-
Technisches Gebiet
-
Die
vorliegende Erfindung betrifft ein Verfahren gemäß dem Oberbegriff des Anspruchs
1.
-
Stand der Technik
-
Thermo-chemische
Oberflächenbehandlungen
von Stahl mittels Kohlenstoff oder Stickstoff tragenden Gasen sind
gut bekannte Prozesse, die Einsatzhärten oder Aufkohlung oder Nitrierung
genannt werden. Eine Nitro-Aufkohlung ist ein Prozess, bei dem ein
sowohl Kohlenstoff als auch Stickstoff tragendes Gas verwendet wird.
Diese Prozesse werden traditioneller Weise dazu angewandt, die Härte und den
Abriebwiderstand von Eisen und niedrig legierten Stahlgegenständen zu
verbessern. Der Stahlgegenstand wird dem Kohlenstoff und Stickstoff
tragenden Gas bei einer erhöhten
Temperatur über
eine gewisse Zeitdauer ausgesetzt, wodurch das Gas zerfällt und
Kohlenstoff- und/oder Stickstoff-Atome durch die Stahloberfläche in das
Stahlmaterial hinein diffundieren. Die nahe der Oberflächen liegende äußerste Materialschicht
wird in eine Schicht mit verbesserter Härte transformiert und die Dicke
dieser Schicht hängt
von der Behandlungstemperatur und der Behandlungszeit ab.
-
Edelstahl
weist exzellente Korrosionseigenschaften auf, ist jedoch vergleichsweise
weich und weist nur einen geringen Abriebwiderstand insbesondere
gegen adhäsiven
Abrieb auf. Daher besteht ein Erfordernis für eine Verbesserung der Oberflächeneigenschaften
von Edelstahl. Die Gas-Aufkohlung, Nitrierung und Nitro-Aufkohlung
von Edelstahl beinhaltet einige Schwierigkeiten, da die passive
Schicht, die die guten Korrosionseigenschaften bewirkt, als Barrierenschicht
agiert, die eine Diffusion der Kohlenstoff- und/oder Stickstoffatome
durch die Oberfläche
hindurch verhindern. Ebenso unterstützen die erhöhten Temperaturen
der Behandlungen die Bildung von Chromkarbiden oder Chromnitriden.
Die Bildung von Chromkarbiden und/oder Chromnitriden reduziert den
freien Chromgehalt des Materials, wodurch die Korrosionseigenschaften
gestört
werden. Verschiedene Verfahren der Einsatzhärtung von Edelstahl wurden
vorgeschlagen, mittels derer diese Nachteile minimiert oder reduziert
werden.
-
Es
ist bekannt, dass eine Vorbehandlung in einer Halogene enthaltenden
Atmosphäre
eine effektive Aktivierung der Oberfläche bereitstellt.
-
Die
EP 0588458 offenbart ein
Verfahren der Aufbringung von Fluorin als aktiver Komponente in einer
Gasvorbehandlung, wobei die passive Schicht der Edelstahloberfläche in eine
Fluorin enthaltende Oberflächenschicht
transformiert ist, die für
Kohlenstoff- und Stickstoffatome durchlässig ist.
-
Plasma-unterstützte thermische
Behandlungen und Ionen-Implantationen
wurden ebenso vorgeschlagen. In diesem Fall wird die passive Schicht
des Edelstahls durch Sputtern, was ein integraler Bestandteil des
Prozesses ist, entfernt.
-
Die
EP 0248431 B1 offenbart
ein Verfahren zur Elektroplattierung eines austenitischen Edelstahl-Gegenstands
mit Eisen vor der Gasnitrierung. Die Stickstoffatome können durch
die Eisenschicht hindurch und in den austenitischen Edelstahl hinein diffundieren.
Nach der Gasnitrierung wird die Eisenschicht entfernt und eine gehärtete Oberfläche wird erhalten.
Im einzigen Beispiel dieses Patents wird der Prozess bei 575°C über 2 Stunden
ausgeführt.
Bei dieser Temperatur werden Chromnitride ausgebildet, wodurch die
Korrosionseigenschaften beschädigt werden.
-
Die
EP 1095170 offenbart einen
Aufkohlungsprozess, in dem ein Gegenstand aus Edelstahl mit einer
Eisenschicht vor der Aufkohlung elektroplattiert wird. Eine passive
Schicht wird vermieden und eine Aufkohlung kann bei einer vergleichsweise
niedrigen Temperatur ohne die Ausbildung von Karbiden ausgeführt werden.
-
Die
NL 1003455 offenbart einen
Prozess, in dem ein Gegenstand aus Eisen oder einem niederlegierten
Stahl mit einer Schicht von beispielsweise Nickel vor der Gasnitrierung
plattiert wird. Nickel schützt
das Eisen vor der Oxidation und dient als katalytische Oberfläche für die Zersetzung
des NH
3-Gases. Der Prozess kann bei Temperaturen
unterhalb von 400°C
ausgeführt
werden und sein Zweck ist es, eine porenfreie Eisennitridschicht
zu erzeugen.
-
Offenbarung der Erfindung
-
Das
Ziel der Erfindung ist es, ein neues und verbessertes Verfahren
zum Einsatzhärten
von Edelstahl zur Verfügung
zu stellen. Dieses Ziel der Erfindung wird mittels eines Verfahrens
gemäß dem Oberbegriff
des Anspruchs 1 erreicht, wobei die obere Schicht Metall beinhaltet,
das für
die Zersetzung des die Kohlenstoff- oder/und Stickstoffatome tragenden Gases
katalytisch ist und das eines oder mehrere der Metalle aus Ni, Ru,
Co oder Pd beinhaltet. Die Metallschicht schützt die Edelstahloberfläche vor
Oxidation und agiert als katalytische Oberfläche für die Zersetzung des Gases.
Als Ergebnis kann die Prozesstemperatur unterhalb einer Temperatur
gehalten werden, bei der Karbide und/oder Nitride ausgebildet werden, und
der Prozess kann innerhalb einer vernünftigen Zeitdauer abgeschlossen
werden. Nach der thermo-chemischen Behandlung kann die katalytische Metallschicht
entfernt werden, um die gehärtete Edelstahloberfläche freizulegen
und zu repassivieren.
-
Wenn
Kohlenstoffatome, Stickstoffatome oder beide in den Edelstahl hinein
diffundieren, wird eine metastabile S-Phase ausgebildet. Die S-Phase wird
auch "ausgedehnter
Austenit" genannt
und weist Kohlenstoff und/oder Stickstoff in fester Lösung bei einer
oberen stabilen Temperatur von etwa 450°C auf, wenn Stickstoff-stabilisiert,
und bei etwa 550°C, wenn
Kohlenstoff-stabilisiert. Somit kann das Verfahren gemäß der Erfindung
bei Temperaturen von bis zu 450°C
oder 550°C
ausgeführt
werden, um die S-Phase zu erhalten.
-
Bis
heute wurde eine S-Phase in Edelstahl nahezu nur durch ein Plasma-unterstütztes, auf
Ionen-Implantation basierende Verfahren erhalten. Tests haben ergeben,
dass die Ausbildung von S-Phase an der Oberfläche den Korrosionswiderstand
des Edelstahls nicht negativ verändern.
Für eine
Stickstoffstabilisierte S-Phase kann eine Verbesserung des Korrosionswiderstands
erhalten werden.
-
Wenn
Edelstahl mit dem Verfahren gemäß der Erfindung
behandelt wird, wird die Härte
und der Abriebwiderstand nachhaltig ohne Störung der Korrosionseigenschaften
verbessert.
-
Die
Ammoniak-Synthese, d.h. die Produktion von NH3 aus
H2 und N2, beinhaltet
die Verwendung einer Anzahl katalytischer Metalle. Traditionell
wird der Prozess bei Temperaturen im Bereich von 400°C bis 700°C bei hohen
Drücken
(> 300 atm) in Anwesenheit
eines katalytischen Materials ausgeführt. Die Gasnitrierung ist
im Prinzip der umgekehrte Prozess der Ammoniak-Synthese, wobei Ammoniak
auf einer Metalloberfläche
zersetzt wird, die N erzeugt, welches für die Diffusion in das zu nitrierende
Material zur Verfügung
steht. Der konventionelle Nitrierprozess wird innerhalb des gleichen
Temperaturintervalls wie der Ammoniak-Syntheseprozess, jedoch bei
normalen Drücken
durchgeführt.
Die im Ammoniak-Syntheseprozess
erhältlichen
katalytischen Metalle haben sich ebenso als nützlich für die Unterstützung der
katalytischen Niedertemperatur-Reaktion (Ammoniak-Zersetzung) des
Nitrierprozesses erwiesen. Bekannte Katalysatoren aus dem Ammoniak-Syntheseprozess
beinhalten u.a. Fe, Ni, Ru, Co, Pd.
-
Gemäß einer
Ausführungsform
der Erfindung ist das Einsatzhärten
ein Nitrierprozess, der mit einem Stickstoff enthaltenden Gas unterhalb
einer Temperatur ausgeführt
wird, bei der Nitride erzeugt werden, vorzugsweise unterhalb von
450°C.
-
Die
EP 0248431 B1 offenbart
ein Verfahren, bei dem ein austenitischer Edelstahl-Gegenstand mit Eisen
vor der Nitrierung bei 575°C über 2 Stunden elektro-plattiert
wird.
-
Wie
bereits vorab erwähnt,
werden bei dieser Temperatur Chromnitride ausgebildet. Wie auf Seite 4,
den Zeilen 13 bis 18 der
EP
0248431 B1 offenbart, wird nur der Ventilschaft des Ventils
nitriert. Die Ventilscheibe (Ventilteller) wird mittels einer Oxidschicht vor
der Nitrierung geschützt,
um den Korrosionswiderstand der Ventilscheibe nicht zu reduzieren.
-
Bis
heute wurde die Nitrierung von Edelstahl ohne die Ausbildung von
Chromnitriden nur durch den in der
EP
0588458 offenbarten Prozess erhalten, in dem eine passive
Schicht in eine Fluorin enthaltende Schicht transformiert wird.
Die Nachteile dieses Prozesses gemäß der
EP 0588458 sind die, dass der Prozess
schwierig zu steuern ist, da die Depassivierung und die Nitrierung
zur gleichen Zeit ausgeführt werden
muss und ein Überangebot
von Fluorin im Edelstahl eine Lochkorrosion initiieren kann. Ein
weiterer Nachteil ist der schädliche
Effekt des Fluorins auf metallische Teile in industriellen Öfen.
-
Gemäß einer
anderen Ausführungsform
der Erfindung ist die Einsatzhärtung
ein Aufkohlungsprozess mit einem Kohlenstoff enthaltenden Gas, beispielsweise
CO, wobei die obere Schicht frei von Eisen ist. Wenn ein Edelstahl-Gegenstand
mit einer oberen Schicht aus Eisen versehen wird, diffundieren die
Eisen-Atome in den Edelstahl-Gegenstand hinein. Nach der Entfernung
dieser oberen Eisenschicht wird die oberflächennahe Zusammensetzung des Edelstahls
durch Einbau von Eisen-Atomen verdünnt, was Korrosionsprobleme
bewirkt. Ne, Ru, Co oder Pd sind als Metalle bekannt, die edler
als Eisen sind, und obwohl diese Atome in den Edelstahl hinein diffundieren
werden, nicht die Korrosionseigenschaften des Edelstahl-Gegenstands
schädigen
werden. Ein weiterer Nachteil der Aufbringung einer Eisenschicht
ist der, dass Eisen leicht korrodiert, wodurch die Aufkohlung direkt
nach der Aufbringung der Eisenschicht ausgeführt werden muss. Eine dünne Schicht
aus Eisen wird innerhalb weniger Tage vollständig korrodieren, wodurch der
Edelstahl ausgesetzt ist und somit eine Chromoxidschicht ausbilden wird.
-
Die
Aufkohlung wird vorzugsweise unterhalb einer Temperatur ausgeführt, bei
der Karbide produziert werden, vorzugsweise unterhalb von 550°C. Wenn eine
Temperatur nahe 550°C,
jedoch nicht oberhalb von 550°C,
verwendet wird, und beispielsweise Cu als Gas verwendet wird, kann
eine ausreichende Dicke der S-Phasenschicht
an der Oberfläche
des austenitischen Edelstahl-Gegenstands
innerhalb einer angemessenen Zeitdauer von beispielsweise sechs
Stunden erhalten werden.
-
Gemäß der Erfindung
kann die Metallschicht eine Nickelschicht sein. Nickel ist leicht
aufzubringen und ist exzellent bei der Zersetzung von Kohlenstoff- oder
Stickstoff-enthaltenden Gasen. Nickel kann darüber hinaus leicht nach der
thermochemischen Behandlung beispielsweise durch Ätzen entfernt
werden.
-
Im
Gebiet der Einsatzhärtung
ist Nickel aus durchlässig
für Stickstoff-
und Kohlenstoffatome bekannt. Daher wird Nickel manchmal als Barrierenschicht
an solchen Orten verwendet, wo eine Nitrierung nicht erwünscht ist.
Jedoch haben Tests, die später
diskutiert werden, gezeigt, dass ein mit einer dünnen oberen Schicht aus Nickel
versehener Edelstahl-Gegenstand aufgekohlt oder nitriert werden kann,
wodurch eine harte Oberfläche
ohne Ausscheidung von Karbiden oder Nitriden erhalten werden kann.
-
Gemäß einer
bevorzugten Ausführungsform übersteigt
die berechnete maximale Durchschnittsdicke der Nickelschicht nicht
300 Nanometer, vorzugsweise 200 Nanometer. Eine Nickelschicht dieser
Dicke ist zur Verhinderung der Oxidation und zur Ermöglichung,
dass Kohlenstoff- und/oder Stickstoffatome durch die Nickelschicht
in den Edelstahl hinein diffundieren, um eine zufriedenstellende
S-Phasenschicht auszubilden, ausreichend.
-
Gemäß noch einer
weiteren Ausführungsform
der Erfindung kann die Nickelschicht auf der Oberfläche des
Edelstahl-Gegenstands chemisch oder elektrolytisch plattiert, beispielsweise
in einem Wood'schen
Nickelbad, aufgebracht werden.
-
Gemäß einer
bevorzugten Ausführungsform besteht
der Gegenstand aus austenitischem Edelstahl, beispielsweise AISI
304 oder AISI 316.
-
Gemäß einer
Ausführungsform
der Erfindung ist die katalytische Metallschicht nur auf Teile der
Oberfläche
des Edelstahl-Gegenstands
aufgebracht. Dies könnte
dann vorteilhaft sein, wenn der einsatzgehärtete Stahlgegenstand zusammen
mit anderen Gegenständen
verschweißt
werden soll. Da die einsatzgehärtete
Oberfläche
nicht aufgrund der Sensibilisierung für das Verschweißen geeignet
ist, können
die nicht einsatzgehärteten
Teile für
diesen Zweck verwendet werden.
-
Beispiele
-
Die
folgenden Beispiele mit den anhängenden
Zeichnungen erläutern
die Erfindung. In den nachfolgenden Beispielen 1 bis 6 werden scheibenförmige Edelstahl-Gegenstände mit
einem Durchmesser von 2 cm und einer Dicke von 0,35 cm in der folgenden
Weise vorbehandelt.
-
Eine
Depassivierung wurde in einer Lösung von
100 ml 15%-iger wässriger
Salzsäure
und 1 ml 35%-igem Wasserstoffperoxid für 15 Sekunden ausgeführt.
-
Eine
katalytische Nickelschicht wurde galvanisch mit einer Dicke von < 200 Nanometer (berechneter
Durchschnitt) in einem Wood'schen
Nickelbad, welches ein saures, Halogenide enthaltendes Elektrolyt
ist, aufgebracht.
-
Die
Einsatzhärtung
wurde in einem mit NH3 oder reinem CO gespülten Ofen
ausgeführt.
-
Beispiel 1:
-
Nitrieren in reinem NH3-Gas,
austenitischer Edelstahl AISI 304
-
Ein
Gegenstand aus austenitischem Edelstahl AISI 304 wurde in reinem
NH3-Gas (maximales Nitrierpotential) über 17 Stunden
und 30 Minuten bei 429°C
nitriert. Eine Aufheizung auf die Nitriertemperatur wurde in einer
Wasserstoff-Atmosphäre
(H2) ausgeführt, wonach die Zufuhr von
Wasserstoffgas abgeschaltet wurde und das Nitriergas zugeführt wurde.
Die Abkühlung
auf Raumtemperatur wurde in Argongas(Ar)-Atmosphäre in weniger als 10 Minuten ausgeführt. Der
Gegenstand wurde mittels eines optischen Mikroskops sowie einer
Elektronenproben-Mikroanalyse (EPMA) analysiert. Die ausgebildete
Schicht war eine Stickstoff-S-Phase und wies eine Schichtdicke,
die 9 μm
nicht überstieg,
auf. Die maximale Konzentration des Stickstoffs in der S-Phase betrug
mehr als 20 Atom%. Die Analyse offenbarte, dass keine Nitride ausgeschieden
waren.
-
Beispiel 2:
-
Nitrieren in reinem NH3-Gas,
austenitischer Edelstahl AISI 316, 1 und 2
-
Ein
Gegenstand aus austenitischem Edelstahl AISI 316 wurde wie in Beispiel
1 beschrieben behandelt, die Temperatur betrug jedoch über 20 Stunden
449°C. Der
Gegenstand wurde durch licht-optische Mikroskopie (LOM), Röntgenstrahl-Beugungsanalyse (XRD)
und Mikrohärte-Messungen
analysiert. Die LOM-Ergebnisse sind in 1 gezeigt.
Die ausgebildete Schicht bestand aus Stickstoff-S-Phase und wies
eine Schichtdicke von 12 μm
auf. Die Mikrohärte
betrug mehr als 1500 HV (Belastung 100 g). Der unbehandelte Edelstahl
wies eine Harte von zwischen 200 und 300 HV auf. Keine Nitride waren
ausgeschieden.
-
Ein
austenitischer Stahlgegenstand, der in Ammoniak auf 480°C erhitzt
und über
21 Stunden erhalten wurde, zeigte die Bildung von Chromnitrid CrN (und
Ferrit) nahe der Oberfläche
sowie eine lokal begrenzte S-Phasenschicht (die dunklen Bereiche
in 2). Das Ergebnis zeigt, dass eine hohe Temperatur
von 480°C
vermieden werden sollte, um eine monophasige S-Phasenschicht zu
erhalten.
-
Beispiel 3:
-
Aufkohlung in reinem CO-Gas, austenitischer
Edelstahl AISI 316, 3
-
Ein
Gegenstand aus austenitischem Edelstahl AISI 316 wurde in reinem
CO-Gas über
6 Stunden bei 507°C
aufgekohlt, um eine Kohlenstoff-S-Phase auszubilden. Die Erhitzung
wurde in einer Wasserstoff-Atmosphäre (H2)
ausgeführt,
bis die Aufkohlungstemperatur erreicht wurde, wonach die Zufuhr
von Wasserstoff abgeschaltet wurde CO-Gas zugeführt wurde. Die Abkühlung auf
Raumtemperatur wurde in Argongas(Ar)-Atmosphäre in weniger als 10 Minuten
ausgeführt.
Der Gegenstand wurde mittels eines optischen Mikroskops, Röntgenstrahl-Beugungsanalyse und
Mikrohärte-Messungen
analysiert. Die LOM-Ergebnisse
sind in 3 gezeigt. Die ausgebildete
Schicht war eine Kohlenstoff-S-Phase mit einer Schichtdicke von
20 μm (siehe 3).
Die Mikrohärte
der Oberfläche
betrug mehr als 1000 HV (Belastung 100 g). Keine Karbide waren ausgeschieden.
-
Beispiel 4:
-
Aufkohlung und Nitrierung, austenitischer
Edelstahl AISI 316
-
Ein
Gegenstand aus austenitischem Edelstahl AISI 316 wurde wie in Beispiel
3 beschrieben aufgekohlt, die Temperatur betrug jedoch 500°C für 4 Stunden.
Im Anschluss wurde der Gegenstand wie in Beispiel 1 beschrieben
nitriert, die Temperatur betrug jedoch 440°C für 18 Stunden und 30 Minuten.
Somit wurden zwei separate thermo-chemische Prozesse verwendet,
wobei der eine Kohlenstoff und der andere Stickstoff einführte. Der
Gegenstand wurde durch licht-optische Mikroskop-Analyse und Mikrohärtemessungen
analysiert. Die Gesamt-Schichtdicke überstieg 35 μm nicht.
Die äußerste Schicht
war Stickstoff-S-Phase
und die innerste Schicht was Kohlenstoff-S-Phase. Die Mikrohärte betrug
nicht mehr als 1500 HV. Weder Nitride noch Karbide waren ausgeschieden
worden.
-
Beispiel 5:
-
Nitrieren in reinem NH3-Gas,
Duplex-Edelstahl AISI 329, 4 und 5
-
Proben
wurden über
23 Stunden und 20 Minuten bei 400°C
nitriert. Die metallurgischen Untersuchungen der nitrierten Gegenstände beinhalteten eine
Röntgenstrahl-Beugungsanalyse
(XRD) sowie eine licht-optische Mikroskop-Analyse (LOM). Der Edelstahl
AISI 329 ist ein Duplex-Stahl, der aus Ferrit und Austenit besteht.
Nach der Nitrierung bei 400°C wird
Ferrit in Austenit (und S-Phase) in der einsatzgehärteten Zone überführt. Ein
LOM-Bild des Gegenstands nach der Behandlung bei 400°C ist in 4 gezeigt;
das korrespondierende XRD-Muster
ist in 5 angegeben. Es ist ersichtlich, dass die S-Phase
sich entlang der Oberfläche
des Duplex-Stahls gebildet hatte.
-
Beispiel 6:
-
Nitrieren in reinem NH3-Gas,
austenitischer Edelstahl AISI 316, 6
-
Der
AISI 316-Stahlgegenstand wurde bei 400°C, 425°C und 450°C über 23 Stunden und 20 Minuten
behandelt. Das Beugungsmuster, das in 6 gezeigt
ist, zeigt deutlich, dass die S-Phase die einzige während der
Nitrierbehandlung ausgebildete Phase ist.
-
Die
Einsatzhärte-Temperaturen
der Beispiele 1 bis 6, wie sie oben angegeben sind, liegen im Bereich
zwischen 400°C
und 507°C.
Es ist jedoch möglich,
dass die S-Phase ebenso bei niedrigeren Temperaturen von beispielsweise
300°C oder
350°C bei hohen
Nitrier-/Aufkohl Potentialen innerhalb eines passenden Zeitrahmens
erhalten werden kann.
-
Vorab
ausgeführte
Experimente haben gezeigt, dass die S-Phase ebenso mit AISI 420,
der ein martensitischer Edelstahl ist, sowie AISI 17-4 PH, der ein
martensitischer, ausscheidegehärteter
Stahl ist, erhalten werden kann.
-
Beispiel 7:
-
Vergleich der Korrosionseigenschaften
der mit einer oberen Schicht aus Eisen bzw. Nickel versehenen nitrierten
Edelstahl-Proben, 7
-
AISI
316-Proben wurden mit einer bearbeiteten Oberfläche untersucht. Die Proben
wurden chemisch in einer Lösung
von 50 ml HCL + 50 ml Wasser + 1 ml H2O2 aktiviert. Eisen und Nickel wurden elektrochemisch
gelagert, um den Effekt auf die Korrosionseigenschaften nach der
Nitrierung zu vergleichen. Die Ablagerung wurde über 40 Sekunden bei einer Stromdichte
von 6,5 A/dm2 sowohl für Eisen als auch Nickel durchgeführt. Die
Proben wurden in 100%-igem NH3 über 16 Stunden
bei 449°C
gasnitriert. Nach der Nitrierung wurden die Oberflächenschichten
chemisch entfernt (verdünntes
HNO3). Die Proben wurden vor und nach der
Nitrierbehandlung gewogen. Beide Proben wiesen eine Zunahme von 3,8
mg im Gewicht aufgrund der Aufnahme von Stickstoff unabhängig von
der an der Oberfläche
abgelagerten Schicht (Nickel oder Eisen) auf. Dies zeigt an, dass
die Dissoziations-Reaktionen an der Oberfläche der galvanisch abgelagerten
Schicht nicht für
die Rate bestimmend ist.
-
Zyklische
Polarisationskurven (7) wurden in einer Zelle mit
drei Elektroden unter Verwendung eines PGP 201 Radiometers Potentiostat,
das einen Anschluss zu einem Computer aufwies, aufgenommen. Die
Testlösung
war 5 Gew-%-iges NaCl. Die Gegenelektrode war ein Platinblech. Sämtliche aufgenommenen
Potentiale stehen in Bezug des Potentials einer gesättigten
Calomel-Elektrode (SCE). Die Scan-Rate für die Polarisationsproben betrug
10 mV/min..
-
Die
Scans wurden unterhalb des freien Korrosionspotentials (Ecorr) gestartet, d.h. bei einem kathodischen
Strom. Anodische Polarisations-Scans wurden bis zu einem maximalen
Potential von +1100 mV oder bis zu einer maximalen Stromdichte von 1,25
mA/cm2 aufgenommen, wo die Polarisation
gestoppt wurde.
-
Die
anodischen Polarisationskurven zeigen die gemessene Stromdichte
als Funktion des aufgebrachten Potentials. Das freie Korrosionspotential beträgt für Eisen
bzw. Nickel –266
mV und –134
mV. Infolgedessen wird ein edleres Material nach der Nitrierung
bei einer Verwendung von Nickel verglichen zu Eisen erhalten.
-
Der
passive Strom für
die Eisenprobe ist größer als
der für
die Nickelprobe. Darüber
hinaus zeigt die Eisenkurve das, was als Lochkorrosions-Repassivierungsverhalten
erscheint, d.h. dass ein Lochfraß initiiert und gestoppt wird.
Lochfraß scheint
leichter auf der Eisenprobe initiiert zu werden. Dies wird durch
die Kontamination der Edelstahl-Oberfläche entweder durch Diffusion
von Eisen-Atomen in die Stahlmatrix oder durch Reste von Eisen (Nitrid)
an der Oberfläche
bewirkt. Mögliche
Eisen enthaltende Reste könnten
jedoch ebenso das schrittweise Erscheinen der Polarisationskurve
aufgrund von deren Korrosion erläutern.
In jedem Fall wird ein schlechterer Korrosionswiderstand bei der
Eisenprobe ermittelt.
-
Die
Polarisationskurven zeigen, dass die Eisenprobe in Bezug auf Korrosion
schlechter als die Nickel-Probe ist. Die Verwendung von Eisen wird
nahezu sicher den Edelstahl bei der verwendeten Nitriertemperatur
kontaminieren. Dieser Effekt wird besonders während der Aufkohlung aufgrund
der hier involvierten höheren
Temperatur bestimmend.
-
Die
Experimente haben ergeben, dass die bei einem Ofen im Labormaßstab durchgeführten Nitrierbehandlungen
sicher auf einen Industrieofen übertragen
werden können.
-
In
den Beispielen 1 bis 6 wurde die katalytische Schicht aus Nickel
galvanisch aus einem Wood'schen
Nickelbad abgelagert. Alternativ hierzu können eine nicht-elektrische
Nickelplattierung, beispielsweise eine Kontaktplattierung, angewendet werden.
Palladium und Ruthenium könnten
durch Ionenaustauschplattierung aufgebracht werden.
-
Das
Verfahren gemäß der Erfindung
ist für eine "in situ" Nitrierung oder
Aufkohlung in einer Anlage geeignet. Edelstahl-Rohre und Tanks können vor
der Installation mit Nickel plattiert werden. Nach der Installation
könnten
Teile des Systems, die Abrieb ausgesetzt sind, erhitzt und mit NH3 oder einem anderen Stickstoff oder Kohlenstoff
enthaltenden Gas gespült
werden.
-
Ein
sehr geeignetes Verfahren zur Aufbringung einer Schicht aus elektrolytischem
Nickel auf Teilen einer Oberfläche
ist eine Bürstenplattierung.
-
Es
ist die Idee der vorliegenden Erfindung, eine Oberflächenschicht
aus Edelstahl aufzubringen, die aus der Auswahl von Metallen ausgewählt wird, die
im Ammoniak-Syntheseprozess
verwendet werden.
-
Der
gleichen Idee wird in Bezug auf die Aufkohlung gefolgt, wobei die
gleichen katalytischen Metalle ebenso anwendbar sind.
-
Das
für die
Oberflächenschicht
verwendete Material sollte die gut bekannten Materialien aus dem Ammoniak-Syntheseprozess
entweder als reine Metalle (einzelne Schicht), als Legierungen,
als mit anderen Metallen dotierte Metallschicht und als Multi-Schicht-System
beinhalten.