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Verfahren zur Herstellung dreidimensionaler Gebilde von verhältnismäßig
großer Höhe aus Faserstoff Zur Erzeugung dreidimensionaler Gegenstände aus Faserstoff
bestehen verschiedene Verfahren. Das einfachste besteht darin, daß man durch einen
Preß- oder Ziehvorgang aus ebener Pappe Erhöhungen oder Vertiefungen herstellt.
Dieses Verfahren ist eng begrenzt in seinem Anwendungsbereich, da selbst die beste
Ziehpappe nur geringfügige Formänderungen gestattet.
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Will man dreidimensionale Gebilde von verhältnismäßig großer Höhe
herstellen, so ist man daher nach dem Stande der Technik auf andere Verfahren angewiesen.
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Ein solches besteht beispielsweise darin, daß man durch einen Gießvorgang
mit nachfolgender Trocknung Faserstoff in die gewünschte Form bringt. Besonders
bekannt und angewendet ist das sogenannte Pappengußverfahren. Dasselbe ist in bezug
auf die Formgebung außerordentlich vielgestaltig, erfordert aber teure Formen und
Einrichtungen, weshalb es sich in erster Linie für die Großherstellung von Verpackungen
und technischen Formstücken eignet.
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Eine gewisse Ähnlichkeit mit dem Pappengußverfahren besitzt die weiterhin
bekannte Herstellung von Prägestücken (Papiermache) wobei an Stelle des Gießvorgangs
ein Preßvorgang tritt.
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Gegenstand der Erfindung ist ein Verfahren, das in bezug auf die Vielgestaltigkeit
der Formgebung etwa zwischen der Verarbeitung von Ziehpappe und dem Pressen von
Papiermache steht und sich wirtschaftlich auch zur Herstellung kleinerer Mengen
dreidimensionaler Gegenstände eignet. Es besteht darin, daß man dem Zieh-, Präge-oder
Preßvorgang Papier oder Pappe unterwirft, die in mindestens zwei Richtungen gekreppt
sind, und zwar so stark, daß der für die Ausbildung der Vertiefungen erforderliche
Flächenteil in der der Vertiefung entsprechenden Grundfläche des Ausgangsstoffes
ganz oder zum überwiegenden Teil enthalten ist. Nach diesem Verfahren lassen sich
Formkörper von bisher unerreichter Höhe erzeugen, z. B. nahtlose Lautsprechertrichter,
Lampenschirme, Verpackungen für Glühlampen, Radioröhren, Ampullen, Eier, Pralinen,
Halbkugeln für Globen usw.
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Die Verwendung von einfach gekreppten Papieren zur Herstellung gewölbter
Flächen, flacher Prägungen o. dgl. ist bekannt. Es liegt auf der Hand, daß derartige
Krepppapiere nur in der zu ihren Kreppfalten senkrechten Richtung eine erhöhte Dehnbarkeit
besitzen, dagegen nicht in der Richtung der Kreppfalten selbst. Man hat diesem Mangel
dadurch abzuhelfen gesucht, daß man die Papierfaser durch Anfeuchten, Tauchen in
Leimlösung o. dgl. weich und geschmeidig machte. Jedoch bleibt auch dann die Verformungsmöglichkeit
in den engen, durch die eigene Dehnbarkeit des Fasergefüges bestimmten Grenzen.
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Es ist schon vorgeschlagen worden, Papier dadurch zu räumlichen Gebilden
zu formen, daß man einen Stauchvorgang anwendet, d. h. eine Faltung des Papiers
vornimmt. Beispielsweise werden auf diese
Weise die eingezogenen
Hälse gewickelter Papierflaschen hergestellt. Im Gegensatz dazu werden beine Gegenstand
der vorliege@t@, den Erfindung-bereits vorhandene, nach nig,' destens zwei Richtungen
verlaufende F,eü-. wieder ausgestreckt. Um dabei Formkcü>w von verhältnismäßig großer
Höhe zu erzielen, «erden die Ausgangspapiere bzw. Pappen gemäß der Erfindung so
stark gekreppt, daß der für die Ausbildung der Vertiefungen erforderliche Flächenteil
in der der Vertiefung entsprechenden Grundfläche des Ausgangsstofis bereits ganz
oder zum überwiegenden Teil enthalten ist. Dies ist besonders in der Verpackungstechnik
von Bedeutung, weil es ermöglicht, die durch Zug, Prägung oder Pressung erzeugten
Erhöhungen bzw. Vertiefungen dicht nebeneinander anzuordnen, ein Effekt, der auch
mit der besten Ziehpappe schon bei geringer Ausprägung der dritten Dimension nicht
erreichbar ist.
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Daß Papiere, die in mehr als einer Richtung gekreppt sind, eine größere
Dehnbarkeit besitzen als ungekreppte oder einfachgekreppte Papiere, ist an sich
bekannt. Jedoch hat man hieraus noch nirgends diejenige Nutzanwendung gezogen, die
der vorliegenden Erfindung zugrunde liegt.
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Je nach der gewünschten Dicke bzw. Widerstandsfähigkeit der zu erzeugenden
Gegenstände verwendet man erfindungsgemäß eine oder mehrere Lagen von doppelt- oder
mehrfachgekrepptem Papier bzw. Karton. Diese Lagen können dabei parallel oder quer
bz_w. schräg zueinander angewandt werden. Auch können die Einzellagen in beliebiger
Weise miteinander verbunden werden. Schon durch die gemeinsame Verformung tritt
eine gewisse gegenseitige Haftung ein; diese kann jedoch durch Leimung oder Heftung
noch weiterhin verfestigt werden.
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1lan hat schon vorgeschlagen, -zwei oder mehrere Lagen einfachgekrepptes
Papier so miteinander zu verleimen, daß die Kreppfalten der einzelnen Lagen sich
kreuzen.' hierdurch erzielt man zwar eine gute Festigkeit des Endprodukts, jedoch
sind damit keine Präge- oder Ziehwirkungen zu erreichen, da die große Nachgiebigkeit
der einen Lage in Richtung ihrer Kreppung durch die geringe Nachgiebigkeit der anderen
Lage wegen deren Versetzung in der Krepprichtung wieder aufgehoben wird. Im Gegensatz
dazu kommt erfindungsgemäß bei der Ainvendung mehrerer Lagen, von denen jede einzelne
in mehreren Richtungen gekreppt ist, ihre große Dehnbarkeit voll zur Auswirkung,
und die Verleimung bzw. Zusammenheftung der Lagen hat nur den Zweck, die vollzogene
Verformung zu fixieren.
in besonderer Effekt entsteht weiterhin |
#äß der Erfindung dadurch, daß die Ver- |
biridung der einzelnen Lagen miteinander nicht auf ihrer ganzen Fläche, sondern
nur in Teilen ihrer Flächen vorgenommen wird. Dieser Effekt ist z. B. dann erwünscht,
wenn es sich um die Herstellung von Verpackungsmaterial für bruchempfindliche Gegenstände,
z. B. Glühlampen, Radioröhren u. dgl., handelt, da dann derjenige Flächenteil, der
in unmittelbare Verbindung mit dem zu verpackenden Gegenstand tritt, ungeleimt und
daher weich und nachgiebig gelassen werden kann, während andere Teile, die gewissermaßen
das Gerüst der Verpackung- darstellen, steif und widerstandsfähig gehalten werden
können. Für Sonderzwecke können auch mehrfachgekreppte Papiere oder Pappen mit gewöhnlichen
Pappen oder auch .mit anderen Konstruktionselementen durch Kleben oder Heften an
bestimmten Teilen ihrer Fläche vereinigt werden.