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Beiz- und Spritzmittel In der letzten Zeit ist das Interesse landwirtschaftlich-wissenschaftlicher
Kreise auf das Problem der Saatgutstimulierung durch Reizmittel gelenkt worden.
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Im Zusammenhang mit diesen Arbeiten wird auch der bekannten wachstumsfördernden
Kraft mancher Saatgutbeizmitt2, die fungicide Wirkung haben, erhöhte Beachtung geschenkt.
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Zweifellos sind diese Beobachtungen sowohl hinsichtlich der Behandlung.
mit fungiciden Mitteln als auch hinsichtlich der Behandlung des Saatgutes mit Reizstoffen
von großer Bedeutung für die Hebung der landwirtschaftlichen Erzeugung.
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Als ausgesprochene Reizstoffe der Pflanzenentwicklung sind durch die
Forschungen Oskar Loewes und seiner Schüler um die Jahrhundertwende besonders die
Mangansalze « bekanntgeworden.
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Es ist nun bekannt, zur Schädlingsbekämpfung Mischungen von verschiedenartigen
Reizmitteln, z. B. Mischungen von Phenol, Teerölen, Formaldehyd mit Kupfer-, Quecksilber-
oder Silbersal#en, zu verwenden, wobei neben der Schädlingsbekämpfung häufig eine
Begünstigung der Anfangsentwicklung. der Triebkraft des Saatgutes im Vergleich mit
unbehandeltem Getreide festgestellt werden konnte.
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Es sind auch Fälle bekannt, bei denen die Einbringung von Zink- und
Aluminiumsalzen in Mischung mit den stark stimulierenden Mangansalzen in den Boden
zu Erhöhungen des Erliteertrages führte.
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Demgegenüber beruht die Erfindung darauf, daß die Wirkung der vorliegenden
Mittel gerade auf der unmittelbaren Einwirkung auf die Pflanzen bzw. ihre Teile
und nicht einer mittelbaren Beeinflussung auf demWege über den Boden besteht, welche
je nach der Beschaffenheit und Zusammensetzung desselben Umsetzungen hervorruft,
die die Einwirkung des zusammengesetzten Mittels im Sinne der Erfindung in Frage
stellen bzw. verhindern.
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Wäre es möglich, eine befriedigende Einwirkung durch den Boden allein
eintreten zu lassen, dann würde sich eine Schädlingsbekämpfung durch Bespritzung,
wie sie z. B. im Weinbau üblich ist, erübrigen, denn der Weinbergsboden ist naturgemäß
genü,-end mit fungiciden Stoffen durchsetzt, um in fungicidem Sinne wirksam zu sein.
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Schließlich würden in einfachster Weise auch alle jene Gefahren zu
vermeiden sein, die sich durch das Verstäuben der giftigen Beizmittel bei der Trockenheizung
ergeben. Wenn trotzdem dieTrockenbeize einen immer größeren Raum in der Schädlingsbekämpfung
einnimmt, so ist das der beste Beweis dafür, daß nicht die Beizung durch den Boden,
sondern vielmehr die direkte Beizung der einzig ausführbare Weg der Schädlingsbekämpfung
ist.
Daß man, um überhaupt Einwirkungen zu erreichen, 'dem Boden
viel stärker konzentrierte Beizmittel zuführen müßte, als wenn man direkt arbeitet,
ist zweifellos; das be-
deutet einen erheblichen Mehraufwand Kosten, welcher
Gesichtspunkt gerade eei' Beizmitteln eine wesentliche Rolle spielt.
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Da nun die Erfindung, wie das im späteren näher auseinandergesetzt
ist, auf der gegenseitigen Einwirkung des Beiz- und des Reizmittels auf die Pflanze
bzw. das Saatgut beruht, so ergibt sich aus dem'Vorhergehenden, daß die bekannte
Zuführung von Mischungen von Aluminium- bzw. Zinksalzen mit Mangansalzen durch den
Boden mit derselben nicht in Parallele gestellt werden kann, weil die Wirkung, auf
der sich die Erfindung aufbaut, gerade auf der direkten Zuführung des Behandlungsmittels
zur Pflanze bzw. zum Saatgut beruht.
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Daß aber die direkteAufnahme vonMitteln der vorstehenden Art durch
die Pflanze ohne weiteres vor sich geht, das ergibt sich aus den Veröffentlichungen
von L. Hiltner, Ȇber die Beeinflussung des Wachstums der Pflanzen durch deren Bespritzung
mit Gift und düngenden Stoffen durch die Blätter« (Praktische Blätter für Pflanzenbau
und Pflanzenschutz 1912, 6).
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Es ist auch vorgeschlagen worden, Zinkpermanganat als Saatgutbeizmittel
zu benutzen. Demgegenüber beruht aber die Erfindung auf der Verwendung von Mischungen
von fungiciden bzw. insekticiden Stoffen und löslichen Mangansalzen, und zwar auf
Grund einer Erkenntnis, welche bei der Verwendung von Zinkpermanganat nicht in die
Erscheinung treten.kann. Dazu kommt, daß bei Anwendung von fungiciden Mitteln, die
gleichzeitig eine große Reizwirkung auslösen könnten, eine so lange Beizdauer angewendet
werden muß, daß dies Fungicid das Saatgut oder die Pflanze schädigen müßte.
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Die Verwendung der wasserlöslichen Mangansalze (Mangani- und Manganosalze)
ist nur dann voll wirksam, wenn, eine von Schädlingen freie Pflanze vorliegt; erst
wenn durch die fungiciden Mittel die Krankheitskeirne abgetötet bzw. in ihrer Auswirkung
stark geschwächt sind, kann die günstige Auswirkung des Reizmittels, insbesondere
in bezug auf die Erhöhung des Ernteertrages, voll wirksam werden.
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Der Vorteil der vorliegenden Stoffmischung ist also in erster Linie
dadurch begründet, daß die Mangansalze in einer durch die' fungiciden Mittel von
Krankheitskeimen be-
freiten Pflanze leicht aufgenommen werden und sich dort
ungehemmt auswirken. Umgekehrt wird aber die Pflanze durch das Reizmittel gekräftigt
und widerstandsfähiger gegen parasitären Befall, wodurch die Wirkung des fungiciden
Mittels unterstützt ,wird. Auch die Tatsache, daß die durch den 'Reizstoff gekräftigtePflanze
über jugendliche Entwicklungsstadien, die durch Schädlings-##fall besonders gefährdet
sind, schneller hinwegwächst, wirkt sich in gesünderen Beständen aus.
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Es ist weiterhin zu berücksichtigen, daß es sich hier um physiologische
Auswirkungen handelt. Die zu behandelnden Organismen sind verschieden; wenn diese
Verschiedenheit bei der Pflanze auch nicht in so großem Umfange in die Erscheinung
tritt wie beim Menschen und beim Tier, so ist trotzdem nie die Gewähr vorhanden,
daß das gleiche Fungicid sich in dem angenommenen Rahmen auswirkt. Es besteht immer
die Gefahr, daß eine an sich als unschädlich betrachtete Konzentration eines Fungicids
im Einzelfalle ungünstige Wirkungen auslöst. Auch hier schafft die Erfindung eine
größere Betriebssicherheit, indem die durch das Reizmittel gekräftigte Pflanze in
der Lage ist, eine Dosierung des zugesetzten Beiz- bzw. Spritzmittels zu vertragen,
die ohne die Kräftigung durch dasReizmittel sich schädlich auswirken könnte.
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Es ist auch der Vorschlag gemacht worden, bei der Saatgutbeizung mit
Teer und dessen Abkömmlingen harz- oder ölsaure Salze von Mangan zuzusetzen und
diese direkt auf die Pflanze aufzubringen. Es geschieht das dort zu dem Zweck, uni
auf der Oberfläche der Pflanze eine schnelle Verdunstung des Beizmittils zu bewirken
und das Eindringen der angewandten Mischung in -die Pflanze zu verhindern. Es geht
hieraus hervor, daß das Gegenteil davon angestrebt wird, was der vorliegenden Erfindung
als Aufgabe zugrunde liegt, nämlich eine möglichst bequeme, schnelle und restlose
Aufnahme der aufgebrachten Stoffmischung durch den Pflanzenorganismus zu erwirken.
Es kann darüber kein Zweifel sein, daß die öl- oder harzsauren, also unlöslichen
Mangansalze sich nicht als Reizmittel auswirken können und daher auch als kombiniertes
Mittel im Sinne der Erfindung nicht in Frage kommen.
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Es ist ferner angeregt worden, ein Spritzmittel zu verwenden, welches
aus Ätzkalkbrühe mit Permanganatzusatz besteht; aber es ist ausdrücklich gesagt,
daß sich diese Mischung als unwirksam erwiesen hat.
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Über den näheren Charakter des Permanganatztisatzes ist in der Literaturstelle
auch nichtst enthalten; es läßt sich daher aus derselben auch nicht jene Erkenntnis
entnehmen, die die Grundlage der Erfindung bildet und die darauf beruht, daß in
Verbindung mit den fungiciden oder insekticiden
Mitteln ein leicht
assimilierbares wasserlösliches Mangansalz zur Verwendung gelangt. Nur dann, wenn
eine Mischung der #Schädlingsbekämpfungsmittel mit den wasserlöslichen Mangansalzen
angewendet wi'rd, treten die mit derselben verbundenen günstigen Wirkungen ein,
die sich insbesondere auch darin äußern, daß der Ernteertrag über das gewohnte Maß
gesteigert wird, ohne daß ein neuer Arbeitsgang erforderlich ist.
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Es handelt sich also im vorliegenden Fall um die Zusammenfassung zweier
Wirkungen, die sich nicht nur im Erstlingsstadium der Pflanze auswirken, sondern
infolge ihrer gegenseitigen Unterstützung durch die ganze Entwicklung der Pflanze
hindurch anhalten und daher schließlich zu dem höheren Ertrage führen.
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Die vorliegenden Feststellungen be 'gründen auch, daß man wachstumsfördernde
Wirkungen dadurch erzielen kann, daß man den Spritzmitteln gegen allerhand tierische
und pflanzliche Schädlinge und Parasiten außer abtötenden Stoffen lösliche Mangansalze
zusetzt.
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Die praktische Erprobung der Erfindung hat daher auch ergeben, daß
man mit kürzeren Behandlungszeiten und schwächeren Konzentrationen der fungiciden
bzw. insekticiden Stoffe gleiche Wirkungen erreichen kann.
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Als Beispiel sei ein Freilandversuch aus dem Jahre ig,->i angeführt,
bei dem das Saatgut von elf Hafersorten mit einem quecksilberhaltigen Präparat mit
und ohne Zusatz von Mangannitrat behandelt wurde. Der Hafer, bei dem die Mischung
zur Anwendung gelangte, zeigte in der Farbe und vor allem in der Jugendentwicklung
eine auffällige Förderung gegenüber dem nur mit dem fungiciden Mittel behandelten
und übertraf diesen auch in den Ernteerträgen.
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Setzt man den durchschnittlichen Ertrag der Vergleichsparzellen bei
Behandlung lediglich mit dem fungiciden Mittel = ioo l/., so
ergab
sich bei Zusatz von Mangansulfat 136 1/" und von Mangannitrat 142
%.
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Nachstehend seien mehrere in den Jahren 1921 und 1922 durchgeführte
vergleichende Haferbeizversuche (Benetzungsverfahren) angeführt.
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i. Das Ergebnis ist das Mittel aus zwei Parzellen zu
je 12,5
qm, im ganzen also
-25 qm.
Ernte- |
Zusammensetzung der Präparate ertrag'# |
1. 0,3 '/, Kupfervitriol .......... 10,25 |
2. 0,3'/, Kupfervitriol + o,2 0/0 |
Mangansulfat ......... » ..... 13195 |
3. 0,3 04 KuPfervitri01 + o ' 2 ' ' 10 |
Mangannitrat ................ 14,55 |
> ) 1)iesei- stellt das Gewicht der Halme einschließlich der Körner dar.
Das Getreide ist also dicht über dem Wurzelhals abgeschnitten.
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-:2. Die Versuchsergebnisse stellen hier das Mittel aus zwei Parzellen
zu
je 211, qm dar. Der Ertrag ist wiebei i bestimmt.
Ernte- |
Zusammensetzung der Präparate ertrag |
kg |
1. 0,11/, HgCl, + o,i0/,) KNO, |
(0,15%) .................... 2,ig |
2#. 0,11/0 HgC12 + 0,?"/, Mn (N 03)., 2,80 |
3- 0,3 01,) Cu S 04 (0,45 0 /o)
........ 2,20 |
4- 0.-3 '/,) Cu S 0, + 0,2 '110 Mn (N 0,),
?-,72 |