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Gebiet der
Erfindung
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Die
vorliegende Erfindung betrifft Verfahren zur Verwendung bei der
in vitro-Evolution molekularer Bibliotheken. Insbesondere betrifft
die vorliegende Erfindung Verfahren zum Selektieren von Nukleinsäuren, die für Genprodukte
codieren, bei denen die Nukleinsäure
und die Aktivität
des codierten Genprodukts durch Kompartimentierung miteinander in
Verbindung gebracht werden.
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Hintergrund
der Erfindung
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Evolution
erfordert die Erzeugung genetischer Diversität (Diversität der Nukleinsäure), gefolgt
von der Selektion solcher Nukleinsäuren, die nützliche Merkmale codieren.
Da die Aktivität
von Nukleinsäuren
und ihr codiertes Genprodukt in biologischen Organismen physikalisch
miteinander verbunden sind (die Nukleinsäuren codieren den molekularen
Bauplan der Zellen, auf die sie beschränkt sind), erzeugen Veränderungen
des Genotyps, die in einer adaptiven Veränderung bzw. adaptiven Veränderungen
des Phänotyps
resultieren, Vorteile für
den Organismus, die zu gesteigertem Überleben und gesteigerter Nachkommenschaft
führen.
Multiple Runden der Mutation und Selektion können somit in einer progressiven
Anreicherung von Organismen (und dem codierenden Genotyp) mit einer
gesteigerten Anpassung an eine gegebene Selektionsbedingung resultieren.
Systeme für
die schnelle Evolution von Nukleinsäuren oder Proteinen in vitro
müssen
diesen Prozess auf der molekularen Ebene derart nachahmen, dass
die Nukleinsäure
und die Aktivität
des codierten Genprodukts verbunden werden müssen und die Aktivität des Genprodukts
selektierbar sein muss.
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In
vitro-Selektionstechniken sind ein rasch expandierendes Gebiet und
erweisen sich oft als wirkungsvoller als ein rationales Design,
um Biopolymere mit erwünschten
Eigenschaften zu erhalten. Bei Selektionsversuchen des letzten Jahrzehnts
wurden unter Verwendung z.B. von Phage Display oder SELEX-Techniken viele
neue Polynukleotid- und Polypeptidliganden gewonnen. Die Selektion
im Hinblick auf Katalyse hat sich als schwerer erwiesen. Die Strategien
haben die Bindung an Übergangszustands-Analoga,
die kovalente Bindung an Suizid-Inhibitoren, die Annäherungs-Kopplung und kovalente
Produktbindung beinhaltet. Obwohl diese Ansätze sich nur auf einen bestimmten
Teil des enzymatischen Zyklus fokussieren, gab es einige Erfolge. Schlussendlich
wäre es
jedoch erstrebenswert, direkt auf den katalytischen Umsatz hin zu
selektieren. Tatsächlich
waren einfache Durchmusterungen auf den katalytischen Umsatz eher
kleiner Mutanten-Bibliotheken relativ erfolgreicher als die verschiedenen
Selektionsansätze
und haben einige Katalysatoren mit stark erhöhten katalytischen Raten erbracht.
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Obwohl
Polymerasen eine Vorbedingung für
Technologien darstellen, die molekularbiologisch definiert sind,
d.h. positionsspezifische Mutagenese, cDNA-Klonierung und insbesondere
Sanger-Sequenzierung
und PCR, leiden sie oft an ernsten Beeinträchtigungen aufgrund der Tatsache,
dass sie zur Durchführung
von Aufgaben hergestellt werden, für die die Natur sie nicht optimiert
hat. Es scheint so, dass nur wenige Versuche unternommen wurden,
um die Eigenschaften von aus der Natur erhältlichen Polymerasen zu verbessern
und sie durch Protein-Engineering für ihre spezifischen Anwendungen
maßzuschneidern.
Die technischen Fortschritte waren größtenteils peripher und beinhalten
die Verwendung von Polymerasen aus einem breiteren Spektrum von
Organismen, die Verwendung von Puffern und Additiv-Systemen ebenso
wie von Enzymgemischen.
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Bestrebungen
zur Verbesserung der Eigenschaften von Polymerasen haben sich traditionell
auf Protein-Engineering gestützt.
Beispielsweise sind Varianten von Taq-Polymerase (z.B. Stoffel-Fragment und Klentaq)
durch vollständige
oder partielle Deletion von dessen 5'-3'-Exonuklease-Domäne erzeugt
worden und zeigen eine verbesserte Thermostabilität und Widergabetreue,
jedoch auf Kosten eines verringerten Voranschreitens (Prozessivität) (Barnes
1992, Gene 112, 29–35,
Lawyer et al., 1993, PCR Methods and Applications 2, 275). Zusätzlich hat
die Verfügbarkeit
hochauflösender
Strukturen von Proteinen das rationale Design von Mutanten mit verbesserten
Eigenschaften erlaubt (beispielsweise Taq-Mutanten mit verbesserten
Eigenschaften des Didesoxynukleotid-Einbaus für die zyklische Sequenzierung,
Li et al., 1999, Proc. Natl. Acad. Sci USA 96, 9491). Es sind außerdem genetische
in vivo-Ansätze
für das
Protein-Design verwendet worden, z.B. durch die Komplementation
eines polA–-Stammes
zur Selektion aktiver Polymerasen aus Repertoires mutanter Polymerasen
(Suzuki et al., 1996 Proc. Natl. Acad. Sci USA 93, 9670). Jedoch
ist der Ansatz der genetischen Komplementation hinsichtlich der
Eigenschaften, auf die selektiert werden kann, begrenzt.
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Jüngste Fortschritte
der Molekularbiologie haben es erlaubt, dass einige Moleküle gemäß ihren
Eigenschaften in vitro zusammen mit den sie codierenden Nukleinsäuren co-selektiert
werden. Die selektierten Nukleinsäuren können nachfolgend für die weitere
Analyse oder Verwendung kloniert oder zusätzlichen Runden der Mutation
und Selektion unterworfen werden. Diesen Verfahren gemeinsam ist
die Etablierung großer
Bibliotheken von Nukleinsäuren.
Moleküle
mit den gewünschten
Eigenschaften (Aktivität)
können
durch Selektionsschemata isoliert werden, die auf die gewünschte Aktivität des codierten
Genprodukts hin selektieren, wie etwa eine gewünschte biochemische oder biologische
Aktivität,
z.B. Bindungsaktivität.
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Die
WO 99/02671 und Tawfik D. & Griffiths
A. D. (1998) Nature Biotech. 16, 652, beschreiben ein Verfahren
zum Isolieren eines oder mehrerer genetischer Elemente, die für ein Genprodukt
codieren, das eine gewünschte
Aktivität
besitzt. Genetische Elemente werden zunächst einer Kompartimentierung
in Mikrokapseln unterzogen und dann transkribiert und/oder translatiert,
um ihre entsprechenden Genprodukte (RNA oder Protein) in den Mikrokapseln
zu erzeugen. Alternativ sind die genetischen Elemente in einer Wirtszelle
enthalten, in der die Transkription und/oder Translation (Expression)
des Genprodukts stattfindet, und die Wirtszellen werden zunächst in
Mikrokapseln kompartimentiert. Genetische Elemente, die Genprodukte
mit der gewünschten
Aktivität
erzeugen, werden nachfolgend sortiert. Das in der WO 99/02671 beschriebene
Verfahren stützt
sich auf das Genprodukt, das die Mikrokapsel oder das genetische
Element (oder beide) katalytisch modifiziert, sodass die Anreicherung
der modifizierten Einheit oder der modifizierten Einheiten eine
Selektion der gewünschten
Aktivität
ermöglicht.
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Suzuki
et al. (1996) PNAS 93: 9670–9675,
die WO 98/23733 und die WO 94/26766 beschreiben die Zufallsmutagenese
von DNA-Polymerasen, die zu einer verbesserten Thermostabilität führt, und
DNA-Polymerasen mit verbesserter Thermostabilität.
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Zusammenfassung
der Erfindung
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Gemäß einem
ersten Aspekt der vorliegenden Erfindung stellen wir ein Verfahren
zum Selektieren eines Enzyms bereit, welches in der Lage ist, Nukleinsäure ausgehend
von einer Matrize zu vervielfältigen,
wobei das Verfahren die folgenden Stufen umfasst: (a) Bereitstellen
eines Pools von Nukleinsäuren,
der Mitglieder umfasst, die ein Enzym, welches in der Lage ist,
Nukleinsäure
von einer Matrize aus zu vervielfältigen, oder eine Variante
des Enzyms codieren; (b) Unterteilen des Pools von Nukleinsäuren in
Mikrokapseln, sodass jede Mikrokapsel ein Nukleinsäuremitglied
des Pools zusammen mit dem Nukleinsäurereplikase-Enzym oder der Variante,
das bzw. die durch das Nukleinsäuremitglied
codiert wird, umfasst; (c) Zulassen, dass die Nukleinsäurereplikation
stattfindet; und (d) Detektieren der Replikation des Nukleinsäuremitglieds
durch das Enzym.
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Gemäß einem
zweiten Aspekt der Erfindung wird ein Verfahren zum Selektieren
eines Polypeptids bereitgestellt, das in der Lage ist, die Aktivität einer
Enzymreaktion zu modifizieren, die befähigt ist, Nukleinsäure von
einer Matrize aus zu amplifizieren, wobei das Verfahren die folgenden
Stufen umfasst: (a) Bereitstellen eines Enzyms, das in der Lage
ist, Nukleinsäure
von einer Matrize aus zu amplifizieren; (b) Bereitstellen eines Pools
von Nukleinsäuren,
der Mitglieder umfasst, die ein oder mehrere Kandidatenpolypeptide
codieren; (c) Unterteilen des Pools von Nukleinsäuren in Mikrokapseln, so dass
jede Mikrokapsel ein Nukleinsäuremitglied des
Pools, das von dem Nukleinsäuremitglied
codierte Polypeptid und das Enzym umfasst; und (d) Detektieren der
Replikation des Nukleinsäuremitglieds
durch das Enzym.
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Bevorzugt
ist das Polypeptid ein Promotor der Enzymaktivität. Das Polypeptid kann ein
Enzym sein, bevorzugt eine Kinase oder eine Phosphorylase, die befähigt ist,
auf das Enzym einzuwirken, um dessen Aktivität zu modifizieren. Das Polypeptid
kann ein Chaperon sein, das an der Faltung oder am Zusammenbau des Enzyms
beteiligt ist, oder das für
die Aufrechterhaltung der Replikase-Funktion benötigt wird (z.B. Telomerase, HSP
90). Alternativ kann das Polypeptid an einem Stoff wechselweg beteiligt
sein, wobei der Stoffwechselweg als ein Endprodukt ein Substrat
besitzt, das an einer Replikationsreaktion beteiligt ist. Das Polypeptid
kann darüber
hinaus ein beliebiges Enzym sein, das befähigt ist, eine Reaktion zu
katalysieren, die einen Inhibitor (natürlich oder nicht natürlich) des
Enzyms in einer solchen Weise modifiziert, dass es dessen inhibierende
Aktivität
reduziert oder aufhebt. Schließlich
kann das Polypeptid die NAP-Aktivität auf nicht-katalytische Weise
unterstützen,
z.B. durch Assoziation mit dem Enzym oder dessen Substrat etc. (z.B.
Prozessivitätsfaktoren
im Fall von DNA-Polymerasen, z.B. T7-DNA-Polymerase & Thioredoxin).
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Enzyme,
die befähigt
sind, Nukleinsäuren
von einer Matrize aus zu amplifizieren, können z.B. Polypeptid- oder
Ribonukleinsäure-Enzymmoleküle sein.
Bei einer hochgradig bevorzugten Ausführungsform ist das Enzym gemäß der Erfindung
ein Replikase-Enzym, d.h. ein Enzym, das befähigt ist, Nukleinsäure von
einer Matrize aus zu amplifizieren, wie z.B. ein Polymerase-Enzym
(oder eine Ligase). Bei einer bevorzugten Ausführungsform der Erfindung resultiert
die Amplifikation der Nukleinsäure
aus mehr als einer Runde der Nukleinsäure-Replikation. Bevorzugt
ist die Amplifikation der Nukleinsäure eine exponentielle Amplifikation.
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Die
Amplifikationsreaktion wird bevorzugt aus den folgenden ausgewählt: einer
Polymerasekettenreaktion (PCR), einer reversen Transkriptase-Polymerasekettenreaktion
(RT-PCR), einer nested PCR, einer Ligase-Kettenreaktion (LCR), einem
Transkriptions-basierten Amplifikationssystem (TAS), einer selbsttragenden
Sequenzreplikation (3SR), NASBA, einer Transkriptions-vermittelten
Amplifikationsreaktion (TMA) und einer Strangverdrängungsamplifikation
(SDA).
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Bei
einer hochgradig bevorzugten Ausführungsform ist die nach der
Amplifikation vorliegende Kopienzahl des Nukleinsäuremitglieds
weitgehend proportional zur Aktivität der Replikase, der Aktivität eines
erforderlichen Polypeptids oder der Bindungsaffinität des ersten
und zweiten Polypeptids.
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Die
Nukleinsäurereplikation
kann durch die Bestimmung der Kopienzahl des Nukleinsäuremitglieds detektiert
werden. Alternativ oder zusätzlich
kann die Nukleinsäurereplikation
durch die Bestimmung der Aktivität
eines Polypeptids, das durch das Nukleinsäuremitglied codiert wird, detektiert
werden.
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Bei
einer hochgradig bevorzugten Ausführungsform werden die Bedingungen
in der Mikrokapsel eingestellt, um auf eine Replikase oder ein Polypeptid
hin zu selektieren, die/das unter solchen Bedingungen aktiv ist,
oder im Hinblick auf ein Paar von Polypeptiden, das zur stabilen
Interaktion unter solchen Bedingungen befähigt ist.
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Die
Replikase besitzt bevorzugt Polymerase-, reverse Transkriptase-
oder Ligase-Aktivität.
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Das
Polypeptid kann von der Nukleinsäure
durch in vitro-Transkription und -Translation bereitgestellt werden.
Alternativ kann das Polypeptid von der Nukleinsäure in vivo in einem Expressionswirt
bereitgestellt werden.
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Bei
einer bevorzugten Ausführungsform
bestehen die Mikrokapseln der eingekapselten wässrigen Komponente aus einer
Wasser-in-Öl-Emulsion.
Die Herstellung der Wasser-in-Öl-Emulsion
erfolgt bevorzugt durch Emulgieren einer wässrigen Phase mit einer Ölphase in
Gegenwart eines oberflächenaktiven
Mittels, umfassend 4,5% v/v Span 80, 0,4% v/v Tween 80 und 0,1%
v/v Triton X100, oder eines oberflächenaktiven Mittels, umfassend
Span 80, Tween 80 und Triton X100 in weitgehend den gleichen Anteilen.
Bevorzugt beträgt
das Verhältnis
von Wasser:Ölphase
1:2, was zu einer adäquaten
Tröpfchengröße führt. Solche
Emulsionen besitzen eine höhere
Thermostabilität
als ölreichere
Emulsionen.
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Bevorzugt
kann das Verfahren gemäß der Erfindung
verwendet werden, um Replikaseenzyme zu selektieren, die eine größere Thermostabilität besitzen
als ein entsprechendes nicht-selektiertes Enzym. Bevorzugter ist
das Replikaseenzym eine Taq-Polymerase mit einer mehr als 10-fach
gesteigerten Halbwertszeit bei 97,5°C im Vergleich zu wildtypischer
Taq-Polymerase.
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Das
Replikaseenzym kann eine größere Toleranz
gegenüber
Heparin besitzen als ein entsprechendes nicht-selektiertes Enzym.
Bevorzugt ist das Replikaseenzym eine Taq-Polymerase, die bei einer
Konzentration von 0,083 Unit/μl
oder mehr an Heparin aktiv ist.
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Das
Replikaseenzym kann befähigt
sein, einen Primer mit einer 3'-Fehlpaarung
zu verlängern.
Bevorzugt ist die 3'-Fehlpaarung
eine 3'-Purin-Purin-Fehlpaarung
oder eine 3'-Pyrimidin-Pyrimidin-Fehlpaarung. Bevorzugter
ist die 3'-Fehlpaarung
eine A-G-Fehlpaarung, oder die 3'-Fehlpaarung
ist eine C-C-Fehlpaarung.
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Beispielsweise
kann das Verfahren der Erfindung verwendet werden, um eine Taq-Polymerasemutante
zu selektieren, die die folgenden Mutationen (Aminosäuresubstitutionen)
umfasst: F73S, R205K, K219E, M236T, E434D und A608V.
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Beispielsweise
kann das Verfahren der Erfindung verwendet werden, um eine Taq-Polymerasemutante
zu selektieren, die die folgenden Mutationen (Aminosäuresubstitutionen)
umfasst: K225E, E388V, K540R, D578G, N583S und M747R.
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Beispielsweise
kann das Verfahren der Erfindung verwendet werden, um eine Taq-Polymerasemutante
zu selektieren, die die folgenden Mutationen (Aminosäuresubstitutionen)
umfasst: G84A, D144G, K314R, E520G, A608V, E742G.
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Beispielsweise
kann das Verfahren der Erfindung verwendet werden, um eine Taq-Polymerasemutante
zu selektieren, die die folgenden Mutationen (Aminosäuresubstitutionen)
umfasst: D58G, R74P, A109T, L245R, R343G, G370D, E520G, N583S, E694K,
A743P.
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Die
Erfindung verwendet bevorzugt eine Wasser-in-Öl-Emulsion, die erhalten werden
kann durch Emulgieren einer wässrigen
Phase mit einer Ölphase
in Gegenwart eines oberflächenaktiven
Mittels, umfassend 4,5% v/v Span 80, 0,4% v/v Tween 80 und 0,1%
v/v Triton X100, oder eines oberflächenaktiven Mittels, umfassend
Span 80, Tween 80 und Triton X100 in weitgehend den gleichen Anteilen.
Bevorzugt ist das Verhältnis
von Wasserphase:Ölphase
1:2. Dieses Verhältnis
scheint eine Diffusion der dNTPs (und vermutlich anderer kleiner
Moleküle)
zwischen Mikrokapseln bei höheren
Temperaturen zu erlauben, was für
einige Anwendungen nützlich
ist, für
andere jedoch nicht. Die Diffusion kann kontrolliert werden, indem
man das Verhältnis von
Wasserphase:Ölphase
auf 1:4 erhöht.
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Kurze Beschreibung
der Zeichnungen
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1A ist ein Diagramm, das eine Ausführungsform
eines Verfahrens gemäß der vorliegenden
Erfindung zeigt, wie angewendet auf eine Auswahl einer sich selbst
erzeugenden Polymerase, bei der die Anzahl der Genkopien mit dem
enzymatischen Umsatz verbunden ist.
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1B ist ein Diagramm, das ein allgemeines Schema
einer kompartimentierten Selbstreplikation (CSR) zeigt: 1) Ein Repertoire
diversifizierter Polymerasegene wird kloniert und in E. coli exprimiert.
Die Kugeln stellen aktive Polymerasemoleküle dar. 2) Bakterienzellen,
die die Polymerase und das codierende Gen enthalten werden in Reaktionspuffer
suspendiert, der flankierende Primer und Nukleotidtriphosphate (dNTPs)
enthält,
und in wässrige
Kompartimente aufgeteilt. 3) Das Polymeraseenzym und das codierende
Gen werden aus der Zelle freigesetzt und erlauben, dass die Selbstreplikation
voranschreitet. Polymerasen geringer Aktivität (weißes Hexagon) versagen bei der
Replikation des sie codierenden Gens. 4) Die „Nachkommen"-Polymerasegene werden
freigesetzt, erneut diversifiziert und für einen weiteren Zyklus der
CSR erneut kloniert.
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2 ist
ein Diagramm, das wässrige
Kompartimente der hitzestabilen Emulsion zeigt, die E. coli-Zellen
enthält,
die grünes
Fluoreszenzprotein (GFP) exprimieren, und zwar vor (A, B) und nach
(C) dem Thermocycling, wie durch Lichtmikroskopie abgebildet. (A,
B) stellen das gleiche Bildfenster dar. (A) wurde für GFP-Fluoreszenz
bei 535 nm aufgenommen und (B) in sichtbarem Licht zur Sichtbarmachung
von Bakterienzellen in den Kompartimenten. Das „Verschmieren" der fluoreszenten
Bakterien in (A) basiert auf der Brown'schen Bewegung während der Exposition. Die durchschnittlichen
Dimensionen des Kompartiments, wie durch Laserdiffraktion bestimmt,
sind unten angegeben.
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3A ist ein Diagramm, das die Kreuzreaktion
zwischen Emulsionskompartimenten zeigt. Zwei Standard-PCR-Reaktionen,
die sich in ihrer Matrizengröße (PCR1
(0,9 kb), PCR2 (0,3 kb)) und hinsichtlich der Anwesenheit von Taq
(PCR 1: + Taq, PCR 2: kein Enzym) unterscheiden, werden einzeln
oder in Kombination amplifiziert. Wenn sie in der Lösung kombiniert
werden, werden beide Matrizen amplifiziert. Wenn sie vor dem Mischen
separat emulgiert werden, wird nur PCR 1 amplifiziert. M: ϕX174
HaeIII-Marker.
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3B ist ein Diagramm, das die Kreuzreaktion
zwischen Emulsionskompartimenten zeigt. Bakterielle Zellen, die
wildtypische Taq-Polymerase (2,7 kb) oder das Taq-Polymerase Stoffel-Fragment (unter den
Pufferbedingungen nur geringfügig
aktiv) (1,8 kb) exprimieren, werden vor dem Emulgieren 1:1 gemischt.
In Lösung
wird das kürzere
Stoffel-Fragment bevorzugt amplifiziert. In der Emulsion gibt es
eine vorherrschende Amplifikation des Wt-Taq-Gens und nur eine schwache
Amplifikation des Stoffel-Fragments (Pfeil). M: λHindIII-Marker.
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4 ist
ein Diagramm, das die Details einer Ausführungsform eines Verfahrens
gemäß der vorliegenden
Erfindung zeigt, wie es auf eine Auswahl einer sich selbst erzeugenden
Polymerase angewendet wird.
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5 ist
ein Diagramm, das die Details einer Ausführungsform eines Verfahrens
gemäß der vorliegenden
Erfindung zeigt, um auf den Einbau neuer oder ungewöhnlicher
Substrate hin zu selektieren.
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6 ist
ein Diagramm, das die Selektion von RNA mit (intermolekularer) katalytischer
Aktivität
unter Verwendung der Verfahren unserer Erfindung zeigt.
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7 ist
ein Diagramm, das ein Modell eines Taq-DNA-Komplexes zeigt.
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8A: Allgemeines Schema einer kooperativen
CSR-Reaktion.
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Nukleosid-Diphosphat-Kinase
(ndk) wird ausgehend von einem Plasmid exprimiert und setzt Desoxynukleosiddiphosphate,
die keine Substrate für
Taq-Polymerase sind, in Desoxynukleosidtriphosphate um, die Substrate
sind. Sobald ndk hinreichende Mengen an Substrat erzeugt hat, kann
Taq das ndk-Gen replizieren.
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B:
Bakterienzellen, die die wildtypische ndk (0,8 kb) oder ein inaktives
trunkiertes Fragment (0,5 kb) exprimieren, werden vor dem Emulgieren
1:1 gemischt. In der Lösung
wird das kürzere
trunkierte Fragment bevorzugt amplifiziert. In der Emulsion gibt
es eine vorherrschende Amplifikation des wildtypischen ndk-Gens und
nur eine schwache Amplifikation des trunkierten Fragments (Pfeil), was
anzeigt, dass in der Emulsion nur aktive ndk-Gene, die Substrat
erzeugen, amplifiziert werden. M: HaeIII ϕX174-Marker.
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Detaillierte
Beschreibung der Erfindung
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Die
Praxis der vorliegenden Erfindung wird, solange nicht anders angegeben,
konventionelle Techniken der Chemie, der Molekularbiologie, Mikrobiologie,
rekombinanten DNA und Immunologie verwenden, die innerhalb der Fähigkeiten
des Durchschnittsfachmanns liegen. Solche Techniken sind in der
Literatur erklärt. Siehe
hierzu z.B. J. Sambrook, E. F. Fritsch und T. Maniatis, 1989, Molecular
Cloning: A Laboratory Manual, zweite Auflage, Bücher 1–3, Cold Spring Harbor Laboratory
Press; B. Roe, J. Crabtree und A. Kahn, 1996, DNA Isolation and
Sequencing: Essential Techniques, John Wiley & Sons; J. M. Polak und James O'D. McGee, 1990, In
Situ Hybridization: Principles and Practice; Oxford University Press;
M. J. Gait (Herausgeber), 1984, Oligonucleotide Synthesis: A Practical
Approach, Irl Press; und D. M. J. Lilley und J. E. Dahlberg, 1992,
Methods of Enzymology: DNA Structure Part A: Synthesis and Physical
Analysis of DNA, Methods in Enzymology, Academic Press.
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Kompartimentierte
Selbst-Replikation
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Unsere
Erfindung beschreibt eine neue Selektionstechnologie, die wir als
CSR (kompartimentierte Selbstreplikation) bezeichnen. Sie besitzt
das Potential, zu einem genetischen Selektionssystem für Katalyse ebenso
wie für
makromolekulare Interaktionen erweitert zu werden.
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In
ihrer einfachsten Form beinhaltet die CSR die Segregation von Genen,
die für
DNA-Polymerasen codieren
und deren Produktion in getrennten, räumlich abgegrenzten, wässrigen
Kompartimenten aus einer neuen hitzestabilen Wasser-in-Öl-Emulsion
steuern. Ausgestattet mit Nukleotidtriphosphaten und passenden flankierenden
Primern, replizieren Polymerasen nur ihre eigenen Gene. Entsprechend
werden nur Gene repliziert, die aktive Polymerasen codieren, während inaktive
Varianten, die ihre Gene nicht kopieren können, aus dem Genpool verschwinden.
In Analogie zu biologischen Systemen produziert die Aktivste („Fitteste") unter den unterschiedlich
angepassten Varianten die meisten „Nachkommen" und stellt damit
eine direkte Korrelation zwischen der nach der Selektion vorliegenden
Kopienzahl und dem enzymatischen Umsatz her.
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Die
CSR ist nicht auf Polymerasen beschränkt, sondern kann bei einer
breiten Vielzahl enzymatischer Transformationen Anwendung finden,
die um die „Replikase-Maschinerie" angeordnet werden.
Beispielsweise kann auf ein Enzym selektiert werden, das eine Polymerase „füttert", die wiederum ihr
Gen repliziert. Es können
kompliziertere gekoppelte kooperative Reaktionsschemata ins Auge
gefasst werden, bei denen mehrere Enzyme entweder Replikasesubstrate
produzieren oder Replikase-Inhibitoren verbrauchen.
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Polymerasen
nehmen eine zentrale Stellung bei der Aufrechterhaltung des Genoms,
bei der Übertragung
und Expression genetscher Information ein. Polymerasen befinden
sich außerdem
im Zentrum der modernen Biologie und erlauben Kerntechnologien,
wie etwa Mutagenese, cDNA-Bibliotheken,
Sequenzierung und die Polymerasekettenreaktion (PCR). Jedoch leiden
die gebräuchlich
verwendeten Polymerasen häufig unter
ernsthaften Mängeln,
da sie zur Durchführung
von Aufgaben verwendet werden, für
die die Natur sie nicht optimiert hat. Tatsächlich sind die meisten Fortschritte
peripher gewesen, einschließlich
der Verwendung von Polymerasen aus verschiedenen Organismen, verbesserten
Puffer- und Additivsystemen, ebenso wie von Enzymgemischen. Die
CSR ist ein neues Selektionssystem, das ideal für die Isolierung von „Designer"-Polymerasen für spezifische
Anwendungen geeignet ist. Viele Merkmale der Polymerasefunktion
stehen einer „Verbesserung" offen (z.B. Prozessivität, Substratauswahl,
etc.). Weiterhin ist die CSR ein Werkzeug, um die Polymerasefunktion
zu untersuchen, z.B. zur Untersuchung nicht-mutierbarer Regionen,
zur Untersuchung von Komponenten des Replisoms, etc. Weiterhin kann
die CSR für
die „per
Schusstechnik" erfolgende
funktionelle Klonierung von Polymerasen, direkt ausgehend von diversen,
nicht-kultivierten
mikrobiellen Populationen, verwendet werden.
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Die
CSR repräsentiert
ein neues Prinzip der Repertoire-Selektion von Polypeptiden. Vorherige
Ansätze
waren durch verschiedene „Display"-Verfahren gekennzeichnet,
bei denen Phänotyp
und Genotyp (Polypeptid und codierendes Gen) als Teil eines „genetischen
Pakets" verbunden
waren, die das codierende Gen enthalten und das Polypeptid auf der „Außenseite" präsentieren.
Die Selektion erfolgt hier über
einen Schritt der Affinitätsreinigung,
nach dem übrig
gebliebene Klone für
weitere Selektionsrunden in Zellen herangezogen (amplifiziert) werden
(mit den resultierenden Voreingenommenheiten im Hinblick auf wachstumsstörende Selektionen).
Weitere Störungen
resultieren aus Unterschieden der Präsentationseffizienzen zwischen
verschiedenen Polypeptiden.
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Bei
einem anderen Set von Verfahren werden sowohl das Polypeptid als
auch das/die codierende(n) Gen(e) in einer Zelle „verpackt". Die Selektion erfolgt
in vivo über
das Polypeptid, das die Zelle in einer solchen Weise modifiziert,
dass sie einen neuen Phänotyp
annimmt, z.B. Wachstum in Gegenwart eines Antibiotikums. Da der
Selektionsdruck auf ganze Zellen angewendet wird, neigen solche
Ansätze
dazu, für
die Erzeugung falsch positiver Treffer empfindlich zu sein. Weiterhin
sind Strategien der in vivo-Komplementation in der Weise begrenzt,
als Selektionsbedingungen und somit selektierbare Phänotypen
nicht frei ausgewählt
werden können
und durch Begrenzungen der Lebensfähigkeit des Wirts weiter eingeschränkt werden.
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Bei
der CSR gibt es keine direkte physikalische Verbindung (kovalent
oder nicht-kovalent) zwischen Polypeptid und codierendem Gen. Mehrere
Kopien erfolgreicher Gene werden direkt und in vitro als Teil des Selektionsprozesses „gezüchtet".
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Die
CSR ist auf ein breites Spektrum von DNA- und RNA-Polymerasen anwendbar,
tatsächlich
sogar auf alle Polypeptide (oder Polynukleotide), die an der Replikation
oder Genexpression beteiligt sind. Die CSR kann auch auf DNA- und
RNA-Ligasen angewendet werden, die ihre Gene aus Oligonukleotid-Fragmenten
zusammenbauen.
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Die
CSR ist das einzige Selektionssystem, bei dem die Umsatzrate des
Enzyms direkt mit der nach der Selektion vorliegenden Kopienzahl
des zugehörigen
codierenden Gens in Verbindung steht.
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Es
gibt großes
Interesse an Polynukleotidpolymeren mit veränderten Basen, veränderten
Zuckern oder sogar veränderten
Rückgratchemien.
Jedoch kann die Festphasensynthese für gewöhnlich nur relativ kurze Polymere
bereitstellen, und natürlich
vorkommende Polymerasen bauen – nicht-überraschender Weise – die meisten
Analoga nur schwach ein. CSR ist ideal geeignet für die Selektion
von Polymerasen, die für nicht-natürliche Substrate
toleranter sind, um Polynukleotidpolymere mit neuen Eigenschaften
für die
Chemie, Biologie und Nanotechnologie (z.B. DNA-Kabel) herzustellen.
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Schließlich besitzt
die hitzestabile Emulsion, die für
die CSR entwickelt wurde, eigene Anwendungen. Mit > 109 Mikrokompartimenten/ml
bietet die Emulsions-PCR (ePCR) die Möglichkeit eines parallelen PCR-„Multiplexing" in einem noch nie
da gewesenen Größenmaßstab mit
potentiellen Anwendungen von der Genverknüpfungsanalyse bis zur Konstruktion
genomischer Repertoires direkt aus Einzelzellen. Sie kann auch Anwendungsmöglichkeiten
für im
großen
Maßstab
durchgeführte
diagnostische PCR-Anwendungen, wie etwa „Digitale PCR" (Vogelstein & Kinzler (1999),
PNAS, 96, 9236–9241)
besitzen. Die Kompartimentierung individueller Reaktionen kann außerdem die
Konkurrenz zwischen verschiedenen Gensegmenten ausschließen, die
entweder bei Multiplex-PCR
oder Zufallsprimer-PCR amplifiziert werden, und zu einer weniger
voreingenommenen Verteilung der Amplifikationsprodukte führen. ePCR
kann somit eine Alternative zu gesamtgenomischer DOP-PCR (und verwandten
Methodiken) bereitstellen oder tatsächlich verwendet werden, um DOP-PCR (und verwandte
Methodiken) effektiver zu machen.
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Das
Selektionssystem gemäß unserer
Erfindung basiert auf der Selbstreplikation in einem kompartimentierten
System. Unsere Erfindung stützt
sich auf die Tatsache, dass aktive Replikasen befähigt sind,
Nukleinsäuren
(insbesondere ihre codierenden Sequenzen) zu replizieren, während inaktive
Replikasen dies nicht können.
Somit können
wir bei den Verfahren unserer Erfindung ein kompartimentiertes System
bereitstellen, bei dem eine Replikase in einem Kompartiment weitgehend
unfähig
ist, auf irgendwelche anderen Matrizen einzuwirken als auf die Matrizen
innerhalb dieses Kompartiments; insbesondere kann sie nicht so wirken,
dass sie eine Matrize in irgendeinem anderen Kompartiment repliziert.
Bei hochgradig bevorzugten Ausführungsformen
codiert die Matrizennukleinsäure
in dem Kompartiment die Replikase. Somit kann die Replikase nichts anderes
als ihre codierende Sequenz replizieren; die Replikase ist somit
an ihre codierende Sequenz „gebunden". Als Ergebnis, bei
hochgradig bevorzugten Ausführungsformen
unserer Erfindung, ist die Endkonzentration der codierenden Sequenz
(d.h. die Kopienzahl) abhängig
von der Aktivität
des von ihr codierten Enzyms.
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Unser
Selektionssystem, wie angewendet auf die Selektion von Replikasen,
hat den Vorteil, dass es den katalytischen Umsatz (kcat/Km) mit der nach der Selektion vorliegenden
Kopienzahl des Gens, das den Katalysator codiert, verbindet. Somit
bietet die Kompartimentierung die Möglichkeit zur Verbindung von
Genotyp und Phänotyp
eines Replikaseenzyms, wie unten in weiterem Detail beschrieben,
durch eine gekoppelte enzymatische Reaktion, die die Replikation
des Gens oder der Gene des Enzyms bzw. der Enzyme als einen ihrer
Schritte beinhaltet.
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Die
Verfahren unserer Erfindung machen bevorzugt Gebrauch von Nukleinsäurebibliotheken,
deren Natur und Konstruktion unten in größerem Detail beschrieben wird.
Die Nukleinsäurebibliothek
umfasst einen Pool verschiedener Nukleinsäuren, deren Mitglieder Varianten
einer bestimmten Einheit (der zu selektierenden Einheit) codieren.
Somit, wie z.B. zur Selektion von Replikasen verwendet, benutzen
die Verfahren unserer Erfindung eine Nukleinsäurebibliothek oder einen Pool
mit Mitgliedern, die die Replikase bzw. die Varianten der Replikase
codieren. Jede der von den verschiedenen Bibliotheksmitgliedern
codierten Einheiten wird verschiedene Eigenschaften besitzen, z.B.
variierende Toleranz gegenüber
Hitze oder der Gegenwart kleiner inhibitorischer Moleküle, oder
Toleranz gegenüber
Basenpaar-Fehlpaarungen (wie unten in größerem Detail beschrieben).
Die Population der Nukleinsäurevarianten
liefert daher ein Ausgangsmaterial für die Selektion und ist in vielerlei
Hinsicht analog zur Variation einer natürlichen Population von Organismen,
wie sie durch Mutation hervorgerufen wird.
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Gemäß unserer
Erfindung werden die verschiedenen Mitglieder der Nukleinsäurebibliothek
oder des Nukleinsäurepools
in viele Kompartimente oder Mikrokapseln sortiert oder kompartimentiert.
Bei bevorzugten Ausführungsformen
enthält
jedes Kompartiment im wesentlichen ein Nukleinsäuremitglied des Pools (in einer oder
mehreren Kopien). Zusätzlich
umfasst das Kompartiment auch das Polypeptid oder Polynukleotid
(in einer oder bevorzugt mehreren Kopien), das von diesem Nukleinsäuremitglied
codiert wird (unabhängig
davon, ob es eine Replikase, ein Polypeptid etc. ist, wie unten
diskutiert). Die Natur dieser Kompartimente ist so, dass minimaler
oder weitgehend kein Austausch von Makromolekülen (wie etwa Nukleinsäuren und
Polypeptiden) zwischen verschiedenen Kompartimenten erfolgt. Wie
unten in weiterem Detail erklärt,
nutzen hochgradig bevorzugte Ausführungsformen unserer Erfindung
wässrige
Kompartimente in Wasser-in-Öl-Emulsionen.
Wie oben erklärt,
kann jedwede Replikaseaktivität,
die in dem Kompartiment vorhanden ist (egal, ob nun von der Replikase
gezeigt, durch ein Polypeptid modifiziert oder gezeigt von einem
Polypeptid, das in Verbindung mit einem anderen Polypeptid wirkt)
nur auf die Matrize in diesem Kompartiment einwirken.
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Die
Bedingungen in dem Kompartiment können variiert werden, um auf
Polypeptide zu selektieren, die unter diesen Bedingungen aktiv sind.
Wenn beispielsweise Replikasen selektiert werden, können die
Kompartimente eine erhöhte
Temperatur besitzen, um auf Replikasen mit höherer thermischer Stabilität hin zu
selektieren. Weiterhin wird die Verwendung der hier beschriebenen
Selektionsverfahren für
Fusionsproteine, die thermostabile Replikase und ein Protein von
Interesse umfassen, die Selektion thermisch stabiler Proteine erlauben.
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Ein
Verfahren für
den Einbau thermischer Stabilität
in ansonsten labile Proteine von kommerzieller Wichtigkeit ist im
Hinblick auf deren Produktion im Großmaßstab und deren Vertrieb wünschenswert.
Es ist ein Reportersystem beschrieben worden, um die Proteinfaltung
zu verbessern, indem man Proteine als Fusionen mit grünem Fluoreszenzprotein
(GFP) exprimiert (Waldo et al. (1999), Nat. Biotechnol. 17: 691–695). Die
Funktion des Letztgenannten steht in Beziehung zu der produktiven
Faltung des fusionierten Proteins unter Beeinflussung der Faltung
und/oder Funktionalität
des GFP, was die gesteuerte Entwicklung von Varianten mit verbesserter
Faltung und Expression erlaubt. Gemäß diesem Aspekt unserer Erfindung
werden Proteine an eine thermostabile Replikase fusioniert (oder
an ein Polypeptid, das Replikaseaktivität unterstützt) und auf aktive Fusionen
in Emulsion selektiert, dieses als ein Verfahren zur Entwicklung
von Proteinen mit gesteigerter Thermostabilität und/oder Löslichkeit.
Von instabilen Varianten des Fusionspartners wird erwartet, dass
sie vor oder während
der Thermocyclerbehandlung aggregieren und präzipitieren und somit die Replikaseaktivität in den entsprechenden
Kompartimenten kompromittieren. Lebensfähige Fusionen werden eine Selbstreplikation
in der Emulsion erlauben, wobei die Umsatzrate mit der Stabilität des Fusionspartners
verbunden ist.
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In
einem verwandten Ansatz kann neue oder gesteigerte Chaperoninaktivität durch
die Coexpression einer Bibliothek von Chaperonen zusammen mit einem
Polymerase-Polypeptid-Fusionsprotein
entwickelt werden, wobei sich die Proteingruppierung (unter den
Selektionsbedingungen) fehlerhaft faltet. Die Replikation des/der
Gen(e), die das Chaperonin codieren, kann nur fortschreiten, nachdem
die Chaperonin-Aktivität
die Polymeraseaktivität
in dem Polymerase-Polypeptid-Fusionsprotein
gerettet hat.
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Die
Thermostabilität
eines Enzyms kann durch konventionelle Mittel, wie sie in der Technik
bekannt sind, gemessen werden. Beispielsweise kann die katalytische
Aktivität
des nativen Enzyms bei einer bestimmten Temperatur als Referenzwert
gemessen werden. Enzymassays sind in der Technik wohlbekannt, und
es sind über
die Jahre Standard-Assays etabliert worden. Beispielsweise wird
der Einbau von Nukleotiden durch eine Polymerase gemessen, z.B.
unter Verwendung radioaktiv markierter dNTPs, wie etwa dATP, und
von Filterbindungstests, wie sie in der Technik bekannt sind. Das
Enzym, dessen Thermostabilität
zu messen ist, wird bei einer erhöhten Temperatur präinkubiert,
und es wird dann seine verbleibende Aktivität (z.B. Polymeraseaktivität im Fall
von Polymer asen) bei einer niedrigeren, optimalen Temperatur gemessen
und mit dem Bezugswert verglichen. Im Fall von Taq-Polymerase beträgt die erhöhte Temperatur
97,5°C,
die optimale Temperatur 72°C.
Die Thermostabilität
kann in Form der Halbwertszeit bei der erhöhten Temperatur ausgedrückt werden (d.h.
der Inkubationszeit bei höherer
Temperatur, über
die die Polymerase 50% ihrer Aktivität verliert). Beispielsweise
können
die thermostabilen Replikasen, Fusionsproteine oder Polypeptide,
die über
unsere Erfindung selektiert werden, eine Halbwertszeit besitzen,
die 2×,
3×, 4×, 5×, 6×, 7×, 8×, 9×, 10× oder mehr
als die des nativen Enzyms beträgt.
Am bevorzugtesten besitzen die thermostabilen Replikasen etc. eine
Halbwertszeit, die das 11-fache oder mehr beträgt, wenn man auf diese Weise
vergleicht. Bevorzugt werden die selektierten Polymerasen bei 95°C oder mehr,
97,5°C oder
mehr, 100°C
oder mehr, 105°C
oder mehr, oder 110°C oder
mehr präinkubiert.
Somit stellen wir bei einer hochgradig bevorzugten Ausführungsform
unserer Erfindung Polymerasen mit erhöhter Thermostabilität bereit,
die bei 97,5°C
eine Halbwertszeit zeigen, die dem 11-fachen oder mehr derjenigen
des entsprechenden wildtypischen (nativen) Enzyms entspricht.
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Die
Resistenz gegenüber
einem Inhibitor, wie etwa Heparin im Fall der Polymerasen, kann
ebenfalls wie oben getestet und gemessen werden. Die Resistenz gegenüber Inhibition
kann in Begriffen der Konzentration des inhibitorischen Faktors
ausgedrückt
werden. Beispielsweise können
wir bei bevorzugten Ausführungsformen
der Erfindung Heparin-resistente Polymerasen bereitstellen, die
in Heparinkonzentrationen bis zu bzw. zwischen 0,083 Unit/μl und 0,33
Unit/μl
aktiv sind. Zum Vergleich zeigen unsere Assays an, dass die Konzentration
von Heparin, die die native (wildtypische) Taq-Polymerase inhibiert,
im Bereich von zwischen 0,0005 bis zu 0,0026 Unit/μl liegt.
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Resistenz
wird praktischer Weise in Begriffen derjenigen Inhibitor-Konzentration
ausgedrückt,
von der herausgefunden wird, dass sie die Aktivität der selektierten
Replikase, des selektierten Fusionsproteins oder Polypeptids inhibiert,
und zwar im Vergleich zu der Konzentration, für die ermittelt wird, dass
sie das native Enzym inhibiert. Somit können die resistenten Replikasen,
Fusionsproteine oder Polypeptide, die durch unsere Erfindung selektiert
werden, 10×,
20×, 30×, 40×, 50×, 60×, 70×, 80×, 90×, 100×, 110×, 120×, 130×, 140×, 150×, 160×, 170×, 180×, 190×, 200× oder mehr
an Resistenz im Vergleich zu dem nativen Enzym besitzen. Am bevorzugtesten
besitzen die resistenten Replikasen etc. eine 130× oder mehr
gesteigerte Resistenz, wenn man sie auf diese Weise vergleicht.
Die selektierten Replikasen etc. besitzen bevorzugt 50% oder mehr,
60% oder mehr, 70% oder mehr, 80% oder mehr, 90% oder mehr oder
sogar 100% der Aktivität
bei der Konzentration des inhibitorischen Faktors. Weiterhin können die
Kompartimente Mengen eines inhibitorischen Mittels, wie etwa Heparin,
enthalten, um auf Replikasen zu selektieren, die unter solchen Bedingungen
Aktivität
besitzen.
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Wie
unten erklärt,
können
die Verfahren unserer Erfindung verwendet werden, um ein Paar interagierender
Polypeptide zu selektieren, und die Bedingungen in den Kompartimenten
können
verändert
werden, um Polypeptide auszuwählen,
die befähigt
sind, unter diesen Bedingungen zu wirken (beispielsweise hohe Salzkonzentration
oder erhöhte
Temperatur, etc.). Die Verfahren unserer Er findung können außerdem verwendet werden,
um auf Faltung, Stabilität
und/oder Löslichkeit
eines fusionierten Polypeptids, das unter solchen Bedingungen (z.B.
hohe Salzkonzentration, erhöhte
Temperatur oder chaotrope Mittel, etc.) wirksam ist, zu selektieren.
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Das
Selektionsverfahren unserer vorliegenden Erfindung kann verwendet
werden, um auf verschiedene Replikationsaktivitäten hin zu selektieren, z.B.
auf Polymeraseaktivität.
Hier ist die Replikase eine Polymerase, und die katalytische Reaktion
ist die Replikation ihres eigenen Gens durch die Polymerase. Somit
sind defekte Polymerasen oder Polymerasen, die inaktiv unter den
Bedingungen sind, unter denen die Reaktion durchgeführt wird
(die Selektionsbedingungen), unfähig,
ihre eigenen Gene zu amplifizieren. Entsprechend werden Polymerasen,
die weniger aktiv sind, ihre codierenden Sequenzen in ihren Kompartimenten
langsamer replizieren. Dementsprechend werden diese Gene unterrepräsentiert
sein oder sogar aus dem Genpool verschwinden.
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Aktive
Polymerasen sind auf der anderen Seite befähigt, ihre eigenen Gene zu
replizieren, und die resultierende Kopienzahl dieser Gene wird gesteigert
werden. Bei einer bevorzugten Ausführungsform der Erfindung wird
die Kopienzahl eines Gens unter den Bedingungen, unter denen die
Reaktion durchgeführt
wird, in dem Pool eine direkte Beziehung zu der Aktivität des codierten
Polypeptids aufweisen. Bei dieser bevorzugten Ausführungsform
wird die aktivste Polymerase in dem endgültigen Pool am stärksten repräsentiert
sein (d.h. ihre Kopienzahl in dem Pool wird am höchsten sein). Wie erkennbar
sein wird, ermöglicht
dies eine leichte Klonierung der aktiven Polymerasen gegenüber inaktiven.
Das Verfahren unserer Erfindung ist daher in der Lage, eine direkte
Verbindung der Umsatzrate des Enzyms mit der resultierenden Kopienzahl
des Gens, welches das Enzym codiert, herzustellen.
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Beispielsweise
kann das Verfahren auf die Isolierung aktiver Polymerasen (DNA-,
RNA-Polymerasen und
reverse Transkriptasen) aus thermophilen Organismen angewandt werden.
Kurz dargestellt, wird eine thermostabile Polymerase intrazellulär in Bakterienzellen
exprimiert, und diese werden (z.B. in einer Wasser-Öl-Emulsion)
in geeignetem Puffer kompartimentiert, dies zusammen mit geeigneten
Mengen der vier dNTPs und Oligonukleotiden, die eine Primerfunktion
an beiden Enden des Polymerasegens oder an Plasmidsequenzen, die
das Polymerase-Gen flankieren, ausüben. Die Polymerase und ihr
Gen werden durch einen Temperaturschritt aus den Zellen entlassen,
der die Zellen lysiert und Enzymaktivitäten, die mit den Wirtszellen assoziiert
sind, zerstört.
Polymerasen aus mesophilen Organismen (oder weniger thermostabile
Polymerasen) können
in einer analogen Weise exprimiert werden, mit dem Unterschied,
dass die Zelllyse entweder bei Umgebungstemperatur ablaufen sollte
(z.B. durch die Expression eines lytischen Proteins (z.B. abgeleitet
aus lytischen Bakteriophagen), durch Detergens-vermittelte Lyse
(z.B. BugbusterTM, kommerziell erhältlich),
oder die Lyse kann bei erhöhter
Temperatur in Gegenwart eines die Polymerase stabilisierenden Mittels
stattfinden (z.B. hohe Konzentrationen an Prolin (siehe Beispiel
27) im Falle von Klenow oder Trehalose im Falle von RT). In solchen
Fällen
kann die Hintergrundpolymeraseaktivität des Wirtsstamms in die Selektionen
eingreifen, und es kann bevorzugt sein, Gebrauch von mutanten Stämmen zu
machen (z.B. polA–).
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Alternativ
können
Polymerasegene (entweder als Plasmide oder als lineare Fragmente)
wie oben kompartimentiert werden, und die Polymerase kann in situ
in den Kompartimenten exprimiert werden, indem man eine in vitro
Transkription/Tfranslation (ivt) anwendet, gefolgt von einem Temperaturschritt
zur Zerstörung enzymatischer
Aktivitäten,
die mit dem in vitro-Translationsextrakt assoziiert sind. Polymerasen
aus mesophilen Organismen (oder weniger thermostabile Polymerasen)
können
in situ in einer analogen Weise exprimiert werden, mit dem Unterschied,
dass es zur Vermeidung der mit dem in vitro-Translationsextrakt
assoziierten enzymatischen Aktivitäten bevorzugt sein kann, einen
Translationsextrakt zu verwenden, der aus definierten, gereinigten
Komponenten zusammengesetzt ist, wie etwa das PURE-System (Shimazu
et al. (2001) Nat. Biotech., 19: 751).
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PCR-Thermocycling
führt dann
zur Amplifikation der Polymerasegene durch die von ihnen codierten Polypeptide,
d.h. es werden nur diejenigen Gene amplifiziert werden, die aktive
Polymerasen codieren, bzw. Polymerasen, die unter den gewählten Bedingungen
aktiv sind. Weiterhin wird die Kopienzahl eines Polymerasegens X
nach der Selbstamplifikation direkt proportional zu der katalytischen
Aktivität
der von ihm codierten Polymerase X sein (siehe 1A und 1B).
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Durch
Variieren der Selektionsbedingungen in dem Kompartiment können Polymerasen
oder andere Replikasen mit gewünschten
Eigenschaften unter Verwendung der Verfahren unserer Erfindung selektiert
werden. Somit, indem man Repertoires von Polymerasegenen (diversifiziert
durch gezielte oder zufällige
Mutation) der Selbstamplifikation aussetzt, sowie durch Veränderung
der Bedingungen, unter denen Selbstamplifikation stattfinden kann,
kann das System für
die Isolierung und Herstellung von Polymerasen mit veränderten,
verstärkten
oder neuen Eigenschaften verwendet werden. Solche verstärkten Eigenschaften
können
eine erhöhte Thermostabilität, erhöhte Prozessivität, erhöhte Genauigkeit
(besseres Korrekturlesen), einen verstärkten Einbau nicht bevorzugt
angenommener Substrate (z.B. von Ribonukleotiden, Farbstoff-modifizierten
Nukleotiden, von allgemeinen Basen, wie etwa 5-Nitroindol, oder
von anderen ungewöhnlichen
Substraten, wie etwa Pyren-Nukleotiden (Matray & Kool (1999), Nature 399, 704–708) (3)
oder Resistenz gegenüber
Inhibitoren (z.B. Heparin in klinischen Proben) beinhalten. Neue
Eigenschaften können
bestehen im Einbau nicht-natürlicher
Substrate (z.B. von Ribonukleotiden), der Umgehung des Ablesens
bzw. Korrekturlesens geschädigter Stellen
(z.B. von nicht-basischen Stellen (Paz-Elizur T. et al. (1997) Biochemistry
36, 1766), Thymidin-Dimeren (Wood R. D. (1999) Nature 399,639),
Hydantoin-Basen (Duarte V et al. (1999) Nucleic Acids Res. 27,496))
und möglicherweise
sogar in neuen Chemien (z.B. neue Rückgrate, wie etwa PNA (Nielsen
PE. Curr. Opin Biotechnol. 1999; 10 (1): 71–5) oder Sulfon (Benner SA
et al. Pure Appl. Chem. 1998 Feb; 70 (2): 263–6) oder in veränderten
Zuckerchemien (A. Eschenmoser, Science 284, 2118–24 (1999)). Die Technik kann
auch verwendet werden, um Faktoren zu isolieren oder zu entwickeln,
die die Polymerasefunktion verstärken
oder modi fizieren, wie etwa Prozessivitätsfaktoren (wie Thioredoxin
im Fall von T7-DNA-Polymerase (Doublie S. et al (1998) Nature 391,
251)).
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Jedoch
können
andere Enzyme neben Replikasen, wie etwa Telomerasen, Helikasen
etc. ebenfalls gemäß unserer
Erfindung selektiert werden. Somit wird Telomerase in situ exprimiert
(in Kompartimenten), z.B. durch in vitro-Translation zusammen mit
Telomerase-RNA (entweder hinzugegeben oder auch in situ transkribiert;
z.B. Bachand et al., (2000) RNA 6: 778–784).
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Die
Kompartimente enthalten außerdem
Taq Pol und dNTPs, sowie Telomer-spezifische Primer. Bei niedriger
Temperatur ist Taq inaktiv, jedoch wird eine aktive Telomerase Telomere
an ihr eigenes, sie codierendes Gen (ein lineares DNA-Fragment mit
passenden Enden) anhängen.
Nach der Telomerase-Reaktion amplifiziert das Thermocycling nur
für aktive
Telomerase codierende Gene. Es kann Diversität in das Telomerasegen oder
die RNA (oder beide) eingeführt
werden, und zwar gezielt oder zufällig. Wie auf die Selektion
von Helikasen angewendet, ist das Selektionsverfahren im wesentlichen
das gleiche, wie es für
Telomerasen beschrieben wurde, jedoch wird die Helikase eher dafür verwendet,
um Stränge
auf zu winden als für
die Hitzedenaturierung.
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Die
Verfahren unserer Erfindung können
außerdem
verwendet werden, um auf DNA-Reparaturenzyme
oder Transläsions-Polymerasen,
wie etwa E. coli Pol IV und Pol V, hin zu selektieren. Hier wird
ein Schaden in die Primer eingeführt
(gezielte Chemie) oder eine zufällig
wirkende Mutagenbehandlung durchgeführt (z.B. UV, mutagene Chemikalien,
etc.). Dies erlaubt die Selektion von Enzymen, die befähigt sind,
Primer zu reparieren, die für
die Replikation oder die eigene Gensequenz erforderlich sind (Informationswiederherstellung) oder
den Weg zu verbesserten „Reparasen" für die Gentherapie,
etc.
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Die
Verfahren unserer Erfindung können
außerdem
in ihren verschiedenen Ausführungsformen
verwendet werden, um auf Polypeptide zu selektieren, die befähigt sind,
die Replikase-Aktivität
direkt oder indirekt zu modulieren. Zusätzlich kann die Erfindung dafür verwendet
werden, um ein Paar von Polypeptiden zu selektieren, das befähigt ist,
zu interagieren, oder für
die Selektion katalytischer Nukleinsäuren, wie etwa katalytischer
RNA (Ribozyme). Diese und andere Ausführungsformen werden unten in
weiterem Detail beschrieben.
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Nukleinsäure prozessierende
Enzyme
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Wie
hier verwendet, ist ein Nukleinsäure
prozessierendes Enzym ein beliebiges Enzym, das ein Proteinenzym
oder ein Nukleinsäureenzym
sein kann, das befähigt
ist, zum Modifizieren, Verlängern
(wie etwa um wenigstens ein Nukleotid), zum Amplifizieren oder anderweitigen
Beeinflussen von Nukleinsäuren,
wie etwa, um die Nukleinsäure
durch Amplifikation in Übereinstimmung
mit der vorliegenden Erfindung selektierbar zu machen. Solche Enzyme
besitzen daher eine Aktivität,
die z.B. in der Amplifikation, Stabilisierung, Destabilisierung,
Hybridisierung oder Denaturierung, der Replikation, dem Schutz oder
der Entschützung
von Nukleinsäuren
resultiert, oder irgendeine andere Aktivität, auf deren Basis eine Nukleinsäure durch
Amplifikation selektiert werden kann. Beispiele beinhalten Helikasen,
Telomerasen, Ligasen, Rekombinasen, Integrasen und Replikasen. Replikasen
sind bevorzugt.
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Replikase/Replikation
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Wie
hier verwendet, bezieht sich der Begriff „Replikation" auf das Matrizen-abhängige Kopieren
einer Nukleinsäuresequenz.
Nukleinsäuren
werden unten diskutiert und beispielhaft dargestellt. Allgemein
ist das Produkt der Replikation eine andere Nukleinsäure, ob
nun von derselben Art oder von einer anderen Art. Einbezogen sind
somit die Replikation von DNA zur Herstellung von DNA, die Replikation
von DNA zur Herstellung von RNA, die Replikation von RNA zur Herstellung
von DNA und die Replikation von RNA zur Herstellung von RNA. „Replikation" soll daher Prozesse
umfassen, wie etwa die DNA-Replikation, Polymerisation, Ligation von
Oligonukleotiden oder Polynukleotiden (z.B. Trinukleotid (Triplett)
5'-Triphosphaten)
zur Ausbildung längerer
Sequenzen, Transkription, reverse Transkription, etc.
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Der
Begriff „Replikase" soll ein Enzym mit
katalytischer Aktivität
bezeichnen, das befähigt
ist, Nukleotide und Aufbaublöcke
zu verbinden, um Nukleinsäuresequenzen
auszubilden. Solche Nukleotidbildungsblöcke beinhalten, ohne hierauf
beschränkt
zu sein, Nukleoside, Nukleosidtriphosphate, Desoxynukleoside, Desoxynukleosidtriphosphate,
Nukleotide (umfassend eine Stickstoffenthaltende Base, wie etwa
ein Adenin, Guanin, Cytosin, Uracil, Thymin, etc., einen 5-Kohlenstoffzucker
und eine oder mehrere Phosphatgruppen), Nukleotidtriphosphate, Desoxynukleotide,
wie etwa Desoxyadenosin, Desoxythymidin, Desoxycytidin, Desoxyuridin,
Desoxyguanidin, Desoxynukleotidtriphosphate (dNTPs) und synthetische
oder künstliche
Analoga von diesen. Aufbaublöcke
beinhalten außerdem
Oligomere oder Polymere von beliebigen von diesen, z.B. Trinukleotide
(Tripletts), Oligonukleotide und Polynukleotide.
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Somit
kann eine Replikase eine zuvor bestehende Nukleinsäuresequenz
(Primer) verlängern,
indem sie Nukleotide oder Desoxynukleotide einbaut. Eine solche
Aktivität
ist in der Technik als „Polymerisation" bekannt, und die
Enzyme, die diese ausführen,
sind als „Polymerasen" bekannt. Ein Beispiel
für eine
solche Polymerase-Replikase ist DNA-Polymerase, die befähigt ist,
DNA zu replizieren. Die Primer können
gegenüber der
verlängerten
Sequenz chemisch von der gleichen oder von unterschiedlicher Form
sein (z.B. ist Säuger-DNA-Polymerase
dafür bekannt,
dass sie eine DNA-Sequenz ausgehend von einem RNA-Primer verlängert).
Der Begriff Replikase beinhaltet auch solche Enzyme, die Nukleinsäuresequenzen
zusammenfügen, egal,
ob nun Polymere oder Oligomere, um längere Nukleinsäuresequenzen
auszubilden. Eine solche Aktivität wird
von den Ligasen gezeigt, die Stücke
von DNA oder RNA ligieren.
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Die
Replikase kann vollständig
aus Replikasesequenz bestehen, oder sie kann eine Replikasesequenz
umfassen, die mit einem heterologen Polypeptid oder einem anderen
Molekül,
wie etwa einem Polypeptid, durch chemische Mittel verbunden ist,
oder in Form eines Fusionsproteins vorliegen oder aus zwei oder mehr
aufbauenden Teilen zusammengesetzt sein.
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Bevorzugt
ist die Replikase gemäß der Erfindung
eine DNA-Polymerase, RNA-Polymerase, reverse Transkriptase, DNA-Ligase
oder RNA-Ligase.
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Bevorzugt
ist die Replikase eine thermostabile Replikase. Eine „thermostabile" Replikase, wie sie
hier verwendet wird, ist eine Replikase, die signifikante Resistenz
gegenüber
thermischer Denaturierung bei erhöhten Temperaturen zeigt, typischer
Weise oberhalb der Körpertemperatur
(37°C).
Bevorzugt liegt eine solche Temperatur im Bereich von 42°C bis 160°C, bevorzugter
zwischen 60 bis 100°C,
am bevorzugtesten über 90°C. Im Vergleich
zu einer nicht-thermostabilen Replikase zeigt die thermostabile
Replikase eine signifikant gesteigerte Halbwertszeit (Inkubationszeit
bei erhöhter
Temperatur, die in 50% Aktivitätsverlust
resultiert). Bevorzugt behält
die thermostabile Replikase 30% oder mehr ihrer Aktivität nach der
Inkubation bei erhöhter
Temperatur, bevorzugter 40%, 50%, 60%, 70% oder 80% oder mehr ihrer
Aktivität.
Noch bevorzugter behält
die Replikase 80% an Aktivität.
Am bevorzugtesten beträgt
die beibehaltene Aktivität
90%, 95% oder mehr, sogar 100%. Nicht-thermostabile Replikasen würden wenig
oder keinen Erhalt an Aktivität
nach ähnlichen
Inkubationen bei der erhöhten
Temperatur zeigen.
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Polymerase
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Ein
Beispiel für
eine Replikase ist DNA-Polymerase. DNA-Polymerase-Enzyme sind natürlich vorkommende
intrazelluläre
Enzyme und werden von einer Zelle verwendet, um einen Nukleinsäurestrang
unter Verwendung eines Matrizenmoleküls zu replizieren, um einen
komplementären
Nukleinsäurestrang
herzustellen. Enzyme mit DNA-Polymerase-Aktivität katalysieren die Ausbildung
einer Bindung zwischen der 3'-Hydroxylgruppe
an dem wachsenden Ende eines Nukleinsäure-Primers und der 5'-Phosphatgruppe eines Nukleotidtriphosphats.
Diese Nukleotidtriphosphate werden für gewöhnlich aus Desoxyadenosin-Triphosphat
(A), Desoxythymidin-Triphosphat (T), Desoxycytidin-Triphosphat (C)
und Desoxyguanosin-Triphosphat (G) ausgewählt. Jedoch können DNA-Polymerasen modifizierte
oder veränderte
Versionen dieser Nukleotide einbauen. Die Reihenfolge, in der die
Nukleotide angefügt
werden, wird durch die Basenpaarung an einen DNA-Matrizenstrang
diktiert; eine solche Basenpaarung erfolgt durch „kanonische" Wasserstoffbindung
(Wasserstoffbindung zwischen A- und T-Nukleotiden und G und C-Nukleotiden
gegenüberliegender
DNA-Stränge),
obwohl eine nicht-kanonische Basenpaarung, wie etwa eine G:U-Basenpaarung,
in der Technik bekannt ist. Siehe z.B. Adams et al., The Biochemistry
of the Nucleic Acids 14–32
(11. Auflage 1992). Die in vitro-Verwendung von Enzymen mit DNA-Polymeraseaktivität ist in
den letzten Jahren bei einer Vielzahl biochemischer Anwendungen
gebräuchlicher
geworden, einschließlich
cDNA-Synthese und
DNA-Sequenzierungsreaktionen (siehe Sambrook et al., (2. Auflage,
Cold Spring Harbor Laboratory Press, 1989)) und der Amplifikation
von Nukleinsäuren
durch Verfahren, wie etwa der Polymerasekettenreaktion (PCR) (Mullis
et al., US-Patente Nr. 4,683,195, 4,683,202 und 4,800,159) und bei
Verfahren der durch RNA-Transkription vermittelten Amplifikation
(z.B. Kacian et al., PCT Veröffentlichung
Nr. WO 91/01384).
-
Verfahren,
wie etwa PCR, machen Gebrauch von Zyklen der Primer-Verlängerung
durch die Verwendung einer DNA-Polymerase-Aktivität, gefolgt
von thermischer Denaturierung der resultierenden doppelsträngigen Nukleinsäure, um
eine neue Matrize für
eine weitere Runde der Primer-Anhybridisierung
und -Verlängerung
bereitzustellen. Da die hohen Temperaturen, die für die Strang-Denaturierung notwendig
sind, in einer irreversiblen Inaktivierung vieler DNA-Polymerasen
resultieren, liefert die Entdeckung und Verwendung von DNA-Polymerasen,
die befähigt
sind, bei Temperaturen oberhalb von etwa 37°C bis 42°C aktiv zu bleiben (thermostabile
DNA-Polymeraseenzme) einen Vorteil an Kosten- und Arbeitseffizienz.
Thermostabile DNA-Polymerasen sind in einer Anzahl thermophiler
Organismen entdeckt worden, einschließlich, ohne hierauf beschränkt zu sein,
Thermus aquaticus, Thermus thermophilus und Spezies der Gattungen
Bacillus, Thermococcus, Sulfolobus und Pyrococcus. DNA-Polymerasen
können
direkt aus diesen thermophilen Organismen gereinigt werden. Jedoch
können
wesentliche Steigerungen der Ausbeute von DNA-Polymerase erhalten
werden, indem man zunächst
das Gen, das für
das Enzym codiert, durch Verfahren der rekombinanten DNA-Technik
in einem Multikopien-Expressionsvektor kloniert, den Vektor in einen
Wirtszellstamm inseriert, der befähigt ist, das Enzym zu exprimieren,
die Vektor-enthaltenden Wirtszellen kultiviert und die DNA-Polymerase
dann aus einem Wirtszellstamm, der das Enzym exprimiert hat, extrahiert.
-
Die
bislang charakterisierten bakteriellen DNA-Polymerasen besitzen
bestimmte Muster von Ähnlichkeiten
und Unterschieden, was einige dazu veranlasst hat, diese Enzyme
in zwei Gruppen aufzuteilen: diejenigen, deren Gene Introns/Inteine
enthalten (Klasse B DNA-Polymerasen) und diejenigen, deren DNA-Polymerasegene
im Wesentlichen ähnlich
zu dem von E. coli DNA-Polymerase I sind und die keine Introns enthalten
(Klasse A DNA-Polymerasen).
-
Es
sind mehrere thermostabile DNA-Polymerasen der Klassen A und B,
die aus thermophilen Organismen stammen, kloniert und exprimiert
worden. Unter den Klasse A-Enzymen: Lawyer et al. J. Biol. Chem. 264:
6427–6437
(1989) und Gelfund et al., US-Patent Nr. 5,079,352 beschreiben die
Klonierung und Expression einer thermostabilen DNA-Polymerase voller
Länge aus
Thermus aquaticus (Taq). Lawyer et al., in PCR Methods and Applications,
2: 275–287
(1993) und Barnes, PCT-Veröffentlichung
Nr. WO 92/06188 (1992) offenbaren die Klonierung und Expression
trunkierter Versionen der gleichen DNA-Polymerase, während Sullivan,
EPO-Veröffentlichung
Nr. 0482714A1 (1992), die Klonierung einer mutierten Version der
Taq-DNA-Polymerase beschreibt. Asakura et al., J. Ferment. Bioeng.
(Japan), 74: 265–269
(1993) haben, wie bereichtet, eine DNA-Polymerase aus Thermus thermophilus
kloniert und exprimiert. Gelfund et al., PCT-Veröffentlichung Nr. WO 92/06202
(1992) haben eine gereinigte thermostabile DNA-Polymerase aus Thermosipho
africanus offenbart. Eine thermostabile DNA-Polymerase aus Thermus
flavus wird von Akhmetzjanov und Vakhitov, Nucleic Acids Res., 20:
5839 (1992), beschrieben. Uemori et al., J. Biochem. 113: 401–410 (1993)
und EPO-Veröffentlichung
Nr. 0517418A2 (1992) haben die Klonierung und Expression einer DNA-Polymerase
aus dem thermophilen Bakterium Bacillus caldotenax beschrieben.
Ishino et al., japanische Patentanmeldung Nr. HEI 4[1992]-131400
(Veröffentlichungsdatum
Nov. 19, 1993) beschreiben die Klonierung einer DNA-Polymerase aus
Bacillus stearothermophilus. Unter den Klasse B-Enzymen: Eine rekombinante
thermostabile DNA-Polymerase aus Thermococcus litoralis ist beschrieben
worden von Comb et al., EPO-Veröffentlichung
Nr. 0 455 430 A3 (1991), Comb et al., EPO-Veröffentlichung Nr. 0547920A2
(1993) und Perler et al., Proc. Natl. Acad. Sci. (USA), 89: 5577–5581 (1992).
Eine klonierte thermostabile DNA-Polymerase aus Sulfolobus solofatarius wird
in Pisani et al., Nucleic Acids Res. 20: 2711–2716 (1992) und in der PCT-Veröffentlichung
WO 93/25691 (1993) offenbart. Das thermostabile Enzym aus Pyrococcus
furiosus wird offenbart in Uemori et al., Nucleic Acids Res., 21:
259–265
(1993), während
eine rekombinante DNA-Polymerase aus Pyrococcus sp. gewonnen wird,
wie dies in Comb et al., EPO-Veröffentlichung
Nr. 0547359A1 (1993), offenbart ist.
-
Viele
thermostabile DNA-Polymerasen besitzen zusätzlich zu einer DNA-Polymeraseaktivität weitere Aktivitäten; diese
können
eine 5'-3'-Exonukleaseaktivität und/oder
eine 3'-5'-Exonukleaseaktivität beinhalten. Die Aktivitäten von
5'-3'- und 3'-5'-Exonukleasen sind
Durchschnittsfachleuten wohlbekannt. Die 3'-5'-Exonuklease-Aktivität verbessert
die Genauigkeit des neu synthetisierten Strangs durch Entfernen
unkorrekter Basen, die eingebaut worden sein können; DNA-Polymerasen, bei
denen eine solche Aktivität
niedrig ist oder fehlt, wie beschrieben unter Einbeziehung von Taq-DNA-Polymerase
(siehe Lawyer et al., J. Biol. Chem. 264: 6427–6437), besitzen erhöhte Fehlerraten
beim Einbau von Nukleotidresten in den Primer-Verlängerungsstrang.
Bei Anwendungen, wie etwa Nukleinsäureamplifikationsprozeduren,
bei denen die Replikation von DNA oft geometrisch im Bezug auf die
Anzahl der Primer-Verlängerungszyklen
ist, können
solche Fehler zu ernsthaften, Artefakt-bildenden Problemen, wie
etwa einer Sequenzheterogenität
des Nukleinsäure-Amplifikationsprodukts
(Amplikon), führen.
Somit ist eine 3'-5'-Exonukleaseaktivität ein erwünschtes
Merkmal einer thermostabilen DNA-Polymerase, die für solche
Zwecke verwendet wird.
-
Im
Gegensatz dazu ist die oft bei DNA-Polymeraseenzymen vorhandene
5'-3'-Exonukleaseaktivität häufig bei speziellen Anwendungen
unerwünscht,
da diese Nukleinsäuren
verdauen kann, einschließlich
Primern, die ein ungeschütztes
5'-Ende besitzen.
Somit ist eine thermostabile DNA-Polymerase mit einer abgeschwächten oder
fehlenden 5'-3'-Exonukleaseaktivität ebenso
ein erwünschtes
Merkmal eines Enzyms für
biochemische Anwendungen. Es sind verschiedene DNA-Polymeraseenzyme
beschrieben worden, bei denen eine Modifikation in eine DNA-Polymerase eingeführt wurde,
die diese Aufgabe erfüllt.
Beispielsweise kann das Klenow-Fragment von E. coli DNA-Polymerase
I als ein proteolytisches Fragment des Holoenzyms erzeugt werden,
bei dem die Domäne
des Proteins, die die 5'-3'-Exonukleaseaktivität kontrolliert,
entfernt wurde. Das Klenow-Fragment
behält
dabei die Polymeraseaktivität
und die 3'-5'-Exonukleaseaktivität nach wie
vor bei. Barnes, supra, und Gelfund et al., US-Patent Nr. 5,079,352,
haben 5'-3'-Exonuklease-defiziente
rekombinante Taq-DNA-Polymerasen hergestellt. Ishino et al., EPO-Veröffentlichung
Nr. 0517418A2, haben eine 5'-3'-Exonuklease-defiziente
DNA-Polymerase hergestellt, die aus Bacillus caldotenax abgeleitet
wurde. Auf der anderen Seite besitzen Polymerasen, denen die 5'-3'-Exonuklease-Domäne fehlt, oft eine reduzierte
Prozessivität.
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Ligase
-
DNA-Strangbrüche und
-Lücken
werden vorübergehend
während
der Replikation, der Reparatur und Rekombination erzeugt. Bei Säugerzellkernen
hängt die
erneute Verbindung solcher Strangbrüche von verschiedenen, unterschiedlichen
DNA-Polymerasen und DNA-Ligaseenzymen ab. Der Mechanismus zur Verbindung
von DNA-Strangunterbrechungen durch DNA-Ligaseenzyme ist in breitem
Umfang beschrieben worden. Die Reaktion wird initiiert durch die
Ausbildung eines kovalenten Enzym-Adenylat-Komplexes. DNA-Ligaseenzyme
von Säugern
und Viren verwenden ATP als Cofaktor, während bakterielle DNA-Ligaseenzyme
NAD verwenden, um die Adenylylgruppe zu erzeugen. Im Fall der ATP-verwendenden
Ligasen wird das ATP in AMP und Pyrophosphat gespalten, wobei der
Adenylylrest über
eine Phosphoramidatbindung an die ε-Aminogruppe eines spezifischen
Lysinrestes an der aktiven Stelle des Proteins gebunden wird (Gumport,
R. I. et al., PNAS, 68: 2559–63
(1971)). Der reaktivierte AMP-Rest des DNA-Ligase-Adenylat-Intermediats
wird auf den 5'-Phosphatterminus
eines Einzelstrangbruchs in doppelsträngiger DNA übertragen, um einen kovalenten DNA-AMP-Komplex
mit einer 5'-5'-Phosphoanhydrid-Bindung
zu erzeugen. Dieses Reaktionszwischenprodukt ist auch für mikrobielle
und aus Säugern
stammende DNA-Ligaseenzyme isoliert worden, ist jedoch von kürzerer Lebensdauer
als das mit Adenylyl versehene Enzym. Beim letzten Schritt der DNA-Ligation
katalysieren von Adenylyl freie DNA-Ligaseenzyme, die für die Erzeugung
einer Phosphodiester-Bindung benötigt
werden, die Verdrängung
des AMP-Restes durch den Angriff der angrenzenden 3'-Hydroxylgruppe an
der mit Adenylyl versehenen Stelle.
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Das
Vorkommen von drei verschiedenen DNA-Ligaseenzymen, DNA-Ligase I,
II und III, ist zuvor durch eine biochemische und immunologische
Charakterisierung gereinigter Enzyme etabliert worden (Tomkinson, A.
E. et al., J. Biol. Chem., 266: 21728–21735 (1991) und Roberts,
E. et al., J. Biol. Chem., 269: 3789–3792 (1994)).
-
Amplifikation
-
Die
Verfahren unserer Erfindung beinhalten die Matrizen-basierte Amplifikation
gewünschter
Nukleinsäuren. „Amplifikation" bezieht sich auf
die Steigerung der Kopienzahl eines bestimmten Nukleinsäurefragments
(oder eines Teils von diesem), entweder resultierend aus einer enzymatischen
Kettenreaktion (wie etwa einer Polymerasekettenreaktion, einer Ligase-Kettenreaktion
oder einer selbsttragenden Sequenzreplikation) oder aus der Replikation
des gesamten oder eines Teils des Vektors, in das dieses kloniert
wurde. Vorzugsweise ist die Amplifikation gemäß unserer Erfindung eine exponentielle
Amplifikation, wie sie z.B. von einer Polymerasekettenreaktion gezeigt
wird.
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Es
sind viele Verfahren der Ziel- und Signal-Amplifikation in der Literatur
beschrieben worden, z.B. siehe allgemeine Übersichtsartikel über diese
Verfahren in Landegren, U. et al., Science 242: 229–237 (1988)
und Lewis, R., Genetic Engineering News 10: 1, 54–55 (1990).
Diese Amplifikationsverfahren können
bei den Verfahren unserer Erfindung benutzt werden und beinhalten
Polymerasekettenreaktion (PCR), PCR in situ, Ligase-Amplifikationsreaktion
(LAR), Ligase-Hybridisierung, Qβ-Bakteriophagen-Replikase,
Transkriptions-basiertes Amplifikationssystem (TAS), genomische
Amplifikation mit Transkript-Sequenzierung (GAWTS), Nukleinsäuresequenz-basierte
Amplifikation (NAS-BA)
und in situ-Hybridisierung.
-
Polymerasekettenreaktion
(PCR)
-
PCR
ist ein Verfahren der Nukleinsäure-Amplifikation,
das unter anderem in den US-Patenten Nr. 4,683,195 und 4,683,202
beschrieben ist. PCR besteht aus wiederholten Zyklen von mittels
DNA-Polymerase erzeugten Primer-Verlängerungsreaktionen. Die Ziel-DNA
wird hitzedenaturiert, und zwei Oligonukleotide, die die Zielsequenz
an gegenüberliegenden
Strängen
der zu amplifizierenden DNA „umklammern", werden anhybridisiert.
Diese Oligonukleotide werden Primer zur Verwendung mit DNA-Polymerase.
Die DNA wird durch Primer-Verlängerung
kopiert, um eine zweite Kopie beider Stränge herzustellen. Durch Wiederholen
des Zyklus der Hitzedenaturierung, Primer-Hybridisierung und -Verlängerung,
kann die Ziel-DNA in etwa zwei bis vier Stunden eine Million Mal
oder mehr amplifiziert werden. Die PCR ist ein Werkzeug der Molekularbiologie,
das in Verbindung mit einer Detektionstechnik verwendet werden muss,
um die Ergebnisse der Amplifikation zu bestimmen. Ein Vorteil der
PCR besteht darin, dass sie die Empfindlichkeit durch Amplifizieren
der Menge an Ziel-DNA in etwa 4 Stunden um das 1 Million- bis 1
Milliarden-fache erhöht.
-
Die
Polymerasekettenreaktion kann wie folgt bei den Selektionsverfahren
unserer Erfindung verwendet werden. Beispielsweise kann die PCR
verwendet werden, um auf Varianten von Taq-Polymerase mit Polymeraseaktivität hin zu
selektieren. Wie oben in weiterem Detail beschrieben, wird eine
Bibliothek von Nukleinsäuren,
die jeweils eine Replikase oder eine Variante der Replikase, z.B.
Taq-Polymerase, codieren, erzeugt und in Kompartimente aufgeteilt.
Jedes Kompartiment umfasst im Wesentlichen ein Mitglied der Bibliothek
zusammen mit der Replikase oder der Variante, die von diesem Mitglied
codiert wird.
-
Die
Polymerase oder Variante kann in vivo in einem transformierten Bakterium
oder einem anderen geeigneten Expressionswirt, z.B. Hefe oder Insekten-
oder Säugerzellen,
exprimiert werden und der Expressionswirt in einem Kompartiment
eingekapselt werden. Hitze oder andere geeignete Mittel werden appliziert,
um den Wirt aufzubrechen und die Polymerasevariante und ihre codierende
Nukleinsäure
in dem Kompartiment freizusetzen. Im Falle eines bakteriellen Wirts
kann eine zeitlich kontrollierte Expression eines lytischen Proteins,
z.B. von Protein E aus ΦX174
oder der Einsatz eines induzierbaren λ-Lysogens, verwendet werden,
um das Bakterium aufzubrechen.
-
Es
wird klar sein, dass die Polymerase oder ein anderes Enzym kein
heterologes Protein sein muss, das in dem Wirt exprimiert wird (z.B.
als ein Plasmid), sondern von einem Gen exprimiert werden kann,
das einen Teil des Wirtsgenoms ausmacht. Somit kann die Polymerase
z.B. eine endogene oder native bakterielle Polymerase sein. Wir
haben gezeigt, dass im Fall von Nukleotiddiphosphatkinase (ndk),
eine endogene (nicht induzierte) Expression von ndk hinreichend
ist, um dNTPs für
die eigene Replikation zu erzeugen. Somit können die Selektionsverfahren
gemäß unserer
Erfindung für
die direkte funktionelle Klonierung von Polymerasen und anderen
Enzymen aus diversen (und nicht kultivierten) mikrobiellen Populationen
verwendet werden.
-
Alternativ
kann die Nukleinsäurebibliothek
zusammen mit Komponenten eines in vitro-Transkriptions/Translationssystems (wie
in diesem Dokument in weiterem Detail beschrieben) kompartimentiert
werden und die Polymerasevariante in vitro in dem Kompartiment exprimiert
werden.
-
Jedes
Kompartiment umfasst außerdem
Komponenten für
eine PCR-Reaktion, z.B. Nukleotidtriphosphate (dNTPs), Puffer, Magnesium
und Oligonukleotid-Primer. Die Oligonukleotid-Primer können Sequenzen haben,
die Sequenzen entsprechen, die das Polymerasegen flankieren (d.h.
in der genomischen oder Vektor-DNA) oder die Sequenzen in dem Polymerasegen
entsprechen. Das PCR-Thermocycling wird dann gestartet, um es jeder
Polymerasevariante mit Polymeraseaktivität zu erlauben, die Nukleinsäuresequenz
zu amplifizieren.
-
Aktive
Polymerasen werden ihre zugehörigen
Nukleinsäuresequenzen
amplifizieren, während
Nukleinsäuresequenzen,
die schwach aktive oder inaktive Polymerasen codieren, schwach oder
gar nicht repliziert werden. Im allgemeinen wird erwartet werden,
dass die endgültige
Kopienzahl jedes Mitglieds der Nukleinsäurebibliothek proportional
zum Ausmaß der
Aktivität
der von diesem codierten Polymerasevariante ist. Nukleinsäuren, die
aktive Polymerasen codieren, werden überrepräsentiert sein, und Nukleinsäuren, die
inaktive oder schwach aktive Polymerasen codieren, werden unterrepräsentiert
sein. Die resultierenden amplifizierten Sequenzen können dann
kloniert und sequenziert werden etc., und die Replikationsfähigkeit
jedes Mitglieds kann eingeschätzt
werden.
-
Wie
an anderer Stelle in größerem Detail
beschrieben, können
die Bedingungen in jedem Kompartiment verändert werden, um auf Polymerasen
zu selektieren, die unter diesen Bedingungen aktiv sind. Beispielsweise
kann Heparin zu dem Reaktionsgemisch hinzugegeben werden, um Polymerasen
auszuwählen, die
resistent gegenüber
Heparin sind. Die Temperatur, bei der die PCR stattfindet, kann
erhöht
werden, um auf hitzeresistente Varianten der Polymerase hin zu selektieren.
Weiterhin können
Polymerasen selektiert werden, die befähigt sind, DNA-Sequenzen, wie
etwa Primer mit veränderten
3'-Enden oder veränderten
Teilen der Primer-Sequenz, zu verlängern. Die veränderten
3'-Enden oder andere
Veränderungen
können
nicht-natürliche Basen
(veränderte
Zucker- oder Basengruppierungen),
modifizierte Basen (z.B. blockierte 3'-Enden) und sogar Primer mit veränderten
Rückgratchemien
(z.B. PNA-Primer) beinhalten.
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Reverse Transkriptase-PCR
-
RT-PCR
wird verwendet, um RNA-Ziele zu amplifizieren. Bei diesem Prozess
wird das reverse Transkriptase-Enzym verwendet, um RNA in komplementäre DNA (cDNA)
zu überführen, die
dann unter Verwendung von PCR amplifiziert werden kann. Dieses Verfahren
hat sich als nützlich
für die
Detektion von RNA-Viren erwiesen.
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Die
Verfahren unserer Erfindung können
RT-PCR verwenden. Somit kann der Pool an Nukleinsäuren, der
die Replikase oder deren Varianten codiert, in Form einer RNA-Bibliothek
bereitgestellt werden. Diese Bibliothek kann in vivo in Bakterien,
Säugerzellen,
Hefe, etc. erzeugt werden, die kompartimentiert werden, oder durch
in vitro-Transkription kompartimentierter DNA. Die RNA kann eine
co-kompartimentierte Replikase (z.B. reverse Transkriptase oder
Polymerase) codieren, die in vivo exprimiert wurde (und durch unten
offenbarte Mittel zusammen mit der RNA in die Emulsion freigesetzt
wurde) oder die in vitro exprimiert wurde. Andere Komponenten, die
für die
Amplifikation notwendig sind (Polymerase und/oder reverse Transkriptase,
dNTPs, Primer) werden ebenfalls kompartimentiert. Unter dem/den
gegebenen Selektionsdruck/Selektionsdrücken dient das cDNA-Produkt
der reversen Transkriptionsreaktion als Matrize für die PCR-Amplifikation.
Ebenso wie bei anderen Replikationsreaktionen (insbesondere ndk
in den Beispielen) kann die RNA eine Reihe von Enzymen codieren,
die die Reaktion füttern.
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Selbsttragende Sequenzreplikation
(3SR)
-
Die
selbsttragende Sequenzreplikation (3SR) ist eine Variation der TAS,
die die isotherme Amplifikation einer Nukleinsäurematrize über sequenzielle Runden von
reverser Transkriptase (RT), Polymerase und von Nukleaseaktivitäten, die über einen
Enzym-Cocktail vermittelt werden, sowie geeignete Oligonukleotid-Primer beinhaltet
(Guatelli et al. (1990) Proc. Natl. Acad. Sci. USA 87: 1874). Der
enzymatische Abbau der RNA der RNA/DNA-Heteroduplex wird anstelle
einer Hitzedenaturierung verwendet. RNase H und alle anderen Enzyme werden
zu der Reaktion hinzugegeben, und alle Schritte erfolgen bei der
gleichen Temperatur und ohne weitere Zugaben von Reagenzien. Nach
diesem Prozess sind in einer Stunde bei 42°C Amplifikationen von 106 bis 109 erreicht
worden.
-
Die
Verfahren unserer Erfindung können
daher ausgeweitet werden, um Polymerasen oder Replikasen aus mesophilen
Organismen unter Verwendung von isothermer 3SR-Amplifikation anstelle
von PCR-Thermocycling zu selektieren (Guatelli et al., (1990) Proc.
Natl. Acad. Sci. USA 87: 7797; Compton (1991) Nature 7; 350: 91–92). Wie
oben beschrieben, beinhaltet 3SR die konzertierte Aktion von zwei
Enzymen: einer RNA-Polymerase sowie einer reversen Transkriptase,
die bei einer gekoppelten Reaktion der Transkription und reversen
Transkription kooperieren, was zu einer simultanen Amplifikation
sowohl von RNA als auch von DNA führt. Klarer Weise kann dieses
System der Selbst-Amplifikation auf jedes einzelne der beiden beteiligten Enzyme
oder auf beide gleichzeitig angewendet werden. Es kann außerdem die
Entwicklung der RNAse H-Aktivität
entweder als Teil des reversen Transkriptaseenzyms (z.B. von HIV-1-RT)
oder für
sich selbst beinhalten.
-
Die
verschiedenen enzymatischen Aktivitäten, die 3SR und verwandte
Verfahren definieren, sind alle Ziele für die Selektion unter Verwendung
der Verfahren unserer Erfindung. Varianten entweder von T7-RNA-Polymerase,
reverser Transkriptase (RT) oder RNase H können in den wässrigen
Kompartimenten der Emulsionen bereitgestellt werden und auf Bedingungen
selektiert werden, die ansonsten limitierend sind. Diese Varianten
können über E. coli „Genpellets" (d.h. Bakterien,
die das Polypeptid exprimieren) oder andere Mittel, wie sie an anderer
Stelle in diesem Dokument beschrieben sind, eingeführt werden.
Die initiale Freisetzung in der Emulsion kann vermittelt werden
durch enzymatische (z.B. Lambda-Lysogen) oder thermische Lyse oder
andere Verfahren, wie sie hier offenbart sind. Die letztgenannten
können
die Verwendung von Agenzien nötig
machen, die die enzymatische Aktivität bei vorübergehend erhöhten Temperaturen
stabilisieren. Es kann beispielsweise notwendig sein, Mengen an
Prolin, Glycerol, Trehalose oder anderen stabilisierenden Mitteln,
wie sie in der Technik bekannt sind, einzubeziehen, um eine Stabilisierung
hitzeempfindlicher Enzyme, wie etwa reverser Transkriptase, zu bewirken.
Weiterhin kann eine schrittweise Entfernung des Mittels unternommen
werden, um auf eine erhöhte
Stabilität
des hitzeempfindlichen Enzyms hin zu selektieren.
-
Alternativ,
und wie hier an anderer Stelle offenbart, können Varianten über gekoppelte
Transkription/Translation erzeugt werden, wobei die exprimierten
Produkte in den 3SR-Zyklus eingespeist werden.
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Es
wird außerdem
erkennbar sein, dass es möglich
ist, reverse Transkriptase durch die thermostabile Tth-DNA-Polymerase
zu ersetzen. Tth-DNA-Polymerase ist dafür bekannt, dass sie reverse
Transkriptase Aktivität
besitzt, und die RNA-Matrize wird unter Verwendung dieses Enzyms
effektiv in Matrizen-DNA revers transkribiert. Es ist daher möglich, auf
nützliche
Varianten dieses Enzyms hin zu selektieren, z.B. durch Einführen bakteriell
exprimierter T7-RNA-Polymerasevarianten in die Emulsion und Präinkubieren
bei einer ansonsten nicht permissiven Temperatur.
-
Das
Beispiel 18 unten ist ein Beispiel, das einen Weg zeigt, bei dem
die Verfahren unserer Erfindung unter Verwendung selbsttragender
Sequenzreplikation (3SR) auf die Selektion von Replikasen angewendet werden
können.
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Ligationsamplifikation
(LAR/LAS)
-
Die
Ligationsamplifikationsreaktion oder das Ligationsamplifikationssystem
verwendet DNA-Ligase und
vier Oligonukleotide, zwei pro Zielstrang. Diese Technik wird beschrieben
von Wu, D. Y. und Wallace, R. B. (1989) Genomics 4: 560. Die Oligonukleotide
hybridisieren an benachbarten Sequenzen auf der Ziel-DNA und werden
durch Ligase verbunden. Die Reaktion wird hitzedenaturiert, und
der Zyklus wird wiederholt.
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In
Analogie auf die Anwendung gegenüber
Polymerasen kann unser Verfahren auf Ligasen, insbesondere solchen
aus thermophilen Organismen, angewendet werden. Oligonukleotide,
die komplementär
zu einem Strang der Ligasegensequenz sind, werden synthetisiert
(entweder als perfekter Treffer oder gezielte oder zufällige Diversität umfassend).
Die zwei End-Oligos überlappen
in den Vektor oder die untranslatierten Regionen des Ligasegens.
Das Ligasegen wird entweder für
die Expression in einem geeigneten Wirt kloniert und zusammen mit
den Oligonukleotiden und einer geeigneten Energiequelle (für gewöhnlich ATP
(oder NADPH)) kompartimentiert. Wenn nötig, wird die Ligase, die wie
oben in Bakterien exprimiert wird, durch thermische Lyse aus den
Zellen freigesetzt. Die Kompartimente enthalten geeigneten Puffer
zusammen mit geeigneten Mengen einer geeigneten Energiequelle (ATP
oder NADH) und Oligonukleotiden, die die Gesamtheit des Ligasegens
codieren, sowie ebenso flankieren Sequenzen, die für die Klonierung
erforderlich sind. Die Ligation der Oligonukleotide führt zum
Zusammenbau eines Ligasegens voller Länge durch eine aktive Ligase
(wobei das Ligasegen auf dem Expressionsplasmid als Matrize dient).
In Kompartimenten, die eine inaktive Ligase enthalten, wird kein
Zusammenbau stattfinden. Ebenso wie mit Polymerasen wird die Kopienzahl
eines Ligasegens X nach der Selbstligation bevorzugt proportional
zu der katalytischen Aktivität
unter den Selektionsbedingungen der hiervon codierten Ligase X sein.
-
Nach
der Lyse der Zellen führt
das Thermocycling zum Anhybridisieren der Oligonukleotide an das
Ligasegen. Jedoch hängt
die Ligation der Oligos und somit der Zusammenbau des Ligasegens
voller Länge
von der Anwesenheit einer aktiven Ligase im selben Kompartiment
ab. Somit werden nur Gene, die aktive Ligasen codieren, ihre eigenen
codierenden Gene aus den vorliegenden Oligonukleotiden zusammenbauen.
Zusammengebaute Gene können
dann amplifiziert, diversifiziert und für eine weitere Runde der Selektion
erneut kloniert werden, wenn nötig.
Die Verfahren unserer Er findung sind daher geeignet für die Selektion
von Ligasen, die bei der Ligation schneller oder effizienter sind.
-
Wie
an anderer Stelle vermerkt, kann die Ligase entweder in situ durch
Expression über
einen geeigneten bakteriellen oder andersartigen Wirt oder durch
in vitro-Translation produziert werden. Die Ligase kann eine Oligonukleotid
(z.B. Ribo- oder Desoxyribozym)-Ligase sein, die ihre eigene Sequenz
aus den verfügbaren
Fragmenten zusammenbaut, oder die Ligase kann eine konventionelle
(Polypeptid-)Ligase sein. Die Länge der
Oligonukleotide wird von der spezifischen Reaktion abhängen, jedoch
wenn nötig,
können
diese sehr kurz sein (z.B. Tripletts). Wie an anderer Stelle vermerkt,
kann das Verfahren unserer Erfindung verwendet werden, um auf ein
Polypeptid hin zu selektieren, das befähigt ist, Ligaseaktivität entweder
direkt oder indirekt zu modulieren. Beispielsweise kann das zu entwickelnde
Gen ein anderes Enzym oder Enzyme darstellen, die ein Substrat für die Ligase
erzeugen (z.B. NADH) oder einen Inhibitor verbrauchen. In diesem
Fall codieren die Oligonukleotide Teile des anderen Enzyms oder
der anderen Enzyme etc.
-
Die
Ligationsreaktion zwischen Oligonukleotiden kann alternative Chemien,
z.B. Amidbindungen, einbauen. Solange die chemischen Bindungen nicht
in das Matrizen-basierte Kopieren des gegenüberliegenden Stranges durch
eine beliebige Replikase (z.B. reverse Transkriptase) eingreifen,
kann eine breite Anzahl von Verknüpfungschemien und Ligasen,
die diese katalysieren, entwikkelt werden.
-
Qβ-Replikase
-
Bei
dieser Technik wird RNA-Replikase des Bakteriophagen Qβ, die einzelsträngige RNA
repliziert, verwendet, um Ziel-DNA zu amplifizieren, wie von Lizardi
et al. (1988) Bio. Technology 6: 1197 beschrieben. Zuerst wird die
Ziel-DNA an einen Primer hybridisiert, der einen T7-Promotor und
eine Qβ-5'-Sequenzregion beinhaltet.
Unter Verwendung dieses Primers erzeugt die reverse Transkriptase
eine cDNA, die den Primer bei dem Prozess mit deren 5'-Ende verbindet.
Diese zwei Schritte sind ähnlich
zu dem TAS-Protokoll. Die resultierende Heteroduplex wird hitzedenaturiert.
Danach wird ein zweiter Primer, der eine Qβ-3'-Sequenzregion enthält, verwendet, um eine zweite
Runde der cDNA-Synthese zu starten. Diese resultiert in einer doppelsträngigen DNA,
die sowohl die 5'-
als auch die 3'-Enden
des Qβ-Bakteriophagen
enthält,
sowie ebenso eine aktive T7-RNA-Polymerase-Bindungsstelle.
T7-RNA-Polymerase transkribiert dann die doppelsträngige DNA
in neue RNA, die Qβ nachahmt.
Nach ausgedehntem Waschen zur Entfernung jedweder unhybridisierten
Sonde, wird die neue RNA von ihrem Ziel eluiert und durch Qβ-Replikase
repliziert. Die letztgenannte Reaktion erzeugt eine 107-fache
Amplifikation in etwa 20 Minuten. Ein signifikanter Hintergrund
kann aufgrund winziger Mengen an Sonden-RNA, die in unspezifischer
Weise bei der Reaktion zurückbleibt,
erzeugt werden.
-
Eine
Reaktion, die Qβ-Replikase,
wie oben beschrieben, verwendet, kann benutzt werden, um eine kontinuierliche
Selektionsreaktion bei einer alternativen Ausführungsform gemäß unserer
Erfindung durchzuführen.
-
Beispielsweise
wird das Gen für
Qβ-Replikase
(mit passenden 5'-
und 3'-Regionen)
zu einer in vitro-Translationsreaktion hinzugegeben und kompartimentiert.
In den Kompartimenten wird die Replikase exprimiert und beginnt
unmittelbar damit, ihr eigenes Gen zu replizieren. Nur Gene, die
für eine
aktive Replikase codieren, replizieren sich selbst. Die Replikation
schreitet fort, bis die NTPs erschöpft sind. Da die NTPs jedoch dazu
veranlasst werden können,
durch die Emulsion zu diffundieren (siehe die Beschreibung von ndk
in den Beispielen) kann die Replikationsreaktion von außen „gefüttert" werden und viel
länger
voranschreiten, im wesentlichen solange, bis in den Kompartimenten
kein Raum für
weitere Replikation übrig
ist. Es ist möglich,
die Reaktion weiter fortzuführen,
indem man Serienverdünnungen
des Emulsionsgemischs in einer frischen Ölphase vornimmt und nach der
Zugabe einer frischen Wasserphase, die NTPs enthält, erneut emulgiert. Qβ-Replikase
ist dafür
bekannt, dass sie sehr fehleranfällig
ist, und so wird alleine die Replikation eine Menge an zufälliger Diversität einführen (was
erstrebenswert sein kann). Die hier beschriebenen Verfahren erlauben
die Entwicklung spezifischerer (z.B. Primer-abhängiger) Formen der Qβ-Replikase.
Ebenso wie bei anderen Replikationsreaktionen (insbesondere ndk
in den Beispielen) kann eine Reihe von Enzymen, die die Reaktion
füttern,
entwickelt werden.
-
Andere Amplifikationstechniken:
-
Eine
alternative Amplifikationstechnik kann bei der vorliegenden Erfindung
genutzt werden. Beispielsweise ist die „Rolling Circle-Amplifikation" (Lizardi et al.,
(1998) Nat Genet 19: 225) eine Amplifikationstechnologie, die kommerziell
erhältlich
ist (RCATTM), die durch DNA-Polymerase angetrieben
wird und zirkuläre
Oligonukleotid-Sonden unter isothermen Bedingungen mit entweder
linearer oder geometrischer Kinetik replizieren kann.
-
In
Gegenwart zweier geeignet gestalteter Primer erfolgt eine geometrische
Amplifikation über DNA-Strang-Verdrängung und
Hyperverzweigung, um 1012 oder mehr Kopien
jedes zirkulären
Moleküls
in 1 Stunde zu erzeugen.
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Wenn
ein einzelner Primer verwendet wird, erzeugt die RCAT in wenigen
Minuten eine lineare Kette tausender tandemartig verbundener DNA-Kopien
eines Ziels, die kovalent mit diesem Ziel verbunden sind.
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Eine
weitere Technik, die Strang-Verdrängungs-Amplifikation (SDA;
Walker et al., (1992) PNAS (USA) 80: 392) beginnt mit einer spezifisch
definierten Sequenz, die für
ein spezifisches Ziel singulär
ist. Anders jedoch als andere Techniken, die auf Thermocycling basieren,
ist die SDA ein isothermer Prozess, der eine Reihe von Primern,
DNA-Polymerase und ein Restriktionsenzym verwendet, um die singuläre Nukleinsäuresequenz
exponentiell zu amplifizieren.
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Die
SDA umfasst sowohl eine Zielerzeugungsphase als auch eine exponentielle
Amplifikationsphase.
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Bei
der Zielerzeugung wird doppelsträngige
DNA hitzedenaturiert, wodurch zwei Einzelstrang-Kopien erzeugt werden. Eine Reihe spezifisch
hergestellter Primer verbinden sich mit DNA-Polymerase (Amplifikations-Primer zum
Kopieren der Basensequenz und „Puffer-Primer" zum Verdrängen der
neu erzeugten Stränge),
um veränderte
Ziele auszubilden, die zur exponentiellen Amplifikation befähigt sind.
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Der
Prozess der exponentiellen Amplifikation beginnt mit veränderten
Zielen (einzelsträngige
partielle DNA-Stränge
mit restriktionsverdauten Enzymerkennungsstellen) aus der Zielerzeugungsphase.
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Ein
Amplifikations-Primer wird an jedem Strang an seine komplementäre DNA-Sequenz
gebunden. DNA-Polymerase verwendet dann den Primer zur Identifizierung
einer Position, um den Primer ausgehend von seinem 3'-Ende zu verlängern, wobei
das veränderte
Ziel als Matrize für
die Anfügung
einzelner Nukleotide benutzt wird. Die verlängerten Primer bilden somit
ein doppelsträngiges
DNA-Segment, das eine vollständige Restriktionsenzymerkennungsstelle
an jedem Ende enthält.
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Ein
Restriktionsenzym wird dann an das doppelsträngige DNA-Segment an seiner
Erkennungsstelle gebunden. Das Restriktionsenzym dissoziiert von
der Erkennungsstelle ab, nachdem es nur einen Strang des doppelseitigen
Segments geschnitten hat, wobei ein Einschnitt erzeugt wird. DNA-Polymerase
erkennt den Einschnitt und verlängert
den Strang von dieser Stelle aus, wobei der zuvor erzeugte Strang
verdrängt
wird. Die Erkennungsstelle wird somit wiederholt durch das Restriktionsenzym
und die DNA-Polymerase eingeschnitten und wiederhergestellt, wobei
die das Zielsegment enthaltenden DNA-Stränge kontinuierlich verdrängt werden.
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Jeder
verdrängte
Strang ist dann verfügbar,
um wie oben mit Amplifikations-Primern zu hybridisieren. Der Prozess
geht weiter mit wiederholtem Einschneiden, Verlängerung und Verdrängung neuer
DNA-Stränge, was
in einer exponentiellen Amplifikation des ursprünglichen DNA-Ziels resultiert.
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Selektion katalytischer
RNA
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Bekannte
Verfahren der in vitro-Evolution sind verwendet worden, um katalytisch
aktive RNA-Moleküle (Ribozyme)
mit einem vielgestaltigen Spektrum von Aktivitäten zu erzeugen. Diese jedoch
haben die Selektion durch Selbstmodifikation beinhaltet, die in
inhärenter
Weise Varianten isoliert, die sich auf „Nachbarschaftskatalyse" stützen und
die in trans reduzierte Aktivitäten
besitzen.
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Die
Kompartimentierung liefert ein Mittel zur Selektion tatsächlich in
trans wirkender Ribozyme, die zu mehrfachem Umsatz befähigt sind,
ohne die Notwendigkeit, Substrat durch kovalente Verbindung oder
Interaktionen mittels Wasserstoffbindung (d.h. Basenpaarung) an
das Ribozym anzuheften.
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Im
simpelsten Fall kann ein Gen, das ein Ribozym codiert, in die Emulsion
eingeführt
und leicht transkribiert werden, wie folgt gezeigt durch die Transkription
und die 3SR-Amplifikation der für
Taq-Polymerase codierenden RNA in situ: Das Taq-Polymerasegen wird
zunächst
in der Emulsion transkribiert. 100 μl eines Reaktionsgemischs, umfassend
80 mM HEPES-KOH (pH 7,5), 24 mM MgCl2, 2
mM Spermidin, 40 mM DTT, rNTPs (30 mM) und 50 ng T7-Taq-Matrize
(siehe Beispiel 18: Selektion unter Verwendung selbsttragender Sequenzreplikation
(3SR)), 60 Unit T7-RNA-Polymerase
(USB) und 40 Unit RNAsin (Promega) werden unter Verwendung des Standardprotokolls
emulgiert. Die Emulsionen werden bei 37°C für bis zu 6 Stunden inkubiert, und
die Analyse der Reaktionsprodukte durch Gelelektrophorese zeigt
Niveaus der RNA-Produktion, vergleichbar denen der nicht-emulgierten
Kontrolle.
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Durch
Erzeugen eines 5'-Überhangs
(z.B. durch Anligieren entweder von DNA- oder RNA-Adaptern) in dem
emulgierten Gen werden RNA-Varianten mit der Fähigkeit zur Durchführung der
Matrizen-gesteuerten Anfügung
sukzessiver dNTPs in trans (d.h. Polymeraseaktivität, siehe 6)
selektiert. Gene, die „aufgefüllt" wurden, können durch
PCR gerettet werden, indem man Primer verwendet, die zu der einzelsträngigen Region des
Gens komplementär
sind (d.h. der Region, die vor dem Auffüllen mit dem Ribozym einzelsträngig ist)
oder durch das Einfangen von durch Biotin (oder anderweitig) modifizierten
Nukleotiden, die eingebaut wurden, gefolgt von PCR. In Kompartimenten
ohne katalytische RNA-Aktivität
bleibt diese Region einzelsträngig,
und der PCR wird es nicht gelingen, die Matrize zu amplifizieren
(alternativ werden keine Nukleotide eingebaut, und die Matrize wird
nicht gebunden, sondern weggewaschen).
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Ein
Kopplungsansatz kann außerdem
verwendet werden, um die Bandbreite der enzymatischen Aktivitäten, auf
die selektiert werden kann, weiter auszudehnen. Beispielsweise kann
die Co-Emulgierung
einer DNA-Polymerase mit dem oben beschriebenen Gen (5'-Überhang) verwendet werden,
um auf Ribozyme zu selektieren, die ein ansonsten ungeeignetes NTP-Substrat
in ein Substrat umsetzen, das von der Polymerase verwendet werden
kann. Wie zuvor kann das „aufgefüllte" Gen dann durch PCR
gerettet werden. Der obige Ansatz kann auch dazu verwendet werden,
um auf Protein-Polymeraseenzyme hin zu selektieren, die in situ ausgehend
von einer ähnlichen
Matrize (d.h. mit 3'-Überhang)
produziert wurden. Ein Diagramm, das die Selektion von RNA mit katalytischer
Aktivität
zeigt, ist in 6 dargestellt.
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Selektion von Polypeptiden,
die zur Modifikation der Replikaseaktivität befähigt sind
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Bei
einer anderen Ausführungsform
wird unsere Erfindung verwendet, um auf ein Polypeptid hin zu selektieren,
das befähigt
ist, die Aktivität
einer Replikase zu modifizieren. Bei dieser Ausführungsform wird ein Pool von
Nukleinsäuren
erzeugt, umfassend Mitglieder, die ein oder mehrere Kandidaten-Polypeptide
codieren. Mitglieder der Nukleinsäurebibliothek werden zusammen
mit einer Replikase kompartimentiert (welche, wie oben erklärt, nur
in der Lage ist, auf diejenige Nukleinsäure einzuwirken, die für das Polypeptid
codiert).
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Die
Kandidatenpolypeptide können
funktionell oder chemisch voneinander verschieden sein, oder sie können Varianten
eines Polypeptids sein, von dem bekannt ist oder vermutet wird,
dass es befähigt
ist, Replikaseaktivität
zu modulieren. Mitglieder des Pools werden dann zusammen mit den
von ihnen codierten Polypeptiden oder Polynukleotiden in Kompartimente
segregiert, sodass bevorzugt jedes Kompartiment ein einzelnes Mitglied
des Pools zusammen mit seinem zugehörigen codierten Polypeptid
umfasst. Jedes Kompartiment umfasst außerdem ein oder mehrere Moleküle der Replikase.
Somit ist das codierte Polypeptid in der Lage, die Aktivität der Replikase
zu modulieren, bzw. die Replikation der im Kompartiment eingeschlossenen
Nukleinsäure
(d.h. der Nukleinsäure,
die das Polypeptid codiert) zu verhindern oder zu verstärken. Auf
diese Weise ist das Polypeptid befähigt, über die Replikase zu wirken,
um die Anzahl von Molekülen
der es codierenden Nukleinsäure
zu steigern oder zu verringern. Bei einer hochgradig bevorzugten
Ausführungsform
der Erfindung ist das Polypeptid befähigt, die Replikaseaktivität zu steigern,
um eine Detektion oder Selektion des Polypeptids durch Detektieren
der codierenden Nukleinsäure
zu ermöglichen.
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Das
modulierende Polypeptid kann direkt oder indirekt auf die Replikase
einwirken. Beispielsweise kann das modulierende Polypeptid ein Enzym
sein, das eine Aktivität
umfasst, die auf das Replikasemolekül einwirkt, z.B. durch eine
posttranslationale Modifikation der Replikase, um die Replikase
zu aktivieren oder zu inaktivieren. Das Polypeptid kann wirken,
indem es einen Liganden an dem Replikasemolekül anbringt oder ihn von diesem
entfernt. Es ist bekannt, dass viele Replikasen, wie etwa Polymerasen
und Ligasen, durch Phosphorylierung reguliert werden, sodass bei
bevorzugten Ausführungsformen
das Polypeptid gemäß der Erfindung
eine Kinase oder eine Phosphorylase ist. Das modulierende Polypeptid
kann auch direkt mit der Replikase interagieren, und deren Eigenschaften
modifizieren (z.B. Thioredoxin & T7-DNA-Polymerase,
Mitglieder des Replisoms, z.B. clamp, Helikase, etc. mit DNA-Polymerase
III).
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Alternativ
kann das modulierende Polypeptid seine Wirkungen auf die Replikase
in einer indirekten Weise ausüben.
Beispielsweise kann die Modulation der Replikaseaktivität über einen
dritten Körper
erfolgen, wobei dieser dritte Körper
durch das modulierende Polypeptid modifiziert wird, z.B. wie oben
beschrieben.
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Weiterhin
kann das modulierende Polypeptid ein Enzym sein, das einen Bestandteil
eines Pathways ausbildet, der als ein Endprodukt ein Substrat für die Replikase
produziert. Bei dieser Ausführungsform
ist das modulierende Polypeptid an der Synthese eines Zwischenprodukts
(oder des Endprodukts) des Stoffwechselweges beteiligt. Dementsprechend
ist die Replikationsrate (und somit die Menge der Nukleinsäure, die
das Polypeptid codiert) abhängig
von der Aktivität
des modulierenden Polypeptids.
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Beispielsweise
kann das modulierende Polypeptid eine Kinase sein, die beteiligt
ist an der Biosynthese von Basen, Desoxyribonukleosiden, Desoxyribonukleotiden,
wie etwa dAMP, dCMP, dGMP und dTMP, Desoxyribonukleosiddiphosphaten
(wie etwa dADP, dCDP, dGDP und dTDP), Desoxyribonukleosidtriphosphaten, wie
etwa dATP, dCTP, dGTP oder dTTP, oder Nukleosiden, Nukleotiden,
wie etwa AMP, CMP, GMP und UMP, Nukleosiddiphosphaten (wie etwa
ADP, CDP, GDP und UDP) oder Nukleosidtriphosphaten, wie etwa ATP, CTP,
GTP oder UTP, etc. Das modulierende Polypeptid kann beteiligt sein
an der Synthese anderer Zwischenprodukte bei der Biosynthese von
Nukleotiden (wie beschrieben und wohlbekannt aus biochemischen Textbüchern, wie
etwa Stryer oder Lehninger), wie etwa IMP, 5-Phospho-α-D-Ribose-1-pyrophosphorsäure, 5-Phospho-β-D-ribosylamin,
5-Phosphoribosyl-glycinamid, 5-Phosphoribosyl-N-formylglycinamid,
etc. Somit kann das Polypeptid ein Enzym umfassen, wie etwa Ribosephosphat-Pyrophosphokinase,
Phosphoribosylglycinamidsynthetase, etc. Andere Beispiele solcher
Polypeptide werden Fachleuten bekannt sein. Die Verfahren unserer
Erfindung erlauben die Selektion solcher Polypeptide mit verbesserter
katalytischer Aktivität.
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Bei
wiederum einer anderen Ausführungsform
hat der Modulator die Funktion, einen Bestandteil des Replikationscocktails
(Primer, dNTP, Replikase, etc.) zu „entblockieren". Ein Beispiel für einen
blockierten Bestandteil wäre
ein Primer oder dNTP mit einer angehefteten chemischen Gruppierung,
die die im CSR-Zyklus verwendete Replikase inhibiert. Alternativ
könnte
das verwendete Paar von Primern kovalent über ein Verknüpfungsmittel
verbunden werden, mit einer Spaltung des Mittels durch einen Modulator,
die es den beiden Primern erlaubt, ihr Gen in Gegenwart supplementierter
Replikase zu amplifizieren. Ein Beispiel für ein Verknüpfungsmittel wäre eine
Peptid-Nukleinsäure (PNA).
Zusätzlich,
durch Erstellen eines großen
Oligonukleotids, das für
ein Paar von Primer-Sequenzen codiert, die mit der Ziel-Nukleotidsequenz
durchsetzt sind, könnten
neue, positionsspezifische Restriktionsenzyme entwickelt werden.
Wie zuvor ist die Rate der Replikation (und damit die Menge an Nukleinsäure, die
das Polypeptid codiert) abhängig
von der Aktivität
des modulierenden Polypeptids. Alternativ kann der Modulator das
5'-Ende eines Primers
modifizieren, sodass die Amplifikationsprodukte, die den Primer
einbauen, durch ein geeignetes Mittel (z.B. einen Antikörper) eingefangen
und somit angereichert und erneut amplifiziert werden können.
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Bei
einer weiteren Ausführungsform
kann das Spektrum der CSR weiter verbreitert werden, um auf Polypeptide
zu selektieren, die nicht notwendigerweise thermostabil sind. Auslieferungsvehikel
(z.B. E. coli), die Expressionskonstrukte enthalten, die für eine sekretierbare
Form eines Modulators/einer Replikase von Interesse codieren, werden
kompartimentiert. Die Einbeziehung eines induzierenden Mittels in
die wässrige
Phase und die Inkubation bei einer permissiven Temperatur (z.B.
37°C) erlauben
die Expression und Sekretion des Modulators/der Replikase in das
Kompartiment. Man lässt
dem Modulator dann hinreichend Zeit, um in irgendeiner der zuvor
genannten Weisen zu wirken, um die nachfolgende Amplifikation des
zugehörigen
codierenden Gens zu erleichtern (z.B. durch Verbrauch eines Inhibitors
der Replikation). Die sich ergebende Temperaturveränderung
während
des Amplifikationsprozesses dient dazu, das Kompartiment von enzymatischen Aktivitäten der
Wirtszelle zu befreien (die sich bis zu diesem Punkt von der wässrigen
Phase getrennt wurden) und das codierende Gen für die Amplifikation freizusetzen.
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Somit,
gemäß einer
Ausführungsform
der Erfindung, stellen wir ein Verfahren zur Selektion eines Polypeptids
bereit, das an einem Stoffwechselweg beteiligt ist, der als Endprodukt
ein Substrat besitzt, das an einer Replikationsreaktion beteiligt
ist (ein „Pathway-Polypeptid"), wobei das Verfahren
die folgenden Schritte umfasst: (a) Bereitstellen einer Replikase;
(b) Bereitstellen eines Pools von Nukleinsäuren, umfassend Mitglieder,
die jeweils ein Pathway-Polypeptid oder eine Variante des Pathway-Polypeptids
codieren; (c) Unterteilen des Pools von Nukleinsäuren in Kompartimente, sodass
jedes Kompartiment ein Nukleinsäuremitglied
des Pools, das Pathway-Polypeptid oder die von dem Nukleinsäuremitglied
codierte Variante, die Replikase oder andere Komponenten des Pathways
umfasst; und (d) Detektieren der Amplifikation des Nukleinsäuremitglieds durch
die Replikase.
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Die
Beispiele (insbesondere Beispiel 19 und die folgenden Beispiele)
zeigen die Verwendung unserer Erfindung bei der Selektion von Nukleosiddiphosphatkinase
(NDP-Kinase), die die Übertragung
einer Phosphatgruppe von ATP auf ein Desoxynukleosiddiphosphat zur
Erzeugung eines Desoxynukleosidtriphosphats katalysiert.
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Bei
wiederum einer anderen Ausführungsform
ist das modulierende Polypeptid so geartet, dass es einen Inhibitor
der Replikaseaktivität
verbraucht. Beispielsweise ist bekannt, dass Heparin ein Inhibitor
der Replikase (Polymerase)-Aktivität ist. Unser Verfahren erlaubt
die Selektion einer Heparinase mit gesteigerter Aktivität durch
Kompartimentieren einer Bibliothek von Nukleinsäuren, die für Heparinase oder Varianten
dieses Enzyms codieren, in Gegenwart von Heparin und Polymerase.
Heparinasevarianten mit gesteigerter Aktivität sind befähigt, Heparin in einem größeren Ausmaß oder schneller
zu zerlegen, wodurch sie somit die Inhibition der Replikaseaktivität in dem
Kompartiment beseitigen und die Replikation der Nukleinsäure (d.h.
der Nukleinsäure,
die die Heparinasevariante codiert) in dem Kompartiment erlauben.
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Selektion
interagierender Polypeptide
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Die
wichtigsten Systeme für
die Selektion von Protein-Protein-Interaktionen sind in vivo-Verfahren, wobei
das wichtigste und am besten entwickelte das Hefe-zwei-Hybrid-System
(Fields & Song,
Nature (1989) 340, 245–246)
ist. Bei diesem System und verwandten Ansätzen werden zwei Hybridproteine
erzeugt: ein Köder-Hybrid,
umfassend Protein X in Fusion mit einer DNA-Bindungsdomäne und ein Beute-Hybrid, umfassend Protein
Y in Fusion mit einer Transkriptionsaktivierungsdomäne, wobei
die auf Zugehörigkeit
basierende Interaktion von X und Y den Transkriptionsaktivator wiederherstellt.
Es sind zwei weitere in vivo-Systeme präsentiert worden, bei denen
die Polypeptidkette eines Enzyms in zwei Teilen exprimiert wird,
die an die zwei Proteine X und Y fusioniert sind, und bei denen
die verwandtschaftliche Interaktion von X-Y die Funktion des Enzyms
wiederherstellt (Karimova (1998) Proc Natl Acad Sci USA 95, 5752–6; Pelletier
(1999) Nat Biotechnol, 17, 683–690),
was der Zelle einen selektierbaren Phänotyp verleiht.
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Es
ist jüngst
gezeigt worden, dass Taq-Polymerase in einer ähnlichen Weise gespalten werden
kann (Vainshtein et al. (1996) Protein Science 5, 1785). Gemäß unserer
Erfindung stellen wir daher ein Verfahren bereit, um ein Paar von
Polypeptiden zu selektieren, die zur stabilen Interaktion befähigt sind,
indem man Taq-Polymerase oder irgendein anderes Enzym oder einen
Faktor, der bei der Polymerasereaktion als Hilfsfaktor wirkt, spaltet.
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Das
Verfahren umfasst mehrere Schritte. Der erste Schritt besteht in
der Bereitstellung einer ersten Nukleinsäure und einer zweiten Nukleinsäure. Die
erste Nukleinsäure
codiert für
ein erstes Fusionsprotein, umfassend eine erste Subdomäne einer
Replikase (oder eines anderen, siehe oben) Enzyms, das mit einem ersten
Polypeptid fusioniert wird, während
die zweite Nukleinsäure
ein zweites Fusionsprotein codiert, das eine zweite Subdomäne einer
Replikase (oder eines anderen, siehe oben) Enzyms umfasst, das mit
einem zweiten Polypeptid fusioniert ist. Die zwei Fusionsproteine
sind so, dass die stabile Interaktion der ersten und zweiten Subdomäne der Replikase
(oder anderer, siehe oben) Replikaseaktivität erzeugt (entweder direkt
oder indirekt). Wenigstens eine der ersten und zweiten Nukleinsäuren (bevorzugt
beide) wird in Form eines Pools von Nukleinsäuren bereitgestellt, die für Varianten
des/der jeweiligen ersten und/oder zweiten Polypeptids/Polypeptide
codieren.
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Der
Pool oder die Pools von Nukleinsäuren
werden dann in Kompartimente unterteilt, sodass jedes Kompartiment
eine erste Nukleinsäure
und eine zweite Nukleinsäure
zusammen mit den entsprechenden Fusionsproteinen umfasst, die von
der ersten und zweiten Nukleinsäure
codiert werden. Man lässt
das erste Polypeptid dann an das zweite Polypeptid binden, sodass
die Bindung des ersten und zweiten Polypeptids zu einer stabilen
Interaktion der Replikasesubdomänen
führt,
um Replikaseaktivität
zu erzeugen. Schließlich
wird die Amplifikation wenigstens einer der ersten und zweiten Nukleinsäuren durch
die Replikase detektiert.
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Unsere
Erfindung umfasst damit ein in vitro-Selektionssystem, bei dem die
Wiederherstellung der Replikasefunktion durch die enge Assoziation
von zwei Polypeptidliganden die Amplifikation und Verbindung der Gene
der beiden Liganden antreibt. Ein solches in vitro Zwei-Hybrid-System
ist besonders geeignet für
die Untersuchung von Protein-Protein-Interaktionen bei hohen Temperaturen,
z.B. für
die Untersuchung der Proteome thermophiler Organismen oder für die Erzeugung
hochgradig stabiler Interaktionen.
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Das
System kann auch auf die Durchmusterung und Isolierung molekularer
Verbindungen angewandt werden, die eine auf Zugehörigkeit
basierende Interaktion unterstützen.
Beispielsweise können
Verbindungen chemisch mit beiden Primern oder mit dNTPs verknüpft werden
und würden
somit nur in Amplikons eingebaut werden, wenn sie die Assoziation
unterstützen.
Um Kreuzreaktionen zu vermeiden, wären solche Verbindungen erst
dann freizusetzen, nachdem eine Kompartimentierung stattgefunden
hat, z.B. durch Kopplung an Mikrobeads oder durch Einschluss in
lösliche
Mikrokugeln.
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Einzelschritt-
und Mehrfachschritt-Selektionen
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Die
Selektion geeigneter Einkapselungsbedingungen ist erstrebenswert.
In Abhängigkeit
von der Komplexität
und Größe der zu
durchmusternden Bibliothek kann es nutzbringend sein, die Einkapselungsprozedur
so anzusetzen, dass 1 oder weniger als 1 Nukleinsäure pro
Mikrokapsel oder Kompartiment eingekapselt wird. Dies wird die größte Auflösungsstärke bereitstellen.
Dort, wo die Bibliothek größer und/oder
komplexer ist kann dies jedoch unpraktikabel sein; es kann bevorzugt
sein, mehrere Nukleinsäuren
zusammen einzukapseln und zu kompartimentieren und sich auf die
wiederholte Anwendung des Verfahrens der Erfindung zu stützen, um
eine Sortierung der gewünschten
Aktivität
zu erreichen. Es kann eine Kombination von Einkapselungs-Prozeduren
verwendet werden, um die gewünschte
Anreicherung zu erhalten.
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Theoretische
Studien zeigen an, dass es, je größer die Anzahl der erzeugten
Nukleinsäurevarianten ist,
umso wahrscheinlich ist, dass ein Molekül mit den gewünschten
Eigenschaften erzeugt werden wird (siehe Perelson und Oster, 1979,
J Theor Biol, 81, 64570, für
eine Beschreibung, wie dies auf Repertoires von Antikörpern anzuwenden
ist). Jüngst
ist auch praktisch bestätigt
worden, dass größere Phagen-Antikörper-Repertoires
tatsächlich
zur Bildung von mehr Antikörpern
mit besseren Bindungsaffinitäten
führen
als kleinere Repertoires (Griffiths et al., (1994) EMBO J., 13,
3245–60).
Um sicherzustellen, dass seltene Varianten erzeugt werden, und somit
befähigt
sind, selektiert zu werden, ist eine große Bibliotheksgröße erstrebenswert.
Somit ist die Verwendung optimal kleiner Mikrokapseln günstig.
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Zusätzlich zu
den oben beschriebenen Nukleinsäuren,
können
die Mikrokapseln oder Kompartimente gemäß der Erfindung weitere Komponenten
umfassen, die dafür
erforderlich sind, dass die Replikationsreaktion stattfinden kann.
Andere Komponenten des Systems können
z.B. solche umfassen, die für
die Transkription und/oder Translation der Nukleinsäure notwendig
sind. Diese werden für
die Erfordernisse eines spezifischen Systems aus den folgenden ausgewählt: einem
geeigneten Puffer, einem in vitro-Transkriptions/Replikationssystem
und/oder einem in vitro-Translationssystem,
das alle notwendigen Bestandteile, Enzyme und Cofaktoren, RNA-Polymerase,
Nukleotide, Nukleinsäuren
(natürlich
oder synthetisch), Transfer-RNAs, Ribosomen und Aminosäuren und
die Substrate der interessierenden Reaktion enthält, um die Selektion des modifizierten
Genprodukts zu erlauben.
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Puffer
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Ein
geeigneter Puffer wird ein solcher sein, in dem alle gewünschten
Komponenten des biologischen Systems aktiv sind und wird daher von
den Erfordernissen jedes spezifischen Reaktionssystems abhängen. Puffer,
die für
biologische und/oder chemische Reaktionen geeignet sind, sind in
der Technik bekannt, und Rezepte werden in verschiedenen Labortexten
bereitgestellt (Sambrook et al., (1989) Molecular Cloning: A Laboratory
Manual, Cold Spring Harbor Laboratory Press, New York).
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In vitro-Translation
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Die
Replikase kann bereitgestellt werden durch Expression von einem
geeigneten Wirt, wie an anderer Stelle beschrieben, oder sie kann
durch in vitro-Transkription/Translation in einem geeigneten System,
wie in der Technik bekannt, produziert werden.
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Das
in vitro-Translationssystem wird für gewöhnlich einen Zellextrakt umfassen,
typischerweise aus Bakterien (Zubay, 1973, Annu Rev Genet, 7, 267–87; Zubay,
1980, Methods Enzymol, 65, 856–77;
Lesley et al., 1991, J Biol Chem 266 (4), 2632–8; Lesley, 1995, Methods Mol
Biol, 37, 265–78),
Kaninchen-Retikulozyten (Pelham und Jackson, 1976, Eur J Biochem,
67, 247–56)
oder Weizenkeim (Anderson et al., 1983, Methods Enzymol, 101, 635–44). Viele
geeignete Systeme sind kommerziell erhältlich (z.B. von Promega),
einschließlich
einiger, die eine gekoppelte Transkription/Translation erlauben
(alle Bakteriensysteme und die Retikulozyten- und Weizenkeim-TNTTM Extraktsysteme von Promega). Das verwendete
Gemisch von Aminosäuren
kann synthetische Aminosäuren
beinhalten, wenn gewünscht,
um die mögliche
Anzahl oder Varietät
von Proteinen, die in der Bibliothek erzeugt werden, zu erhöhen. Dies
kann durchgeführt
werden, indem man tRNAs mit künstlichen
Aminosäuren
belädt
und diese tRNAs für
die in vitro-Translation der zu selektierenden Proteine verwendet
(Ellman et al., 1991, Methods Enzymol, 202, 301–36; Benner, 1994, Trends Bio technol,
12, 158–63;
Mendel et al., 1995, Annu Rev Biophys Biomol Struct, 24, 435–62). Besonders
erstrebenswert sein kann die Verwendung eines in vitro-Translationssystems,
das aus gereinigten Komponenten, wie etwa dem PURE-System (Shimizu
et al., (2001) Nat. Biotech., 19, 751) aufgebaut ist.
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Nach
jeder Runde der Selektion kann die Anreicherung des Pools von Nukleinsäuren im
Hinblick auf solche, die Moleküle
von Interesse codieren, durch nicht-kompartimentierte in vitro-Transkription/Replikation oder
gekoppelte Transkriptions-Translations-Reaktionen untersucht werden.
Der selektierte Pool wird in einen geeigneten Plasmidvektor kloniert,
und RNA oder rekombinantes Protein wird für eine weitere Reinigung und Untersuchung
von den einzelnen Klonen produziert.
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Die
Erfindung bezieht sich darüber
hinaus auf ein Verfahren zur Herstellung eines Genprodukts, sobald
eine Nukleinsäure,
die für
das Genprodukt codiert, durch das Verfahren der Erfindung selektiert
wurde. Natürlich
kann die Nukleinsäure
selbst direkt durch konventionelle Mittel exprimiert werden, um
das Genprodukt zu erzeugen. Jedoch können alternative Techniken
verwendet werden, wie Fachleuten ersichtlich sein wird. Beispielsweise
kann die in dem Genprodukt enthaltene genetische Information in
einen geeigneten Expressionsvektor eingebaut werden und ausgehend
hiervon exprimiert werden.
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Kompartimente
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Wie
hier verwendet, ist der Begriff „Kompartiment" synonym mit „Mikrokapsel", und die Begriffe
werden in austauschbarer Weise verwendet. Die Funktion des Kompartiments
besteht darin, eine Co-Lokalisation der Nukleinsäure und des entsprechenden,
von der Nukleinsäure
codierten Polypeptids zu ermöglichen.
Dies wird bevorzugt erreicht durch die Fähigkeit des Kompartiments,
eine Diffusion von Matrizen- und Produkt-Strängen zu anderen Kompartimenten
im wesentlichen einzuschränken.
Jedwede Replikaseaktivität
des Polypeptids wird daher beschränkt, um auf eine Nukleinsäure ausgeübt zu werden,
die sich in den Grenzen eines Kompartiments befindet, und nicht
auf andere Nukleinsäuren
in anderen Kompartimenten. Eine andere Funktion der Kompartimente
besteht aus der Restriktion der Diffusion von Molekülen, die
bei einer chemischen oder enzymatischen Reaktion erzeugt werden,
und die eine Replikationsreaktion füttern oder entblockieren.
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Die
Kompartimente der vorliegenden Erfindung benötigen daher angemessene physikalische
Eigenschaften, um das Funktionieren der Erfindung zu erlauben.
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Zunächst, um
sicherzustellen, dass die Nukleinsäuren und die Polypeptide nicht
zwischen den Kompartimenten diffundieren, muss der Inhalt jedes
Kompartiments vom Inhalt der umgebenden Kompartimente isoliert werden,
sodass kein oder wenig Austausch der Nukleinsäuren und der Polypeptide zwischen
den Kompartimenten über
eine signifikante Zeitspanne stattfindet.
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Zweitens
erfordert das Verfahren der vorliegenden Erfindung, dass es nur
eine begrenzte Anzahl von Nukleinsäuren pro Kompartiment gibt,
oder dass alle Mitglieder in einem einzelnen Kompartiment klonal
(d.h. identisch) sind. Dies stellt sicher, dass das Polypeptid,
das von einer einzelnen Nukleinsäure
codiert wird und dieser entspricht, von anderen, unterschiedlichen
Nukleinsäuren
isoliert werden wird. Somit wird die Kopplung zwischen einer Nukleinsäure und
ihrem zugehörigen
Polypeptid hochspezifisch sein. Der Anreicherungsfaktor ist am größten mit
durchschnittlich einer oder wenigen Nukleinsäureklon-Spezies pro Kompartiment,
wobei die Verbindung zwischen Nukleinsäure und der Aktivität des codierten
Polypeptids so fest wie möglich
ist, da das von einer individuellen Nukleinsäure codierte Polypeptid von
den Produkten aller anderen Nukleinsäuren isoliert werden wird.
Jedoch, selbst wenn die theoretisch optimale Situation von durchschnittlich
einer Nukleinsäure
oder weniger pro Kompartiment nicht verwendet wird, kann ein Verhältnis von
5, 10, 50, 100 oder 1000 oder mehr Nukleinsäuren pro Kompartiment nützlich beim
Selektieren aus einer großen
Bibliothek sein. Nachfolgende Runden der Selektion, einschließlich einer
erneuten Kompartimentierung mit abweichender Nukleinsäureverteilung,
werden eine stringentere Selektion der Nukleinsäuren erlauben. Bevorzugt gibt
es im Durchschnitt eine einzige klonale Nukleinsäurespezies oder weniger pro
Kompartiment.
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Weiterhin
enthält
jedes Kompartiment eine Nukleinsäure;
dies bedeutet, dass während
einige Kompartimente leer bleiben können, die Bedingungen so eingestellt
werden, dass statistisch jedes Kompartiment wenigstens eine und
bevorzugt nur eine Nukleinsäure
enthalten wird.
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Drittens
darf die Ausbildung und Zusammensetzung der Kompartimente die Funktion
der Maschinerie für
die Expression der Nukleinsäure
und die Aktivität
der Polypeptide nicht aufheben.
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Folglich
muss jedes verwendete Kompartimentierungssystem diese drei Erfordernisse
erfüllen. Das/die
geeigneten System(e) können
in Abhängigkeit
von der genauen Natur der Erfordernisse bei jeder Anwendung der
Erfindung variieren, wie dem Fachmann ersichtlich sein wird.
-
Es
sind verschiedene Techniken für
die Kompartimentierung verfügbar,
z.B. Gas-Aphrons (Juaregi und Varley, 1998, Biotechnol. Bioeng.
59, 471) und vorgefertigte Nanowells (Huang und Schreiber, 1997,
Proc. Natl. Acad. Sci USA, 94, 25). Für verschiedene Anwendungen
können
verschiedene Kompartimentgrößen und Oberflächenchemien,
wie unten in größerem Detail
diskutiert, erstrebenswert sein. Beispielsweise kann es hinreichend
sein, die Diffusion begrenzende poröse Materialien, wie etwa Gele
oder Alginat (Draget et al., 1997, Int J Macromol 21, 47), oder
Materialien des Zeolith-Typs zu verwenden. Weiterhin, wenn die in
situ PCR oder innerzelluläre
PCR ausgeführt wird,
können
die Zellen mit einem vernetzenden Fixiermittel behandelt werden, um
poröse
Kompartimente auszubilden, die eine Diffusion von dNTPs, Enzymen
und Primern erlauben.
-
Es
ist eine breite Vielfalt von Kompartimentierungs- oder Mikroverkapselungsprozeduren
verfügbar (Benita,
S. Herausgeber (1996). Microencapsulation: Methods and industrial
Applications. Drugs and pharmaceutical sciences. Herausgegeben von
Swarbrick, J. New York: Marcel Dekker), und diese können verwendet
werden, um die Kompartimente zu erzeugen, die in Übereinstimmung
mit der vorliegenden Erfindung verwendet werden. Tatsächlich sind
in der Literatur mehr als 200 Verfahren der Mikroeinkapselung und
Kompartimentierung identifiziert worden (Finch, C. A. (1993) Encapsulation
and controlled release. Spec. Publ.-R. Soc. Chem. 138, 35).
-
Diese
beinhalten membranumhüllte
wässrige
Vesikel, wie etwa Lipidvesikel (Liposomen) (New, R. R. C., Herausgeber
(1990). Liposomes: a practical approach. The practical approach
series. Herausgegeben von Rickwood, D. & Hames, B. D. Oxford: Oxford University
Press) und nichtionische Tensidvesikel (van Hal, D. A., Bouwstra,
J. A. & Junginger,
H. E. (1996). Nonionic surfactant vesicles containing estradiol
for topical application. In Microencapsulation: Methods and industrial
applications (Benita, S., Herausgeber), S. 329–347. Marcel Dekker, New York).
Dies sind mit geschlossenen Membranen versehene Kapseln aus einzelnen
oder mehrfachen Doppelschichten, bestehend aus nicht-kovalent zusammengefügten Molekülen, wobei
jede Doppelschicht von ihrem Nachbarn durch ein wässriges
Kompartiment getrennt ist. Im Fall von Liposomen ist die Membran
aus Lipidmolekülen
zusammengesetzt; dies sind für
gewöhnlich
Phospholipide, jedoch können
Sterole, wie etwa Cholesterol, ebenfalls in die Membranen eingebaut
werden (New, R. R. C., Herausgeber (1990). Liposomes: a practical
approach. The practical approach series. Herausgegeben von Rickwood,
D. & Hames, B.
D. Oxford: Oxford University Press). Eine Vielzahl von Enzymkatalysierten
biochemischen Reaktionen, einschließlich der RNA- und DNA-Polymerisation,
kann in Liposomen durchgeführt
werden (Chakrabarti J Mol Evol. (1994), 39, 555–9; Oberholzer Biochem Biophys
Res Commun. (1995), 207, 250–7;
Oberholzer Chem Biol. (1995) 2, 677–82; Walde, Biotechnol Bioeng
(1998), 57, 216–219;
Wick & Luisi,
Chem Biol. (1996), 3, 277–85).
-
Bei
einem Membran-umhüllten
Vesikelsystem ist viel von der wässrigen
Phase außerhalb
des Vesikels und daher nicht kompartimentiert. Diese zusammenhängende wässrige Phase
sollte entfernt werden oder die biologischen Systeme in ihr inhibiert
oder zerstört
werden (z.B. durch Verdau der Nukleinsäuren mit DNase oder RNase),
damit die Reaktionen auf die kompartimentierten Mikrokapseln beschränkt werden
(Luisi et al., Methods Enzymol. 1987, 136, 188–216).
-
Enzym-katalysierte
biochemische Reaktionen sind auch in Mikrokapsel-Kompartimenten,
die durch eine Vielzahl anderer Verfahren erzeugt werden, gezeigt
worden. Viele Enzyme sind in reversen micellären Lösungen aktiv (Bru & Walde, Eur J
Biochem. 1991,199, 95–103;
Bru & Walde,
Biochem Mol Biol Int. 1993, 31, 685–92; Creagh et al., Enzyme
Microb Technol. 1993, 15, 383–92; Haber
et al., 1993, NICHT AUFFINDBAR; Kumar et al., Biophys J 1989, 55,
789–792;
Luisi, P. L. & B.,
S.-H. (1987), (Activity and conformation of enzymes in reverse micellar
solutions. Methods Enzymol 136 (188), 188–216; Mao & Walde, Biochem Biophys Res Commun
1991, 178, 1105–1112;
Mao, Q. & Walde,
P. (1991). Substrate effects on the enzymatic activity of alpha-chymotrypsin in reverse
micelles. Biochem Biophys Res Commun 178 (3), 1105–12; Mao
Eur J Biochem. 1992, 208, 165–70;
Perez, G. M., Sanchez, F. A. & Garcia,
C. F. (1992). Application of active-phase plot to the kinetic analysis
of lipoxygenase in reverse micelles. Biochem J.; Walde, P., Goto,
A., Monnard, P.-A., Wessicken, M. & Luisi, P. L. (1994), Oparin's reactions revisited:
enzymatic synthesis of poly(adenylic acid) in micelles and self-reproducing
vesicles. J. Am. Chem. Soc. 116, 7541–7547; Walde, P., Han, D. & Luisi, P. L. (1993).
Spectroscopic and kinetic studies of lipases solubilized in reverse
micelles. Biochemistry 32, 4029–34; Walde
Eur J Biochem. 1988 173, 401–9)),
wie etwa das AOT-Isooctan-Wasser-System (Menger, F. M. & Yamada, K. (1979).
J Am. Chem. Soc. 101, 6731–6734).
-
Kompartimente
können
außerdem
erzeugt werden durch interfaciale Polymerisation und interfaciales Komplexieren
(Whateley, T. L. (1996) Microcapsules: preparation by interfacial
polymerisation and interfacial complexation and their applications.
In Microencapsulation: Methods and industrial applications (Benita,
S., Herausgeber), S. 349–375.
Marcel Dekker, New York). Mikrokapselkompartimente dieser Sorte
können
starre, nicht-permeable Membranen oder semipermeable Membranen aufweisen.
Semipermeable Mikrokapseln, begrenzt durch Zellulosenitratmembranen,
Polyamidmembranen und Lipid-Polyamidmembranen, können sämtlich biochemische Reaktionen
unterstützen,
einschließlich
Multienzymsystemen (Chang, Methods Enzymol. 1987, 136, 67–82; Chang,
Artif Organs, 1992, 16, 71–4;
Lim Appl Biochem Biotechnol. 1984, 10: 81–5). Alginat/Polylysin-Kompartimente (Lim & Sun, Science
(1980) 210, 908–10),
die unter sehr milden Bedingungen gebildet werden können, haben
ebenfalls gezeigt, dass sie sehr biokompatibel sind, wobei sie z.B.
ein wirksames Verfahren darstellen, um lebende Zellen und Gewebe
einzukapseln (Chang, Artif Organs. (1992) 16, 71–4; Sun ASAIO J. (1992), 38,
125–7).
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Nicht-membranöse Kompartimentierungssysteme
auf Basis einer Phasenverteilung einer wässrigen Umgebung in einem kolloidalen
System, wie etwa eine Emulsion, können ebenfalls verwendet werden.
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Vorzugsweise
werden die Kompartimente der vorliegenden Erfindung aus Emulsionen
gebildet; heterogene Systeme aus zwei unmischbaren flüssigen Phasen,
wobei eine der Phasen in Form von Tröpfchen mikroskopischer oder
kolloidaler Größe in der
anderen Phase dispergiert ist (Becher, P. (1957) Emulsions: theory and
practice. Reinhold, New York; Sherman, P. (1968) Emulsion science.
Academic Press, London; Lissant, K. J., Herausgeber, Emulsions and
emulsion technology. Surfactant Science New York: Marcel Dekker,
1974; Lissant; K. J., Herausgeber, Emulsions and emulsion technology.
Surfactant Science New York: Marcel Dekker, 1984).
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Emulsionen
können
aus jeder geeigneten Kombination unmischbarer Flüssigkeiten erzeugt werden. Bevorzugt
besitzt die Emulsion der vorliegenden Erfindung Wasser (enthaltend
die biochemischen Komponenten) als Phase, die in Form fein verteilter
Tröpfchen
vorliegt (der dispersen, inneren oder diskontinuierlichen Phase)
und eine hydrophobe, damit unmischbare Flüssigkeit (ein „Öl") als Matrix, in
der diese Tröpfchen
suspendiert sind (die nicht-disperse, kontinuierliche oder äußere Phase).
Solche Emulsionen werden als „Wasser-in-Öl" (W/O) bezeichnet.
Dies hat den Vorteil, dass die gesamte wässrige Phase, die die biochemischen Komponenten
enthält,
in abgegrenzte Tröpfchen
(die innere Phase) kompartimentiert wird. Die äußere Phase, die ein hydrophobes Öl ist, enthält allgemein
keine der biochemischen Komponenten und ist somit inert.
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Die
Emulsion kann durch Zugabe von einem oder mehreren oberflächenaktiven
Mitteln (Tensiden) stabilisiert werden. Diese oberflächenaktiven
Mittel werden als Emulgatoren bezeichnet und wirken an der Wasser/Öl-Grenzfläche, um
eine Trennung der Phasen zu verhindern (oder wenigstens zu verzögern). Viele Öle und viele
Emulgatoren können
für die
Erzeugung von Wasser-in-Öl-Emulsionen verwendet
werden; eine kürzlich
erstellte Datensammlung listete über
16.000 oberflächenaktive
Mittel auf, von denen viele als Emulgatoren verwendet werden (Ash,
M. und Ash, I. (1993) Handbook of industrial surfactants. Gower,
Aldershot). Geeignete Öle
beinhalten leichtes weißes
Mineralöl
und nicht-ionische oberflächenaktive
Mittel (Schick, 1966, nicht aufgefunden), wie etwa Sorbitanmonooleat
(SpanTM 80; ICI) und Polyoxyethylensorbitanmonooleat
(TweenTM 80; ICI) oder t-Octylphenoxypolyethoxyethanol
(Triton X-100).
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Die
Verwendung anionischer oberflächenaktiver
Mittel kann ebenfalls nutzbringend sein. Geeignete oberflächenaktive
Mittel beinhalten Natriumcholat und Natriumtaurocholat. Besonders
bevorzugt ist Natriumdesoxycholat, bevorzugt bei einer Konzentration
von 0,5% w/v oder weniger. Die Einbeziehung solcher oberflächenaktiver
Mittel kann in einigen Fällen
die Expression der Nukleinsäuren
und/oder die Aktivität
der Polypeptide steigern. Die Zugabe einiger anionischer oberflächenaktiver
Mittel zu einem nicht-emulgierten Reaktionsgemisch hebt die Translation
vollständig
auf. Während
der Emulgierung jedoch wird das oberflächenaktive Mittel von der wässrigen
Phase in die Grenzschicht verschoben, und die Aktivität wird wieder
hergestellt. Die Zugabe eines anionischen oberflächenaktiven Mittels zu den
zu emulgierenden Gemischen stellt sicher, dass die Reaktionen nur
nach der Kompartimentierung voranschreiten.
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Die
Erzeugung einer Emulsion erfordert allgemein die Anwendung mechanischer
Energie, um die Phasen zusammen zu bringen. Es gibt eine Vielzahl
von Wegen, dies zu tun, die eine Vielzahl mechanischer Vorrichtungen
verwenden, einschließlich
Rührern
(wie etwa magnetischen Rührstäbchen, Propeller-
oder Turbinenrührern,
Vorrichtungen mit Rührarmen
und Rührbesen),
Homogenisatoren (einschließlich
Rotor-Stator-Homogenisatoren, Hochdruckventil-Homogenisatoren und
Düsenhomogenisatoren),
Kolloidmühlen,
Ultraschall- und „Membranemulgier"-Vorrichtungen (Becher,
P. (1957) Emulsions: theory and practice. Reinhold, New York; Dickinson,
E. (1994) in Wedlock, D. J. (Herausgeber), Emulsions and droplet
size control. Butterworth-Heinemann, Oxford, Band S. 191–257).
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Wässrige Kompartimente,
die in Wasser-in-Öl-Emulsionen
ausgebildet werden, sind im allgemeinen stabil, mit wenig oder keinem
Austausch von Polypeptiden oder Nukleinsäuren zwischen den Kompartimenten. Zusätzlich ist
es bekannt, dass mehrere biochemische Reaktionen in Emulsionskompartimenten
ablaufen. Weiterhin sind komplizierte biochemische Prozesse, herausragender
Weise Gentranskription und Translation, in Emulsionsmikrokapseln
ebenfalls aktiv. Die Technik existiert, um Emulsionen mit Volumina
in der gesamten Bandbreite bis hin zu industriellen Größenordnungen
von tausenden von Litern zu erzeugen (Becher, P. (1957) Emulsions:
theory and practice. Reinhold, New York; Sherman, P. (1968) Emulsion
science. Academic Press, London; Lissant, K. J., Herausgeber, Emulsions
and emulsion technology. Surfactant Science New York: Marcel Dekker,
1974; Lissant, K. J., Herausgeber, Emulsions and emulsion technology.
Surfactant Science New York: Marcel Dekker, 1984).
-
Die
bevorzugte Kompartimentgröße wird
mit den genauen Erfordernissen jedes einzelnen Selektionsprozesses
variieren, der gemäß der vorliegenden
Erfindung durchzuführen
ist. In allen Fällen
wird es ein optimales Gleichgewicht zwischen der Größe der Genbibliothek,
der erforderlichen Anreicherung und der erforderlichen Konzentration
von Komponenten in den einzelnen Kompartimenten geben, um eine effiziente
Expression und Reaktivität
der Polypeptide zu erreichen.
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Die
Prozesse der Expression können
entweder in situ in jeder einzelnen Mikrokapsel oder exogen in Zellen
(z.B. Bakterien) oder anderen geeigneten Formen der Subkompartimentierung
erfolgen. Sowohl die in vitro-Transkription als auch die gekoppelte
Transkription/Translation werden bei sub-nanomolaren DNA-Konzentrationen
weniger effizient. Aufgrund der Erfordernis für nur eine begrenzte Anzahl
an DNA-Molekülen,
die in jedem Kompartiment vorhanden sein sollen, setzt dies daher
eine praktische Obergrenze für
die mögliche Kompartimentgröße, wenn
die in vitro-Transkription
verwendet wird. Bevorzugt, für
die Expression in situ unter Verwendung der in vitro-Transkription und/oder
Translation beträgt
das mittlere Volumen der Kompartimente weniger als 5,2 × 10–16 m3 (entsprechend einem kugeligen Kompartiment
mit einem Durchmesser von weniger als 1 μm).
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Eine
Alternative ist die Trennung von Expression und Kompartimentierung,
z.B. unter Verwendung eines zellulären Wirts. Für die Einbeziehung
von Zellen (insbesondere eukaryotischer Zellen) können mittlere Kompartimentdurchmesser
von mehr als 10 μm
bevorzugt sein.
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Wie
in den Beispielen gezeigt, haben wir zur Co-Lokalisation des Polymerasegens
und des codierten Proteins im gleichen Emulsionskompartiment Bakterien
(E. coli) verwendet, die als „Auslie ferungsvehikel" Taq-Polymerase überexprimieren.
E. coli-Zellen (Durchmesser 1–5 μm) passen
problemlos in unsere Emulsionskompartimente, wobei sie Platz für hinreichende
Mengen an PCR-Reagenzien,
wie etwa Nukleotidtriphosphate und Primer, belassen (wie gezeigt
in 2). Der Denaturierungsschritt des ersten PCR-Zyklus
bricht die Bakterienzelle auf und entlässt die exprimierte Polymerase
und ihr codierendes Gen in das Kompartiment, was es der Selbstreplikation
erlaubt, voranzuschreiten, während
gleichzeitig bakterielle enzymatische Hintergrundaktivitäten zerstört werden.
Weiterhin, in Analogie mit Heißstart-Strategien,
verhindert diese zelluläre „Subkompartimentierung" die Freisetzung
von Polymeraseaktivität
bei Umgebungstemperaturen und die resultierenden unspezifischen
Amplifikationsprodukte.
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Die
tatsächliche
DNA- oder RNA-Konzentration in den Kompartimenten kann durch verschiedene
Verfahren, die Fachleuten wohlbekannt sind, künstlich erhöht werden. Diese beinhalten
z.B. die Zugabe volumenausschließender Chemikalien, wie etwa
von Polyethylenglykolen (PEG) und eine Vielzahl von Genamplifikationstechniken,
einschließlich
der Transkription unter Verwendung von RNA-Polymerasen, einschließlich solchen
aus Bakterien, wie etwa E. coli (Roberts, 1969 Nature 224, 1168–74; Blattner
and Dahlberg, 1972 Nat New Biol. 237, 227–32; Roberts et al., 1975 J
Biol Chem. 250, 5530–41;
Rosenberg et al., 1975 J Biol Chem 250, 4755–4764), Eukaryoten, z.B. siehe
(Weil et al., 1979 J Biol Chem. 254, 6163–6173; Manley et al., 1983 Methods
Enzymol. 101, 568–82)
und Bakteriophagen, wie etwa T7, T3 und SP6 (Melton et al., 1984
Nucleic Acids Res. 12, 7035–56);
der Polymerasekettenreaktion (PCR) (Saiki et al., 1988 Science 239,
487–91);
der Qβ-Replikase-Amplifikation (Miete
et al., 1983 J Mol Biol. 171, 281–95; Cahill et al., 1991 Clin
Chem. 37, 1482–5;
Chetverin und Spirin, 1995 Prog Nucleic Acid Res Mol Biol 51, 225–70; Katanaev
et al., 1995 FEBS Lett., 359, 89–92); der Ligase-Kettenreaktion
(LCR) (Landegren et al., 1988 Science, 241; 1077–80; Barany, 1991 PCR Methods
Appl., 1, 5–16);
selbsttragendem Sequenzreplikationssystem (Fahy et al., 1991 PCR
Methods Appl. 1, 25–33)
und Strang-Verdrängungs-Amplifikation (Walker
et al., 1992 Nucleic Acids Res. 20, 1691–6). Gen-Amplifikationstechniken,
die Thermocycling benötigen,
wie etwa PCR und LCR, können
ebenfalls verwendet werden, wenn die Emulsionen und die in vitro-Transkription
oder die gekoppelten Transkriptions-Translationssysteme hitzestabil
sind (beispielsweise können
die gekoppelten Transkriptions-Translationssysteme aus einem thermostabilen
Organismus, wie etwa Thermus aquaticus, hergestellt werden).
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Eine
Steigerung der tatsächlichen
lokalen Nukleinsäurekonzentration
erlaubt eine wirkungsvolle Nutzung größerer Kompartimente.
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Die
Kompartimentgröße muss
hinreichend groß sein,
um all die erforderlichen Komponenten der biochemischen Reaktionen
aufzunehmen, die nötiger
Weise in diesem Kompartiment stattfinden müssen. Beispielsweise erfordern
in vitro sowohl Transkriptionsreaktionen als auch gekoppelte Transkriptions-Translations-Reaktionen
eine Gesamtkonzentration an Nukleosidtriphosphat von etwa 2 mM.
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Beispielsweise
ist, um ein Gen zu einem einzigen kurzen RNA-Molekül von 500
Basen Länge
zu transkribieren, ein Minimum von 500 Molekülen an Nukleosidtriphosphat
pro Kompartiment (8,33 × 10–22 Mol)
erforderlich. Um eine 2 mM Lösung
herzustellen, muss diese Anzahl von Molekülen in einem Kompartiment mit einem
Volumen von 4,17 × 10–19 Litern
(4,17 × 10–22 m3) enthalten sein, welches bei Kugelförmigkeit
einen Durchmesser von 93 nm hätte.
Somit ist die bevorzugte Untergrenze für Mikrokapseln ein Durchmesser
von etwa 0,1 μm
(100 nm).
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Wenn
Expressionswirte als Auslieferungsvehikel verwendet werden, gibt
es viel weniger strenge Erfordernisse hinsichtlich der Kompartimentgröße. Grundlegender
Weise hat das Kompartiment von hinreichender Größe zu sein, um den Expressionswirt
ebenso wie hinreichende Mengen an Reagenzien zu enthalten, um die
erforderlichen Reaktionen durchzuführen. Somit sind in solchen
Fällen
größere Kompartimentgrößen > 10 μM bevorzugt.
Durch eine geeignete Auswahl des Vektors, der für die Expression in dem Wirt
verwendet wird, kann die Matrizenkonzentration in den Kompartimenten über den
Replikationsursprung des Vektors und die resultierende Kopienzahl
kontrolliert werden (z.B. E. coli: colE (pUC) > 100, p15: 30–50, pSC101: 1–4). Entsprechend
kann die Konzentration des Genprodukts mengenmäßig kontrolliert werden durch
die Auswahl des Expressionspromotors und des Expressionsprotokolls
(z.B. vollständige
Induktion der Expression gegenüber einer
Durchlässigkeit
des Promotors). Bevorzugt ist die Konzentration des Genprodukts
so hoch wie möglich.
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Weiterhin
erlaubt die Verwendung von „Fütter-Kompartimenten" eine Zufuhr der
Substrate von außerhalb
(siehe Ghadessy et al., (2001), PNAS, 98, 4552; 01). Fütter-Emulsions-Reaktionen
von außerhalb
können Kompartimentgrößen von < 0,1 μm für Ribozymselektionen
erlauben, da die Reagenzien nicht in ihrer Gesamtheit in dem Kompartiment
enthalten sein müssen.
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Die
Größe von Emulsions-Mikrokapseln
oder Kompartimenten kann einfach dadurch variiert werden, indem
man die verwendeten Emulsionsbedingungen zur Ausbildung der Emulsion
gemäß den Erfordernissen des
Selektionssystems maßschneidert.
Je größer die
Kompartimentgröße, umso
größer ist
das Volumen, das benötigt
werden wird, um eine gegebene Nukleinsäurebibliothek einzukapseln,
da der letztlich begrenzende Faktor die Größe des Kompartiments und somit
die Anzahl an Mikrokapsel-Kompartimenten, die pro Volumeneinheit
möglich
ist, sein wird.
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Die
Größe der Kompartimente
wird nicht nur im Hinblick auf die Erfordernisse des Replikationssystems ausgewählt, sondern
auch bezogen auf die Erfordernisse des für die Nukleinsäure verwendeten
Selektionssystems. Somit können
die Komponenten des Selektionssystems, wie etwa eines chemischen
Modifikationssystems, Reaktionsvolumina und/oder Reagenzkonzentrationen
erfordern, die für
die Replikation nicht optimal sind. Wie hier dargestellt, können solche
Erfordernisse durch einen zweiten, erneuten Einkapselungsschritt
erfüllt
werden; darüber
hinaus können
sie erfüllt
werden durch Auswählen
der Kompartimentgröße, um die
Replikation und Selektion als Ganzes zu maximieren. Die empirische
Bestimmung eines optimalen Kompartimentvolumens und einer optimalen
Reagenzkonzentration, z.B. wie hier dargestellt, ist bevorzugt.
-
Bei
einer hochgradig bevorzugten Ausführungsform der vorliegenden
Erfindung ist die Emulsion eine Wasser-in-Öl-Emulsion. Die Wasser-in-Öl-Emulsion
wird hergestellt durch tropfenweises Zugeben einer wässrigen
Phase zu einer Ölphase
in Gegenwart eines oberflächenaktiven
Mittels, umfassend 4,5% (v/v) Span 80, etwa 0,4% (v/v) Tween 80
und etwa 0,05–0,1%
(v/v) Triton X100, in Mineralöl,
bevorzugt mit einem Verhältnis der Ölphase:Wasserphase
von 2:1 oder 3:1. Es zeigt sich, dass das Verhältnis der drei oberflächenaktiven
Mittel wichtig für
die vorteilhaften Eigenschaften der Emulsion ist, und entsprechend
umfasst unsere Erfindung auch eine Wasser-in-Öl-Emulsion mit gesteigerten
Mengen an oberflächenaktivem
Mittel, jedoch mit im Wesentlichen dem gleichen Verhältnis von
Span 80, Tween 80 und Triton X100. Bei einer bevorzugten Ausführungsform
umfasst das oberflächenaktive
Mittel 4,5% (v/v) Span 80, 0,4% (v/v) Tween 80 und 0,05% (v/v) Triton
X100.
-
Die
Wasser-in-Öl-Emulsion
bildet sich bevorzugt unter konstantem Rühren in 2 ml Rundboden-Biofreeze-Gefäßen bei
kontinuierlichem Rühren
bei 1000 rpm für
weitere 4 oder 5 Minuten nach der vollständigen Zugabe der wässrigen
Phase. Die Zugaberate kann bis zu 12 Tropfen/min (jeweils ca. 10 μl) betragen.
Die wässrige
Phase kann nur Wasser beinhalten, oder sie kann eine gepufferte
Lösung
mit zusätzlichen
Komponenten, wie etwa Nukleinsäuren,
Nukleotidtriphosphaten, etc. umfassen. Bei einer bevorzugten Ausführungsform
umfasst die wässrige
Phase ein PCR-Reaktionsgemisch,
wie an anderer Stelle in diesem Dokument offenbart, sowie Nukleinsäure und
Polymerase. Die Wasser-in-Öl-Emulsion
kann aus 200 μl
der wässrigen
Phase (z.B. dem PCR-Reaktionsgemisch)
und 400 μl
der Ölphase,
wie oben beschrieben, gebildet werden.
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Die
Wasser-in-Öl-Emulsion
gemäß der Erfindung
hat vorteilhafte Eigenschaften einer erhöhten Hitzestabilität. Somit
werden keine Veränderungen
der Kompartimentgröße oder
Anzeichen von Verschmelzung nach 20 Zyklen der PCR beobachtet, wie
beurteilt durch Laserdiffraktion und Lichtmikroskopie. Dies ist
in 2 gezeigt. Zusätzlich
schreitet die Polymerasekettenreaktion effizient in den Kompartimenten
dieser Wasser-in-Öl-Zusammensetzung
voran, um sich Raten anzunähern,
die bei Lösungs-PCR
beobachtet werden. Die durchschnittlichen Größen des wässrigen Kompartiments in der
Wasser-in-Öl-Emulsion
gemäß unserer
Erfindung betragen im Durchschnitt 15 μm in der Größe. Sobald sie gebildet wurden,
erlauben die Kompartimente der Emulsion gemäß unserer Erfindung keinen
in signifikantem Maße
stattfindenden Austausch von Makromolekülen, wie etwa von DNA und Proteinen
(wie in 3A gezeigt). Dies liegt vermutlich
daran, dass das große Molekulargewicht
und die geladene Natur der Makromoleküle eine Diffusion über die
hydrophobe Schale des oberflächenaktiven
Mittels ausschließt,
selbst bei erhöhten
Temperaturen.
-
Nukleinsäuren
-
Eine
Nukleinsäure
gemäß der vorliegenden
Erfindung ist so, wie oben beschrieben. Bevorzugt ist die Nukleinsäure ein
Molekül
oder Konstrukt, das ausgewählt
ist aus der Gruppe, bestehend aus einem DNA-Molekül, einem
RNA-Molekül,
einem partiell oder vollständig
künstlichen
Nukleinsäuremolekül, das ausschließlich aus
synthetischen Basen oder einem Gemisch natürlich vorkommender und synthetischer
Basen besteht, wobei ein jedes der vorstehend genannten mit einem
Polypeptid verbunden sein kann, und wobei ein jedes der vorstehend
genannten mit irgendeiner anderen molekularen Gruppe oder einem
anderen molekularen Konstrukt verbunden sein kann. Vorzugsweise
kann die andere molekulare Gruppe oder das Konstrukt ausgewählt sein
aus der Gruppe, bestehend aus Nukleinsäuren, polymeren Substanzen,
insbesondere Beads, z.B. Polystyrol-Beads, magnetischen Substanzen,
wie etwa magnetischen Beads, Markierungen, wie etwa Fluorophoren
oder Isotopen-Markierungen, chemischen Reagenzien, Bindungsmitteln,
wie etwa Makrozyklen, und dergleichen.
-
Die
Nukleinsäure
kann geeignete regulatorische Sequenzen umfassen, wie etwa solche,
die für
eine effiziente Expression des Genprodukts erforderlich sind, z.B.
Promotoren, Enhancer, Translationsstartsequenzen, Polyadenylierungssequenzen,
Spleißstellen
und dergleichen.
-
Die
Begriffe „Isolieren", „Sortieren" und „Selektieren", sowie Varianten
hiervon, werden hier verwendet. Die Isolation gemäß der vorliegenden
Erfindung bezieht sich auf das Verfahren der Abtrennung einer Einheit von
einer heterogenen Population, z.B. einem Gemisch, sodass die Einheit
frei von wenigstens einer Substanz ist, mit der sie vor dem Isolationsprozess
assoziiert ist. Bei einer bevorzugten Ausführungsform bezieht sich „Isolierung" auf Reinigung einer
Einheit im Wesentlichen bis zur Homogenität. Das „Sortieren" einer Einheit bezieht sich auf den
Prozess des bevorzugten Isolierens gewünschter Einheiten gegenüber nicht
erwünschten Einheiten.
Insoweit, als sich dies auf die Isolierung der gewünschten
Einheiten bezieht, sind die Begriffe „Isolieren" und „Sortieren" gleichwertig. Das Verfahren der vorliegenden
Erfindung erlaubt das Sortieren gewünschter Nukleinsäuren aus
Pools (Bibliotheken oder Repertoires) von Nukleinsäuren, die
die gewünschte Nukleinsäure enthalten. „Selektieren" wird verwendet,
um sich auf den Prozess (einschließlich des Sortierungsprozesses)
zu beziehen, bei dem eine Einheit gemäß einer bestimmten Eigenschaft
hiervon isoliert wird.
-
„Oligonukleotid" bezieht sich auf
ein Molekül,
das aus zwei oder mehr Desoxyribonukleotiden oder Ribonukleotiden
zusammengesetzt ist, bevorzugt aus mehr als drei. Die exakte Größe des Oligonukleotids
wird von der schlussendlichen Funktion oder Verwendung des Oligonukleotids
abhängen.
Das Oligonukleotid kann synthetisch oder durch Klonieren erhalten
werden.
-
Die
gemäß unserer
Erfindung selektierten Nukleinsäuren
können
weiter manipuliert werden. Beispielsweise werden Nukleinsäuren, die
selektierte Replikase oder interagierende Polypeptide codieren,
in einen Vektor eingebaut und in geeignete Wirtszellen eingeführt, um
transformierte Zelllinien zu erzeugen, die das Genprodukt exprimieren.
Die resultierenden Zelllinien können
dann für
eine reproduzierbare qualitative und/oder quantitative Analyse der
Wirkung(en) potentieller Arzneimittel, die die Funktion des Genprodukts
beeinflussen, vervielfältigt
werden. Somit können
Genprodukt-exprimierende Zellen für die Identifizierung von Verbindungen
verwendet werden, insbesondere von Verbindungen mit niedrigem Molekulargewicht,
die die Funktion des Genprodukts modulieren. Somit sind Wirtszellen,
die das Genprodukt exprimieren, nützlich für Arzneimittel-Screens, und
es ist eine weitere Aufgabe der vorliegenden Erfindung, ein Verfahren
bereitzustellen, um Verbindungen zu identifizieren, die die Aktivität des Genprodukts
modulieren, wobei diese Verfahren das Exponieren von Zellen, die
heterologe DNA enthalten, die für
das Genprodukt codiert, (wobei diese Zellen funktionelles Genprodukt
produzieren) gegenüber
wenigstens einer Verbindung oder einem Gemisch von Verbindungen
oder einem Signal umfassen, dessen Fähigkeit zur Modulation der
Aktivität
dieses Genprodukt bestimmt werden soll, gefolgt vom Überwachen
dieser Zellen auf Veränderungen,
die durch diese Modulation verursacht werden. Ein solcher Assay
erlaubt die Identifizierung von Modulatoren, wie etwa Agonisten,
Antagonisten und allosterischen Modulatoren des Genprodukts. Wie
hier verwendet, bezieht sich eine Verbindung oder ein Signal, die/das
die Aktivität
eines Genprodukts moduliert, auf eine Verbindung, die die Aktivität des Genprodukts
in einer solchen Weise verändert,
dass die Aktivität
des Genprodukts in Gegenwart der Verbindung oder des Signals (im
Vergleich zur Abwesenheit dieser Verbindung oder dieses Signals)
anders ist.
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Zell-basierte
Screening-Assays können
erstellt werden durch Konstruieren von Zelllinien, bei denen die
Expression eines Reporterproteins, d.h. eines leicht zu testenden
Proteins, wie etwa R-Galaktosidase,
Chloramphenicol-Acetyltransferase (CAT) oder Luciferase, von dem
Genprodukt abhängig
ist. Ein solcher Test ermöglicht
die Detektion von Verbindungen, die die Genproduktfunktion direkt
modulieren, wie etwa von Verbindungen, die das Genprodukt antagonisieren,
oder von Verbindungen, die andere zelluläre Funktionen inhibieren oder
potenzieren, die für
die Aktivität
des Genprodukts benötigt
werden.
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Die
vorliegende Erfindung stellt außerdem
ein Verfahren bereit, um auf exogene Weise Genprodukt-abhängige Prozesse,
die in der Zelle stattfinden, zu beeinflussen. Rekombinantes Genprodukt
produzierende Wirtszellen, z.B. Säugerzellen, können mit
einer Testverbindung in Kontakt gebracht werden, und der/die modulierenden
Effekt(e) hiervon können
dann bewertet werden durch Vergleichen der Genprodukt-vermittelten
Antwort in Anwesenheit und Abwesenheit der Testverbindung, oder
durch In-Bezug-Setzen der Genprodukt-vermittelten Antwort von Testzellen
oder Kontrollzellen (d.h. Zellen, die das Genprodukt nicht exprimieren)
mit der Gegenwart der Verbindung.
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Nukleinsäurebibliotheken
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Das
Verfahren der vorliegenden Erfindung ist nützlich zum Sortieren von Bibliotheken
von Nukleinsäuren.
Hier werden die Begriffe „Bibliothek", „Repertoire" und „Pool" gemäß ihrer
gebräuchlichen
Sinnhaftigkeit in der Technik verwendet, sodass eine Bibliothek
von Nukleinsäuren
ein Repertoire von Genprodukten codiert. Im allgemeinen werden Bibliotheken
aus Pools von Nukleinsäuren
konstruiert und besitzen Eigenschaften, die das Sortieren erleichtern.
Eine anfängliche
Selektion einer Nukleinsäure
aus einer Bibliothek von Nukleinsäuren unter Verwendung der vorliegenden
Erfindung wird in den meisten Fällen
das Durchmustern einer großen Anzahl
von Nukleinsäurevarianten
erfordern. Bibliotheken von Nukleinsäuren können in einer Vielzahl verschiedener
Weisen erzeugt werden, einschließlich der folgenden.
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Pools
natürlich
vorkommender Nukleinsäuren
können
aus genomischer DNA oder cDNA kloniert werden (Sambrook et al.,
1989, Molecular Cloning: A Laboratory Manual. Cold Spring Harbor
Laboratory Press, New York); beispielsweise haben sich Phagen-Antikörperbibliotheken,
hergestellt durch die PCR-Amplifikation von Repertoires von Antikörpergenen
aus immunisierten oder nicht-immunisierten
Donoren, als sehr wirkungsvolle Quelle funktioneller Antikörperfragmente
gezeigt (Winter et al., 1994 Annu Rev Immunol, 12, 433–55; Hoogenboom,
H. R. (1997) Trends Biotechnol., 15, 62–70, Designing and optimizing
library selection strategies for generating high-affinity antibodies.
Trends Biotechnol. 15, 62–70;
Hoogenboom, H. R. (1997) Trends Biotechnol., 15, 62–70). Es
können
außerdem
Bibliotheken von Genen hergestellt werden, codierend für die Gesamtheit
(siehe z.B. Smith, G. P. (1985) Science, 228, 1315–7; Parmley,
S. F. und Smith, G. P. (1988) Gene, 73, 305–18) oder Teile von Genen (siehe
z.B. Lowman et al., (1991) Biochemistry, 30, 10832–8) oder
für Pools von
Genen (siehe z.B. Nissim, A., Hoogenboom et al., (1994) EMBO J,
13, 692–8),
und zwar mittels zufälliger oder „gedopter" synthetischer Oligonukleotide.
Die Bibliotheken können
außerdem
hergestellt werden durch Einführen
von Mutationen in eine Nukleinsäure
oder Pools von Nukleinsäuren,
und zwar „nach
dem Zufallsprinzip" durch
eine Vielzahl von Techniken in vivo, einschließlich der Verwendung von „Mutatorstämmen" von Bakterien, wie
etwa E. coli mutD5 (Liao et al., (1986) Proc Natl Acad Sci USA 83,
576–80;
Yamagishi et al., (1990) Protein Eng, 3, 713–9; Low et al., (1996), J Mol
Biol, 260, 359–68);
der Verwendung des Antikörper-Hypermutationssystems
der B-Lymphocyten (Yelamos et al., (1995), Nature, 376, 225–9). Zufällige Mutationen können außerdem – sowohl
in vivo als auch in vitro – durch
chemische Mutagene, Ionisierung oder UV-Bestrahlung (siehe Friedberg
et al. 1995, DNA repair and mutagenesis. ASM Press, Washington D.
C.) oder durch den Einbau mutagener Basenanaloga (Freese, 1959,
J Mol. Biol., 1,87; Zaccolo et al., (1996), J Mol Biol, 255, 589–603) eingeführt werden. "Zufällige" Mutationen können außerdem in
vitro während
der Polymerisation in Gene eingeführt werden, z.B. unter Verwendung
fehleranfälliger
Polymerasen (Leung et al., (1989), Technique, 1, 11–15).
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Eine
weitere Diversifizierung kann eingeführt werden durch die Verwendung
homologer Rekombination entweder in vivo (Kowalczykowski et al.,
(1994) Microbiol Rev, 58, 401–65)
oder in vitro (Stemmer, (1994), Nature, 370, 389–9.; Stemmer, (1994) Proc Natl
Acad Sci USA, 91, 10747–51).
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Agens
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Wie
hier verwendet, beinhaltet der Begriff „Agens" (bzw. „Mittel"), ohne hierauf beschränkt zu sein,
ein Atom oder Molekül,
wobei das Molekül
anorganisch oder organisch sein kann, ein biologisches Effektormolekül und/oder
eine Nukleinsäure,
die für
ein Mittel codiert, wie etwa ein biologisches Effektormolekül, ein Protein, ein
Polypeptid, ein Peptid, eine Nukleinsäure, eine Peptid-Nukleinsäure (PNA),
ein Virus, ein Virus-artikes Partikel, ein Nukleotid, ein Ribonukleotid,
ein synthetisches Analogon eines Nukleotids, ein synthetisches Analogon
eines Ribonukleotids, ein modifiziertes Nukleotid, ein modifiziertes
Ribonukleotid, eine Aminosäure,
ein Aminosäureanalogon,
eine modifizierte Aminosäure,
ein modifiziertes Aminosäure-Analogon,
ein Steroid, ein Proteoglykan, ein Lipid, eine Fettsäure und
ein Kohlenhydrat. Ein Mittel kann in Lösung oder in Suspension vorliegen
(z.B. in kristalliner, kolloidaler oder anderer teilchenförmiger Form).
Das Mittel kann in Form eines Monomers, Dimers, Oligomers, etc.,
oder anderweitig in einem Komplex vorliegen.
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Polypeptid
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Wie
hier verwendet, beziehen sich die Begriffe „Peptid", „Polypeptid" und „Protein" auf ein Polymer,
bei dem die Monomere Aminosäuren
sind und über
Peptid- oder Disulfidbindungen miteinander verbunden sind. „Polypeptid" bezieht sich entweder
auf eine natürlich
vorkommende Aminosäurekette
voller Länge
oder ein „Fragment
hiervon" oder ein „Peptid", wie etwa eine ausgewählte Region
des Polypeptids, die an ein anderes Protein, Peptid oder Polypeptid
in einer Weise bindet, die durch einen Liganden moduliert werden
kann, oder auf ein Aminosäurepolymer
oder ein Fragment oder Peptid hiervon, das teilweise oder vollständig nicht-natürlich ist. „Fragment
hiervon" bezieht
sich somit auf eine Aminosäuresequenz,
die Bestandteil eines Polypeptids voller Länge ist, mit zwischen etwa
8 und etwa 500 Aminosäuren
Länge,
bevorzugt mit etwa 8 bis etwa 300, bevorzugter mit etwa 8 bis etwa
200 Aminosäuren,
und noch bevorzugter mit etwa 10 bis etwa 50 oder 100 Aminosäuren Länge. „Peptid" bezieht sich auf
eine kurze Aminosäuresequenz,
die 10–40
Aminosäuren
lang ist, bevorzugt 10–35
Aminosäuren.
Zusätzlich
können
nicht-natürliche
Aminosäuren,
z.B. β-Alanin, Phenylglycin
und Homoarginin, einbezogen sein. Gewöhnlich anzutreffende Aminosäuren, die
nicht Gen-codiert sind, können
ebenfalls bei der vorliegenden Erfindung verwendet werden. Alle
Aminosäuren,
die bei der vorliegenden Erfindung verwendet werden, können entweder
das optische D- oder L-Isomer darstellen. Die L-Isomere sind bevorzugt.
Zusätzlich
sind andere Peptidomimetika ebenfalls nützlich, z.B. in Linkersequenzen
von Polypeptiden der vorliegenden Erfindung (siehe Spatola, (1983),
in Chemistry and Biochemistry of Amino Acids, Peptides and Proteins,
Weinstein, Herausgeber Marcel Dekker, New York, S. 267). Ein „Polypeptid-bindendes Molekül" ist ein Molekül, bevorzugt
ein Polypeptid, Protein oder Peptid, das die Fähigkeit besitzt, an ein anderes
Polypeptid, Protein oder Peptid zu binden. Bevorzugt ist diese Bindungsbefähigung durch
einen Liganden modulierbar.
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Der
Begriff „synthetisch", wie er hier verwendet
wird, bedeutet, dass der beschriebene Prozess oder die beschriebene
Substanz nicht gewöhnlich
in der Natur vorkommen. Bevorzugt wird eine synthetische Substanz
als Substanz definiert, die durch in vitro-Synthese oder Manipulation
erzeugt wird.
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Der
Begriff „Molekül" wird hier verwendet,
um sich auf irgendein Atom, Ion, Molekül, Makromolekül (z.B.
ein Polypeptid) oder eine Kombination solcher Einheiten zu beziehen.
Der Begriff „Ligand" kann austauschbar
mit dem Begriff „Molekül" verwendet werden.
Moleküle
gemäß der Erfindung
können
frei in Lösung vorliegen,
oder sie können
teilweise oder vollständig
immobilisiert sein. Sie können
als diskrete Einheiten vorliegen oder mit anderen Molekülen komplexiert
sein. Bevorzugt beinhalten Moleküle
gemäß der Erfindung
Polypeptide, die auf der Oberfläche
von Bakteriophagenpartikeln präsentiert
werden. Bevorzugter beinhalten Moleküle gemäß der Erfindung Bibliotheken
von Polypeptiden, die als integrale Bestandteile der Hüllproteine
auf der äußeren Oberfläche von
Bakteriophagenpartikeln präsentiert
werden. Verfahren für
die Herstellung von Bibliotheken, die nach dem Zufallsprinzip erstellte
Polypeptide codieren, sind in der Technik bekannt und können bei
der vorliegenden Erfindung angewendet werden. Die Erzeugung nach
dem Zufallsprinzip („Randomisierung") kann vollständig oder
partiell sein; im Falle einer partiellen Randomisierung codieren
die ausgewählten Codons
bevorzugt Optionen für
Aminosäuren
und nicht für
Stopcodons.
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BEISPIELE
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Beispiel 1. Konstruktion
von Taq-Polymerase-Expressionsplasmiden
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Das
offene Leseraster der Taq-Polymerase wird mittels PCR aus genomischer
DNA von Thermus aquaticus unter Verwendung der Primer 1 & 2 amplifiziert,
mit XbaI und SalI geschnitten und in pASK75 (Skerra A. 1994, Gene
151, 131), das mit XbaI und SalI geschnitten worden war, ligiert.
pASK75 ist ein Expressionsvektor, der die Synthese von Fremdproteinen
in E. coli unter der Transkriptionskontrolle des tetA-Promotors/Operators
steuert.
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Die
Klone werden unter Verwendung der Primer 3, 4 auf Inserts durchgemustert
und auf die Expression aktiver Taq-Polymerase (Taq Pol) (siehe unten)
hin getestet. Die inaktive Taq-Pol-Mutante D785H/E786V wird unter Verwendung
von Quickchange-Mutagenese (Stratagene) konstruiert. Die mutierten
Reste sind entscheidend wichtig für die Aktivität (Doublie
S. et al, 1998, Nature 391, 251; Kiefer J. R. et al., 1998, Nature
391; 304). Die resultierenden Klone werden unter Verwendung von
PCR-Screening mit den Primern 3, 5 und durch diagnostischen Verdau
der Produkte mit PmlI auf Mutationen hin durchgemustert. Die mutanten
Klone werden auf die Expression aktiver Taq-Polymerase (siehe unten)
hin getestet.
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Beispiel 2. Proteinexpression
und Aktivitätsassay
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Transformierte
TG1-Zellen werden in 2 × TY
0,1 mg/ml Ampicillin herangezogen. Für die Expression werden Übernacht-Kulturen
1/100 in frischem 2 × TY-Medium
verdünnt
und bei 37°C
bis zu einer OD600 von 0,5 herangezogen.
Die Proteinexpression wird induziert durch die Zugabe von Anhydro-Tetracyclin
bis zu einer Endkonzentration von 0,2 μg/ml. Nach 4 Stunden weiterer
Inkubation bei 37°C
werden die Zellen abzentrifugiert, einmal gewaschen und in einem
gleich großen
Volumen an 1 × SuperTaq-Polymerasepuffer
(50 mM KCl, 10 mM Tris-HCl (pH 9,0), 0,1% Triton X-100, 1,5 mM MgCl2) (HT Biotechnology Ltd, Cambridge UK) resuspendiert.
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Die
gewaschenen Zellen werden direkt zu einem PCR-Reaktionsgemisch hinzugegeben
(2 μl pro
30 μl Reaktionsvolumen),
dieses umfassend Matrizen-Plasmid (20 ng), die Primer 4 und 5 (je
1 μM), dNTPs
(0,25 mM), 1 × SuperTaq-Polymerasepuffer,
und mit Mineralöl überschichtet.
Die Reaktionsansätze
werden für
10 min bei 94°C
inkubiert, um Taq-Pol aus den Zellen freizusetzen, und dann einer
Thermocycler-Behandlung mit 30 Zyklen des Profils 94°C (1 min),
55°C (1
min), 72°C
(2 min) unterzogen.
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Beispiel 3. Emulgieren
der Amplifikationsreaktionen
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Die
Emulgierung der Reaktionsansätze
wird wie folgt durchgeführt.
200 μl an
PCR-Reaktionsgemisch (Taq-Expressionsplasmid
(200 ng), Primer 3 und 4 (je 1 μM),
dNTPs (0,25 mM), Taq-Polymerase (10 Unit)) werden tropfenweise (12
Tropfen/min) zu der Ölphase
(Mineralöl
(Sigma)) in Gegenwart von 4,5% (v/v) Span 80 (Fluka), 0,4% (v/v)
Tween 80 (Sigma) und 0,05% (v/v) Triton X100 (Sigma) unter konstantem
Rühren
(1000 rpm) in 2 ml Rundboden-Biofreeze-Gefäßen (Costar, Cambridge, MA)
hinzugegeben. Nach vollständiger
Zugabe der wässrigen
Phase wird das Rühren
für weitere
4 Minuten fortgesetzt. Die emulgierten Gemische werden dann auf
0,5 ml Dünnwand-PCR-Röhrchen (100 μl/Röhrchen) überführt, und
die PCR wird durchgeführt unter
Verwendung von 25 Zyklen des Profils 94°C (1 min), 60°C (1 min),
72°C (3
min), nach einer anfänglichen Inkubation
bei 94°C
für 5 min.
Die Reaktionsgemische werden durch die Zugabe eines doppelten Volumens an
Ether, Vortexen und Zentrifugieren für 2 Minuten vor dem Entfernen
der Etherphase zurückgewonnen.
Das amplifizierte Produkt wird durch Gelelektrophorese auf Agarosegelen
unter Verwendung von Standardmethoden (siehe z.B. J. Sambrook, E.
F. Fritsch und T. Maniatis, 1989, Molecular Cloning: A Laboratory
Manual, zweite Auflage, Bücher
1–3, Cold
Spring Harbor Laboratory Press) sichtbar gemacht.
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Für das Emulgieren
ganzer Zellen, die Taq-Polymerase exprimieren, wird das Protokoll
auf folgende Weise modifiziert: Das Taq-Expressionsplasmid und die
Taq-Polymerase in dem Reaktionscocktail werden weggelassen, und
stattdessen werden 5 × 108 induzierte E. coli TG1-Zellen (die die
exprimierte Taq-Polymerase ebenso beherbergen wie das Expressionsplasmid)
zusammen mit dem Zusatzstoff Tetramethylammoniumchlorid (50 μM) und RNase
(0,05% w/v, Roche, UK) hinzugegeben. Die Anzahl der PCR-Zyklen wird
außerdem
auf 20 reduziert.
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Beispiel 4. Selbstreplikation
des wildtypischen Taq-Gens voller Länge
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Um
die Verbindung von Genotyp und Phänotyp während der Selbstreplikation
zu testen, mischten wir Zellen, die entweder wildtypische Taq-Polymerase
(wt Taq) oder das (unter den Pufferbedingungen) schwach aktive Stoffel-Fragment
(sf Taq) (F. C. Lawyer et al., PCR Methods Appl 2, 275–87 (1993))
exprimieren, bei einem Verhältnis
von 1:1 und unterwarfen diese der CSR entweder in Lösung oder
in Emulsion. In Lösung
wird das kleinere sf Taq bevorzugt amplifiziert. In der Emulsion
jedoch gibt es eine nahezu ausschließliche Selbstreplikation des
wt Taq-Gens voller Länge
(3B). Die Anzahl an Bakterienzellen
wird eingestellt, sodass die Mehrzahl der Emulsionskompartimente
nur eine einzige Zelle enthält.
Da die Zellen jedoch zufällig
unter den Kompartimenten verteilt sind, ist es unvermeidbar, dass
ein geringer Anteil zwei oder mehr Zellen enthalten wird. Da die
Kompartimente keine Matrizen-DNA auszutauschen scheinen (3A), ist es wahrscheinlich, dass die geringe
Menge an sf Taq-Amplifikation in der Emulsion aus diesen Kompartimenten
resultiert. Es ist jedoch klar, dass ihre Häufigkeit niedrig ist, und,
als solche die Selektionen wahrscheinlich nicht beeinflusst. Tatsächlich ist
bei einer Testselektion eine einzige Runde der CSR hinreichend,
um wildtypische Taq-Klone aus einem 106-fachen Überschuss
an inaktiven Taq-Mutanten
zu isolieren.
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Unter
Verwendung fehleranfälliger
PCR (error-prone PCR) haben wir zwei Repertoires an zufällig erzeugten
Taq-Mutanten hergestellt (L1 (J. P. Vartanian, M. Henry, S. Wain-Hobson,
Nucleic Acid Res. 24, 2627–2631
(1996)) und L2 (M. Zaccolo, E. Gherardi, J Mol Biol 285, 775–83 (1999)).
Nur 1–5%
der L1- oder L2-Klone sind aktiv, wie gemäß PCR eingeschätzt, jedoch
steigerte eine einzige Runde der CSR-Selektion für die Polymeraseaktivität unter
Standard-PCR-Bedingungen den Anteil aktiver Klone auf 81% (L1*)
und 77% (L2*).
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Beispiel 5. Mutagenisierende
PCR
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Taq-Polymerasegen-Varianten
werden unter Verwendung von zwei verschiedenen Verfahren der fehleranfälligen PCR
konstruiert.
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Das
erste verwendet die Nukleosid-Analoga dPTP und dLTP (Zaccolo et
al., (1996) J Mol Biol. 255, 589–603). Kurz dargestellt, wird
eine 3 Zyklen umfassende PCR-Reaktion durchgeführt, wobei der Reaktionsansatz
50 mM KCl, 10 mM Tris-HCl (pH 9,0), 0,1% Triton X100, 2 mM MgCl2, dNTPs (500 μM), dPTP (500 μM), dLTP
(500 μM),
1 pM Matrizen-DNA, die Primer 8 und 9 (jeweils 1 μM) und Taq-Polymerase
(2,5 Unit) in einem Gesamtvolumen von 50 μl umfasst und das thermische
Profil 94°C
(1 min), 55°C
(1 min), 72°C
(5 min) ist. Ein 2 μl-Aliquot
wird dann auf eine 100 μl
Stan dard-PCR-Reaktion übertragen,
die 50 mM KCl, 10 mM Tris-HCl (pH 9,0), 0,1% Triton X-100, 1,5 mM
MgCl2, dNTPs (250 μM), die Primer 6 und 7 (je 1 μM) und Taq-Polymerase (2,5
Unit) umfasst. Diese Reaktion wird 30 Zyklen mit dem Profil 94°C (30 Sekunden),
55°C (30
Sekunden), 72°C
(4 Minuten) unterworfen. Das Amplifikationsprodukt wird gelgereinigt
und wie oben in pASK75 kloniert, um die Bibliothek L2 zu erzeugen.
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Das
zweite Verfahren verwendet eine Kombination von „voreingenommenen" dNTPs und MnCl2, um Fehler bei der PCR einzuführen. Das
Reaktionsgemisch umfasst 50 mM KCl, 10 mM Tris-HCl (pH 9,0), 0,1% Triton
X-100, 2,5 mM MgCl2, 0,3 mM MnCl2, 1 pM Matrizen-DNA, dTTP, dCTP, dGTP (alle
1 mM), dATP (100 μM),
Primer 8 und 9 (jeweils 1 μM)
und Taq-Polymerse (2,5 Unit). Dieser Reaktionsansatz wird 30 Zyklen
mit dem Profil 94°C
(30 Sekunden), 55°C
(30 Sekunden), 72°C
(4 Minuten) unterworfen, und die amplifizierten Produkte werden
wie oben kloniert, um die Bibliothek L1 zu erzeugen.
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Beispiel 6. Selektionsprotokoll
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Für die Selektion
aktiver Polymerasen werden PCR-Reaktionen in Emulsionen durchgeführt, wie
oben beschrieben, jedoch unter Verwendung der Primer 8 und 9. Für die Selektion
von Varianten mit gesteigerter Thermostabilität werden die Emulsionen bei
99°C für bis zu
7 Minuten präinkubiert,
bevor die Zyklusbehandlung wie oben durchgeführt wird. Für die Selektion von Varianten
mit gesteigerter Aktivität
in Gegenwart des Inhibitors Heparin, wird letztgenannter bis auf
Konzentrationen von 0,08 und 0,16 Unit/μl hinzugegeben und die Zyklusbehandlung
wird wie oben durchgeführt.
Detaillierte Protokolle sind in den weiteren, unten stehenden Beispielen
angegeben.
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Die
Amplifikationsprodukte, die aus den Kompartimenten resultieren,
die eine aktive Polymerase enthalten, werden mit Ether aus der Emulsion
extrahiert wie zuvor, und dann mittels Standard-Phenol-Chloroform-Extraktion gereinigt.
0,5 Volumina an PEG/MgCl2-Lösung (30%
v/v PEG 800, 30 mM MgCl2) werden dann hinzugegeben,
und nach dem Mischen wird die Zentrifugation für 10 Minuten bei Raumtemperatur
bei 13.000 rpm durchgeführt.
Der Überstand
(enthaltend nicht-eingebaute Primer und dNTPs) wird verworfen, und
das Pellet wird in TE resuspendiert. Die amplifizierten Produkte
werden dann auf Zentrifugenröhrchen
(Qiagen) weiter gereinigt, um eine vollständige Entfernung der Primer
sicherzustellen. Diese Produkte werden dann unter Verwendung der
Primer 6, 7 (die externe nested Primer gegenüber den Primern 8 und 9 darstellen)
in einer Standard-PCR-Reaktion
erneut amplifiziert, mit dem Unterschied, dass nur 20 Zyklen verwendet
werden. Die erneut amplifizierten Produkte werden gelgereinigt und
erneut, wie oben, in pASK75 kloniert. Es werden Transformanten ausplattiert,
und die Kolonien werden wie unten durchgemustert. Die Restlichen
werden in 2 × TY/0,1
mg/ml Ampicillin abgekratzt, bis auf eine OD600 =
0,1 herunter verdünnt
und herangezogen und induziert wie oben, um das Selektionsprotokoll
zu wiederholen.
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Beispiel 7. Protokoll
zur Kolonie-Durchmusterung
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Kolonien
werden in eine 96-Well-Kulturschale (Costar) gepickt, herangezüchtet und
wie oben für
die Expression induziert. Für
die Durchmusterung werden 2 μl
an Zellen in einer 30 μl-PCR-Reaktion verwendet, um
wie oben auf Aktivität
hin zu testen, wobei dies in einer 96-Well-PCR-Platte (Costar) unter
Verwendung der Primer 4 und 5 erfolgt. Es wird ein Temperaturgradienten-Block
verwendet, um auf „Selektanten" mit erhöhter Thermostabilität hin durchzumustern.
Die Reaktionen werden für
5 Minuten bei Temperaturen präinkubiert,
die von 94,5 bis 99°C
reichen, bevor eine Standard-Zyklusbehandlung wie oben mit den Primern
4 und 5 oder 3 und 4 erfolgt. Für
das Durchmustern auf Heparin-kompatible Polymerasen, wird Heparin
zu 0,1 Unit/30 μl
bei dem 96-Well-Format-Kolonie-PCR-Screen
hinzugegeben.
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Aktive
Polymerasen werden dann in einem Spektrum von Heparinkonzentrationen,
reichend von 0,007 bis 3,75 Unit/30 μl, getestet und mit dem Wildtyp
verglichen.
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Beispiel 8. Assay auf
katalytische Aktivität
der Polymerasen
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Kcat und Km (dTTP)
werden unter Verwendung eines homopolymeren Substrats bestimmt (Polesky
et al., (1990) J. Biol. Chem. 265: 14579–91). Das endgültige Reaktionsgemisch
(25 μl)
umfasst 1 × SuperTaq-Puffer
(HT Biotech), poly(dA)oligo(dT) (500 nM, Pharmacia) und variable
Konzentrationen an [α-32P]dTTP (etwa 0,01 Ci/mmol). Die Reaktion
wird gestartet durch die Zugabe von 5 μl Enzym in 1 × SuperTaq-Puffer,
um endgültige
Enzymkonzentrationen zwischen 1–5
nM zu ergeben. Die Reaktionen werden für 4 Minuten bei 72°C inkubiert,
mit EDTA gequencht, wie in Beispiel 14 und auf 24 mm DE-81-Filter
appliziert. Die Filter werden dann gewaschen, und die Aktivität wird wie
in Beispiel 14 gemessen. Die kinetischen Parameter werden unter
Verwendung der Standard-Lineweaver-Burke-Auftragung
bestimmt. Versuche unter Verwendung von 50% reduziertem Homopolymer-Substrat
zeigten keine große
Differenz beim Einbau von dTTP durch die Polymerase, was anzeigt,
dass es in hinreichendem Überschuss
vorliegt, um das verwendete Protokoll der kinetischen Analyse zu
validieren.
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Beispiel 9. Standard-PCR
in wässrigen
Kompartimenten in einer Emulsion
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Um
festzustellen, ob die Bedingungen in den wässrigen Kompartimenten, die
in einer Emulsion vorliegen, permissiv für die Katalyse sind, wird ein
Standard-Reaktionsgemisch emulgiert und eine PCR durchgeführt. Dies
führt zur
Amplifikation des Taq-Polymerasegens korrekter Größe, das
in der Plasmidmatrize vorliegt, wobei die Ausbeuten hinreichende
Ausbeuten sind, um eine Sichtbarmachung unter Verwendung von Standard-Agarosegel-Elektrophorese
zu erlauben.
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Beispiel 10. Emulgieren
von E. coli, das Taq-Polymerase exprimiert, und nachfolgende PCR
zur Amplifikation des Polymerasegens
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E.
coli-Zellen, die Taq-Polymerase exprimieren, werden emulgiert, und
die PCR wird unter Verwendung von Primern durchgeführt, die
die Polymerasekassette in dem Expressionsvektor flankieren. Emulgierungen
von bis zu 5 × 108 Zellen (pro 600 μl Gesamtvolumen) führen zu
erkennbarer Produktbildung, wie beurteilt mittels Agarosegelelektrophorese.
Die Zellen segregieren daher in die wässrigen Kompartimente, wo die
Bedingungen für
die Selbstamplifikation des Polymerasegens durch die exprimierte
Taq-Polymerase geeignet sind. Für ähnliche
Emulsionen wurde bestimmt, dass sie etwa 1 × 1010 Kompartimente
pro ml enthalten (Tawfik D. & Griffiths
A. D. (1998) Nature Biotech. 16, 652). Die große Anzahl an Zellen, die emulgiert
werden können, erlaubt
die Selektion aus vielgestaltigen Repertoires von randomisiertem
Protein.
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Beispiel 11. Aufrechterhaltung
der Genotyp-Phänotyp-Verbindung
in der Emulsion
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Um
für ein
Selektionsverfahren brauchbar zu sein, sollte die Mehrzahl der wässrigen
Kompartimente in der Emulsion eine einzige Zelle beinhalten, und
die Unbeschadetheit der Kompartimente sollte während des Thermocycling aufrecht
erhalten werden. Dies wird getestet, indem man in die Emulsion Zellen
einbezieht, die eine Konkurrenz-Matrize beinhalten, die durch ihre
kleinere Größe unterscheidbar
ist.
-
E.
coli, das Taq-Polymerase exprimiert, wird mit E. coli, das das Stoffel-Fragment
exprimiert, in einem Verhältnis
von eins zu eins co-emulgiert. Das Stoffel-Fragment ist unter den
in der Emulsion verwendeten Bedingungen wenig aktiv, und somit ist
die Amplifikation seiner Expressionskassette durch das gleiche Primerpaar,
das für
die Taq-Selbstamplifikation verwendet wird, das Ergebnis einer Co-Kompartimentierung
mit einer Zelle, die aktive Taq-Polymerase exprimiert, oder einer
Durchlässigkeit
von Taq-Polymerase zwischen den Kompartimenten. Nach der PCR wird
für die
große
Mehrheit der Produkte gefunden, dass diese dem aktiven Taq-Polymerasegen
entspricht, was somit die Prämisse
von einer Zelle pro dauerhaftem Kompartiment validiert (siehe 2,
Ghadessy et al (2001), PNAS, 98, 4552).
-
Beispiel 12. Test-Selektion
von aktiver gegenüber
inaktiver Taq-Polymerase
-
Um
zu zeigen, dass das Verfahren auf potentiell seltene Varianten hin
selektieren kann, wurde ein 106-facher Überschuss
an Zellen, die inaktive Polymerase exprimieren, gegenüber solchen,
die die aktive Form exprimieren, co-emulgiert. Nach der PCR und
dem Klonieren des amplifizierten Produkts zeigte ein einzelner Expressions-Screen
unter Verwendung eines 96-Well-Formats eine 104-fache Anreicherung
für die
aktive Polymerase an.
-
Beispiel 13. Gesteuerte
Evolution der Taq-Polymerase-Varianten mit gesteigerter Hitzestabilität
-
Polymerasen
mit einer gesteigerten Hitzestabilität sind von potentieller praktischer
Wichtigkeit, da sie den Aktivitätsverlust
während
des Thermocycling reduzieren und höhere Denaturierungstemperaturen
für die Amplifikation
von GC-reichen Matrizen erlauben. Somit haben wir, ausgehend von
vorselektierten Bibliotheken (L1*, L2*), das Selektionsverfahren
unserer Erfindung zunächst
für die
gesteuerte Evolution von Taq-Varianten mit erhöhter Hitzestabilität verwendet
und progressiv die Temperatur und Dauer der anfänglichen Hitzedenaturierung
gesteigert. Nach 3 Runden der Selektion isolierten wir T8 (Tabelle
1), einen Taq-Klon mit einer 11-fach längeren Halbwertszeit bei 97,5°C als das
bereits thermostabile wildtypische Taq-Enzym (Tabelle 2), was T8
zum hitzestabilsten Mitglied der beschriebenen Pol I-Familie macht
(Die Klone wurden mittels eines PCR-Assays durchgemustert und markiert.
Kurz dargestellt, wurden 2 μl
an induzierten Zellen zu 30 μl PCR-Mix
hinzugegeben, und die Amplifikation eines 0,4 kb-Fragments wurde
unter Selektionsbedingungen (z.B. einer Steigerung der Mengen von
Heparin) gemessen). Die Hitzestabilität und Heparinresistenz von
gereinigten, mit His-Tag versehenen Wildtyp-Klonen und mutanten
Taq-Klonen wird bestimmt wie in Lawyer R. T. et al., PCR Methods
Appl. 2, 275–287
(1993); Lawer et al., J. Biol. Chem 264, 6427–37 (1989) beschrieben, unter
Verwendung aktivierter Lachssperma-DNA und normalisierter Enzymkonzentrationen.
Die Mutationen, die T8 (und der Mehrzahl weniger thermostabiler
Mutanten) Hitzestabilität
verleihen, konzentrieren sich in der 5'-3'-Exonuklease-Domäne (Tabelle
1). Tatsächlich
zeigen Trunkierungsvarianten der Taq-Polymerase (F. C. Lawyer et
al., (1993) PCR Methods Appl 2, 275–87; W. M. Barnes, (1992) Gene
112, 29–35),
denen diese Exonuklease-Domäne
fehlt, eine verbesserte Thermostabilität, was nahelegt, dass diese
weniger hitzestabil als die Hauptpolymerasedomäne sein könnte. Die niedrigere Hitzestabilität der Exonukleasedomäne kann
funktionelle Signifikanz besitzen (z.B. eine Notwendigkeit einer
größeren Flexibilität widerspiegeln),
da die stabilisierenden Mutationen in T8 die Exonukleaseaktivität zu reduzieren
scheinen (etwa 5-fach) (5'-3'-Exonuklease-Aktivität wird im
wesentlichen bestimmt wie in Y. Xu, et al., J Mol Biol 268, 284–302 (1997),
jedoch in 1 × Taq-Puffer
mit 0,25 mM dNTPs und dem 22-Mer-Oligonukleotid von Y. Xu, et al.,
J Mol Biol 268, 284–302
(1997), bei 5'-Markierung
mit Cy5 (Amersham). Die Stationärzustands-Kinetik
wird gemessen wie in A. H. Polesky, T. A. Steitz, N. D. Grindley,
C. M. Joyce, J Biol Chem 265, 14579–91 (1990), unter Verwendung
des homopolymeren Substrats poly(dA)
200 (Pharmacia)
und von oligo(dT)
40-Primer bei 50°C (zumindest bei niedriger Temperatur).
Tabelle
1: Eigenschaften selektierter Klone. Fettgedruckte Klone stehen
durch die unterstrichenen Mutationen in Beziehung zu einander. Die
Reihenfolge der Klone ist im Bezug auf wt Taq festgelegt worden.
- * wie bestimmt durch PCR (relativ gegenüber Taqwt), bei 97,5°C
- ** wie beurteilt durch PCR (relativ gegenüber Taqwt)
-
Zwei
Bibliotheken von Taq-Polymerase-Varianten, die unter Verwendung
fehleranfälliger
PCR erzeugt wurden, werden in E. coli exprimiert (Bibliothek L1,
8 × 107 Klone, Bibliothek L2 2 × 107 Klone;
siehe Beispiel 5) und emulgiert wie zuvor. Die erste Runde der PCR
wird ausgeführt,
um aktive Varianten unter Verwendung des Standard-Taq-Polymerase-Thermocycling-Profils,
das oben dargestellt ist, anzureichern. Angereicherte Amplifikationsprodukte
werden gereinigt und erneut kloniert, um Bibliotheken zu erzeugen,
die aktive Varianten umfassen (L1*, L2*, ca. 106 Klone
für jede
Bibliothek). Eine Durchmusterung der L1*- bzw. L2*-Bibliothek zeigte,
dass 81% bzw. 77% der zufällig
gepickten Klone aktiv waren.
-
Es
wird Selektionsdruck auf die Bibliotheken L1* und L2* während der
nächsten
Runde der PCR angewendet, indem man die Emulsionen bei 99°C für 6 oder
7 Minuten vor dem normalen PCR-Zyklus präinkubiert. Unter diesen Bedingungen
verliert die wildtypische Taq-Polymerase ihre gesamte Aktivität. Amplifizierte Produkte
werden angereichert und kloniert wie oben, und ein 96-Well-Expressions-Screen
wird verwendet, um unter normalen PCR-Bedingungen auf aktive Varianten
zu selektieren. Dies erbrachte 7 Klone aus der L2*-Bibliothek und
10 Klone aus der L1*-Bibliothek.
Diese werden dann unter Verwendung eines Temperaturgradienten-PCR-Blocks
auf er höhte
Thermostabilität
hin durchgemustert, mit einer 5-minütigen Präinkubation bei Temperaturen
von 94,5 bis 99°C
vor der Standard-Zyklusbehandlung. Wie durch Gelelektrophorese eingeschätzt, sind
5 Klone von jeder Bibliothek mit einer gesteigerten Thermostabilität im Vergleich
zum Wildtyp vorhanden. Diese Mutanten sind in der Lage, das 320
bp große
Ziel nach der Präinkubation
bei 99°C
für 5 Minuten effizient
zu amplifizieren. Das wildtypische Enzym besitzt keine erkennbare
Aktivität
nach der Präinkubation bei
Temperaturen oberhalb von 97°C
für 5 Minuten
oder mehr.
-
Beispiel 14. Assay auf
Thermostabilität
der Polymerase
-
Assays
der Hitzeinaktivierung von WT und gereinigten, mit His-Tag versehenen
Polymerasen werden in einem Standard-PCR-Gemisch von 50 μl, umfassend
1 × SuperTaq-Puffer
(HT-Biotech), 0,5 ng Plasmid-DNA-Matrize, 200 μM jeweils von dATP, dTTP und
dGTP, den Primern 3 und 4 (10 μM)
und Polymerase (etwa 5 nM), durchgeführt. Die Reaktionsgemische
werden mit Öl überschichtet
und bei 97,5°C
inkubiert, wobei nach definierten Intervallen 5 μl-Aliquots entnommen und auf
Eis gelagert werden. Diese Aliquots werden in einem 50 μl-Aktivitäts-Reaktionspuffer,
enthaltend 25 mM N-tris[Hydroxymethyl-3-amino-propansulfonsäure (TAPS)
(pH 9,5), 1 mM β-Mercaptoethanol,
2 mM MgCl2, jeweils 200 μM von dATP, dTTP und dGTP, 100 μM [α-32P]dCTP (0,05 Ci/mmol) und 250 μg/ml aktivierter
Lachssperma-DNA-Matrize, getestet. Die Reaktionen werden für 10 Minuten
bei 72°C
inkubiert und durch die Zugabe von EDTA (25 mM Endkonzentration)
abgestoppt. Die Reaktionsvolumina werden mit Lösung S (2 mM EDTA, 50 μg/ml an gescherter
Lachssperma-DNA) bis auf 500 μl
aufgefüllt,
und es werden 500 μl
20% TCA (v/v)/2% Natriumpyrophosphat (v/v) hinzugegeben. Nach 20
Minuten Inkubation auf Eis werden die Reaktionsansätze auf
24 mm GF/C-Filter (Whatman) appliziert. Nicht eingebaute Nukleotide
werden durch 3 Waschschritte mit 5% TCA (v/v), 2% Natriumpyrophosphat
(v/v), gefolgt von zwei Waschschritten mit 96% Ethanol (v/v), entfernt.
Die getrockneten Filter werden in Szintillationsgefäßen, enthaltend
Ecoscint A (National Diagnostics) ausgezählt. Der Assay wird unter Verwendung
einer bekannten Menge der markierten dCTP-Lösung (Auslassen der Waschschritte)
kalibriert.
-
Beispiel 15. Gesteuerte
Evolution von Taq-Polymerase-Varianten mit gesteigerter Aktivität in Gegenwart
des Inhibitors Heparin
-
Wie
oben angezeigt, können
die Verfahren unserer Erfindung auch dafür verwendet werden, um Resistenz
gegenüber
einem Inhibitor der Enzymaktivität
zu entwickeln. Heparin ist ein in breitem Maße vernvendetes Antikoagulans,
jedoch außerdem
ein potenter Inhibitor der Polymeraseaktivität, was Schwierigkeiten bei der
PCR-Amplifikation aus klinischen Blutproben verursacht (J. Satsangi,
D. P. Jewell, K. Welsh, M. Bunce, J. I. Bell, Lancet 343, 1509–10 (1994)).
Obwohl Heparin durch verschiedene Prozeduren aus den Blutproben
entfernt werden kann, kann dies sowohl kosten- als auch zeitaufwändig sein.
Die Verfügbarkeit
einer Heparin-kompatiblen Polymerase würde daher die Cha rakterisierung
therapeutisch wichtiger Amplikons erheblich verbessern und die Notwendigkeit
einer möglicherweise
kostenmäßig nicht
vertretbaren Heparinase-Behandlung der Proben (Taylor A. C. (1997)
Mol. Ecol 6, 383) aufheben.
-
Die
L1*- und L2*-Bibliotheken werden kombiniert und in Emulsion auf
Polymerasen selektiert, die in bis zu 0,16 Unit Heparin pro μl aktiv sind.
Nach einer einzigen Runde wurden 5 aktive Klone in dem 96-Well-PCR-Screen
unter Einbeziehung einer Reaktion von 0,1 Unit/30 μl isoliert,
bei der der Wildtyp keine Aktivität zeigt. Die Titration zeigt,
dass 4 dieser Klone in der bis zu 4-fachen Menge an Heparin, die
den Wildtyp inhibiert, aktiv sind (0,06 Unit/30 μl gegenüber 0,015 Unit/30 μl). Der andere
Klon ist aktiv in der bis zu 8-fachen Menge an Heparin, die den
Wildtyp inhibiert (0,12 Unit/30 μl
gegenüber
0,015 Unit/30 μl).
-
Unter
Verwendung einer Selektion in Gegenwart steigender Mengen an Heparin
isolierten wir H15, eine Taq-Variante, die in der PCR bei dem bis
zu 130-fachen der inhibitorischen Konzentration von Heparin (Tabelle
2) funktionell ist. Interessanter Weise sind die Heparin-Resistenz
verleihenden Mutationen ebenfalls im Cluster angehäuft, in
diesem Fall in der Base der „Finger-
und Daumen"-Polymerase-Subdomänen, Regionen,
die an der Bindung von Duplex-DNA beteiligt sind. Tatsächlich,
urteilend von einer kürzlich
erstellten hochauflösenden
Struktur eines Taq-DNA-Komplexes (Y. Li, S. Korolev, G. Waksman,
EMBO J 17, 7514–25 (1998))
bilden vier der sechs Reste, die in H15 mutiert sind (K540, D578,
N583, M747) einen direkten Kontakt entweder mit dem Matrizen- oder
dem Produktstrang aus (wie in
7 gezeigt).
H15-Mutationen scheinen neutral zu sein (oder sich gegenseitig zu
kompensieren), soweit es die Affinität für die Duplex-DNA betrifft (während sie
vermutlich die Affinität
für Heparin
reduzieren) (Tabelle 2). Die K
D für DNA wird
unter Verwendung von BIAcore bestimmt. Kurz gesagt, wird das 68-mer,
das in M. Astake, N. D. Grindley, C. M. Joyce, J Biol Chem 270,
1945–54
(1995) verwendet wurde, am 5'-Ende
biotinyliert und an einen SA-Sensorchip
gebunden, und die Bindung von Polymerase wird in 1 × Taq-Puffer
(siehe oben) bei 20°C
gemessen. Die relativen K
D-Werte werden
durch einen PCR-Einstufungstest unter Verwendung abnehmender Mengen
an Matrize eingeschätzt.
Die genaue molekulare Basis der Heparin-Inhibition ist nicht bekannt,
jedoch sprechen unsere Ergebnisse stark für überlappende (und vermutlich
sich gegenseitig ausschließende)
Bindungsstellen für
DNA und Heparin in der aktiven Stelle der Polymerase nahe, was die
Idee unterstützt,
dass Heparin seinen inhibitorischen Effekt ausübt, indem es Duplex-DNA imitiert
und mit dieser um die Bindung an der aktiven Stelle konkurriert.
Es ist unsere Beobachtung, dass die Heparin-Inhibition unter Bedingungen
von im Überschuss
vorliegender Matrizen-DNA merklich reduziert wird (siehe hierzu:
Durchmusterung und Einstufung der Klone durch einen PCR-Assay).
Kurz dargestellt, werden 2 μl
an induzierten Zellen zu 30 μl
PCR-Gemisch hinzu gegeben, und die Amplifikation eines 0,4 kb-Fragments
wird unter Selektionsbedingungen (z.B. steigende Mengen an Heparin)
getestet. Die Thermostabilität
und Heparin-Resistenz der gereinigten, mit His-Tag versehenen wildtypischen
und mutanten Taq-Klone wird bestimmt wie beschrieben in F. C. Lawyer
et al., PCR Methods Appl 2, 275–87
(1993); F. C. Lawyer et al., J Biol Chem 264, 6427– 37 (1989),
unter Verwendung aktivierter Lachssperma-DNA und normalisierter
Enzymkonzentrationen (Tabelle 2), was mit dieser Hypothese konsistent
zu sein scheint. Tabelle
2: Eigenschaften selektierter Taq-Klone
- * kommerzielle Taq-Präparation (HT Biotechnology),
** mit N-terminalem His6-Tag, gemessen mittels CTP32-Einbau in Lachssperma-DNA, *** kein Tag,
gemessen durch PCR-Assay, ✝ Taq,
veröffentlichter
Wert: 1 nM–1 (1),
Klenow (Cambio), 4 nM–1, ‡ E.
coli DNA Pol I, veröffentlichter
Wert: 3,8 s–1 (A.
H. Polesky, T. A. Steitz, N. D. Grindley, C. M. Joyce, J Biol Chem
265, 14579–91
(1990)), § bezogen
auf Taqwt, gemessen durch mutS ELISA (Genecheck)
(P. Debbie, et al., Nucleic Acids Res 25, 4825–4829 (1997). Pfu (Stratagene):
0,2.
-
Beispiel 16. Matrizen-Evolution
bei Emulsionsselektion
-
Ein
klassisches Ergebnis bei in vitro-Replikationsversuchen ist eine
Anpassung der Matrizensequenz an eine schnellere Replikation (S.
Spiegelman, Q. Rev. Biophys. 4, 213–253 (1971)). Tatsächlich beobachten wir
auch Matrizenevolution durch stille Mutationen. Anders als die codierenden
Mutationen (AT zu GC vs. GC zu AT/29 vs. 16) zeigen nicht codierende
Mutationen eine erstaunliche Neigung (AT zu GC vs. GC zu AT/0 vs. 42)
in Richtung eines verringerten GC-Gehalts, wie allgemeinen angenommen
zur Förderung
einer effizienteren Replikation durch Erleichterung der Strangauftrennung
und der Destabilisierung von Sekundärstrukturen. Jenseits der Selektion
auf Anpassung kann unser Verfahren auch auf Anpassungsfähigkeit
hin selektieren; d.h. die Polymerasen können sich in Richtung einer
optimalen, wahrscheinlich höheren
Rate der Selbstmutation entwickeln (M. Eigen, Naturwissenschaften
58, 465–523
(1971)). Tatsächlich
können
unter adaptivem Stress Mutationen spontan in asexuellen Bakterienpopulationen
entstehen (F. Taddei, et al., Nature 387, 700–2 (1997); P. D. Sniegowski,
P. J. Gerrish, R. E. Lenski, Nature 387, 703–5 (1997)). In Analogie könnte argumentiert
werden, dass unser Verfahren Polymerasevarianten favorisieren könnte, die
fehleranfälliger
sind und somit zu einer schnelleren adaptiven Evolution befähigt sind.
Jedoch zeigte keine der selektierten Polymerasen gesteigerte Fehlerraten
(Tabelle 2). Das Eliminie ren von Rekombination und die Verringerung
der Mutationslast während
unseres Verfahrenszyklus können
den Selektionsdruck in Richtung fehleranfälligerer Enzyme verstärken.
-
Beispiel 17. Assay für Heparintoleranz
von Polymerasen
-
Die
Heparintoleranz von Polymerasen wird unter Verwendung eines ähnlichen
Tests wie dem auf thermische Stabilität hin getestet. Heparin wird
seriell in dem Aktivitätspuffer
verdünnt
(0 bis 320 Unit/45 μl),
und 5 μl
an Enzym in dem Standard-PCR-Gemisch oben werden hinzugegeben. Die
Reaktionen werden inkubiert und der Einbau wird wie oben getestet.
-
Beispiel 18. Selektion
von Taq-Varianten mit gesteigerter Fähigkeit zur Verlängerung
ausgehend von einer 3'-fehlgepaarten
Base
-
Die
verwendeten Primer sind Primer 9 (LMB388ba5WA) und Primer 10 (8fo2WC).
Diese Primerkombination präsentiert
den Polymerasevarianten eine 3'-Purin-Purin-Fehlpaarung
(A-G) und eine 3'-Pyrimidin-Pyrimidin-Fehlpaarung
(C-C). Dies sind die Fehlpaarungen, die von Taq-Polymerase am wenigsten toleriert werden
(Huang et al., 1992, Nucleic Acids Res 20 (17): 4567–73), und
die nur schwach verlängert
werden.
-
Das
Selektionsprotokoll ist im Wesentlichen dasselbe wie zuvor, mit
der Ausnahme, dass diese beiden Primer in der Emulsion verwendet
werden. Die Verlängerungszeit
wird außerdem
auf 8 Minuten erhöht.
Nach zwei Runden der Selektion werden 7 Klone isoliert, die eine
bis zu 16-fache Zunahme bei der Verlängerung der Fehlpaarung zeigen,
wie beurteilt durch einen PCR-Einstufungstest
(siehe Beispiel 2: Verwendung der Primer 5 und 11), mit Standardisierung
der Aktivität
unter Verwendung des normalen Primerpaars. Diese Klone werden nachfolgend
wieder in die ursprünglichen
L1*- und L2*-Bibliotheken gemischt, dies zusammen mit wildtypischer
Taq, und der Selektionsprozess wird wiederholt, jedoch mit einer
geringeren Anzahl von Zyklen (10) bei der CSR-Reaktion. Diese Selektionsrunde erbrachte
zahlreiche Klone, von denen die besten eine bis zu 32-fache Steigerung
der Fehlpaarungs-Verlängerung
zeigten, wie durch PCR (siehe Beispiel 2) unter Verwendung der Primer
5 und 11 beurteilt.
-
Der
Einbau eines nicht korrekten Basenpaars durch Taq-Polymerase kann
den Polymerisationsprozess zum Stillstand bringen, da bestimmte
Fehlpaarungen (siehe oben) von Taq nur schwach verlängert werden.
Als solche kann Taq-Polymerase alleine nicht bei der Amplifikation
großer
(> 6 kb) Matrizen
verwendet werden (Barnes). Dieses Problem kann überwunden werden, indem man
Taq mit einer Polymerase supplementiert, die eine 3'-5'-Exonuklease-Aktivität besitzt
(z.B. Pfu-Polymerase),
die nicht korrekt eingebaute Basen entfernt und eine Wiederaufnahme
der Polymerisation durch Taq erlaubt. Die obigen Klone werden daher
auf ihre Fähigkeit
hin untersucht, die Amplifikation großer DNA-Fragmente („long-distance
PCR") aus einer
Lambda-DNA-Matrize durchzufüh ren,
da hier für
den Einbau einer unkorrekten Base nicht erwartet wird, dass er die Polymerisation
anhält.
Unter Verwendung der Primer 12 (LBA23) und 13 (LFO46) (je 1 μM) in einer
50 μl-PCR-Reaktion, enthaltend
3 ng an Lambda-DNA (New England Biolabs), dNTPs (0,2 mM), 1 × PCR-Puffer (HT
Biotech), ist der Klon M1 befähigt,
ein 23 kb-Fragment zu amplifizieren, wobei er 20 Wiederholungen
eines 2-stufigen Amplifikationszyklus (94°C, 15 Sekunden; 68°C, 25 Minuten)
verwendet. Die wildtypische Polymerase ist bei Verwendung des gleichen
Reaktionspuffers nicht befähigt,
Produkte oberhalb von 13 kb zu verlängern. Kommerzielle Taq (Perkin
Elmer) kann unter Verwendung des vom Hersteller gelieferten Puffers
nicht über
6 kb hinaus verlängern.
-
Beispiel 19. Selektion
unter Verwendung selbsttragender Sequenzreplikation (3SR)
-
Um
die Machbarkeit von 3SR in einer Emulsion zu demonstrieren, wird
das Taq-Polymerasegen
zunächst
ausgehend von einem Elternplasmid (siehe Beispiel 1) PCR-amplifiziert,
wobei ein Vorwärts-Primer verwendet
wird, der so gestaltet ist, dass er einen T7-RNA-Polymerase-Promotor in das PCR-Produkt
einbaut. Ein 250 μl
3SR-Reaktionsgemisch, umfassend das modifizierte Taq-Gen (50 ng),
180 Unit T7-RNA-Polymerase (USB, 63 Unit reverse Transkriptase (HT-Biotech), rNTPs (12,5
mM), dNTPs (1 mM), MgCl2 (10 mM), Primer Taqba2T7
(Primer 12; 125 pmol), Primer 88fo2 (Primer 4; 125 pmol), 25 mM
Tris-HCl (pH 8,3), 50 mM KCl und 2,0 mM DTT, wird hergestellt. 200 μl hiervon
werden unter Verwendung des Standardprotokolls emulgiert. Nach verlängerter
Inkubation bei Raumtemperatur wird beobachtet, dass die Amplifikation
des Taq-Gens (das eine Modellgengröße darstellt) in der Emulsion
stattfindet, wie durch Standard-Gelelektrophorese
beurteilt.
-
Um
die Bandbreite des Verfahrens weiter auszudehnen, wird die 3SR-Reaktion
in einem in vitro-Transkriptions/Translations-Extrakt (EcoPro, Novagen)
durchgeführt.
Das inaktive Taq-Gen (siehe Beispiel 1) wird unter Verwendung der
Primer 2 (TaqfoSal) und 12 (Taqba2T7) aus dem Elternplasmid amplifiziert.
Es werden 100 ng (etwa 1 × 1010 Kopien) hinzugegeben, um 100 μl der wässrigen
Phase auszubilden, die EcoPro-Extrakt (70 μl), Methionin (4 μl), reverse
Transkriptase (84 Unit, HT-Biotech), Primer 12 (Taqba2T7, 2 μM), Primer
13 (TaqfoLMB2, 2 μM)
und dNTPs (250 μM)
enthält.
Die wässrige
Phase wird unter Verwendung des Standard-Protokolls in eine 400 μl Ölphase emulgiert.
Nach der Inkubation bei 37°C über Nacht,
wird die Emulsion unter Verwendung des Standard-Protokolls extrahiert,
und die wässrige
Phase wird unter Verwendung einer PCR-Reinigungssäule (Qiagen) weiter gereinigt.
Die vollständige
Entfernung der Primer wird sichergestellt durch die Behandlung von
5 μl des
Säuleneluats
mit 2 μl
ExoZap-Reagenz (Stratagene). DNA, die in der Emulsion durch 3SR
erzeugt wurde, wird unter Verwendung von 2 μl behandeltem Säuleneluat
in einer ansonsten nach Standard ablaufenden 50 μl-PCR-Reaktion unter Verwendung
von 20 Zyklen der Amplifikation mit den Primern 6 (LMB, ref 2) und
12 (Taqba2T7) gerettet. Verglichen mit dem Hintergrund (der Kontrollreaktion,
bei der die reverse Transkriptase bei der 3SR-Reaktion in der Emulsion
weggelassen wird), war eine intensivere Bande korrekter Größe zu sehen,
wenn die Produkte unter Verwendung von Agarosegelelektrophorese
sichtbar gemacht wurden. Die 3SR-Reaktion
kann daher in den Transkriptions-/Translationsextrakten ablaufen, was
die gesteuerte Evolution von Mitteln erlaubt, die in den wässrigen
Kompartimenten exprimiert werden.
-
Wildtypische
Taq-Polymerase besitzt begrenzte reverse Transkriptase-Aktivität (Perler
et al., (1996) Adv Protein Chem., 48, 377–435). Es ist auch bekannt,
dass reverse Transkriptasen (z.B. HIV reverse Transkriptase, die
sowohl Aktivitäten
der reversen Transkriptase als auch der Polymerase besitzt) erheblich
fehleranfälliger
sind als andere Polymerasen. Dies wirft die Möglichkeit auf, dass eine fehleranfälligeere
Polymerase (bei der eine erhöhte
Toleranz für
ein nicht zugehöriges
Substrat erkennbar ist) eine verstärkte reverse Transkriptase-Aktivität besitzen
könnte.
Die Gene für
die Taq-Varianten
M1, M4, ebenso wie die inaktive Mutante, werden aus den Elternplasmiden
amplifiziert, wobei die Primer 12 (Taqba2T7) und 2 (TaqfoSal verwendet
werden und die 3SR-Reaktion wie oben in dem Transkriptions-/Translations-Extrakt
(Novagen) ausgeführt
wird, mit dem Unterschied, dass reverse Transkriptase nicht exogen
hinzugegeben wird. Bei den Kontrollreaktionen wird Methionin aus
dem Reaktionsgemisch weggelassen. Nach 3 Stunden Inkubation bei
37°C, wird
die Reaktion wie oben behandelt, und die PCR wird unter Verwendung
der Primer 6 und 12 durchgeführt,
um die Produkte zu retten, die bei der 3SR-Reaktion synthetisiert
wurden. Einer der getesteten Klone, Klon M4, ergab im Vergleich
zu der Kontrollreaktion eine intensivere Bande korrekter Größe, wenn
die Produkte unter Verwendung von Agarosegelelektrophorese sichtbar
gemacht wurden. Es scheint daher so zu sein, dass Klon M4 ein gewisses
Maß an
reverser Transkriptase-Aktivität
besitzt. Dieses Ergebnis zeigt, dass es möglich ist, funktionell aktive
Replikasen in vitro zu exprimieren. In Verbindung mit der Selektion
durch Kompartimentierung können
neuartige Replikasen entwickelt werden.
-
Selektion von Mitteln,
die die Replikaseaktivität
modifizieren
-
Beispiel
19 und die folgenden Beispiele beschreiben, wie die Verfahren unserer
Erfindung verwendet werden können,
um ein Enzym zu selektieren, das an einem Stoffwechselweg beteiligt
ist, dessen Endprodukt ein Substrat für die Replikase ist. Diese
Beispiele zeigen ein Verfahren für
die Selektion von Nukleosiddiphosphatkinase (NDP-Kinase), die die Übertragung
einer Phosphatgruppe von ATP auf ein Desoxynukleosiddiphosphat katalysiert,
um ein Desoxynukleosidtriphosphat (dNTP) zu erzeugen. Hier liefert
das selektierbare Enzym (NDK) Substrate für die Taq-Polymerase, um das
Gen, das für
das Enzym codiert, zu amplifizieren. Dieses Selektionsverfahren
unterscheidet sich von der kompartimentierten Selbstreplikation
einer Replikase (CSR, Ghadessy und Holliger) dadurch, dass die Replikation
ein gekoppelter Prozess ist, der die Selektion von Enzymen (Nukleinsäuren und
Protein) erlaubt, die selber keine Replikasen sind. Bakterien, die
NDK exprimieren (und deren Gen auf einem Expressionsvektor enthalten)
werden mit deren Substrat (in diesem Fall dNDPs und ATP) und zusammen
mit den anderen Reagenzien, die benötigt werden, um deren Am plifikation
zu unterstützen
(Taq-Polymerase, Primer, die für
das ndk-Gen spezifisch sind und Puffer) co-emulgiert. Die Kompartimentierung
in einer Wasser-in-Öl-Emulsion
stellt die Segregation der einzelnen Bibliotheksvarianten sicher. Aktive
Klone liefern die dNTPs, die für
die Taq-Polymerase nötig
sind, um das ndk-Gen zu amplifizieren. Varianten mit gesteigerter
Aktivität
liefern mehr Substrat für
ihre eigene Amplifikation und somit korreliert die nach der Selektion
vorliegende Kopienzahl mit der enzymatischen Aktivität in den
Begrenzungen der Polymeraseaktivität. Zusätzlicher Selektionsdruck entsteht
aus der minimalen Menge an dNTPs, die für die Polymeraseaktivität benötigt werden,
somit werden Klone mit gesteigert katalytischer Aktivität auf Kosten
der schwach aktiven Varianten bevorzugt amplifiziert (Selektion
für kcat ebenso wie für Km).
-
Durch
Aufzeigen, dass wir ein Enzym entwickeln können, dessen Produkt in die
Polymerasereaktion eingespeist wird, hoffen wir, schließlich multiple
Enzyme zusammen zu entwickeln, die durch einen Stoffwechselweg verbunden
sind, bei dem das Produkt eines Enzyms das Substrat für das nächste ist.
Diversität
könnte in
zwei oder mehr Gene eingeführt
werden, und beide Gene können
auf Plasmiden oder Phagen in denselben Expressionswirt co-transformiert
werden. Wir hoffen darauf, kooperative Enzymsysteme zu entwickeln,
die die Selektion auf die Synthese nicht-natürlicher
Substrate und deren nachfolgenden Einbau in DNA ermöglichen.
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Beispiel 20. Induzierte
Expression von NDP-Kinase in Bakterienzellen
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Ein
pUC19-Expressionsplasmid, welches das EcoRI/HindIII-Restriktionsfragment
mit dem offenen Leseraster der Nukleosiddiphosphatkinase aus Myxococcus
xanthus enthält,
wird kloniert. Das Plasmid wird aus einer Übernacht-Kultur präpariert
und in den ndk-, pykA-, pykF-Stamm von E. coli QL1387 transformiert.
Eine Übernachtkultur
von OL1387/pUC19ndk wird in Gegenwart von Chloramphenicol (10 μg/ml Endkonzentration), Ampicillin
(100 μg/ml
Endkonzentration) und Glukose (2%) für 14–18 Stunden herangezogen. Die Übernachtkultur
wird 1:100 in 2 × TY
verdünnt,
10 μg/ml
Chloramphenicol, 100 μg/ml
Ampicillin und 0,1% Glukose. Die Zellen werden bis zu einer OD600nm von 0,4 herangezogen und mit IPTG (1
mM Endkonzentration) für
4 Stunden bei 37°C
induziert. Nach der Proteininduktion werden die Zellen einmal in
SuperTaq-Puffer (10 mM Tris-HCl pH 9, 50 mM KCl, 0,1% Triton X-100,
1,5 mM MgCl2, HT Biotechnology) gewaschen
und in 1/10 Volumen des gleichen Puffers resuspendiert. Die Anzahl
der Zellen wird durch spektrophotometrische Analyse mit der Nährung OD600 0,1 = 1 × 108 Zellen/ml
quantifiziert.
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Beispiel 21. Phosphoryltransfer-Reaktion
in wässrigen
Kompartimenten in einer Emulsion
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Um
festzustellen, ob Desoxynukleosiddiphosphate durch NDP-Kinase in
Taq-Puffer phosphoryliert werden können, wird eine Standard-PCR-Reaktion
durchgeführt,
bei der dNTPs durch dNDPs und ATP, ein Phosphat-Donormolekül, ersetzt
werden. Nukleosiddiphosphatkinase wird von E. coli QL1387 (einen
für ndk und
Pyruvat-Kinase defizienten Stamm von E. coli), wie im vorherigen
Beispiel beschrieben, exprimiert. Die Zellen werden mit dem PCR-Reaktionsgemisch
gemischt.
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Die
gewaschenen Zellen werden zu einem PCR-Reaktionsgemisch (etwa 8e5
Zellen/μl
Endkonzentration) mit SuperTaq-Puffer, 0,5 μM Primern, 100 μM von jedem
dNDP, 400 μM
ATP, SuperTaq-Polymerase (0,1 Unit/μl Endkonzentration, HT Biotechnology)
hinzugeben.
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Nach
dem Aufbrechen der Zellen bei 65°C
für 10
min, dem Inkubieren des Reaktionsgemischs für 10 Minuten bei 37°C und Thermocycling
(15 Zyklen mit 94°C
15 sec, 55°C
30 sec, 72°C
1 min 30 sec) wurden die amplifizierten Produkte auf einem Standard
1,5%-Agarose/TBE-Gel, das mit Ethidiumbromid (Sambrook) gefärbt wurde,
sichtbar gemacht. Die Ergebnisse dieses Experiments zeigen, dass
die exprimierte NDP-Kinase dNDPs phosphorylieren kann, um Taq-Polymerase
mit Substraten für
die PCR-Amplifikation des ndk-Gens zu versorgen.
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Das
Experiment wird wiederholt, und zwar mit dem zusätzlichen Schritt, dass das
Reaktionsgemisch mit Mineralöl
und Detergens gemäß obiger
Beschreibung emulgiert wird. Es wird herausgefunden, dass NDP-Kinase
in den wässrigen
Kompartimenten einer Emulsion aktiv ist.
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Beispiel 22. Kompartimentierung
von NDK-Varianten durch Emulgierung
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Das
ursprüngliche
Emulsionsgemisch erlaubte während
des Thermocyclings die Diffusion kleiner Moleküle zwischen den Kompartimenten.
Jedoch, durch Anpassen des Wasser-zu-Öl-Verhältnisses
und durch Minimieren des Thermocycling-Profils, wird der Austausch
von Produkt und Substrat zwischen den Kompartimenten minimiert,
was in einer festeren Verbindung von Genotyp zu Phänotyp resultiert.
Wenn es gegeben ist, dass die Diffusionsraten durch Modifizieren
des Emulsionsgemisches kontrolliert werden können, kann es möglich sein,
die Pufferbedingungen nach der Emulgierung anzupassen, was möglicherweise
eine größere Kontrolle
der Selektionsbedingungen erlaubt (d.h. Einstellen des pH durch
die Zugabe von Säure
oder Base oder Start/Stop-Reaktionen durch die Zugabe von Substraten
oder Inhibitoren).
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150 μl an PCR-Reaktionsgemisch
(SuperTaq-Puffer, 0,5 μM
von jedem Primer, 100 μM
von jedem dNDP, 400 μM
ATP, 0,1 Unit/μl
Taq-Polymerase, 8 × 105 Zellen/μl
von QL1387/ndk) werden in Gegenwart von 4,5% v/v Span 80, 0,4% v/v
Tween 80 und 0,05% v/v Triton X-100 tropfenweise (1 Tropfen/5 sec)
unter konstantem Rühren
in einem 2 ml-Rundboden-Biofreeze-Gefäß (Corning) zu 450 μl Ölphase (Mineralöl) hinzugeben.
Nach Zugabe der wässrigen
Phase wird das Rühren
für weitere
5 Minuten fortgesetzt. Die Emulsionsreaktionen werden in dünnwandigen
PCR-Röhrchen
aliquotiert (100 μl)
und wie oben angezeigt einer Thermocycling-Behandlung unterzogen.
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Die
Wiedergewinnung der amplifizierten Produkte nach der Emulgierung
wird wie folgt durchgeführt. Nach
dem Thermocycling werden die Produkte durch eine Extraktion mit
2 Volumina Diethylether wiedergewonnen, gevortext und für 10 Minuten
in einer Tisch-Mikrozentrifuge zentrifugiert. Die Amplifikationsprodukte werden
analysiert wie zuvor.
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Beispiel 23. Minimieren
von Hintergrund-Kinase-Aktivität
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Die
Niveaus an Hintergrund-Kinase-Aktivität werden bestimmt durch Emulgieren
von E. coli TG1-Zellen in Taq-Puffer, mit Substraten wie oben beschrieben.
Es wird herausgefunden, dass native Nukleosiddiphosphatkinase aus
E. coli nach der initialen Denaturierung genug Aktivität beibehält, um in
unserem Test eine signifikante Kinaseaktivität bereitzustellen. Das pUC19-Expressionsplasmid,
das das ndk-Gen enthält,
wird in einen ndk-defizienten Stamm von E. coli (QL1387) transformiert.
Im Vergleich zu einer katalytischen Knockout-Mutante von mx ndk
(H117A) wird die Hintergrund-Kinase-Aktivität in unserem Assay als vernachlässigbar bestimmt
(die amplifizierten Produkte konnten durch Agarosegelelektrophorese
nicht sichtbar gemacht werden), wenn ndk von dem Knockoutstamm exprimiert
wurde.
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Beispiel 24. Aufrechterhaltung
der Genotyp-Phänotyp-Verknüpfung in
der Emulsion
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Eine
katalytische Knock out-Mutation (NDK H117A) von NDP-Kinase wird
mit wildtypischer NDP-Kinase in gleichen Mengen co-emulgiert. Die
inaktive Mutante von ndk wird über
ein kleineres Amplifikationsprodukt unterschieden, da die 5'- und 3'-Regionen, die das
offene Leseraster stromabwärts
von den Stellen der Primerreaktion flankieren, bei der Konstruktion
der Knockout-Mutante entfernt werden. Unsere Emulgierungsprozedur
ergibt eine vollständige
Ausrichtung in Richtung der Amplifikation der aktiven Kinase, wie
bestimmt durch Agarosegelelektrophorese.
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Beispiel 25. Verfahren
zur parallelen Genotypisierung heterogener Zellpopulationen
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Der
Ansatz beinhaltet eine Kompartimentierung der fraglichen Zellen
in der Emulsion (siehe WO 93/03151) zusammen mit PCR-Reagenzien
etc. und Polymerase. Anstatt nun Gene, die von einer Zelle stammen,
durch PCR-Zusammenbau zu verbinden, werden ein (oder mehrere) biotinylierte
Primer sowie mit Streptavidin (oder irgendeinem anderen geeigneten
Mittel, um Primer an Beads zu binden) beschichtete Polystyrol-Beads
verwendet. Somit werden die PCR-Fragmente aus einer einzigen Zelle
auf ein einziges Bead übertragen.
Die Beads werden vereint, unter Verwendung fluoreszent markierter
Sonden (wie beschrieben für
die „digitale
PCR") auf Anwesenheit
einer bestimmten Mutation oder eines Allels hin überprüft und durch FACS ausgezählt. Multiplex-PCR
erlaubt die simultane Überprüfung von
10 oder eventuell mehr Markern. Einzelne Beads können ebenfalls für die Sequenzierung
sortiert werden.
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Die
Anwendungen beinhalten z.B. die Diagnose symptomfreier Tumore, die
von der Detektion einer sehr kleinen Anzahl mutanter Zellen in einem
großen Überschuss
normaler Zellen abhängen.
Der Vorteil dieses Verfahrens gegenüber der Zellfärbung ist
der Durchsatz. Es können
potentiell 108–109 Zellen
gleichzeitig geprüft
werden.
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Beispiel 25. Short-patch-CSR
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Das
vorliegende Beispiel bezieht sich auf die Selektion von Polymerasen
mit niedriger katalytischer Aktivität oder Prozessivität. Die kompartimentierte
Selbstreplikation (CSR), wie beschrieben, ist ein Verfahren zum
Selektieren von Polymerasevarianten mit gesteigerter Adaption an
bestimmte Selektionsbedingungen. Mutanten mit gesteigerter katalytischer
Aktivität
besitzen einen Selektionsvorteil gegenüber solchen, die unter den
Selektionsbedingungen weniger aktiv sind. Jedoch ist es für viele
Zielsetzungen der Selektion (z.B. veränderte Substratspezifität) wahrscheinlich,
dass die Zwischenprodukte entlang des evolutionären Wegs zu einem neuen Phänotyp eine
verringerte katalytische Aktivität
besitzen. Beispielsweise ist es bei kinetischen Studien von E. coli
DNA-Polymerase I so, dass Mutationen, wie etwa E710A, die Affinität und den
Einbau von Ribonukleotiden auf Kosten niedrigerer katalytischer
Raten und einer geringeren Affinität für wildtypische Substrate (Desoxyribonukleotide)
steigerten (F. B. Perler, S. Kumar, H. Kong, Adv. in Prot. Chem.
48, 377–430 (1996)).
Die korrespondierende Mutante von Taq-DNA-Polymerase I, E615A, kann
Ribonukleotide effektiver in PCR-Produkte einbauen als wildtypische
Polymerase. Jedoch ist sie bei Verwendung wildtypischer Substrate nur
befähigt,
kurze Fragmente und nicht das Taq-Gen voller Länge zu synthetisieren, wie über Agarosegelelektrophorese
analysiert. Daher ist es schwierig, mittels CSR auf diese Mutation
hin zu selektieren. Bei einem anderen Selektionsversuch, bei dem β-Glucuronidase
zu einer β-Galactosidase hin
entwickelt wird, wird der gewünschte
Phänotyp
nach mehreren Selektionsrunden erhalten, jedoch auf Kosten der katalytischen
Aktivität.
Es wird außerdem
herausgefunden, dass selektierte Varianten in den anfänglichen
Selektionsrunden befähigt
sind, die Umsetzung mehrerer verschiedener Substrate, die von keinem
der Elternenzyme angenommen werden, zu katalysieren, jedoch bei
viel niedrigeren katalytischen Raten (T. A. Steitz, J Biol Chem
274, 17395–8
(1999)).
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Um
das Problem anzugehen, befähigt
zu sein, auf Polymerasevarianten mit niedriger katalytischer Aktivität oder Prozessivität, wie sie
entlang eines evolutiven Weges hin zu einem gewünschten Phänotyp vorkommen können, zu
selektieren, wird eine Variante der CSR verwendet, bei der nur eine
kleine Region (ein „Flicken" bzw. „patch") des untersuchten
Gens einer Zufallsveränderung
unterzogen und repliziert wird. Diese Technik wird als „Short-patch-CSR
(spCSR)" bezeichnet.
spCSR erlaubt es auch weniger aktiven oder prozessiven Polymerasen
bei einer Selektionsrunde nach wie vor angereichert zu werden, indem
sie den Selektionsvorteil, der der hochaktiven und prozessiven Mutanten
gegeben wird, mindert. Dieses Verfahren erstreckt sich auch auf
das zuvor beschriebene Verfahren der kompartimentierten Selbstreplikation,
jedoch, da nicht das gesamte Gen repliziert wird, ist das „Short-patch-Verfahren" z.B. auch dafür nützlich,
spezifische Domänen
unabhängig
vom Rest des Proteins zu untersuchen.
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Es
gibt viele Wege, um eine lokalisierte Diversität in ein Gen einzuführen; hierunter
sind fehleranfällige PCR
(unter Verwendung von Mangan oder synthetischen Basen, wie oben
für die
Taq-Polymerase-Bibliothek beschrieben),
DNA-Shuffling (C. A. Brautigam, T. A. Steitz, Curr Opin Struct Biol
8, 54–63
(1998); Y. Li, S. Korolev, G. Waksman, EMBO J 17, 7514–25 (1998),
Kassettenmutagenese (E. Bedford, S. Tabor, C. C. Richardson, Proc
Natl Acad Sci USA 94, 479–84
(1997)), über
degenerierte Oligonukleotide gesteuerte Mutagenese (Y. Li, V. Mitaxov,
G. Waksman, Proc Natl Acad Sci USA 96, 9491–6 (1999); M. Suzuki, D. Baskin,
L. Hood, L. A. Loeb, Proc Natl Acad Sci USA 93, 9670–5 (1996))
und dessen Varianten, z.B. „Sticky
Feet-Mutagenese" (J. L.
Jestin, P. Kristensen, G. Winter, Angew. Chem. Int. Ed. 38, 1124–1127 (1999)),
und Zufallsmutagenese durch Amplifikation von ganzem Plasmid (T.
Oberholzer, M. Albrizio, P. L. Luisi, Chem Biol. 2, 677–82 (1995)). Kombinatorisches
Alanin-Scannning (A. T. Haase, E. F. Retzel, K. A. Staskus, Proc
Natl Acad Sci USA 87, 4971–5
(1990)) kann verwendet werden, um Bibliotheksvarianten zu erzeugen,
um zu bestimmen, welche Aminosäurereste
funktionell wichtig sind.
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Strukturdaten
(M. J. Embleton, G. Gorochov, P. T. Jones, G. Winter, Nucleic Acids
Res 20, 3831–7 (1992)),
Sequenz-Alignment-Daten (D. S. Tawfik, A. D. Griffiths, Nat. Biotechnol.
16, 652–656
(1998)) und biochemische Daten aus Studien der DNA-Polymerase I
offenbaren Regionen des Gens, die an der Nukleotidbindung und Katalyse
beteiligt sind. Mehrere mögliche
Regionen, auf die abgezielt werden kann, beinhalten die Regionen
1–6, wie
diskutiert in D. S. Tawfik, A. D. Griffith, Nat. Biotechnol. 16,
652–656
(1998)) (Die Regionen 3, 4 und 5 werden bei Taq-DNA-Polymerase I
auch als Motiv A, B bzw. C bezeichnet). Andere mögliche Regionen, auf die man
abzielen kann, wären
diejenigen Regionen, die zwischen verschiedenen Spezies konserviert
sind, diejenigen, bei denen die Strukturdaten implizieren, dass
sie mit dem Nukleotidsubstrat in Kontakt treten oder dass sie an
der Katalyse beteiligt sind, oder sich in der Nähe der aktiven Stelle oder
einer anderen Region befinden, die für die Polymerasefunktion oder
Substratbindung wichtig ist.
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Während einer
Selektionsrunde ist es für
jede Bibliotheksvariante erforderlich, dass sie nur die Region der
Diversität
repliziert. Dies kann leicht erreicht werden, indem man bei einer
PCR-Reaktion Primer bereitstellt, die die diversifizierte Region
flankieren. Die CSR-Selektionen werden im wesentlichen durchgeführt, wie beschrieben.
Nach der CSR-Selektion wird die kurze Region, die diversifiziert
und repliziert worden ist, nun erneut in das Ausgangsgen (oder ein
anderes genetisches Gerüst,
z.B. eine Bibliothek von Mutanten des Elterngens, ein verwandtes
Gen etc.) eingeführt,
entweder unter Verwendung geeignet positionierter Restriktionsstellen
oder von PCR-Rekombinationsverfahren,
wie etwa PCR-Shuffling oder Quickchange-Mutagenese etc. Der spCSR-Zyklus kann viele
Male wiederholt werden, und es können
mehrere Regionen gleichzeitig oder itera tiv mit flankierenden Primern
angesteuert werden, um einzelne Regionen entweder getrennt oder
in einschließender
Weise zu amplifizieren.
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Um
die Stringenz der Selektionen auf einer späteren Stufe zu erhöhen, lässt sich
die spCSR einfach dadurch verstärken,
dass man die Länge
der replizierten Sequenz erhöht,
wie definiert durch die flankierenden Primer, bis hin zur CSR voller
Länge.
Tatsächlich
kann es bei einer Selektion auf Prozessivität z.B. nützlich sein, das replizierte
Segment über
das codierende Gen hinaus bis hin zum ganzen Vektor zu verlängern, indem man
Strategien analog der iPCR (inverted PCR) verwendet.
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Die
spCSR kann Vorteile gegenüber
der CSR voller Länge
haben, nicht nur bei Betrachtung von Polymerasevarianten mit niedrigen
Aktivitäten
oder Prozessivitäten,
sondern auch, wenn man abgegrenzte Regionen eines Proteins auf Mutierbarkeit
hin untersucht, z.B. in Verbindung mit kombinatorischem Alanin-Scanning
(A. T. Haase, E. F. Retzel, K. A. Staskus, Proc Natl Acad Sci USA
87, 4971–5
(1990)), um zu bestimmen, welche Aminosäurereste funktionell wichtig
sind. Solche Informationen können
für ein
späteres
Stadium nützlich
sein, um semi-rationale Ansätze
zu leiten, d.h. um Diversität
gezielt in Reste und Regionen zu bringen, die nicht an der Kernaktivität der Polymerase
beteiligt sind. Weiterhin kann die scCSR verwendet werden, um Polypeptidsegmente
zwischen Polymerasen zu transplantieren (so wie bei Immunglobulin-CDR-Transplantierung).
Ein einfacher Tausch von Segmenten kann aufgrund sterischer Kollisionen
zunächst
zu geringfügig
aktiven Polymerasen führen
und ein „Neuformen" erfordern, um die
Segmente funktionell zu integrieren. Ein Neuformen kann erfolgen
entweder unter Verwendung von CSR voller Länge (z.B. aus bestehenden Bibliotheken von
Zufallsmutanten) oder mittels einer spCSR, die auf sekundäre Regionen
abzielt (siehe „Vernier-Zone" in Antikörpern).
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Die
kurzen Stücke
können
außerdem
sowohl am N- als auch am C-Terminus als Erweiterungen existierender
Polymerasegensequenzen oder als interne Insertionen befindlich sein.
Präzedenzfälle für solche
den Phänotyp
modifizierenden Erweiterungen und Insertionen kommen in der Natur
vor. Beispielsweise sind sowohl eine C-terminale Erweiterung von
T5 DNA-Pol als auch die Thioredoxin-Bindungsinsertion bei T7 DNA-Pol
von entscheidender Bedeutung für
die Prozessivität
dieser Enzyme und erlauben es diesen, das große (> 30
kb) Genom des T-Phagen effizient zu replizieren. Für N- oder
C-terminale Erweiterungen ist außerdem gezeigt worden, dass
sie die Aktivität
bei anderen Enzymen steigern.
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Beispiel 26. CSR bei niedriger
Temperatur unter Verwendung des Klenow-Fragments
-
Das
Klenow-Fragment wurde aus genomischer DNA von E. coli in den Expressionsvektor
pASK75 (ebenso wie bei Taq) kloniert und exprimiert im E. coli-Stamm
DH5αZ1 (Lutz
R. & Bujard H.
(1997), Nucleic Acids Res 25, 1203). Die Zellen wurden gewaschen
und in 10 mM Tris pH 7,5 re suspendiert. 2 × 108 resuspendierte
Zellen (20 μl)
wurden zu 200 μl
Niedrigtemperatur-PCR-Puffer (LTP) (Iakobashvili, R. & Lapidot, A. (1999),
Nucleic Acids Res., 27, 1566) hinzugegeben und emulgiert wie beschrieben
(Ghadessy et al. (2001), PNAS, 98, 4552). LTP bestand aus 10 mM
Tris (pH 7,5), 5,5 M L-Prolin, 15% w/v Glycerol, 15 mM MgCl2 + geeigneten Primern (da Prolin die Schmelztemperatur
herabsetzt, müssen
die Primer 40-mere oder länger sein)
und dNTPs und wurde, wie beschrieben emulgiert. Die Zyklusbedingungen
der niedrig temperierten PCR waren 70°C 10 min, 50× (70°C 30 sec, 37°C 12 min). Die wässrige Phase
wurde wie beschrieben extrahiert, und die gereinigten Selektionsprodukte
wurden erneut amplifiziert wie beschrieben (Ghadessy et al., (2001) PNAS,
98, 4552).
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Zahlreiche
Modifikationen und Variationen der beschriebenen Verfahren und des
Systems der Erfindung werden Fachleuten ersichtlich sein, ohne dabei
vom Schutzumfang der Erfindung abzuweichen. Obwohl die Erfindung
im Zusammenhang mit spezifischen bevorzugten Ausführungsformen
beschrieben wurde, sollte es sich verstehen, dass die Erfindung,
wie sie beansprucht ist, nicht unangemessen auf solche spezifischen Ausführungsformen
beschränkt
werden soll. Tatsächlich
sollen verschiedene Modifikationen der gewünschten Weisen zur Durchführung der
Erfindung, die Fachleuten in der Molekularbiologie oder auf verwandten
Gebieten ersichtlich sind, in den Schutzumfang der folgenden Ansprüche einbezogen
sein.
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Tabelle
3: In den Beispielen verwendete Primer-Sequenzen
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SEQUENZEN Thermostabiler
Klon T7-88: Nukleotidsequenz
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Thermostabiler
Klon T7-88: Aminosäuresequenz
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Thermostabiler
Klon T9: Nukieinsäuresequenz
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Thermostabiler
Klon T9: Aminosäuresequenz
-
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Thermostabiler
Klon T13: Aminosäuresequenz
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Thermostabiler
Klon 8 (T8): Nukleinsäuresequenz
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Thermostabiler
Klon 8 (T8): Aminosäuresequenz
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Anmerkung:
Die ersten beiden Aminosäuren
am N-Terminus sind nicht sequenziert.
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Heparin-resistenter
Klon 94: Nukleinsäuresequenz
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Heparin-resistenter
Klon H94: Aminosäuresequenz
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Anmerkung:
N-terminale 5 Aminosäuren
nicht bestimmt.
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Heparin-resistenter
Klon 15: Nukleinsäuresequenz
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Heparin-resistenter
Klon 15: Aminosäuresequenz
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Anmerkung:
Die N-terminalen 5-Aminosäuren
sind nicht bestimmt.
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Fehlpaarungs-Verlängerungs-Klon
M1: Nukleinsäuresequenz
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Fehlpaarungs-Verlängerungs-Klon
M1: Aminosäuresequenz
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Anmerkung:
Die N-terminalen 2 Aminosäuren
sind nicht bestimmt.
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Fehlpaarungs-Verlängerungs-Klon
M4: Nukleinsäuresequenz
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Fehlpaarungs-Verlängerungs-Klon
M4: Aminosäuresequenz
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Anmerkung:
N-terminale 6 Aminosäuren
sind nicht bestimmt.
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