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Verfahren zur Gewinnung des Oestrushormons Zur Abtrennung des Oestrushormons
aus dem Urin trächtiger Stuten sind verschiedene Verfahren vorgeschlagen worden.
Man kann das Ausgangsmaterial mit wasserunlöslichen organischen Flüssigkeiten, wie
Äther, Benzol u. dgl., ausschütteln oder das Oestrushormon an geeignete Adsorptionsmittelbinden.
Während aber die Extraktion ein wiederholtes Ausschütteln erfordert und damit Verluste
an Lösungsmitteln bedingt, liefert die Adsorption oft schlechte Ausbeuten und setzt
eine bestimmte Wasserstoffionenkonzentration voraus.
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Es wurde nun gefunden, daß das Oestrushormon mit sehr guter Ausbeute
gewonnen werden kann, wenn man solche organischen Verbindungen, die erst bei höherer
Temperatur flüssig sind und im angesäuerten und wieder neutralisierten Urin erst
"während der Extraktion aus wasserlöslichen Verbindungen durch allmählichen Zusatz
von Mineralsäure in Freiheit gesetzt werden, zur Lösung und Abtrennung verwendet.
Erstarren sie beim Abkühlen des Reaktionsgemisches unter ihre Schmelzpunkttemperatur,
so enthalten sie das gesamte im Urin vorhandene Oestrushormon.
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Gegenüber den verschiedenen anderen Verfahren besitzt das vorliegende
Verfahren folgende Vorteile Die Extraktion wird mit :einer organischen Flüssigkeit
ausgeführt; wenn der Extrakt zur Abscheidung gelangt, befindet er sich nicht mehr
in flüssiger, sondern in fester Form; es fallen die Verluste durch Verdunsten dahin,
und die Abtrennung ist einfacher. Dadurch aber, daß das Extraktionsmittel erst in
der Flüssigkeit und in steigendex Menge gebildet wird, ist seine Verteilung eine
höher disperse und sein Extraktionsvermögen besser.
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Es ist bereits bekannt, aus Schwangerenharn das weibliche Sexualhormon
mittels 'unter 1oo° schmelzender Säuren, z. B. Stearinsäure, zu .extrahieren -(Patentschrift
536 I91). Diese Extraktion erfolgt derart, daß man den Harn in der Wärme mit festen
Fettsäuren, welche am besten in heiß gesättigter alkoholischer Lösung zugesetzt
werden, behandelt. Die Art der Extraktion, insbesondere die Verteilung des Lösungsmittels
im Harn, ist bei diesem Verfahren dieselbe wie bei der Behandlung des Harns mit
den üblichen organischen Extraktionsmitteln, -wie Äther, Chloroform u. dgl.
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Dem neuen Verfahren liegt der Gedanke zugrunde, durch Herbeiführung
der bestmöglichen Verteilung des Lösungsmittels die Ausbeuten unter gleichzeitiger
Herabsetzung der Menge des Extraktionsmittels zu erhöhen. Durch die Ausfällung der
als Extraktionsmittel verwendeten organischen Säuren aus ihren wasserlöslichen Alkalisalzen
vermittels Zusatzes von Mineralsäuren unter Umrühren wird eine äußerst feine Verteilung
des Extraktionsmittels erzielt. Da der Zusatz von Mineralsäuren allmählich geschieht,
so findet die Extraktion - ähnlich dem Gegenstromprinzip statt.' Auch die letzten
Reste des im Urin gelösten Hormons kommen mit frischem Extraktionsmittel in Berührung.
Gegenüber
dem in der Patentschrift 53619I als am besten bezeichneten
Verfahren, die Fettsäuren in heiß gesättigter alkoholischer Lösung dem Harn zuzusetzen,
wodurch eine wässerigalkoholische Phase entsteht, in welcher das Hormon besser löslich
ist als in Wasser allein, besitzt das vorliegende Verfahren den Vorteil, daß der
Zusatz des Extraktionsmittels in wässeriger Lösung stattfindet. Eine Beeinträchtigung
der Ausbeuten durch erschwerten Entzug des Hormons aus einer wässerigalkoholischen
Phase findet nicht statt.
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Zur Durchführung des Verfahrens eignen sich sowohl die wasserlöslichen
Salze der höheren aliphatischen Säuren von der Formelr C,=H"r+ i C O O H als auch
einige Salze de fettaromatischen Säuren, wie z. B. der Phenylessigsäure, die in
geringer Menge beim Reinigen des Oestrushormons aus dem Pferdeurin anfällt. Je nach
der Art der zur Extraktion verwendeten Säure läßt sich das Hormon aus der erstarrten
Abscheidüng abtrennen, sei es durch Lösen in Soda und Ausschütteln mit Äther oder
durch Abtrennen der Fettsäuren mit Chlorcalcium in wässerigalkoholischer Lösung
u. dgl. m. Beispiel In 11 Urin von trächtigen Stuten mit einem Wirkungswert
von 13 Ratteneinheiten pro Kubikzentimeter, der zuerst mit Salzsäure erwärmt und
dann wieder neutralisiert worden ist,.werden in der Wärme 25 g Natriumstearat gelöst.
Unter gleichmäßigem Rühren wird nun bei 8o° langsam ungefähr so viel verdünnte Salzsäure
zutropfen gelassen, bis die Reaktion der Flüssigkeit kongosauer ist. Hierauf läßt
man unter weiterem Rühren allmählich erkalten und trennt die erhaltene Ausscheidung
ab. Man erhält etwa 21 g eines braunen, nach dem Trocknen- pulverisierbaren Niederschlages
mit einem Wirkungswert von ungefähr 6oo Ratteneinheiten pro Gramm. Der Rückstand
wird in verdünntem Alkohol gelöst. Durch Neutralisieren der Lösung und Fällen mit
Chlorcalcium werden die Fettsäuren abgeschieden.. Aus dem alkoholischen Filtrat
erhält man nach Verdunsten des Lösungsmittels etwa 2 g eines dunklen, dickflüssigen
his festen Harzes. Dieses löst sich leicht in Alkohol, Äther und Chloroform, schwer
in Benzol und Essigäther, nur wenig in Petreläther und nicht in Wasser. Beim Kochen
mit alkoholischer Kalilauge wird das wirksame Prinzip darin nicht zerstört und läßt
sich nachher ausäthern,ebenso behält ,es seine Wirkung beim Behandeln mit Mineralsäuren,
währenddem die Einwirkung von Oxydationsmitteln die oestrusauslösende Wirkung aufhebt.
Es kann in bekannter Weise weiter gereinigt werden.