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Verfahren und Mittel zur Herstellung einer als Schnitt dienenden Abformung
des menschlichen Körpers Die Erfindung bezieht sich auf ein Verfahren und Mittel
zur Herstellung einer als Schnitt dienenden Abformung des menschlichen Körpers unter
Zuhilfenahme von auf den Körper aufzulegenden und unter teilweiser Raffung miteinander
zu verbindenden Stoffbahnen.
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Es ist bereits bekannt, in der Weise zu verfahren, daß der Person,
von der ein Schnittabbild hergestellt werden soll, eine unelastische sogenannte
Meßjacke mit am Hals und den Ärmellöchern reichlichem Ausschnitt angezogen wird,
die unter den Ärmellöchern j e zwei Lappen aufweist, die je nach dem Körperumfang
dort in einer Überdeckungslage verbunden werden. Darauf werden an der Vorder- und
an der Rückseite, von der hinteren und vorderen Körpermittellinie aus ausgehend,
je eine Stoffbahn aufgesteckt, deren freie Enden über der Schulter und deren freie
Längsseiten unterhalb des Armes ebenfalls in einer Überdeckungslage übereinandergelegt
und mit Nadeln verbunden werden. Diese Feststeckung erfolgt noch immer allein unter
Berücksichtigung der Figur der Person, nicht der Größe des Ärmelausschnittes. Der
Ärmelausschnitt wird vielmehr erst zuletzt durch aufgesteckte sog. Flanken, d. h.
gebogene Stoffstreifen, geschlossen. Hierbei liegen nun z. B. an der Hüfte vier
Stoffbahnen übereinander, zwei von der Meß j acke, zwei von den übereinandergesteckten
Stoffbahnen her. Es ist selbstverständlich, daß, wenn nun z. B. ein Gürtel umgelegt
wird, diese mehrfachen Stoffschichten zu Stauungen führen, die das Abbild verfälschen,
d. h. ungenau wiedergeben. Vor allen Dingen liegt ein Übelstand darin, daß bei dem
bekannten Verfahren an dem menschlichen Vorbild von der vorderen und hinteren 1VIittellinie
ausgegangen werden muß, wenn die beiden auf die Meßjacke aufgelegten Stoffbahnen,
also die vordere und hintere, entsprechend angelegt werden. Diese genaue Anlegung
ist zwar bei einigem Geschick und einigerAufmerksamkeitnoch möglich. Es tritt aber
dann beim Raffen des Stoffes an den abgesteckten Falten (Abnähern), also beim Herausarbeiten
der Körperform, leicht eine Zerrung ein, die sich bis zu diesen beulen Linien fortsetzt,
also zu einer weiteren Verfälschung führt.
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.Die Beobachtung hat ferner gezeigt, daß hierbei, weil die beiden
von vorn und rückwärts kommenden und auf der Hüfte sich überlagernden Bahnen in
einer Seitennaht mit schrägen Rändern übereinanderliegen, dort unten eine unerwünschte
Weite bedingt ist, die die Figur der Frau nach unten hin stärker erscheinen läßt.
Die geübte Schneiderin vermag hier durch nachträgliche Beeinflussung des Schnittes
abzuhelfen und die neuzeitliche Linie, die dort gerade eine Enge verlangt, herauszuarbeiten.
Es muß aber erwünscht erscheinen, daß nicht nur die besonders geschickte Schneiderin,
sondern auch diejenige, die kein sogenanntes Schnittsystem
beherrscht,
in der Lage ist, ein einwandfreies Schnittabbild-herzustellen. -- Wenn diese Formbei
dem bekannten V@: schlag in allen Einzelheiten abgesteckt isf;@ d. h. also durch
Einstecken von Falten dle.: Figur der einenKörperhälfte herausgearbeitete ist un!d
die Stoffschichten miteinander fest verbunden sind, so werden die Nadeln oberhalb
der Schulter gelöst und der ganze Behang einschließlich der Meßjacke abgenommen.
Diese Abformung wird nun auf einen Papierbogen gelegt und dann ringsherum mit einem
Schneiderrädchen abgerädelt. Die beiden Randlinien sollen dann mit der vorderen
und hinteren Körpermittellinie übereinstimmen. Genau so werden auch die Abnäherfalten,
nachdem die Nadeln entfernt sind, auf dem Papierstreifen abgerädelt. Entsprechend
den oben bezeichneten Fehlerquellen mußte nun ein Schnittsystem angewendet werden,
d. h. man mußte mit Zahlenrechnen arbeiten, um sich auszurechnen, wo die Abnäherfalten
angeordnet werden müssen.
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Es ist außerdem bekannt, so zu verfahren, daß von der Vorderseite
und Rückseite des Körpers her bereits der Kleidform entsprechend zugeschnittene
Modellteile aus Papier an den Körper angelegt werden, deren Ränder durch Nadeln
oder Klammern zusammengesteckt werden. Hiernach soll alsdann das Kleid gearbeitet
werden. Dabei verläuft aber "die eine Linie vom Armloch aus -abwärts an der
Seitenlinie: des Körpers entlang, wodurch auch beim fertigen Kleid gerade dort eine
Naht entsteht, die die moderne Kleidform ablehnt. Da das Armloch aus zwei Teilstücken
je zur Hälfte gebildet wird, so liefert dieses Verfahren auch für diese schwierige
Stelle des Kleides eine ungenaue Arbeit.
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Endlich ist bekannt, eine Abformung des Körpers dadurch herzustellen,
daß ein etwa schürzenartiges Maßgewand um den Körper herumgelegt und in der vorderen
Körpermittellinie durch einen Knöpfverschluß geschlossen wird. In ihm sind oben
offene Armlöcher vorgesehen. Die Stoffteile zu beiden Seiten desselben werden über
den Schultern ebenfalls zusammengesteckt. Die Bildung eines genauen Armloches wird
jedoch dadurch behindert, daß diese Teile vom übrigen Maßgewande belastet sind.
Außerdem bedingt die Tatsache, daß der Rückenteil des Maßgewandes mit den beiden,
den Vorderteil bildenden Stoffteilen in einer von der Armlochmitte an der Seitenlinie
des Körpers abwärts führenden Naht vereinigt sind, auch im Stoffzuschnitt für das
Kleid eine Seitennaht, d. h. eine schräge Naht im Stoff, die eine Weite dorthin
bringt, wo sie nicht hingehört und so die Kleidform nachteilig beeinflußt. Der Wegfall
der Seitennaht ist aber anzustreben, weil nur auf diese Weise die Weite an die Stellen
gebracht werden kann, wo der Körper sie bei den Bewegungen der Beine braucht. @In
diesem Maßgewande werden nun wichtige .*aagerechte und senkrechte Maßlinien angegeben,
die auch für den Aufbau der käuflichen Schnitte grundlegend waren. Die bekannte
Maßnahme hat sich nämlich die Aufgabe gestellt, einen gekauften Schnitt, der nach
einer angenommenen Normalperson bemessen ist, den besonderen Körperverhältnissen
der Käuferin anzupassen, indem jener in seine Teile zerschnitten und diese einzeln
nach der Abformung berichtigt werden. Dieses zusammenhängende Maßgewand erschwert
aber auch eine genaue Abformung insofern, als es dabei sehr schwierig ist, beim
Abstecken von Abnäherfalten die vordere und hintere Körpermittellinie einzuhalten.
Beim Bilden der Falten werden die vordere und hintere Mittellinie des Maßgewandes
ständig nach der einen, dann wieder nach der anderen Seite verschoben. Die genaue
Einhaltung dieser Linien ist aber bekanntlich von größter Bedeutung für den guten
Sitz eines Kleides.
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Die Erfindung geht in grundsätzlich anderer Weise vor und beseitigt
dabei die oben bezeichneten Fehlerquellen an der Hüftenpartie und den beiden Körpermittellinien.
Sie schafft ein natürliches, d. h. plastisches Körperabbild, wie in der Zeichnung
dargestellt.
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Zunächst wird zur Herstellung einer Zwischenabformung von der Seite
her eine Stoffbahn A auf den Körper (Fig. r) gelegt, die zum Teil auf den rückwärtigen,
zum Teil auf den vorderen Körperteil herübergreift und am oberen Ende einen Armlochausschnitt
r trägt, der von zwei angeschnittenen Streifen 2, 3 begrenzt wird, die über der
Achselmittellinie bzw. Schulterlinie zusammengesteckt werden. Bereits in diesem
Augenblick ist ein wichtiges Merkmal in einwandfreier Weise erreicht, nämlich das
natürliche Abbild des Ärmelloches vollkommen fertiggestellt.
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Nun wird entsprechend der Figur der abzuformenden Person an der Seitenlinie
des Körpers unterhalb der Achsel bis zur Hüfte hin ein Abnäher 4 in der Mitte abgesteckt.
Im übrigen liegen die beiden freien langen Ränder 5, 6 dieses Stoffteiles vollkommen
lose auf dem abzuformenden Körper auf (Fig.3). Von außerordentlicher Bedeutung ist
die ganze ungezwungene natürliche Lage der beiden auf die Schulter hinreichenden
angeschnittenen Streifen 2, 3 auf dem Rükken, und der Brust der Person.
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Nun wird (Fig.4) auf der Vorderseite eine Stoffbahn B aufgesteckt,
die, den Rand 6 der ersterwähnten Stoffbahn A überdeckend, angesteckt wird., Sie
führt bis hinauf zur Halswurzel. Genau so wird (Fig. 5) auf der
Rückseite
eine Stoffbahn C aufgesteckt, die, den Rand 5 der ersterwähnten -Bahn A überdeckend,
festgesteckt wird und ebenfalls bis zur Halswurzel reicht. Dann werden die Abnäherfalten
49, 4b überall dort auf der Vorderoder- Rückseite gesteckt, wo sie sich noch
aus der natürlichen Linie des Körpers heraus am richtigsten und unverfälschtesten
ergeben.
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Nun werden sowohl auf der Vorder- wie auf der Rückseite je eine markante
Mittellinie in Gestalt eines Bandes 7 bz-#v. 8 aufgesteckt, die unten durch ein
Lot 7a bzw. 811 beschwert sind und oben einen an sich bekannten Hals,begrenzungsstreifen
7b bzw. 8b tragen. Diese Streifen 7b, 8b werden an der Halswurzel und dann abwärts
fortschreitend festgesteckt, so daß dort je eine markante und überaus genaue-Mittellinie
entsteht. Beiden ist das Merkmal eigen, daß sie nicht mehr aus der Mitte verzogen
werden können, weil in diesem Augenblick bereits die ganze Abformung fertiggestellt
ist.
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Nun wird zur Herstellung des Schnittabbildes die Zwischenabformung
abgenommen, auf einen Papierbogen gelegt und nach Öffnen derAbnäher abgerädelt.
Die Abnäherfalten 4, 4a, 4b werden am gerädelten Papierbogen nach Aufschneiden der
einen Grundlinie, wobei die dazwischenliegende Papierfläche als Untertritt stehenbleibt,
wieder zugesteckt, und man hat nun in Papier die ganz genaueKörperabformung derPerson
vor sich liegen. In diese Abformung kann nun in an sich bekannter Weise das Kleidmodell
hineingezeichnet werden, sie kann körperlich betrachtet und dann nach den gezeichneten
Linien zerschnitten werden. Nach diesen Stücken wird der Kleiderstoff zugeschnitten.
Es ist also von Bedeutung, daß hier unter der Achselnaht eine natürliche Schnittlinie
4 entsteht, das Armloch ganz genau am richtigen Ort sitzt, und daß damit auch bei
den Abnäherfalten nicht die bei dem eingangs erwähnten Schnittsystem noch üblich
gewesenen Umrechnungen und Verschiebungen zu erfolgen haben, die Weiten an Stellen
bringen, wo sie nicht hingehören. Außerdem wird diese Abformung nicht auf einer
unelastischen Meßjacke vorgenommen, die verlangte, daß die Versuchsperson in einer
unnatürlichen Zwangslage gehalten wurde. Hier erfolgt der Aufbau der Form ganz allmählich
und natürlich, und der Körper liegt vollkommen frei, so daß die Person weder in
den Bewegungen noch in der Haltung beeinflußt wird.
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Vorteilhaft kann man beim Abrädeln zwei Bogen übereinanderlegen odervon
dem ersten Bogen, der als Kontrollbögen aufgehoben wird, eineKopie herstellen, die
dann plastisch herausgearbeitet wird. Die Behandlung der Abnäherfalten 4, 4a, 4b
erfolgt so, daß die an der Grundlinie 4' liegenden Nadeln 4", die dort durch zwei
Stoffschichten hindurchführen, herausgezogen und nun in jeder Schicht eine Nadel
durch die beiden in ihr befindlichen Löcher gesteckt wird. Die Nadellage gibt dabei
die Richtung für die Rädellinie an, deren eine dann, wenn die Übertragung auf Papier
erfolgt ist, am Papierbogen aufgeschnitten wird, um den darunterliegenden Teil 4"'
als Untertritt unterzuschieben, bis die beiden Linien 4', 4' sich überdecken. Dieser
Vorgang ist in den Fig.7, 8, 9 dargestellt.