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Verfahren und Einrichtung zum kontinuierlichen Gewinnen von Leimstoffen
aus stark leimhaltigem, tierischem Gut Die Einrichtung betrifft ein Verfahren zum
kontinuierlichen Gewinnen von Leimstoffen -aus stark leimhaltigem, tierischem Gut,
insbesondere aus Knochen und Bindegewebe, vorzugsweise aus Walknochen und dem Bindegewebe
des Walspecks, bei dem das Rohgut mittels gespannten Wasserdampfes und unter dauerndem
Wenden aufgeschlossen sowie die festen und flüssigen Produkte ungetrennt in, einen
Absitzraum übergeführt werden, in dem das Gemisch sich nach der Dichte schichtet,
and ferner in einer Einrichtung zur Ausübung des Verfahrens.
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Die erläuterte Arbeitsweise hat man bis jetzt durchweg zum Aufschließen
ganzer Tierkörper und Tierteile einschließlich ihres großen Gehaltes an Muskelfleisch
benutzt, um nach dem Abtrennen des Fettes oder Öles von dem Aufschließprodukt entweder
die Feststoffe oder die festen und flüssigen Bestandteile zusammen durch Trocknen
in ein Futtermehl (Tiermehl) umzuwandeln. Ursprünglich floß dabei das -ganze Auf
schließprodukt: Fett, Fleischwasser und Feststoffe, in einen unter dem gleichen
Druck wie der Aufschließraum (im Mittel 3 atü) stehenden Absitzraum, in dem die
Schichtung nach. der Dichte. bei Überdruck erfolgte.
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Man erkannte dann, daß während des Absitzenlassens die im Fleischwasser
enthaltenen Leimstoffe - mutmaßlich infolge Hydrolyse -leiden, ein Mangel, der sich
durch nachfolgendes . starkes Konzentrieren des Fleischwassers mit hohen Temperaturen
oder beim Eintrocknen des ganzen Fleischbreies noch erhöht. Deshalb ging man später
dazu über, an das Absitzenlassen nur eine mäßige Konzentration des Fleischwassers
(Voreindickung) anzuschließen, um dann den Brei unter Vakuum zu trocknen. In beiden
Fällen tritt der wässerige Brei aus dem Aufschließraum ununterbrochen in voller
Menge in den Absitzraum über.
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Gemäß der Erfindung soll die kontinuierliche Arbeitsweise zum Behandeln
von stark leimhaltigem Rohgut benutzt werden, und
zwar in der Weise,
daß man die Aufsch.Iießprodukte -in Teilmengen austrägt und die Teilmengen vor ihrem
Eintritt in den Absitz-, rauf rasch auf einen sehr- geringen Druck (atmosphärischen
Druck oder Unterdrtt&)`, entspannt und das Absitzenlassen bei ei; ebenso geringen
Druck durchführt, dann die` abgeschiedene Lehnbrühe in bekannter Weise durch Ausschleudern
von restlichen Verunreinigungen und Fett oder Öl befreit sowie auf etwa -.5 bis
55"/o Wassergehalt eindickt.
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Träger der besonderen Eigenschaften tierischen Leimes und der Gelatine
ist das Glutiii, dessen eigentümliches Verhalten, namentlich das Gelatini.erungsvermögen,
auf seinem strukturellen Aufbau beruht. Dieser wird erfahrungsgemäß geschädigt,
wenn die Leimbrühe sich zu lange unter dein Einfluß von Überdruck und hoher Temperatur
befindet. Darum wird bei der gewöhnlichen Gewinnung von Leim aus mit Benzin entfettetem
Knochenschrot dieser bei i io° C (bis zu i4o° C) gedämpft und dann mit heißem Wasser
behandelt.
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Hierbei hat man zunächst mit nur einem Autoklaven so gearbeitet, daß
man den Leiin sogleich nach Wegnahme des Dampfdruckes mit heißem Wasser aus dein
Gut herauswusch und aus dem Kocher entfernte, um die Leimbrühe möglichst schnell
' der Überhitzung zu entziehen. Diese Behandlung - erst Dampfdruck, dann Wasser-wird
wiederholt, bis die Leimsubstanz iin Knochen annähernd erschöpft ist. Mit einem
einzelnen Autoklaven erhält man aber dabei eine ungeheure Menge Flüssigkeit von
geringem Leimgehalt.
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Einen Fortschritt bedeutete daher das Arbeiten mit zwei Autoklaven,
bei denen die Leimbrühe abwechselnd aus einem Apparat in den anderen übergeführt
und in der gleichen Zeit der zweite Apparat unter Dampfdruck gesetzt wurde. Die
Weiterentwicklung dieses Verfahrens hat zu den heutigen Diffusionsbatterien (mit
im Mittel sechs Autoklaven) geführt, bei denen ein sechs- bis zwölfmaliger Wechsel
der Dampf- und Wasserbehandlung sowie Entleimungszeiten von mehr als 2o Stunden
in Betracht kommen. Die Arbeitsweise ist also sehr langwierig und erfordert eine
umfangreiche kostspielige Apparatur. In allen diesen Fällen befindet das zu behandelnde
Gut sich in Ruhe.
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Indem gemäß der Erfindung die Autoklavenarbeit durch die von der Tierkörperverwertung
her bekannte kontinuierliche Aufschließung unter dauernder Bewegung des Gutes ersetzt
wird, ergibt sich für die Dampfbehandlung eine wesentlich kürzere. Zeit und damit
eine schonendere Behandlung des Gutes. Durch das rasche Entspannen wird die Leimbrühe
nach ihrer Entstehung sofort und endgültig der Einwirkung des Überdruckes und der
hohen Temperatur entzogen, und das Absitzenlassen vollzieht sich bei atmosphäri-#s#liern
oder Unterdruck. Die Danipfbehand-)Ing des Gutes wird nur einmal vorgenonizeien,
und die Heißwasserbehandlung kommt 'banz in Fortfall.
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Bei dein neuen Verfahren wird das Glutin mindestens ebenso wie bei
der üblichen Autoklaven- oder Diffusionsleimgewinnung, eher jedoch noch mehr geschont.
Man gewinnt eine sehr wertvolle Lehnlösung, die dann in an sich bekannter Weise
weiterbehandelt wird. Dein bisher bei der kontinuierlichen Aufschließung tierischer
Abfälle gewonnenen Leim ist das Erzeugnis des neuen Verfahrens beträchtlich überlegen.
Gegenüber der Üblichen Entleimung in Diffusionsbatterien ergeben sich ferner eine
überaus "große Ersparnis an Zeit und Arbeit sowie eine wesentliche Vereinfachung
der Apparateinrichtung. Damit sinken die Kosten der Leimgewinnung erheblich. Schließlich
steigt die Mengenleistung so bedeutend, daß es erst mit Hilfe des neuen Verfahrens
möglich ist, außergewöhnlich große Leimgutmengen, wie sie beispielweise beim Walfang
anfallen, geniigend rasch zu bewältigen.
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Bei der gemäß der Erfindung vorzunehmenden plötzlichen Entspannung
des Gemisches aus fetthaltigen flüssigen und festen Bestandteilen läßt sich eine
Emulsion nicht vermeiden> aber sie tritt nur teilweise und in beschränktem Maße
ein, so daß ihre Trennung mittels der sog. Separatoren (der bekannten Schleudermaschinen
mit kleiner Trommel und hoher Umlaufzahl) möglich ist. Daß für die in den Arbeitsgang
eingeschaltete Schleuderbehandlung gerade die Separatoren, also die Maschinen kleinsten
Raumbedarfs und Gewichts, geringster Wartung und Bedienung die bestgeeigneten Maschinen
sind, bildet einen weiteren Vorteil des neuen Verfahrens.
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Ein Ausführungsbeispiel einer Einrichtung zur Leimgewinnung gemäß
der Erfindung ist in der' Zeichnung dargestellt.
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Zum Aufschließen des rohen Leimgutes dient ein liegender zylindrischer
Apparat i an sich bekannter Art mit einer Siebtrommel a, der das Rohgut beispielsweise
durch einen als Schleuse ausgebildeten Einfüllstutzen zugeführt werden kann. Die
aufgeschlossenen festen und flüssigen Bestandteile verlassen die Siebtrommel :2
stetig, und der wässerige Brei fließt vom tiefsten Punkte des Aufschließapparates
i in eine Austragevorrichtung 3, die in einem geschlossenen Gehäuse beispielsweise
eine sich drehende Fächerscheibe enthält. Die Fächer nehmen aus dein Behälter i
Teilmengen auf und führen sie durch ein auf einem Durchmesser der Austragevorrichtung
ihrem
Zulauf gegenüber angeordnetes Rohr 4 ab.
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Der Ablauf 4 mündet in ein Gefäß 5, das oben durch ein Rohr 6 mit
der Außenluft oder einem Unterdruckraum verbunden ist, während von seinem unteren
Ende ein Ablauf 7 zu einem großen Absitzbehälter 8 führt, der unter einem ebenso
niedrigen Druck gehalten' wird- wie das Gefäß 5. - An einem hochliegenden Punkte
des Behälters 8 ist ein, Rohr 9 angebracht, das über einem Separator io mündet,
dessen Ablauf ir beispielsweise das C51 oder Fett in ein Gefäß 13 leitet, während
aus dem anderen Ablauf 12 die Leimlösung in das Gefäß 14 abfließt. Aus letzterem
wird die Flüssigkeit durch eine Pumpe 15 entnommen und in einen Eindampfer 16 gedrückt.
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Bei der bisherigen Verwendung der kontinuierlich arbeitenden Aufschließapparate
entnahm man aus dem Absitzbehälter das Fett oder C51 allein, dagegen die Leimbrühe
und die Feststoffe zusammen. Hiervon wird gemäß der Erfindung abgewichen.' Am unteren
Ende des Absitzbehälters 8 ist ein absperrbares Rohr 17 angeordnet, und durch dieses
werden von Zeit zu Zeit die Feststoffe der Bodenschicht 8' allein entfernt, die
man gewünschtenfalls trocknen kann. Dagegen werden kontinuierlich das Fett oder
Öl und die Leimlösung zusammen aus der hohen Oberschicht 8" entnommen. und dem Separator
io zugeführt.
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Die Einbringung des Rohgutes in die Siebtrommel 2 kann stetig oder
mit regelmäßigen Unterbrechungen bei gleicher Satzmenge vorgenommen werden, während
die Aufschließung und das Austreten des wässerigen Breies aus der Siebtrommel. 2
ohne jede Unterbrechung vor sich gehen. Der ganze Arbeitsgang läßt sich daher
im wesentlichen stetigkontinuierlich durchführen.
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Jede dem Aufschließapparat i entnommene Teilmenge gelangt bei ihrem
Austritt aus der Austragevorrichtung 3 sofort unter den Einfluß des niedrigen Druckes,
der im Gefäß 5 herrscht. Jede Teilmenge wird also .in dem Rohr 4 und dem Gefäß 5
unverzüglich entspannt, wobei der Wasserdampf durch das Rohr 6 entweicht. Das entspannte
Gemisch gelangt durch das Rohr 7 in den Absitzbehälter 8 und schichtet sich hier
nach der Dichte: Fett oder C51 auf dem Spiegel, darunter die Leimlösung, darunter
die Feststoffe.
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Soweit die Flüssigkeit 8" ein Gemisch aus Fett oder Öl und Leimlösung
ist, beginnt bzw. vollzieht sich die Trennung bereits im Absitzbehälter B. Soweit
eine Emulsion eingetreten ist, wird sie in dem dauernd arbeitenden Separator io
getrennt, dem die Flüssigkeit durch das Rohr 9 zufließt. Da die gröberen Verunreinigungen
im Behälter 8 absinken, gelangen mit der Flüssigkeit nur noch unbedenkliche Schwebestoffe
in den Separator.
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Im Sinne der Erfindung sind Abweichungen von dem gezeichneten Einrichtungsbeispiel
hinsichtlich der Gestalt und Anordnung der Teile der Anlage möglich.