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Verfahren zur Herabsetzung des Wassergehaltes von Kunstseidewickeln
Es ist bekannt, daß die Trocknung der Kunstseidewickel durch Verdampfung des in
ihnen enthaltenen Wassers einen äußerst schwierigen Arbeitsgang darstellt. Man hat
festgestellt, daß eine solche Trocknung, wenn sie zu schnell erfolgt, die Fäden
zerstört, so daß man infolgedessen für die Trocknung zunächst sehr feuchte und hierauf
immer trocknere Luft benutzte. Eine solche Trocknung wiederum konnte sich über eine
Zeitdauer von etwa 14 Stunden erstrecken. Dieser Arbeitsgang erfordert daher äußerst
umfangreiche Trockenanlagen und eine ständige Überwachung. Es ist offenbar vorteilhaft,
vor der Trocknung durch Verdampfung einen möglichst großen Teil des in den Wickeln
enthaltenen Wassers mechanisch auszutreiben. Hierfür bringt man die Wickel häufig
in eine Trockenschleuder; aber selbst bei sehr starkem Schleudern ist die Menge
des auf diese Weise ausgetriebenen Wassers verhältnismäßig gering.
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Man könnte natürlich die Wirkung einer Trockenschleuder erheblich
vergrößern, wenn man in dieser während des Ausschleuderns trockene Luft umlaufen
läßt oder auch indem man in der Schleuder ein Vakuum erzeugt, erforderlichenfalls
unter Einführung von heißer Luft oder von Dampf in die Wickel. Bei allen diesen
an sich bekannten Verfahren geht jedoch eine heftige Verdampfung des in den Wickeln
enthaltenen Wassers vor sich. Diese Verfahren können infolgedessen nicht auf Kunstseide
angewendet werden, da diese, wie oben ausgeführt, nur einer sehr langsamen Verdampfung
unterzogen werden darf.
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Ebenso können die Kunstseidewickel kein Ausschleudern unter Anwesenheit
von warmer, stets mehr oder weniger trockener Luft oder von einem Gemisch von Luft
und Dampf, wobei die Luft die Verdampfung des Wassers der Wickel hervorrufen kann,
vertragen.
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Im Gegensatz hierzu gestattet die vorliegende Erfindung, den Wassergehalt
der Kunstseidewickel in beträchtlichem Maße durch Fliehkraftwirkung zu verringern,
ohne daß Verdampfung und infolgedessen eine Zerstörung der Fäden auftritt. Dies
wird dadurch erreicht, daß das Ausschleudern in einer Dampfatmosphäre von etwa ioo°
C unter Atmosphärendruck vorgenommen wird.
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Wasserdampf von ungefähr ioo° C bei Atmosphärendruck ist gesättigter
Dampf, der keinerlei Verdampfung des Wassers in den Wickeln hervorrufen kann, im
Gegensatz zu dem bekannten Verfahren, bei welchem das Ausschleu,dern im Vakuum unter
Zuführung von Dampf vorgenommen wird, welcher sich wegen des niedrigen Druckes überhitzt
und alsdann ein wahrhaftes Verdampfungsmittel wird, wie trockene Luft: Es ist übrigens
bekannt, daß die Trocknung durch Verdampfang
mittels überhitzten
Dampfes an sich sehr gut bei Trockengut angewandt werden kann, welches diese Trocknungsart
vertragen kann.
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Es ist festgestellt worden, daß das Ausschleudern in Dampf gemäß dem
Verfahren nach der Erfindung doppelt so wirksam ist als das übliche Ausschleudern
in Luft, und zwar ohne daß die- geringste Verdampfung selbst für die Oberflächenschichten
auftritt. Eine solche Wirkung kann bei dem üblichen Ausschleudern nicht erhalten
werden, da bereits die in der Schleuder eingeschlossene Luft stets eine leichte
Verdampfung an den äußeren Fadenlagen der Wickel hervorruft.
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Die Erfahrung zeigt außerdem, daß die gemäß dem Verfahren nach der
Erfindung behandelten Wickel sich regelmäßiger färben als die nach den bekannten
Verfahren getrockneten Wickel. Als Beispiel seien frisch hergestellte Viscosekunstseidewickel
betrachtet, welche i 8o g trockene Kunstseide enthalten und die mit 2io bis 2200,10
Wasser belastet sind, so daß das Gewicht der feuchten Kunstseide in jedem Wickel
etwa 570 g be-_ trägt.
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Nach den bekannten Verfahren werden diese Wickel in einer Trockenschleuder
ausgeschleudert, welche Luft bei Umgebungstemperatur (z. B. 20° C) einschließt,
wobei dafür gesorgt wird, daß die Luft nicht umlaufen kann, was eine merkliche Verdampfung
in den äußeren Schichten der Wickel hervorrufen und die Fäden zerstören würde. Man
findet, daß der Wassergehalt von 2io bis 22o % auf ungefähr 17o bis 175 °/o,
d. h. um ungefähr 200!o fällt. Die so behandelten Wickel werden alsdann sehr langsam
in einer Trockenanlage mit lauwarmer Luft mit äußerster Vorsicht getrocknet. Die
Trocknungsdauer beträgt ungefähr 14 Stunden.
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Gemäß,der Erfindung werden diese Wickel in Dampf von etwa ioo bis
io2° C unter Atmosphärendruck unter Ausschluß von Luft ausgeschleudert. Man findet,
daß der Wassergehalt nach etwa io Minuten von 2io bis 2200'o auf i 3ö bis 135%,
d. h. um etwa 40 % gefallen ist. Die so behandelten Wickel können alsdann in nur
8 bis 9 Stunden getrocknet werden.
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Das den Gegenstand der Erfindung bildende Verfahren kann natürlich
mit Hilfe jeder geeigneten Maschine ausgeübt werden, welche die Anwesenheit von
Luft in der Atmosphäre, in welcher das Ausschleudern erfolgt, zu vermeiden gestattet.
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Nachstehend ist als Beispiel eine für den angestrebten Zweck geeignete
Maschine beschrieben.
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Fig. i ist eine allgemeine Ansicht im Schnitt.
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Fig.2 ist ein Schnitt des den Lufteintritt verhinderrnden Wasserverschlusses
des Auslasses. , Die dargestellte Maschine umfaßt ein festes Gehäuse i, welches
in geeigneter Weise an einem Sockel :2 aufgehängt ist. Unter diesem Gehäuse ist
ein Gestell 3 befestigt, welches einen die senkrechte Welle 5 der Maschine antreibenden
Motor 4 trägt. Diese Welle dringt in das Innere des Gehäuses i durch eine Stopfbuchse
6 ein und trägt den Halter für das auszuschleudernde Gut, z. B. eine gelochte Trommel
7. Ein bei 9 schwenkbarer und durch von gelenkigen Haken i i getragenen Schrauben
io festschraubbarer Deckel 8 gestattet eine dichte Schließung des Gehäuses i. Eine
Feder 12 hält dem Gewicht des Deckels 8 das Gleichgewicht.
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Die Dampfzufuhr erfolgt durch das Rohr 13; außerdem ist ein Auslaßrohr
14 für die Entfernung von Luft und Wasser vorgesehen. Dieses Rohr 14 ist mit einem
Tauchrohr 15 verbunden, welches in ein oben mit einem Auslaßrohr 17 versehenes kleines
Gefäß 16 eintaucht.
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Wenn die Maschine mit den zu behandelnden Kunstseidewickeln gefüllt
ist, wird der Deckel 8 geschlossen und der Dampf zugelassen. Die Luft und das Kondenswasser
treten durch das kleine Gefäß 16 aus, welches einen Wasserverschluß zur Verhinderung
jeden Luftzutrittes bildet. Man kann dann die Schleudern ohne Gefahr der Zerstörung
der Fäden in Betrieb setzen.