-
GEBIET DER ERFINDUNG
-
Die
vorliegende Erfindung betrifft allgemein Verwendungen und Verfahren
zur Diagnose des phänotypischen
Spektrums sowie der überlappenden
klinischen Kennzeichen bei verschiedenen Formen einer vererbten
abnormalen Expression und/oder Funktion des Multidrug-Resistenz-1(MDR-1)-Gens.
Im Besonderen betrifft die vorliegende Erfindung ein Verfahren für die Diagnose
einer erworbenen Multidrug-Resistenz oder -Sensitivität, die mit
dem Vorhandensein einer molekularen Variante des MDR-1-Gens in Beziehung
steht, oder die Verwendung eines Oligo- oder Polynucleotids für eine solche
Diagnose. Dementsprechend stellt die vorliegende Erfindung ein Verfahren
für die
Diagnose einer erworbenen Multidrug-Resistenz oder -Sensitivität bereit,
die mit dem Vorhandensein einer molekularen Variante des MDR-1-Gens
in Beziehung steht, umfassend die Bestimmung des Vorhandenseins
eines Polynucleotids in einer Probe aus einer Testperson, wobei
das Polynucleotid ausgewählt
ist aus der Gruppe, bestehend aus:
- (a) einem
Polynucleotid mit der Nucleinsäuresequenz
von SEQ ID NO: 122;
- (b) einem Polynucleotid, das eine molekulare Variante des Multidrug-Resistenz(MDR)-1-Polypeptids
codiert, wobei das Polynucleotid einen Nucleotidaustausch an einer
Position aufweist, die der Position 176 des MDR-1-Gens (Zugangs-Nr. M29445 oder J05168)
entspricht;
- (c) einem Polynucleotid, das eine molekulare Variante des MDR-1-Polypeptids
codiert, wobei das Polynucleotid an einer Position ein T aufweist,
die der Position 176 des MDR-1-Gens (Zugangs-Nr. M29445 oder J05168)
entspricht; und
- (d) einem Nucleinsäuremolekül, das zu
dem Polynucleotid nach (a) bis (c) komplementär ist;
wobei das Vorhandensein
des Polynucleotids als Hinweis auf die erworbene Multidrug-Resistenz
oder -Sensitivität
in diesem Verfahren angesehen wird.
-
Darüber hinaus
stellt die vorliegende Erfindung ein Verfahren für die Diagnose einer Erkrankung
bereit, die mit dem Vorhandensein einer molekularen Variante des
MDR-1-Gens oder der Anfälligkeit
für eine
solche Erkrankung in Beziehung steht, umfassend die Bestimmung des
Vorhandenseins eines Polynucleotids, wie es hierin definiert wird,
in einer Probe aus einem Individuum. Des Weiteren stellt die Erfindung
die Verwendung eines Antikörpers
bereit, der an das Genprodukt eines MDR-1-Gens spezifisch bindet,
und zwar zum Nachweis der Expression einer molekularen Variante
des MDR-1-Gens, welche ein Polynucleotid umfasst, wie es hierin
definiert wird, und/oder für
die Unterscheidung von MDR-1-Allelen, die ein Polynucleotid umfassen, wie
es hierin definiert wird. Weiterhin stellt die Erfindung die Verwendung
des Einzel-Nucleotid-Polymorphismus C3435T im Exon 26 des MDR-1-Gens,
wie er in Anspruch 1 definiert wurde, als pharmakogenetischen Faktor
bereit, und zwar für
die Herstellung einer diagnostischen Zusammensetzung für die Vorhersage
der Blutspiegel eines MDR-1-Substrats und/oder -Induktors für die Verbesserung
der Wirkstoff-Sicherheit und -Wirksamkeit, um Nebenwirkungen und
Wirkstoff-Wechselwirkungen
vorherzusagen und zu verhindern, und/oder um die Compliance des
Patienten zu steigern. Darüber
hinaus betrifft die vorliegende Erfindung Verfahren zur Identifizierung
und zum Gewinnen von Wirkstoff-Kandidaten und -Inhibitoren für die Therapie
von Erkrankungen, die mit einer Störung des MDR-1-Gens in Beziehung
stehen, sowie Verfahren für
die Diagnose des Zustands einer solchen Erkrankung. Die vorliegende
Erfindung stellt weiterhin eine diagnostische Zusammensetzung bereit,
umfassend die molekulare Variante des MDR-1-Gens, wie sie hierin
beschrieben wird, oder den Primer oder die Sonde, wie sie hierin
beschrieben werden. Diese diagnostische Zusammensetzung ist besonders
für die
Diagnose verschiedener Erkrankungen mit Wirkstoffen nützlich,
die Substrate, Inhibitoren oder Modulatoren des MDR-1-Gens oder
seines Produkts sind.
-
HINTERGRUND DER ERFINDUNG
-
Das
menschliche MDR-1-Gen codiert ein integrales Membranprotein, dessen
Funktion im energieabhängigen
Transport unterschiedlicher Stoffe aus dem Zellinneren und den Zellmembranen
zum Zelläußeren besteht.
Während
die normale physiologische Funktion von MDR-1 am wahrscheinlichsten
im Schutz der Zelle vor toxischen Stoffen besteht, ist jedoch auch
bekannt, dass es sich bei vielen Substraten des MDR-1-Transporters
um Wirkstoffe handelt, die für
die Behandlung menschlicher Krankheiten entwickelt wurden. Daher
können
der Grad der Expression und die Funktionsfähigkeit des MDR-1-Genprodukts
die Wirksamkeit jedes Wirkstoffes, der als Substrat von MDR-1 dient,
direkt beeinflussen. So ist zum Beispiel wohlbekannt, dass der Expressionsspiegel
und somit der Grad der Funktion von MDR-1 die Wirksamkeit von Anti-Tumor-Wirkstoffen
bei der Krebstherapie direkt beeinflussen. Daher steht der Genname „MDR" tatsächlich für Multi-Drug-Resistenz, was
die Beobachtung widerspiegelt, dass das Protein, welches durch dieses
Gen codiert wird, bei Krebszellen bewirkt, dass sie gegenüber der
Behandlung mit vielen Wirkstoffen, die alle Substrate des MDR-1-Transporters
sind, unempfindlich werden.
-
Das
MDR-1-Gen wird nicht nur auf bestimmten Krebszellen exprimiert,
wo es direkt die therapeutische Wirksamkeit von Wirkstoffen beeinflussen
kann, indem es eine schützende
Barriere gegen den Eintritt von Wirkstoffen bildet, sondern auch
auf verschiedenen nicht-bösartigen
Zellen in verschiedenen Organen wie z. B. im Colon und an der Blut-Hirn-Schranke.
Darüber
hinaus kann MDR-1 in diesen Zellen die Aktivität und die Verfügbarkeit
von Wirkstoffen beeinflussen. Zum Beispiel kann MDR-1 im Colon den
Grad der Wirkstoff-Aufnahme aus dem Colon nach einer oralen Einnahme
des Wirkstoffs steuern oder modulieren. MDR-1 an der Blut-Hirn-Schranke
kann ebenfalls den Grad beeinflussen oder steuern, zu dem Substrate
von MDR-1 in das Hirn aufgenommen werden können. Hierbei kann eine gesteigerte
MDR-1-Aktivität die Aufnahme
von ausreichenden Mengen der gewünschten
Hirn-Wirkstoffe in das Hirn verhindern, oder umgekehrt können Varianten von
MDR-1 mit verminderter Aktivität
gegenüber
bestimmten Wirkstoffen zu einer abnorm gesteigerten Akkumulation
im Hirn führen,
was zu unerwünschten
oder sogar zu gefährlichen
Nebenwirkungen der Wirkstoffe führen
kann.
-
Der
gemeinsame Faktor, welcher den von MDR-1 abhängigen Transport in bösartigen
sowie in normalen Zellen und Geweben steuert, ist die Aktivität von MDR-1. Die MDR-1-Aktivität wiederum
ist abhängig von:
(i) dem Expressionsspiegel des MDR-1-Gens, welcher die Menge des
MDR-1-Proteins bestimmt, die in den Zellen synthetisiert wird, und
(ii) der Funktionsfähigkeit
des synthetisierten MDR-1-Proteins, d. h. davon, welche Substrate
mit welcher Wirksamkeit erkannt und aus der Zelle transportiert
werden.
-
Der
erste dieser Parameter, der Grad der Expression von MDR-1, wurde
intensiv untersucht, insbesondere deshalb, weil die Sensitivität von Tumorzellen
gegenüber
einer Krebs-Chemotherapie oft mit der Hochregulierung der MDR-Expression invers
korreliert ist: eine hohe MDR-1-Expression korreliert oft mit einer nicht
ausreichenden Effizienz der Krebs-Chemotherapie. Obwohl die beobachtete
MDR-1-Überexpression
teilweise einer Amplifikation des MDR-1-Gens zugeschrieben werden
kann, ist es bekannt, dass auch andere, bislang unbekannte Ursachen
ebenfalls existieren müssen,
wie unter anderem allelische Unterschiede. Kleine Unterschiede in
den MDR-1-Gensequenzen von Individuen könnten die Ursache für die unterschiedlichen Spiegel
der MDR-1-Genexpression sein. Die Zielregionen im menschlichen Genom,
in denen Sequenzunterschiede existieren könnten, die die MDR-1-Genexpression
direkt beeinflussen, könnten
z. B. in den Kontrollregionen der Genexpression liegen: der Promotor
und der Enhancer-Region des MDR-1-Gens sowie Regionen, die den Mechanismus
oder die Wirksamkeit des Spleißens
der MDR-1-prä-mRNAs
beeinflussen. Darüber hinaus
können
die Expressionsspiegel durch strukturelle Veränderungen im Genom beeinflusst
werden, wie z. B. durch Methylierung und durch allgemeine Chromatin-Veränderungen
sowie andere Faktoren, die mit dem MDR-1-Gen verknüpft sind,
und zwar in den Regionen, die direkt neben dem MDR-1-Gen liegen
oder es umgeben. Es ist sehr schwierig, solche verknüpften Faktoren
oder Sequenzen direkt aufzufinden und ihre Mechanismen bei der Gen-Aktivierung
oder -Repression zu beweisen. Die lineare Struktur des menschlichen
Genoms in den definierten Chromosomen eröffnet jedoch die Möglichkeit,
bereits identifizierte Polymorphismen, die aus sich selbst heraus
den Expressionsspiegel eines Gens nicht direkt beeinflussen, als
Marker für
bislang nicht identifizierte Veränderungen
im und um das MDR-1-Gen herum zu verwenden, welche die Expressionsspiegel
beeinflussen. Dieser Effekt ist als Verknüpfung definiert: definierte
Allele und Basenvariationen können als
Marker für
einen wichtigen Phänotyp
dienen, sogar dann, wenn diese Veränderungen selbst nicht die
Ursache für
diesen Phänotyp
darstellen.
-
Der
zweite Parameter, die Funktionsfähigkeit
des synthetisierten MDR-1-Proteins,
d. h. welche Substrate mit welcher Wirksamkeit erkannt und aus der
Zelle transportiert werden, wird vorwiegend durch die Aminosäuresequenz
des Proteins bestimmt, das durch das MDR-1-Allel codiert wird. Es
ist wohlbekannt, dass Aminosäureveränderungen
die Funktionsfähigkeit
von Proteinen verändern
können.
Beispiele für
natürlich vorkommende
Variationen, d. h. unterschiedliche Allele, die eine direkte Auswirkung
auf die Wirkung verschiedener Wirkstoffe haben, sind z. B. Cytochrom-P450-Polymorphismen
oder Polymorphismen in TPMT, APOE und einer Reihe anderer Gene.
Es ist auch bekannt, dass mit Tumoren in Beziehung stehende Variationen
wie z. B. im p53-Gen solche Phänotypen
vermitteln können.
Bisher wurden nur einige Polymorphismen im MDR-1-Gen beschrieben
und mit klinischen Auswirkungen korreliert (Mickley, Blood 91 (1998)
1749-1756). Eine Hauptfrage, die in diesem Gebiet bestehen bleibt,
ist, ob weitere solche Polymorphismen existieren und, wenn ja, ob
diese mit der Aktivität
von Wirkstoffen und/oder Wirkstoff-Nebenwirkungen korreliert werden können. Experimente
mit künstlich
eingeführten
Mutationen im MDR-1-Gen zeigen eindeutig, dass das MDR-1-Protein
sehr empfindlich auf Aminosäureaustausche
reagiert. Es wurde gezeigt, dass künstliche Mutationen im MDR-1-Gen,
die bei der Translation in Veränderungen
im Protein übersetzt
werden, das Substratspektrum, die Wirksamkeit des Substrattransports,
die Kontrolle des Transports und auch die Sensitivität von MDR-1
gegenüber
der Hemmung mit spezifischen hemmenden Stoffen verändern können. Es
ist klar, dass natürlich
vorkommende Mutationen, sofern sie vorliegen, ähnliche Auswirkungen haben
können.
Es ist jedoch unbekannt, wie viele solcher Variationen existieren
und mit welcher Häufigkeit
und an welcher Position sie im menschlichen MDR-1-Gen vorkommen.
-
Dementsprechend
sind Mittel und Verfahren für
die Diagnose und die Behandlung einer Reihe von Formen der Multidrug-Resistenz,
die von Polymorphismen im MDR-1-Gen herrühren, sowie eine Beeinträchtigung
der Sensitivität
z. B. bei der chemotherapeutischen Behandlung von Erkrankungen,
insbesondere Krebs, bisher nicht verfügbar, jedoch von großem Interesse.
-
Daher
liegt das technische Problem der vorliegenden Erfindung darin, den
vorstehend beschriebenen Bedarf zu befriedigen.
-
Die
Lösung
dieses technischen Problems wird durch die Bereitstellung der Ausführungsformen
erreicht, die in den Ansprüchen
charakterisiert werden.
-
ZUSAMMENFASSUNG DER ERFINDUNG
-
Die
vorliegende Erfindung basiert auf dem Auffinden einer neuen, bislang
unbekannten Variation in den Nucleotidsequenzen des menschlichen
MDR-1(Multidrug-Resistenz)-Gens und der Populations-Verteilung dieser
Allele. Auf der Grundlage der Kenntnis dieser neuen Sequenz und
den abweichenden Basen im MDR-1-Gen wurden diagnostische Tests und
Reagenzien für
solche Tests für
den spezifischen Nachweis und die Genotypisierung der MDR-1-Allele
im Menschen entworfen, einschließlich homozygoter und heterozygoter und
häufiger
sowie seltener Allele des MDR-1-Gens. Die Bestimmung des Allel-Status
des MDR-1-Gens beim Menschen durch solche Tests ist für die Therapie
verschiedener Erkrankungen mit Wirkstoffen nützlich, die Substrate, Inhibitoren
oder Modulatoren des MDR-1-Genprodukts
sind.
-
In
einer ersten Ausführungsform
stellt die vorliegende Erfindung ein Verfahren für die Diagnose einer erworbenen
Multidrug-Resistenz oder -Sensitivität bereit, die mit dem Vorhandensein
einer molekularen Variante des MDR-1-Gens in Beziehung steht, umfassend
die Bestimmung des Vorhandenseins eines Polynucleotids in einer
Probe aus einer Testperson, wobei das Polynucleotid ausgewählt ist
aus der Gruppe, bestehend aus:
- (a) einem Polynucleotid
mit der Nucleinsäuresequenz
von SEQ ID NO: 122;
- (b) einem Polynucleotid, das eine molekulare Variante des Multidrug-Resistenz(MDR)-1-Polypeptids
codiert, wobei das Polynucleotid einen Nucleotidaustausch an einer
Position aufweist, die der Position 176 des MDR-1-Gens (Zugangs-Nr. M29445 oder J05168)
entspricht;
- (c) einem Polynucleotid, das eine molekulare Variante des MDR-1-Polypeptids
codiert, wobei das Polynucleotid an einer Position ein T aufweist,
die der Position 176 des MDR-1-Gens (Zugangs-Nr. M29445 oder J05168)
entspricht; und
- (d) einem Nucleinsäuremolekül, das zu
dem Polynucleotid nach (a) bis (c) komplementär ist;
wobei das Vorhandensein
des Polynucleotids als Hinweis auf die erworbene Multidrug-Resistenz
oder -Sensitivität
bei diesem Verfahren angesehen wird.
-
In
noch einer anderen Ausführungsform
stellt die Erfindung ein Verfahren für die Diagnose einer Erkrankung
bereit, die mit dem Vorhandensein einer molekularen Variante des
MDR-1-Gens oder der Empfänglichkeit
für eine
solche Erkrankung in Beziehung steht, umfassend die Bestimmung des
Vorhandenseins eines Polynucleotids, wie es hierin definiert wird,
in einer Probe aus einer Testperson.
-
In
einer weiteren Ausführungsform
stellt die Erfindung die Verwendung eines Oligo- oder Polynucleotids
für die
Diagnose einer erworbenen Multidrug-Resistenz oder -Sensitivität bereit,
die mit dem Vorhandensein einer molekularen Variante des MDR-1-Gens
in Beziehung steht, umfassend die Bestimmung des Vorhandenseins
eines Polynucleotids in einer Probe aus einer Testperson, wobei
das Polynucleotid ausgewählt ist
aus der Gruppe, bestehend aus:
- (a) einem Polynucleotid
mit der Nucleinsäuresequenz
von SEQ ID NO: 122;
- (b) einem Polynucleotid, das eine molekulare Variante des Multidrug-Resistenz(MDR)-1-Polypeptids
codiert, wobei das Polynucleotid einen Nucleotidaustausch an einer
Position aufweist, die der Position 176 des MDR-1-Gens (Zugangs-Nr. M29445 oder J05168)
entspricht;
- (c) einem Polynucleotid, das eine molekulare Variante des MDR-1-Polypeptids
codiert, wobei das Polynucleotid an einer Position ein T aufweist,
die der Position 176 des MDR-1-Gens (Zugangs-Nr. M29445 oder J05168)
entspricht; und
- (d) einem Nucleinsäuremolekül, das zu
dem Polynucleotid nach (a) bis (c) komplementär ist;
-
In
einer weiteren Ausführungsform
stellt die Erfindung einen Primer oder eine Sonde für die vorstehend
erwähnte
diagnostische Verwendung sowie eine diagnostische Zusammensetzung
bereit, umfassend die molekulare Variante des MDR-1-Gens, die hierin
beschrieben wird, sowie den Primer oder die Sonde oder den Antikörper, der/die
hierin beschrieben wird. Weiterhin stellt die Erfindung die Verwendung
des Einzel-Nucleotid-Polymorphismus C3435T im Exon 26 des MDR-1-Gens, wie er in Anspruch
1 definiert wurde, als pharmakogenetischen Faktor bereit, und zwar
für die
Herstellung einer diagnostischen Zusammensetzung für die Vorhersage
der Blutspiegel eines MDR-1-Substrats und/oder -Induktors für die Verbesserung
der Wirkstoffsicherheit und -Wirksamkeit, um Nebenwirkungen und
Wirkstoff-Wechselwirkungen vorhersagen zu können und/oder um die Compliance
des Patienten zu verbessern.
-
Die
pharmazeutischen und diagnostischen Zusammensetzungen, Verfahren
und Anwendungen der Erfindung sind nützlich für die Diagnose und die Behandlung
einer vererbten Wirkstoff-Resistenz in Tumoren und anderen Erkrankungen,
deren Therapie von einer Behandlung mit Wirkstoffen abhängig ist.
Die neuen varianten Formen der MDR-1-Gene entsprechend der Erfindung
stellen das Potenzial für
die Entwicklung eines pharmakodynamischen Profils von Wirkstoffen
und Prodrugs für
einen bestimmten Patienten bereit.
-
BESCHREIBUNG DER ERFINDUNG
-
Das
Auffinden und die Charakterisierung einer Variation im MDR-1-Gen
und diagnostische Test für
die Unterscheidung der verschiedenen MDR-1-Allele in menschlichen
Individuen stellen ein hoch wirksames Hilfsmittel für die Verbesserung
der Therapie von Erkrankungen mit Wirkstoffen bereit, die Ziele
des MDR-1-Genprodukts
darstellen und deren Aufnahme in die Zelle daher von MDR-1 abhängig ist.
Die Diagnose des individuellen MDR-1-Allel-Status erlaubt eine stärker zielgerichtete
Therapie, z. B. eröffnet
sie die Möglichkeit,
individuelle Dosierungsprotokolle für Wirkstoffe anzuwenden. Sie
kann auch als Hilfsmittel für
die Prognose eines Ergebnisses einer Therapie nützlich sein, was sicherlich
einen verbesserten Ansatz gegenüber
der Verwendung der allgemeinen MDR-Expression als prognostischen
Marker darstellt. Darüber
hinaus werden die diagnostischen Tests für die Bestimmung des Genotyps
des MDR-1-Gens und der neuen MDR-1-Varianten nicht nur die Therapie mit
etablierten Wirkstoffen verbessern und helfen, die Genotypen mit
der Aktivität
oder den Nebenwirkungen von Wirkstoffen zu korrelieren. Diese Tests
und die Sequenzen stellen darüber
hinaus Reagenzien für
die Entwicklung neuer Inhibitoren bereit, die die Aktivität der individuellen
MDR-1-Typen spezifisch modulieren.
Die Möglichkeit,
spezifische Inhibitoren individueller (künstlich hergestellter) MDR-Varianten
zu verwenden, sowie ihre potenzielle therapeutische Anwendung wurde
zum Beispiel vor kurzem in einem Modellsystem aufgezeigt (Moscow
J.A. et al., Blood 94 (1999) 52-61; Dey, S. et al., Biochemistry
38 (1999) 6630-6639).
-
Somit
stellt die vorliegende Erfindung einen neuen Weg für die Anwendung
der Molekularbiologie und der pharmazeutischen Forschung für die Wirkstoff-Therapie bereit,
wobei ihre möglichen
nachteiligen Auswirkungen aufgrund der Expression von MDR-1-Gen-Varianten
umgangen werden.
-
Dementsprechend
betrifft die Erfindung ein Verfahren für die Diagnose einer erworbenen
Multidrug-Resistenz oder -Sensitivität, die mit dem Vorhandensein
einer molekularen Variante des MDR-1-Gens in Beziehung steht, umfassend
die Bestimmung des Vorhandenseins eines Polynucleotids in einer
Probe aus einer Testperson, wobei das Polynucleotid ausgewählt ist
aus der Gruppe, bestehend aus:
- (a) einem Polynucleotid
mit der Nucleinsäuresequenz
von SEQ ID NO: 122;
- (b) einem Polynucleotid, das eine molekulare Variante des Multidrug-Resistenz(MDR)-1-Polypeptids
codiert, wobei das Polynucleotid einen Nucleotidaustausch an einer
Position aufweist, die der Position 176 des MDR-1-Gens (Zugangs-Nr. M29445 oder J05168)
entspricht;
- (c) einem Polynucleotid, das eine molekulare Variante des MDR-1-Polypeptids
codiert, wobei das Polynucleotid an einer Position ein T aufweist,
die der Position 176 des MDR-1-Gens (Zugangs-Nr. M29445 oder J05168)
entspricht; und
- (d) einem Nucleinsäuremolekül, das zu
dem Polynucleotid nach (a) bis (c) komplementär ist;
wobei das Vorhandensein
des Polynucleotids als Hinweis auf die erworbene Multidrug-Resistenz
oder -Sensitivität
bei diesem Verfahren angesehen wird.
-
Im
Zusammenhang mit der vorliegenden Erfindung bedeutet der Ausdruck „molekular
variantes/molekulare Variante" des
MDR-1-Gen(s) oder -Protein(s), wie er hierin verwendet wird, dass
dieses MDR-1-Gen oder -Protein sich von dem Wildtyp-MDR-1-Gen oder
-Protein, wie es hierin beschrieben wird, unterscheidet (genomische
Sequenzen des MDR-1-Gens werden zum Beispiel beschrieben für die Exons
1-7: Zugangs-Nummer AC002457; für
Exon 8: Zugangs-Nummer M29429, J05168, AC005068; für Exon 9:
Zugangs-Nummer M29430, J05168, AC005068; für Exon 10: Zugangs-Nummer M29431,
J05168, AC005068; für Exons
11 bis 13: Zugangs-Nummer M29432, J05168 und AC005068; für Exon 14:
Zugangs-Nummer M29433, J05168, AC005068; für Exon 15: Zugangs-Nummer M29434,
J05168, AC005068; für
Exon 16: Zugangs-Nummer M29435, J05168, AC005068; für Exon 17:
Zugangs-Nummer M29436, J05168, AC005068; für Exon 18: Zugangs-Nummer M29437,
J05168, AC005068; für
Exon 19: Zugangs-Nummer M29438, J05168, AC005068; für Exon 20:
Zugangs-Nummer M29439, J05168, AC005068; für Exon 21: Zugangs-Nummer M29440,
J05168, AC005068; für
Exon 22: Zugangs-Nummer M29441, J05168, AC005068; für Exon 23:
Zugangs-Nummer M29442, J05168, AC005068; für Exon 24: Zugangs-Nummer M29443,
J05168, AC005068; für
Exon 25: Zugangs-Nummer M29444, J05168, AC005068; für Exon 26:
Zugangs-Nummer M29445, J05168, AF016535, AC005068; für Exon 27:
Zugangs-Nummer M29446, J05168, AC005068; für Exon 28: Zugangs-Nummer M29447,
J05168, AC005068); und zwar durch Nucleotidaustausch(e), Addition(en)
und/oder Deletion(en). Diese(r) Nucleotidaustausch(e) führten bevorzugt
zu (einer) entsprechenden Veränderung(en)
in der Aminosäuresequenz
des MDR-1-Proteins.
-
Der
Begriff „entsprechend", wie er hierin verwendet
wird, bedeutet, dass eine Position nicht nur durch die Zahl der
davor stehenden Nucleotide beziehungsweise Aminosäuren bestimmt
wird. Die Position eines bestimmten Nucleotids oder einer bestimmten
Aminosäure
entsprechend der vorliegenden Erfindung, die deletiert oder ausgetauscht
sein kann oder die eines oder mehrere zusätzliche Nucleotide umfassen
kann, kann aufgrund der Deletionen oder der zusätzlichen Nucleotide oder Aminosäuren an
anderen Stellen des Gens oder des Polypeptids variieren. Daher wird
gemäß der vorliegenden
Erfindung unter einer „entsprechenden Position" so verstanden, dass
Nucleotide oder Aminosäuren
sich in der angegebenen Positions-Nummer unterscheiden können, aber
immer noch ähnliche
benachbarte Nucleotide oder Aminosäuren haben. Diese Nucleotide
oder Aminosäuren,
die ausgetauscht oder deletiert sein können oder zusätzliche
Nucleotide oder Aminosäuren
umfassen können,
sind in dem Ausdruck „entsprechende
Position" ebenfalls
enthalten. Diese Nucleotide oder Aminosäuren können zum Beispiel zusammen
mit ihren Nachbarn aus Sequenzen stammen, die an der Regulation
der Genexpression, der Stabilität
der entsprechenden RNA oder der RNA-Editierung beteiligt sind sowie
funktionelle Domänen
oder Motive des Proteins der Erfindung codieren.
-
Gemäß der vorliegenden
Erfindung wurde die Art und die Populationsverteilung von neuen
und bislang nicht identifizierten genetischen Variationen im MDR-1-Gen
analysiert; dies erfolgte durch Sequenzanalyse der relevanten Regionen
des menschlichen MDR-1-Gens aus vielen unterschiedlichen Individuen.
Es ist eine wohlbekannte Tatsache, dass die genomische DNA von Individuen,
die die individuelle genetische Ausstattung aller Gene einschließlich des
MDR-1-Gens tragen, leicht aus individuellen Blutproben gereinigt
werden kann. Diese individuellen DNA-Proben werden dann für die Analyse
der Sequenzzusammensetzung der Allele des MDR-1-Gens verwendet,
die in dem Individuum vorliegen, aus dem die Blutprobe stammte.
Die Sequenzanalyse wurde durchgeführt durch PCR-Amplifikation
relevanter Regionen des MDR-1-Gens und anschließender Reinigung der PCR-Produkte,
gefolgt von einer automatischen DNA-Sequenzierung mit etablierten Verfahren
(ABI-Farbstoff-Terminator-Zyklus-Sequenzierung „ABIDyeTerminatorCycleSequencing").
-
Ein
wichtiger Parameter, der bei dem Versuch, den individuellen MDR-1-Genotyp zu bestimmen
und neue MDR-1-Varianten durch direkte DNA-Sequenzierung von PCR-Produkten aus
menschlicher genomischer DNA aus Blut zu identifizieren, berücksichtigt
werden musste, ist die Tatsache, dass jeder Mensch (in der Regel
mit sehr wenigen abnormen Ausnahmen) zwei Genkopien jedes autosomalen
Gens trägt
(Diploidie). Aus diesem Grund musste die Auswertung der Sequenzen
sehr sorgfältig
erfolgen, um in der Lage zu sein, nicht nur homozygote Sequenzvarianten,
sondern auch heterozygote Varianten zu identifizieren. Die Einzelheiten
der verschiedenen Schritte bei der Identifizierung und Charakterisierung
der neuen MDR-1-Gen-Polymorphismen (homozygot und heterozygot) werden
in den nachstehenden Beispielen 1 und 2 beschrieben.
-
Die
Mutationen im MDR-1-Gen, die gemäß der vorliegenden
Erfindung nachgewiesen wurden, sind in der 2 dargestellt
(und durch einen Pfeil markiert). Die Verfahren der Mutationsanalyse
folgten Standardprotokollen und werden im Detail in den Beispielen
beschrieben. Im Allgemeinen umfassen solche Verfahren, die gemäß der vorliegenden
Erfindung für
die Bewertung des phänotypischen
Spektrums und der überlappenden
klinischen Kennzeichen mit anderen Formen der Multidrug-Resistenz
sowie einer veränderten
Toleranz gegenüber
Arzneistoffen in Patienten mit Mutationen im MDR-1-Gen verwendet
werden, zum Beispiel die Haplotyp-Analyse, die Einzelstrang-Konformations-Polymorphismus-Analyse
(SSCA), die PCR und die direkte Sequenzierung; vergleiche auch mit
Mickley (1998) und den darin zitierten Referenzen. Auf der Grundlage
einer gründlichen
klinischen Charakterisierung vieler Patienten können die Phänotypen dann mit diesen Mutationen
sowie mit Mutationen, die bereits früher beschrieben wurden, korreliert
werden.
-
Wie
den Fachleuten ersichtlich ist, können diese neuen molekulargenetischen
Erkenntnisse nun verwendet werden, um den Genotyp des indizierten
Patienten, in dem ein verabreichter Wirkstoff eine ungewöhnliche
Wirkung zeigt, sowie den Genotyp der übrigen Familienmitglieder genau
zu charakterisieren.
-
In
den letzten 20 Jahren wurde die genetische Heterogenität mehr und
mehr als eine signifikante Ursache der Variation bei Antwortreaktionen
auf Wirkstoffe erkannt. In vielen wissenschaftlichen Berichten (Meyer,
Ann. Rev. Pharmacol. Toxicol. 37 (1997) 269-296 und West, J. Clin.
Pharmacol. 37 (1997) 635-648) wurde deutlich aufgezeigt, dass einige
Wirkstoffe bei bestimmten Patienten besser wirken als bei anderen
oder sogar hoch toxisch sein können
und dass diese Unterschiede in den Antwortreaktionen der Patienten
auf Wirkstoffe mit einer molekularen Grundlage in Beziehung gesetzt
werden können.
Dieses „pharmakogenomische" Konzept zeigt Korrelationen
zwischen den Antwortreaktionen auf Wirkstoffe und den genetischen
Profilen von Patienten auf (Marshall, Nature Biotechnology 15 (1997)
954-957; Marshall, Nature Biotechnology 15 (1997) 1249-1252).
-
Im
Zusammenhang mit der Variabilität
einer Population im Hinblick auf die Wirkstofftherapie wurde die Pharmakogenomik
als Hilfsmittel vorgeschlagen, das für die Identifizierung und die
Auswahl von Patienten nützlich
ist, die auf einen bestimmten Wirkstoff ohne Nebenwirkungen reagieren
können.
Diese Identifizierung/Auswahl kann auf Grundlage einer molekularen
Diagnose der genetischen Polymorphismen zum Beispiel durch die Genotypisierung
der DNA aus Leukocyten aus dem Blut eines Patienten und der Charakterisierung der
Erkrankung erfolgen (Bertz, Clin. Pharmacokinet. 32 (1997) 210-256;
Engel, J. Chromatogra. B. Biomed. Appl. 678 (1996) 93-103). Für die Gründer der
Gesundheitsvorsorge wie z. B. Organisationen für die Erhaltung der Gesundheit
in den U.S. und öffentliche
Gesundheitsdienste der Regierung in vielen europäischen Ländern kann dieser pharmakogenomische
Ansatz einen Weg darstellen, auf dem sowohl die Gesundheitsvorsorge verbessert
als auch Unkosten vermindert werden können, da für nicht notwendige Wirkstoffe,
unwirksame Wirkstoffe und Wirkstoffe mit Nebenwirkungen hohe Kosten
anfallen.
-
Die
Mutationen in den varianten MDR-1-Genen können manchmal entweder alleine
oder in Kombination zu Aminosäure-Deletion(en)
oder -Insertion(en) und insbesondere zu -Austausch(en) führen. Natürlich ist es
auch möglich,
solche Mutationen in Wildtyp-Genen oder in anderen mutierten Formen
gentechnisch herzustellen. Verfahren für die Einbringung solcher Modifikationen
in die DNA-Sequenz
des MDR-1-Gens sind den Fachleuten wohlbekannt; vergleiche z. B.
mit Sambrook et al., Molecular Cloning, A Laboratory Manual, Cold Spring
Harbor Laboratory (1989) N.Y.
-
Für die Untersuchung
der Natur der Veränderungen
in der Aminosäuresequenz
des MDR-1-Proteins können
Computer-Programme wie z. B. BRASMOL verwendet werden, die aus dem
Internet bezogen werden können.
Darüber
hinaus können
Faltungs-Simulationen und durch Computer generierte Neuentwürfe von strukturellen
Motiven unter Verwendung anderer geeigneter Computer-Programme durchgeführt werden
(Olszewski, Proteins 25 (1996) 286-299; Hoffman, Comput. Appl. Biosci.
11 (1995) 675-679). Computer können
für die
Konformations- und die energetische Analyse von detaillierten Protein-Modellen
verwendet werden (Monge, J. Mol. Biol. 247 (1995) 995-1012; Renouf,
Adv. Exp. Med. Biol. 376 (1995) 37-45). Eine solche Analyse kann
für die
Identifizierung der Auswirkungen einer bestimmten Mutation auf die
Bindung und/oder den Transport von Wirkstoffen verwendet werden.
-
In
der Regel erfolgen solche Deletionen, Additonen oder Austausche
von Aminosäuren
in der Aminosäuresequenz
des Proteins, das durch das Polynucleotid der Erfindung codiert
wird, aufgrund eines oder mehrerer Nucleotid-Austausche, -Insertionen
oder -Deletionen oder einer beliebigen Kombination davon.
-
Das
Polynucleotid der Erfindung, das bei den Verfahren oder den Anwendungen
der vorliegenden Erfindung, wie hierin beschrieben, verwendet wird,
kann weiterhin mindestens eine(n) andere(n) Nucleotid- und wahlweise
Aminosäure-Deletion, -Addition
und/oder -Austausch enthalten als diejenigen, die hierin vorstehend spezifiziert
wurden, wie zum Beispiel solche, die im Fachgebiet bereits beschrieben
wurden; z. B. in Mickley (1998). Dies ermöglicht die Untersuchung von
synergistischen Auswirkungen der Mutationen im MDR-1-Gen auf das
pharmakologische Profil von Wirkstoffen bei Patienten, die solche
mutierte Formen des Gens oder ähnliche
mutierte Formen tragen, und die durch die vorstehend beschriebenen
Proteine nachgebildet werden. Es wird erwartet, dass die Analyse
dieser synergistischen Auswirkungen ein tieferes Verständnis für das Ausbrechen
von Multidrug-resistenten Phänotypen
bei bestimmten Krebsarten liefert. Aus diesem größeren Verständnis wird die Entwicklung
diagnostischer und pharmazeutischer Zusammensetzungen, die mit Krebs
in Beziehung stehen, stark profitieren.
-
Somit
führt in
einer bevorzugten Ausführungsform
des Verfahren zur Diagnose einer erworbenen Multidrug-Resistenz
oder -Sensitivität,
die mit dem Vorhandensein einer molekularen Variante des MDR-1-Gens in
Beziehung steht, wie sie hierin beschrieben wird, der Nucleotidaustausch
zu einer veränderten
Expression des varianten MDR-1-Gens im Vergleich zu dem entsprechenden
Wildtyp-Gen.
-
Bei
dem Polynucleotid der Erfindung, das bei den Verfahren oder den
Anwendungen der vorliegenden Erfindung verwendet wird, kann es sich
z. B. um DNA, cDNA, genomische DNA, RNA oder um synthetisch hergestellte
DNA oder RNA oder um ein rekombinant hergestelltes chimäres Nucleinsäuremolekül handeln, das
ein beliebiges dieser Polynucleotide entweder alleine oder in Kombination
umfasst.
-
Mit
den Verfahren und den Anwendungen der Erfindung ist es nun möglich, die
Wirksamkeit von Wirkstoffen in Beziehung zu bestimmten Mutationen
im MDR-1-Gen eines
Patienten und dem betroffenen Phänotyp
in vivo und in vitro zu untersuchen. Darüber hinaus können die
Verfahren und die Anwendungen der Erfindung dazu verwendet werden,
das pharmakologische Profil von Wirkstoffen zu bestimmen, sowie
zur Identifizierung und Herstellung weiterer Wirkstoffe verwendet
werden, die für
die Behandlung von z. B. Krebs wirksamer sind, und insbesondere
für die
Verbesserung von bestimmten Phänotypen,
die durch die entsprechenden Mutationen verursacht wurden, wie z.
B. denjenigen, die vorstehend beschrieben wurden.
-
Somit
beschreibt die vorliegende Anmeldung die Auswahl von Wirkstoffen/Prodrugs
und die Formulierung von Arzneimitteln für die Behandlung von Erkrankungen,
die einer Chemotherapie zugänglich
sind, wobei der Polymorphismus der varianten Form des MDR-1-Gens
berücksichtigt
wird, der mit dem betroffenen Phänotyp
des zu behandelnden Patienten gemeinsam segregiert. Dies ermöglicht die
sichere und ökonomische Anwendung
von Wirkstoffen, die zum Beispiel bisher für eine Therapie von z. B. Krebs
aufgrund ihrer Nebenwirkungen bei einigen Patienten und/oder ihres
unzuverlässigen
pharmakologischen Profils hinsichtlich des gleichen oder eines anderen
Phänotyps
der Erkrankung als nicht geeignet angesehen wurden. Die Mittel und Verfahren
und die Anwendungen, die hierin beschrieben werden, können zum
Beispiel verwendet werden, um Empfehlungen für Dosierungen zu verbessern,
und sie ermöglichen
dem Verschreibenden notwendige Dosisanpassungen in Abhängigkeit
von der in Betracht stehenden Patientengruppe vorzunehmen.
-
In
einer weiteren Ausführungsform
betrifft die vorliegende Erfindung ein Verfahren für die Identifizierung
und die Gewinnung eines MDR-1-Inhibitors, der in der Lage ist, die
Aktivität
einer molekularen Variante des MDR-1-Gens oder seines Genprodukts
zu modulieren, umfassend die Schritte:
- (a)
des Inkontaktbringens einer Zelle, die eine molekulare Variante
des MDR-1-Gens exprimiert,
welche das Polynucleotid der Erfindung umfasst, in Anwesenheit von
Stoffen, die ein nachweisbares Signal als Antwortreaktion auf den
Wirkstoff-Transport liefern können,
mit einer zu durchmusternden Verbindung unter Bedingungen, die einen
durch MDR-1 vermittelten Wirkstoff-Transport erlauben, und
- (b) des Nachweises der Anwesenheit oder Abwesenheit eines Signals
oder der Zunahme eines Signals, das durch den Transport des Wirkstoffes
erzeugt wurde, wobei die Anwesenheit oder die Zunahme des Signals
auf einen möglichen
Inhibitor hinweist.
-
Der
Begriff „Verbindung" bei einem Verfahren
der Erfindung umfasst einen einzigen Stoff oder eine Vielzahl von
Stoffen, die identisch sein können
oder auch nicht.
-
Diese
Verbindung(en) kann (können)
chemisch synthetisiert oder durch mikrobielle Fermentation hergestellt
werden, aber sie kann (können)
zum Beispiel auch in Proben enthalten sein, wie z. B. in Zellextrakten z.
B. aus Pflanzen, Tieren oder Mikroorganismen. Weiterhin können diese
Stoffe im Fachgebiet bekannt sein, aber es kann bislang nicht bekannt
sein, dass sie als Inhibitor nützlich
sind. Diese Vielzahl an Verbindungen kann zum Beispiel einem Kulturmedium
hinzugegeben werden oder in eine Zelle oder in ein nicht-menschliches
Tier der Erfindung injiziert werden.
-
Wenn
eine Probe, die (eine) Verbindung(en) enthält, durch das Verfahren der
Erfindung identifiziert wird, ist es entweder möglich, die Verbindung aus der
Original-Probe zu
isolieren, die identifiziert wurde, dass sie die in Frage stehende
Verbindung enthält,
oder man kann die Original-Probe weiter unterteilen, wenn sie zum
Beispiel aus einer Vielzahl von unterschiedlichen Verbindungen besteht,
damit die Zahl an unterschiedlichen Stoffen in der Probe vermindert
wird, und dann kann man das Verfahren mit den unterteilten Fraktionen der
Original-Probe wiederholen. Anschließend kann bestimmt werden,
ob die Probe oder die Verbindung die gewünschten Eigenschaften aufweist,
dies kann zum Beispiel durch die hierin oder in der Literatur beschriebenen
Verfahren erfolgen (Spector et al., Cells Manual; vergleiche vorstehend).
In Abhängigkeit
von der Komplexität
der Proben können
die vorstehend beschriebenen Schritte mehrere Male durchgeführt werden;
dies erfolgt vorzugsweise, bis die gemäß dem Verfahren der Erfindung
identifizierte Probe nur noch eine begrenzte Zahl an Stoffen oder
nur noch einen Stoff umfasst. Die Probe umfasst bevorzugt Stoffe
mit ähnlichen
chemischen und/oder physikalischen Eigenschaften, und am stärksten wird
bevorzugt, dass diese Stoffe identisch sind. Die Verfahren der vorliegenden
Erfindung können
durch Fachleute leicht durchgeführt
und geplant werden, zum Beispiel entsprechend anderen auf Zellen
basierenden Testansätzen,
die im Fachgebiet beschrieben werden, oder durch die Verwendung
und die Modifizierung der hierin beschriebenen Verfahren. Des weiteren werden
Fachleute rasch erkennen, welche weiteren Verbindungen und/oder
Enzyme verwendet werden können,
um die Verfahren der Erfindung durchzuführen, wie zum Beispiel gegebenenfalls
Enzyme, die eine bestimmte Verbindung in die Vorläuferform
umwandeln, die wiederum ein Substrat für das MDR-1-Protein darstellt.
Eine solche Anpassung des Verfahrens der Erfindung ist für die Fachleute
gut möglich
und sie kann ohne übermäßiges weiteres
Experimentieren vorgenommen werden.
-
Verbindungen,
die entsprechend der vorliegenden Erfindung verwendet werden können, umfassen Peptide,
Proteine, Nucleinsäuren,
Antikörper,
kleine organische Verbindungen, Liganden, Peptidmimetika, PNAs und ähnliche.
Diese Verbindungen können
auch funktionelle Derivate oder Analoga bekannter Wirkstoffe wie
z. B. Verapamil oder Cyclosporin sein. Verfahren für die Herstellung
chemischer Derivate und Analoga sind den Fachleuten wohlbekannt
und werden zum Beispiel in: Beilstein, Handbook of Organic Chemistry, Springer-Verlag,
New York Inc., 175 Fifth Avenue, New York, N.Y. 10010 USA und in:
Organic Synthesis, Wiley, New York, USA beschrieben. Darüber hinaus
können
diese Derivate und Analoga auf ihre Wirkungen gemäß der im
Fachgebiet bekannten Verfahren oder wie beschrieben ausgetestet
werden. Des Weiteren können
Peptidmimetika und/oder das Computergestützte Entwerfen von geeigneten
Wirkstoffderivaten und Wirkstoffanaloga verwendet werden, zum Beispiel
entsprechend den nachstehend beschriebenen Verfahren. Solche Analoga
umfassen Moleküle,
die als Grundgerüst
die Struktur bekannter MDR-Substrate und/oder -Inhibitoren und/oder
-Modulatoren aufweisen; vergleiche mit dem Nachstehenden.
-
Es
können
geeignete Computerprogramme für
die Identifizierung der miteinander in Wechselwirkung tretenden
Bereichen eines potenziellen Inhibitors und des MDR-1-Proteins der
Erfindung durch Computer-gestützte
Suche nach komplementären
Strukturmotiven verwendet werden (Fassina, Immunomethods 5 (1994) 114-120).
Weitere geeignete Computersysteme für das Computer-gestützte Entwerfen
von Proteinen und Peptiden werden im Fachgebiet beschrieben, wie
zum Beispiel in: Berry, Biochem. Soc. Trans. 22 (1994) 1033-1036;
Wodak, Ann. N.Y. Acad. Sci. 501 (1987) 1-13; Pabo, Biochemistry
25 (1986) 5987-5991. Die durch die vorstehend beschriebene Computeranalyse
erhaltenen Ergebnisse können
in Verbindung mit dem Verfahren der Erfindung verwendet werden,
z. B. um bekannte Inhibitoren zu optimieren. Geeignete Peptidmimetika und
andere Inhibitoren können
auch durch die Synthese von kombinatorischen Peptidmimetikabanken
durch sukzessive chemische Modifizierung und Untersuchung der so
erhaltenen Verbindungen identifiziert werden, z. B. gemäß den hierin
beschriebenen Verfahren. Verfahren für die Erzeugung und die Verwendung
von kombinatorischen Peptidmimetikabanken sind im Fachgebiet beschrieben
worden, wie zum Beispiel in: Ostresh, Methods in Enzymology 267
(1996) 220-234 und in: Dorner, Bioorg. Med. Chem. 4 (1996) 709-715.
Darüber hinaus
kann die dreidimensionale und/oder die kristallographische Struktur
von Inhibitoren und des MDR-1-Proteins der Erfindung für das Entwerfen
von peptidmimetischen Wirkstoffen verwendet werden (Rose, Biochemistry
35 (1996) 12933-12944; Rutenber, Bioorg. Med. Chem. 4 (1996) 1545-1558).
-
Zusammenfassend
kann festgehalten werden, dass die vorstehend erwähnten Verfahren
für die
Identifizierung und die Gewinnung von Verbindungen, Verbindungen
bereitstellen können,
die in spezifischen Dosen für
die Behandlung von spezifischen Formen von Erkrankungen verwendet
werden können,
wie z. B. von Krebs, wobei die Chemotherapie davon der durch Störungen des
MDR-1-Gens, was oft zu einem Wirkstoff-resistenen oder -sensitiven
Phänotyp
führen
kann, verkompliziert wird.
-
In
einer noch weiteren Ausführungsform
betrifft die vorliegende Erfindung ein Verfahren für die Diagnose
einer Krankheit, die mit dem Vorhandensein einer molekularen Variante
des MDR-1-Gens oder mit der Empfänglichkeit
für eine
solche Erkrankung in Beziehung steht, umfassend:
- (a)
die Bestimmung des Vorhandenseins eines Polynucleotids der Erfindung
in einer Probe aus einem Individuum; und/oder
- (b) die Bestimmung des Vorhandenseins einer varianten Form des
MDR-1-Proteins zum
Beispiel mit dem Antikörper
der Erfindung.
-
Gemäß dieser
Ausführungsform
der vorliegenden Erfindung kann das Verfahren zur Untersuchung des
Zustands einer Erkrankung oder der Anfälligkeit für eine solche Erkrankung unter
Verwendung eines Polynucleotids oder eines Nucleinsäuremoleküls der Erfindung
erfolgen, z. B. in Form eines Southern- oder eines Northern-Blots
oder durch in situ-Analyse. Eine solche Nucleinsäuresequenz kann mit der codierenden
Region eines der Gene oder mit einer nicht-codierenden Region hybridisieren,
wie z. B. einem Intron. Wenn eine komplementäre Sequenz bei dem Verfahren
der Erfindung verwendet wird, kann das Nucleinsäuremolekül erneut bei einem Northern-Blot
verwendet werden. Zusätzlich
kann diese Untersuchung in Verbindung mit einer tatsächlichen
Blockierung z. B. der Transkription des Gens durchgeführt werden,
und somit kann man erwarten, dass sie therapeutisch von Bedeutung
ist. Darüber
hinaus kann ein Primer oder ein Oligonucleotid auch für die Hybridisierung
mit einem der vorstehend erwähnten
MDR-1-Gene oder den entsprechenden mRNAs verwendet werden. Die für die Hybridisierung
verwendeten Nucleinsäuren
können
natürlich
auch in geeigneter Weise markiert werden; dies erfolgt durch den
Einbau oder die Anheftung z. B. eines radioaktiven oder eines anderen Markers.
Solche Marker sind im Fachgebiet wohlbekannt. Die Markierung der
Nucleinsäuremoleküle kann durch
die üblichen
Verfahren erfolgen. Darüber
hinaus kann die Anwesenheit oder die Expression varianter MDR-1-Gene
durch die Verwendung eines Primer-Paars, das mit jeder der entsprechenden
Nucleinsäuresequenzen
spezifisch hybridisiert, und durch die Durchführung einer PCR-Reaktion entsprechend
Standardverfahren aufgezeigt werden. Die spezifische Hybridisierung
der vorstehend erwähnten
Sonden oder Primer erfolgt bevorzugt bei stringenten Hybridisierungsbedingungen.
Der Begriff „stringente
Hybridisierungsbedingungen" ist
im Fachgebiet wohlbekannt; vergleiche zum Beispiel mit: Sambrook
et al., „Molecular
Cloning, A Laboratory Manual, Zweite Aufl., CSH Press, Cold Spring
Harbor, 1989; „Nucleic
Acid Hybridisation, A Practical Approach", Hames und Higgins, Hrsg., IRL Press,
Oxford, 1985. Darüber
hinaus kann die mRNA, cRNA, cDNA oder die genomische DNA, die aus
dem Individuum erhalten wurde, sequenziert werden, um Mutationen
zu identifizieren, die charakteristische Fingerabdrücke von
Mutationen im MDR-1-Gen darstellen. Die vorliegende Erfindung umfasst
weiterhin Verfahren, bei denen ein solcher Fingerabdruck durch RFLPs
der DNA oder der RNA, die aus dem Individuum erhalten wurde, erzeugt
wurde, wobei die DNA oder die RNA vor der Analyse wahlweise amplifiziert
werden kann und wobei die Verfahren im Fachgebiet wohlbekannt sind.
RNA-Fingerabdrücke
können
zum Beispiel durch den Verdau einer RNA-Probe, die aus dem Individuum
erhalten wurde, mit einem geeigneten RNA-Enzym wie zum Beispiel
RNase T1, RNase T2 oder ähnlichen
oder einem Ribozym durchgeführt
werden, und die RNA kann dann zum Beispiel mittels Elektrophorese
aufgetrennt werden und die RNA-Fragmente können nachgewiesen werden, wie
vorstehend beschrieben.
-
Weitere
Modifikationen der vorstehend erwähnten Ausführungsform der Erfindung können nach
dieser Offenlegung durch Fachleute leicht und ohne übermäßiges Experimentieren
geplant werden; vergleiche z. B. mit den Beispielen. Eine weitere
Ausführungsform
der Erfindung betrifft ein Verfahren, in dem die Bestimmung durch
die Anwendung eines Antikörpers
der Erfindung oder eines Fragments davon durchgeführt werden kann.
Der bei dem Verfahren der Erfindung verwendete Antikörper kann
mit einer nachweisbaren Markierung wie z. B. einer Histidin-Markierung
oder einem Biotin-Molekül
markiert werden.
-
In
einer bevorzugten Ausführungsform
der vorliegenden Erfindung umfassen die vorstehend beschriebenen
Verfahren die PCR, die Ligase-Kettenreaktion, einen Restriktionsverdau,
die direkte Sequenzierung, Nucleinsäure-Amplifikations-Verfahren, Hybridisierungs-Verfahren
oder Immun-Testansätze
(Sambrook et al., CSH, Clonierung, loc. cit.; Harlow und Lane, CSH,
Antikörper,
loc. cit.).
-
In
einer bevorzugten Ausführungsform
des Verfahrens der vorliegenden Erfindung handelt es sich bei der
Krankheit um Krebs.
-
In
diesem Zusammenhang und, wie durchgehend in dieser Beschreibung
verwendet, bedeutet ein „funktionelles" MDR-1-Gen ein Gen,
bei dem das codierte Protein einen Teil der oder die vollständige Primärstruktur-Konformation
des Wildtyp-MDR-1-Proteins
aufweist, d. h. die biologische Eigenschaft besitzt, den Wirkstoff-Transport durch die
Membran zu vermitteln. Der Nachweis der Expression einer MDR-1-Gen-Variante
erlaubt die Schlussfolgerung, dass diese Expression mit der Erzeugung
oder der Aufrechterhaltung eines entsprechenden Phänotyps der Krankheit
in Beziehung steht. Weiterhin betrifft die vorliegende Erfindung
die Verwendung eines Oligo- oder eines Polynucleotids für die Diagnose
einer erworbenen Multidrug-Resistenz oder -Sensitivität, die mit
dem Vorhandensein einer molekularen Variante des MDR-1-Gens in Beziehung
steht, umfassend die Bestimmung des Vorhandenseins eines Polynucleotids
in einer Probe aus einer Testperson, wobei das Polynucleotid ausgewählt ist
aus der Gruppe, bestehend aus:
- (a) einem Polynucleotid
mit der Nucleinsäuresequenz
von SEQ ID NO: 122;
- (b) einem Polynucleotid, das eine molekulare Variante des Multidrug-Resistenz(MDR)-1-Polypeptids
codiert, wobei das Polynucleotid einen Nucleotidaustausch an einer
Position aufweist, die der Position 176 des MDR-1-Gens (Zugangs-Nr. M29445 oder J05168)
entspricht;
- (c) einem Polynucleotid, das eine molekulare Variante des MDR-1-Polypeptids
codiert, wobei das Polynucleotid an einer Position ein T aufweist,
die der Position 176 des MDR-1-Gens (Zugangs-Nr. M29445 oder J05168)
entspricht; und
- (d) einem Nucleinsäuremolekül, das zu
dem Polynucleotid nach (a) bis (c) komplementär ist.
-
In
einer besonders bevorzugten Ausführungsform
weist das bei der diagnostischen Anwendung verwendete Oligonucleotid
eine Länge
von etwa 10 bis 100, bevorzugter von 15 bis 50 Nucleotiden auf und
umfasst die Nucleotidsequenz der SEQ ID NO: 122 oder eine Wildtyp
(„WT")- oder eine mutierte
(„MUT")-Sequenz des Promotors
oder eines Exons des MDR-1-Gens, die in Tabelle 8 abgebildet sind,
oder eine komplementäre
Sequenz einer beliebigen dieser Sequenzen.
-
Daher
betrifft die vorliegende Erfindung in einer noch weiteren Ausführungsform
einen Primer oder eine Sonde, die aus einem Oligonucleotid besteht,
wie es vorstehend definiert wurde, das bei der diagnostischen Anwendung
zu verwenden ist. In diesem Zusammenhang bedeutet der Begriff „bestehend
aus", dass die Nucleotidsequenz,
die vorstehend beschrieben wurde und die für den Primer oder die Sonde
der Erfindung verwendet wird, keine weiteren Nucleotidsequenzen
des MDR-1-Gens enthält,
die seinem 5'- und/oder
3'-Ende direkt benachbart
liegen. Es können
jedoch andere Einheiten wie Markierungen wie z. B. Biotin-Moleküle, eine
Histidin-Markierungssequenz, Antikörper-Fragmente, kolloidales
Gold usw. sowie Nucleotidsequenzen, die nicht dem MDR-1-Gen entsprechen,
in dem Primer und den Sonden der vorliegenden Erfindung vorhanden sein.
Des weiteren ist es auch möglich,
die vorstehend beschriebenen, besonderen Nucleotidsequenzen zu verwenden
und sie mit anderen aus dem MDR-1-Gen stammenden Nucleotidsequenzen
zu kombinieren, wobei in diese zusätzlichen Nucleotidsequenzen
andere Einheiten als Nucleinsäuren
eingestreut sein können oder
wobei die Nucleinsäure
den Nucleotidsequenzen des MDR-1-Gens nicht entspricht.
-
Darüber hinaus
betrifft die vorliegende Erfindung die Verwendung eines Antikörpers, der
an das Genprodukt eines MDR-1-Gens spezifisch bindet, für den Nachweis
der Expression einer molekularen Variante des MDR-1-Gens, die ein
Polynucleotid der Erfindung umfasst, und/oder für die Unterscheidung von MDR-1-Allelen, die ein
Polynucleotid der Erfindung umfassen.
-
Weiterhin
betrifft die vorliegende Erfindung eine diagnostische Zusammensetzung,
welche das Polynucleotid, den Primer oder die Sonde oder den Antikörper umfasst,
wie hierin beschrieben.
-
Antikörper gegen
das variante MDR-1-Protein der Erfindung können durch wohlbekannte Verfahren unter
Verwendung eines gereinigten Proteins gemäß der Erfindung oder eines
(synthetischen) Fragments, das aus dem Protein abgeleitet wurde,
als Antigen hergestellt werden. Monoclonale Antikörper können zum
Beispiel durch die Verfahren, die ursprünglich in: Köhler und
Milstein, Nature 256 (1975) 495 und in: Galfré, Meth. Enzymol. 73 (1981)
3 beschrieben wurden, hergestellt werden; diese umfassen die Fusion
von Maus-Myelomzellen mit Milzzellen, die aus immunisierten Säugern stammen.
Bei den Antikörpern
kann es sich um monoclonale Antikörper, polyclonale Antikörper oder
um synthetische Antikörper
handeln, sowie um Fragmente von Antikörpern wie z. B. um Fab-, Fv-
oder um scFv-Fragmente usw. Weiterhin können die Antikörper oder
Fragmente davon gegen die vorstehend erwähnten Polypeptide unter Verwendung
von Verfahren erhalten werden, die z. B. in: Harlow und Lane, „Antibodies,
A Laboratory Manual",
CSH Press, Cold Spring Harbor, 1988 beschrieben werden. Diese Antikörper können zum
Beispiel für
die Immunpräzipitation
und die Immunlokalisierung der varianten MDR-1-Proteine der Erfindung
verwendet werden, sowie für
die Überwachung
der Anwesenheit solcher MDR-1-Protein-Varianten zum Beispiel in
rekombinanten Organismen, und auch für die Identifizierung von Verbindungen,
die mit den Proteinen gemäß der Erfindung
in Wechselwirkung treten. So kann zum Beispiel die Oberflächen-Plasmon-Resonanz,
die in dem BlAcore-System verwendet wird, angewendet werden, um
die Effizienz von Phagen-Antikörpern
zu steigern, die an ein Epitop des Proteins der Erfindung binden
(Schier, Human Antibodies Hybridomas 7 (1996) 97-105; Malmborg,
J. Immunol. Methods 183 (1995) 7-13).
-
Wie
in den Beispielen 6 und 8 gezeigt, sind die Polymorphismen, die
gemäß der vorliegenden
Erfindung identifiziert wurden, insbesondere der Einzel-Nucleotid-Polymorphismus (SNP)
C3435T im Exon 26 des MDR-1-Gens, als pharmakogenetischer Faktor
nützlich,
der die Vorhersage der Blutspiegel verschiedener MDR-1-Substrate
und Induktoren für
die Verbesserung der Wirkstoff-Sicherheit
und -Wirksamkeit ermöglicht, d.
h. um Nebenwirkungen und Wirkstoff-Wechselwirkungen vorherzusagen und zu
verhindern und um die Compliance des Patienten zu steigern. Solche
Substrate und Induktoren sind zum Beispiel krampflösende/anti-epileptische
Wirkstoffe wie Phenytoin; Herzglycoside wie Digoxin; immununterdrückende Wirkstoffe
wie Cyclosporin A und FK506; Macrolid-Antibiotika wie Clarithromycin und Erythromycin
und makrocyclische Antibiotika wie z. B. Rifampin. In Übereinstimmung
mit dem Vorstehenden betrifft daher die vorliegende Erfindung auch
die Verwendung der vorstehend beschriebenen SNPs als pharmakogenetische
Faktoren. Bevorzugt handelt es sich bei dem Polymorphismus um den
SNP C3435T in Exon 26 des MDR-1-Gens, entweder alleine oder in Verbindung
mit anderen SNPs, wie sie vorstehend beschrieben wurden.
-
Weitere
Anwendungen der Polymorphismen, die gemäß der vorliegenden Erfindung
identifiziert wurden, und Mittel und Verfahren, die gemäß den vorstehend
beschriebenen Ausführungsformen
verwendet werden können,
können
im Fachgebiet gefunden werden, wie zum Beispiel in
US-A-5,856,104 , wobei die
dort beschriebenen Mittel und Verfahren für die Forensik, Vaterschafts-Untersuchungen,
Korrelation von Polymorphismen mit phänotypischen Eigenschaften,
genetische Kartierung von phänotypischen
Eigenschaften usw. gleichfalls gemäß der vorliegenden Erfindung
angewendet werden können.
-
Diese
und andere Ausführungsformen
werden offenbart oder sind aus der Beschreibung und den Beispielen
der vorliegenden Erfindung ersichtlich und darin enthalten. Weitere
Literatur, die irgendeines der Verfahren, Anwendungen und Verbindungen
betrifft, die gemäß der vorliegenden
Erfindung verwendet werden, können
aus öffentlichen
Bibliotheken zum Beispiel unter Verwendung elektronischer Geräte bezogen
werden. So kann zum Beispiel die öffentliche Datenbank „Medline" verwendet werden,
die im Internet zur Verfügung steht,
z. B. unter http://www.ncbi.nlm.nih.gov/PubMed/medline.html. Weitere
Datenbanken und Adressen wie z. B. http://www.ncbi.nlm.nih.gov/,
http://www.infobiogen.fr/, http://www.fmi.ch/biology/research_tools.html/, http://www.tigr.org/
sind den Fachleuten bekannt und können ebenfalls erhalten werden,
z. B unter Verwendung von http://www.lycos.com. Eine Übersicht über die
Patent-Information in der Biotechnologie und eine Übersicht über relevante
Quellen von Patent-Information, die für eine retrospektive Suche
und für
den aktuellen Stand der Forschung nützlich ist, wird in Berks,
TIBTECH 12 (1994) 352-364 beschrieben.
-
KURZE BESCHREIBUNG DER FIGUREN
-
1: Ein Gel mit ausgewählten PCR-Fragmenten vor und
nach der Reinigung. Agarose(Appli Chem, Darmstadt)Gelelektrophorese
(1,5% Agarosegel) von MDR-1-PCR-Fragmenten
vor (A) und nach (B) dem Reinigungsschritt. M: Molekulargewichtsmarker,
1-28: PCR-Fragmente, die die Sequenzen der Exons 1-28 des menschlichen
MDR-1-Gens enthalten, einschließlich
relevanter Sequenzen, die diese Exons flankieren.
-
2:
Beispiele für
homozygote und heterozygote MDR-1-Allele. Die Sequenzen der PCR-Fragmente, die die
Sequenzen der Exons 1-28 des menschlichen MDR-1-Gens enthalten,
einschließlich
relevanter Sequenzen, die diese Exons flankieren, wurden durch automatische
Sequenzierung unter Verwendung des ABI-Dyeterminator-Verfahrens bestimmt.
Heterozygote und homozygote Abweichungen von der veröffentlichten
MDR-1-Sequenz können
in den DNA-Sequenzprofilen direkt nachgewiesen werden.
-
3:
Beispiele für
die Diagnose homozygoter und heterozygoter MDR-1-Allele. Agarose(Appli Chem,
Darmstadt)Gelelektrophorese (1,5% Agarosegel) von Allelspezifischen
PCR-Fragmenten des Exons 2 (261 Bp) und des Exons 5 (180 Bp).
-
Die
Erfindung wird nun durch Bezugnahme auf die folgenden biologischen
Beispiele beschrieben, die nur der Erläuterung dienen und nicht als
Einschränkung
des Rahmens der vorliegenden Erfindung angesehen werden sollten.
-
BEISPIELE
-
Beispiel 1: Isolierung genomischer DNA
aus menschlichem Blut, Erzeugung und Reinigung von MDR-1-Genfragmenten
-
Die
genomische DNA wurde durch Ionenaustausch-Chromatographie-Standardverfahren
erhalten (Qiagen-Kits für
die Isolierung genomischer DNA aus Blut). Das Blut aller Individuen,
die untersucht wurden (Freiwillige aus dem Department of Pharmacology
der Charité Berlin)
wurde unter Berücksichtigung
aller rechtlichen, ethischen und medizinischen sowie bürokratischen
Vorschriften des Charité-Klinikums
in Berlin, Deutschland, gewonnen.
-
Es
wurden spezifische Oligonucleotid-Primer verwendet, 2 für jedes
Fragment, um durch die Polymerase-Kettenreaktion (PCR) definierte
DNA-Fragmente zu erhalten, die spezifische Teile des menschlichen MDR-1-Gens
enthielten. Diese spezifischen Oligonucleotid-Primer wurden so konstruiert,
dass sie an Sequenzen stromaufwärts
und stromabwärts
der verschiedenen Exons des MDR-1-Gens banden. Die so erhaltenen DNA-Fragmente
codierten nicht nur die Exonsequenzen, sondern auch Teile der Intronsequenzen
an den Exon-Intron-Grenzen. Von solchen Intronsequenzen, die sich
nahe den Exons befinden, ist bekannt, dass sie für die korrekte Prozessierung
und die anschließende
Expression der das Protein codierenden mRNA wichtig sind, ein Prozess,
der als „Spleißen" bekannt ist. Die
Oligonucleotid-Primerpaare, die für jedes der 28 Exons des menschlichen
MDR-1-Gens optimiert
wurden, wurden synthetisiert und durch Affinitäts-Chromatographie (OPC-Kartuschen)
gereinigt. Die Sequenz jedes Primers ist in der Tabelle 1 aufgelistet.
-
Die
Polymerase-Kettenreaktionen wurden unter Bedingungen durchgeführt, die
für jedes
der Fragmente, die die 28 Exons des menschlichen MDR-1-Gens sowie
die Promotor- und die Enhancer-Kernregion abdeckten, optimiert wurden.
Die PCRs wurden für
alle Exons in einem Reaktionsvolumen von 25 μl durchgeführt. Es wurden 50 ng DNA-Matrize
einem Standard-PCR-Puffer (Qiagen, Hilden) zugegeben, der 1,5 mM MgCl2 (Qiagen, Hilden), 50 μM dNTPs (Qiagen, Hilden), 25
pMol jedes Primers (Metabion, München)
und 0,625 E Taq-Polymerase (Qiagen, Hilden) enthielt. Alle PCRs
wurden auf einem Perkin Elmer-Thermozyklusgerät (Modell 9700) durchgeführt und
zwar mit einem anfänglichen
Denaturierungsschritt von 2 Min. bei 94°C und 36 Amplifikationszyklen
mit 45 Sek. Denaturierung bei 94°C,
45 Sek. Primer-Anlagerung, wobei die Temperatur von der Schmelztemperatur
des Primers abhing (PCR-Bedingungen: A-H), und 45 Sek. bei 72°C, gefolgt
von einer abschließenden
Verlängerung
bei 72°C über 5 Min.
Für die
individuellen PCR-Bedingungen
A-H wurden die folgenden Anlagerungs-Temperaturen verwendet: A:
53°C; B:
56°C; C:
55°C, D:
57,5°C;
E: 58°C; F:
59°C; G:
54°C und
H: 60°C.
-
Für alle Fragmente
(Promotor und Enhancer) wurden die PCRs in einem Reaktionsvolumen
von 50 µl durchgeführt. Es
wurden 50 ng DNA-Matrize (Ausnahme: 100 ng für die Promotor-Fragmente 1-3)
einem Standard-PCR-Puffer (Qiagen, Hilden) zugegeben, der 1,5 mM
MgCl2 (Qiagen, Hilden), 200 µM dNTPs
(Qiagen, Hilden), 30 pMol jedes Primers (Metabion, München; Ausnahme:
20 pMol für
das Enhancer-Fragment 1) und 1 E Taq-Polymerase (Qiagen, Hilden)
enthielt. Alle PCRs wurden auf einem Perkin Elmer-Thermozyklusgerät (Modell
9700) durchgeführt
und zwar mit einem anfänglichen
Denaturierungsschritt von 3 Min. bei 94°C und verschiedenen Amplifikationszyklen
(30 für
die Promotor-Fragmente 2 + 4 und das Enhancer-Fragment 1; 31 für das Promotor-Fragment
3; 32 für
das Promotor-Fragment 1 und das Enhancer-Fragment 2) mit 30 Sek. Denaturierung
bei 94°C,
30 Sek. Primer-Anlagerung, wobei die Temperatur von der Schmelztemperatur
des Primers abhing (PCR-Bedingungen: A und B), und 30 Sek. bei 72°C gefolgt
von einer abschließenden
Verlängerung
bei 72°C über 2 Min.
Für die
individuellen PCR-Bedingungen
A und B wurden die folgenden Anlagerungs-Temperaturen verwendet:
A: 58°C;
B: 56°C.
-
Die
optimierten PCR-Bedingungen und die resultierende Größe der gewünschten
und auf diese Weise erhaltenen Fragmente sind in Tabelle 1 aufgelistet.
Beispiele für
die so erhaltenen MDR-1-Genfragmente, die für die weitere Analyse des individuellen
Genotyps verwendet wurden, werden in 1 gezeigt.
-
Die
definierten DNA-Fragmente, die spezifische Teile des menschlichen
MDR-1-Gens enthielten,
d. h. Exonsequenzen sowie Teile der Intronsequenzen an den Exon-Intron-Grenzen,
wurden weiter bearbeitet, um nicht eingebaute Nucleotide und Pufferbestandteile
zu entfernen, die andernfalls die anschließende Bestimmung des individuellen
MDR-1-Genotyps durch direkte DNA-Sequenzierung beeinträchtigen
könnten.
Für diese
Reinigung wurden Ionenaustausch-Chromatographie-Standard-Verfahren verwendet
(Qiagen-Kits für
die Reinigung von PCR-Fragmenten). Bei allen Fragmenten wurden ausreichende
Mengen an gereinigten Fragmenten erhalten, die für die direkte DNA-Sequenzanalyse
geeignet waren. Beispiele für
gereinigte MDR-1-Genfragmente,
die für
die direkte Sequenzanalyse des individuellen MDR-1-Genotyps verwendet
wurden, werden in 1 gezeigt.
-
Beispiel 2: Identifizierung unterschiedlicher
Allele des MDR-1-Gens durch die Bestimmung der Sequenzen von verschiedenen
Individuen
-
Für die Sequenzanalyse
der relevanten Regionen des menschlichen MDR-1-Gens aus vielen unterschiedlichen Individuen
wurde eine PCR-Amplifikation der relevanten Regionen des MDR-1-Gens
durchgeführt
(vergleiche mit Tab. 1), und die gereinigten PCR-Produkte wurden
anschließend
mittels etablierter Verfahren sequenziert (ABI-Dyeterminator-Zyklus-Sequenzierung).
Ein sehr wichtiger Parameter, der bei der Verwendung dieses Ansatzes
berücksichtigt
werden musste, war, dass jedes normale menschliche Individuum zwei
MDR-1-Genkopien trägt.
Aufgrund dieser Diploidie (der autosomalen Gene, und MDR-1 wird
autosomal codiert) musste die Auswertung der Sequenzen sehr sorgfältig erfolgen,
damit es möglich
war, nicht nur homozygote Sequenzvarianten, sondern auch heterozygote
Sequenzvarianten eindeutig zu identifizieren. Aus diesem Grund verließen wir
uns niemals auf nur eine identifizierte Sequenz, sondern bestimmten
immer mindestens zwei Sequenzen für jedes definierte MDR-1-Genfragment
aus jedem Individuum; dies erfolgte durch die Sequenzierung der
beiden gegenläufigen
DNA-Stränge.
-
Bei
der anfänglichen
Auswertung der MDR-1-Genvarianten in der menschlichen Population
wurde die Sequenzanalyse der relevanten Regionen, die alle Exons
des menschlichen MDR-1-Gens umfassten, mit der genomischen DNA aus
24 verschiedenen Individuen durchgeführt. Diese Zahl an individuellen
Proben wurde dann für
ausgewählte
MDR-1-Genfragmente erweitert, von denen einige aus 127 Individuen
analysiert wurden. Die Sequenzen wurden manuell auf das Auftreten
von DNA-Sequenzen hin inspiziert, die von den veröffentlichten
MDR-1-Sequenzen abwichen, welche in dieser gesamten Arbeit als „Wildtyp"-Sequenzen angesehen
werden. Da die Populationsgenetik eine Berechnung der erwarteten
Häufigkeit
von homozygoten gegenüber
heterozygoten Allelen eines definierten Gens ermöglicht (Hardy-Weinberg-Gleichung:
p2 + 2pq + q2 =
1), war es auch möglich,
die (nach dieser Gleichung) vorhergesagte Verteilung von homozygoten
gegenüber
heterozygoten Allelen und Abweichungen durch die experimentellen
Befunde zu bestätigen.
Dies diente als interne Kontrolle und Bestätigung, dass eine nachgewiesene
Sequenzabweichung tatsächlich
ein neues Allel darstellt.
-
Unter
Anwendung dieses Ansatzes wurden mehrere neue Sequenzvarianten des
MDR-1-Gens entdeckt und experimentell bestätigt; diese werden in 2 gezeigt.
8 Polymorphismen traten in den Intronsequenzen auf, die die Exons
5, 6, 12 und 17 nahe flankieren (SEQ ID NO: 91, 154 und 160 für Exon 5),
(SEQ ID NO: 101 und 166 für
Exon 6), (SEQ ID NO: 116 für
Exon 12) und (SEQ ID NO: 119 und 172 für Exon 17). 7 Polymorphismen
wurden in der codierenden Region gefunden, 2 in den Exons 2 und
26 und jeweils einer in den Exons 5, 11 und 12 und einer in dem
nicht codierenden Exon 1 (SEQ ID NO: 79 und 85 (für Exon 2),
122 und 178 (für
Exon 26), 97 (für
Exon 5), 106 (für
Exon 11), 112 (für
Exon 12) und 73 (für
Exon 1). 3 Variationen führten
zu Veränderungen
der Aminosäuresequenz
des MDR-1-Proteins (SEQ ID NO: 85 (N21D) beziehungsweise 97 (F103S)
und 106 (S400N). Diese Veränderungen
führen
zu einer Veränderung
des MDR-Proteins. Eine Veränderung,
die das Protein nicht verändert,
ist direkt vor dem ATG-Translations-Start-Codon lokalisiert (SEQ
ID NO: 79). Es ist bekannt, dass diese Position für den Grad
der Expression eines Proteins sehr wichtig ist, indem sie die Effizienz
der Translation kontrolliert. Weitere Polymorphismen verändern die
Aminosäure-Zusammensetzung
des MDR-1-Proteins nicht, aber sie sind dennoch nützliche
Hilfsmittel für
die Bestimmung des MDR-1-Genotyps, weil jede dieser Varianten ein
neues MDR-1-Allel
definiert. Es ist bekannt, dass die Expression des MDR-1-Gens zwischen
den verschiedenen Individuen stark variiert, und eine sehr wahrscheinliche Erklärung für diese
Variabilität
in den Expressionsspiegeln sind die allelischen Unterschiede im
MDR-1-Gen direkt sowie in den Regionen, die es umgeben. Daher können alle
neuen und definierten MDR-1-Allele als Marker für die Bestimmung des MDR-1-Genstatus von Patienten
dienen. Die Bedeutung dieser Bestimmung des MDR-1-Genotyps für die Diagnose
und die Therapie von Erkrankungen ist den Fachleuten auf diesem
Gebiet wohlbekannt, und sie wurde in dem einführenden Abschnitt in Einzelheiten
erklärt.
-
Die
exakten Positionen und weitere Details der neuen MDR-1-Allele, einschließlich der
genauen neuen Sequenzen und Sequenz-Abweichungen sowie der homozygoten
vs. heterozygoten Verteilung der Allele in der Population sind in
Tabelle 2 aufgelistet. Die erwartete Häufigkeit für homozygote Individuen des
varianten Allels wurde auf Grundlage der Hardy-Weinberg-Verteilung
berechnet. Die abweichende Base in der Sequenz ist fett gedruckt
und unterstrichen. 2 zeigt Beispiele für die Entdeckung
und das Auftreten neuer Varianten in den DNA-Proben von homozygoten
und heterozygoten Individuen.
-
Beispiel 3: Verfahren für den spezifischen
Nachweis und die Diagnose der MDR-1-Allele
-
Verfahren
für den
Nachweis der verschiedenen MDR-1-Allele, die identifiziert wurden,
verwenden das Prinzip, dass spezifische Sequenzunterschiede in Reagenzien
für die
Unterscheidung von Allelen translatiert werden können. Diese Reagenzien liefern
das nötige
Grundgerüst
für die
Entwicklung von diagnostischen Tests. Beispiele für solche
Reagenzien umfassen Oligonucleotide, die von der Wildtyp-MDR-1-Sequenz
in dem neu identifizierten Basenaustausch abweichen, sind jedoch
nicht auf diese beschränkt.
Die Prinzipien der diagnostischen Tests für die Bestimmung des individuellen
MDR-1-Genstatus umfassen oft Unterschiede in der Hybridisierungseffizienz
solcher Reagenzien mit den verschiedenen MDR-1-Allelen, sind jedoch
nicht darauf beschränkt.
Denn darüber
hinaus können
Unterschiede in der Effizienz solcher Reagenzien, oder als unterschiedliche
Substrate, bei enzymatischen Reaktionen angewendet werden, wie z.
B. Ligasen oder Polymerasen oder Restriktionsenzyme. Die Prinzipien
dieser Tests sind den Fachleuten wohlbekannt. Beispiele sind PCR-
und LCR-Verfahren, Chip-Hybridisierungen
oder MALDI-TOF-Analysen. Solche Verfahren werden im Fachgebiet beschrieben,
wie z. B. PCR-Verfahren: Newton (1984), PCR, BIOS Scientific Publishers,
Oxford; LCR-Verfahren: Shimer, Ligase chain reaction, Meth. Mol.
Biol. 46 (1995) 269-278; Chip-Hybridisierung: Ramsay, DNA chips,
State-of-the art, Nature Biotechnology 16 (1998) 40-44 und MALDI-TOF-Analyse:
Ross, High level multiplex genotyping by MALDI-TOF mass spectrometry,
Nature Biotechnology 16 (1998) 1347-1251. Andere Testprinzipien
basieren auf der Verwendung von Reagenzien, die die MDR-1-Variante
in Form des translatierten und exprimierten Proteins spezifisch
erkennen. Beispiele dafür
sind Allel-spezifische Antikörper,
Peptide, Substrat-Analoga, Inhibitoren oder andere Stoffe, die an
die verschiedenen Formen des MDR-1-Proteins binden (und in einigen
Fällen
auch ihre Wirkung modifizieren), die durch die neuen MDR-1-Allele
codiert werden. Die hier vorgestellten Beispiele, die die Prinzipien
von diagnostischen Tests mit Reagenzien demonstrieren sollen, welche
aus den neuen, in dieser Anwendung definierten Nucleotidaustauschen
abgeleitet wurden, basieren auf PCR-Verfahren. Es ist offensichtlich,
dass unter Verwendung der beschriebenen spezifischen Reagenzien
jedes beliebige der anderen Verfahren ebenfalls für die Unterscheidung
von MDR-1-Allelen
eingesetzt werden kann.
-
Beispiel 4: Diagnose von MDR-1-Allelen
durch spezifische PCR
-
Die
Allel-spezifische PCR ist ein Verfahren, das den Fachleuten wohlbekannt
ist und das die Unterscheidung der verschiedenen Allele eines Gens
durch die Anwendung der Polymerase-Kettenreaktion mit Reagenzien
(Primer-Kombinationen) erlaubt, die für den Nachweis von Einzelallel-Sequenzen
entworfen wurde. Der Hauptbestandteil eines solchen Tests und das
einzige Reagenz, das die Spezifität eines solchen Tests bereitstellt,
sind die Oligonucleotide, die so entworfen werden, dass sie Sequenzen
enthalten, die zwischen den unterschiedlichen Allelen eines Gens
spezifisch unterscheiden.
-
In
diesem Beispiel wurden spezifische Oligonucleotide konstruiert,
die zwischen den unterschiedlichen MDR-1-Allelen aufgrund ihrer
unterschiedlichen Hybridisierungseffizienz mit den verschiedenen
Allelen, sowie aufgrund ihrer unterschiedlichen Fähigkeit,
als Substrate für
enzymatische Reaktionen zu dienen (wobei das Enzym in diesem Beispiel
eine hitzestabile Polymerase ist), unterscheiden können. Die
Reagenzien, die spezifisch konstruiert wurden und in der Lage sind,
die Anwesenheit und/oder die Abwesenheit eines neu definierten MDR-1-Allels in einem menschlichen
Individuum nachzuweisen, werden als spezifische Primer-Kombinationen
für jedes
neue Allel in Tabelle 3 aufgelistet. Die Konstruktion dieser Reagenzien
basiert auf den neu entdeckten Nucleotidsequenzen und Basenaustauschen
im menschlichen MDR-1-Gen, die im Beispiel 2 dargestellt und in
Tabelle 2 und in 2 aufgelistet sind. Neben der
Konstruktion der spezifischen Reagenzien bedürfen die diagnostischen Tests,
die auf dem Prinzip der Polymerase-Kettenreaktion basieren, der Optimierung der
Testbedingungen, d. h. optimierte PCR-Bedingungen. Das Ergebnis
eines Tests wird in einem solchen Fall als Anwesenheit oder Abwesenheit
eines spezifischen DNA-Fragments aufgezeigt, das unter Verwendung
genomischer DNA aus einem menschlichen Individuum als zu untersuchender
Bestandteil (Matrize) erhalten wurde. Die Herstellung der genomischen
DNA aus dem Blut von Individuen wird in Beispiel 1 beschrieben.
-
Die
PCRs wurden für
alle Fragmente in einem Reaktionsvolumen von 20 µl durchgeführt. Es wurden 50 ng DNA-Matrize
einem Standard-PCR-Puffer (Qiagen, Hilden) zugegeben, der 1,5 mM
MgCl2, 250 µM dNTPs (Qiagen, Hilden),
1 × Q-Lösung (Qiagen, Hilden), 20 pMol
jedes Primers (Metabion, München,
spezifischer WT-Primer + gemeinsamer Primer und spezifischer MUT-Primer
+ gemeinsamer Primer) und 1 E Taq-Polymerase (Qiagen, Hilden) enthielt.
Alle PCRs wurden auf einem Perkin Elmer-Thermozyklusgerät (Modell
9700) durchgeführt
und zwar mit einem anfänglichen
Denaturierungsschritt von 3 Min. bei 95°C und 30 Amplifikationszyklen
mit 30 Sek. Denaturierung bei 94°C,
30 Sek. Primer-Anlagerung,
wobei die Temperatur von der Schmelztemperatur des Primers abhängig war
(PCR-Bedingungen: A-E), und 30 Sek. bei 72°C gefolgt von einer abschließenden Verlängerung
bei 72°C über 8 Min.
Für die
individuellen PCR-Bedingungen
A-E wurden die folgenden Anlagerungs-Temperaturen verwendet: A:
54°C; B:
58°C; C:
50°C, D:
61°C; E:
53°C.
-
Die
abweichenden Basen in der entsprechenden spezifischen Primersequenz
sind unterstrichen und fett gedruckt. Die Anwesenheit oder die Abwesenheit
eines spezifischen DNA-Fragments bei diesem Testansatz resultiert
in der An- oder der Abwesenheit des untersuchten Allels.
-
Beispiele
für solche
Auswertungen als Ergebnis einer MDR-1-Allele nachweisenden Diagnose
werden in 3 gezeigt. Aus diesen Beispielen
(Tab. 3, 3) ist offensichtlich, dass
diese Tests für
die Unterscheidung der Anwesenheit der analysierten MDR-1-Allele
bei Menschen geeignet sind. Es können
homozygote sowie heterozygote, häufige
sowie seltene Allele des MDR-1-Gens nachgewiesen werden. Die Spezifität dieser Tests
beruht ausschließlich
auf und ist vollständig
abhängig
von den spezifischen Oligonucleotid-Reagenzien, die verwendet wurden.
Die Konstruktion dieser Reagenzien war andererseits von der Sequenzinformation
der entdeckten MDR-1-Genvarianten und der neuen Allele abhängig, die
im Beispiel 2 und in der Tabelle 2 gezeigt werden.
-
Beispiel 5: Diagnose und Korrelation verschiedener
MDR-1-Polymorphismen mit den Expressionsspiegeln und der in vivo-Aktivität von MDR-1
in Patienten
-
Um
mögliche
direkte Korrelationen der MDR-1-Polymorphismen mit klinisch relevanten
Phänotypen
in Menschen zu identifizieren, wurden Probanden aus einer Studie
am Dr. Margarete Fischer-Bosch-Institut für Klinische Pharmakologie in
Stuttgart der Bestimmung der MDR-1-Polymorphismen, wie in den Beispielen
2-4 beschrieben, unterzogen. Die Expressionsspiegel des MDR-1-Gens
im Colon und in der Leber dieser Patienten wurden auch durch einen
etablierten immunhistochemischen Nachweis des MDR-1-Proteins ermittelt.
Neben den Messungen der Expressionsspiegel von MDR-1 im Colon wurden
in der Probanden-Population
auch Messungen von MDR-1 nach der Induktion des Gens durch Rifampicin
durchgeführt.
Ebenso wurde die in vivo-Aktivität
von MDR-1 unter nicht-induziert
und unter Rifampicin-induzierten Bedingungen bestimmt, dies erfolgte
durch die Messung der Blutkonzentrationen von oral verabreichtem
Digoxin (1 mg), das ein bekanntes MDR-1-Substrat darstellt und dessen
Konzentration im Blut auch von der MDR-1-Aktivität im Colon abhängt.
-
Die
Ergebnisse der MDR-1-Messungen, der Rifampicin-Induktions-Experimente und der
Digoxin-Experimente sowie die Ergebnisse der MDR-1-Polymorphismus-Nachweisanalyse
in der Probanden-Population zeigt Korrelationen zwischen der MDR-1-Genexpression
und der in vivo MDR-1-Aktivität
bei bestimmten Polymorphismen.
-
MDR-1-Proteinspiegel:
-
Wie
in Tabelle 4 gezeigt, korreliert der T/C-Polymorphismus an Position
176 im Exon 26 in (Zugangs-Nrn. M29445/J05168) mit dem Expressionsspiegel
von MDR-1. Die Anwesenheit des T-Allels an dieser Position weist
auf einen niedrigeren MDR-1-Expressionsspiegel im Vergleich zu Proben
hin, die nur das entsprechende C-Allel homozygot aufweisen. Der
Mittelwert der durch Rifampicin induzierten MDR-1-Spiegel in der Population mit dem
C-Allel ist viel höher
als derjenige in der T-Population
(924 gegenüber
587 relative Einheiten). Damit in völliger Übereinstimmung steht, dass
ein Proband, der für
das T-Allel homozygot war, den niedrigsten nachweisbaren MDR-1-Spiegel
im nicht-induzierten sowie im induzierten Zustand aufwies, während ein
für das
C-Allel homozygoter Proband den höchsten Spiegel aller untersuchten
Probanden besaß.
Der Unterschied in den induzieren MDR-1-Expressionsspiegeln zwischen
diesen Individuen war 9-fach.
-
In vivo-MDR-1-Aktivität:
-
Tabelle
5 zeigt die Ergebnisse der Messungen der in vivo-Aktivität von MDR-1
unter nicht-induzierten und unter Rifampicin-induzierten Bedingungen.
Dies wurde durch die Messung der Blutkonzentrationen von oral verabreichtem
Digoxin ermittelt, das ein bekanntes MDR-1-Substrat darstellt und
dessen Konzentration im Blut auch von der MDR-1-Aktivität im Colon
abhängig
ist. In Übereinstimmung
mit der Beobachtung, dass der T/C-Polymorphismus an Position 176
in der Sequenz mit den Zugangs-Nrn. M29445/J05168 im Exon 26 mit
dem Expressionsspiegel von MDR-1 korreliert, wurde eine Korrelation
dieses Polymorphismus mit den Spiegeln an Digoxin im Blut beobachtet,
die wiederum die Aktivität
des MDR-1-Proteins in vivo widerspiegeln. Probanden, die das T-Allel
besaßen
(korreliert mit schwächerer
MDR-1-Expression,
vergleiche mit Tabelle 4), enthielten höhere Spiegel an Digoxin im
Blut im Vergleich zu Probanden, die nur das C-Allel homozygot aufwiesen.
Der Grund dafür
ist, dass die Aufnahme von MDR-1-Substraten wie z. B. Digoxin aus
dem Colon in das Blut in Menschen mit niedrigerer MDR-1-Expression
effektiver zu sein scheint. Dies stimmt mit der Funktion von MDR-1-Transporters
im Colon vollkommen überein,
d. h. Re-Transport und Eliminierung von Substraten aus den aufnehmenden
Zellen in das Lumen des Colon. Der Mittelwert der nicht-induzierten
sowie der durch Rifampicin induzierten Digoxin-Konzentrationen im
Blut (die invers mit der MDR-1-Aktivität korreliert
ist) der C-Allel-Population ist ständig niedriger als derjenige
in der T-Population (63,9 gegenüber
44,9 beziehungsweise 45 gegenüber
28,6 Dig, AUC, induziert). Damit in völliger Übereinstimmung steht, dass
ein Proband, der für
das T-Allel homozygot
war, die höchste
nachweisbare Digoxin-Konzentration im Blut nach der Induktion durch
Rifampicin aufwies (57,3 Dig, AUC) und ein für das C-Allel homozygoter Proband
den niedrigsten Spiegel aller Probanden besaß (12,3 Dig, AUC). Der Unterschied
der Digoxin-Blutspiegel zwischen diesen Individuen betrug über 4-fach.
-
MDR-1-Expression in einer Patienten-Population:
-
Die
Ergebnisse unserer Analyse der Korrelation zwischen den MDR-1-Expressionsspiegeln,
der MDR-1-Protein-Aktivität
und der Nachweisanalyse des MDR-1-Polymorphismus werden durch die
Analyse der MDR-1-Expression und die MDR-1-Genotypisierung verschiedener
Patienten aus dem Dr. Margarete Fischer-Bosch-Institut für Klinische Pharmakologie in
Stuttgart weiter bestätigt.
Mit den verschiedenen Gewebeproben der Patienten, insbesondere aus
Colon und Leber, wurden immunhistologische Unersuchungen durchgeführt, und
dann wurden sie miteinander verglichen, um einen relativen Vergleich
des MDR-1-Proteins zwischen diesen Proben zu ermöglichen. Bei jeder Experimentenreihe
wurden die Patientenproben entsprechend ihrer MDR-1-Färbungsintensität eingeteilt,
d. h. die Einstufung als 1. Rang entspricht der höchsten MDR-1-Intensität und die
als letzter Rang der niedrigsten MDR-1-Intensität.
-
Die
Korrelation dieser Klassifikationsanalyse mit dem MDR-1-Genotyp
zeigt, dass das T-Allel des Polymorphismus an Position 176 in der
Sequenz mit den Zugangs-Nrn. M29445/J05168 im Exon 26 mit einer niedrigeren
Expression des MDR-1-Gens, im Vergleich mit Patienten korreliert,
die an dieser Position das C-Allel homozygot aufweisen. Bei dieser
Analyse zeigten auch zwei andere Polymorphismen eine gewisse Korrelation
mit der MDR-1-Expression: ein homozygoter T-Genotyp an Position
171466 in AC002457 (Intron 4) kann mit einer hohen Expression korrelieren,
und ein Polymorphismus (G/A) an Position 101 im Exon 11 (M29432/J05168)
kann mit einer niedrigen Expression korrelieren.
-
Beispiel 6: Validierung der Genotyp/Phänotyp-Korrelation
des (C3435T)-Polymorphismus
im Exon 26 mit einer erweiterten Probenzahl
-
Um
die Korrelation des Einzel-Nucleotid-Polymorphismus (SNP) T/C an
Position 176 in der Sequenz mit den Zugangs-Nrn. M29445/J051680,
der in den vorstehenden Beispielen beschrieben wurde und nun als MDR-1-Exon
26-SNP-C3435T bezeichnet
wird (die Position entspricht der MDR-1-cDNA mit der Genbank-Zugangs-Nr. AF016535,
Codon TTC im Exon 10, d. h. F335 fehlt in dieser Sequenz, die erste
Base des ATG-Start-Codons wird als 1 gesetzt), mit den Spiegeln
der MDR-1-Expression im Darm weiter zu bestätigen (erste Ergebnisse wurden
in Beispiel 5 gezeigt), wurden zusätzliche Freiwillige in einer
weiteren experimentellen Studie am Dr. Margarete Fischer-Bosch-Institut
für Klinische
Pharmakologie in Stuttgart analysiert. Die Expressionsspiegel von
MDR-1 im Darm dieser Freiwilligen und Patienten waren bereits durch
quantitative Immunhistochemie und Western-Blot-Analysen von Biopsien und Darmzellen-Präparaten
des Zwölffingerdarms bestimmt
worden. Um abzusichern, dass diese Analyse die spezifische PGP-Expression
in den Darmzellen widerspiegelt, wurde ein zusätzliches Markerprotein, das
in Darmzellen exprimiert wird, d. h. Villin, gleichzeitig analysiert.
Die Ergebnisse dieser Analyse werden in 4 gezeigt.
Der T/T-Genotyp ist mit signifikant niedrigeren MDR-1- Expressionsspiegeln
im Vergleich zu dem C/C-Genotyp assoziiert. Individuen mit dem C/T-Genotyp
zeigen einen intermediären
Phänotyp.
-
Für eine weitere
Validierung der Korrelation des MDR-1-Genotyps mit der Digoxin-Aufnahme
im Darm wurden zusätzliche
Freiwillige einer anderen klinischen Studie an dem Universitären Medizinischen
Zentrum der Charité in
Berlin, bei der die Blutspiegel von Digoxin nach oraler Einnahme
(ohne Rifampicin-Induktion und Bestimmung des PGP-Proteins, Johne
et al. (1999) Clin. Pharmacol. Thr. 66, 338-345) untersucht wurden, auf ihren MDR-1-Genotyp
im Exon 26 hin getestet. Bei dieser Studie wurden die maximalen
Plasmakonzentrationen (Cmax) während Fließgleichgewichtsbedingungen
von Digoxin untersucht. Dieser pharmakokinetische Parameter offenbart
besonders Unterschiede in der Absorption von Digoxin zwischen den
verschiedenen Gruppen. 5 zeigt einen
Vergleich der Cmax-Werte für Digoxin
von 7 Freiwilligen, die das T/T-Allel homozygot aufwiesen, und 7
Freiwilligen mit dem homozygoten C/C-Genotyp im Exon 26. Freiwillige,
die für
das T-Allel homozygot waren, zeigten signifikant höhere Spiegel
an Digoxin im Vergleich zu Freiwilligen mit dem C/C-Genotyp. Der
mittlere Unterschied von 38% in Cmax von
Digoxin zwischen den Gruppen ist statistisch signifikant (p = 0,006,
Mann Whitney U-2
Proben-Test) und spiegelt den Einfluss dieses Polymorphismus auf
die Pharmakokinetik von Digoxin wider.
-
4: Korrelation des SNPs im Exon 26 mit
der MDR-1-Expression unter nicht-induzierenden
Bedingungen. Der MDR-Phänotyp
(Expression und Aktivität)
von 21 Freiwilligen und Patienten wurde durch Western-Blot-Analyse
bestimmt. Die Abbildung zeigt die Verteilung der MDR-1-Expression,
die entsprechend des MDR-1-Genotyps
des relevanten SNP im Exon 26 verteilt ist. Die Genotyp-Phänotyp-Korrelation besitzt
eine Signifikanz von p = 0,056 (N = 21).
-
-
5: Korrelation des MDR-1-Genotyps und
der Digoxin-Aufnahme in vivo. Der MDR-1-Genotyp im Exon 26 wurde in 14 gesunden
Freiwilligen analysiert, die an einer klinischen Studie teilnahmen,
bei der die Blutspiegel von Digoxin während Fließgleichgewichtsbedingungen
untersucht wurden (Johne et al. (1999) Clin. Pharmacol. Thr. 66,
338-345). Es wurde ein statistisch signifikanter Unterschied (p
= 0,006; Mann-Whitney U 2-Probentest) bei dem Vergleich der maximalen
Konzentrationen (Cmax) von Digoxin zwischen
den beiden Gruppen von je 7 gesunden Freiwilligen gefunden, die
entweder den T/T- oder den C/C-Genotyp aufwiesen. Der mittlere Unterschied
von 38% in Cmax könnte die Bedeutung des Genotyps
auf die Absorption von Digoxin nach der oralen Anwendung widerspiegeln.
Es wurde eine Dosis von 0,25 mg beim Fließgleichgewicht von Digoxin
verwendet.
-
-
Beispiel 7: Identifizierung neuer MDR-1-Polymorphismen
durch Sequenzanalyse einer großen
Gruppe verschiedener Individuen
-
Eine
erweitere Suche nach SNPs im menschlichen MDR-1-Gen offenbarte neben
den verschiedenen neuen MDR-1-Polymorphismen zahlreiche weitere
neue Polymorphismen im MDR-1-Gen, die in Tabelle 8 aufgelistet sind.
Bei dieser neuen Suche wurde die Zahl an individuellen Proben auf
alle MDR-1-Exons sowie auf die MDR-1-Promotorfragmente ausgeweitet,
von denen einige bei 236 Individuen untersucht wurden.
-
Es
ist möglich,
dass neben dem SNP (C3435T) im Exon 26 des MDR-1-Gens, der verwendet
werden kann, um die PGP-Expression vorherzusagen, andere seltenere
Polymorphismen in Regionen des MDR-1-Gens ebenfalls einen Einfluss
auf die Expression ausüben.
So ist es z. B. sehr wahrscheinlich, dass Polymorphismen im Promotor
und SNPs, die das Protein verändern,
eine zusätzliche
Wirkung auf die MDR-1-Expression und Aktivität haben. Darüber hinaus
können
diese neuen Polymorphismen genutzt werden, um den genauen individuellen
MDR-1-Genotyp zu
bestimmen – d.
h. die Allel-Zusammensetzung – die für jedes
Individuum einzigartig sein kann und die daher sehr nützlich ist,
um die individuelle, von MDR-1 abhängige Antwortreaktion auf Wirkstoffe
vorherzusagen.
-
Je
mehr Polymorphismen im menschlichen MDR-1-Gen bekannt werden, desto
vollständiger
und somit auch nützlicher
wird eine Beschreibung des individuellen MDR-1-Genotyps sein. Die
Identifizierung dieser 32 neuen MDR-1-Polymorphismen ist ein weiterer wichtiger
Schritt in Richtung auf das Ziel einer Etablierung der vielen unterschiedlichen
MDR-1-Genotypen, durch die das Ergebnis und die Nebenwirkungen einer
Wirkstofftherapie vorhergesagt werden können.
-
Beispiel 8: Bestimmung des Polymorphismus
(C3435T) im Exon 26 des MDR-1-Gens
als pharmakogenetischer Faktor, der die Wirkstoff-Spiegel in Kombination
mit anderen pharmakogenetischen Faktoren beeinflusst.
-
Der
krampflösende
Wirkstoff Phenytoin wird üblicherweise
bei der Therapie der Epilepsie, der akuten und chronischen Unterdrückung von
ventrikulären
Arrhythmien und bei Digitalis-Vergiftung verwendet. Der enge therapeutische
Bereich und eine Reihe an schweren Nebenwirkungen in Kombination
mit einer nicht-linearen Pharmakokinetik (d. h. überproportionale Steigerung
der Plasmaspiegel als Antwort auf eine Erhöhung der Dosis) stellen eine
Herausforderung bei den Behandlung mit Phenytoin dar, und geeignete
Parameter, um die Plasmaspiegel aus einer bestimmten Dosis vorhersagen
zu können,
sind sehr wünschenswert,
um das therapeutische Ergebnis zu verbessern und um Nebenwirkungen
zu verhindern.
-
Es
ist bekannt, dass die polymorphen Enzyme 2C9 und 2C19 eine Wirkung
auf den Stoffwechsel von Phenytoin haben (Mamiya et al., 1998, Epilepsia,
Dez. 39(12):1317-23), und es wurde auch gezeigt, dass Defekte in
2C9 zu abnormen Blutspiegeln führen
können,
die Nebenwirkungen oder eine Unwirksamkeit des Wirkstoffes verursachen
können
(Aynacioglu et al., 1999, Br. J. Clin. Pharmacol. Sep. 48(3):409-415).
Es ist jedoch auch klar, dass die Bestimmung des Genotyps von 2C9
es nicht erlaubt, aus einer bestimmten Dosis eine genaue Vorhersage
des Blutspiegels herzuleiten. Sogar bei Individuen, für die der
2C9-Genotyp bestimmt wurde und bei denen der entsprechenden Enzym-Genotyp
kompensiert wurde, können
die Blutspiegel signifikant variieren.
-
Tabelle
6 zeigt, dass der SNP (C3435T) im Exon 26 des MDR-1-Gens – neben
2C9 – eine
deutliche Rolle bei den Phenytoin-Blutspiegeln spielt, und die Bestimmung
des MDR-1-Genotyps für
diesen SNP eine genauere Korrelation zwischen der Phenytoin-Dosis,
dem Genotyp und den Blutspiegeln erlaubt.
-
Innerhalb
der mit dem 2C9/19-Enzym genotypisierten Gruppen kann die Variation
der Spiegel durch den MDR-1-Genotyp erklärt werden, insbesondere bei
den Gruppen von 2C9/C19, die schlechte Metabolisierer darstellen
und die bereits einen erhöhten
Blutspiegel aufweisen. In diesen Fällen ist die Bestimmung des MDR-1-Genotyps in der
Lage, eine Untergruppe von Patienten zu identifizieren, die ein
erhöhtes
Risiko aufweist, ungewöhnlich
hohe Phenytoin-Blutspiegel zu zeigen: schlechte Metabolisierer besitzen
den MDR-1-Gentyp T/T. Diese Patienten besitzen ein erhöhtes Risiko
für nachteilige
Wirkungen des Wirkstoffs bei einer Überdosierung. So zeigte zum
Beispiel in einer Gruppe von 100 Patienten, die Phenytoin erhielten,
ein 2C9-defizienter Patient mit dem Genotyp für einen niedrigen PGP-Spiegel
(T/T) die höchste
Konzentration im Blut, was im Vergleich zu der „normalen" Population einer etwa zweifachen Steigerung
entspricht. Die Korrelation zwischen dem Cyp-2C9-Gentoyp und den
Phenytoin-Spiegeln im Plasma ist statistisch signifikant, aber die
Signifikanz erhöht
sich, wenn man den MDR-1-T/T-Genotyp
als Kovariante berücksichtigt
(p < 0,001, ANCOVA) Tabelle 6: Abhängigkeit der Phenytoin-Spiegel
von pharmakogenetischen Faktoren
MDR-1-Genotyp | CC
und CT | TT |
PGP-Konzentration
im Darm | hoch/mittel | niedrig |
Phenytoin-Blutspiegel:
2C9-Metabolisierer | normal | normal |
2C9-schwache
und/oder defiziente Metabolisierer | hoch | SEHR
HOCH |
Tabelle
1 Teil 1
Tabelle
1 Teil 2
Tabelle
1 Teil 3
Tabelle
2 Teil 1
Tabelle
2 Teil 2
Tabelle
2 Teil 3
Tabelle
2 Teil 4
Tabelle
3 Teil 1
Tabelle
3 Teil 2
Tabelle 4
Proben | PGP-Konzentrationen | MDR-1-Genotyp |
Nicht
induzierte Probanden
Nicht induzierte Probanden, Mittelwert | 55
39
276
376
212 | T-Allel
vorhanden (T/T und T/C) an Position 176 in Zug.-Nr. M29445/J05168
im Exon 26 |
Rifampicin-induzierte
Probanden
Rifampicin-induzierte Probanden, Mittelwert | 142
1085
520
601 |
Nicht
induzierte Probanden
Nicht induzierte Probanden, Mittelwert | 587
96
302
291 | T-Allel nicht vorhanden (nur C/C) an Position
176 in Zug.-Nr. M29445/J05168 im Exon 26 |
Rifampicin-induzierte
Probanden
Rifampicin-induzierte Probanden, Mittelwert | 230
423
1264
1086
924 |
Niedrigste
durch Rifampicin induzierte Aktivität | 142,1 | Homozygot
T/T an Position 176 in Zug.-Nr. M29445/J05168 |
Höchste durch
Rifampicin induzierte Aktivität | 1264,9 | Homozygot
C/C an Position 176 in Zug.-Nr. M29445/J05168 |
Tabelle 5
Proben | Digoxin-Konzentration im
Blut | MDR-1-Genotyp |
Nicht
induzierte Probanden
Nicht induzierte Probanden, Mittelwert | 63,6
64,1
73,2
54,7
63,9 | T-Allel
vorhanden (T/T und T/C) an Position 176 in Zug.-Nr. M29445/J05168 |
Rifampicin-induzierte
Probanden
Rifampicin-induzierte Probanden, Mittelwert | 57,3
39
45,8
37,7
45 |
Nicht
induzierte Probanden
Nicht induzierte Probanden, Mittelwert | 55,6
30,8
48,3
44,9 | T-Allel
nicht vorhanden (nur C/C) an Position 176 in Zug.-Nr. M29445/J05168 |
Rifampicin-induzierte
Probanden
Rifampicin-induzierte Probanden, Mittelwert | 39,6
12,3
33,9
28,6 |
Höchster durch
Rifampicin induzierter Digoxin-Blutspiegel | 57,3 | Homozygot
T/T an Position 176 in Zug.-Nr. M29445/J05168 |
Niedrigster
durch Rifampicin induzierter Digoxin-Blutspiegel | 12,3 | Homozygot
C/C an Position 176 in Zug.-Nr. M29445/J05168 |
-
-
-
-
-
-
-
-
-
-
-
-
-
-
-
-
-
-
-
-
-
-
-
-
-
-
-
-
-
-
-
-
-
-
-
-
-
-
-
-
-
-
-
-
-
-
-
-
-
-
-
-
-
-
-
-
-
-
-
-
-
-
-
-
-
-
-
-
-
-
-
-
-
-
-
-
-
-
-