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Herstellung von gekörntem Kalkstickstoff bzw. gekörntem kalkstickstoffhaltigem
Mischdünger Das Patent 611 2o6 der Klasse 16 hat ein Verfahren zum Gegenstand, nach
welchem nicht hygroskopische Mischungen aus Kalkstickstoff und Calciumnitrat in
der Weise hergestellt werden, daß Kalkstickstoff mit Calciumnitrat gemischt wird,
das vor, während oder nach der Mischung mit gasförmigem oder flüssigem Ammoniak
in solchen Mengen behandelt wird, daß keine Lösung eintritt. Dieses Verfahren ist
besonders geeignet zur Herstellung gekörnter Kalkstickstoffdünger, die dann entstehen,
wenn das Gemisch von Kalkstickstoff und Calciumnitrat gemäß der besonderen Ausführungsform
des genannten Verfahrens während oder nach der Behandlung mit Ammoniak bewegt wird.
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Es hat sich nun gemäß der vorliegenden weiteren Ausbildung des nach
Patent 611 2o6 geschützten Verfahrens gezeigt, daß es nicht notwendig ist, Calciumnitrat
als solches in fertiger Form. anzuwenden, sondern daß es besonders vorteilhaft ist,
wenn das Calciumnitrat und auch das Ammoniak durch Anwendung von Wasser- und ammonnitrathaltiger
Salpetersäure erst während des Verfahrens selbst bei gewöhnlicher Temperatur erzeugt
werden. Es ist an sich zwar bekannt, Kalkstickstoff mit wasserhaltigem Kalksalpeter
zu verseifen und das gebildete Ainmonial, über Salpetersäure in weiteren Kalksalpeter
überzuführen, indessen hat dieses Verfahren mit dem Verfahren der vorliegenden Erfindung
nichts zu tun, da es sich hier nicht darum handelt, aus Kalkstickstoff über die
Verseifungsstufe Stickoxyde bzw. Salpetersäure herzustellen, sondern Kalkstickstoff
in vorteilhafter Weise möglichst ohne Stickstoffverluste in Kornform überzuführen.
Es ist ferner bekannt, Kalkstickstoff zum Zwecke des Entstäubens mit Salpetersäure
oder Kalksalpeter zu mischen. Solche Mischungen zeigen jedoch erfahrungsgemäß nach
kurzer Lagerung bald wieder stark stäubende Eigenschaften; ein weiterer Nachteil
ist hierbei, daß durch die Anwendung einer verdünnten Salpetersäure eine erhebliche
Gefahr zur Dicyandiamidbildung besteht.
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Demgegenüber gestattet die Arbeitsweise der vorliegenden weiteren
Ausbildung des nach Patent 611 2o6 geschützten Verfahrens durch Anwendung konzentrierterer
Salpetersäure die Dicvandiamidbildungsgefahr auszuschließen und durch gleichzeitige
Einwirkung des entstehenden Ammoniaks auf das gebildete Calciumnitrat ein sehr gut
haltbares und lagerfähiges Produkt ztt erhalten, eine Wirkung,
die
wahrscheinlich auf der Bildung von die Bindewirkung ausübenden, nicht hygroskopischen
Ammoniakaten beruht.
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Bei Ersatz der im Hauptpatent vorgescl#y genen Stoffe, Calciumnitrat
und Aminoniah.,., durch ammonnitrathaltige Salpetersäure «-äi=' zu befürchten, daß
durch die Anwendung konzentrierterer Salpetersäure bei der Calciumnitratbildung
mit dein freien Ca0 des Kalkstickstoffs eine so beträchtliche Erwärmung eintreten
würde, daß das entstehende Aminoniak an Stelle einer Bindung an das Calciumnitrat
verflüchtigt, d. h. die gewünschte Ammoniakatbildung verhindert würde und mit Stickstoffverlusten
zu rechnen war. Zur Vermeidung dieser Erwärmung war andererseits die Verwendung
verdünnter Salpetersäure mit Rücksicht auf die Dicyandiamidbildungsgefahr ausgeschlossen.
Es hat sich jedoch überraschenderweise gezeigt, daß trotz der genannten Bedenken
gemäß der vorliegenden Erfindung die Verwendung konzentrierterer, ammonnitrathaltiger
Säure möglich ist, und. daß man ohne Stickstoffverluste ein körniges, nicht stäubendes
und gut lagerfähiges Produkt erhält, in dein. der Dicvandiamidgehalt nicht mehr
als o,4 bis 0,5 °(o V beträgt.
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Das Verfahren der vorliegenden Erfindung zeigt gegenüber dem Verfahren
des Hauptpatents eine Reihe bemerkenswerter Vorteile. Am auffallendsten ist hierbei,
daß bei dein neuen Verfahren die Abbindungsgeschwindigkeit größer ist, d. h. daß
die Kalkstickstoffkörner in kürzerer Zeit und leichter erhalten werden. Während
nach dem Verfahren des Hauptpatents durch die finit dem Calciumnitrat zugegebenen
Wassermengen der freie Kalk des Kalkstickstoffs zunächst langsam abgelöscht und
erst dann der Kalkstickstoff granulierbar wird, geht dieser Vorgang bei Verwendung
von Säure nach dem neuen Verfahren erheblich schneller vor sich. Durch die gleichzeitige
Entstehung freien Ammoniaks erhält das so erzeugte Granulat in besonders vorteilhafter
Weise die gewünschten guten Eigenschaften.
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Ein weiterer Vorteil des neuen Verfahrens ist die Erzielung einer
erheblichen apparativen Vereinfachung, da Zufuhrleitungen und Abgasleitungen, Dosiervorrichtungen
für gasförmiges Ammoniak, sorgfältige Abdichtung der Apparatur usw. in Fortfall
kommen. Erfindungsgemäß werden nämlich die für die Körnung notwendigen Mengen von
Kalksalpeter und Ammoniak durch den Zusatz @rp,n ammonnitrathaltiger Salpetersäure
un-3 ittelbar während des Verfahrens selbst er-'zeugt. Das Verfahren wird z. B.
so ausgeführt, daß der Kalkstickstoff unter Bewegung mit einer Lösung von Ammonnitrat
in Salpetersäure - um die Zuführung von schädlichen Wassermengen hierbei zu verhindern,
wird zweckmäßig eine Salpetersäure von hoher Konzentration verwendet - mit Hilfe
einer Zerstäubungsdüse bespritzt wird. Die Salpetersäure bildet mit dem freien Kalk
des Kalkstickstoffs Kalksalpeter und das mit der Salpetersäure zugeführte Ainmonnitrat
setzt sich ebenfalls mit dem Kalk zu Kalksalpeter und Ammoniakgas um. Das Ammoniak
bewirkt im Entstehungszustande eine vorübergehende Sinterung des Kalksalpeters und
dadurch die Körnung des Kalkstickstoffs. Beispiel i kg Kalkstickstoff wird unter
Bewegung bei gewöhnlicher Temperatur (,Raumtemperatur) in einem sich langsam drehenden
Rohr oder auf einer Schüttelvorrichtung mit einer Lösung von 8o bis i5o ccm, zweckmäßig
ioo ccm.. Salpetersäure vom spez. Gewicht 1,:f. in welcher mindestens 5, zweckmäßig
io g Ammonnitrat vorher aufgelöst wurden, durch eine Zerstäubungsdüse bespritzt.
Durch diese Behandlung wird der Kalkstickstoff körnig und nicht mehr stäubend, ohne
dabei durch schädliche Umsetzung oder Stickstoffverluste eine Wertminderung zu erfahren.