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GEBIET DER ERFINDUNG
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Die
vorliegende Erfindung betrifft medizinische prosthetische Vorrichtungen
und Implantate mit verbesserter biologischer Verträglichkeit.
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HINTERGRUND
DER ERFINDUNG
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Es
ist bereits vorgeschlagen worden, die Bioverträglichkeit von beispielsweise
Titanprothesen zu verbessern, indem man deren metallische Oberflächen mit
einer Schicht von Titanhydrid versieht, beispielsweise durch Bombardieren
im Plasma oder durch Elektrolyse.
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Es
wurde ausserdem schon vorgeschlagen, die Bioverträglichkeit
von Prothesen oder Implantaten zu verbessern, indem man verschiedene
aktive Biomoleküle
mit der Oberfläche
der Prothesen verbindet oder diese in die Oberflächen integriert, beispielsweise
auf die metallische Oberfläche
einer Titan-Prothese. Das Ziel von Implantaten, die auf diese Weise
präpariert
sind, war es, dass sie eine verbesserte Einpassung, eine verbesserte
Adhäsion
am Gewebe und eine erhöhte
Verträglichkeit
mit diesem Gewebe erhalten; dass sie eine biologisch aktive Oberfläche für verbessertes
Zellwachstum, eine verbesserte Differenzierung und Reife aufweisen;
dass sie eine verminderte Immunoreaktivität aufweisen; dass sie eine
antimikrobielle Aktivität
zeigen; dass sie die verbesserte Fähigkeit zur Biomineralisierung
erhalten; dass sie eine verbesserte Heilung von Wunden und/oder
im Knochen aufweisen; zu einer verbesserten Kno chendichte führen; eine
verminderte "Einbauzeit" zeigen und weniger
Entzündungen
verursachen.
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Eine
solche Bindung ist bereits mehrfach zur Ausführung mit beispielsweise chemischen
Reagenzien vorgeschlagen worden, die zwei reaktive Funktionalitäten aufweisen,
beispielsweise Formalin oder Glutaraldehyd, aber die reaktive Natur
dieser Substanzen führt
oft dazu, dass die Biomoleküle
biologisch inaktiv werden und/oder dass eine erhöhte Immunoreaktivität auftritt,
was unerwünscht
ist.
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ZUSAMMENFASSUNG
DER ERFINDUNG
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Es
wurde nun überraschenderweise
gefunden, dass es möglich
ist, eine Vielfalt von Biomolekülen
mit oder in einer Hydridschicht im Verlaufe des anorganischen Verfahrens
der Bildung einer solchen Hydridschicht auf Metallen durch Elektrolyse
zu verketten, zu binden, einzuschliessen und/oder zu integrieren.
Vor diesem Befund wurde es als sehr schwierig angesehen, nicht modifizierte,
bioaktive Biomoleküle
an Metalle zu binden und dort zu stabilisieren, insbesondere zur
Verwendung als bioaktive Flächen
auf Metallen zur Anwendung als Implantate in vivo im Körper von
Wirbeltieren.
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Die
Erfindung betrifft demgemäss
eine medizinische prosthetische Vorrichtung oder ein medizinisches
Implantat, enthaltend ein metallisches Material (A), ausgewählt aus
der Gruppe bestehend aus Titan oder einer seiner Legierungen, Zirconium
oder einer seiner Legierungen, Tantal oder einer seiner Legierungen,
Hafnium oder einer seiner Legierungen, Niobium oder einer seiner
Legierungen und einer Chrom-Vanadium-Legierung,
wobei Oberflächenbereiche
des metallischen Materials (A) mit einer Schicht eines entsprechenden
Hydridmaterials (B), ausgewählt
aus Titanhydrid, Zirconium hydrid, Tantalhydrid, Hafniumhydrid, Niobiumhydrid
sowie Chrom- und/oder Vanadiumhydrid versehen sind, dadurch gekennzeichnet,
dass die Schicht des Hydridmaterials (B) eine oder mehrere Biomolekül-Substanzen (C)
als Begleitsubstanz aufweist.
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Die
Erfindung betrifft weiterhin ein Verfahren zur Herstellung einer
medizinischen prosthetischen Vorrichtung oder eines medizinischen
Implantats wie oben definiert, wobei das Verfahren darin besteht, dass
Oberflächenbereiche
des metallischen Materials (A), wie es oben definiert ist, einer
Elektrolysebehandlung unterworfen werden, um eine Schicht eines Hydridmaterials
(B) zu bilden, wobei die genannte Elektrolysebehandlung in Gegenwart
einer oder mehrerer Biomolekül-Substanzen
(C) ausgeführt wird.
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EINZELBESCHREIBUNG
DER ERFINDUNG
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Im
vorliegenden Zusammenhang umfasst der Ausdruck "medizinische prosthetische Vorrichtung
und Implantat" in
seinem Geltungsbereich beliebige Vorrichtungen, die zum Implantieren
in den Körper
eines Wirbeltieres vorgesehen sind, insbesondere eines Säugetieres
und eines Menschen. Nicht einschränkende Beispiele solcher Vorrichtungen
sind medizinische Vorrichtungen, die die Anatomie ersetzen oder
eine Körperfunktion
wiederherstellen, beispielsweise ein Hüftgelenk; den Oberschenkelkopf; die
Hüftgelenkpfanne;
den Ellbogen einschliesslich Knochenschaft, Keile und Gelenkeinsätze, das
Knie einschliesslich der Schenkelknochen- und Schienbeinteile, Knochenschäfte, Keile,
Gelenkeinsätze oder
Kniescheibenteile; Schultern einschliesslich Schaft und Kopf; Handgelenk;
Knöchel;
Hand; Finger; Zehen; Rückgratwirbel;
Bandscheiben; künstliche
Gelenke; Zahnimplantate; Ossiculoplastik-Implantate; Mittelohrimplantate
einschliesslich Amboss, Hammer, Steigbügel, Amboss-Steigbügel, Hammer-Amboss,
Hammer-Amboss-Steigbügel;
Schnecken-Implantate;
orthopädische
Fixationsvorrichtungen wie Nägel,
Schrauben, Klammern und Platten; Herzklappen; Schrittmacher; Katheter;
Gefässe; Raumfüll-Implantate;
Implantate zur Halterung von Hörhilfen;
Implantate zur externen Fixation; Intra-uterin-Vorrichtungen (IUDs);
sowie bioelektronische Vorrichtungen wie elektronische Vorrichtungen
im Innenohr und im Schädelinneren.
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Im
vorliegenden Zusammenhang soll der Ausdruck "Biomolekül" eine weite Vielfalt biologisch aktiver
Moleküle
im weitesten Sinne des Wortes einschliessen und umfassen, wobei
diese Moleküle
natürliche
Biomoleküle
(d.h. natürlich
vorkommende Moleküle
aus natürlichen
Quellen), synthetische Biomoleküle
(d.h. natürlich
vorkommende Moleküle,
die synthetisch hergestellt werden, und auch nicht natürlich vorkommende
Moleküle
oder Formen solcher Moleküle,
die synthetisch hergestellt werden) oder rekombinante Biomoleküle (d.h.
mittels rekombinanten Techniken hergestellte Moleküle) sein
können.
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Eine
nicht einschränkende
Liste der wichtigsten Gruppe von Biomolekülen sowie von speziellen Biomolekülen, die
zum Einbau in eine Schicht eines Metallhydrids (auf eine stabile
und/oder physiologisch reversible Weise) gemäss der vorliegenden Erfindung
als geeignet angesehen werden, wird nachstehend angegeben.
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Extrahierte
Biomoleküle
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Bioadhäsive:
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Solche
Substanzen sind Biomoleküle,
welche die Anlagerung von Zellen, Gewebe, Organen oder Organismen
auf nicht biologischen Oberflächen wie
Glas, Gestein usw. vermitteln.
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Diese
Gruppe von Biomolekülen
enthält
adhäsive
Proteine der Meeresmuschel, fibrinähnliche Proteine, Proteine
der Spinnenweben, von Pflanzen abgeleitete Adhäsive (Harze), Adhäsive, die
aus Meerestieren extrahiert werden und Adhäsive aus der Extraktion von
Insekten (beispielsweise Resiline). Einige spezifische Beispiele
solcher Adhäsive sind
die folgenden: Fibrin; Fibroin; Fussprotein Mythilus edulis (mefpl, "Muscheladhäsiv-Protein"); andere adhäsive Proteine
aus Muscheln; Proteine und Peptide mit glycinreichen Blöcken; Proteine
und Peptide mit Polyalanin-Blöcken;
und Seidenproteine.
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Zellenanlagerungsfaktoren:
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Zellenanlagerungsfaktoren
sind Biomoleküle,
die die Anlagerung und die Ausbreitung von Zellen auf biologischen
Oberflächen
oder anderen Zellen und Geweben vermitteln. Diese Gruppe von Molekülen enthält typischerweise
Moleküle,
die bei der gegenseitigen Einwirkung von Zellen auf Matrizen und von
Zellen auf Zellen bei der Entwicklung, der Neogenese, der Regenerierung
und der Reparatur von Wirbeltieren teilnehmen. Typische Biomoleküle dieser Klasse
sind Moleküle
an der äusseren
Oberfläche von
Zellen wie die Klasse CD von Rezeptoren auf weissen Blutkörperchen,
Immunoglobuline und hämagglutinierende
Proteine sowie extrazelluläre
Matrixmoleküle/Liganden,
die an solchen zellulären
Molekülen
anhaften. Typische Beispiele von Zellanlagerungsfaktoren mit einer
potentiell bioaktiven Verwendung bei der Beschichtung von Implantaten
mit einem Überzug
an Metallhydrid sind die folgenden: Ankyrine, Cadherine (calciumabhängige Adhäsionsmoleküle); Connexine;
Dermatansulfat; Entactin; Fibrin; Fibronectin; Glycolipide, Glycophorin;
Glycoproteine, Heparansulfat; Heparinsulfat; Hyaluronsäure; Immunoglobuline;
Keratansulfate; Integrine; Laminine; N- CAMs (calcium-unabhängige Adhäsivmoleküle); Proteoglycane; Spektrin;
Vinculin; Vitronectin.
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Biopolymere:
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Biopolymere
sind beliebige biologisch hergestellte Moleküle, die unter den richtigen
Bedingungen zu einer polymeren, makromolekularen Struktur zusammengesetzt
werden können.
Solche Moleküle sind
wichtige Bestandteile der extrazellulären Matrix, wo sie zur Elastizität, Festigkeit,
Starrheit, Integrität usw.
von Gewebe beitragen. Einige wichtige Biopolymere mit einem Potential
als bioaktive Beschichtung auf Implantaten mit einem Überzug eines
Metallhydrids sind Alginate; Amelogenine; Cellulose; Chitosan; Collagen;
Gelatine; Oligosaccharide; Pektin.
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Blutproteine:
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Diese
Klasse von Proteinen enthält
typischerweise beliebige aufgelöste
oder feinteilige Proteine, die normalerweise im Blut vorhanden sind.
Solche Proteine können
sich an einer grossen Anzahl von biologischen Prozessen beteiligen,
beispielsweise Entzündung,
Verhornen von Zellen, Gerinnen, Markierung von Zellen, Abwehr, Immunoreaktionen, Stoffwechsel
usw. Typische Beispiele mit einer Möglichkeit zur Verwendung als
bioaktive Beschichtung in Implantaten mit einem Metallhydridüberzug sind Albumin;
Albumen; Cytokine; Faktor IX; Faktor V; Faktor VII; Faktor VIII;
Faktor X; Faktor XI, Faktor XII; Faktor XIII; Hämoglobine (mit oder ohne Eisen);
Immunoglobuline (Antikörper);
Fibrin; Wachstumsfaktoren aus Blutkörperchen (PDGFs); Plasminogen; Thrombospondin;
Transferrin.
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Enzyme
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Enzyme
sind beliebige Proteine oder Peptine, die eine spezifische katalytische
Wirkung auf ein oder mehrere biologische Substrate ausüben und können von
einfachen Zuckern bis zu komplexen Makromolekülen wie DNA reichen. Enzyme
sind potentiell nützlich
zur Auslösung
biologischer Reaktionen im Gewebe durch Abbau von Matrixmolekülen, oder sie
können
andere bioaktive Verbindungen in der Beschichtung des Implantats
aktivieren oder freisetzen. Einige wichtige Beispiele mit einer
potentiellen Verwendbarkeit als eine bioaktive Beschichtung auf
Implantaten mit einer Metallhydridschicht sind Abzyme (Antikörper mit
enzymatischer Wirksamkeit); Adenylat-cyclase; Alkalin-Phosphatase;
Carboxylasen; Collagenasen; Cyclooxigenasen; Hydrolasen; Isomerasen;
Ligasen; Lyasen; Metallmatrix-Proteasen (MMPs); Nukleasen; Oxidoreduktasen;
Peptidasen; Peptid-Hydrolase; Peptidyl-Transferase; Phospholipase; Proteasen;
Sucrase-Isomaltase; TIMPs; Transferasen.
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Extrazelluläre Matrix-Proteine
und Biomoleküle:
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Spezialisierte
Zellen, z.B. Fibroblasten und Osteoblasten, erzeugen eine extrazelluläre Matrix. Diese
Matrix nimmt an mehreren wichtigen Vorgängen teil. Die Matrix ist unbedingt
erforderlich, beispielsweise bei der Wundheilung, Gewebe-Homeostasen,
Entwicklung und Reparatur, Gewebefestigkeit und Gewebeintegrität. Die Matrix
entscheidet ebenfalls über
das extrazelluläre
Milieu wie pH, Ionenstärke,
Osmolarität
usw. Weiterhin sind extrazelluläre Matrixmoleküle zur Einleitung
und Regelung der Bildung von Biomineralien unbedingt nötig (Knochen, Knorpel,
Zähne).
Wichtige extrazelluläre
Proteine und Biomoleküle
mit einer möglichen
Verwendung als bioaktive Beschichtung auf Implantaten mit einer Metallhydridschicht
sind beispielsweise Ameloplastin; Amelin; Amelogenin; Collagen (I
bis VII); Dentin-Sialo-Protein
(DSP); Dentin-Sialo-Phospho-Protein (DSPF); Elastin; Enamelin; Fibrin;
Fibronektin; Keratin (1 bis 20); Laminin; Tuftelin; Kohlenhydrate; Chondroitinsulfat;
Heparansulfat; Heparinsulfant; Hyaluronsäure; Lipide und Fettsäuren; Lipopolysaccharide.
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Wachstumsfaktoren und Hormone:
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Wachstumsfaktoren
und Hormone sind Moleküle,
welche sich an Oberflächenstrukturen
der Zelle (Rezeptoren) binden und ein Signal in der Zielzelle erzeugen,
damit diese einen spezifischen biologischen Vorgang einleiten. Beispiele
solcher Vorgänge sind
Wachstum, programmierter Zelltod, Abgabe anderer Moleküle (beispielsweise
extrazellulärer
Matrixmoleküle
oder Zucker), Differentiation und Reifung von Zellen, Regulierung
der Stoffwechselgeschwindigkeit usw. Typische Beispiele solcher
Biomoleküle
mit einem Potential zur Verwendung als bioaktive Beschichtung auf
Implantaten mit einer Metallhydridschicht sind folgende: Activine
(Act); Amphiregulin (AR); Angiopoietine (Ang 1 bis 4); Apo3 (ein schwacher
Starter für
die Apoptose, ebenfalls bekannt unter der Bezeichung TWAK, DR3,
WSL-1, TRAMP oder LARD); Betacellulin (BTC); basischer Fibroplasten-Wachstumsfaktor
(bFGF, FGFb); saurer Fibroblasten-Wachstumsfaktor (aFGF, FGF-a); 4-1BB-Ligand;
neurotrophischer Faktor des Gehirns (BDNF); Bolokin aus Brust und
Niere (BRAK); knochenmorphogene Proteine (BMPs); B-Lymphozyten-Chemoattraktant/B-Zellen
anziehendes Chemokin 1 (BLC/BCA-1) ; CD27L (Ligand CD27) ; CD 30L (Ligand
CD30); CD40L (Ligand CD40); Ligand zur Einleitung einer Proliferation
(APRIL); Cardiotrophin-1 (CT-1.); neurotrophischer Faktor Cillary (CNTF);
Wachstumsfator für
Bindegewebe (CTGF); Cytokine; 6-Cystein-Chemokin (6Ckine); Wachstumsfaktoren
der Epidermis (EGFs); Eotaxin (Eot); neutrophiles Aktivierungsprotein
78 aus Epithelzellen (ENA- 78);
Erythropoletin (EPO); Wachstumsfaktoren für Fibroblasten (FGF 3 bis 19);
Fractalkin; neurotrophische Faktoren, abgeleitet von Neuroglia (GDNFs); TNF-Rezeptorligand,
induziert durch Glucocorticoid (GITRL); Stimulierungsfaktor für Granulocytenkolonien
(G-CSF); Stimulierungsfaktor für
Kolonien von Granulocyten-Makrophagen (GM-CSF); chemotaktische Proteine
für Granulocyten
(GCPs); Wachstumshormone (GH); I-309;
wachstumbezogenes Onkogen (GRO); Inhibine (Inh); Interferon-induzierbarer
Alpha-Chemoattraktor für
T-Zellen (I-TAC); Fas-Ligand (FasL); Hereguline /HRGs); Wachstumsfaktor ähnlich dem
Heparin-bindenden Epidermis-Wachstumsfaktor
(HB-EGF); fms-ähnlicher
Ligand für
Tyrosin Kinase 3 (Flt-3L); Hämofiltrat
CC Chemokine (HCC-1 bis 4); Wachstumsfaktor für Hepatocyten (HGF); Insulin;
insulinähnliche
Wachstumsfaktoren (IGF 1 und 2); Interferon-Gammainduzierbares Protein
10 (IP-10); Interleukine (IL 1 bis 18); Interferon-Gamma (IFN-gamma);
Wachstumsfaktor für
Keratinocyten (KGF); Wachstumsfaktor 2 für Keratinocyten (FGF-10); Leptin
(OB); Leukemie-Inhibierungsfaktor (LIF); Lymphotoxin beta (LT-B);
Lymphotactin (LöTN);
Stimulierungsfaktor für
Makrophagen-Kolonien (M-CSF); von Makrophagen abgeleitetes Chemokin
(MDC); Makrophagen-Stimulierungs-Protein (MSP);
Macrophagen-Entzündungsproteine
(MIPs); Midkine (MK); Proteine von Monocyten-Chemoattraktor (MCP-1
bis 4); durch IFN-gamma induziertes Monokin (MIG); MSX 1; MSX 2;
Inhibierungssubstanz nach Muller (MIS); Inhibierungsfaktor 1 für Myeloid-Progenitor (MPIF-1);
Nervenwachstumsfaktor (NGF); Neurotrophine (NTs); neutrophiles Aktivierungspeptid
2 (NAP-2); Onkostatin
M (OSM); Osteocalcin; OP-1; Oesteopontin; Ligand OX40; von Blutplättchen abgeleitete
Wachstumsfaktoren (PDGFaa, ab und bb); Plättchenfaktor 4 (PF4); Pleiotrophin (PTN);
pulmonäres
und aktivierungsreguliertes Chemokin (PARC); exprimierte und sekretierte
Normal T-Zellen, bei Aktivierung reguliert (RANTES); von sensoriellen
und motorischen Neuronen abgeleiteter Faktor (SMDF); Vertreter 26
der Unterfamilie A des kleinen induzierbaren Cytokins (SCYA26);
Stammzellenfaktor (SCF); von Stromalzellen abgeleiteter Faktor 1
(SDF-1); aktivierungsreguliertes Thymus-Chemokin (TARC); thymus-exprimiertes
Chemokin (TECK); leukocytenexprimierter Ligand-1 in Verbindung mit
TNF und ApoL (TALL-1); mit TNF verwandter Ligand zur Einleitung
von Apoptose (TRAIL); mit TNF verwandtes aktivierungsinduziertes
Cytokin (TRANCE); durch Lymphotoxin induzierbare Expression und
mit HSV-Glycoprotein-D konkurrierender Rezeptor für HVEM-T-Lymphocyten
(LIGHT); Placenta-Wachstumsfaktor
(PIGF); Thrombopoletin (Tpo); Transformations-Wachstumsfaktoren
(TGF alpha, TGF beta 1, TGF beta 2); Tumornekrose-Faktoren (TNF
alpha und beta); vaskuläre
endotheliale Wachstumsfaktoren (VEGF-A, B, C und D); Calcitonine;
und Steroidverbindungen wie die natürlich vorkommenden Sexualhormone,
beispielsweise Östrogen,
Progesteron, Testosteron und deren Analoga. Daher können bestimmte
Implantate wie IUD (Intrauterin-Vorrichtungen) in Betracht kommen,
die beispielsweise Östrogene
oder Progesteron oder deren Analoga aufweisen.
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Nucleinsäuren (DNA):
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DNA
kodiert die Gene für
Proteine und Peptide. DNA enthält
ebenfalls eine bedeutende Reihe von Sequenzen, die die Expression
der darin enthaltenen Gene regulieren. Es bestehen mehrere Arten von
DNA, abhängig
von der Quelle, der Funktion, der Herkunft und der Struktur. Typische
Beispiele für
Moleküle
auf der Basis von DNA, die als bioaktive Beschichtungen mit einer
langsamen Freigabe auf Implantaten verwendet werden können (lokale
Gentherapie), sind: A-DNA; B.DNA; Säugetier-DNA, welche künstliche
Chromosome trägt
(YACs); chromosomale DNA; zirkuläre
DNA; Säugetier-DNA
mit Cosmiden ; DNA; zweisträngige
DNA (dsDNA); genomische DNA; halbmethylierte DNA; geradlinige DNA;
Säugetier-cDNA
(komplimentäre
DNA; DNA-Kopie von RNA); Säugetier-DNA;
methylierte DNA; mitrochondriale DNA; Säugetier-DNA, welche Phagen
trägt; Säugetier-DNA
mit Phagemiden; Säugetier-DNA
mit Plasmiden; Säugetier-DNA
mit Plastiden; rekombinante DNA; Restriktionsfragmente von Säugetier-DNA;
Säugetier-DNA
mit Retroposonen; einsträngige
DNA (ssDNA); Säugetier-DNA
mit Transposonen; T-DNA; Säugetier-DNA
mit Viren; Z-DNA.
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Nucleinsäuren (RNA)
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RNA
ist eine Transkription von DNA-kodierter Information (gelegentlich
(in einigen Viren) ist RNA die eigentliche Einheit, welche Information
kodiert). Ausser einem Zwischenprodukt bei der Expression von Genen
zeigt sich RNA als Träger
verschiedener biologischer Funktionen. Ribozyme sind einfache RNA-Moleküle mit einer
katalytischen Wirksamkeit. Diese RNA kann die Spaltung und Anlagerung
von DNA und RNA katalysieren, Peptide hydrolysieren, und die Moleküle sind
der Kern der Translation von RNA in Peptide (das Ribosom ist ein
Ribozym). Typische Beispiele von RNA-Molekülen mit einer möglichen
Verwendung als bioaktive Beschichtung auf Implantaten mit einem Überzug aus
einem Metallhydrid sind die folgenden: acetylierte Transfer-RNA
(aktivierte trNA, beladene tRNA); cirkuläre RNA; lineare RNA; heterogene
Kern-RNA in Säugetieren
(hnRNA), Boten-RNA in Säugetieren
(mRNA); Säugetier-RNA;
ribosomale RNA in Säugetieren
(rRNA); Transport-RNA in Säugetieren
(tRNA); mRNA; poly-adenylierte RNA; ribosomale RNA (rRNA); rekombinante
RNA; Säugetier-RNA,
welche Retroposone trägt;
Ribozyme; Transport-RNA (tRNA); Säugetier-RNA, welche Viren trägt.
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Rezeptoren:
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Rezeptoren
sind Biomoleküle
der Zelloberfläche,
die Signale binden (beispielsweise Hormon-Liganden und Wachstumsfaktoren)
und das Signal durch die Zellmembran und in den inneren Mechanismus
von Zellen übertragen.
Unterschiedliche Rezeptoren sind unterschiedlich "verdrahtet" und erzeugen unterschiedliche
intrazelluläre
Wirkungen selbst beim gleichen Liganden. Dies ermöglicht den Zellen,
auf äussere
Signale unterschiedlich zu reagieren, indem sie das Muster von Rezeptoren
auf ihrer Oberfläche
verändern.
Rezeptoren binden typischerweise ihren Liganden auf reversible Weise,
und dadurch werden sie als Träger
von Wachstumsfaktoren geeignet, die in das Gewebe freigegeben werden sollen.
Wenn man daher Implantate mit Rezeptoren für Wachstumsfaktoren beschichtet
und dann diese Rezeptoren mit ihren hauptsächlichen Liganden belädt, erhält man eine
bioaktive Oberfläche,
die zur geregelten Abgabe von Wachstumsfaktoren in das umgebende
Gewebe nach der Implantation verwendet werden kann. Beispiele von
geeigneten Rezeptorenen mit einer möglichen Verwendung als bioaktive Beschichtung
auf Implantaten mit einem Metallhydridüberzug sind die folgenden:
die CD-Klasse von CD-Rezeptoren; EGF-Rezeptoren; FGF-Rezeptoren; Fibronectin-Rezeptor
(VLA-5); Wachstumsfaktor-Rezeptor;
IGF-Bindungsproteine (IGFBP 1 bis 4); Integrine (einschliesslich
VLA 1 bis 4); Lamininrezeptor; PDGF-Rezeptoren; Alpha- und Beta-Rezeptoren für den Transformations-Wachstumsfaktor;
BMP-Rezeptoren; Fas; Rezeptor des vaskulären endothelialen Wachstumsfaktors
(Flt-1); Vitronectin-Rezeptor.
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Synthetische
Biomoleküle
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Synthetische
Biomoleküle
sind Moleküle,
die auf natürlich
vorkommenden Biomolekülen
aufgebaut sind und diese nachah men. Durch die Synthese solcher Moleküle kann
eine grosse Anzahl chemischer und struktureller Modifikationen eingeführt werden,
die das Molekül
stabilisieren oder es stärker
bioaktiv oder spezifisch machen. Wenn daher ein Molekül entweder
zu instabil oder zu unspezifisch ist, um aus Extrakten verwendet
zu werden, ist es möglich, es
umzubauen und das synthetisierte Molekül in Beschichtungen der Oberfläche von
Implantaten zu verwenden. Weiterhin sind viele Biomoleküle so wenig zugänglich,
dass ihre Extraktion im industriellen Massstab unmöglich ist.
Solche seltenen Biomoleküle
müssen
synthetisch hergestellt werden, beispielsweise durch die rekombinante
Technologie oder durch (Bio)Chemie. Eine Liste verschiedener Klassen
synthetischer Moleküle,
die möglicherweise
für Implantatbeschichtungen
nützlich
sind, wird untenstehend angegeben:
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Synthetische DNA:
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A-DNA;
gegensinnige DNA; B-DNA; komplementäre DNA (cDNA); chemisch modifizierte
DNA); chemisch stabilisierte DNA; DNA; DNA-Analoga; DNA-Oligomere;
DNA-Polymere; DNA-RNA-Hybride;
doppelsträngige
DNA (dsDNA); halbmethylierte DNA; methylierte DNA; einsträngige DNA
(ssDNA); rekombinante DNA; Triplex-DNA; T-DNA; Z-DNA.
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Synthetische RNA:
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Gegensinnige
RNA; chemisch modifizierte RNA; chemisch stabilisierte RNA; heterogene
nukleare RNA (hnRNA); Boten-RNA (mRNA); Ribozyme; RNA; RNA-Analoga;
RNA-DNA-Hybride; RNA-Oligomere;
RNA-Polymere; ribosomale RNA (rRNA); Transport-RNA tRNA).
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Synthetische Biopolymere:
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Kationische
und anionische Liposome; Celluloseacetat; Hyaluronsäure; Polymilchsäure; Polyglycolalginat;
Polyglycolsäure;
Polyproline; Polysaccharide.
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Synthetische Peptide:
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Decapeptide
enthaltend DOPA und/oder diDOPA; Peptide mit der Sequenz "Ala Lys Pro Ser Tyr Pro
Pro Thr Tyr Lys";
Peptide, bei denen Pro durch Hydroxyprolin ersetzt ist; Peptide,
bei denen eine oder mehrere Aminosäuren Pro durch DOPA substituiert
sind; Peptide, in denen eine oder mehrere Aminosäuren Pro durch diDOPA ersetzt
ist; Peptide, bei denen eine oder mehrere Tyr durch DOPA ersetzt
ist; Peptidhormone; Peptidsequenzen auf der Grundlage der oben angegebenen
extrahierten Proteine; Peptide, welche einen Rest RGD (Arg Gly Asp)
enthalten.
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Rekombinante Proteine:
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Sämtliche
durch Rekombinieren hergestellten Peptide und Proteine.
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Synthetische Enzym-Inhibitoren:
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Synthetische
Enzyminhibitoren reichen von einfachen Molekülen wie bestimmten Metallionen, welche
Enzyme durch eine Direktbindung an das Enzym blockieren, bis zu
synthetischen Molekülen,
die das natürliche
Substrat eines Enzyms nachahmen und daher mit dem ursprünglichen
Substrat konkurrieren. Eine Implantatbeschichtung, welche Enzyminhibitoren
enthält,
kann zur Stabilisierung anderer Biomoleküle in der Schicht hilfreich
sein und deren Abbau verhindern, so dass eine längere Reaktionszeit und/oder
eine höhere
Konzentra tion der bioaktiven Verbindung erzielt wird. Beispiele
von Enzyminhibitoren sind: Pepstatin; Polyproline; D-Zucker; D-Aminosäuren; Cyanide;
Diisopropyl-fluorphosphate (DFB); Metallionen; N-Tosyl-l-phenylalanin-chlormethylketon
(TPCK); Physostigmin; Parathion; Penicillin.
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Vitamine
(synthetisch oder extrahiert) zur Einarbeitung in das Hydrid:
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Biotin;
Calciferol (Vitamine D; vital zur Mineralisierung des Knochens);
Citrin; Folsäure;
Niacin; Nicotinamid; Nicotinamid-Adenin-Dinucleotide (NAD, NAD+);
Nicotinamid-Adenin-Dinucleotid-Phosphat (NADP,
NADPH); Retinolsäure
(Vitamin A); Riboflavin; Vitamine B; Vitamin C (vital für die Collagensynthese);
Vitamin E; Vitamine K.
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Andere bioaktive Moleküle zur Einarbeitung
in das Hydrid:
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Adenosindiphosphat
(ADP); Adenosinmonophosphat (AMP); Adenosintriphosphat (ATP); Aminosäuren; cyclisches
AMP (cAMP); 3,4-Dihydroxyphenylalanin (DOPA); 5'-Di-(dihydroxyphenyl)-L-alanin (diDOPA);
diDOPA-Chinon; DOPA-ähnliche
o-diphenole; Fettsäuren; Glucose;
Hydroxyprolin; Nucleoside; Nucleotide (RNA- und DNA-Basen);Prostaglandin;
Zucker; Sphingosin-1-phosphat; Rapamycin; synthetische Sexualhormone
wie Östrogen,
Progesteron oder Testosteronanaloga, beispielsweise Tamoxifen; Östrogen-Rezeptor-Modulatoren
(SERMs) wie Raloxifen; Bis-phosphonate wie Alendronat, Risendronat
und Etidronat; Statine wie Cerivastatin, Lovastatin, Simvastatin,
Pravastatin, Fluvastatin, Atorvastatin und 3,5-dihxydroxy-7-[3-(4-fluorphenyl)-1-(methylethyl)-1H-indol-2-yl]-hept-6-ensäure, Na-salz.
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Medikamente zum Einbringen
in die Hydridschichten:
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Medikamente,
welche in die Hydridschicht eingebracht werden, können zur
Erzeugung lokaler Effekte verwendet werden, beispielsweise zur Verbesserung
des örtlichen
Widerstandes gegen das Eindringen von Mikroben, örtliche Schmerzbekämpfung, örtliche
Inhibierung der Synthese von Prostaglandin; örtliche Entzündungsbekämpfung, örtliche Einleitung
der Biomineralisierung und örtliche
Stimulierung des Gewebewachstums. Beispiele von Medikamenten, die
zum Einbringen in Metallhydridschichten geeignet sind, sollen wie
folgt beschrieben werden: Antibiotica; Cyclooxygenaseinhibitoren;
Hormone; Entzündungshemmer;
NSAID-Substanzen; Schmerzmittel; Inhibitoren der Synthese von Prostaglandin;
Steroide; Tetracyclin (ebenfalls als Mittel zur Biomineralisierung).
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Biologisch aktive Ionen
zum Einbringen in Hydridschichten:
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Ionen
sind für
die unterschiedlichsten biologischen Mechanismen wichtig. Durch
das Einbringen biologisch aktiver Ionen in Metallhydrid-Schichten
auf Implantaten ist es möglich,
biologische Vorgänge örtlich zu
stimulieren, beispielsweise Enzymfunktionen, Enzymblockaden, zelluläre Aufnahme
von Biomolekülen,
Verhornung spezifischer Zellen, Biomineralisierung, Apoptose, zelluläre Ausscheidung
von Biomolekülen,
Zellstoffwechsel und Zellabwehr. Beispiele bioaktiver Ionen zum
Einbringen in Metallhydrid-Schichten sind beispielsweise Calcium;
Chrom; Kupfer; Fluorid; Gold; Iodid; Eisen; Kalium; Magnesium; Mangan;
Selen; Silber; Natrium; Zink.
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Markierende Biomoleküle:
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Biologische
Markierungsstoffe sind Moleküle,
die ein deutliches Signal erzeugen, beispielsweise durch Abgabe
von Licht, einer Enzymaktivität,
Radioaktivität,
spezifischen Färbungen,
Magnetismus, Röntgenstrahlendichte,
spezifische Struktur, Antigenwirkungen usw., die durch besondere
Instrumente oder im Mikroskop oder durch ein Verfahren der Bilderzeugung
wie Röntgenstrahlen
oder magnetische Resonanz ermittelt werden können. Markierer verwendet man,
um biologische Abläufe
bei der Forschung und Entwicklung neuer biomedizinischer Behandlungsstrategien
zu überwachen.
Auf Implantaten würden
solche Markierer typischerweise zur Überwachung von Vorgängen wie
der Bioverträglichkeit,
Bildung von Gewebe, Neogenese von Gewebe, Biomineralisierung, Entzündung, Infektion,
Regenerierung, Reparatur, Gewebehomöostase, Gewebestörungen,
Gewebeerneuerung, Freisetzung von Biomolekülen von der Oberfläche des
Implantats, Bioaktivität
freigesetzter Biomoleküle,
Aufnahme und Expression von Nukleinsäuren, die von der Oberfläche des
Implantats freigesetzt werden und einer antibiotischen Wirksamkeit
der Implantatoberfläche
zur Erzeugung eines "Prinzipienbeweises", eines Effektes,
einer Wirksamkeit und der Beachtung der Sicherheit vor den klinischen
Studien zu überwachen.
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Als
Markierer fungierende Biomoleküle,
die sich zum Einbringen in Hydridbeschichtungen eignen, sind beispielsweise:
Calcein; Alizarinrot; Tetracycline; Fluorescine; Fura; Luciferase;
Alkaliphosphatase; radiomarkierte Aminosäuren (beispielsweise mit 32P 33P 3H 35S 14C 125I 51Cr, 45Ca markiert);
radioaktiv markierte Nucleotide (beispielsweise mit 32P 33P 3H 35S 14C markiert); radiomarkierte Peptide und Proteine;
radiomarkierte DNA und RNA; Immunogoldkomplexe (Goldteilchen mit
daran gebundenen Antikörpern);
Immunosilberkomplexe; Immunomagnetitkomplexe; grün fluoreszieren des Protein
(GFP); rot fluoreszierendes Protein (E5); bioverzinnte Proteine
und Peptide; bioverzinnte Nucleinsäuren; bioverzinnte Antikörper; bioverzinnte
Kohlenstoffbrücken; Reportergene
(Gene, die ein Signal erzeugen, wenn sie exprimiert werden); Propidiumiodide;
Diamidinogelb.
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Die
Vorrichtung oder das Implantat gemäss der Erfindung kann für eine ganze
Anzahl von Zwecken verwendet werden. Beispiele solcher Zwecke sind
die Verwendung zur örtlichen
Induzierung von hartem Gewebe (beispielsweise Knochengewebe), das
sich an der Implantationsstelle bildet; Regelung des mikrobiellen
Wachstums und/oder Eindringens an der Implantationsstelle oder systemisch;
Verminderung von Entzündungen
an der Implantationsstelle oder systemisch; Stimulierung der Reparatur,
Regenerierung oder Bildung von Ligamenten; Einleitung der Bildung
von Knorpel; Kernbildung, Steuerung und/oder Schematisierung der
Biomineralisierung; Verbesserung der Verbindung zwischen Implantaten und
Geweben; Verbesserung der Knochenintegration von Implantaten; Verbesserung
des Anhaftens von Gewebe an einem Implantat; Verhinderung der Adhäsion von
Gewebe an ein (halbpermanentes oder zeitweiliges) Implantat; Verbesserung
des Kontaktes zwischen Geweben oder Geweben und Implantaten (Verbesserung
des Verschlusses einer (chirurgischen) Wunde); Einleitung von Apoptosis
(Zelltod) von unerwünschten
Zellen (beispielsweise Krebszellen); Einleitung spezifischer Zelldifferenzierung
und/oder Zellreife, Erhöhung
der Zugfestigkeit von Gewebe; Verbesserung der Wundheilung; Beschleunigung
der Wundheilung; Steuerung der Gewebebildung; Schematisierung der
Gewebebildung; örtliche
Gentherapie; Stimulierung des Nervenwachstums; Verbesserung der
Gefässbildung
in Geweben in der Umgebung eines Implantats; Stimulierung örtlicher
extrazellulärer
Matrixsynthesen; Inhibierung des Ausfallens extrazellulärer Matrix;
Einleitung der Freisetzung örtlicher
Wachstumsfaktoren; Verbesserung des lokalen Gewebestoffwechsels; Verbesserung
der Funktion eines Gewebes oder eines Körperteils; Verminderung örtlicher
Schmerzen und Störungen.
Der Zweck hängt
von der Art des Implantats und auch von der Natur und/oder Konzentration
der in der Hydridschicht auf dem Implantat anwesenden Biomoleküle ab.
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Wenn
das metallische Material (A) eine Legierung des Titans, Zirkoniums,
Tantals, Hafniums oder Niobs ist, kann es eine Legierung mit einem oder
mehreren dieser metallischen Elemente sein; es kann sich auch um
eine Legierung handeln, die eines oder mehrere andere Metalle wie
Aluminium, Vanadium, Chrom, Kobalt, Magnesium, Eisen, Gold, Silber, Kupfer,
Quecksilber, Zinn oder Zink enthält;
oder um beide Möglichkeiten.
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Es
wird bevorzugt, dass das metallische Material (A) Titan oder eine
Titanlegierung ist, beispielsweise eine Legierung mit Zirkonium,
Tantal, Hafnium, Niob, Aluminium, Vanadium, Chrom, Kobalt, Magnesium,
Eisen, Gold, Silber, Kupfer, Quecksilber, Zinn oder Zink. Bei einer
besonders bevorzugten Ausführungsform
ist das metallische Material (A) Titan.
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Das
entsprechende Hydridmaterial (B) ist vorzugsweise Titanhydrid.
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Die
Menge an der biomolekularen Substanz (C), die auf oder in der Hydridschicht
(B) desjenigen Teiles der Prothese, der Vorrichtung oder des Implantates
anwesend ist, welche mit dem Hydrid beschichtet ist, kann in sehr
weiten Grenzen schwanken, beispielsweise in Abhängigkeit von den chemischen
und biologischen Eigenschaften der biomolekularen Substanz oder
der in Frage stehenden Substanzen. Die mit dem Hydridmaterial (B)
verbundene biomolekulare Substanz (C) kann demgemäss in Mengen
vorhanden sein, die von etwa 1 Picogramm pro mm2 bis hinauf
auf 1 mg pro mm2 der mit Hydrid beschichteten Oberfläche der
Vorrichtung oder des Implantats reichen. Es wird jedoch beabsichtigt,
dass die nützlichsten
biomolukularen Schichten von 0,1 Nanogramm bis 100 Mikrogramm pro
mm2 betragen.
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Wie
oben bereits angegeben wurde, werden beim erfindungsgemässen Verfahren
Teile der Oberfläche
des metallischen Materials (A) einer elektrolytischen Behandlung
unter Bildung der Hydridschicht (B) unterworfen, und diese Behandlung
wird in Anwesenheit eines oder mehrerer biomolukularen Substanzen
(C) ausgeführt,
wie oben ebenfalls beschrieben wurde. Es wurde gefunden, dass es
wichtig ist, dass die Bedingungen im Elektrolyten (pH, Ionenstärke usw.)
derart sind, dass das Biomolekül
eine positive Nettoladung erhält.
Es ist daher von Vorteil, wenn die meisten Biomoleküle Ampholyten
sind, d.h. dass sie schwache Säuren
(oder Basen) sind, die ihre Nettoladung je nach der Ionenstärke und
des pH der Lösung,
in der sie vorliegen, ändern.
Demgemäss
ist der wichtigste Gesichtspunkt bei ihrer Einarbeitung in eine
Hydridschicht ihre Stabilität
unter den Bedingungen, die zur Herstellung des Biohydrids erforderlich
sind, d.h. eine Umgebung, welche genügend Wasserstoffionen zur Hydridherstellung
liefert und gleichzeitig die Nettoladung des fraglichen Biomoleküls positiv
hält. Dies
bedeutet in den meisten Fällen,
dass der Elektrolyt eine hohe Salzkonzentration besitzen soll und
demgemäss
eine hohe Ionenstärke;
eine vergleichsweise hohe Temperatur, obschon bevorzugt unterhalb
jeglicher Denaturierungstemperatur der biomolekularen Substanz;
und ein niedriges pH.
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Demgemäss kann
der Elektrolyt eine beliebige Salzlösung sein, vorzugsweise eine
wässrige
Lösung,
beispielsweise eine Lösung
von Natriumchlorid, Natriumsulfat, Calciumphosphat, Calciumchlorid, mit
Phosphat gepufferte Salzlösung, (PBS),
Salzlösung,
eine Salzlösung,
welche physiologische Bedingungen nachahmt, Bicarbonate, Carbonate
usw., in der das gewünschte
Biomoleküle
gelöst
ist. Die Ionenstärke
des Salzes ist typischerweise 1M, jedoch können die Konzentrationen auf
einen niedrigen Wert von 0,01M und bis zu 10M eingestellt werden,
je nach den chemischen Eigenschaften und der Konzentration des oder
der Biomoleküle.
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Die
Temperatur des Elektrolyten, welcher das Biomolekül enthält, kann
von Zimmertemperatur (20°C)
bis hinauf zum Siedepunkt des Elektrolyten reichen, normalerweise
bei 100°C,
obschon die Anwendung von Temperaturen im oberen Gebiet dieses Bereiches
in klarer Weise von der Fähigkeit
des Biomoleküls
abhängen,
solche Temperaturen ohne Beschädigung
auszuhalten. Wenn es das Biomolekül aushält, ist eine optimale Temperatur
zur Bildung des Hydrides etwa 80°C.
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Das
pH des Elektrolyten wird typischerweise mittels einer starken Säure auf
den gewünschten Wert
eingestellt, beispielsweise HCl, HF, H2SO4 usw., obwohl der Tatsache Rechnung zu tragen
ist, dass ein pH-Wert unterhalb 2 eine unregelmässige, korrodierte Implantatfläche auf
Titan bildet, während
ein pH oberhalb 2 die ursprüngliche
Oberfläche
beibehält.
Das pH wird gemäss
dem gewünschten
Verhältnis
von Hydrid zu Biomolekül
eingestellt; niedrige pH-Werte erzeugen eine Implantat-Oberfläche mit
einem hohen Verhältnis
von Hydrid zu Biomolekül
(= mehr Metallhydrid), während
ein hohes pH nahe am pI des fraglichen Biomoleküls eine Oberfläche mit
einem niedrigen Verhältnis
von Hydrid zu Biomolekül ergibt
(= mehr Biomoleküle).
Demgemäss
liegt das bevorzugte pH zur Herstellung des Hydrids zwischen 5 und
2, obwohl beliebige Werte zwischen 0 und 10 verwendet werden können, was
von den chemischen Eigenschaften und der Konzentration des oder
der Biomoleküle
abhängt,
weiterhin vom verwendeten Elektrolyten und vom bevorzugten Verhältnis von Hydrid
zu Biomolekül.
Für höhere Verhältnisse
von Hydrid zu Biomolekül
(= mehr Hydrid) wird das pH saurer gestellt, und für niedrigere
Verhältnisse
von Hydrid zu Biomolekül(en)
(mehr Biomolekül(e))
stellt man das pH näher
an den Wert des pIBiomolekül, aber
nicht höher
ein. Die einzige Anforderung ist diejenige, dass im Elektrolyt Wasserstoffionen
(H+) und positiv geladene Biomoleküle (Biomolekül+, Nettoladung) vorhanden sind.
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Die
Konzentration des oder der Biomoleküle (ein Molekül oder beliebige
Kombinationen von zwei oder mehreren) im Elektrolyten kann in weiten
Grenzen schwanken, was von der Art der Bioaktivität, der Art
des Moleküls,
der chemischen und biologischen Eigenschaften, der Toxizität, der Wirkungskraft,
der Wirkungsart, ob es sich von der Hydridschicht lösen soll
oder nicht, der Stabilität
in vivo, der Stabilität
im Elektrolyten, der Zugänglichkeit,
dem optimalen pH usw. abhängig
ist. Die Konzentration des oder der Biomoleküle im Elektrolyten kann zwischen
1 pg und 50 mg pro Milliliter schwanken. Ein bevorzugter Bereich liegt
zwischen 10 pg und 1 mg pro Milliliter, die optimale Konzentration
an Biomolekül
sollte letztlich jedoch immer in Kontrollversuchen bestimmt werden, wobei
jedes Biomolekül
oder ein Gemisch von Biomolekülen
eingesetzt wird. Auch kann sich die Zeitspanne ändern, während derer die Elektrolyse
ausgeführt
wird, sie beeinflusst jedoch hauptsächlich die Dicke der Hydridschicht
und daher die Konzentration von Biomolekülen in der Hydridschicht.
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Eine
Elektrolysezelle zur Verwendung im erfindungsgemässen Verfahren kann eine übliche Konstruktion
aufweisen, ist jedoch typischerweise eine Zweikammerzelle ohne Leitungsverbindungen
zwischen den Kammern ausser für
den Elektrolyten. Das metallische Implantat, das durch das Hydrid
zu modifizieren ist, wird in den Kathodenraum (d.h. als negativ
ge ladene Elektrode) gebracht, während
die Anode (die positiv geladene Elektrode) typischerweise aus Kohlenstoff
besteht und in einen getrennten Raum gebracht wird. Die Elektrolyten
jeder Kammer werden über
eine Glasfritte oder ein poröses
Porzellanfilter miteinander in Berührung gebracht, wodurch der Strom
ungehindert hindurchgehen kann, aber kein Austausch von Elektrolyten
zwischen den zwei Kammern möglich
ist. Dies ist wichtig, da die Produkte der Anodenreaktion, beispielsweise
Chlorid oder Hypochlorit usw., möglicherweise
mit der Bildung der Schicht aus Biomolekül und Hydrid in Wechselwirkung
treten oder das Biomolekül
im Kathodenelektrolyten zerstören
oder modifizieren könnten.
Die Trennung der beiden Zellen gestattet ebenfalls die Verwendung
eines kleineren Kathodenelektrolyt-Volumens und demgemäss eine
wirksamere Ausnutzung der Biomoleküle sowie die Möglichkeit,
ein System mit zwei Elektrolyten zu verwenden, wodurch das elektrolytische
Verfahren optimiert werden kann, beispielsweise einen Elektrolyten,
der an der Kathodenseite für
Biomoleküle
optimal ist und einen Elektrolyten an der Anodenseite, der für den Wirkungsgrad der
Elektrolyse an sich optimiert ist (Leitfähigkeit, Vermeidung toxischer
Produkte, und selbst die Herstellung nützlicher Nebenprodukte bzw. Überzüge).
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Wie
oben angegeben wurde, sollte die Temperatur in der Kathodenzelle
(Tcat) so hoch wie möglich sein, wobei das Optimum
zur Herstellung des Hydrides bei 80°C liegt.
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Der
Elektrolysevorgang als solcher erzeugt ebenfalls Wärme, die
zwei Probleme schaffen kann; Bestandteile des Elektrolyten verdampfen,
so dass das Volumen abnimmt und die Ionenstärke und die Konzentration von
Biomolekülen über den
bevorzugten Bereich hinaus zunimmt, und die Erhöhung der Temperatur kann Ausfällung, Koagulation,
Denaturierung, Abbau oder Zerstörung
der anwesenden Biomoleküle
verursachen.
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Daher
ist die Kathodenkammer der Elektrolysezelle vorzugsweise mit einem
gekühlten
Deckel zur Kondensation verdampften Elektrolyts und einem temperaturgeregelten
Mantel zur Stabilisierung der Temperaturen und Volumina bei der
Elektrolyse ausgerüstet.
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Durch
die Einstellung von Strom, Ladung und Elektrolytzusammensetzung
kann es ebenfalls möglich
sein, ein günstiges
Milieu für
die positive Ladung der meisten Biomoleküle zu schaffen. Wenn dies nicht
der Fall ist, so ist der Betrieb der Elektrolyse mit pulsierendem
Feld, wobei die Polarität
der Elektroden im geregelten Zyklus während der Herstellung der Schicht
des Biohydrids umgeschaltet wird, ein Weg, das Problem einer negativen
Nettoladung zu beseitigen. Die Stromquelle ist normalerweise eine
so genannte Strompumpe, d.h. eine Vorrichtung, die einen konstanten
Strom liefert, selbst wenn sich der Widerstand im Stromkreis ändert. Obschon Spannungen
zwischen 0,1 und 1000 Volt angewendet werden können, beträgt die normale Spannung weniger
als 10 Volt. Die Stromdichte während
der Elektrolyse beträgt
typischerweise 0,1 mA bis 1 A pro Quadratzentimeter (cm2)
des Musters des Implantats. Eine bevorzugte Stromdichte ist 1 mA/cm2, obschon Einstellungen des Elektrolyten,
des pH und der Temperatur zur Erhöhung der Verträglichkeit
des Biomoleküls
kleinere oder grössere
Abweichungen von diesem Wert verursachen können.
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Die
Dauer des Verfahrens hängt
von verschiedenen Parametern ab, beispielsweise der gewünschten
Dicke der Biohydridschicht, der Zusammensetzung und den Eigenschaften
des Elektrolyten, den Eigenschaften des Biomoleküls, der Temperatur und des
pH, dem gewünschten
Verhältnis
von Hydrid zu Biomolekül,
der Grösse
des jeweiligen Implantats, dem Volumen des Elektrolyten an der Kathode,
der Konzentration des Biomoleküls
usw. Demgemäss
kann die Dauer des Verfahrens zwischen 0,5 Stunden und mehreren
Tagen liegen. Eine optimale Zeitspanne ist im allgemeinen zwischen
8 und 24 Stunden.
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Um
das Biohydridverfahren zu überwachen, kann
man meist eine Kalomelelektrode in die Kathodenkammer einbringen.
Wenn der Vorgang der Bildung der Hydridschicht an der Kathode optimal
verläuft,
beobachtet man eine Differenz von –1 Volt zwischen der Kalomelelektrode
und der Kathode. Wenn der Strom stark von diesem Wert abweicht,
läuft das Verfahren
nicht unter optimalen Bedingungen ab, und eine Änderung der Verfahrensweise
sollte ins Auge gefasst werden. Weiterhin können ein Temperaturfühler und
ein pH-Fühler
in die Kathodenkammer eingebracht werden, um sicher zu stellen,
dass das Verfahren in den gewünschten
Grenzen von pH und Temperatur abläuft. Ein Rührer, beispielsweise ein Magnetrührer, kann
ebenfalls in der Kathodenzelle vorhanden sein, um den Elektrolyten
kontinuierlich umzuwälzen,
die Temperatur homogen zu halten und Änderungen der örtlichen
Ionenstärke,
des pH und der Konzentrationen an Biomolekül zu vermeiden.
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Nach
der Elektrolyse wird die nun mit Biomolekül/Hydrid beschichtete metallische
Vorrichtung bzw. das Implantat unmittelbar aus dem Elektrolyten entfernt
und nach den Anforderungen des bzw. der fraglichen Biomoleküle weiterbehandelt.
Typischerweise lässt
man die Vorrichtung oder das Implantat an Luft trocknen und verpackt
es dann in einem sterilen, luftdichten Kunststoffbeutel, worin es
bis zur Verwendung zwecks Implantierung gelagert wird. Manche Biomoleküle können jedoch
auf eine Trocknung empfindlich sein, und demgemäss kann eine Nasslagerung erwünscht sein,
beispielsweise in Büchsen
oder die Lagerung in einer Flüssigkeit,
beispielsweise in einer Salzlösung
oder ganz einfach im Elektrolyten aus dem Herstellungsverfahren.
Obschon die Elektrolyse unter aseptischen oder selbst sterilen Bedingungen
ausgeführt
werden kann, ist dies nicht unbedingt nötig, wenn man eine Sterilisierung
vor der Verwendung vorsieht, wobei die üblichen Methoden wie eine Ionisierungsstrahlung,
Erhitzen, Sterilisieren im Autoklav oder mit gasförmigem Ethylenoxid
angewandt werden können.
Die Wahl des Verfahrens hängt
von den spezifischen Eigenschaften und Eigenheiten des oder der
Biomoleküle ab,
welche in der metallischen Hydridschicht anwesend sind. Vor der
elektrolytischen Behandlung sollte die Vorrichtung bzw. das Implantat
gründlich
gereinigt werden. Dazu wird typischerweise das Implantat mechanisch
vorbehandelt, indem man es elektropoliert oder sandstrahlt, um die
Oberfläche
zu modifizieren, falls gewünscht,
und eine nachfolgende gründliche
Reinigung mit heisser Natrumlauge gefolgt von einer Entfettungsstufe,
beispielsweise mit konzentriertem Trichlorethylen, Ethanol oder
Methanol, bevor eine Behandlung in einer Beizlösung erfolgt, beispielsweise
mit Flusssäure,
um Oxide und Verunreinigungen von der Oberfläche zu entfernen. Nach dem
Beizen wird das Implantat gründlich
mit heissem, doppelt destilliertem und ionenfreiem Wasser gewaschen.
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Die
Erfindung wird in den folgenden, nicht einschränkenden Beispielen weiter erläutert, wobei die
Beispiele 1 bis 4 die ausgeführten
Versuche und die Beispiele 5 bis 11 die weiter vorgeschlagenen Arbeitsbeispiele
sind.
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BEISPIEL 1
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Herstellung
einer Oberflächenschicht
auf einem Implantat aus Titanhydrid, welche ein extrazelluläres Matrixprotein
enthält
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Eine
Elektrolysezelle mit zwei Abteilen wurde zur Herstellung einer Schicht
aus Titanhydrid, die das extrazelluläre Matrixmolekül Amelogenin
enthält, auf
5 münzenförmigen elektropolierten
Titan-Implantaten angewandt, von denen jedes eine Oberflächengrösse von
0,6 cm2 besass, die dem Elektrolyten ausgesetzt
wurde. 5 ähnliche
Gegenstände
wurden als Blindproben verwendet, die im Elektrolytabteil anwesend
sind, jedoch nicht mit dem Elektrolysestrom verbunden werden. Der
Elektrolyt in beiden Abteilungen war 1M NaCl in sterilem Wasser,
wobei das pH auf einen Wert von 4 mittels HCl eingestellt wurde,
und die anfängliche
Konzentration von Amelogelin betrug 0,1 mg/ml. Bei der Elektrolyse
wurde eine Spannung von 10 Volt mit einer Stromdichte von 1 mA/cm2 angewendet. Die Temperatur im Kathodenabteil
wurde auf 70°C
eingestellt. Die Elektrolyse wurde 18 Stunden lang ausgeführt, wonach
die Titanimplantate aus der Elektrolysezelle entnommen, in sterilem
Wasser gewaschen und in einem Exsiccator an der Luft trocknen gelassen
wurden.
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Nach
dem Trocknen wurden die Testproben und Blindproben aus Titan jeweils
dreimal in 1 ml Salzlösung
bei einem pH von 6,5 gewaschen. Nach den Wäschen wurde etwaiges an den
Titanflächen verbliebenes
Protein aufgelöst,
indem man die Titanprobe in 0,5 ml 2×SDS-PAGE-Puffer (0,4 g SDS,
1,0 g 2-Mercaptoethanol,
0,02 g Bromphenolblau und 4,4 g Glycerin in 10 ml 0,125 M Tris/HCl,
pH 6,8) kochte. Die Waschlösungen
und der Puffer 2-SDS-PAGE mit möglicherweise
darin aufgelöstem Protein
wurden mit einem gleichen Volumen an 0,6 N Perchlorsäure ausgefällt und
die überstehende Schicht
durch Zentrifugieren geklärt.
Die ausgefallenen Rückstände, die
Salz und möglicherweise
organische Moleküle
enthielten, wurden dann in 50 μl
Puffer 2×SDS-PAGE
gelöst
und 5 Minuten lang gekocht. Sämtliche
Proben wurden danach einer Elektrophorese auf einem SDS-Polyacrylamid-Gel
bei 80 mA über
Nacht unterworfen. Nach der Elektrophorese wurden die Proteine im
Gel auf eine Polyvinylidendifluorid-Membran mittels der Arbeitsweise
der halbtrockenen Elektroanfärbung
nach einer "Sandwich"-Methode überführt. Die
Amelogenin-Proteine wurden
dann mittels eines Immunotests unter Verwendung eines primären IgG-Antikörpers gegen Amelogenin
von Kaninchen und einem sekundären Antikörper, nämlich einem
mit Biotin markierten Anti-Kaninchen-IgG aus Ziegen, bestimmt. Der
Western-Blot zeigte bedeutende Mengen an Amelogenin in Extrakten
aus den Testproben, und zwar eingebettet in der Schicht des Titanhydrids,
wogegen in den Extrakten aus den Blindproben, die nicht mit dem Elektrolysestrom
in Berührung
gekommen waren, keine Amelogenine gefunden wurden.
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Dieser
Versuch zeigt in klarer Weise, dass eine bedeutende Menge an Amelogenin
während
der Elektrolyse in die Hydridschicht eingebaut worden war. Die Amelogenin-Proteine
waren nicht nur in Form einer einfachen Schicht anwesend, da keine Proteine
in den ersten Waschlösungen
gefunden wurden. Nur durch eine Kombination eines starken Detergens
(SDS), einem Reduktionsmittel (Mercaptoethanol) und einer hohen
Temperatur (100°C)
war es möglich,
Amelogenin aus der Oberflächenschicht des
Titanhydrids zu extrahieren und mittels des Western-Blots aufzufinden.
Die Menge an extrahiertem Protein wurde zu 50 μg/cm2 durch
Vergleich mit einem Amelogenin-Standard berechnet. Dieser Wert liegt
gut im Gebiet der Bioaktivität
dieses extrazellulären
Matrix-Proteins.
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BEISPIEL 2
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Herstellung
einer Oberflächenschicht
eines Implantats aus Titanhydrid, welche Amelogenin enthält
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Die
Arbeitsweise des Beispiels 1 wurde zur Herstellung einer Schicht
aus Titanhydrid verwendet, welche das extrazelluläre Matrixmolekül Amelogenin auf
elektropolierten Titan- Implantaten
mit einer Oberflächengrösse von
je 0,35 cm2, die dem Elektrolyten ausgesetzt
wurde, enthielt. Der Elektrolyt in beiden Abteilen war 1M NaCl in
sterilem Wasser, das pH war unter Verwendung von HCl auf 4 eingestellt,
und die anfängliche
Konzentration an Amelogenin betrug 0,1 mg/ml. Bei der Elektrolyse
wurde eine Spannung von 10 Volt bei einer Stromdichte von 1 mA/cm2 angewendet. Der Wert von Tcat wurde
auf 70°C
eingestellt. Die Elektrolyse wurde 18 Stunden lang fortgesetzt, wonach
die Titan-Implantate aus der Elektrolysezelle herausgenommen, mit
sterilem Wasser gewaschen und an der Luft im Exsiccator getrocknet
wurden.
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Nach
dem Trocknen wurden die Titan-Proben dreimal in 1 ml Salzlösung bei
pH 6,5 gewaschen. Nach der Wäsche
wurden die an den Titanflächen
verbleibenden Proteine durch Kochen der Titanproben in 0,1 ml Puffer
2×SDS
(0,4 g SDS, 1,0 g 2-Mercaptoethanol
in 10 ml 0,125 M Tris/HCl, pH 6,8) während 5 Minuten abgelöst. Die
Menge an Amelogenin, die von den gewaschenen Titan-Oberflächen in
die SDS-Lösung
aufgenommen worden war, wurde dann mittels Standard-Photometrie
durch Messung der Lichtabsorption bei 280 und 310 nm gegen eine
Blindprobe des Puffers 2×SDS
analysiert und die Ergebnisse mit einer standardisierten Verdünnungsreihe
von Amelogenin in 2×SDS-Puffer
verglichen. Der Versuch wurde zwei Mal mit Serien von 16 Implantaten
und beide Male mit 5 negativen internen Blindproben in Form identischer
Titan-Implantate wiederholt, welche in der Reaktionskammer während des
ganzen Verfahrens anwesend, aber mit der Kathode nicht verbunden
waren.
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Dieser
Versuch zeigt klar, dass eine wesentliche Menge an Amelogenin im
Verlaufe des Elektrolyseverfahrens in die Hydridschicht eingebaut
worden war. Die Amelogenin-Proteine waren nicht als einfache Beschichtung
anwesend, da die die Waschlösungen
keinerlei Proteine enthielten. Lediglich durch die Kombination eines
starken Detergens (SDS), eines Reduktionsmittels (2-Mercaptoethanol) und
hoher Temperatur (100°C)
konnte Amelogenin aus der Oberflächenschicht
des Titanhydrids extrahiert werden. Die Menge an extrahiertem Protein wurde
zu Werten zwischen 57 und 114 μg/cm2 mit einem Mittelwert von 87 μg Amelogenin
pro cm2 berechnet, und zwar durch Vergleich
mit dem Amelogenin-Standard. Diese Zahl liegt gut im Bereich der
Bioaktivität
dieses extrazellulären
Matrixproteins. Identische Blindproben, die in der gleichen elektrolytischen
Zelle wie die Versuchsimplantate anwesend waren, jedoch mit der
Kathode nicht verbunden wurden, zeigten keine wesentlichen Mengen
an Amelogenin-Proteinen,
die an der Oberfläche
anhafteten (< 1 μg/cm2).
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BEISPIEL 3
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Herstellung
einer Oberflächenschicht
aus einem nukleinsäurehaltigen
Titanhydrid auf einem Implantat
-
Die
Arbeitsweise des Beispiels 1 wurde zur Herstellung einer Schicht
aus Titanhydrid angewendet, welche Nukleinsäuren in Form radiomarkierter DNA
aus menschlicher Plazenta auf elektropolierten Titanimplantaten
mit einer dem Elektrolyten ausgesetzten Oberflächengrösse von 0,35 cm2 enthielt. Der
Elektrolyt in beiden Kammern war 1M NaCl in sterilem Wasser. Das
pH wurde auf 2 durch die Zugabe von HCl eingestellt. Die Anfangskonzentration
der DNA im Elektrolyten betrug 10 μg/ml. Bei der Elektrolyse wurde
eine Spannung von 10 Volt bei einer Stromdichte von 1 mA/cm2 und einer Tcat von
75°C angewendet.
Die Elektrolyse wurde während
16 oder 24 Stunden ausgeführt,
wonach die Titanproben aus der Elektrolysezelle entnommen, dreimal
mit grösseren
Mengen von Tris-EDTA-Puffer (TE-Puffer; 10 mM Tris-Cl und 1 mM EDTA
in sterilem Wasser, pH 7,6) gespült und
dann über
Nacht in einem Exsiccator an Luft getrocknet wurden.
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Die
DNA war unter Verwendung eines Markierungssatzes Stratagen Prime-It® II
Random Primer Labeling zur Herstellung von Fühlern mit einer hohen spezifischen
Aktivität
und einem [α-32P]-dATP (Amersham) radiomarkiert worden.
Nach dem Markieren der DNA wurde die spezifische Radioaktivität der DNA-Probe
in einem Scintillationszähler
Tricarb® von
Packard gemessen, wobei 3,0 × 108
Zerfallsereignisse pro Minute pro Mikrogramm markierter DNA gefunden
wurden (dPm/μg).
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Nach
dem Trocknen wurden die Titanproben mit möglicherweise anhaftenden Nukleinsäuren 15 Minuten
lang auf einen Phosphorschirm (Fujii®) gelegt.
Die Proben wurden dann abgenommen und der Phosphorschirm auf einer
Phosphor-Abbildungsmaschine
BioRad® abgetastet,
wobei die Anzahl der Zerfallsereignisse, die an der Oberfläche jedes
Implantats auftraten, mit einer Auflösung eines Rasters mit 100
um (12265 Punkte pro Implantat) gemessen wurde. Der Versuch wurde
zweimal mit einer Serie von 16 Implantaten wiederholt, jedes Mal
mit 5 negativen internen Blindproben in Form identischer Titanimplantate,
die in der Reaktionskammer während
des gesamten Verfahrensablaufs anwesend waren, mit der Kathode jedoch
nicht verbunden waren. In der ersten Serie betrug die Reaktionszeit
24 Stunden und in der zweiten Serie 16 Stunden. Die Gesamtanzahl von
dpm pro Implantat wurde berechnet und in μg DNA pro Quadratzentimeter
(μg DNA/cm2) umgerechnet.
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Die
Menge an DNA auf den Implantaten betrug zwischen 0,25 und 0,75 μg/cm2 mit einem Mittelwert von 0,43 μg DNA/cm2, wenn die Reaktionszeit 24 Stunden betrug.
Wurde die Reaktionszeit auf 16 Stunden verkürzt, so lagen die entspre chenden
Werte zwischen 0,19 und 0,32 μg/cm2 mit Mittelwerten von 0,30 μg DNA/cm2. Diese Zahl liegt gut im anwendbaren Bereich
für eine
Gentherapie und DNA-Impfstoffe und andere molekulare medizinische Anwendungen.
Identische Blindproben, die in der gleichen Elektrolysezelle wie
die Versuchsimplantate anwesend waren, jedoch mit der Kathode nicht
verbunden wurden, zeigten nur sehr geringe Mengen (Picogramme) von
DNA, die an die Oberfläche
gebunden war.
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Dieser
Versuch zeigt in klarer Weise, dass eine bedeutende Menge an DNA
während
der Elektrolyse in die Hydridschicht eingebaut worden war. Die DNA
war nicht lediglich anwesend als einfache Schicht, da sie beim Spülen mit
TE nicht aufgelöst oder
von den Versuchsimplantaten abgewaschen werden konnte. Weiterhin
zeigt die Tatsache, dass die Menge an DNA, die in die Oberflächenschicht
aus Titanhydrid eingebaut wird, linear mit der Reaktionszeit ansteigt,
so dass die Reaktionszeit ein einfacher Weg ist, die Menge an Biomolekülen in der
Hydridschicht zu regeln.
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BEISPIEL 4
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Herstellung
einer Oberflächenschicht
aus Titanhydrid, die Ascorbinsäure
enthält,
auf einem Implantat
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Die
Arbeitsweise des Beispiels 1 wurde zur Herstellung einer Schicht
aus Titanhydrid angewendet, welche Ascorbinsäure (Vitamin C) auf elektropolierten,
münzenförmigen Titanimplantaten
enthielt. Diese besassen eine gesamte Oberflächengrösse, die dem Elektrolyten ausgesetzt
wird, von 0,35 cm2. Der Elektrolyt in beiden
Kammern war eine Kochsalzlösung,
deren pH mittels Phosphorsäure
auf einen Wert von 3 eingestellt worden war. Die Anfangskonzentration
an Ascorbinsäure
betrug 10 mg/ml. Bei der Elektrolyse wurde eine Spannung von 6 Volt,
eine Stromdichte von 2 mA/cm2 und eine Temperatur
in der Kathodenkammer von 20°C
angewendet. Die Elektrolyse wurde während 16 Stunden ausgeführt, wonach
das Titanimplantat der Elektrolysezelle entnommen, zweimal mit sterilem
Wasser gespült
und dann in einem Exsiccator getrocknet wurde.
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Nach
dem Trocknen über
Nacht wurde die Ascorbinsäure
von der Titanprobe abgelöst,
indem man die Proben in 1 ml Tris-EDTA-Puffer (TE-Puffer; 10 mM Tris-Cl
und 1 mM EDTA in sterilem Wasser) bei einem pH von 8 , 0 eine Stunde
lang unter Schütteln
eintauchte. Die Menge an Ascorbinsäure in den Pufferproben wurde
dann durch eine Messung der Lichtabsorption bei 250 nm und einen
Vergleich der Ergebnisse mit einer Standardkurve für Ascorbinsäure in TE
vom pH 8,0 bei dieser Wellenlänge
analysiert. Identische Blindproben an Implantaten, die in der gleichen
elektrolytischen Zelle wie die Versuchsimplantate anwesend waren,
jedoch mit der Kathode nicht verbunden waren, können als Kontrolle verwendet
werden. Die Versuche wurden zweimal mit einer Reihe von 16 Implantaten,
jedes Mal mit 5 internen negativen Blindproben, wiederholt.
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Die
Menge an Ascorbinsäure,
die von den Titanproben extrahiert wurde, lag nach der Berechnung
im Bereich zwischen 28 und 76 μg/cm2 mit einem Mittelwert von 39 μg Ascorbinsäure pro
cm2, ermittelt durch Vergleich mit dem Standard
der Ascorbinsäure.
Dieser Wert liegt gut im Bereich der Bioaktivität dieses Vitamins (die normale
Konzentration in menschlichem Blutplasma liegt zwischen 8 und 15 μg/ml). Die
internen Blindproben, die in der gleichen elektrolytischen Zelle
wie die Versuchsimplantate anwesend waren, jedoch mit der Kathode
nicht verbunden waren, zeigten nur spärliche Mengen an Ascorbinsäure, die
an der Oberfläche
anhaftete (< 4 μg/cm2). Dieser Versuch zeigt auf klare Weise,
dass eine biologisch bedeutende Menge an Ascorbinsäure in die
Schicht aus Titanhydrid während
der Elektrolyse in diese eingebaut oder mit ihr verbunden sein kann.
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BEISPIEL 5
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Herstellung
einer Schicht aus Titanhydrid auf der Oberfläche eines Implantats, welche
ein synthetisches Peptid auf der Grundlage eines Wachstumsfaktors
enthält
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Die
Arbeitsweise des Beispiels 1 kann zur Herstellung einer Schicht
aus Titanhydrid, welche ein synthetisches Peptid mit dem Wachstumsfaktor
4 von Fibroblasten (FGF-4) mit der vollen Länge von 37 Aminosäuren aufweist,
auf elektropolierten Titanimplantaten in Form von Münzen mit
einer dem Elektrolyten ausgesetzten Oberfläche von 0,6 cm2 verwendet
werden. Elektrolyten, pH, Spannung, Stromdichte und Elektrolysenzeit
sind vorzugsweise diejenigen des Beispiels 1. Die Anfangskonzentration
an FGF-4 kann vorzugsweise 0,1 mg/ml betragen, und die Temperatur
in der Kathodenkammer ist mit 50°C
eine geeignete.
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Nach
einer Wäsche
in Kochsalzlösung
und dem Puffer 2×SDS-PAGE, Fällung, Zentrifugieren, erneute
Auflösung
in SDS-PAGE, Kochen
und Elektrophorese wie in Beispiel 1, kann das Protein im Gel in
eine silberhaltige Anfärbungslösung eingebracht und
die synthetischen FGF-4-Peptide mit der vollen Länge als scharfe Bande im Gel
beobachtet werden. Identische Blindproben-Implantate, die in die
gleiche elektrolytische Zelle wie die Versuchsimplantate eingebracht
werden, mit der Kathode jedoch nicht verbunden sind, können zur
Kontrolle dienen.
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BEISPIEL 6
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Herstellung
einer Oberflächenschicht
aus Titanhydrid auf einem Implantat, welche ein Antibioticum enthält
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Die
Arbeitsweise des Beispiels 1 kann zur Herstellung einer Schicht
aus Titanhydrid angewendet werden, welche das Antibioticum Amoxicillin (Aminopenicillin)
auf einem elektropolierten, münzenförmigen Titanimplantat
enthält,
welches eine Oberflächengrösse von
0,6 cm2 aufweist, die dem Elektrolyten ausgesetzt
wird. In beiden Kammern ist der Elektrolyt vorzugsweise 1M NaCl
in sterilem Wasser, dessen pH auf den Wert von 2 mittels HCl eingestellt
wurde, und die anfängliche
Konzentration an Amoxicillin betrug 5 mg/ml. Bei der Elektrolyse wurde
eine Spannung von 10 Volt mit einer Stromdichte von 1 mA/cm2 und eine Temperatur von 50°C in der
Kathodenkammer angewendet. Die Elektrolyse kann vorzugsweise 24
Stunden durchgeführt
werden, wonach das Titanimplantat aus der Elektrolysezelle entnommen,
mit sterilem Wasser gespült
und in einem Exsiccator getrocknet wird.
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Nach
dem Trocknen kann die Menge an Amoxicillin, die in der Hydridschicht
auf dem Titanimplantat eingebettet ist, als antibakterielle Wirkung
auf Penicillin empfindliche Bakterien der Spezies Escherichia coli
(E. coli), Stamm K12, in flüssigen
Kulturen bestimmt werden. Die Kulturen werden vorzugsweise mit einer
Kolonie von E. coli K12 in 5 ml LB-Nährlösung inokuliert.
Nach der Inokulierung werden die modifizierten Implantate und die
Blindproben in die Kultur eingebracht und die Kulturen bei 37°C über Nacht
inkubiert. Am nächsten
Tag können
die Mengen an Bakterien, die in den Kulturen vorhanden sind, durch
Photometrie und anschliessenden Vergleich mit einer Standardverdünnung bestimmt
werden. Identische Blindproben von Implantaten, die in der gleichen
elektrolytischen Zelle wie die Versuchsimplantate anwesend, mit
der Kathode jedoch nicht verbunden sind, können zur Kontrolle verwendet werden.
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BEISPIEL 7
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Herstellung
einer Titanhydridschicht auf der Oberfläche eines Implantats, welche
die Biomineralisierung einleitet
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Die
Arbeitsweise des Beispiels 1 kann angewandt werden, um eine Titanhydridschicht
zu erzeugen, welche ein synthetisches Polyprolin-Peptid enthält, das
die Eigenschaft hat, als biologischer Keimbildner bei der Mineralbildung
gesättigter
Lösungen von
Calciumphosphat zu wirken. Das Biomolekül kann in die Hydridschicht
auf Oberflächen
elektropolierter, münzenförmiger Titanimplantate
eingebaut werden, die eine Gesamt-Oberflächengrösse von 0,6 cm2 aufweisen,
welche dem Elektrolyten ausgesetzt wird. Der Elektrolyt in beiden
Kammern kann vorzugsweise 1M NaCl in sterilem Wasser sein, dessen pH
mittels HCl auf den Wert von 2 eingestellt wurde, und die Anfangskonzentration
des synthetischen Polyprolins kann vorzugsweise 0,1 mg/ml betragen.
Bei der Elektrolyse kann eine Spannung von 10 Volt bei einer Stromdichte
von 1 mA/cm2 und mit einer Temperatur in
der Kathodekammer von 70°C
angewendet werden. Die Elektrolyse wird vorzugsweise 18 Stunden
lang fortgeführt,
wonach die Titanimplantate der Elektrolysezelle entnommen, in sterilem
Wasser gewaschen und an der Luft in einem Exsiccator getrocknet
werden.
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Nach
dem Trocknen werden die Titanimplantate und die Blindproben mit
dem anhaftenden Peptid zur mineralischen Keimbildung in 5 ml gesättigte Calciumphosphatlösung gebracht.
Nach Inkubation während
4 Stunden bei Zimmertemperatur entfernt man die Implantate aus der
Minerallösung,
spült sie in
sterilem Wasser und trocknet sie in einem Exsiccator.
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Nach
dem Trocknen können
die Implantate unmittelbar im Abtast-Elektronenmikroskop zur Bestimmung
der Anzahl mineralischer Herde, die auf den modifizierten Oberflächen vorhanden
sind, unterworfen werden. Identische Blindproben von Implantaten,
die in der gleichen Elektrolysezelle wie die Versuchsimplantate
anwesend, mit der Kathode jedoch nicht verbunden waren, können als
Kontrollproben verwendet werden.
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BEISPIEL 8
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Herstellung
einer Oberflächenschicht
aus Titanhydrid auf einem Implantat, welche ein quellbares (raumfüllendes)
Biomolekül
enthält
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Die
Arbeitsweise des Beispiels 1 kann zur Herstellung einer Schicht
aus Titanhydrid verwendet werden, die Nanosphären von Ca-Alginat (Pronova AS)
auf elektropolierten münzenförmigen Implantaten
aus Titan enthält,
welche eine Gesamtfläche,
die dem Elektrolyten ausgesetzt ist, von 0,6 cm2 aufweisen.
Der Elektrolyt in beiden Kammern ist vorzugsweise 1M CaCl2 in sterilem Wasser, wobei das pH mittels
HCl auf einen Wert von 5,5 eingestellt ist, und die Anfangskonzentration
an Ca-Alginat beträgt
1% Gew./Vol. Bei der Elektrolyse kann eine Spannung von 10 Volt
mit einer Stromdichte von 1 mA/cm2 und einer
Temperatur in der Kathodenkammer von 35°C angewendet werden. Die Elektrolyse
lässt man
vorzugsweise 48 Stunden lang ablaufen, wonach die Implantate aus
Titan aus der Elektrolysezelle herausgenommen, in kaltem sterilem
Wasser gewaschen und an der Luft in einem Exsiccator getrocknet
werden.
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Nach
dem Trocknen werden die Implantate aus Titan, die eine Schicht aus
Hydrid und Alginat aufweisen, vorzugsweise in sterile Kochsalzlösung eingetaucht,
mit Bromphenolblau (0,02 g/ml) gefärbt und 1 Stunde bei 37°C inkubiert,
wobei die modifizierte Oberfläche
der Lösung
ausgesetzt wird. Nach der Inkubierung in der gefärbten Kochsalzlösung werden die
Implantate und die Blindproben mit destilliertem Wasser gespült und mit
einer Lupe auf den Rückhalt von
blauem Farbstoff in der gequollenen Alginatschicht untersucht. Die
Dicke der Alginatschichten kann ebenfalls ermittelt werden, indem
man den Rand der Implantate unter einem kalibrierten Lichtmikroskop
betrachtet. Identische Blindproben von Implantaten, die in der gleich
Elektrolysezelle wie die Versuchsimplantate anwesend waren, mit
der Kathode jedoch nicht verbunden wurden, können als Kontrollen verwendet
werden.
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BEISPIEL 9
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Herstellung
einer Doppelschicht von Biomolekül
und Titanhydrid auf der Oberfläche
eines Implantats
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Die
Arbeitsweise des Beispiels 1 kann zur Herstellung einer Doppelschicht
von Titanhydrid, welche Biomoleküle
enthält,
auf der Oberfläche
elektropolierter münzenförmiger Implantate
aus Titan angewendet werden, die eine Gesamtoberfläche von
0,6 cm2 aufweisen, welche dem Elektrolyten
ausgesetzt wird. Die innere Schicht kann unter Verwendung von Amelogenin
als Biomolekül
nach dem Verfahren gemäss
Beispiel 1 erzeugt werden. Unmittelbar nach diesem Vorgang, und
ohne ein Zwischentrocknen, können
der Elektrolyt und die Arbeitsbedingungen zu denen des Beispiels
3 gewechselt werden, in welchem genomische menschliche DNA als Biomolekül vorhanden
ist. Auf diese Art können
Implantate aus Titan hergestellt werden, die eine äussere Schicht aus
Titanhydrid und DNA zeigen, welche auf einer inneren Schicht aus
Titanhydrid und Amelogenin aufliegt. Nach den Elektrolysen werden
die Implantate aus der Elektrolysezelle herausgenom men, in sterilem
Wasser gewaschen und an der Luft in einem Exsiccator trocknen gelassen.
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Nach
dem Trocknen der Titanproben mit den anhaftenden Nucleinsäuren und
Proteinen werden diese dreimal in Tris-EDTA-Puffer (TE-Puffer; 10 mM Tris-Cl
und 1 mM EDTA in sterilem Wasser) gewaschen. Bei jedem Waschvorgang
wird das pH erhöht, es
wird ausgehend von pH 7,4, dann bei pH 7,6 und schliesslich bei
pH 8,0 gewaschen. Nach dem Spülen im
Puffer TE werden schliesslich die zurückbleibende DNA und das Protein
auf den Implantaten aus Titan unter Verwendung von 0,1N NaOH entfernt.
Die Spülfraktionen
werden dann in zwei Teile aufgeteilt; einen Teil für die Analyse
auf Nucleinsäuren
und der andere für
die Analyse auf Protein. Die DNA-Fraktionen werden vorzugsweise
mit einem gleichen Volumen von absolutem Alkohol bei –20°C eine Stunde lang
behandelt und die Fällung
dann aus der überstehenden
Flüssigkeit
durch Zentrifugieren bei 13'000
g und 4°C
abgetrennt. Die Rückstandstablette
wird dann in 50 μl
Puffer TE bei pH 7,4 aufgelöst
und die Menge an DNA aus allen vier Spüllösungen durch eine fluometrische
Analyse mit einem Farbstoff der Firma Hoechst (Boehringer Mannheim)
analysiert.
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Die
Fraktionen für
die Protein-Analyse werden vorzugsweise mit einem gleichen Volumen
von 0,6N Perchlorsäure
versetzt und die überstehende Flüssigkeit
durch Zentrifugieren geklärt.
Die Tabletten aus den Fällungen,
welche Salz und Proteine enthalten, löst man dann in 50 μl Puffer
2×SDS-PAGE auf (0,4 g SDS,
1,0 g 2-Mercaptoethanol, 0,02 g Bromphenolblau und 4,4 g Glyzerin
in 10 ml Puffer 0,125M Tris/HCl, pH 6,8) und kocht das Ganze fünf Minuten
lang. Alle Proben werden dann einer Elektrophorese auf einem 10%igen
SDS-Polyacrylamidgel bei 80 mA während
4 Stunden unterworfen. Nach der Elektrophorese werden die Proteine im
Gel in eine silberhaltige Anfärbungslösung gebracht
und das in den Fraktionen vorhandene Amelogenin wird als deutliche
Bande im Gel visuell nachgewiesen.
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Identische
Blindproben von Implantaten sind in der gleichen elektrolytischen
Zelle wie die Versuchsimplantate vorhanden, werden aber nicht mit
der Kathode verbunden; sie können
als Kontrollproben dienen.
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BEISPIEL 10
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Herstellung
einer Implantatoberfläche
mit zwei Zonen einer Schicht aus Biomolekül und Titanhydrid
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Die
Arbeitsweise des Beispiels 1 kann zur Erzeugung zweier getrennter
Zonen von Titanhydridschichten angewendet werden. Elektropolierte,
stabförmige
Titanimplantate mit einer Gesamtfläche von 2 cm2 wurden
nach dem Verfahren der Beispiele 3 und 6 behandelt. Zunächst wurden
die Implantate in den Elektrolyten gemäss Beispiel 3 eingetaucht,
derart, dass nur eine Hälfte
jedes Implantats in den Elektrolyten ragte. Nachdem die Arbeitsweise
des Beispiels 3 beendet war, wurden die Implantate umgedreht und
in einen neuen Elektrolyten, der demjenigen des Beispiels 6 ähnlich war,
derart eingetaucht, dass die unbehandelte Hälfte jedes Implantats sich nun
im Elektrolyten befand. Die Arbeitsweise und die Reaktionsbedingungen
des Beispiels 6 wurden dann ausgeführt, wonach die Titanprobe
aus der Elektrolysezelle entnommen, mit sterilem Wasser gespült und in
einem Exsiccator getrocknet wurde.
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Nach
der Elektrolyse wurden die Implantate mit zwei Zonen jeweils in
der Mitte zerteilt. Die Hälften,
die mit einer Schicht aus Titanhydrid und synthetischem FGF-4-Peptid
versehen waren, können
nach Beispiel 2 weiter behandelt und analysiert werden. Die anderen
Hälften
der Implantate, die eine Schicht aus Titanhydrid und Amoxicillin
aufweisen, können nach
dem Verfahren des Bakteriumwachstums gemäss Beispiel 5 analysiert werden.
Identische Blindproben der Implantate waren in der gleichen Elektrolysezelle
wie die Versuchsimplantate anwesend, aber mit der Kathode nicht
verbunden. Sie können als
Kontrollproben dienen.
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BEISPIEL 11
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Herstellung
einer osteoinduktiven Oberflächenschicht
mit Titanhydrid auf einem Implantat, welche ein Biomolekül enthält
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Nach
dem Beispiel 1 erhaltene Implantate (Titanhydrid und Amelogenin)
werden in kalibrierte Knochendefekte des Schienbeinknochens von
Kaninchen eingebracht, wobei Fensterdurchbrüche im Knochenmark unterhalb
der Implantate eine Migration knochenerzeugender Zellen zu den modifizierten Implantatoberflächen möglich machen
und wobei ein normalisiertes und akzeptiertes Modell verwendet wurde
(Rønold
and Ellingsen, European Society for Biomaterials Conference, Amsterdam,
Oktober 2000). Am Tag nach dem chirurgischen Eingriff und jede folgende
Woche erhalten die Kaninchen eine intravenöse Calciuminjektion (Sigma)
von 10 mg/kg Körpergewicht.
Vier Wochen nach Einbringen der modifizierten Implantate und Kontrollimplantate
werden die Kaninchen geopfert und das Schienbein entfernt, in 4%
Formaldehyd fixiert und zur Herstellung von Schliffquerschnitten
im Knochen und dem integrierten Implantatmaterial eingebettet. Identische Blindproben
von Implantaten in der gleichen Elektrolysezelle wie die Versuchsimplantate,
die aber nicht mit der Kathode verbunden waren, können zur
Kontrolle dienen.