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Verfahren zum Bleichen von Textilgut unter Verwendung eisenhaltigen
Wassers Von den Störungen, .die Verunreinigtmgen des Betriebswassers beim Veredlungsprozeß
von .Textilgut, und. zwar besonders leim Bleichen und Auskochen hervorrufen können,
sind die auf .einen Eisengehalt des Betri;ebewassers zurückzuführenden Störungen
die unangenehmsten. Die Ware wird nämlich- mißfaxbig, und es genügen schon überaus
geringfügige Mengen Eisem, um die Reinheit -der Ware zu beeinträchtigen und auch
sonst schwere Störungen hervorzurufen. ' Wässer, welche als eisenfrei angesprochen
werden können., kommen. nur ausmahmgweise vor, wobei freilich bemerkt werden muß,
daß ein Eisengehalt von nur o, x mg Fe im Liter schon als höchste zulässige Grenze
des Eisengehaltes von für das Bleichen geeigneten Wässern bezeichnet werden kann.
Dieser Eisengehalt wird aber in dien meisten Fällen überschritten, was um so eher
verständlich ist, als das Wasser nicht nur jenes Eisein. mit sich führt, welches
ab natürliche Verunreinigung des Wassers schon an dessen Fundstelle vorhanden und
durch: die geologische Beschaffenheit des Quellgebietes des Wassers bedingt ist,
sondern sich im. Wasser auch immer Eisen vorfindet, welches aus den Leitungsrohren
stammt. Ganz erhebliche Mengen von Eisen gelangen nämlkh aus den Leitungen dadurch
in das Wasser, daß in diesen infolge Gegenwart von Luft sich Rost bildet. Eine ebenso
wichtige Ursache für die Verunreinigung des Betriebswassers durch aus den Rohrleitungen
stamrn:ende g Eisen beruht auf dem Gehalt das Wiassiers an freier oder, wie sie
in der Sprache der Fachleute bezeichnenderweise genannt wird, an agressiver Kohlensäure.
Diese im Wasser gelöste Kohlensäure, welche sich gerade in den reinsten und durch
ihren Kohlensäuregehalt besonders genußfähigen Wässern befindet, löst in Gegenwart
der im Wass& stets gleichfalls gelösten Luft Eisen in erheblichen Mengen auf,
und es kann auf diese Weise besonders: bei ein wenig schadhaften Rohren auch ein
am Ursprungsort ganz reines Wasser sieh: derart mit Eisen beladen, daß es als Betriebswasser
für die Textilveredlung ungeeignet wird.
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Auf die Wirkung der Eisenbakberäen, welche bei ihrem oft ungestümen
Wachstum gleichfalls Eisen aus Rohrleitungen ablösen und einen erheblichen Eisengehalt
des Betriebswassers verursachen, sei hier nur kurz hingewiesen.
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Da man aber die erheblichen Störtangen durch eisenhaltiges Wasser
nicht hinnehmen kann, maß versucht werden, das Wasser auf künstlichem Wege vom Eisen
zu befreien. Dies ist nun eine durchaus nicht leichte Aufgerbe,
denn
nur gewisse Eisensalze lassen sich durch ein relativ einfaches, dennoch aber teure
Anlagen erfordeandes Oxydieren mittels Luft dadurch aus dem Wasser entfernen,-daß
die meist in der Oxydulform vorhandenen Eisensalze in unlösliche Ferriver(bin ,dungnah
umgewandelt werden, wörauf das Wasser durch eine Filträtion gewöhnlich über Sand
von den ausgefällten Eisienverbindungen getrennt werden kann. Wesentlich schwerer
zu entfernen sind aber die organischen Ei;senverbindungenl, die sich in zahllosen
Wässern vorfinden, und niemals durch Ausblasen, sondern nur durch Fällung mittels
Alkalien aus dem Wasser ausgeschieden werden- können. Um dies restlos durchzuführen,
sind sehr große und teure Anlagern notwendig, welche, wie übrigens auch die früher
erwähnte Oxydationseinrichtung, auch deshalb so kostspielig sind, weil. das gesamte
Betriebswasser der Enteisenung zugeführt werden muß und es sich immer um überaus
große Wassermengen handelt. Benötigt man doch zum Bleichen von i kg Baumwollstückware
annähernd die dreihundertfache Wassermenge, so daß schon für eine als Zwergbetrieb
anzusiehende, täglich nur ioookg Ware bleichende Anlage 3oo m3 Wasser im Arbeitstag
erforderlich sind.
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Vorliegende Erfindung geht nun "von dem Gedanken aus, den gesamten
Bleichprozeß, also z: B. bei Stückware d-.s Ents! 'chfiChten, Waschen, Einweichen,
Waschen, Bäuchen, Waschen, Chlor-en und Säuern und Waschen mit dein eisenhaltigen-Wasser,
in seiner jeweils vorhandenen Beschaffenheit auszuführen, wobei schließlich .ehre
Ware resultiert, welche reich mit Eisenverbindungen beladen ist, dies um so mehr,.
als beim alkalischen Kochen das Eisen als Hydroxyd gefällt und auf der Ware abgelagert,
durch die @xydationsbäder noch. unlöslicher gemacht, durch die Säurebäder aber nur
ungenügend wieder abgelöst wird. Esergibt sich also eine durch den Eisengehalt des
Wassers stark verumreinIgte Ware. Die Er$ndung beseitigt nun diesen Schaden dadurch:,
daß nach beendetem Bleichen die Ware in Conth me oder durch einte 'Zirkulationseinrichtung
mit einer schwer= chen Lösung vorn gelbem oder rotem Blutlaugensalz ki schwach saurer
oder nieu'traler Lösung behandelt wird. Es bildet sich Merdureh Turnbullsblau- bzw.
Berlinerblau, das zum ,Teil beim folgenden Waschen von der Ware: abgesbhwennnt wird,
.zum größten Teil aber auf der Ware sitzenbaeäbt. Die Ware bekommt einen blauen
Schein, während .der braune und die Ware unschön machende Farbton `des Eisense vollständig
v'erscUwunden. ist. Ein blauer @Ton der Ware ist, aber gerade erwünselft, und es
ist. ja allgemein b,elc.nnt, daß das Ende jeder Bleicharbeit ein Bläuungsvorgang
ist, bei welchem mittels suspendierten unlöslichen oder gelösten blauen Farbs'toffes
der Ware ein blauer Stich gegeben wird, welcher um so verschönender wirlet, als
die Textilfasern niemals rein weiß aus der Breiche herauskommen, sondern immer einen
schwach gelblichen Schein aufweisen, der durch das Bläuen überdeckt und dadurch
optisch zum Verschwinden gebracht wird.
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Man erzielt also auf die geschilderte Weise eine Bläuung der Ware,
und zwar eben infolge des Eisengehaltes, den die Ware durch das Behandeln mit eisenhaltigem
Betriebswasser erhalten hat und wodurch sie schwer geschädigt wurde.
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Dieser Erfolg wird auf die einfachste und billigste Weise :erreicht,
da nur ganz geringe Mengen an. und für sich nicht teuerer Yerbindungen; wie gelbes
und rötes Blutlaugensalz, erforderlich sind und auch nur ganz geringe Mengen von
Säure benötigt werden. Die Bäder sollen vorteilhaft sauer sein, weil Spuren von
Alkalien aus dem Bleichprozeß sich auf .der Ware noch finden können und Alkali,
das Berlinierblau zersetzt. Verwendet .man Essigsäure oder sonst eine flüchtige
und unschädliche organische Säure zum Ansäuern, dann kann das Waschen # nach dem
Behandeln. mit Blutlaugensalz sehr-abgekürzt wer-.:den. Dem=#Blütlaugensälz 4-.ann
man Salze, die auf -Eisenverbindungen lösend -wirken, wie saure Tartrate, beifügen.
Man kann im gleichen Bad übrigens noch lösliche blaue Farbstoffe zusetzen; man kann
auch Stoffe zugeben, welche die letzten Chlorreste zersitören, wie Bisulfite, und--auf
-diese- Weise -den Prozeß wei;Ger vereinfachen.
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Wenn das Verfähfen nach den vorstehenden Angaben ausgeführt wird,
kann es vorkommen, -daß der sehr rasch -in- unlöslicher Form sich aus , dem @Blutlaugensalz
-und dm Eä,senverbindungen abscheidende blaue 'Niederschlag such auf der Ware stellenweise
absetzt und dadurch überblauungen. und unschöne Streifenentstehen. Dies zeigt sich
besonders darin, wenn das Textilgut nicht in Xontinue durch- eine Kufe oder durch
eine Waschmaschine hindurchgeführt wird, son -denn in .gepacktem Zustand behandelt
werden muß, wie dies bei Stückware geschehen kann, immer aber bei Garn, losiem Material
und-bei gewickelten Garnkörpern,- z. B. Kreuzspulen, Kettenbäumen oder Kötzern;
der Fall ist. -Außerdem - erscheint es - -besonders wünschenswert, den größten Teil
des gebildeten blauen Niederschlages vom. Textilgut möglichst zu -entfemenr womit
dann auch das Eisen von der Faser weggeschafft ist, während es :bei dem =:ezstbeschnebenen
Vertahren
zum Großteil auf der Woxe verbleibt, wenn auch in der
nicht mehr schädlichen, ja sogar nützlichen Form eines blauen oder, besser gesagt,
das ,Textilgut anblauendem Niederschlages.
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Es wurde gefunden, daß die Entfernung des obigen. Niedersühlages weitgehend
dadurch -erreicht werden. kann, daß dem Bade, welches außer Säure das Blutlaugensaiz
enthält, noch ein Körper zugefügt wird, welcher säurebeständig ist und die Eigenschaft
hat, den unlöslichen blauen Eisenniederschlag im hochdisperse Lösung überzuführen,
so daß praktisch kein Niederschlag entsteht, sondern eine blaue Dispersion, die
von der Faser leicht abgespült werden kann. Es, ist verständlich, daß es hierdurch
gelingt, den Niederschlag, damit also das Eisen nahezu: restlos aus dem Fasergebilde
zu entfernen.
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Als solche Körper, welche die Hoehdispergierung des Niederwhlages
zu erreichen gestatten, dienen z. B. hochsulfonierte öle oder Abkömmlinge von Fettkörpern
mit .einer echten Sulfogruppe in der Seitenkette = usw., welche sich als säurebeständige
DispergiermIttel, im Handel befinden. Für die Wahl der Dispergiermittel ist nur
ihre Wirkung im vorstehend angegebenen Sänne maßgebend, während ihre chemische Zusammensetzung,
da sie verschiedenen Gruppen angehören, als belanglos außer Bauacht bleibt. Unter
diesen Mitteln findet man Gemenge hochmolekularer sulfonierter - Fettalkohole und
deren Derivate oder Kondensationsprodukte, dann aber Naphthalinsulfonsäuren mit
Alkylseitenkette usf.
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Ähnliche Störungen, wie Eisen führt auch das freilich viel seltener
im Wasser vorkommende Mangan herbei, die gleichfalls durch Zugabe von Blutlaugensalz
und .einem die entstehende komplexe Manganverbimdung zu weitgehender Dispergierung
bringenden Mittel der vorhin angeführten Art erheblich verringert werden können.
Beispiel i iooo kg Baumwollgewebe werden unter Verwendung eines Gebrauchswassers
geblecht, das irre Liter 0,3m9 Fe enthält. Nach vollständig durchgeführter Bleicharbeit
wird mit einer Flotte von etwa 3000 1 zirkuliert, welche 8o g gelbes Blutlaugensalz
und 51 50%iger Essigsäure enthält, dann gewaschen und getrocknet.
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Beispiel a Man arbeitet wie in Beispiel. i, setzt aber noch
2 kg eines hochsulfonmerten Öles zu. Bei, spiel 3 50o kg Baumwollgarn, das
in einem Wasser von gleichem Eisengehalt, wie in Beispiel i angegeben, fertiggebleicht
wurde, wird mit einer Flotte von etwa 30001 behandelt; welche 6o g rotes Blutlaugensalz
und i kg eines Dispergiermittels enthält, das einen Abkömmling von Fettkörpern mit
.einer echten Sulfogruppe darstellt.
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.Zur Herstellung eines Mittels, um das angegebene verfahren leicht
und bequem durchführen zu können, werden i .Teil. gelbes Blutlaugensalz und io,Teile
eines Abkömmlings von Fettkörpern mit einer echten Sulfogruppe in Form einer 50%igen
Paste naß vermischt, nachher gemeinsam kristallisieren gelassen und vermahlen oder
in Stückform gebracht.