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Die
vorliegende Erfindung betrifft Verfahren zur Darstellung verzweigter
Polymere. Insbesondere betrifft die vorliegende Erfindung ein Verfahren
zur Darstellung von Pfropfpolymeren, wobei diese Polymere vorzugsweise
einen dendritischen Aufbau besitzen.
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Beschreibung
des Standes der Technik
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Synthetische
Polymere können
eine von zwei üblichen
Strukturen aufweisen: Geradkettig oder verzweigt. Geradkettige Polymere
bestehen aus dem Polymerrückgrat
und anhängenden
Seitengruppen, die zu den einzelnen wiederkehrenden Einheiten gehören. Verzweigte
Polymere besitzen diskrete Einheiten, die vom Polymer ausgehen,
entweder vom Rückgrat
oder von den anhängenden
Gruppen, die sich von den einzelnen sich wiederholenden Einheiten
erstrecken. Die Verzweigungen besitzen dieselbe allgemeine chemische
Konstitution wie das Polymerrückgrat.
Die einfachsten verzweigten Polymere, die gelegentlich als kammartig
verzweigte Polymere bezeichnet werden, bestehen aus einem geradkettigen
Rückgrat,
das eine oder mehrere im wesentlichen geradkettige anhängende Seitenketten aufweist.
Dendritische Polymere werden durch Zufügen von Unterverzweigungen
an Verzweigungen, die sich vom Hauptrückgrat erstrecken, erzeugt.
Dendritische Polymere können
in drei Hauptklassen eingeteilt werden: Dendrimere, polydisperse,
hochverzweigte Polymere (hyperbranched Polymere) und baumartige
(oder dendrigraft) Polymere. Dendrimere werden vorwiegend durch
streng kontrollierte Verzweigungsreaktionen erhalten, die auf einer
Abfolge von Schützungs-, Kupplungs-
und Entschützungsreaktionszyklen
unter Verwendung von Monomeren mit geringem Molekulargewicht beruhen.
Hyperbranched Polymere werden in "Ein-Topf"-Zufallsverzweigungsreaktionen polyfunktionaler
Monomere erhalten, die zu einer Verzweigungsstruktur führen, die nicht
so gut definiert ist wie die der Dendrimere. Baumartige (dendrigraft)
Polymere werden durch schrittweise Pfropfreaktionen polymerer Seitenketten
auf ein Polymerrückgrat
erhalten.
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Zur
Synthese dendritischer Polymere sind zahlreiche Verfahren entwickelt
worden, die in vier allgemeine Reaktionskategorien eingeteilt werden können. Die
erste Kategorie beruht auf einem Ein-Stufen-Prozeß, bei dem
hyperbranched Polymere während
der Polymerisation dargestellt werden, wie in den US-Patenten 4,857,630
und 5,196,502 beschrieben wird. Bei einem solchen Prozeß werden der
Polymerisationsreaktion Monomere mit anhängenden Gruppen, die geeignet
sind, das Polymerkettenwachstum zu fördern, zusammen mit den anderen Monomeren
zugegeben. Der Grad der Verzweigung bei dieser Reaktion ist proportional
zu der relativen Konzentration des reaktiven Monomers. Ein Nachteil dieses
Verfahrens ist, daß die
dargestellten Ketten unterschiedliche Längen aufweisen und diese Reaktionen
aufgrund ihrer Neigung, hochverzweigte und unlösliche Gele zu bilden, genau überwacht
und gesteuert werden müssen.
Ein weiterer Nachteil ist, daß das
gesamte dendritische Polymer aus demselben Polymer oder Copolymer
aufgebaut ist. Bei bestimmten Anwendungen ist angestrebt, daß die Polymere der
inneren und äußeren Verzweigungen
sich in Zusammensetzung und Typ unterscheiden.
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Ein
anderes Reaktionsverfahren, mit dem Dendrimere dargestellt werden,
umfaßt
den Einbau "geschützter" (blocked) Monomere
mit anhängenden Gruppen
in die wachsende Polymerkette, die in der Lage sind, das Polymerkettenwachstum
zu unterstützen.
Die "Schützung" verhindert, daß die Monomere an
andere Gruppen binden und verhindert somit die Generierung von Unterverzweigungen.
Im Anschluß an
die Synthese des linearen Polymers können diese Stellen entschützt und
mit Monomeren umgesetzt werden, um die geforderte Verzweigung zu
erzeugen. Beispiele dieses Verfahrens werden in den US-Patenten
4,853,436 und 6,084,030 gegeben. Dieses Verfahren umgeht das Problem
der Quervernetzung und erlaubt die Erzeugung verzweigter Polymere,
die verschiedene Ketten an der inneren und äußeren Oberfläche aufweisen.
Der Nachteil dieses Verfahrens ist, daß eine neue Reaktion erforderlich ist,
um den Grad der Verzweigung zu ändern.
Darüber
hinaus müssen
die Reaktionsbedingungen optimiert werden, um die richtige Mischung
von reaktiven zu nicht-reaktiven Monomeren in einer Kette und die richtige
Länge der
Kette zu erhalten. Ferner können sich
die Beschaffenheit und die Charakteristika der Polymere infolge
der Addition der reaktiven Monomere in der Polymerkette ändern.
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Das
dritte Verfahren zur Darstellung dendritischer Polymere ist die
Pfropfpolymerisation. Beispiele dieses Verfahrens werden in den
US-Patenten 5,397,841 und 5,631,329 gegeben. Nach diesem Verfahren
wird ein Polymer erzeugt, in das reaktive Monomere mit anhängenden
Gruppen eingebaut werden, die in der Lage sind, eine Additionsreaktion einzugehen.
Ein zweiter Satz Polymere, die die Verzweigungen bilden werden,
wird mit funktionalisierten Endgruppen erzeugt. Un ter den geeigneten
Bedingungen bilden die funktionalisierten Endgruppen chemische Bindungen
mit den aktivierten anhängenden
Gruppen aus. In die neu gebildeten Verzweigungen können ebenfalls
anhängende
Gruppen eingebaut sein, die in der Lage sind, die weitere Verzweigungsbildung
zu unterstützen.
Dieses Verfahren umgeht das Problem der Quervernetzung und gestattet die
Darstellung verzweigter Polymere mit verschiedenen Ketten an der
inneren und äußeren Oberfläche. Es überwindet
auch den oben genannten Nachteil der gleichmäßigen Kettenlänge, da
die Ketten vorgefertigt werden und vor dem Einbau charakterisiert
werden können.
Der Nachteil dieses Verfahrens ist jedoch, daß eine andere Synthesereaktion
erforderlich ist, um den Grad der Verzweigung zu ändern. Darüber hinaus
müssen
die Reaktionsbedingungen optimiert werden, um die richtige Mischung
von reaktiven zu nicht-reaktiven Monomeren in einer Kette und die
richtige Länge
der Kette zu erhalten. Ferner können
sich die Beschaffenheit und die Charakteristika der Polymere infolge
der Addition der reaktiven Monomere in der Polymerkette ändern.
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Das
letzte Verfahren zur Darstellung dendritischer Polymere durch Pfropfpolymerisation
ist durch Einführung
von Chlormethylgruppen in geradkettige Polymere und Aufpfropfung
von Polymeren auf diese reaktiven Gruppen, wie es in US-Patent 5,631,329
beschrieben wird. Die Chlormethylgruppen sind in der Lage, Substitutionsreaktionen
mit den funktionalisierten Endgruppen anderer Polymere einzugehen.
Die neu gebildeten verzweigen Polymere können ebenfalls weitere Chlormethylgruppen
aufweisen, wodurch eine weitere dendritische Verzweigung des Polymers
ermöglicht
wird. Dieses Verfahren besitzt den Vorteil, daß der Grad der Verzweigung
durch die Anzahl der addierten Chlormethylgruppen gesteuert wird.
Dieses Verfahren besitzt auch den Vorteil, daß zusätzliche Polymerisationsschritte
nicht erforderlich sind. Geradkettige Polymere definierter Länge und
Zusammensetzung können verwendet
werden. Der Nachteil dieses Verfahrens ist, daß ein großer Überschuß an Chlormethylmethylether,
eine starkes Carcinogen, erforderlich ist, um die Chlormethyl-Pfropfstellen zu
erzeugen. Eine weitere Einschränkung
ist die Anforderung einer optimalen Temperatur für die Reaktion von –30°C.
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Aufgabe
der vorliegenden Erfindung ist es, zumindest einige der zuvor genannten
Nachteile zu vermeiden oder zu mildern.
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Zusammenfassung
der Erfindung
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Gemäß einem
bevorzugten Ausführungsbeispiel
der vorliegenden Erfindung wird ein Verfahren für die Synthese verzweigter
oder dendritischer Polymere bereitgestellt, die entweder Homopolymere oder
Copolymere sein können.
Der Prozeß beruht auf
der Acylierung eines ersten Polymers und dem Aufpfropfen eines zweiten
Polymers auf die Acylgruppen. Das erste und zweite Polymer können linear,
verzweigt oder dendritisch sein.
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In Übereinstimmung
mit diesem Aspekt der vorliegenden Erfindung wird ein Prozeß zur Verfügung gestellt,
bei dem ein Polymer mindestens zwei Acylierungs- und Pfropfzyklen
unterworfen werden kann.
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Unter
einem weiteren Aspekt stellt die vorliegende Erfindung die durch
den genannten Prozeß dargestellten
Polymere zur Verfügung,
die in Form einfacher verzweigter (Kamm-Polymere) oder dendritischer Polymere
vorliegen können.
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Kurze Beschreibung
der Zeichnungen
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Diese
und andere Charakteristika der bevorzugten Ausführungen der vorliegenden Erfindung werden
durch die folgende detaillierte Beschreibung, in der auf die begleitenden
Zeichnungen Bezug genommen wird, weiter veranschaulicht, wobei:
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1 eine
schematische Darstellung der Pfropfreaktion gemäß einer bevorzugten Ausführungsform
der Erfindung zeigts und
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2 eine
alternative Darstellung der in 1 dargestellten
Reaktionen zeigt.
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Beschreibung
der bevorzugten Ausführungsformen
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Unter
einem Aspekt stellt die Erfindung ein Verfahren zur Darstellung
verzweigter und dendritischer Polymere zur Verfügung. Das Verfahren der vorliegenden
Erfindung umfaßt
im allgemeinen gemäß einer
bevorzugten Ausführung
die folgenden Schritte:
- 1. Ein erstes Polymer
wird mit einem Acylierungsreagenz umgesetzt, so daß Acylgruppen
an das Polymer gebunden werden.
- 2. Ein zweites Polymer mit gegenüber Acylgruppen reaktiven funktionellen
Gruppen wird mit dem ersten Polymer umgesetzt, so daß eine Bindung zwischen
den funktionellen Gruppen und den Acylgruppen geknüpft wird.
Das erste Polymer kann ein Homopolymer oder ein Copolymer sein, das
geradkettige, verzweigte oder dendritische Form aufweist. Das zweite
Polymer kann ein Homopolymer oder ein Copolymer sein, das geradkettige,
verzweigte oder dendritische Form aufweist.
- 3. Das durch die zuvor genannte Reaktion dargestellte Pfropfpolymer
kann einigen Acylierungs- und Pfropfzyklen unterworfen werden, um
ein dendritisches oder baumartiges Polymer zu erzeugen.
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Die
Erfindung stellt des weiteren ein Verfahren zum Aufpfropfen eines
Polymers mit mindestens einem weiteren Polymer zur Verfügung. Das
Verfahren führt
zur Bildung einer chemischen Bindung zwischen einem Terminus des
zweiten Polymers und einer Position irgendwo entlang der Länge des
ersten Polymers.
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Darstellung
des acylierten ersten Polymers
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Ein
erstes Polymer ist das Kernpolymer, auf das weitere Polymermoleküle mit dem
unten beschriebenen Verfahren aufgepfropft werden. Das erste Polymer 11 kann
ein Homopolymer oder ein Copolymer sein und kann in geradkettiger
Form vorliegen, wie in 1 dargestellt. Das erste Polymer
kann auch verzweigt sein, wobei lineare Polymere an ein lineares
Kernpolymer gebunden sind, oder dendritisch, wobei die Po lymere,
die die Verzweigungen bilden, an diese gebundene Polymerverzweigungen besitzen.
In der bevorzugten Ausführungsform
ist das erste Polymer geradkettig und sollte ein Substrat für eine Acylierungsreaktion
sein. Das erste Polymer kann durch Polymerisation geeigneter Monomere mittels
im Stand der Technik bekannter Verfahren dargestellt sein. In einer
bevorzugten Ausführungsform
wird das erste Polymer durch anionische oder kationische Polymerisation
von Alkenmonomeren dargestellt, die im allgemeinen Polymere mit
einer engen Molekulargewichtsverteilung erzeugen. Das erste Polymer
kann auch mittels anderer im Stand der Technik bekannter Methoden
zur Erzeugung geradkettiger, verzweigter oder dendritischer Polymere dargestellt
werden.
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Im
Anschluß an
die Darstellung des ersten Polymers können nicht umgesetzte Monomere
und Hilfsstoffe abgetrennt werden. Das Polymer kann dann hinsichtlich
einheitlicher Kettenlänge
sowie Zusammensetzung analysiert werden und eine weitere Aufreinigung
kann erforderlich sein, um eine Sub-Population von Polymeren mit bestimmten
Eigenschaften zu isolieren. Ein Parameter, der zu berücksichtigen
ist, ist der apparente (Polystyrol-Äquivalent) Polydispersitätsindex,
der ein Maß für die Einheitlichkeit der
Population von Polymeren darstellt. Der apparente Polydispersitätsindex
(Mw/Mn) wird als
Verhältnis des
apparenten gewichtsmittleren Molekulargewichts (Mw)
der Polymere zu dem apparenten zahlenmittleren Molekulargewicht
(Mn) berechnet. Mw/Mn- kann durch größenausschlußchromatographische Analyse
(SEC/size exclusion chromatography/Größenausschlußchromatographie) basierend
auf einer Eichkurve geradkettiger Polystyrol- Standards bestimmt werden. In einer
bevorzugten Ausführung
werden Werte kleiner als 1.1 erwartet.
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Das
erste Polymer wird acyliert, um Acylgruppen entlang seiner Länge chemisch
zu binden. Wie in 2 dargestellt, wird ein erstes
Polymer 11 mit einem Acylierungsreagenz 20 und
einem Katalysator 22 in einem geeignetem Lösungsmittel
umgesetzt. Zur Anwendung gemäß der vorliegenden
Erfindung geeignete Acylierungsreagenzien besitzen die Formel R-COOl,
wobei R ein Alkyl- oder Arylrest ist. In einem bevorzugten Ausführungsbeispiel
ist das Acylierungsreagenz ein Acetylierungsreagenz und das erste
Polymer wird acetyliert, indem es zunächst in wasserfreiem Nitrobenzol
als Lösungsmittel
gelöst und
anschließend
mit Acetylchlorid als Acylierungsreagenz und AlCl3 als
Katalysator bei Raumtemperatur (15°C–25°C) umgesetzt wird. In anderen
Ausführungsformen
kann das erste Polymer auch propionyliert oder benzoyliert werden.
Für den
Fachmann auf dem Gebiet ist selbstverständlich, daß auch andere Lösungsmittel,
Reaktionstemperaturen und Katalysatoren in Abhängigkeit von dem eingesetzten
Acylierungsreagenz verwendet werden können.
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In
einem bevorzugten Ausführungsbeispiel wird
das erste Polymer bis zu einem Grad von 20–30 mol% acyliert, oder 20–30 % der
Untereinheiten des Polymers tragen eine Acylgruppe. Der Acylierungsgrad
des ersten Polymers ist innerhalb gewisser Grenzen proportional
zur Anzahl der Verzweigungen, die auf das erste Polymer aufgepfropft
werden können.
Bei Reaktionen, die stark acylierte erste Polymere betreffen, ist
es möglich,
daß nicht
alle Acylgruppen einer Reaktion aufgrund sterischer Hinderung zugänglich sind.
Der Acylie rungsgrad des ersten Polymers kann mittels 1H-NMR-Spektroskopie bestimmt
werden. In einem bevorzugten Ausführungsbeispiel, bei dem das
erste Polymer acetyliertes Polystyrol ist, kann der Acetylierungsgrad
durch Vergleich der 1H-NMR-Spektren des acetylierten
Polystyrols mit denen des ursprünglichen
Polystyrols bestimmt werden. Die Einführung der Acetylgruppen erzeugt
zwei neue Signale bei δ =
2,30 – 2,75
ppm (Acetylgruppe) und δ =
7,30 – 7,80
ppm (alphaständiges
Proton zur Acetylgruppe im Benzolring). Andere Verfahren zur Bestimmung
des Acylierungsgrades sind dem Fachmann auf dem Gebiet bekannt.
Der Acylierungsgrad des ersten Polymers kann durch Variation der
Konzentration des eingesetzten Acylierungsreagenzes oder durch andere,
dem Fachmann auf dem Gebiet bekannte Verfahren gesteuert werden.
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Ist
das erste Polymer hochgradig acyliert, besteht die Gefahr der Quervernetzung
oder der Spaltung des Polymers. Um den Grad der Quervernetzung oder
Polymerspaltung zu bestimmen, sollte der Polydispersitätsindex
vor und nach der Acylierung bestimmt werden. In dem bevorzugten
Ausführungsbeispiel
sollten beide Indizes ähnlich
sein (± 0,01–0,02),
was auf eine nur beschränkte
Quervernetzung hindeutet. Ein Anstieg um mehr als 0,05 deutet auf
eine beträchtliche
Quervernetzung bei der Acylierungsreaktion hin. Der Ausschluß von Kettenspaltungen
kann durch das Fehlen von Fraktionen mit geringen Molekulargewicht
im SEC-Chromatogramm verifiziert werden.
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Darstellung des zweiten
Polymers
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Das
zweite Polymer ist das Polymer, das auf das erste Polymer aufgepfropft
wird. Das zweite Polymer kann ein Homopolymer oder ein Copolymer sein
und kann geradkettig, verzweigt oder dendritisch sein, obwohl geradkettig
bevorzugt ist, Das zweite Polymer besitzt reaktive Gruppen, die
geeignet sind, chemische Bindungen mit den Acylgruppen des ersten
Polymers auszubilden. In einem bevorzugten Ausführungsbeispiel sind die reaktiven
Gruppen anionische Gruppen. In einer weiter bevorzugten Ausführung enthält das zweite
Polymer eine reaktive Gruppe. In der am stärksten bevorzugten Ausführung, dargestellt
in 2, ist die basische anionische Gruppe 5 auf dem
zweiten Polymer 13 an einer im wesentlichen terminalen
Position angeordnet. Das bevorzugte Verfahren zur Erzeugung eines
geradkettigen zweiten Polymers ist durch Isolation "lebender" Polymere in einer
anionischen Polymerisation. Lebende Polymere sind Polymere, die
eine ionische Endgruppe tragen, mit der weitere Monomere reagieren
können.
Vorzugsweise besitzen die verzweigten zweiten Polymere bei dem Verfahren
der vorliegenden Erfindung ein einziges anionisches reaktives Zentrum.
Ein Verfahren zur Erzeugung verzweigter und dendritischer zweiter
Polymere wird in Macromolecules, 2000, Vol. 33, Seiten 3557–3568 beschrieben.
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Zweite
Polymere wie die von Isopren oder 2-Vinylpyridin abgeleiteten können direkt
in Reaktionen eingesetzt werden, um verzweigte oder dendritische
Polymere darzustellen. Bestimmte zweite Polymere wie Polystyryl-Anionen,
sind hochreaktive basische Anionen und können während der Pfropfreaktion ein
Wasserstoffion abstrahieren und neutralisiert werden. Pfropfreaktionen
mit diesen hochbasischen zweiten Polymeren führen zu einer geringen Aufpfropfausbeute.
Um die Basizität
dieser zweiten Polymere nach ihrer Darstellung zu reduzieren, können die
zweiten Polymere mit einem Capping-Reagenz umgesetzt werden. Capping-Reagenzien
sind Moleküle,
die chemisch an die anionische terminale Gruppe binden und zusammen
mit der terminalen Gruppe die oben genannte reaktive Gruppe auf
dem zweiten Polymer bilden. Zweite Polymere mit Capping-Reagenzien
gehen daher seltener Nebenreaktionen ein. In einer bevorzugten Ausführungsform
sind die Capping-Reagenzien Monomere, die eine anionische Polymerisation
mit dem zweiten Polymer eingehen. In der am stärksten bevorzugten Ausführungsform
sind die Capping-Reagenzien
2–5 Äquivalente
von Monomeren, die pro Kettenende zugesetzt werden. Zweite Polymere,
die mit diesen Monomeren überkappt sind,
besitzen eine verringerte Grundladung. Die bei dem Verfahren bevorzugten
Capping-Reagenzien müssen
relativ klein sein, um eine sterische Hinderung zu vermeiden, die
die Effizienz der Pfropfreaktion vermindern kann. Beispielsweise
können
Capping-Reagenzien, die von 1,1-Diphenylethylen (DPE) und alpha-Methylstyrol
abgeleitet sind, bei dem Verfahren eingesetzt werden, wenn sie auch
nicht bevorzugt sind, da sie auch die Effizienz der Pfropfreaktion aufgrund
sterischer Hinderung vermindern können. Capping-Reagenzien mit
minimalen sterischen Effekten, wie solche, die von Isopren und 2-Vinylpyridin abgeleitet
sind, sind für
eine optimierte Pfropfeffizienz zu bevorzugen. Wie dem Fachmann
auf dem Gebiet ersichtlich ist, können auch andere Capping-Reagenzien
eingesetzt werden.
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Im
Anschluß an
den Polymerisationsprozeß und
die Addition der Capping-Reagenzien, kann das zweite Polymer vor
weite ren Reaktionen gereinigt und analysiert werden. Wie für den Fachmann
auf dem Gebiet ersichtlich ist, muß die anionische Ladung auf
dem zweiten Polymer für
die Reaktion mit den Acylgruppen des ersten Polymers erhalten werden.
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Darstellung
des G0-Polymers
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Das
G0-Polymer 10 ist das Produkt, das aus einem Zyklus aus
Acylierung des ersten Polymers und Aufpfropfen des zweiten Polymers
erhalten worden ist. Üblicherweise
besitzt das G0-Polymer,
wie in 1 dargestellt, eine verzweigte oder Kamm-Struktur,
wenn sowohl das erste Polymer als auch das zweite Polymer geradkettig
sind. Zur Darstellung des G0-Polymers
werden das erste und das zweite Polymer in einem geeigneten Lösungsmittel
unter Bedingungen, die es der reaktiven Gruppe des zweiten Polymers
erlauben, mit den Acylgruppen des ersten Polymers eine chemische
Bindung zu knüpfen,
vereinigt. In einem bevorzugten Ausführungsbeispiel, bei dem das
erste Polymer acetyliertes Polystyrol ist und das zweite Polymer
2-Vinylpyridine-überkapptes
Polystyrol ist, wird die Reaktion in Tetrahydrofuran (THF) als Lösungsmittel
bei Raumtemperatur (15°C–25°C) ausgeführt. Erste
Polymere, die benzoyliert oder propionyliert sind, können mit
2-Vinylpyridine-überkapptem
Polystyrol unter ähnlichen
Bedingungen umgesetzt werden, um ein G0-Polymer zu erzeugen. In
der in 2 dargestellten bevorzugten Ausführungsform
ist die Reaktion eine nucleophile Additionsreaktion, bei der das
basische Anion der reaktiven Gruppe des zweiten Polymers den Kohlenstoff,
der die Kohlenstoff-Sauerstoff-Doppelbindung der Acylgruppe bildet,
angreift und ein intermediäres Sauerstoffanion
erzeugt. Das Sauerstoffanion nimmt nach dem Kontakt mit Wasser oder
einer anderen Protonenquelle ein Proton auf, um eine tertiäre Alkoholgruppe 30 zu
bilden.
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Bei
nucleophilen Additionsreaktionen, die das zweite Polymer und Acylgruppen
umfassen, läuft die
Reaktion bei geeignetem Lösungsmittel
und Temperaturbedingungen spontan ab. Das zweite Polymer kann jedoch
Nebenreaktionen eingehen, bei denen die anionische reaktive Gruppe
ein Wasserstoffion abstrahiert und neutralisiert wird. Neutralisierte
zweite Polymere können
keine nucleophilen Additionsreaktionen mehr eingehen und verringern
so die Ausbeute des gewünschten
G0-Polymers.
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Um
das Auftreten von Nebenreaktionen zu vermeiden, wird während der
Pfropfreaktion ein Reaktionsmodifikator verwendet. Der Reaktionsmodifikator
unterdrückt
die anionische Ladung des zweiten Polymers und verringert so die
Häufigkeit
von Nebenreaktionen. In einem bevorzugten Ausführungsbeispiel ist der Reaktionsmodifikator
ein Metallion und in der am stärksten
bevorzugten Ausführung
ist der Reaktionsmodifikator ionisches Lithium in Form von Lithiumchlorid
(LiCl). Wie in 2 dargestellt, unterdrücken die
Lithiumionen 18 die anionische Ladung des zweiten Polymers 13.
Durch Verringerung der Häufigkeit
von Nebenreaktionen behalten die zweiten Polymere ihre anionische
Ladung und stehen daher der Reaktion mit den Acylgruppen des ersten
Polymers zur Verfügung.
In dem bevorzugten Ausführungsbeispiel
wird Lithiumchlorid in einem molaren Verhältnis von 5:1 bezogen auf die
Konzentration der Kettenenden des zweiten Polymers in der Pfropfreaktion
zugesetzt. Wie für
den Fachmann auf dem Gebiet ersichtlich ist, können auch andere aromatische oder
aliphatische Lösungsmittel,
Reaktionsmodifikatoren und Reaktionstemperaturen verwendet werden.
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In
der bevorzugten Ausführungsform
sollte das molare Verhältnis
der zweiten Polymere zu den Acylgruppen der ersten Polymere in der
Reaktion hinreichend sein, um sicherzustellen, daß alle zugänglichen
Acylgruppen abreagieren. Bei Reaktionen mit geradkettigen ersten
und zweiten Polymeren kann dieses durch Zugabe einer zumindest stöchiometrischen
Menge an zweitem Polymer zur Anzahl der Acylgruppen erreicht werden.
Dieser Wert kann im Anschluß an
die Bestimmung des Acylierungsgrades des ersten Polymers berechnet
werden. In dem am stärksten
bevorzugten Ausführungsbeispiel
wird ein Überschuß des zweiten
Polymers in der Reaktion eingesetzt, so daß 3 %–5 % nicht abreagieren. Dieses
Verfahren führt
zur Darstellung eines G0-Polymers mit einer besser definierten Struktur.
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Obwohl
es nicht wesentlich ist, kann der Fortschritt der Reaktion und der
Grad, zu dem die Polymere umgesetzt sind, kontrolliert werden. In
einer bevorzugten Ausführung
werden aus der Pfropfreaktion Proben genommen und mittels Größenausschlußchromatographie
(SEC) analysiert. Nicht umgesetztes Polymer wird dabei als Spezies
mit relativ geringem Molekulargewicht im Vergleich zum gepfropften
Polymer nachgewiesen. Die Ergebnisse dieser Analysen können dazu
verwendet werden, um den Fortschritt der Reaktionen zu überwachen.
In einem weiteren bevorzugten Ausführungsbeispiel besitzen die
in die Reaktion eingesetzten zweiten Polymere eine Farbe, die verschwindet,
wenn das zweite Polymer mit der Acylgruppe reagiert. Die Farbänderung
kann als Maßstab
verwendet werden, um den Soll-Umsetzungsgrad des zweiten Polymers
zu erhalten.
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Wie
für den
Fachmann auf dem Gebiet ebenfalls offensichtlich ist, können unter
bestimmten Umständen
nicht alle Acylgruppen aufgrund sterischer Hinderung der Aufpfropfung
zugänglich
sein. Dies kann insbesondere auftreten, wenn das erste Polymer ein
verzweigtes oder dendritisches Polymer ist und hochgradig acyliert
ist, oder wenn langkettige zweite Polymere aufgepfropft werden.
Unter bestimmten Umständen
können
auch G0-Polymere dargestellt werden, bei denen nur ein Teil der
Acylgruppen mit dem zweiten Polymer umgesetzt wird. Beispielsweise
können
die verbleibenden Acylgruppen mit einer anderen Molekülart umgesetzt
werden. Für
diese Reaktionen kann die zuzusetzende Menge zweiten Polymers auch
unter Kenntnis des Acylierungsgrades des ersten Polymers berechnet
werden.
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Im
Anschluß and
die Pfropfreaktion kann das G0-Polymer gereinigt und analysiert
werden. Wie in 1 dargestellt, ist das G0-Polymer
ein verzweigtes Polymer mit einem im wesentlichen geradkettigen Rückgrat und
trägt im
wesentlichen geradkettige Seitenketten. Dies ist ein typisches durch
Reaktionen dargestelltes Produkt, bei denen sowohl das erste als auch
das zweite Polymer geradkettig sind. Wie für den Fachmann auf dem Gebiet
ersichtlich ist, wird die Form des G0-Polymers durch die Struktur
des ersten und zweiten Polymers bestimmt. Beispielsweise kann das
erste Polymer eine relativ kurze Länge aufweisen, um ein "sternförmiges" G0-Polymer zu erzeugen,
oder das erste Polymer kann relativ lang sein, um eine "Kammform" nach dem Pfropfen
zu erzeugen. Das erste Polymer kann auch durch vielfältige im
Stand der Technik bekannte Verfahren verzweigt sein, um ein G0-Polymer mit einer
dendritischen Architektur zu erzeugen.
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Darstellung von G1- und
G2-Polymeren
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Das
oben dargestellte G0-Polymer kann als Substrat für einen weiteren Zyklus aus
Acylierung und Aufpfropfen verwendet werden, Wie in 1 dargestellt,
wird das G0-Polymer acyliert (12) und ein zweites Polymer
(14) wird mit dem G0-Polymer
unter ähnlichen
Pfropfbedingungen wie zuvor beschrieben umgesetzt. Die Reaktion
erzeugt ein G1-Polymer, bei dem die Verzweigungen Unterverzweigungen
aufweisen. Obwohl Polymer 13 und Polymer 14 beide Makroanionen
sind, die Bindungen zu Acylgruppen bilden können, sind die oben und in 1 gezeigten unterschiedlichen
Referenznummern dazu gedacht, zu zeigen, daß das im folgenden Reaktionszyklus eingesetzte
zweite Polymer nicht dasselbe sein muß. Der Grad der Verzweigung
des G1-Polymers ist wiederum, mit gewissen unten beschriebenen Beschränkungen,
proportional zu dem Grad, in dem das G0-Polymer acyliert ist. Bei
Reaktionen, in denen das G0-Polymer eine im allgemeinen kammartige
Form hat, wird das zweite Polymer in einer stöchiometrischen Menge zur Anzahl
der im G0-Polymer enthaltenen Acylgruppen zugesetzt, um das G1-Polymer zu
darzustellen. Die Wiederholung des Acylierungs-/Aufpfropfungszyklus
unter Verwendung des G1-Polymer-Moleküls als Substrat erzeugt ein
höher verzweigtes
G2-Polymer-Molekül.
Wie dem Fachmann auf dem Gebiet ersichtlich ist, können Acylgruppen
auf dem Kernpolymer oder auf Verzweigungen in der Nähe des Kernpo lymers
bei einer in jeder Generation anwachsenden Anzahl von Verzweigungen
nicht mehr für
Pfropfreaktionen aufgrund sterischer Hinderung zugänglich sein.
Dies kann zu einer Abnahme der Aufpfropfeffizienz oder Abnahme der Anzahl
zweiter Polymere führen,
die mit einer gegebenen Anzahl von Acylgruppen reagieren. Bei Reaktionen,
bei denen die G0 und G1 mit geradkettigen ersten und zweiten Polymeren
erzeugt werden, erfordern die Reaktionen zur Darstellung der G2- und G3-Generationen
30 % bis 50 % weniger zweites Polymer im Vergleich zur Anzahl der
Acylgruppen auf dem Polymer. Wie zuvor beschrieben kann der Prozeß der Pfropfreaktion
mittels SEC oder Farbänderung,
sofern das zweite Polymer farbig ist, überwacht werden.
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Der
Zyklus aus Acylierung und Aufpfropfen kann wiederholt werden, um
Moleküle
der Generation 4 und höher
darzustellen. Das Durchlaufen des Zyklus kann fortgesetzt werden,
bis das Polymer die Sollgröße erreicht
hat, wobei jedoch die Pfropfeffizienz in zunehmendem Maß aufgrund
statischer Hinderung abnimmt. Das Polymer nimmt ebenso in der Größe zu und ähnelt schließlich einem
quervernetzten Latexpartikel oder einem 3-D-Matrixmolekül.
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Im
Anschluß an
die Vervollständigung
eines Zyklus aus Acylierung und Aufpfropfen kann das Polymer weiter
modifiziert werden, um seine thermische Stabilität zu erhöhen. Untersuchungen zur thermischen
Stabilität
von Polymeren, die nach der der oben beschriebenen Methode dargestellt
wurden, haben gezeigt, daß eine
Erwärmung
des Polymers auf 60°C–70°C für 1 h–2 h eine
Spaltung der aufgepfropften Polymerketten verursacht. Dies tritt
vermutlich auf, da die Acylgruppen bei der Pfropfreaktion in tertiäre Alkoholgruppen
30 überführt werden.
Diese OH-Gruppen können
leicht dehydratisieren, was zur bevorzugten Eliminierung der aufgepfropften
Polymerketten führt.
Die Neigung zur Wasserabspaltung kann stark reduziert werden, wenn
das Polymer behandelt wird, um entweder die tertiären Alkoholgruppen
zu blocken, oder die tertiären
Alkoholgruppen in andere, thermisch stabilere Gruppen mittels im
Stand der Technik bekannter Verfahren zu überführen. In einem bevorzugten
Ausführungsbeispiel
wird das Pfropfpolymer mit einer geringen Menge Wasser und Thionylchlorid
behandelt, so daß die
tertiären
Alkoholgruppen in thermisch stabilere Chloridgruppen überführt werden.
Die so modifizierten Polymere zeigen keine Kettenspaltung, wenn
sie für
24 h auf 100°C–200°C erhitzt
werden.
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In
der bevorzugten Ausführungsform,
in der das erste Polymer unter Verwendung von AlCl3 als Katalysator
acetyliert wird, kann der Schritt des Blockens oder der Umsetzung
der tertiären
Alkoholgruppe erst nach der letzten Pfropfreaktion durchgeführt werden.
Wird beispielsweise ein G3-Polymer gewünscht, wird die Wasser/Thionylchlorid-Behandlung erst
nach der letzten (vierten) Pfropfreaktion durchgeführt. Für Polymere
bis zur G2 überführt das
während
der Acetylierungsreaktion vom AlCl3-Katalysator erzeugte
HCl die tertiären
Alkoholgruppen in Chloridgruppen. Daher besteht keine Notwendigkeit
der Stabilisierungsbehandlung in jeder Generation.
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Die
nachfolgenden Beispiele werden bereitgestellt, um die bevorzugten
Ausführungsformen
der Erfindung zu verdeutli chen und sollen nicht als Einschränkung der
Erfindung in irgendeiner Weise angesehen werden.
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Allgemeine
Reaktionsbedingungen
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Polymerisations-
und Pfropfreaktionen wurden in einem 2-Liter Glassreaktor unter Stickstoffatmosphäre ausgeführt. Der
Reaktor wurde zunächst evakuiert
und ausgeheizt um Luft und Feuchtigkeit zu entfernen. Die Lösungsmittel
Toluol und Cyclohexan wurden durch Refluxieren unter Schutzgas über Oligostyryllithium
getrocknet, während
das Lösungsmittel
Tetrahydrofuran (THF) durch Rückfluß über Natrium-Benzophenon-Ketyl
getrocknet wurde. Die Styrol-, Isopren- und 2-Vinylpyridinmonomere wurden mit
Verfahren gereinigt, die für
die anionische Polymerisation geeignet sind. Das Pfropfsubstrat
wurde durch azeotrope Destillation mit trockenem THF und Wiederaufnahme
in THF gereinigt. Polymerisations- und Pfropfreaktionen wurden mit
entgastem Methanol abgebrochen. Das apparente (Polystyrol-Äquivalent)
zahlenmittlere Molekulargewicht (Mn) und
gewichtsmittlere Molekulargewicht (Mw),
die zur Berechnung des Polydispersitätsindex (Mw/Mn) verwendet wurden, können durch größenausschlußchromatographische
Analyse basierend auf einer Kalibrationskurve mit geradkettigen
Polystyrol-Standards bestimmt werden.
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Beispiel 1: Synthese von
acetylierten Polystyrolsubstraten
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Synthese des ersten Polymers:
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40
g lineares Polystyrol mit Mn = 5 × 103 g/mol und Mw/Mn = 1,06 wurden zunächst aus gereinigtem Styrol
in einem 500 ml THF/Toluol Lösungsmittel gemisch
durch anionische Polymerisation unter Verwendung von sec-Butyllithium
(8 mmol) als Initiator dargestellt. Die Polymerisation wurden in
300 ml Toluol bei Raumtemperatur für 15 min gestartet und in der
THF/Toluol-Mischung bei –78°C für weitere
15 min vervollständigt.
Nach Isolation des Produkts wurden die Pfropfstellen auf dem linearen
Polymer durch Acetylierung eingeführt. Ein Acetylierungsgrad
von 30 mol% wurde in den meisten Reaktionen verwendet, um im Durchschnitt
15 Pfropfstellen pro Kette zu erhalten. Die Verankerungsdichte des
Polymers kann auch durch Steuerung des Acetylierungsgrades des Pfropfsubstrates
variiert werden. Bei einem typischen Acetylierungsversuch wurden
7,5 g Polystyrol (~72 meq Styroleinheiten), die zuvor im Vakuum
getrocknet worden waren, in 100 ml trockenem Nitrobenzol gelöst. Eine
Lösung
bestehend aus 3,15 g (~24 mmol) wasserfreiem AlCl3 und
1,85 ml (26 mmol) Acetylchlorid, gelöst in Nitrobenzol zu einem Gesamtvolumen
von 10 ml, wurde anschließend
zur Polymerlösung
bei Raumtemperatur zugetropft. Die Reaktion wurde nach Zugabe der
Lösung
für 45
min laufen gelassen. Das Produkt wurde isoliert, indem zunächst die
Reaktion mit 100 ml HCl/H2O (50/50 v/v) und
drei Extraktionen mit je 100 ml der HCl/H2O-Mischung
zur Entfernung von Katalysatorrückständen gestoppt
wurde. Das acetylierte Polymer wurde anschließend in 1,5 l Methanol gefällt und
durch Filtration abgetrennt. Eine weitere Aufreinigung wurde durch
zweimalige Aufnahme des trockenen Polymers in Toluol (100 ml) und
Fällung
in Methanol (1 l) erreicht. Das Polymer wurde dann in Chloroform
(100 ml) gelöst
und fünfmal
mit der HCl/H2O-Mischung und zweimal mit
Wasser extrahiert. Das acetylierte lineare Polystyrol wurde anschlie ßend durch
Fällung in
Methanol, Filtration und Trocknen im Vakuum erhalten.
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Synthese des zweiten Polymers:
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Zunächst wurden
getrennte Ampullen, die gereinigte Styrolmonomere (15 g in 75 ml
THF) und das 2VP (2-Vinylpyridin) Capping-Reagenz in THF (0,63–1,25 g
in 50 ml THF) enthielten, vorbereitet. Die Synthese eines G0 baumartigen
Polystyrols umfaßte
die Polymerisation von Styrol in 300 ml THF bei –78°C über 30 min unter Verwendung
von 3 mmol sec-Butyllithium als Starter in Gegenwart von 15 mmol
LiCl. Anschließend
wurde das End-Capping-Reagenz
2VP zugegeben, wobei sich die Farbe von Orange nach Dunkelrot änderte.
Eine Probe der überkappten
Seitenketten, entnommen und mit entgastem Methanol deaktiviert,
besaß ein
Mn = 5 × 103 g/mol und Mw/Mn = 1,09.
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G0-Polystyrol:
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Ein
Kamm-Polystyrol (baumartiges Polystyrol der Generation G0) wurde
durch Umsetzung lebender, mit 2-Vinylpyridin
(2VP) überkappter
Polystyrolanionen mit acetyliertem geradkettigen Polystyrolsubstrat
in Gegenwart von LiCl dargestellt. Das lebende (zweite) Polymer
wurde auf etwa 25°C
erwärmt
und die Lösung
acetylierten linearen Polystyrols wurde langsam zugegeben, bis die
rote Farbe nahezu verschwunden war. Nach 30 min wurde die Reaktion
mit entgastem Methanol abgebrochen. Das Rohprodukt bestand zu etwa
95 Gew.-% aus kammartigen G0 Pfropfpolystyrol und 5 Gew.-% geradkettigem
Polystyrol. Nach Konzentration der Lösung und Ausfällung in
Methanol konnten nicht gepfropfte Seitenketten vom Rohprodukt durch
Fraktionieren in einem Toluol/Methanol-Gemisch entfernt werden. Das
Polymer wies einen geringen Polydispersitätsindex (Mw/Mn = 1,08) auf.
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Das
G0-Polystyrol konnte gemäß des oben beschrieben
Acetylierungsverfahrens acetyliert werden, um ein acetyliertes G0-Polystyrol
Pfropfsubstrat zu erhalten.
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G1-, G2- und G3-Polystyrole:
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Baumartige
Polystyrole der Generationen 1–3
wurden unter Anwendung derselben Verfahren, wie sie für die Synthese
des G0-Polymers beschrieben wurden, dargestellt. Die lebende Polymerlösung wurde
auf etwa 25°C
erwärmt
und eine Lösung
des acetylierten G1-, G2- oder G3-Polystyrolsubstrats wurde langsam
zugegeben, bis die rote Farbe nahezu verschwunden war. Nach 30 min
wurde die Reaktion mit entgastem Methanol abgebrochen. Anschließend wurde
die Pfropfausbeute durch Berechnung (angenähert) des Gewichtsanteils der
Seitenketten, die an das acetylierte Rückgrat gebunden worden waren,
bestimmt. Pfropf ausbeuten von 89 %, 84 % und 75 % wurden entsprechend
für die
baumartigen Polystyrole der G1, G2 and G3 erhalten.
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Es
ist auch möglich,
die Polystyrollithiumketten mit einigen Isopreneinheiten anstatt
2VP vor dem Aufpfropfen zu überkappen.
Bei dieser Herangehensweise gibt es jedoch zwei Nachteile. Wie weiter unter
diskutiert, weisen die aus Isopren dargestellten Anionen eine hellere
Farbe auf als die mit 2VP erhaltenen, was den Titrationsprozeß erschwert.
Ebenso wird eine teilweise Spaltung der aufgepfropften Seitenketten
bei nachfolgenden Acetylierungsreaktionen beobachtet, die es erforderlich
macht, die abgespaltenen Ketten durch Fraktionieren vor dem Aufpfropfen
zu entfernen.
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Synthese von Pfropfpolymeren
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Beispiel 2: Synthese von
Polystyrol-pfropf-Polyisoprene-Copolymeren
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- (a) Ein lebendes Isopren-Homopolymer (Polyisopren
oder PIP) wurde durch Polymerisation von Isopren (15 g) in THF (300
ml) dargestellt. Proben können
auch in wenig polaren Lösungsmitteln
wie Cyclohexan polymerisiert werden, um einen hohen cis-1,4-Mikrostruktur-Anteil
zu erhalten, wobei die Pfropfeffizienz geringer ist. Die Polymerisation
wurde durch Zugabe von 3 mmol sec-Butyllithium in Gegenwart von
15 mmol LiCl gestartet. Die Reaktion lief über 30 min bei 0°C. Eine Probe der
PIP-Seitenketten, entnommen und mit Methanol deaktiviert, besaß ein Mn = 5 × 103 g/mol und einen Mw/Mn = 1,05.
- (b) Die lebende Polymerlösung
wurde auf etwa 25°C
erwärmt
und eine Lösung
acetylierten G1-, G2- oder G3-Polystyrolsubstrats wurde langsam zugegeben,
bis die grüngelbe
Farbe der PIP-Anionen nahezu verschwunden war. Nach 30 min wurde
die Reaktion mit entgastem Methanol abgebrochen. Typische Pfropfausbeuten
sind 94 %, 91 %, 85 % und 75 % für
die entsprechenden G0-, G1-, G2- and G3-Copolymere.
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Die
PIP-Ketten können
vor dem Aufpfropfen mit 2VP überkappt
werden, anstatt sie allein unverändert
einzusetzen. Das bietet den zusätzlichen
Vorteil, daß die
Farbe der so generierten Anionen dunkler ist. Es ist mit diesem
Verfahren leichter, die Titration der lebenden Anionen (und den
Endpunkt) zu verfolgen.
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Beispiel 3: Synthese von
Polystyrol-pfropf-Poly(2-Vinylpyridin)-Copolymeren
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- (a) Lebende Poly(2-Vinylpyridin)-Anionen (P2VP-Anionen)
wurden durch Polymerisation von 2-Vinylpyridin (15 g) in THF (300
ml) dargestellt. Die Polymerisation wurde durch Zugabe von 3 mmol
sec-Butyllithium in Gegenwart von 15 mmol LiCl gestartet und für 30 min
bei –78°C fortgesetzt.
Eine Probe der dunkelroten lebenden P2VP-Lösung wurde entnommen und mit
entgastem Methanol abgebrochen. Das erhaltene Polymer besaß ein Mn = 5 × 103 g/mol und einen Mw/Mn = 1,06.
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Die
lebende P2VP-Lösung
wurde auf etwa 25°C
erwärmt
und langsam mit einer Lösung
acetylierten G1-, G2- oder G3-Polystyrolsubstrats
titriert, bis die rote Farbe nahezu verschwunden war. Nach 30 min
wurde die Reaktion mit entgastem Methanol abgebrochen. Typische
Pfropf ausbeuten sind 95 %, 90 %, 86 % und 77 % für die entsprechenden
G0-, G1-, G2- and G3-Copolymere.
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Bei
Pfropfreaktionen mit großem
Maßstab unter
Verwendung von 2-Vinylpyridin-überkappten Ketten,
in denen Ausbeuten von 50 g–100
g erwartet wurden, konnte ein beträchtlicher Anteil Kupplungen (z.T. > 50 %) der lebenden
Polymerketten zu "Dimeren" beobachtet werden.
Das ist wahrscheinlich auf den Angriff nicht überkappter Polystyrolanionen
auf die mit 2-Vinylpyridin überkappten
Ketten zurückzuführen. Die
Nebenreaktion kann vermieden werden, wenn die Polystyryllithiumketten
mit einer einzelnen 1,1-Diphenylethyleneinheit vor dem Überkappen
mit 2VP und dem Aufpfropfen umgesetzt werden.
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Beispiel 4: G0-Polystyrol
basierend auf benzoyliertem Polystyrol.
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Ein
Kamm-Polystyrol (baumartige Polymergeneration G0) wurde durch Umsetzen
von lebenden mit 2-Vinylpyridin (2VP) überkappten Polystyryl-Anionen
mit dem benzoylierten linearem Polystyrolsubstrat in Gegenwart von
LiCl dargestellt. Getrennte Ampullen, die gereinigtes Styrolmonomer
(10 g in 50 mL THF), 2VP-Capping-Reagenz in THF (0.65 g in 40 mL
THF) und benzoyliertes lineares Polystyrol (1.5 g, 2.4 meq Benzoylgruppen
entsprechend einem Acylierungsgrad von 20 mol %) wurden zunächst vorbereitet.
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Die
Synthese des G0 baumartigen Polystyrols umfaßte die Polymerisation von
Styrol in 75 ml THF bei –78°C über 30 min
unter Verwendung von 2 mmol sec-Hutyllithium als Starter in Gegenwart
von 20 mmol LiCl. Anschließend
wurden zwei bis drei Moläquivalente
des End-Capping-Reagenzes 2VP zugesetzt, was eine Farbänderung
von orange nach dunkelrot ergab. Eine Probe der überkappten Seitenketten wurde
entnommen, mit entgastem Methanol deaktiviert und mittels Größenausschlußchromatographie
analysiert, was ein Mn = 7 × 10–3 g/mol
und einen Mw/Mn =
1,15 der Polymere ergab. Das lebende Polymer wurde auf etwa 25°C erwärmt und
langsam mit der Lösung
benzoylierten geradkettigen Polystyrols versetzt, bis die rote Farbe
nahezu verschwunden war. Nach 30 min wurde die Reaktion mit entgastem
Methanol abgebrochen. Das Rohprodukt bestand zu 80 Gew.-% aus kammartigen
G0-Pfropf-Polystyrol
und 20 Gew.-% geradkettigem Polystyrol. Das Pfropfpolymer hatte
einen niedrigen Polydispersitätsindex
(Mw/Mn = 1,10).
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Obwohl
die Erfindung mit Bezug auf bestimmte Ausführungsbeispiele beschrieben
worden ist, werden dem Fachmann auf dem Gebiet zahlreiche Modifikationen
ersichtlich sein, ohne von der Idee und dem Anwendungsbereich der
Erfindung, wie er in den beigefügten
Ansprüchen
gegeben ist, abzuweichen.