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Textilstoff Die bisher gebräuchlichen gewebten, geflochtenen, gestrickten,
gewirkten, gehäkelten Textilstoffe wurden im allgemeinen aus einem oder mehreren
parallel gelegten oder zusammengedrehten Fäden aufgebaut. Diese Stoffe haben bekanntlich
sämtlich eine nur verhältnismäßig geringe Elastizität und infolgedessen den Nachteil,
daß sie, wenn sie gedehnt werden, ihre ursprüngliche Form nicht ganz wieder einnehmen.
Es kann die ursprüngliche, z. B. glatte Form lediglich durch besondere Behandlung,
z. B. durch Plätten, wieder herbeigeführt werden. Ein weiterer wesentlicher Nachteil
der gebräuchlichen Stoffe ist auch der, daß zur Erzielung eines wärmenden bzw. die
Wärme haltenden ,Stoffes ein dichter und dicker Stoff und infolgedessen eine sehr
große Menge an Material erforderlich ist. Hierdurch ist eine erhebliche Verteuerung
des Stoffes und der daraus hergestellten Gegenstände bedingt.
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Die gleichen Nachteile hat im wesentlichen ein aus gehäkelten Fäden
aufgebauter Stoff, weil ein gehäkelter Faden aus aneinandergereihten, untereinander
nicht gebundenen Luftmaschen besteht und daher infolge der fehlenden Elastizität
keine ausreichende Weichheit besonders in der Querrichtung hat. Darüber hinaus ist
die Maschenfestigkeit gehäkelter Fäden außerordentlich gering, da sie nur aus einem
Faden bestehen, bei dessen Reißen sich die Maschen ohne weiteres aufziehen, so daß
sich gehäkelte Fäden zum Aufbau von Textilstoffen kaum eignen.
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Diese Nachteile werden gemäß der Endung dadurch vermieden, daß der
Textilstoff an Stelle von Einzelgarnen o. dgl. ganz oder teilweise aus. gestrickten
Fäden, die aus mindestens zwei miteinander abwechselnd zu einem Maschenstäbchen
verstrickten Einzelfäden aufgebaut sind, oder aus gestrickten Schläuchen besteht,
die zwei oder mehrere abwechselnd hinterlegte Einzelfäden haben. Die gestrickten
Fäden oder Schläuche sind im folgenden kurz als gestrickte Garne bezeichnet.
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Es ist zwar schon vor mehreren Jahrzehnten einmal erwähnt worden,
daß man zur Herstellung von Textilstoffen gestrickte Schläuche benutzen kann, jedoch
hat man gestrickte Schläuche schon aus dem Grunde dennoch nicht benutzt, weil man
die Vorteile, die die Verwendung solcher Schläuche ergibt, nicht erkannt hatte und
weil insbesondere die Vorrichtungen zur Herstellung der Schläuche noch so mangelhaft
waren, daß ihre wirtschaftliche Herstellung unmöglich war. Es mußte daher jedem
Fachmann widersinnig erscheinen, gestrickte Schläuche an Stelle von Einzelgarnen
oder gezwirnten Fäden zu benutzen. Auch die Vervollkommnung der Maschinen im Laufe
der Jahre vermochte dieses Vorurteil nicht zu beseitigen. Zudem war die Maschenfestigkeit
der Schläuche nach diesem älteren Vorschlag, die auch nur aus einem Faden gearbeitet
waren, ebenso gering wie bei den obererwähnten bekannten gehäkelten Fäden.
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Die nach der Erfindung benutzten gestrickten Garne werden im Gegensatz
zu gehäkelten Garnen unter Vermeidung von Luftmaschen und unter gegenseitiger Bindung
der
Maschen hergestellt, wodurch dem Fallen und Aufziehen der Maschen.
wirksam begegnet wird. Ein Strickgarn, das sich besonders gut weiterverarbeiten
läßt und auch eine genügende Abwechselung hinsichtlich. der Musterung zuläßt, wird
dadurch erhalten, daß es aus zwei miteinander abwechselnd verstrickten Einzelfäden
besteht. Je nachdem, ob die Zahl der verwendeten Nadeln groß oder klein ist, ist
der Durchmesser des gestrickten Fadens groß oder klein. Bei einer . größeren Anzahl
von Nadeln ergibt sich Lein gestrickter Schlauch. Sind aber z. B. nur zwei Nadeln
benutzt, so ist das gestrickte Erzeugnis nicht mehr ein gestrickter Schlauch, sondern
ein gestrickter Faden. Der Aufbau, die Herstellungsarten und die Vorzüge des gestrickten
Erzeugnisses sind unabhängig von der Zahl der verwendeten Fäden und Nadeln.
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Für die Benutzung der rundgestrickten Garne ist es vorteilhaft, wenn
man solche verwendet, deren Maschenstäbe in einem Winkel zur Abzugsrichtung bzw.
zur Längsachse des Garnes liegen, weil dadurch die Elastizität des Garnes noch wesentlich
weiter gesteigert wird, und zwar um so mehr, je schräger die Maschenstäbe liegen
bzw. je größer der Winkel zwischen den Maschenstäben und der Längsachse des Garnes
ist. Benutzt man zum Aufbau der Stoffe solche gestrickten Garne, dann erhält der
fertige Stoff nicht nur eine hohe Dehnbarkeit, sondern auch eine große Elastizität,
die ihrerseits bewirkt, daß der Stoff selbst nach beträchtlichen Zugbeanspruchungen,
gleichgültig in welcher Richtung, seine ursprüngliche Form wieder annimmt. Dies
ist z. B. besonders vorteilhaft für alle Bekleidungsstoffe, für Strickarbeit, Handarbeit
u. dgl.
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Ein weiterer sehr bedeutender Vorteil ist auch der, daß die so hergestellten
Stoffe die Wärme gut halten, weil in den Schlauchgarnen wärmehaltende Luft enthalten
ist. Gleichzeitig damit kann der Verbrauch an Material, wie Wolle, Baumwolle, Seide
u. dgl., wesentlich verringert werden, so daß schon dadurch eine erhebliche Verbilligung
der Stoffe herbeigeführt wird. Diese Verbilligung wird aber auch noch weiter gesteigert,
weil sich naturgemäß, ohne daß der Stoff grob erscheint, Schläuche mit seiner Mehrzahl
von Fäden, Zwirnen o. dgl. wesentlich schneller zu Stoffen verarbeiten, z. B. weben
lassen als Einzelgarne. Dadurch werden gleichzeitig die Web-, Strick- und Wirkmaschinen
vereinfacht, was in Betriebs- und fabrikatorischer Hinsicht nennenswerte Vorteile
hat. Die gestrickten Garne selbst lassen sich ohne nennenswerte Kosten auf Hochleistungsstrickmaschinen
herstellen, die je nach der Länge der einzelnen Maschen 5oo bis iooo m und mehr
gestrickte' Garne in der Stunde erzeugen.
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Um schräge Maschenstäbchen herstellen zu können, werden Maschinen
verwendet, bei denen außer der üblichen Antriebsvorrichtung für den ,Schloßmantel
samt Spulenteller eine Antriebsvorrichtung vorgesehen ist, mit der dem Nadelzylinder
eine die angegebene Verbindung der Maschenstäbchen bewirkende Drehung erteilt wird.
Um eine möglichst günstige und gleichmäßige Verteilung der Maschen zu terzielen,
ist es vorteilhaft, daß in den gestrickten .Schläuchen bzw. gestrickten Fäden die
Maschen der Höhe nach zueinander versetzt sind. Hierbei können nebeneinanderliegende
Maschen eine Zickzacklinie bilden, indem z. B. zwischen den Maschen von zwei-oder
mehrfachen Maschenabstand aufweisenden Maschenreihen die Maschen gleichartiger Maschenreihen
versetzt angeordnet sind.
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Diese Anordnung der Maschen hat den Vorteil, daß die Oberfläche des
Garnes durch eine andere Verteung der Maschenköpfe gleichmäßiger wird.' Hierdurch
wird eine besonders leichte Verarbeitung der gestrickten Garne durch Weben usw.
Herreicht.
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Die Erfindung läßt sich naturgemäß nicht nur auf Bekleidungsstücke
anwenden, sondern mit großem Vorteil auch auf Teppiche, Wandbekleidungen, Draperien,
Deckentücher usw. Für manche Zwecke kann es auch vorteilhaft sein, die Schläuche
bzw. Fäden um Einlagen, wie Fäden, Garne, Kordeln o. dgl., herumzustricken.