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Verfahren zur Herstellung einer Treibladung für Geschosse Zur Unterdrückung
der Mündungsflamme bei Geschützen waren bisher zwei Wege bekannt, nämlich ein Zusatz
von Chlorkalium oder Chlornatrium zum Geschützpulver selbst oder in Form einer gesonderten
Beiladung in Beuteln oAgl. Das .Mündungsfeuer durch Zumischen von Kalium- oder Natriumsalzen
zum Pulver selbst zu unterdrücken, erwies sich deshalb als unzweckmäßig, weil die
chemische Stabilität des Pulvers -durch den zur völligen Unterdrückung des Mündungsfeuers
erforderlichen hohen Salzzusatz leidet und außerdem beim Schuß -eine unerwünscht
starke Bildung weißen Rauchs auftritt. Aus diesen Gründen hat man von der Zumischung
von Kalium- oder Natriturisalzen zum Pulver Abstand genommen und statt dessen solche
Salze in Form einer Vorkartusche oder Beiladung in Seidenbeuteln o.,dgl. benutzt.
Um auf -diese Weise :einen mündungsfeuerfreien Schuß zu erzielen, sind wiederum
sehr bedeutende Mengen, nämlich 8 bis zo °/o vorn Gewicht der Pulverladung, erforderlich,
welche die ballistischen Wirkungen der Treibladung stark herabsetzen.
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Demgegenüber besteht nun die Erfindung darin, das Mündungsfeuer bei
gleichzeitig geringster Rauchentwicklung dadurch zu unterdrücken, daß man sowohl
dem Pulver eine verhältnismäßig geringe, die Flammenbildung noch nicht völlig beseitigende
Salzmenge, z. B. 0,3 bis o,5 °/o, zusetzt, als auch eine weitere zur völligen Unterdrückung
der Mündungsflamme in der Nacht ausreichende Menge des Salzes in Form einer Beiladung
verwendet. Es hat sich nämlich die überraschende Tatsache gezeigt, @daß es auf diesem
Wege gelingt, mit nur einem Bruchteil bis 1/20) der .bisher hierfür erforderlichen
Mengen von Alkalisalz,en.das Mündungsfeuer bei gleichzeitig geringster Rauchentwicklung
und ohne merkliche Herabsetzung' der ballistischen Wirkung der Pulverladung zu unterdrücken.
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D:iesie*Art und Weise der Verwendung von das Mündungsfeuer unterdrückenden
Salzen ermöglicht es auch, die gleiche Pulverladung sowohl bei Tage, wo es auf einen
völlig mündungsfeuerfreien Schuß weniger ankommt als auf einen möglichst rauchfreien
Schuß, als auch .des Nachts zu verwenden, wo eine geringe Rauchbildung unschädlich
ist, dagegen auf völlige Mündungsfeuerfreiheit des Schusses größter Wert ;gelegt
wird. Bei Tage verwendet man daher de mit einer die Flammenbildung noch nicht völlig
beseitigenden Salzmenge vermischte Pulverladung ohne eine die völlige Unterdrückung
der Mündungsflamme bewirkenden Beiladung, bei Nacht dagegen mit einer solchen.
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Von den in Form eines Zusatzes zum Geschützpulver wie den .in Form
einer Bei-
Ladung zu diesem verwendbaren Alkalisalzen hat sich insbesondere
das Kaliumsulfat wegen seiner geringen Hygroskopizität als besonders geeignet erwiesen,
da dieses Salz einer kolloidalisierten Nitrocellulose in feing, -inahlener Form
in kleineren Mengen so fest einverleibt werden kann, daß es auch beim Entfernen
des flüchtigen Lösungsmittels aus der plastischen Masse durch Behandeln derselben
mit heißem Wasser nicht daraus ausgewaschen wird.
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Die Menge des dem Pulver einzuverleibenden Kaliumsulfats hält man
zweckmäßig auf 0,3 bis o,50/0 für das i5,5-cm-Geschütz. Bei anderen Geschützen kann
man auch darüber hinausgehen, doch wird man dabei aber immer im Auge zu behalten
haben, zwar möglichst viel Sulfat zuzumischen, jedoch ohne damit allein bereits
einen flammenlosen Schuß zu erhalten. Das günstigste Mischungsverhältnis läßt sich
für jeden Geschütztyp nur durch Versuch ermitteln.
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Für die Beiladung wird das Kaliumsulfat zweckmäßig entweder in gepreßter
(Tabletten-) Form oder in Form einer das Salz in Mengen von mehr als io% enthaltenden
Celluloseestergelatine angewendet. Zur Erzielung eines flammenlosen Schusses genügt
es dann im allgemeinen, wenn die Beiladung entweder aus i 0% Kaliumsulfat oder weniger
(bezogen auf die Pulverladung) besteht oder eine solche Menge Kaliumsulfat in der
Celluloseestergelatine enthält. Anstatt des Kaliumsulfats können sowohl beim Pulver
als auch bei der Beiladung Kaliumnitrat, Kaliumoxalat oder andere Kaliumsalze Verwendung
finden, namentlich solche, die bis zu etwa goo/o relativer Feuchtigkeit bei Lufttemperatur
nicht hygroskopisch sind und die Beständigkeit des Pulvers nicht beeinträchtigen.
Natürlich braucht das Salz bei der Beiladung, sofern es lose oder in Tablettenform
zugesetzt wird, nicht ein solches ohne Wirkung.auf die Beständigkeit der Nitrocellulose
oder des Pulvers zu sein, da es in seinem Seidenbeutel mit dem Geschützpulver der
Kartusche nicht in Berührung kommen kann. Die neue Treibladung ist besonders für
schwere Geschütze geeignet, bei denen das Geschoß getrennt von der Pulverladung
in das Geschützrohr eingeführt wird und beim Feuern am Tage kein flammenloser Schuß
nötig, dagegen bei Nacht flammenloses Feuer erwünscht ist. Als weitere Vorteile
kommen dabei in Betracht, daß auch beim flammenlosen Feuern die ballistische Wirkung
des Treibmittels nicht beeinträchtigt und wenig Rauch entwickelt wird.
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Die ballistischen und sonstigen Wirkungen von Treibladungen gemäß
der Erfindung sowie von solchen ohne gleichzeitigen Zusatz von Kaliumsulfat zum
Pulver oder als Beiladung bei i5,5-cm-Geschützen und 42 kg schweren Geschossen ergeben
sich aus folgender Tabelle:
Beispiel Beispiel Beispiel Beispiel Beispiel |
I I 1I III IV V |
Zusammen- 85 Teile Nitro- Ebenso Ebenso Ebenso Ebenso, aber |
setzung des cellulose mit ohne Gehalt |
Pulvers i3,E50/0N-Ge- an Kalium- |
halt, io Teile Sulfat |
Dinitrotoluol, |
5 Teile Dibu- |
tylphthalat, |
i Teil Diphe- |
nylamin, |
1/z Teil Kali- |
umsulfat |
Beiladung von keine 6o g von o,i2 g go g desgl. 120 g Nitrocel-
240 g Nitrocel- |
Kaliumsulfat Kern- (Ta- lulosekolloid lulosekolloid |
bletten-) Ge- mit 500;'0(6o g) mit 50% |
wicht in Sei- Kaliumsulfat- (12o g) Ka- |
denbeutel Behalt liumsulfatge- |
halt |
Schußzahl.... @- _ 3 3 5 5 ( 5 |
Gewicht der 11,35 kg E=,78 kg E1,78 kg E1,78 kg E1,78 kg |
Ladung |
Beispiel Beispiel Beispiel Beispiel Beispiel |
I |
il IiI |
IV - -@ V |
Mittlere Mün- 712 718 716 720 727 |
dungsge- |
schwindigkeit |
(m / s) |
Mittlerer 1932 2000 1964 2o28 2128 |
Druck |
(kg/ cm') |
Mündungs- groß 1 groß keine keine 3 groß |
flamme 2 keine 2 keine |
In den ersten vier Versuchsbeispielen der vorstehenden Tabelle wurde das gleiche
Pulver benutzt. Das für die ersten Schüsse gewählte Ladungsgewicht ergab eine um
5 m/s geringere Geschwindigkeit als das zum Vergleich verfeuerte Normalpulver, und
dieser Unterschied wunde dann bei den folgenden Schüssen durch eine Verstärkung
der Ladung um je 6o g ausgeglichen.
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Im zweiten und dritten Beispiel wurde für die Beiladung Kaliumsulfat
in Tablettenform von je o,i2 g Gewicht gepreßt verwendet, und zwar in einem Seidenbeutel,
der vorne am Seidenbeutel der Ladung.befestigt- war, so daß er gerade hinter dem
Geschoß lag. Eine Beiladung von 6o g Kaliumsulfat ergab zwei flammenlose Schüsse
bei drei Schüssen, während bei einer Beiladung von 9o g Kaliumsulfat alle fünf Schüsse
flammenlos blieben.
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Im vierten Beispiele wurden i2o g eines luftgetrockneten Nitrocellulosekolloi.ds
mit 5o°4 (6o g) Kaliumsulfat als Beriladung benutzt und fünf Schüsse abgefeuert,
die alle flammenlos blieben. Der hier für- die Beseitigung des Mün,dungsfeners erforderliche
geringere Aufwand an Kaliumsulfat erklärt sich aus dem Umstande, daß das Sulfat.
den Pulvergasen allmählich während der Pulververbrennung zugeführt und gleichmäßiger
in dem Gasvolumen verteilt wird.
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Bei den letzten Beispiele der Tabelle enthält das Geschützpulver,
kein Kaliumsulfat, wird aber mit einem Zusatz von 24o g Nitrocellulose, die 50°4
(i2o g) Kaliumsulfat enthält, verfeuert. Nur bei -drei von fünf Schüssen fehlte
hier das Mündungsfeuer.
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Höhere Mengen bis zu Soo g Nitrocellulose mit 50°4 (25o g) Kaliumsulfat
ergaben keine durchweg günstige Wirkung, wahrscheinlich aus -dein Grunde, -weil
hier das Kaliumsulfat nicht mehr gleichmäßig in den Verbrennungsgasen verteilt wird.
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Hinsichtlich der ballistischen Wirkung zeigt das dritte und.vierte
Beispiel der Tabelle, daß die vollständige Beseitigung der Mündungsflamme die ballistische
Kraft, des Treibmittels nicht schädigt.