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Verfahren zum Verzieren von Glas durch Erzeugung metallischer Ablagerungen
Es ist bekannt, Gläser durch stellenweises Niederschlagen von Metallen auf der Oberfläche
beispielsweise auf galvanischem Wege oder unter Benutzung des Metallspritzverfahrens
unter Zuhilfenahme von Schablonen zu verzieren. Beide . Verfahren sind aber künstlerisch
wenig befriedigend. Die Metallisierung ist reine Schäblonenarbeit und ergibt nur
tote Metallflächen. Die aus der Glasmalerei bekannten Edelmetallverzierungen ergeben
gleichfalls -beim Einbrennen nur gleichmäßige Metallflächen ohne Schatten und ohne
Leben. Durch die Beschränkung auf Edelmetalle sind sie überdies teuer in der Anwendung.
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Es ist auch schon vorgeschlagen worden, metallische Verzierungen auf
Glas zu erzeugen durch Reiben der Glasoberfläche mit einem Gravierwerkzeug aus dem
aufzubringenden, verhältnismäßig leicht schmelzbaren Metall, und zwar unter so starkem
Druck, daB die an der Berührungsstelle Metall-Glas auftretende Reibungswärme das
Glas erweicht und das aufgebrachte Metall einschmilzt. Bei diesem Verfahren sind
aber keine Veränderungen des Andrucks möglich, so daß mit Schatten versehene Zeichnungen
nicht hergestellt werden können. Auch wird es nur wenige Gläser geben, die die durch
den hohen Druck und die auftretende Reibungswärme bedingte scharfe Beanspruchung
aushalten, ohne zu zerspringen. Schließlich können gemäß dem bekannten Verfahren
nur leicht schmelzende Metalle verarbeitet weiden, und auch diese werden mit dem
Glas nicht genügend verbunden, weil bekanntlich Glas und Metall nicht zusammenschmelzen.
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Im Gegensatz dazu gestattet das vorliegende Verfahren die Anwendung
beliebiger Metalle und Legierungen, soweit diese in der Härtereihenfolge nicht über
der Härte des Glases stehen, was für fast sämtliche Metalle, mit Ausnahme der gehärteten
Stähle sowie der sogenannten Hartmetalle, zutrifft. Diese Einschränkung berührt
nicht die Möglichkeit, den zur Verzierung verwendeten Metallen gegebenenfalls Zusätze
von Schleifmitteln, also Stoffen, die härter sind als Glas, zu erteilen. Auch ist
es möglich, mit verhältnismäßig geringem Druck zu arbeiten und diesen Druck innerhalb
gewisser Grenzen so zu verändern, daß feinste Schatten des Musters erzielt werden
können.
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Das Verfahren gemäß der Erfindung ist dadurch gekennzeichnet, daß
das nachgiebige, aus dem Verzierungsmetall bestehende Metallstück gegen ein Glas
gerieben wird, das entweder auf seiner ganzen Oberfläche oder nur an den Stellen,
auf denen die Metallablagerung erfolgen soll, mattiert ist. Dabei kann entweder
daa Glas stillstehen und der Metallkörper bewegt werden oder umgekehrt. Durch die
Mattierung wird die an sich hohe Reibung zwischen Metall und Glas erheblich verstärkt
und außerdem wirkt die rauhe Glasoberfläche wie eine Feile auf das Metall;
feinste
Metallteilchen werden abgerieben und füllen die- äußerst kleinem Vertiefungen der
mattierten Fläche aus. Durch die Rauhigkeit der Glasoberfläche wird - eine unmittelbare
Verzahnung zwischen Metall und Glas erzielt. Ferner wird die Glasoberfläche wesentlich
vergrößert, so daß durch die Kräfte der Oberflächenspannung eine verstärkte Haftung
der Metallteilchen an der Glasoberfläche erreicht wird.
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Zur Vorbereitung von Glaskörpern für ein nachfolgendes galvanisches
Verfahren ist es allerdings schon bekannt, auf einer aufgerauhten, beispielsweise
sandmattierten Glasoberfläche durch Reiben mit einer Messingbürste unter Zuhilfenahme
von Glycerin einen gleichmäßigen, dünnen Metallüberzug herzustellen, um die Oberfläche
elektrisch leitend zu machen. Bei diesem bekannten Verfahren war es aber nur möglich,
einen hauchdünnen und vollkommen gleichmäßigen Überzug zu erzielen.
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" Demgegenüber ist es für die vorliegende Erfindung gerade von entscheidender
Bedeutung, daß der unmittelbar aus dem Verzierungsmetall gebildete Metallkörper
in wechselnder Stärke auf das Glas aufgerieben wird, um so beliebig mit Schatten
versehene Muster bilden zu können.
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Die vorliegende Erfindung beruht auf der Erkenntnis, daß diese Forderungen
sich erfüllen lassen, wenn das @ Muster mit einem starren, aus dem Verzierungsmetall
bestehenden Werkzeug auf mattierte Stellen der Glasoberfläche aufgerieben wird.
Erfindungsgemäß ist es möglich, das Metall in den verschiedensten Formen aufzutragen,
in feinen Strichen oder Punkten oder in breiten Schatten, zart oder kräftig, genau
wie der Glasschneider mit seinem Kupferrädchen die feinsten Abstufungen auf dem
Glase darstellen kann. Die Berührungsfläche zwischen Glas und Metall kann beliebig
verkleinert und der Bearbeitungsdruck in weiten Grenzen verändert werden.
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Allerdings darf erfindungsgemäß der zur Anwendung gelangende Druck
niemals so hoch steigen, daß ein Erweichen des Glases öder ein Schmelzen des Werkzeugs
eintritt.
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Bei der Ausführung des Verfahrens gemäß der Erfindung ergeben sich
die vielseitigsten Möglichkeiten in künstlerischer Hinsicht vor allem durch diejenige
Anwendungsform des Verfahrens, die dem bekannten Glasschneiden entspricht. Bei diesem
werden mittels einer sich drehenden Scheibe aus Kupfer unter An-Wendung von Schmirgel
und Öl freihändig beliebige Muster in das Glas eingeschnitten. Bei dem Verfahren
gemäß der Erfindung .erfolgt die Bearbeitung des Glases in genau derselben Weise,
nur fällt die als Schleifmittel dienernde Mischung von Schmirgel unc C51 fort. Man
läßt also eine Scheibe aus den aufzutragenden Metall, beispielsweise Aluminium,
welche zweckmäßig trocken gehalter wird, mit einer als günstig ermittelten Drehzahl
sich drehen und drückt dann den zu verzierenden, vormattierten Glasgegenstand dagegen,
wobei man letzteren dem zu erzeugenden Muster gemäß bewegt. Durch stärkere: oder
schwächeres Andrücken kann man die abgelagerte Metallmenge verändern und auf diese
Weise feine Abtönungen und Schatten erreichen. Man kann dieses Verfahren naturgemäß
auch derart ausüben, daß man den vormattierten Glaskörper stillstehen läßt und die
beispielsweise an einem griffelförmigen Handgriff gelagerte und durch eine beweg
liche Welle in Drehung versetzte Metallscheibe über das Glas hinwegführt, in ähnlicher
Weise, wie man Radierungen herstellt.
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In künstlerischer Hinsicht unterscheidet sich das Verfahren von allen
anderen seither bekanntgewordenen Verfahren, durch welche Glasverzierungen durch
Metallablagerungen erzeugt werden, dadurch grundlegend, daß das Metall sich nicht
in einer gleichmäßigen, glänzenden oder matten Schicht absetzt, sondern in unregelmäßigen
Strichen, gewissermaßen Pinselstrichen, wodurch der Eindruck 'einer Malerei, oder
Radierung hervorgerufen wird.
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Durch abwechslungsweise Verwendung der verschiedensten Metalle und
Legierungen, beispielsweise Aluminium, Messing; Kupfer, Silber usw:, lassen sich
metallische Gemälde von bestechender künstlerischer Wirkung herstellen,'die durch
Änwendung farbiger Gläser als Unterlage noch beliebig gesteigert werden kann. Die
aufgetragenen Metalle haften auf denn Glase überraschend fest und können überdies
durch die Anbringung von Schutzschichten, beispielsweise Lacküberzügen, noch besonders
geschützt werden.
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Selbstverständlich können auf die gemäß der Erfindung erzeugten Metallverzierungen
noch die sämtlichen an sich bekannten Veredielungsverfahren der Galvanotechnik und
der Metallfärbung Anwendung finden, wodurch die Möglichkeit der Erzeugung sämtlicher
nur wünschenswerter Färbungen gegeben ist.
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Die Glasfläche kann poliert öder matt sein. Im ersteren Fall wird
die gewünschte Verzierung zunächst in das Glas eingeschnitten oder mattiert (durch
Sandstrahl oder Ätzen) und dann erst die Bearbeitung zum Zweck der Metallablagerung
vorgenommen. Bei einer matten Glasoberfläche kann die metallische Verzierung unmittelbar
aufgetragen werden.
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Die zur Verzierung dienenden Metallkörper brauchen nicht unbedingt
aus massivem Metall
zu bestehen, sie, können auch vielmehr aus Metallpulver,
'gegebenenfalls unter Zusatz eines Bindemittels, gepreßt sein. Es ist auch durchaus
im Sinne der Erfindung, wenn solchen Preßkörpern noch Zusätze von Schleifmitteln,
beispielsweise Schmirgel oder Glaspulver, gemacht werden. Ein solches Werkzeug bietet
den besonderen Vorteil, daß das Aufrauhen der Glasoberfläche und das Auftragen des
Metalls in einem Arbeitsgang erfolgen kann.
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Schließlich besteht auch noch die Möglichkeit, daß solche Preßkörper
aus Metallpulver unter Zusatz von Stoffen hergestellt werden, die das Haften am
Glas infolge Erweichens durch die entstehende Reibungswärme günstig beeinflussen
und gleichzeitig einen Schutz für das aufgetragene Metall bilden. Solche Stoffe
sind beispielsweise Kolophonium,-Kunstharze aller Art usw.; der Zusatz dieser Stoffe
kann in unbeschränkter Höhe erfolgen. Außerdem können auch noch weitere Zusätze
an Füllstoffen, beispielsweise Kreide, Kaolin u. dgl., gemacht werden.