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Verfahren und Vorrichtung zum Befeuchten von Lederteilen durch Tränken
mit Wasser Zum Befeuchten von Lederteilen durch Tränken mit Wasser bei über- :oder
Unterdruck sind zur Zeit drei Verfahren bekannt.
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Bei dem eisten wird das Leder in einen vollständig mit Wasser gefüllten
Behälter gebracht, der Behälter druckdicht verschlossen und das Behälterinnere unter
Druck gesetzt. Nach dem Erreichen einer vorher bestimmten Druckhöhe wird der Behälterinhalt
einige Zeit unter Druck gehalten und schließlich wieder auf Atmosphärendruck entspannt.
Dadurch soll erreicht werden, daß die in den Lederpolen eingeschlossene Luft zwar
beim Unterdrucksetzen des Behälterinhalts 7usammengepreßt wird und infolgedessen
dem Wasser das Eindringen in ,die Poren in gewissem Maße gestattet, daß sie aber
bei der folgenden Entspannung sich wieder ausdehnt, dabei einen Teil des eingedrungenen
Wassers aus dem Leder verdrängt und nur so viel Wasser darin läßt, als zur richtigen
Befeuchtung notwendig ist. Der Eintritt dieser Wirkung erscheint jedoch einigermaßen
zweifelhaft, wenn man folgende Tatsachen berücksichtigt. Schon beim Eintauchen der
Lederstücke in das unter Atmosphärendruck stehende Wasser wird ein Teil der Luft
ins Freie entweichen. Ein beträchtlicher anderer Teil der Luft wird während des
Unter drucksetzens des Behälters vom Wasser gelöst. Zum Verdrängen des Wasserüberschusses
aus den Lederporen beim Entspannen des Behälterinhalts am Schluß der Behandlung
bleibt also nur ein kleiner Luftrest übrig, dessen Ausdehnungsvermögen für die ihm
zugedachte Aufgabe .nicht oder nur unvollständig ausreichen dürfte.
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Beim zweiten Verfahren wird das Leder in einem Behälter behandelt,
der nur teilweise mit Wasser gefüllt ist. Es befindet sich zunächst in dem lufterfüllten
Raum des Behälters, und dieser wird nach dem Aufsetzen eines luftdicht schließenden
Deckels bis zur Erreichung eines bestimmten Unterdruckes durch eine Luftpumpe ausgepumpt.
Dann wird Glas Leder schnell in das Wasserbad gesenkt, nach einiger Zeit das Behälterinnere
wieder auf Atmaosphärendruck mit oder ohne vorhergehende Schaffung von überdruck
gebracht und das Leder aus dem Wasser genommen. Bei dieser Behandlung wird ein besonders
starkes Eindringen des Wassers in die nahezu luftleeren Lederporen angestrebt und
erreicht. Dias Leder kommt Faber im allgemeinen zu naß aus dem Behälter, weil die
Liederporen nicht mehr genügend Luft zum Austreiben dies Wasserüberschusses enthalten.
Der richtige Bjefeuchtungsgrad wird also auch hier nur zufällig beim Vorliegen besonders
günstiger Betriebsbedingungen erzielt.
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Das dritte Verfahren arbeitet in seinem ersten Teil wie das ,eben
beschriebene. Nach dem Einbringen des Leders in das Wasser wird jedoch der ganze
Behälterinhalt von einer Preßluftquelle aus einige Zeit unter hohen Druck gesetzt,
dann nochmals auf Unterdruck und schließlich wieder auf Atmosphärendruck gebracht.
Die damit erzielbare Verbesserung der Befeuchtung steht in einem
ziemlich
ungünstigen Verhältnis zu den Anschaffungs- und Bedienungskosten der rotwendigen
Einrichtung; das Verfahren befriedigt daher die herrschenden Bedürfnisse in wirtschaftlicher
Beziehung ebenso unvollkommen wie die beiden anderen obererwähnten Verfahren.
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Eine Hauptursache für die den bekannten Verfahren anhaftenden Mängel
dürfte im übrigen auch darin zu suchen sein, daß die Lederteile stets nur in ein
ruhendes Wasserbaid gebracht werden. Die Befeuchtung des Leders scheint hier durch
schwer zu klärende Vorgänge (Eindringen des Wassers in die mehr oder minder mit
Luft gefüllten Lederporen, Lösung der in den Poren enthaltenen Luft im Wasser) störend
beeinflußt zu werden, so daß es für eine grundlegende und wesentliche Verbesserung
des Arbeitserfolges in erster Linie darauf ankommen dürfte, das Leder der Einwirkung
des Über- und Unterdruckes in einem strömenden Bad auszusetzen. Dieser neue Verfahrenswa
wird durch die Erfindung eingeschlagen.
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Nach der Erfindung werden die Lederstücke in einen mit Luft unter
Atmosphärendruck gefüllten Behälter gebracht und dieser darauf durch einen luftdicht
schließenden Deckel verschlossen. Durch eine Flüssigkeitspumpe, die an den Behälterhoden
angeschlossen ist und nach Wahl in der einen oder anderen Richtung fördern kann,
wird sodann Wasser in den Behälter gepumpt, das die im Behälter eingeschlossene
Luft allmählich verdichtet, ,also einen Druckanstieg bewirkt und dabei gleichzeitig
über die Lederteile ansteigt. Der Höchststand des Wassers im Behälter wird in bekannter
Weise durch ein überlaufrohr bestimmt, dessen Einlauföffnung im ,obersten Teil des
Behälters angeordnet ist und das außerhalb des Behälters in einem auf beliebigen
Öffnungsdruck ,einstellbaren überdruck- Lind Rückschlagventil endigt. Sobald durch
die fortschreitende Verdichtung der Luft im Behälter der gewiinschbe Grenzdruck
erreicht ist, öffnet sich das Überdruckventil und läßt anfänglich die verdichtete
Luft, später :auch das über das Überlaufrohr ansteigende Wasser ins Freie abfließen.
Dieser Zustand wird einige Zeit aufrechterhalten, so daß das zu behandelnde Leder
inzwischen von dem unter Druck stehenden Wasserstrom bestrichen wird. Darauf wird
die Flüssigkeitspumpe auf die entgegengesetzte Förderrichtung umgeschaltet. Das
Rückschlagventil schließt sich augenblicklich, und das im Behälter eingeschlossene
Wasser wird unter allmählicher Steigerung des sich ausbildenden Unterdruckes nach
unten abgesaugt, wobei die Lederteile allmählich aus ihm auftauchen. Ist der Behälter
leergesaugt, so wird ein von Hand zu bedienender oder zwangsläufig gesteuerter Hahn
geöffnet, der das Behälterinnere in bekannter Weise auf Atmosphärendruck zu bringen
gestattet, und die Behandhing des Leders ist damit abgeschlossen. Der ' gliche Hahn
kann auch während des Füllens und Leersaugers des Behälters zur Druckregelung herangezogen
werden, wenn eine solche Regelmöglichkeit neben der durch das Überströmventil gegebenen
erwünscht ist.
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Als Vorteile der neuen Arbeitsweise ergeben sich folgende Gesichtspunkte.
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Durch die Unterdrucksetzung des Leders im Luftraum des Behälters vor
und beim all--mählichen Eintauchen in das Wasser wird das freie Entweichen der Luft
aus den Lederporen verhindert. Damit wird die Wirkung, die bei dem oben an erster
Stelle behandelten bekannten Verfahren nur angestrebt wird, mit Sicherheit erreicht
und einer zu starken Wasseraufnahme des Leders, wie sie bei dem zweiten bekannten
Verfahren sich einstellt, vorgebeugt. Zudem nimmt hier an der Sättigung des -Wassers
mit Luft während des ganzen Füllvorganges auch die Luftmasse teil, die im Behälter
über dem Wasserspiegel steht. Dadurch bestehen für die. Erhaltung der verdichteten
Luft in den Lederporen günstigere Bedingungen als bei den bekannten Verfahren. Schließlich
erfordert die Arbeitsweise nach der Erfindung nur eine sehr einfache. billig herzustellende
und leicht zu bedienende Vorrichtung, bei der mit einer einz,:gen Pumpe die Druckverhältnisse
während des ganzen Befeuchtungsvorganges beherrscht werden und eine dauernde Durchspülung
des Behälters mit frischem Wasser unschwer zu erreichen ist.
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Ein Ausführungsbeispiel einer Vorrichtung zur Ausübung des neuen Verfahrens
ist auf der Zeichnung dargestellt, und zwar in einem senkrechten Schnitt durch die
wichtigsten Teile.
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Über einem Wasserbehälter i ist ,auf einem brückenartigen Teil z ein
Behälter 3 angeordnet, dessen Boden 4 mit schrägen Flächen in einem Rohrstutzen
5 übergeht. Ein Deckel 6 dient zum luftdichten Abschluß des Behälters nach hoben.
An dem Rohrstutzen 5 ist eine Zahnradpumpe 7 angeflanscht, deren eines Rad über
die Riemenscheibe 8 von einem umsteuerbaren Elektromotor 9 aus in der einen oder
anderen Drehrichtung angetrieben wird. Ein weiterer Rohrstutzen i o führt von der
dem Stutzen 5 gegenüberliegenden Seite des Pumpengehäuses in den Wasserbehälter
i. Im Innern des Behälters 3 ist ein überlaufrohr i i angeordnet, dessen Einlaufmündung
knapp unterhalb der höchsten Stelle des Dekkels 6 liegt. An seinem unteren Ende
ist das Röhr aus dem Stutzen 5 seitlich nach außen geführt und geht dort in ein
Überdruck- und
Rückschlagventil 12 über, dessen Kugel
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durch eine einstellbare Feder 1a mit Regelknopf 15 in Anlage .auf
der Rohröffnung gehalten wird. Im Behälter 3 sind ferner Stützen 16 zum Aufsetzen
eines die Lederbeile i; aufnehmenden Gestells 18 mit Siebboden i g angebracht.
Der Deckel des Behälters trägt einen Hahn 2o, mit dem zu beliebiger- Zeit eine Verbindung
zwischen dem Behälterinnern und dem Luftraum der Umgebung hergestellt werden kann.