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Verfahren zum Beuchen Die vegetabilischen Fasern, wie Baumwolle, Leinen,
Jute usf., sind mit einer großen Anzahl natürlicher Verunreinigungen beladen, deren
Entfernung Gegenstand des Koch- oder Beuchprozesses ist, welcher häufig zur Reinigung
der vegetabilischen Fasern für viele Veredlungszwecke durchgeführt wirdund beim
Bleichprozeß vorgenommen werden muß. Nach dem Kochen hinterbleibt auf der Faser
vorwiegend der Naturfarbstoff, welcher dann in bekannter Weise, gewöhnlich durch
Behandlung -n-.Lit einem Oxydationsmittel, wie Chlorkalk, Superoxyden u. dgl., entfernt
wird.
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Die durch den Koch- oder Beuchprozeß zu entfernenden Verunreinigungen
sind verschiedenster Art. Baumwolle z. B., welche der Hauptrepräsentant der vegetabilischen
Fasern ist, enthält hauptsächlich: z. fett- und wachsartige Substanzen, z. Pektinstoffe,
3. Eiweißstoffe, die natürlichen Farbstoffe, 5. Holz- und Schalenteile.
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Das verschiedene Verhalten der Verunreinigungen gegen die einzelnen
beim Beuchen verwendeten Reagenzien verursacht, daß das Beuchen sehr schwierig durchzuführen
ist. Die Verunreinigungen sind in geringem Maße im Wasser, in starkem Maße in Alkalien
oder Erdalkalien löslich, während die Fette und Wachse lediglich durch Verseifung
bzw. Herausschmelzen und Emulgieren von der Faser abgehoben werden können. Gerade
die Fette und Wachse müssen von der Faser abgehoben werden, weil sie die Faser vollständig
einhüllen und den sonstigen Chemikalien und Lösungsmitteln den Zutritt zur Faser
verwehren.
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Die Erfindung besteht darin, daß man pflanzliche Fasern mit oder ohne
Druck mit Alkalilaugen kocht, die Alkalialuminat und .ein kalkbeständiges, oberflächenaktives
Sulfonierungsprodukt von Fetten oder Ölen enthalten.
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Es sollen nun einige bekannte Verfahren zur Befreiung von pflanzlichen
Faserstoffen von Beimengungen sowie die Unterschiede dieser Arbeitsweisen gegenüber
der Erfindung besprochen werden. Eines jener Verfahren bezweckt, Pektose, Vaskulose,
Kutose und die Gummi- und Harzsubstanzen, die den Fasern anhaften, in Form von löslichen
und unlöslichen Verbindungen zu entfernen. Zu diesem Zwecke werden die rohen Spinnfasern
in ein Bad, bestehend aus einem kocbendsn Gemisch von Kalkwasser, Ätzalkali oder
Kaliunmcarbonat und Kristallsoda eingetaucht, gespült, mit einem Kalkseifenbad behandelt,
gewaschen und getrocknet. Dabei soll sich unlösliche Harzkalkseife bilden, die zunächst
in der Faser bleibt und erst nach dem Trocknen bei mechanischer Behandlung der Fasern
zu Pulver zerrieben, und entfernt wird. Zum Unterschied gegenüber der Erfindung
wird hier nicht vom Weglösen von Fetten und Wachsen gesprochen, sondern man arbeitet
auf die Bildung einer unlöslichen Harzseife hin.
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Schließlich ist zum Beuchen auch die Kochung mit Laugen empfohlen
worden, die Ätznatron, Kalk, Soda und ein Dispergiermittel, wie Türkischrotöl, oder
Monopolseife oder auch Harzseife enthalten.
Das den Gegenstand der
Erfindung bildende Verfahren wird mit Aluminiumverbindungen ausgeführt, weil es
seit langem feststeht, daß die Aluminiumverbindungen Pflanzenfasern nicht im geringsten
zu schädigen , vermögen. Das erfindungsgemäße $eiice9r, von Pflanzenfaserstoffen
mit Alkalilaugen,, Alkalialuminate und ein kalkbeständiges, Zberflächenaktives Sulfo:nierungsprodukt
von Fetten oder Ölen, beispielsweise Monopolseife, enthalten, bietet den weiteren
besonderen Vorteil, daß man stets in blanken Lösungen arbeitet, da Natriumaluminat,
das sich bei Gegenwart von überschüssiger Natronlauge bildet, in Wasser bzw. in
verdünnter Natronlauge klar löslich ist, wogegen bei den älteren Beuchverfahren
unlösliches Calciumhydroxyd oder andere Erdalkalihydroxyde in der Lauge vorhanden
sind. In der Fabrikspraxis wird nämlich zumeist nicht mit dem umständlich herstellbaren
Kalkwasser, sondern mit Kalkmilch gearbeitet, zumal weil Kalk in großem Überschuß
vorhanden sein muß. Begreiflicherweise arbeitet man- höchst ungern mit solchen trüben,
absetzenden Lösungen, und in der Apparatebleiche bzw. in der Bleiche von losem Material,
wie Verbandwatte, Kardenbän.der, Kreuzspulen, Cops, Kettenbäume oder Stranggarn,
auch gewissen Geweben, kann man überhaupt derartige trübe Lösungen nicht verwenden.
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Da die benutzbaren Dispergiermittel in Konstitution und Zusammensetzung
sehr verschieden sind und infolgedessen auch verschiedene Wirkungsgrade besitzen,
müssen je nach der Stärke des Mittels bei der Bereitung der Beuchlaugen größere
oder kleinere Mengen zugegeben-werden.
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Da das Verfahren gemäß der Erfindung gestattet, den Beuchprozeß in
stark beschleunigter Form durchzuführen und sogar auch unter gewöhnlichem Druck
eine weitergehende Reinigung als bisher zu erlangen, eignet es sich besonders für
Buntbleiche und Continuebleiche, wobei besonders die letztere meistens als Breitbleiche
durchgeführt wird. Für die Buntbleiche ist bei Anwendung des vorliegenden Verfahrens
der Vorteil gegeben, daß durch die Abkürzung der Kochdauer und durch die Vermeidung
von überdruck die Farben besser geschont werden, obwohl eine gründlichere Reinigung
als bei der bisherigen Buntbleiche stattfindet. Bei der Continuebleiche unter Zugrundelegung
des angegebenen Verfahrens erreicht man eine beträchtliche Vereinfachung der Apparatur,
da nicht unter Druck gekocht werden muß. Bekanntlich sind die Einrichtungen für
die Continuebleiche unter Hochdruck so kompliziert und unübersichtlich und daher
ihre Arbeit so schwer kontrollierbar, daß sich diese sonst sehr vorteilhafte Arbeits-"weise
bisher in der Praxis. nicht einführen konnte, wie auch das Bleichen in offenen @@pparaten
im Gontinueverfahren bisher kein ;befriedigendes Ergebnis geliefert hat.
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Beispiel In einem Kocher, in welchem 2ooo kg Baumwollware ausgekocht
werden sollen und in welchem neben der Ware etwa 8ooo 1 Beuchflotte vorhanden sind,
werden zum Auskochen verwendet: 12 kg Natriumaluminat von der Formel Al (ONa)3 als
solches oder die entsprechende Menge schwefelsaure Tonerde oder eines anderen Aluminiumsalzes,
das man in Wasser löst und mit der entsprechenden Menge Natronlauge versetzt, 35
kg festes Ätznatron und 6 kg eines kalkbeständigen oberflächenaktiven Sulfonierungsproduktes,
das durch Sulfonieren von Rizinusöl und darauffolgendes Kochen mit Alkali erhalten
wurde und das ungefähr 6o% Fettsäuregehalt aufweist. Nimmt man einen Stoff von höherer
Kalkunempfindlichkeit, so genügt eine geringere Gewichtsmenge.
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Man kann auch .einen Teil des festen Ätznatrons durch calcinierte
Soda ersetzen, welche gern neben Ätzalkalien zum Beuchen verwendet wird.
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In diesem Falle werden z. B. statt 35 kg Ätznatron 25 kg Ätznatron
verwendet und je nach der Natur der auszukochenden Ware 12 bis 2o kg calcinierte
Soda zugefügt.
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Nach ungefähr 4stündiger Kochung bei i oo° C ohne Druck oder ungefähr
2i/2stündiger Kochung bei 2 Atm. überdruck ist der Beuchprozeß beendet. Die Ware
wird dann gewaschen, allenfalls gesäuert, wieder gewaschen, nachdem sie auch in
der Farbe wesentlich heller geworden ist, in üblicher Weise mit ganz verdünnten
Chlorkalklö:su.ngen oder Superoxyden u. dgl. behandelt und der Bleichprozeß in üblicher
Form zu Ende geführt. Oder es wird die Ware, die nur gekocht werden soll, nach dem
Kochen, Waschen und Säuern nur mehr gewaschen und getrocknet. Man erreicht so eine
sehr gründliche Vorbleiche, welche oft ein weiteres Weißbleichen entbehrlich macht,
z. B. für helle Farbtöne.