. 5a dargestellten
Freisetzungsprotile mit der Gleichung 3 liefert einen experimentellen Wert
für den effektiven Diffusionskoeffizienten. Die
experimentell ermittelten effektiven Diffusionskoeffizienten für
Dopamin in dem Polymerporenraum hängen von der Masse des
anfänglich in die Matrix eingebauten Dopamins ab (vgl. Tabelle
1). Dies steht im Einklang mit zuvor beobachteten
Ergebnissen für die Freisetzung von anderen biologisch aktiven
Mitteln aus EVAc-Blöcken.
-
Obwohl sich der absolute Wert der freigesetzten Masse
ändert, wurde dieselbe Abhängigkeit der Freisetzung von der
Quadratwurzel der Zeit beobachtet, wenn die Vorrichtungen
mit einer undurchlässigen Polymerschicht auf einer Fläche
beschichtet wurden (Fig. 5b). Dies ist das erwartete
Verhalten für die Freisetzung aus einem Block mit einer undurch
lässigen Sperrschicht.
-
Mit einem vollständigen EVAc-Überzug über die Matrix wurde
im Verlauf von 65 Tagen kein Solut freigesetzt. Wenn in den
nicht durchlässigen Überzug ein einzelnes Loch gebohrt
wurde, ergab sich eine über die Zeit hinweg lineare Freisetzung
(Fig. 5C). Aus Matrizen mit 30%, 40% bzw. 50% Beladung
wurden Freisetzungsraten von 0,06, 0,17 bzw. 0,30 mg/Tag
erhalten. Für Zeiten, in denen weniger als etwa 60% des
anfänglich eingekapselten Soluts freigesetzt wurden, sollte sich
diese Anordnung wie ein beschichteter, halbkugelförmiger
Träger verhalten. Wie Rhine und Mitarbeiter (1980)
beschreiben, liefert diese Geometrie eine (lineare)
Freisetzungskinetik nullter Ordnung, wobei die Freisetzungsrate durch die
folgende Gleichung mit den physikalischen Eigenschaften des
Soluts und der Polymerphase in Verbindung steht:
-
[4]
-
Mt = 2 π Cs Deff Rt
-
worin R der Radius des Ausgangsloch in der undurchlässigen
Polymerphase ist.
-
Unter Verwendung der effektiven Diffusionskoeffizienten und
unter der Annahme, daß CsR = 60 mg/cm² (eine Konstante für
alle Matrizen) ist, wurden die Voraussagen dieses Modells
mit den experimentellen Daten in Fig. 5c verglichen. Der
effektive Diffusionskoeffizient wurde aus unabhängigen
Experimenten der geometrisch einfachen Matrix bestimmt. Dieses
Modell stimmt gut mit den experimentellen Daten überein.
-
Die beobachtete Freisetzung aus der mit Ausnahme eines
einzelnen Ausgangslochs vollständig beschichteten Matrix legt
die Vermutung nahe, daß durch diese einfache
Matrixvorrichtung über eine Zeitdauer von mindestens 15 bis 50 Tagen
hinweg eine konstante Dopaminfreisetzungsrate erreicht werden
kann. Die Betriebslebensdauer der Matrix hängt von der
anfänglichen Konzentration an Solut in der Matrix und der
absoluten Größe der Vorrichtung ab. Gleichung 4 gilt während
der Zeitdauer, in der sich die beschichtete Vorrichtung wie
eine beschichtete Halbkugel verhält. Für einen gegebenen
Soluten kann dieser Wert durch Erhöhen der physikalischen
Abmessungen (d.h. Durchmesser und Tiefe) der Matrix erhöht
werden.
-
Ferner wurde die Freisetzung aus verschiedenen, eine lineare
Freisetzung aufweisenden Matrixvorrichtungen über eine
Zeitdauer von mehreren Stunden hinweg beobachtet, um zu
gewährleisten, daß die Freisetzung über eine Zeitdauer von weniger
als einen Tag nicht fluktuiert. Wie in Fig. 7 dargestellt,
war die Dopaminfreisetzung über die kurze Zeitdauer hinweg
ebenfalls konstant.
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Diese Untersuchung zeigt, daß in vitro durch Verwendung der
jüngst entwickelten gesteuerten Freisetzungstechnik eine
gesteuerte Langzeitfreisetzung von Dopamin erreicht werden
kann. Wenn Dopamin-Copolymerrnatrizen (30%ige Beladung, in
Gegenwart eines vollständigen Überzugs und eines einzelnen
Lochs) Ratten nahe des Corpus striatum implantiert wurden,
zeigte sich, daß die durch intrazerebrale Dialyse gemessenen
Dopaminkonzentrationen der extrazellulären
Striatumflüssigkeit auf 7 µMol (eine mehr als 200fache Erhöhung gegenüber
Vergleichswerten) erhöht waren.
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Obwohl diese Untersuchungen unter Verwendung von
Ethylen-Vinylacetat-Copolymeren als den biokompatiblen Copolymeren
durchgeführt wurden, können auch biologisch abbaubare
Polymere, wie Polyanhydride, verwendet werden. Darüber hinaus
kann die Freisetzungsrate auch durch ein geeignetes externes
elektromagnetisches Feld gesteuert werden, wenn in die
Vorrichtung kleine Magneten eingebaut werden, die das Eintreten
der eingebauten Substanz in die extrazelluläre Flüssigkeit
modulieren.
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Variationen dieser Technologie gewährleisten eine
gesteuerte, verzögerte Freisetzung beinahe jeder beliebigen
biologisch aktiven Substanz, einschließlich Dopamin, die bei der
Behandlung der verschiedensten Störungen wirksam ist, sowie
von Proteinen, einschließlich von Störungen des
Nervensystems, wie diejenigen, die ein Fehlen von lysosomalen
Enzymen oder defekte Enzymen bei Speichererkrankungen, wie der
Tay-Sachs-Erkrankung, umfassen.
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Modifikationen und Variationen der vorliegenden Erfindung,
der Polymerzusammensetzungen für eine verlängerte Abgabe von
ein geringes Molekulargewicht aufweisenden, wasserlöslichen
Molekülen ergeben sich für den Fachmann auf dem einschlägi
gen Fachgebiet in naheliegender Weise aus der obigen
detaillierten Beschreibung der Erfindung. Derartige Modifikationen
und Variationen fallen unter den Umfang der beigefügten
Patentansprüche.