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Verfahren zum Waschen und Entfetten von Wolle Versuche haben ergeben,
daß die alkalischen Abfallaugen der Natron- und Sulfatzellstofffabrikation sowie
der Strohaufsdhlußverfahren sowohl im Rohzustande als auch in Form von Lösungen
der darin enthaltenen Inkrustsubstanzen die Fähigkeit besitzen, nach Art der Seife
Fett- und Schmutzstoffe aus tierischen Fasern, insbesondere aus Wolle, zu lösen
und zu emulgieren. Es hat sich gezeigt, daß die Lignin- und sonstigen Inkrustsubstänzen,
die in der Schwarzlauge und anderen alkalischen Zellstoffablaugen vorhanden sind,
eine überraschend große Emulgierfähigkeit besitzen. Von der Beschaffenheit und Feinheit
der Fasern hängt es jeweils ab, ob die Rohlauge in verdünnter Form unmittelbar verwendet
wird oder eine Lösung der Inkrustsubstanzen, nachdem diese mit Säure gefällt oder
ausgesalzen und gegebenenfalls gereinigt wurden. Ebenso hängt es von dem zu behandelnden
Material ab, ob ein Zusatz von Seife, Soda, Pottasche oder anderen bekannteü Waschmitteln,
zu denen auch die Ligninsulfonsäure der Sulfitablauge gehört, oder von Netzmittelnempfehlenswert
ist. Insbesondere kann es wünschenswert erscheinen, eine alkalische Lösung ganz
zu vermeiden. Dies kann dadurch erzielt werden, daß die Ligninsubstanzen durch geeignete
Maßnahmen in wasserlösliche Form gebracht werden und dann in neutraler wässeriger
Lösung zur Anwendung gelangen. In den meisten Fällen wird dies deshalb entbehrlich
sein, weil, wie beobachtet wurde, den Ligninsubstanzen eine spezifische Faserschutzwirkung
zukommt.
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Eine besondere Amvendungsform des Verfahrens besteht darin, daß die
alkalische ligninhaltige Lauge mit Kohlensäure behandelt wird. Bei Anwendung einer
geeigneten Konzentration entsteht eine Lösung der Inkrustsubstanzen in kohlensauren
Alkalien, die unmittelbar ein gut wirkendes, neutral reagierendes Waschmittel darstellt.
Auch hier ist natürlich ein Vermischen mit anderen Waschmitteln möglich.
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Schließlich erweist es sich oft als zweckmäßig, eine Behandlung der
zu waschenden Fasern zunächst in einer Lösung vorzunehmen, die die Inkrustsubstanzen
enthält, und sodann eine Behandlung mit Seife oder anderen bekannten Waschmitteln
folgen zu lassen. Dies kann entweder in ein und demselben Arbeitsgong geschehen,
indem die einzelnen Waschkufen mit den entsprechenden verschiedenen Mitteln beschickt
werden, oder in zwei getrennten Operationen.
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Beispiel i Schwarzlauge wird mitverdünnter 2t/_%iger Salzsäure versetzt,
bis ein Niederschlag Dieser wird abfiltrIert, mit Wasser nachgewaschen und in solcher
Menge in einer
i %igen wässerigen Pottaschelösung aufgelöst, bis
die Lösung eine Dichte von 1,02 zeigt.
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Australische Merinowolle (A-Qualität) wird mit Wasser von 35° 5 Minuten
lang behandelt, sodann nacheinander in vier Waschbäder von bis 40° steigender Temperatur
überführt, deren erstes im Liter 30 ccm, deren zweites 20 ccm obiger Schwarzlaugenlignin-Pottasche-Lösung
enthält, während das dritte und vierte mit i o bzw. 3 ccm pro Liter einer ; o;oigen
Seifenlösung beschickt sind. Die Wolle ist in i 5 bis 20 Minuten rein weiß gewaschen
und hat 450/0 ihres Rohgewichtes an Schweiß, Fett usw. verloren.
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Beispiel 2 a) Sulfatzellstoffablauge (d= i,i5) wird mit Wasser verdünnt,
durch Einleiten von Kohlensäure neutralisiert und auf das 16fache des Anfangsvolumens
gebracht. -Argentinische Wolle (CH-Qualität) ,wird mit Wasser von 40° io Minuten
lang behandelt und sodann in vier 'Bädern von bis zu 5o° steigender Temperatur je
- 5 Minuten gewaschen. Die Zusammensetzung der Bäder ist folgende:
i. 3o ccmil der obigen Lösung; |
2. g - 7o/oigerSeifenlösungund25ccm,'1 |
der obigen Lösung; |
3. 20 - Seifenlösung; |
4. 3 - Seifenlösung. |
Die Wolle wird rein weiß und hat 540/0 ihres Rohgewichtes an Fett, Schweiß usw.
verloren.
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b) Wolle derselben Partie wurde in der gleichen Weise wie unter a
behandelt; jedoch wurde aus den Bädern die Ligninlösung fortgelassen.
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Die so erhaltene Wolle war von grauer Farbe, hatte nur 330/0
ihres Rohgewichtes verloren und roch nach Schweiß.
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Beispiel 3 a) Neuseeland-Crossbred-WoHe (Qualität DII) wird im Leviathan
in der im Großbetrieb üblichen Weise gewaschen. Der Waschmittelzufluß beträgt:
in der i. Kufe: o,81 Sodalösung (i : 30) i. d. Min. |
- - 2. - :3,01 Seifenlösung (1:30) - - - |
_ _ 3. _ :0,g1 - (1:3o) - _ _ |
_ _ 4, - :0,51 - (1:30) - _ _ |
Die Wolle entspricht allen Anforderungen an ein gutes Handelsprodukt.
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Krempelkämmlinge:
3,5 %. Fettgehalt im Kammzug: 0,43%. b) Dieselbe
Wollpartie wurde unter Verwendung von Schwarzlauge, wie in Beispiele behandelt,
unter sonst gleichen Bedingungen gewaschen. Der Waschmittelzufluß betrug:
in der i. Kufe: o,81 Sodalösung (i : 3o) i. d. Min. |
- - 2. - :i,51 Seifenlösung (i:30) |
u. i,31 Schwarzlauge (1: 16) - - - |
_ _ 3. _ ;1,11 - (z:16)- - _ |
_ _ 4. _ :o,51 Seifenlösung (1:30)-- _ |
Die Wolle war von hellerer Farbe und weicherem Griff als die nach a nur mit Seife
behandelte.
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Krempelkämmlinge : 3,5
% . Fettgehalt im Kammzug: o,46oj'o.
Beispiel 4 a) 22g Neuseeland-Crossbred-Wolle (Qualität C I) werden je i o
Minuten nacheinander mit t. iooo ccm Wasser von 40°, 2. 160o ccm Wasser -f- 48 ccm
Schwarzlauggenlösung (in i %lger wässeriger Sodalösung, d- 1,02) + 12 ccm Ligninsulfonsäurelösung
(in Wasser, d=1,02), 3. 12ooccm Wasser behandelt. Die Wolle hat 401/2% ihres Gewichtes
an Schweiß, Fett usw. verloren und ist von reiner, heller Farbe.
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b) 22 g der gleichen Wollpartie wurden in gleicher Weise behandelt;
jedoch wurden als Waschmittel im zweiten Bad 6o ccm Ligninsulfonsäurelösung (d=
i,02) allein, also ohne Schwarzlauge, zugesetzt. Die Wolle hatte nur a7% an Gewicht
verloren und war grau gefärbt.