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Technisches Gebiet
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Die
vorliegende Erfindung betrifft neue Zelllinien und Liganden, und
zwar humane und/oder humanisierte monoklonale Antikörper sowie
Fragmente, wie beispielsweise Fab, Fab', F(ab')2, scFv, einzelne
variable Domänen,
komplementaritätsbestimmende
Regionen, Derivate, Homologe und deren Kombinationen, die aus diesen
Zelllinien erhältlich
sind. Sie betrifft auch pharmazeutische Zusammensetzungen, die diese
Liganden enthalten, und Verfahren zur Prophylaxe und zur Behandlung
von Koagulationserkrankungen und resultierenden thrombotischen pathologischen
Zuständen
bei Menschen durch Verabreichen dieser Liganden an Patienten mit
dem Bedarf danach. Sie betrifft auch Verfahren zum Erhalten spezifischer
Antikörper
aus Säugern.
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Hintergrund der Erfindung
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Die
Bildung von Blutgerinnseln behindert nicht nur die Blutung aufgrund
von Verletzungen (Hämostase),
sondern kann in Verbindung mit Arterioskleroseerkrankungen durch
Verschluss einer wichtigen Arterie oder Vene zu ernsthaften Organschäden und
zum Tod führen.
Eine Thrombose ist daher die Bildung von Blutgerinnseln zur falschen
Zeit und am falschen Ort. Sie beinhaltet eine Kaskade aus komplizierten
und regulierten biochemischen Reaktionen zwischen im Blut zirkulierenden
Proteinen (Koagulationsfaktoren), Blutzellen (insbesondere Thrombozyten)
und Elementen einer verletzten Gefäßwand. Antikoagulations- und
Antithrombosebehandlungen zielen darauf ab, die Bildung von Blutgerinnseln
zu hemmen, um so diesen gefährlichen Folgen,
wie beispielsweise Myokardinfarkt, Schlaganfall, Extremitätenverlust
bei peripherer arterieller Erkrankung oder Lungenembolie, vorzubeugen.
Angesichts der Wichtigkeit dieser Erkrankungen ist es daher ziemlich überraschend,
dass Antithrombosetherapien seit Jahren auf einige wenige Medikamente,
und zwar Acetylsalicylsäure
zum Hemmen der Thrombozyten, Heparin, das die Koagulationsfaktoren
IX, X und II (Thrombin) indirekt hemmt, und orales Warfarin, das
die Vit K-abhängigen
Faktoren (VII, IX, X, II und Prot C) hemmt, zurückgreifen. Seit neuestem wurden
niedermolekulare Heparine (die die Faktoren X und II in verschiedenem Maße hemmen),
zum großen
Teil aufgrund der Leichtigkeit ihrer Anwendung (einmal pro Tag eine
subcutane Injektion ohne das Erfordernis von Monitoring) die Antikoagulantien
der Wahl. Mit wachsendem Verständnis der
an Thrombose beteiligten Prozesse, wurde eine wachsende Anzahl an
spezifischen Inhibitoren von Koagulationsfaktoren entwickelt. Ein
besseres Verhältnis
zwischen Wirksamkeit und Sicherheit konnte mit diesen jedoch bis
heute nicht erreicht werden. In großen klinischen Versuchen wurden
insbesondere direkte Thrombin-Inhibitoren mit Komplikationen bei
einer erhöhten
Blutung in Verbindung gebracht.
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Acetylsalicylsäure stellt
auch einen Schutzeffekt vor Thrombose bereit. Sie induziert einen
lang anhaltenden, funktionellen Defekt in Thrombozyten, klinisch
als Verlängerung
der Blutungszeit nachweisbar, durch Hemmung der Cyclooxygenase-Aktivität des humanen
Thrombozytenenzyms Prostaglandin H-Synthase (PGHS-1) in so geringen
Dosen wie 30 bis 70 mg. Da gastrointestinale Nebenwirkungen von
Acetylsalicylsäure dosisabhängig zu
sein scheinen und, zur Sekundärprophylaxe,
eine Behandlung mit Acetylsalicylsäure für einen unbegrenzten Zeitraum
empfohlen wird, gibt es praktische Gründe, die niedrigste Wirkdosis
auszuwählen. Des
Weiteren wurde spekuliert, dass eine niedrige Dosis (30 mg täglich) mehr
antithrombotisch wirken könnte, jedoch
lieferten Versuche zur Identifizierung der optimalen Dosierung widersprüchliche
Ergebnisse. Es wurde behauptet, dass die Dosis von Acetylsalicylsäure, die
zum vollständigen
Unterdrücken
der Thrombozytenaggregation benötigt
wird, bei Patienten mit zerebrovaskulärer Erkrankung höher sein
könnte
als bei gesunden Testpersonen und beim gleichen Patienten von Zeit
zu Zeit variieren könnte.
Mit einer täglichen
Dosisgabe von 30 mg oder mehr senkt Acetylsalicylsäure jedoch
das Risiko für
größere vaskuläre Ereignisse
um höchstens 20
%, so dass ein großer
Spielraum für
Verbesserungen bleibt.
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Die
hemmende Rolle von Acetylsalicylsäure kann zudem sowohl zu einer
Prophylaxe von Thrombose als auch zu einer übermäßigen Blutung führen. Der
Ausgleich zwischen diesen beiden hängt entscheidend von dem absoluten
Risiko eines Patienten für
Thrombose gegenüber
dem für
Hämorrhagie
ab.
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Bei
Patienten mit akutem Myokardinfarkt wurden mit verschiedenen Thrombolysemitteln
eine Reduktion der Infarktgröße, eine
Aufrechterhaltung der Ventrikelfunktion und eine Reduktion der Mortalität gezeigt. Diese
Mittel zeigen jedoch signifikante Mängel, einschließlich der
Notwendigkeit für
große
therapeutische Dosen, einer begrenzten Fibrinspezifizität und einer
signifikanten Neigung zu assoziierter Blutung. Der rekombinante
Gewebe-Plasminogen-Aktivator (t-PA) stellt bei mehr als der Hälfte der
Patienten wieder eine vollständige
Durchgängigkeit
her, während
Streptokinase dieses Ziel bei weniger als einem Drittel erreicht.
Zudem tritt in 5 bis 10 % aller Fälle ein erneutes Verschließen nach
einer Thrombolysetherapie während
des Krankenhausaufenthalts und in bis zu 30 % aller Fälle innerhalb
des ersten Jahres auf, nach Verheugt et al., J. Am. Coll. Cardiol.
(1996) 27: 618–627.
Daher wurden in zahlreichen Studien die Auswirkungen einer kombinativen Antithrombintherapie
auf Patienten mit akutem Myokardinfarkt untersucht. Das U.S. Patent
5,589,173, als ein Beispiel, offenbart ein Verfahren zur Auflösung und
zur Prophylaxe einer erneuten Bildung eines sich verschließenden Thrombus,
welches das Verabreichen eines Gewebefaktor-Protein-Antagonisten,
der ein monoklonaler oder polyklonaler Antikörper sein kann, in Kombination
mit einem Thrombolysemittel, umfasst.
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Es
wurde bereits gezeigt, dass monoklonale Antikörper einen therapeutischen
Wert als Antithrombosemittel haben. Das erste zugelassene Medikament
in diesem Bereich war Abciximab (ReoProTM),
ein humanisiertes Fab-Fragment eines murinen monoklonalen Antikörpers (7E3)
gegen Thrombozyten-GP IIbIIIa-Rezeptoren. Murine Antikörper besitzen
Eigenschaften, die ihre Verwendung bei der Therapierung von Menschen stark
einschränken
kann. Als fremde Proteine können
sie eine anti-Immunglobulin-Antwort, bezeichnet als Mensch-anti-Maus-Antikörper (HAMA),
auslösen,
die ihre therapeutische Wirksamkeit reduziert oder zerstört und/oder
allergische Reaktionen oder Reaktionen der Überempfindlichkeit bei Patienten
hervorruft, wie bei Jaffers et al., Transplantation (1986) 41:572
zu lesen ist. Die Notwendigkeit nach erneuter Verabreichung bei
einer Therapie von thromboembolischen Erkrankungen erhöht die Wahrscheinlichkeit
solcher Immunreaktionen. Obwohl die Verwendung humaner monoklonaler
Antikörper
diese Einschränkung
ansprechen würde,
hat es sich als schwierig herausgestellt, große Mengen solcher Antikörper mit
herkömmlichen
Hybridomtechnologien zu erzeugen.
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Aus
diesem Grund wurden rekombinante Technologien dazu verwendet, „humanisierte" Antikörper herzustellen,
die die hohe Bindungsaffinität
von murinen monoklonalen Antikörpern
beibehalten, aber eine verminderte Immunogenität bei Menschen aufweisen. Insbesondere
wurden chimäre
Antikörper
vorgeschlagen, bei denen die variable Region (V) eines nicht-humanen
Antikörpers
mit der konstanten (C) Region eines humanen Antikörpers kombiniert
ist. Als ein Beispiel wurde das murine Fc-Fragment von 7 E3 entfernt
und durch die humane konstante Immunglobulin G-Fab-Region ersetzt,
so dass ein als c7 E3 Fab oder Abciximab bekannter chimärer Antikörper ausgebildet
wurde. Verfahren zum Erhalten solcher chimären Immunglobuline ist ausführlich im
U.S. Patent 5,770,198 beschrieben.
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Das
Potential für
einen Synergismus zwischen der Hemmung von GPIIb/IIIa durch den
monoklonalen Antikörper
7 E3 Fab und einer Thrombolysetherapie wurde von Kleinman et al.,
J. Am. Coll. Cardiol. (1993) 22: 381–389 beurteilt. Bei dieser
Studie trat häufig
eine starke Blutung auf. Das Potential für eine lebensbedrohliche Blutung
stellt bei dieser Kombination aus starken Antithromboseverbindungen
eindeutig die größte Sorge dar.
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In
einem neueren Ansatz zur Senkung der Immunogenität muriner Antikörper werden
nur die komplementaritätsbestimmenden
Regionen (complementarity determining region, CDR), d.h. Regionen
mit Hypervariabilität
in den V-Regionen, anstelle der gesamten V-Domäne
auf einen humanen Antikörper übertragen.
Auf diese Weise humanisierte Antikörper sind als „CDR-grafted"-Antikörper bekannt.
Ein solcher „CDR-gafted"-Antikörper wurde
erfolgreich gegen das relativ einfache Nitrophenacetyl-Antigen konstruiert,
die Konstruktion von „CDR-grafted"-Antikörpern, die
komplexere Antigene erkennen, hat jedoch zu Antikörpern geführt, die
eine signifikant geringere Bindungsaktivität besitzen als die nativen,
nicht-humanen Antikörper.
Anhand zahlreicher Fälle
wurde gezeigt, dass das bloße
Einschleusen von nicht-humanen CDRs in einen humanen Antikörper nicht
dazu ausreicht, die gesamte Bindungsaktivität aufrechtzuerhalten. Obwohl
ein verfeinertes Computermodell für die murinen Antikörper von
Interesse dazu erforderlich ist, die entscheidenden Aminosäuren, die
bei der Gestaltung eines humanisierten Antikörpers in Betracht gezogen werden
sollten, zu identifizieren und allgemeine theoretische Richtlinien
für eine
solche Darstellung vorgeschlagen wurden, muss die Vorgehensweise
jedoch bei jedem Fall auf den bestimmten nicht-humanen Antikörper von
Interesse zugeschnitten und optimiert werden.
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Gewebefaktor
(tissue factor, TF), ein als Rezeptor für Faktor VII und VIIa fungierendes
und dabei den extrinsischen Weg initiierendes Membranglykoprotein,
wurde als Ziel einer antikoagulanten Therapie untersucht. Neben
dieser Rolle wurde TF mit pathogenen Zuständen, wie beispielsweise Gefäßerkrankung
und gram-negativem septischem Schock, in Verbindung gebracht. Eine
Studie, die versucht, das antikoagulante Potential von murinen monoklonalen
Antikörpern
zu charakterisieren, ergab, dass die Hemmung der TF-Funktion bei
den meisten der getesteten monoklonalen Antikörper von der Dissoziation des
TF/VIIa-Komplexes
abhing, der sich schnell bildete, wenn der TF mit Plasma in Berührung kommt.
Ein monoklonaler Antikörper, TF8-5G9,
war in der Lage, den TF/VIIa-Komplex ohne eine Dissoziation des
Komplexes zu hemmen, wobei eine unmittelbare, antikoagulante Wirkung
auf das Plasma bereitgestellt wurde, wie in der WO 96/40,921 offenbart
ist.
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Als
Target bestimmte Gerinnungsfaktoren liegen sowohl mit einem mittleren
Molekulargewicht (ungefähr
45.000 bis 160.000) als auch in einer relativ hohen Normalkonzentration
im Plasma (mindestens 0,01 Mikromol/l) vor.
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Eine
anhaltende Sorge bei allen verfügbaren
Antithrombosemitteln stellt das Risiko einer Überdosierung und damit einer übermäßigen und
lebensbedrohlichen Blutung dar. Bei den meisten der derzeitigen
Antithrombosemittel wird somit ein enges Patienten-Monitoring gewährleistet.
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Es
besteht daher der Bedarf nach wirksamen Verbindungen für die Behandlung
von Koagulationserkrankungen, die nicht überdosiert werden können, kein
Monitoring erfordern und keine Probleme mit Blutungen zeigen. Für ein auf
Antikörpern
basierendes, therapeutisches Mittel wäre die ideale Verbindung ein
humaner Antikörper
mit einer vollständigen
antikoagulanten Wirksamkeit, der keine Immunogenität induziert.
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Faktor
VIII ist ein Protein, das die wichtige Aktivität eines koagulanten Cofaktors
bereitstellt und einer der humanen Gerinnungsfaktoren mit einem
ziemlich hohen Molekulargewicht (265.000) und einer sehr geringen
Konzentration im Plasma (0,0007 Mikromol/Liter) ist. Mit seinen
2.332 Aminosäureresten
ist Faktor VIII eine der längsten
bekannten Polypeptidketten und wird in der Leber, in der Milz und
in der Plazenta synthetisiert. Es wurde gezeigt, dass sein Gen 186.000
Nukleotide umfasst.
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Faktor
VIII zirkuliert im Plasma als inaktives Protein. Die Faktoren V
und VIII sind homologe Proteine, die eine übliche strukturelle Konfiguration
aus verdreifachten A-Domänen und
verdoppelten C-Domänen
mit strukturell verschiedenen B-Domänen, welche die A2- und A3-Domäne verbinden,
teilen. Faktor VIII zirkuliert mit einer Konzentration von 1 nmol/l
in einer Vielzahl von fragmentierten Spezies in einem fest assoziierten Komplex
mit dem von-Willebrand-Faktor. Die Aktivierung von Faktor VIII erfolgt
durch eine Spaltung zwischen den A1- und A2-Domänen, was zu dem instabilen,
heterotrimeren Faktor VIIIa-Molekül führt. Faktor
VIIIa bindet fest an saure Phospholipide enthaltende Membranen.
Nach Arai et al., in J. Clin. Invest. (1989) 83:1978, enthält Faktor
VIII eine Phospholipid-Bindungsstelle
in der C2-Domäne,
zwischen den Aminosäuren
2302 und 2332. Nach Shima et al., in Throm. Haemost. (1993) 69:240
und J. Biol. Chem. (1994) 269:11601, befindet sich in der gleichen
Region des Faktors VIII auch eine von-Willebrand-Faktor-Bindungsstelle,
die in Verbindung mit den Aminosäureresten
1645–1689
in der A3-Domäne
wirkt.
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Polyklonale
Antikörper,
die die Cofaktor-Aktivität
von Faktor VIII hemmen, wurden nach ihrem Vermögen, Faktor VIII entweder komplett
(Typ I) oder nur teilweise (Typ II) zu hemmen, als Typ I- oder Typ
II-Inhibitoren klassifiziert. Gemäß Gawryl et al., Blood (1982)
60:1103-9, wird vermutet, dass die reduzierte Inaktivierung von
Faktor VIII durch humane Typ II-Autoantikörper von einem sterischen Effekt
des von-Willebrand-Faktors herrührt.
Es werden keine monoklonalen Antikörper erwähnt und bis heute wurde aus
diesen Typ II-Inhibitoren
kein therapeutischer Nutzen gezogen. Biggs et al., Br. J. Haematol.
(1972) 23:137 stellten bereits vorher die aus Daten, die unter Verwenden
von humanen polyklonalen Antikörpern
erhalten wurden, abgeleitete Interpretation bereit, dass das Muster
eines Typ II-Inhibitors
mit einer geringen Affinität
verbunden ist. B. Ly et al., Scandinavian Journal of Haematology
(1982) 28: 132–140
offenbaren polyklonale Antikörper
gegen Faktor VIII, die sowohl bei Blutern, die Alloantikörper entwickeln,
als auch bei den seltener vorkommenden Patienten, die Autoantikörper gegen
ihren eigenen Faktor VIII besitzen, sehr oft zu der IgG-Klasse gehören. Wie
die Antikörper,
die bei Biggs et al. (1972) und Hoyer et al. (1982) beschrieben
sind, inaktivieren auch diese polyklonalen Antikörper teilweise die Aktivität von Faktor
VIII. Auch dieses Dokument führt
in keinster Weise aus, ob monoklonale Antikörper das Muster der Inaktivierung
von Faktor VIII, das von den polyklonalen Antikörpern der Patienten gezeigt
wird, wiedergeben können.
Es werden wiederum keine monoklonalen Antikörper erwähnt.
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Die
europäischen
Patentanmeldungen EP-A-123,945, EP-A-152,746 und EP-A-432,134 offenbaren jeweils
monoklonale Antikörper,
die in Hybridomzelllinien produziert wurden und ein spezifisches
Reaktivitätsmuster
mit Faktor VIIIc-Polypeptidfragmenten zeigen. Es wird gesagt, dass
diese monoklonalen Antikörper zum
Nachweisen des Vorhandenseins von Faktor VIIIc und verwandten Polypeptiden
im Plasma mit Hilfe von Immunoassay-Techniken nützlich sind, in diesen Dokumenten
wird jedoch keine mögliche
Verwendung in Therapien vorgeschlagen.
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J.
Battle et al., Annals of Hematology (1997) 75: 111–115 offenbaren
einen polyklonalen Alloantikörper aus
einem Patienten mit schwerer von-Willebrand-Erkrankung, der, gleich
einem polyklonalen Antikörper
aus Kaninchen gegen den von-Willebrand-Faktor, eine teilweise hemmende
Aktivität
gegen Faktor VIII im Plasma zeigt. Diese polyklonalen anti-Faktor
VIII-Antikörper
inaktivieren somit Faktor VIII, wobei sie ein Muster befolgen, das
demjenigen bei Patienten mit Hämophilie
A gefundenen anti-Faktor VIII-Typ II-Antikörpern ähnelt (Gawryl et al., Blood
(1982) 60:1103-9). In diesem humanen Alloantikörper wurden jedoch keine Faktor
VIII-Antikörper
nachgewiesen, was eine nicht-spezifische
Hemmung nahe legt.
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J.
Ingerslev et al., Clinica Chimica Acta (1988) 174: 65–82 offenbaren
eine Reihe von murinen monoklonalen Antikörpern gegen humanen von-Willebrand-Faktor:
zwei von diesen, die zum Immunglobulin-Isotyp IgG1 gehören, zeigen
eine extrem geringe (1,3 BE (Bethesda-Einheit)/mg Immunglobulin) Hemmung von
Faktor VIII, wie in der Tabelle I dieses Dokuments gezeigt ist.
Humaner monoklonaler Antikörper
BO2C11, der von einem Hämophilie
A-Patienten mit Inhibitor stammt, besitzt im Vergleich dazu eine
spezifische Aktivität
von 7.000 BE/mg Protein (Jacquemin et al., Blood (1998) 92: 496–506). Dies
zeigt an, dass eine Verabreichung von Antikörpern, wie sie bei Ingerslev
et al. beschrieben sind, an ein Tier oder einen Menschen die Aktivität des Faktors
VIII nicht beeinflussen würde,
solange nicht eine extrem hohe Menge von Antikörpern (Hunderte von mg/ml)
im Plasma vorhanden wäre.
Die Autoren offenbaren nicht, ob diese Antikörper, wenn sie in großem Überschuss
verwendet werden, eine hemmende Aktivität gleich den polyklonalen humanen
Typ I- oder Typ II- (d.h. teilweise Inaktivierung) Faktor VIII-Inhibitoren,
wie sie bei Gawryl et al., Blood (1982) 60:1103-9 beschrieben sind,
zeigen.
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Maraganore
et al., Circulation (1992) 86:413 zeigten, dass ein synthetisches,
aus 12 Aminosäuren
bestehendes Peptid entsprechend den Resten 1675–1686 von Faktor VIII die Spaltung
der schweren Kette, die zur Aktivierung der prokoagulanten Aktivität von Faktor
VIII erforderlich ist, und auch die Spaltung der leichten Kette,
die zur Dissoziation des Faktors VIII vom von-Willebrand-Faktor
benötigt
wird, durch Thrombin hemmt und dass eine Tyrosinsulfatierung dieses
Peptids dessen Erkennung von Faktor VIII möglich macht.
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J.
Clin. Invest. (1988) 82: 206–211
beschreibt das Erhalten eines Tiermodells für Hämophilie A durch Infusion von
humanem anti-Faktor VIII-Antikörper
in Kaninchen. Gemäß der WO
95/01570 wurden Antikörper gegen
die leichte Kette von humanem Faktor VIII oder von Faktor VIII von
Schweinen in einem ersten Tier produziert und danach wurde eine
vorübergehende
Hämophilie
mit Hilfe des erhaltenen, gereinigten monospezifischen Antikörpers in
einem zweiten Tier induziert. Das U.S. Patent 5,804,159 offenbart
auch das Induzieren einer vorübergehenden
Verschlusserkrankung in einem Säuger
mit Hilfe einer Zubereitung eines anti-Plasma-Antikörpers, die
auf mehrere Koagulationsfaktoren im Blut wirkt, z.B. einer Zubereitung,
die Antikörper
gegen humanen von-Willebrand-Faktor und Faktor VIII, oder gegen
einen Komplex aus Faktor VIII und von-Willebrand-Faktor, oder gegen Prokoagulantien,
Antikoagulantien, Strukturfaktoren des Blutgerinnsels, Fibrinolysefaktoren
und Phospholipide umfasst.
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Jedoch
wurden keine der oben erwähnten,
Faktor VIII enthaltenden Antikörperverbindungen
für therapeutische
Zwecke beschrieben. Tatsächlich
besteht unter Fachleuten ein Vorurteil dagegen, anti-Faktor VIII-Antikörper für Antithrombosetherapien
zu untersuchen, da angenommen wird, dass solche Antikörper einen Blutungszustand
induzieren würden,
da ja ein Mangel an Faktor VIII die Ursache für Hämophilie A ist.
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Die
WO 97/26010 offenbart monoklonale Antikörper mit selbst begrenzender,
neutralisierender Aktivität
gegen einen Koagulationsfaktor, die in pharmazeutischen Zusammensetzungen
für Thromboseerkrankungen
von Nutzen sind. Selbst begrenzende, neutralisierende Aktivität ist in
diesem Dokument als die Aktivität eines
Antikörpers definiert,
der an einen humanen Koagulationsfaktor bindet und die Thrombose
so hemmt, dass eine begenzte Modulation der Koagulation erzeugt
wird. Eine begenzte Modulation der Koagulation ist als ansteigende
Blutgerinnungszeit definiert, die durch Verlängerung der aktivierten Partiellen
Thromboplastinzeit (aPTT), wo das Plasma, wenn aPTT einen Maximalwert,
vorzugsweise 35 bis 100 Sekunden, erreicht, trotz erhöhter Konzentrationen
des monoklonalen Antikörpers
gerinnungsfähig
bleibt, gemessen wurde. APTT wird daher als das primäre Kriterium
für die
Bewertung der Wirksamkeit gegenüber
der Verantwortlichkeit von Antithrombosemitteln für Blutungen
verwendet.
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Insbesondere
zeigt dieses Dokument, dass ein polyklonaler Antikörper von
Schafen gegen Faktor VIII (SAF8C-IG, käuflich erworben bei Affinity
Biologicals) eine selbst begenzende Verlängerung von aPTT induziert
(die aPTT erhöhte
sich auf ein Maximum von ungefähr
65 Sekunden). Wir haben jedoch gezeigt, dass SAF8C-IG die Aktivität von humanem
Faktor VIII vollständig
hemmt (siehe 10), d.h. ein Typ I-Inhibitor
in der Klassifikation nach Gawryl et al., Blood (1982) 60:1103-9
ist. Dies zeigt, dass ein begrenzter Anstieg der Gerinnungszeit
bis auf einen bestimmten Maximalwert nicht notwendigerweise mit
einer teilweisen Inaktivierung eines Gerinnungsfaktors und noch
weniger mit einer Senkung des Risikos für Blutungen verbunden ist. Es
ist zum Beispiel allgemein bekannt, dass Patienten mit einem vollständigen Mangel
an Koagulationsfaktoren zwar eine begenzte Verlängerung von aPTT, üblicherweise
im Bereich von 60 bis 100 Sekunden, zeigen, jedoch niemals einem
drastischen Risiko für
Blutungen ausgesetzt sind (Hathaway et al., Am. J. Clin. Pathol. (1979)
71: 22–25
und Hoffmann et al., Thromb. Haemostas. (1978) 39: 640–645).
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Im
Gegensatz dazu ist allgemein bekannt, dass eine verlängerte aPTT
keinen gültigen
Parameter für die
Senkung des Thromboserisikos bereitstellt. Besonders der Mangel
an Faktor XII, einem weiteren Koagulationsfaktor des intrinsischen
Koagulationswegs, führt
zu einer bis zu 6-fach verlängerten
aPTT (Hathaway et al., Am. J. Clin. Pathol. (1979) 71: 22–25 und
Hoffmann et al., Thromb. Haemostas. (1978) 39: 640–645). Eine signifikante
Anzahl an Patienten mit diesem Mangel haben jedoch einen Myokardinfarkt
oder eine Thromboembolie erlitten, was den mangelnden Schutz vor
einer Thromboseerkrankung in Patienten mit Mangel an Faktor XII,
trotz einer wichtigen Verlängerung
der aPTT zeigt (McPherson RA, Am. J. Clin. Pathol. (1977) 68:420 und
Glueck HI et al., Ann. Intern. Med. (1966) 64:390).
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Jacquemin
et al., in Blood (1998) 92: 496–506
beziehen sich auf einen Faktor VIII-spezifischen, humanen monoklonalen IgG4-Antikörper (BO2C11),
der mit einer Zelllinie produziert wurde, die aus einem Repertoir von
Gedächtnis-B-Zellen
eines Hämophilie
A-Patienten mit
Inhibitoren stammt. Es wird gesagt, dass BO2C 11 die C2-Domäne von Faktor VIII
erkennt und dessen Bindung an sowohl den von-Willebrand-Faktor als
auch an Phospholipide hemmt. Es wird gesagt, dass er die prokoagulante
Aktivität
von nativem und aktiviertem Faktor VIII mit einer spezifischen Aktivität von 7.000
Bethesda-Einheiten/mg vollständig
hemmt. Die vorliegenden Erfinder haben zudem gezeigt, dass BO2C11,
während
er die Aktivität
von humanem Faktor VIII vollständig hemmt,
eine Verlängerung
der Gerinnungszeit von ungefähr
110 Sekunden bereitstellt, die mit aPTT gemessen wurde, was erneut
zeigt, dass eine Erhöhung
der Gerinnungszeit bis auf einen bestimmten Maximalwert nicht notwendiger
Weise mit einer teilweisen Inaktivierung eines Koagulationsfaktors
verbunden ist. Eine solche Senkung von Faktor VIII-Spiegeln würde den
Patienten einem ernsthaften Risiko für Blutungen, wie bei Patienten
mit schwerer Hämophilie
A, aussetzen (Levine PH, Ann. NY Acad Sci. (1975) 240:201; Gilbert
MS, Mount Sinai J. Med. (1977) 44:339).
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Zusammenfassung der Erfindung
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Die
vorliegende Erfindung betrifft neue Liganden, und zwar neue monoklonale
humane oder humanisierte Antikörper,
Fragmente, Derivate und Homologe davon, wie sie in den beigefügten Ansprüchen definiert sind,
die an Faktor VIII oder einen Komplex davon binden; eine neue Zelllinie,
aus der die monoklonalen Antikörper
erhalten werden können
und pharmazeutische Zusammensetzungen, die diese Liganden umfassen.
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Eine
erste Hauptaufgabe der vorliegenden Offenbarung ist daher, eine
wirksame und sichere Antithrombosetherapie bereitzustellen, die
das Risiko für
Blutungen in Säugern,
insbesondere in Menschen, reduziert.
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Es
ist eine weitere Aufgabe dieser Erfindung, therapeutische Zusammensetzungen
bereitzustellen, die eine wirksame Antithrombosetherapie, welche
das Risiko für
Blutungen in Säugern,
und insbesondere Menschen, reduziert, ermöglichen.
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Es
ist noch eine weitere Aufgabe der vorliegenden Offenbarung, eine
Antithrombosetherapie und Antithromboseverbindungen bereitzustellen,
die sicherer zu Verwenden sind als die bislang bekannten Therapien und
Zusammensetzungen.
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Ein
Aspekt der vorliegenden Erfindung ist, unter Verwenden spezifischer
Liganden, gegen Faktor VIII oder einen Komplex davon gerichtet.
Diese Liganden, die monoklonale Antikörper sind, stellen eine therapeutisch
nützliche
Plateau-Ebene bereit, da sie die Funktion des Faktors, gegen den
sie gerichtet sind, nur teilweise hemmen, so dass, selbst wenn der
Ligand in molarem Überschuss
verwendet wird, eine Restaktivität
des Faktors erhalten bleibt. Eine Kurve des hemmenden Effekts eines
erfindungsgemäßen Liganden
bezogen auf einen bestimmten Faktor, gegen den er gerichtet ist, über die
Konzentration des Liganden kann ermittelt werden und die Konzentration,
bei der noch eine minimale Restaktivität des Faktors vorhanden ist,
welche mindestens 1 %, vorzugsweise mindestens 2 % beträgt, kann
bestimmt werden. Die Restaktivität
des Faktors bei der fünffachen
Konzentration sollte sich im Wesentlichen nicht von Restaktivität am minimalen
Punkt unterscheiden. Die vorliegende Erfindung stellt hochaffine,
sowohl humane als auch humanisierte, monoklonale Antikörper, sowie
Fragmente, Derivate und Homologe all dieser mit dem Vermögen, Faktor
VIII oder einen Komplex davon, selbst bei molarem Überschuss
des Liganden, nur teilweise zu hemmen, und dadurch dem Risiko einer Überdosierung
und den resultierenden Komplikationen mit Blutungen vorzubeugen,
bereit. Es ist noch ein weiterer Aspekt der vorliegenden Erfindung,
eine neue Zelllinie bereitzustellen, die den entsprechenden humanen
monoklonalen Antikörper
produziert.
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Die
vorliegende Erfindung schließt
auch Polynukleotidsequenzen ein, die für die oben genannten Antikörper oder
Fragmente davon codieren. Es wird verständlich sein, dass es viele
Nukleotidsequenzen gibt, die infolge der Redundanz des genetischen
Codes in den Umfang der vorliegenden Erfindung fallen. Die vorliegende
Erfindung schließt
auch komplementäre
Sequenzen ein, die den oben angegebenen, monoklonalen Antikörpern oder
Fragmenten davon entsprechen. Die vorliegende Offenbarung schließt insbesondere
Sonden ein, die aus den oben angegebenen, monoklonalen Antikörpern oder
Fragmenten davon oder aus den oben angegebenen Polynukleotiden oder
den komplementären
Sequenzen konstruiert wurden.
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Die
vorliegende Offenbarung stellt des Weiteren ein Verfahren zur verzögerten Koagulation
in Menschen bereit, das das Verabreichen eines, entweder humanen
oder humanisierten, monoklonalen Antikörpers, Fragments, Derivats
oder Homologons davon, der/das in der Lage ist, Faktor VIII oder
einen Komplex davon nur teilweise zu inaktivieren, an einen Patienten
mit dem Bedarf nach einer solchen Verzögerung, selbst wenn der Ligand
in einem molaren Überschuss
vorliegt, umfasst. Sie offenbart ferner ein Verfahren zur Behandlung oder
zur Prophylaxe eines thrombotischen pathologischen Zustands in Säugern, und
zwar in Menschen, das das Verabreichen einer therapeutisch wirksamen
Menge eines Liganden, und zwar eines, entweder humanen oder humanisierten,
monoklonalen Antikörpers,
oder eines Fragments, Derivats oder Homologons davon, der/das in
der Lage ist, Faktor VIII oder einen Faktor VIII einschließenden Komplex
nur teilweise zu hemmen, selber wenn der Ligand in einem molaren Überschuss
vorliegt, an einen Säuger
mit dem Bedarf nach einer solchen Behandlung oder einer solchen
Prophylaxe umfasst. In einer bevorzugten Ausführungsform kann der thrombotische
pathologische Zustand ausgewählt sein
aus zum Beispiel intravaskulärer
Koagulation, arterieller Thrombose, arterieller Restenose, venöser Thrombose
und Arteriosklerose.
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Eine
weitere Ausführungsform
der vorliegenden Erfindung ist auf eine pharmazeutische Zusammensetzung
gerichtet, die einen monoklonalen Antikörper mit der Fähigkeit,
an einer Stelle auf einem Faktor VIII oder einen Faktor VIII einschließenden Komplex
zu binden, um diesen Faktor oder Faktorkomplex, selbst wenn der
Ligand in molarem Überschuss
vorliegt, nur teilweise zu inaktivieren, in Mischung mit einem pharmazeutisch
verträglichen
Träger
umfasst. Dieser Ligand ist ein hochaffiner anti-Faktor VIII- oder
ein anti-Faktor VIII-von-Wilebrand-Faktor-Komplex, entweder humaner
oder humanisierter oder hybridisierter, monoklonaler Antikörper oder
ein Fragment, Derivat oder Homologon davon. Die pharmazeutische
Zusammensetzung der vorliegenden Erfindung kann ferner gegebenenfalls
eine therapeutisch wirksame Menge eines Thrombolysemittels umfassen.
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Eine
weitere Ausführungsform
der vorliegenden Erfindung ist auf Verfahren für die Auswahl von spezifischen
monoklonalen Antikörpern
gerichtet. Die herkömmliche
Technik zum Immunisieren eines Tieres, wie beispielsweise einer
Maus, mit einem Protein, wie beispielsweise Faktor VIII, ruft eine
immunologische Reaktion hervor, an der mehrere Epitope auf dem Faktor
VIII-Molekül
beteiligt sein können.
Die vorliegende Erfindung stellt selektivere Verfahren zum Erhalten
spezifischer monoklonaler Antikörper
gegen ein Epitop eines Wildtyp-Proteins bereit. Zunächst wird
ein nicht-menschlicher Säuger
bereitgestellt (d.h. ausgewählt),
der eine zumindest teilweise in der Funktion modifizierte Version
eines Wildtyp-Proteins besitzt. Diese Modifikation, die in einer
Domäne
des Proteins liegt, kann eine beliebige Ursache haben, wie z.B.
Rasse oder Sorte, genetische Defekte bei der Geburt, eine Krankheit
oder Störung
bei einem Menschen, z.B. eine Immuntoleranz gegen die in der Funktion
modifizierte Version. Dem Spender, einem nicht-menschlichen Säuger, wird
dann das Wildtyp-Protein verabreicht, um so eine Immunantwort hervorzurufen;
an diesem Punkt ist es wichtig, dass solange eine ausreichende Menge
des Wildtyp-Proteins (z.B. Faktor VIII) verabreicht wird, bis eine
Immunantwort erfolgt. Dann, in einem finalen Schritt des Verfahrens,
wird die Auswahl von B-Zellen aus dem Spender, einem nicht-menschlichen
Säuger,
zu einer viel größeren Wahrscheinlichkeit
für das
Erhalten von monoklonalen Antikörpern
gegen ein Epitop in der Region der Modifikation führen, wie
zum Beispiel durch Auswählen
von B-Lymphozyten aus dem Spender, der Antikörper produziert, die das Wildtyp-Protein
nur teilweise inaktivieren.
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Das
antikoagulante Potential zum Hemmen von Faktor VIII wurde bis heute
nicht untersucht, möglicherweise
aufgrund der allgemein bekannten Komplikationen mit Blutungen, die
bei Hämophilie
A-Patienten, denen die Aktivität
von Faktor VIII vollständig
(schwere Hämophilie)
oder in einem hohem Maß (gemäßigte Hämophilie)
fehlen, auftreten. Hämophilie
A zeigt jedoch nicht nur die Wichtigkeit von Faktor VIII als limitierender Co-Faktor bei der Koagulation,
sondern auch die vorhandene Verbindung zwischen Koagulation und
der Entwicklung von Arteriosklerose. In der Tat wurde gefunden,
dass Arteriosklerose und dessen thrombotische Komplikationen in
Patienten mit Hämophilie
A deutlich seltener auftreten. Die Aktivität von antagonisierendem Faktor
VIII, in einem Maß,
in der sie eine ausreichende Hämostase
zur Prophylaxe von Blutungen zulässt,
aber vor der Bildung eines pathologischen, intravaskulären Thrombus
schützt,
hält daher
die wesentliche Hoffnung auf eine sichere Antikoagulation bei prothrombotischen
Erkrankungen, wie beispielsweise tiefer Venenthrombose (deep vein
thrombosis, DVT), Lungenembolie (pulmonar embolism, PE), postoperativ,
in der Schwangerschaft, bei Koronararterienerkrankung (coronary
artery disease, CAD), zerebrovaskulärer Erkrankung (cerebrovascular
disease, CVD), peripherer arterieller Erkrankung (peripheral artery
disease, PAD) und bei vaskulären
Störungen),
aufrecht.
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Die
vorliegende Erfindung basiert auf der überraschenden Bestimmung neuer
Liganden, und zwar neuer humaner und humanisierter monoklonaler
Antikörper
und Fragmente, Derivate und Homologe davon, wie sie in den beigefügten Ansprüchen spezifiziert
sind. Diese zeigen einen unvorhergesehenen „Plateau-Effekt", d.h. das Erreichen
einer nur teilweisen Inaktivierung von Faktor VIII, der an der Hämostase,
insbesondere an der Koagulationskaskade, entweder einzeln oder in
Kombination beteiligt ist, unabhängig
von dem Überschuss
des Liganden. Die Liganden können
an Faktor VIII oder an einen Komplex von Faktor VIII binden, was in
einer teilweisen Beeinträchtigung
der Funktion einer physiologisch funktionellen Stelle des Faktors
oder Faktorkomplexes führt.
Dieser „Plateau-Effekt" macht die Liganden
insbesondere zum Behandeln von Koagulationserkrankungen und resultierenden
thrombotischen pathologischen Zustände geeignet, während das
Risiko für
Blutungen, im Vergleich zu, insbesondere, Antikörpern mit selbst begrenzender,
neutralisierender Aktivität, die
in der WO 97/26010 erwähnt
sind, minimiert wird. Es besteht daher ein scharfer Kontrast zwischen
der „selbst
begrenzenden, neutralisierenden Aktivität" von Antikörpern gegen Koagulationsfaktoren,
die in der WO 97/26010 offenbart sind, und der klinisch bedeutungsvollen
Plateau-Hemmung, die von der vorliegenden Erfindung erfasst wird
und bei der anti-Faktor VIII-Antikörper, wie beispielsweise KRIX-1,
die Aktivität
von Faktor VIII um nicht mehr als 85 % hemmen.
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Insbesondere
von Nutzen ist eine Eigenschaft der erfindungsgemäßen Liganden,
die eine geringe physiologische Funktion der betroffenen Stelle,
selbst wenn der Ligand in molarem Überschuss vorliegt, zulasst.
Die Liganden sind anti-Faktor VIII-Antikörper oder Antikörper gegen
einen Faktor VIII-Komplex und insbesondere humane oder humanisierte
monoklonale Hybridantikörper,
die an Faktor VIII oder einen Faktor VIII-Komplex binden und die
Aktivität
von Faktor VIII zumindest teilweise hemmen. Daten geben an, dass
Typ II-Inhibitoren
mit anderen antigenen Determinanten als Typ I-Antikörpern reagieren
und dass diese Determinanten in dem Komplex aus Faktor VIII und
von-Willebrand-Faktor teilweise blockiert werden.
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Die
vorliegende Erfindung wird im Folgenden unter Bezugnahme auf die
folgenden Figuren ausführlicher
beschrieben. Die Erfindung ist durch die beigefügten Ansprüche definiert.
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Kurze Beschreiben der
Figuren
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1 stellt
die Ergebnisse der Erzeugung humaner monoklonaler Antikörper dar,
die von einem Hämophilie
A-Patienten stammen, die in der Form von Bindung von IgG-Antikörper an
Faktor VIII in ELISA ausgedrückt
sind.
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2 zeigt
die Hemmung der Aktivität
von Faktor VIII durch den monoklonalen Antikörper BO2C11.
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3 zeigt
die Hemmung der Aktivität
von Faktor VIII durch den in der Zelllinie KRIX-1 produzierten monoklonalen
Antikörper.
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4 zeigt
die Hemmung der Bindung von aktiviertem Faktor VIII an Phosphatidyl-L-Serin durch den in
der Zelllinie KRIX-1 produzierten monoklonalen Antikörper.
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5 zeigt
den Einfluss von bestimmten polyklonalen Antikörpern auf die Dissoziation
von aktiviertem Faktor VIII vom von-Willebrand-Faktor.
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6 und 8 zeigen
Aminosäuresequenzen
(die unteren Linien) und Nukleotidsequenzen (obere Linien) für die variablen
Regionen VH der schweren Ketten von BO2C11
bzw. den monoklonalen KRIX-1-Antikörpern. Es sind auch die drei
komplementaritätsbestimmenden
Regionen (CDR) von jeder Kette gezeigt, die gemäß einer bestimmten Ausführungsform
der vorliegenden Erfindung jeweils ein einzelner Peptidligand sind.
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7 und 9 zeigen
Aminosäuresequenzen
(die unteren Linien) und Nukleotidsequenzen (obere Linien) für die variablen
Regionen VL der leichten Ketten von BO2C11
bzw. den monoklonalen KRIX-1-Antikörpern. Es sind auch die drei
CDRs von jeder Kette gezeigt, die gemäß einer bestimmten Ausführungsform
der vorliegenden Erfindung jeweils ein einzelner Polypeptidligand
sind.
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10 stellt
einen Graphen bereit, der die Hemmung der Aktivität von Faktor
VIII durch den in der WO 97/26010 erwähnten Antikörper SAF8C-Ig zeigt.
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11 veranschaulicht
die Kinetik der Hemmung von Faktor VIII durch KRIX-1.
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12 veranschaulicht
die Hemmung von venöser
Thrombose in einem Hamstermodell durch KRIX-1.
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Definitionen
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Der
Begriff "Antikörper" bezeichnet intakte
Moleküle
sowie Fragmente davon, wie beispielsweise Fab, Fab', F(ab')2 oder
Fv, die in der Lage sind, an die Epitop-Determinante des relevanten
Faktors oder an die relevante Domäne des Faktors zu binden.
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„Humanisierter
Antikörper", wie er hierin verwendet
wird, bezeichnet Antikörpermoleküle, bei
denen die Aminosäuren
in den nicht-Antigen-bindenden Regionen ausgetauscht wurden, um
so mehr einem humanen Antikörper
zu ähneln.
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Ein „neu geformter
humaner Antikörper" oder ein „humaner
Hybridantikörper", wie er hierin verwendet wird,
bezeichnet einen humanen Antikörper,
bei dem die Aminosäuren
in den Antigen-bindenden Regionen gegen erfindungsgemäße Sequenzen,
z.B. CDRs oder andere Teile der variablen Regionen, die aus dem
Repertoir humaner Antikörper
stammen, ausgetauscht wurden.
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Der
Begriff „Homologie" oder „homolog", wie er hierin unter
Bezugnahme auf erfindungsgemäße Liganden
verwendet wird, bezeichnet ein Molekül, das mit einem der erfindungsgemäßen Liganden
um die Zielstelle konkurrieren oder dessen Bindung an die Zielstelle
hemmen wird. Die Bindung sollte spezifisch sein, d.h. die Bindung
des alternativen Moleküls
sollte zu der Stelle genauso spezifisch sein wie die des erfindungsgemäßen Liganden.
Wenn die Liganden gemäß der vorliegenden
Erfindung Aminosäuresequenzen
umfassen, kann Homologie mindestens 80 %, besonders bevorzugt 90
% und ganz besonders bevorzugt 95 % Aminosäuresequenzidentität mit dem
relevanten Liganden einschließen.
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Ausführliche Beschreibung der Erfindung
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Die
vorliegende Erfindung wird unter Bezugnahme auf bestimmte Ausführungsformen
und bestimmte Figuren beschrieben werden, die vorliegende Erfindung
ist jedoch nicht dadurch, sondern nur durch die Ansprüche beschränkt. Die
vorliegende Offenbarung betrifft ein allgemeines Konzept zum Erhalten
einer therapeutisch nützlichen „Plateau-Hemmung" durch nur teilweises
Inaktivieren eines Faktors in der Hämostase durch Auswahl bestimmter
monoklonaler Antikörper,
sowie das Herstellen solcher humanen oder humanisierten monoklonalen
Antikörper
oder Fragmente, Derivate oder Homologe davon und das Verwenden dieser
für Antithrombosetherapien
und in antithrombotischen therapeutischen Zusammensetzungen. Diese
Liganden und Zusammensetzungen können
die vorteilhafte Eigenschaft aufweisen, dass die Inaktivierung des
Faktors nur teilweise erfolgt, selbst wenn der Ligand in molarem Überschuss
vorliegt. Das bedeutet, dass die Inaktivierung noch unvollständig ist,
obwohl der Ligand in einer Menge verwendet wird, die den Faktor,
gegen den er gerichtet ist, erwartungsgemäß vollständig inaktivieren würde.
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Die
vorliegende Erfindung stellt eine spezielle Zelllinie bereit, die
humane monoklonale Antikörper
produziert, die mit humanem Faktor VIII reagieren und insbesondere
die Fähigkeit
besitzen, die Cofaktor-Aktivität von
humanem Faktor VIII durch Wechselwirkung mit der Stelle der proteolytischen
Spaltung oder dem von-Willebrand-Faktor oder der Tenase-Komplex-Reaktion
oder durch Induzieren einer dreidimensionalen Konformationsänderung
im Faktor VIII, insbesondere durch ihr Richten gegen eine Domäne von Faktor
VIII und Erkennen von Epitopen, die auf dieser Domäne lokalisiert
sind, zu inaktivieren. Eine bevorzugte Domäne ist die C1-Domäne von Faktor
VIII, die vorliegende Erfindung ist jedoch nicht darauf beschränkt. Eine
Stelle auf der C2-Domäne
von Faktor VIII kann ebenfalls teilweise gehemmt werden. Die vorliegende
Erfindung schließt auch
andere als die polyklonalen Antikörper, insbesondere monoklonale
Antikörper,
ein, die die Geschwindigkeit der Freisetzung von Faktor VIII vom
von-Willebrand-Faktor senken. Diese monoklonalen Antikörper sind spezifisch
auf Faktor VIII, wenn er an den von-Willebrand-Faktor gebunden ist, gerichtet und sind
daher gegen ein Epitop gerichtet, das mit dem Komplex aus Faktor
VIII und dem von-Willebrand-Faktor assoziiert ist. Die vorliegende
Erfindung stellt auch Fragmente von irgendeinem der oben genannten
monoklonalen Antikörper, wie
beispielsweise Fab, Fab',
F(ab')2,
scFv, CDRs, einzelne variable Domänen sowie Derivate, Homologe
und Kombinationen davon, bereit. Insbesondere können diese monoklonalen Antikörper und
Fragmente gegen eine Domäne
von Faktor VIII, insbesondere die C1-Domäne von Faktor VIII, gerichtet
sein. Sie können
auch eine Stelle auf der C2- Domäne von Faktor
VIII teilweise hemmen. Sie können
auch gegen ein mit dem Komplex aus von-Willebrand-Faktor und Faktor
VIII assoziiertes Epitop gerichtet sein. Ein Aspekt der vorliegenden Offenbarung
stellt daher andere Liganden als die polyklonalen Antikörper bereit,
die in einer solchen Weise an eine erste Stelle (z.B. in der C1-Domäne von Faktor
VIII) entfernt von einer funktionellen zweiten Stelle (z.B. der
Stelle in der C2-Domäne
von Faktor VIII, die für
die Bindung von Phospholipiden verantwortlich ist) binden, dass
die Funktion der zweiten Stelle, selbst wenn der Ligand in einem
molaren und therapeutischen Überschuss
vorliegt, nur teilweise beeinträchtigt
wird.
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Die
KRIX-1 genannte Zelllinie, die monoklonale Antikörper gemäß der vorliegenden Erfindung
produziert, wurde am 1. Juli 1999 bei BCCM/LMBP (Belgian Co-ordinated
Collections of Micro-organisms/Plasmid Collection Laboratorium voor
Moleculaire Biologie, University of Ghent, K.L. Ledeganckstraat
35, B-9000 Ghent, BE) unter der Zugangsnummer LMBP 5089CB hinterlegt.
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Die
vorliegende Offenbarung stellt zudem Zelllinien, die humane monoklonale
Antikörper
mit einer Reaktivität
produzieren, die im Wesentlichen derjenigen der humanen monoklonalen
Antikörper ähnelt, die
mit der oben erwähnten,
hinterlegten Zelllinie erhalten werden, sowie die humanen monoklonalen
Antikörper,
die aus diesen weiteren Zelllinien erhältlich sind, bereit.
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Die
vorliegende Erfindung stellt des Weiteren neu geformte, humane monoklonale
Antikörper
oder humane monoklonale Hybridantikörper gegen Faktor VIII bereit,
die an Faktor VIII oder einen Faktor VIII und von-Willebrand-Faktor
einschließenden
Komplex binden und diesen nur teilweise inaktivieren und nur Elemente
umfassen, die aus dem Repertoire humaner Antikörper stammen. Mit humanen monoklonalen
Hybridantikörpern
ist ein Hybridantikörper
gemeint, der aus einem humanen Antikörper und aus variablen Regionen
gemäß der vorliegenden
Erfindung konstruiert wurde. Üblicherweise
war es im Stand der Technik bis jetzt nur möglich, Antikörper gegen
Faktor VIII, der von Tieren, z.B. Mäusen, stammte, zu erhalten
oder chimäre
Antikörper
aus humanen Antikörpern
und den variablen Anteilen, die aus Antikörpern von Mäusen stammten, zu konstruieren.
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Die
vorliegende Offenbarung stellt auch andere Liganden als die polyklonalen
Antikörper
bereit, die die Fähigkeit
besitzen, einen an der Hämostase,
und insbesondere an der Koagulationskaskade von Blut, beteiligten
Faktor (oder einen Komplex, der einen Faktor einschließt), vorzugsweise
Faktor VIII oder einen Komplex, der Faktor VIII einschließt, durch
Binden an eine Stelle des Faktors oder Komplexes nur teilweise zu
inaktivieren, wobei die nur teilweise Inaktivierung auch dann stattfindet,
wenn der erfindungsgemäße Ligand bezogen
auf den Faktor in einem molaren Überschuss
vorliegt. Die Stelle, an die der Ligand bindet, kann direkt oder
im Wesentlichen an einer physiologischen Wechselwirkung dieses Faktors
oder Komplexes beteiligt sein oder nicht beteiligt sein. Beispielsweise
kann der Ligand an eine Stelle binden, die in einem vorher festgelegten Abstand
von einer physiologisch funktionellen Stelle dieses Faktors entfernt
ist. Mit teilweiser „Plateau"-Hemmung meinen wir hier eine höchstens
98%-ige Inaktivierung, vorzugsweise eine höchstens 95%-ige Inaktivierung,
die mit einem geeigneten Testverfahren, wie zum Beispiel dem von
Coatest® (Kabi
Vitrum, Brüssel,
Belgien) oder von Chromogenix AB, Mölndal (Schweden) erhältlichen
Chromogenitätstest
bestimmt wird. Der Grad der erforderlichen Aktivierung kann von
der physiologischen Funktion des an der Hämostase beteiligten Faktors
abhängen.
Um einen therapeutischen Nutzen bereitzustellen, sollte die Inaktivierung
des Blutfaktors andererseits mindestens ungefähr 65 %, vorzugsweise mindestens
ungefähr
70 %, betragen und mit dem gleichen Testverfahren wie oben bestimmt
werden. Es wird bevorzugt, dass die Liganden gemäß der vorliegenden Erfindung
auf eine andere Weise als dem üblicherweise
den Typ II-Antikörpern
gegen Faktor VIII zugeschriebenen Mechanismus operieren. Ein herkömmlicher
Mechanismus ist die Konkurrenz mit einem anderen Faktor, z.B. dem
von-Willebrand-Faktor. Die Kinetik eines Konkurrenzmechanismus meint,
dass, wenn die eine Spezies im Vergleich zu der anderen in einer
hohen Konzentration (z.B. in einem molaren Überschuss) vorliegt, die Hemmung
in ihrer Auswirkung vollständig
ist. Im Gegensatz dazu erreichen die erfindungsgemäßen Liganden
bei der Inaktivierung des relevanten Faktors ein Plateau, das im
Wesentlichen von dem Überschuss des
Liganden unabhängig
ist. Der andere herkömmliche
Mechanismus, der Typ II-Antikörpern
zugeschrieben wird, ist derjenige der geringen Affinität: auch
in diesem Fall wird ein Überschuss
die Reaktion zur einer vollständigen
Hemmung führen.
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Wenn
der Blutfaktor, gegen den die erfindungsgemäßen Liganden gerichtet ist,
Faktor VIII ist, können die
erfindungsgemäßen Liganden
humane monoklonale Antikörper
sein, die mit der hinterlegten Zelllinie KRIX 1 erhältlich sind,
vorzugsweise von der Klasse IgG sind und die Fähigkeit besitzen, die Cofaktor-Aktivität von Faktor
VIII nur teilweise zu inaktivieren. Insbesondere betrifft die Offenbarung,
in einer bevorzugten Ausführungsform,
humane monoklonale Antikörper
eines solchen Ursprungs, die in der Lage sind, in der C1-Domäne von Faktor
VIII lokalisierte Epitope zu erkennen. Obwohl sich die Erfinder
nicht auf eine einzige Erklärung
oder Theorie festlegen wollen, wird vermutet, dass die Bindung solcher
humaner monoklonaler Antikörper
in einer teilweisen Beeinträchtigung
der Bindung von aktiviertem Faktor VIII an Phospholipide, was ein
notwendigen Schritt für
die Expression der Cofaktor-Aktivität darstellt, resultiert.
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Die
vorliegende Offenbarung stellt ferner monoklonale Antikörper mit
den im Wesentlichen gleichen Eigenschaften, wie sie oben offenbart
sind, bereit, die durch absichtliche Immunisierung in Tieren, vorzugsweise
in Mäusen,
produziert werden, indem zum Beispiel humaner Faktor VIII in Mäuse injiziert
wird und die Milzlymphozyten anschließend mit einer Maus-Myelomzelllinie
fusioniert werden, worauf die Identifizierung und Klonierung der
anti-Faktor VIII-Antikörper
produzierenden Zellkulturen erfolgt. Die in den Tieren produzierten monoklonalen
Antikörper
werden dann humanisiert, indem beispielsweise die bindende komplementaritätsbestimmende
Region („CDR") aus dem nicht-humanen monoklonalen
Antikörper
mit humanen Framework-Regionen – insbesondere
der konstanten C-Region eines humanen Gens – assoziiert wird, wie es bei
Jones et al in Nature (1986) 321:522 oder bei Ricchmann in Nature
(1988) 332:323 offenbart ist.
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Die
vorliegende Erfindung stellt auch Fragmente und Derivate, insbesondere
komplementaritätsbestimmende
Regionen („CDRs") der oben angegebenen
monoklonalen anti-Faktor VIII-Antikörper sowie Homologe davon bereit.
Die Erfindung stellt beispielsweise die Antigen-bindenden Fragmente
Fab, Fab' und F(ab')2 bereit,
die durch proteolytischen Verdau dieser monoklonalen Antikörper unter
Verwenden von im Stand der Technik allgemein bekannten Verfahren,
wie sie zum Beispiel bei Stanworth et al., Handbook of Experimental Immunology
(1978) Band 1, Kapitel 8 (Blackwell Scientific Publications) beschrieben
sind, erzeugt werden. Solche Fragmente, die die Antikörper-bindende
Stelle enthalten, haben eine Reihe von Eigenschaften des ursprünglichen
Antikörpers,
wie beispielsweise die Komplementaktivierung von oder Fähigkeit
zur Bindung an Fc-gamma-Rezeptoren,
verloren. Die vorliegende Erfindung schließt auch Variable-Fragment-Einzelketten (single
chain fragment variables, scFv), Fragmente einzelner variabler Domänen der
Antikörper
und eine Kombination dieser Fragmente und der oben erwähnten Fragmente
ein.
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Die
Erfindung stellt auch lösliche
oder in der Membran verankerte Variable-Teile-Einzelketten der oben genannten monoklonalen
Antikörper
und ein Verfahren, um diese wie folgt zu erhalten, bereit. Die DNA-Sequenzen
der variablen Teile humaner schwerer und leichter Ketten werden
in getrennten Reaktionen amplifiziert und kloniert. Eine fünfzehn Aminosäuren lange
Linker-Sequenz, zum Beispiel (Gly4 Ser)3, wird in einer zweistufigen
Polymerasekettenreaktion (PCR), zum Beispiel gemäß Dieffenbach und Dveksler, „PCR Primer a
laboratory manual" (1995),
Cold Spring Harbour Press, Plainview, NY, USA, zwischen die VH und
die VL inseriert. Das resultierende Fragment wird dann zur Expression
von Variablen-Fragment-Einzelketten (scFv) als lösliches oder von Phagen präsentiertes
Polypeptid in einen geeigneten Vektor inseriert. Dies kann mit einem Fachmann
allgemein bekannten Verfahren, wie beispielsweise dem bei Gilliland
et al., Tissue Antigens (1996) 47: 1–20 beschriebenen, erreicht
werden. Die vorliegende Erfindung schließt auch einen Liganden ein,
der für hypervariable
Regionen eines monoklonalen Antikörpers repräsentative Peptide umfasst,
wobei die hypervariablen Regionen in einer Synthese unter Verwenden
eines Applied Biosystem-Synthetisierers, wie beispielsweise einem
Polypeptid-Synthetisierer, wie zum Beispiel dem von Milligen (USA)
erhältlichen
Modell 9050 oder einem Modell aus einer verwandten Technologie,
erhalten werden und allein oder in Kombination mit anderen oder ähnlichen
hypervariablen Regionen Eigenschaften zeigen werden, die denen des
ursprünglichen
Antikörper ähneln.
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Die
Offenbarung stellt des Weiteren eine pharmazeutische Zusammensetzung
zur Prophylaxe oder zur Behandlung von Erkrankungen der Hämostase,
insbesondere der Koagulationskaskade, und den resultierenden thrombotischen
pathologischen Zuständen
in Menschen, bereit, die, als einen Wirkstoff, einen anderen Liganden
als einen polyklonalen Antikörper,
vorzugsweise einen humanen monoklonalen Antikörper, wie er beispielsweise
weiter oben offenbart ist, in Mischung mit einem pharmazeutisch
verträglichen
Träger
umfasst. Besonders bevorzugt ist der monoklonale Antikörper ein
humaner monoklonaler Antikörper
oder ein Fragment, Derivat oder Homologon davon, der/das aus der
unter der Zugangsnummer LMBP 5089CB bei der Belgian Co-ordinated
Collections of Microorganisms hinterlegten Zelllinie KRIX-1 erhältlich ist.
Der Grad an Homologie mit dem monoklonalen Antikörper beträgt vorzugsweise mindestens
80 %, besonders bevorzugt 90 % und ganz besonders bevorzugt 95 %,
und die Homologie bezieht sich vorzugsweise insbesondere auf die
komplementaritätsbestimmenden
Regionen des Antikörpers.
Ein Ligand gemäß der vorliegenden
Erfindung kann auch ein synthetisches Polypeptid mit äquivalenter
Wirksamkeit einschließen.
Die pharmazeutische Zusammensetzung der vorliegenden Offenbarung
sollte eine therapeutisch wirksame Menge des oben angegebenen Wirkstoffs,
wie er beispielsweise unter Bezugnahme auf das Verfahren zur Behandlung
oder zur Prophylaxe nachfolgend angegeben wird, umfassen.
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Die
pharmazeutische Zusammensetzung der vorliegenden Offenbarung kann
ferner, und zwar in Bezug auf eine so genannte kombinative Antithrombosetherapie,
eine therapeutisch wirksame Menge eines Thrombolysemittels umfassen.
Solche Thrombolysemittel, sowie ihre von der Klasse, zu der sie
gehören,
abhängige,
gewöhnliche Dosierung
sind Fachleuten allgemein bekannt. Unter den zahlreichen Beispielen
für Thrombolysemittel,
die in den pharmazeutischen Zusammensetzungen der Erfindung enthalten
sein können, kann
insbesondere die folgende, nicht einschränke Liste genannt werden: t-PA,
Streptokinase, Reptilase, TNK-t-PA oder Staphylokinase.
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Geeignete
pharmazeutische Träger
zur Verwendung in den pharmazeutischen Zusammensetzung der Erfindung
sind beispielsweise bei Remington's Pharmacial Sciences 16. Ausgabe (1980)
beschrieben und ihre Formulierung ist Fachleuten allgemein bekannt.
Sie schließen
jedes und alle Lösungsmittel,
Dispersionsmedien, Beschichtungen, antibakterielle und antimykotische
Mittel (zum Beispiel Phenol, Sorbinsäure, Chlorbutanol), isotonische
Mittel (wie beispielsweise Zucker oder Natriumchlorid) und Ähnliche
ein. Es können
weitere Inhaltsstoffe enthalten sein, um die Wirkdauer des monoklonale
Antikörper
enthaltenden Wirkstoffs in der Zusammensetzung zu kontrollieren.
Zusammensetzungen mit kontrollierter Freisetzung können daher
durch Auswahl eines geeigneten Trägers aus Polymeren, wie zum
Beispiel Polyestern, Polyaminosäuren,
Polyvinylpyrrolidon, Ethylen-Vinylacetat-Copolymeren, Methylzellulose, Carboxymethylzellulose,
Protaminsulfat und Ähnlichen
erhalten werden. Die Geschwindigkeit der Freisetzung des Medikaments
und die Wirkdauer können auch
durch Einschluss des monoklonalen Antikörper enthaltenden Wirkstoffs
in Teilchen, z.B. Mikrokapseln, oder eine polymere Substanz, wie
beispielsweise Hydrogele, Polymilchsäure, Hydroxymethylzellulose,
Polymethylmethacrylat und die anderen, oben beschriebenen Polymere,
kontrolliert werden. Entsprechende Verfahren umfassen kolloidale
Systeme zur Medikamentenabgabe, wie Liposome, Mikrokugeln, Mikroemulsionen,
Nanopartikel, Nanokapseln und so weiter. In Abhängigkeit vom Verabreichungsweg
kann die den Wirkstoff umfassende, pharmazeutische Zusammensetzung
Schutzbeschichtungen erfordern. Die zur injizierbaren Verwendung
geeignete, pharmazeutische Form schließt sterile wässrige Lösungen oder
Dispersionen und sterile Pulver für noch nicht vorbereitete Zubereitungen
davon ein. Übliche
Träger
schließen
daher biologisch verträgliche
wässrige
Puffer, Ethanol, Glycerin, Polypropylenglykol, Polyethylenglykol
und deren Mischungen ein.
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Die
vorliegende Offenbarung stellt auch die Verwendung eines anderen
Liganden als eines polyklonalen Antikörpers (wie er oben offenbart
ist) als Medikament bereit. Besonders bevorzugt ist das in der vorliegenden
Erfindung verwendete Medikament ein Mittel zur Prophylaxe und/oder
zur Behandlung von Erkrankungen der Hämostase, insbesondere Koagulationserkrankungen
und anderen thrombotischen pathologischen Zuständen in Säugern, vorzugsweise in Menschen.
Der Ligand kann einem Patienten auf irgendeinem, im Stand der Technik
allgemein bekannten Weg, d.h. oral, intranasal, subcutan, intramuskulär, intradermal,
intravenös, intraarteriell,
parenteral oder über
einen Katheter, zur Verfügung
gestellt werden. Gemäß der vorliegenden
Erfindung kann der Ligand auch als ein Medikament in Verbindung
oder in Assoziation mit einem anderen Medikament, zum Beispiel einem
Thrombolysemittel, wie es beispielsweise weiter oben unter dem Punkt
pharmazeutischer Zusammensetzungen offenbart ist, verwendet werden.
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Die
vorliegende Offenbarung stellt daher ein Verfahren zur Behandlung
und/oder zur Prophylaxe von Hämostase,
Koagulationserkrankung oder einem thrombotischen pathologischen
Zustand sowie ein Verfahren zur verzögerten Koagulation in einem
Säuger,
vorzugsweise einem Menschen, bereit, das das Verabreichen einer
therapeutisch wirksamen Menge eines anderen Liganden als eines polyklonalen
Antikörpers,
wie er beispielsweise weiter oben offenbart ist, an einen Säuger mit
dem Bedarf nach einer solchen Behandlung oder Prophylaxe oder verzögerten Koagulation
umfasst. Der Ligand ist vorzugsweise ein humaner oder humanisierter
monoklonaler Antikörper,
der aus der unter der Zugangsnummer LMBP 5089CB bei der Belgian
Co-ordinated Collections of Micro-organisms hinterlegten Zelllinie
KRIX-1 erhältlich
ist, oder ein Antigen-bindendes Fragment Fab, Fab' oder F(ab')2,
eine komplementaritätsbestimmende
Region (CDR), ein löslicher
oder in der Membran verankerter Einzelketten-Variabler-Teil (scFv),
eine einzelne variable Domäne
oder ein Derivat oder eine Kombination aus all diesen Elementen.
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Eine
therapeutisch wirksame Menge, wie sie hierin verwendet wird, meint
zwischen ungefähr
1 Mikrogramm und ungefähr
10 Milligramm pro Kilogramm Körpergewicht,
besonders bevorzugt zwischen ungefähr 10 Mikrogramm und ungefähr 1 Milligramm
pro Kilogramm Körpergewicht
des zu behandelnden Säugers.
Es wird bevorzugt, dass, hinsichtlich der langen Halbwertszeit der
meisten humanen IgG-Antikörper,
die Liganden der vorliegenden Offenbarung, die monoklonale Antikörper dieser
Klasse sind, in einer für
den Patienten komfortablen Regelmäßigkeit der Behandlung verabreicht
werden.
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Als
bevorzugte Ausführungsformen
des thrombotischen pathologischen Zustands, gegen den eine Prophylaxe
erfolgen oder der behandelt werden soll, können intravaskuläre Koagulation,
arterielle Thrombose (die für
akuten Myokardinfarkt und Schlaganfall verantwortlich sein kann),
arterielle Restenose, venöse
Thrombose (die üblicherweise
infolge eines Traumas nach einem Unfall oder einer Operation oder
einer Ruhigstellung auftritt) oder Arteriosklerose genannt werden.
In einem ganz besonders bevorzugten Verfahren der Behandlung wird
der Patient mit einem (intravenös
injizierten) Bolus in einer Dosierung, die von einem Facharzt in
Abhängigkeit
von den Kriterien, die den speziellen klinischen Zustand des Patienten
ausmachen, versorgt.
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Das
Verfahren zur Behandlung und/oder zur Prophylaxe gemäß der Offenbarung
kann des Weiteren die Behandlung oder Prophylaxe des gleichen thrombotischen
pathologischen Zustands durch Verabreichen, vorzugsweise nacheinander
Verabreichen, einer therapeutisch wirksamen Menge eines Thrombolysemittels, wie
beispielsweise desjenigen, das weiter oben unter dem Punkt pharmazeutische
Zusammensetzungen offenbart ist, an einen Patienten einschließen. Wie
hierin verwendet meint nacheinander, dass der Ligand der vorliegenden
Erfindung und das bekannte Thrombolysemittel einem Patienten hintereinander,
jedoch nicht gleichzeitig verabreicht werden.
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Die
vorliegende Erfindung stellt ferner ein Verfahren zum Erhalten monoklonaler
Antikörper
aus einem nicht-menschlichen Säuger
bereit, das die Schritte umfasst:
- a) Auswählen eines
nicht-menschlichen Säugers
mit einem modifizierten und zumindest teilweise funktionellen, physiologisch
aktiven Protein, wobei die Modifikation hinsichtlich eines Wildtyp-Proteins
auftritt und in einer Domäne
des Proteins liegt;
- b) Verabreichen des Wildtyp-Proteins an den nicht-menschlichen
Säuger,
um eine Immunantwort hervorzurufen, und
- c) Auswählen
von B-Lymphozyten aus dem nicht-menschlichen Säuger, die Antikörper produzieren,
die das Wildtyp-Protein nur teilweise inaktivieren.
-
Gemäß diesem
Verfahren ist es Standardpraxis, den nicht-menschlichen Säuger zu
töten und,
um Schritt (c) durchführen
zu können,
dessen Milz zu entfernen.
-
Die
vorliegende Offenbarung stellt zusätzlich ein Verfahren zum Erhalten
von monoklonalen Antikörpern
aus dem Blut eines Menschen mit einem modifizierten und zumindest
teilweise funktionellen, physiologisch aktiven Protein bereit, wobei
die Modifikation hinsichtlich eines Wildtyp-Proteins auftritt und
in einer Domäne
des Proteins liegt, und diesem das Wildtyp-Protein verabreicht wird,
wobei das Verfahren den Schritt des Auswählens von B-Lymphozyten, die
die Antikörper,
die das Wildtyp-Protein nur teilweise inaktivieren, produzieren,
aus dem Blut dieses Menschen umfasst.
-
Die
vorliegende Erfindung, wie sie in den verschiedenen, oben offenbarten
Aspekten ausgeführt
und in den beigefügten
Ansprüchen
definiert ist, zeigt eine Reihe von Vorteilen. Der Hauptvorteil
der therapeutischen Verwendung der humanen monoklonalen Antikörper der
Erfindung ist, dass die Behandlung für die zur Diskussion stehende
Immunantwort hochspezifisch ist. Bei Zuständen der Hyperkoagulation stellt
die Spezifität
der humanen monoklonalen Antikörper
der Erfindung sicher, dass die Wechselwirkung innerhalb des Koagulationskaskadewegs
auf den von dem Antikörper
erkannten Faktor beschränkt
ist.
-
Die
Verwendung von anti-Faktor VIII-Antikörpern mit den oben genannten,
bevorzugten Eigenschaften stellt insbesondere eine einzigartige
Kombination der Vorteile dar, die auf die Richtung gegen Faktor
VIII bezogen sind, wobei die einen auf die Eigenschaften der Hemmung
von Faktor VIII und die anderen auf die Verwendung von Antikörpern bezogen
sind.
- – gegen
Faktor VIII zu richten meint, dass das Neutralisieren einer Cofaktor-Aktivität, wie beispielsweise derjenigen
von Faktor VIII, kein Risiko einer vollständigen Hemmung der enzymatischen
Aktivität,
die er verstärkt,
in sich birgt, und somit einen Vorteil gegenüber den Verfahren darstellt,
die direkt gegen Enzyme, wie beispielsweise Faktor IX, gerichtet
sind.
- – die
Ausführungsformen
der oben beschriebenen Inhibitoren können gemeinsam haben, dass
sie wirkungsvoll, jedoch nur teilweise die Cofaktor-Aktivität von Faktor
VIII hemmen, wobei sie, selbst wenn der monoklonale Antikörper der
Erfindung in mehr als einem 100-fachen Überschuss verwendet wird, ein
therapeutisch nützliches
Plateau festlegen. Monoklonale Antikörper gemäß der vorliegenden Erfindung
erreichen bei der Inaktivierung von Faktor VIII einen Plateau-Effekt,
der die Verabreichung von Boli erlaubt, wodurch ein sicherer Antithromboseschutz über mehrere
Wochen ohne das Erfordernis von Monitoring oder dem Risiko einer Überdosierung
erzielt wird.
- – humane
IgG-Antikörper
zeigen eine verlängerte
Halbwertszeit von drei Wochen (außer bei IgG3 mit nur einer
Woche), so dass dadurch sehr stabile Plasmaspiegel des Antithrombosemittels
bereitgestellt werden und eine drastische Senkung der Häufigkeit
der Verabreichung möglich
wird. Des Weiteren birgt die Verwendung von humanen Antikörpern oder
Derivaten ein minimales Risiko für
das Induzieren von Immunantworten.
-
Die
vorliegende Erfindung wird anhand der folgenden Beispiele, die nur
zum Zweck der Veranschaulichung bereitgestellt wurden, weiter beschrieben.
-
BEISPIEL 1 – Herstellung
von monoklonalen Antikörpern,
die aus Hämophilie
A-Patienten stammen
-
Humane
monoklonale Antikörper
mit der gewünschten
Spezifität
und den gewünschten
Eigenschaften werden durch Transformation von B-Lymphozyten produziert,
welche aus dem peripheren Blut von an Hämophilie A oder erworbener
Hämophilie
leidenden Patienten, erhalten wurden. Das Verfahren des Auswählens von
Patienten ist eine Ausführungsform
der vorliegenden Erfindung. Um eine spezifischere immunologische Reaktion
zu erhalten, werden Patienten gesucht, die eine beeinträchtigte
Funktion eines physiologisch aktiven Proteins, z.B. Faktor VIII,
aufweisen. Mit „beeinträchtigt" ist gemeint, dass
eine bestimmte Restfunktion verfügbar
ist, dass diese jedoch kleiner ist, als es für den Wildtyp des gleichen
Proteins bekannt ist. Ein Vergleich zwischen dem Selbstprotein und
dem Wildtyp-Protein sollte einen Unterschied zwischen den beiden
Proteinen, vorzugsweise in einer Region oder in einer Domäne von Interesse,
aufweisen. Dieser Unterschied kann eine Deletion oder eine Substitution
von einer oder mehreren Aminosäuren
mit anderen sein. Den Patienten wird dann genug Wildtyp-Protein
verabreicht, so dass eine immunologische Reaktion hervorgerufen
wird. Danach werden die B-Lymphozyten aus den Patienten extrahiert
und auf der Basis der Herstellung von Antikörpern mit den gewünschten
Eigenschaften ausgewählt.
Obwohl hier auf die oben genannten „Patienten" Bezug genommen wird, kann das Verfahren
gemäß dieser
Ausführungsform
allgemein auf Säuger
angewendet werden. Die oben angegebene Vorgehensweise führt zu einer
größeren Wahrscheinlichkeit
für das
Erhalten von Antikörpern,
die gegen die Domäne
gerichtet sind, welche den Defekt enthält.
-
B-Zellen
werden durch Infektion mit dem Epstein-Barr-Virus und Aktivierung
von Oberflächen-Antigenen
unter Verwenden von Fachleuten allgemein bekannten Techniken transformiert.
Die Zellüberstände, die die
geeigneten Antikörper
enthalten, werden mit einem speziellen Testverfahren, wie es zum
Beispiel weiter unten ausführlicher
beschrieben ist, identifiziert.
-
Antikörper gegen
Faktor VIII werden somit identifiziert, indem der Überstand
mit Faktor VIII oder mit Faktor VIII/von-Willebrand-Faktor-Komplexen
beschichteten Polystyrol-Mikrotiterplatten reagieren gelassen wird.
Die Bindung von spezifischen Antikörpern wird durch Zugabe eines
an ein Enzym gekoppeltes, nicht-humanes IgG-Reagens nachgewiesen.
Die Zugabe eines Enzymsubstrats, das in Gegenwart des Enzyms in
eine Farbverbindung umgewandelt wird, erlaubt den Nachweis spezifischer
Antikörper.
Solche als enzymgebundene Immunoassays (ELISA) bezeichneten Verfahren
sind Fachleuten allgemein bekannt und ausführlich in z.B. Current Protocols
in Immunology, Kapitel 2, John Wiley & Sons (1994) beschrieben.
-
Insbesondere
im vorliegenden Fall wurde die Bindung von anti-Faktor VIII-IgG-Antikörpern durch
Zugabe eines für
humanes Fc-gamma spezifischen, mit einer Meerrettichperoxidase markierten,
murinen monoklonalen Antikörpers
nachgewiesen. Die IgG-Subklasse des anti-Faktor VIII-Antikörpers wurde
in einem ELISA nachgewiesen, wie in 1 dargestellt
ist. Die Hemmung der funktionellen Aktivität von Faktor VIII wurde wie folgt
in einem funktionellen Koagulationstest getestet. Gleiche Volumina
eines Zellkulturüberstands
und eines Pools aus normalem Plasma wurden zwei Stunden lang bei 37 °C inkubiert
und danach die Restaktivität
von Faktor VIII gemessen. Diejenigen Antikörper, die die Aktivität von Faktor
VIII signifikant hemmen, sind in 1 mit einem
Stern gekennzeichnet.
-
Anti-Faktor
VIII-Antikörper
produzierende B-Zellen (wie beispielsweise BO2C11) wurden dann expandiert
und mit limitierender Verdünnung
kloniert, wie beispielsweise in Current Protocols in Immunology
(siehe oben) beschrieben ist. Anti-Faktor VIII-Antikörper mit
der Fähigkeit,
die prokoagulante Aktivität
von Faktor VIII zu hemmen, wie es oben beschrieben ist, werden unter
Verwenden eines Chromogenitätstest-Kits,
wie zum Beispiel eines Chromogenitätstests zum Testen von Faktor
VIII von Dade, Düchingen,
Deutschland oder Coatest®, der kommerziell bei
Kai Vitrum (Brüssel,
Belgien) erhältlich
ist, oder Chromogenix AB (Mölndal,
Schweden), identifiziert.
-
Gleiche
Volumina monoklonaler Antikörper
BO 2C11 und eines Pools aus normalem Blutplasma wurden 2 Stunden
lang bei 37 °C
inkubiert. Die BO 2C11-Konzentrationen vor dem Mischen sind auf
der x-Achse angezeigt. Die Senkung der Aktivität von Faktor VIII wurde in
einem Koagulationstest gemessen und als Prozent der Aktivität, die bei
Abwesenheit des Antikörpers
erhalten wurde, ausgedrückt
(siehe 2). Die Restaktivität geht asymptotisch gegen null(vollständige Hemmung).
-
Antikörper, die
die Funktion von Faktor VIII mit ausreichender Affinität hemmen,
jedoch die prokoagulante Aktivität
von Faktor VIII nicht vollständig
hemmen, selbst wenn ein großer Überschuss
an Antikörpern verwendet
wird, wurden in einer weiteren Ausführungsform der vorliegenden
Erfindung ausgewählt.
Ein repräsentatives
Beispiel für
einen solchen Antikörper
wird in 3 bereitgestellt, wo, wenn gleiche
Volumina von KRIX-1
und des rekombinanten Faktors VIII oder von normalem Plasma 2 Stunden
lang bei 37 °C
inkubiert wurden und die Konzentrationen (ausgedrückt in Mikrogramm/ml)
von KRIX-1 vor dem Mischen mit Plasma so wie angegeben waren, die
Restaktivität
von Faktor VIII unter Verwenden des oben angegebenen Chromogentests
gemessen wurde. 3 zeigt interessanter Weise
eine ungefähr
60%-ige Hemmung von Faktor bei einer Konzentration von 0,1 Mikrogramm/ml
und in noch interessanterer Weise eine asymptotische Hemmung von Faktor
VIII von ungefähr
80 % in dem gesamten Konzentrationsbereich von 0,5 bis 300 Mikrogramm/ml.
-
Die
auf diese Weise ausgewählten
Antikörper
werden dann in einer Großkultur
produziert und mittels Affinitätschromatographie
unter Verwenden von Fachleuten allgemein bekannten Verfahren gereinigt.
-
Die
Einzelheiten einer nicht-limitierenden Technik zur Herstellung waren
wie folgt. Humaner rekombinanter Faktor VIII (spezifische Aktivität: 4000
IE/mg) wurde als Material für
eine ausschließliche
Verwendung im Labor von Hyland (Glendale, CA) erhalten; aus Plasma
stammender (plasma-derived, pd) Faktor VIII-von-Willebrand-Faktor-Komplex,
mittels Ionenaustauschchromatographie gereinigt (spezifische Aktivität ± 160 IE/mg
Protein; Verhältnis
von von-Willebrand-Faktor zu Faktor VIII 15:1 (w/w)), und gereinigter,
an Faktor VIII verarmter von-Willebrand-Faktor (Verhältnis von
von-Willebrand-Faktor zu Faktor VIII 4800:1 (w/w); Charge 951016)
wurden vom Belgischen Roten Kreuz (Brüssel, Belgien) erhalten.
-
Proben
aus peripherem Blut wurden aus an milder Hämophilie leidenden Spendern
mit Inhibitoren gesammelt. Mononukleäre Zellen aus peripherem Blut
(peripheral blood mononuclear cells, PBMC) wurden durch Infektion
mit EBV und gleichzeitiger Aktivierung von Oberflächen-Antigenen
immortalisiert. Für
die Produktion von Antikörpern
gegen Faktor VIII wurden vierhundertachtzig Zelllinien in einem
ELISA gescreent. Zum Beispiel wurde eine Zelllinie, KRIX 1 genannt,
erfolgreich mit limitierender Verdünnung kloniert. Die Klonalität wurde
mit Hilfe einer RT-PCR-Amplifikation von mRNA, die für die V-Regionen
der schweren und leichten Ketten des Antikörpers codiert, überprüft: eine
einzelne Sequenz wurde aus 10 Klonen der PCR-Produkte erhalten.
Gereinigte Antikörper
wurden bei einem Durchlaufen des Überstandes der KRIX 1-Zellkultur
von Protein-A-Sepharose erhalten. Ein ELISA, der mit Antikörpern der
IgG-Subklasse und für
die leichte Kette spezifischen Antikörpern durchgeführt wurde,
identifizierte KRIX-1 als einen IgG4k.
-
Die
humanen monoklonalen Antikörper
wurden durch Adsorption an immobilisiertes Protein A (high-TRAPR Protein A; Pharmacia, Uppsala, Schweden)
gereinigt. Die Fab-Fragmente
des humanen monoklonalen Antikörpers
wurden durch Papain-Verdau hergestellt. Ein mg eines ausgewählten Antikörpers wurde in
50 mmol/l L-Cystein (Sigma), 1 mmol/l EDTA (Merck) und 10 Mikrogramm
Papain enthaltendem Phosphatpuffer (40 mmol/l KH2PO4, 60 mM Na2HPO4·2H2O, 0,15 M NaCl) auf 500 Mikrogramm/ml verdünnt. Die
Mischung wurde unter kontinuierlichem Rühren für 3 Stunden bei 37 °C inkubiert.
Die Reaktion wurde durch Zugabe von Iodacetamid zu einer finalen
Konzentration von 75 mmol/l für
30 Minuten bei RT gestoppt. Der verdaute Antikörper wurde gegen phosphatgepufferte
Kochsalzlösung
(140 mmol/l NaCl, 67 mmol/l KCl, 20 mmol/l Na2HPO4, 4,4 mmol/l KH2PO4, pH 7,4) dialysiert. Die unverdauten IgG-
und Fc-Fragmente wurden dann in durch Durchlaufen von Protein A-Sepharose
(Hi Trap Protein A; Pharmacia) eliminiert. Das Fab- Fragment wurde mittels
Gelfiltrationschromatographie auf einer Superdex 200 (Pharmacia)
weiter gereinigt.
-
Zum
Nachweis von anti-Faktor VIII-IgG-Antikörpern, zur Bestimmung der IgG-Subklasse und zur
Bewertung der Hemmung von an von-Willebrand-Faktor bindendem Faktor
VIII wurden herkömmliche
Verfahren verwendet. Für
die Analyse der Hemmung der Bindung von r-Faktor VIII an einen ausgewählten Antikörper durch
Fab und den nativen Antikörper
wurden Maxisorb-Polystyrol-Platten (Nunc) 2 Stunden lang mit 50 μl des auf
5 Mikrogramm/ml in glycingepufferter Kochsalzlösung (20 mmol/l Glycin, 34
mmol/l NaCl, pH 9,2) verdünnten
Antikörpers
beschichtet. Nach dem Waschen wurden 50 μl von auf 1 Mikrogramm/ml in
Tris-Casein (10 mmol/l Tris(hydroxymethyl)aminoethan, pH 7,3, enthaltend
150 mmol/l NaCL und 0,5 % Casein) verdünntem, mit Biotin markiertem
r-Faktor VIII 1 Stunde lang bei 37 °C mit 50 μl humanem IgG in verschiedenen
Konzentrationen vermischt. Ein 50 μl-Aliquot der Mischung wurde
für 2 Stunden
bei RT zu den Platten gegeben. Nach dem Waschen wurde die Bindung
von biotinyliertem r-Faktor VIII durch sequentielle Zugabe von Avidinperoxidase
und OPD nachgewiesen.
-
r-Faktor
VIII (finale Konzentration 0,2 Mikrogramm/ml) wurde 2 Stunden lang
bei 37 °C
mit humanem IgG-Antikörper
in verschiedenen Konzentrationen inkubiert und die Restaktivität von Faktor
VIII wurde in einem Chromogenitätstest
(Coatest Factor VIII, Chromogenix AB, Mölndal, Schweden oder Kabi Vitrum,
Brüssel,
Belgien) bewertet. Die Hemmung der Aktivität von Faktor VIII im Plasma
wurde mit dem Bethesda-Verfahren gemessen, bei dem ein Pool aus
normalem Plasma, das in gepuffertem Trinatrumcitrat gesammelt worden
war, als Quelle für
Faktor VIII verwendet. Die Restaktivität von Faktor VIII wurde mit
einem Chromogenitätstest
oder einem einstufigen Gerinnungstest bewertet
-
Beispiel 2 – Produktion
von monoklonalen Antikörpern
durch Immunisierung in Tieren
-
Alternativ
dazu können
monoklonale Antikörper
mit den gleichen Eigenschaften, wie sie in Beispiel 1 offenbart
sind, durch absichtliche Immunisierung in Tieren produziert werden.
Der humane Faktor VIII in Freund-Adjuvans wird daher in Mäuse injiziert.
-
Die
monoklonalen anti-humaner Faktor VIII-Antikörper werden dann durch Fusion
von Milz-Lymphozyten mit einer murinen Myelomzelllinie erhalten.
Die anti-Faktor VIII-Antikörper produzierenden
Zellkulturüberstände werden
identifiziert und mit limitierender Verdünnung unter Verwenden von in
Current Protocols in Immunology (siehe oben) beschriebenen Verfahren
kloniert. Des Weiteren wird die Auswahl von Inhibitoren mit der gewünschten
Fähigkeit,
die prokoagulante Aktivität
von Faktor VIII zu hemmen, wie es in Beispiel 1 beschrieben ist,
vorgenommen.
-
Die
in den Mäusen
produzierten monoklonalen Antikörper
werden dann humanisiert. Mit den Sequenzen der variablen Teile der
murinen schweren und leichten Ketten und den variablen Regionen
des humanen Immunglobulins wird daher ein Alignment durchgeführt, um
so einen humanen Antikörper
mit der größten Homologie
in den Framework-Regionen zu identifizieren. Das für die humanisierten
variablen Regionen codierende DNA-Fragment wird dann in einem PCR-basierten
CDR-(komplementaritätsbestimmende
Regionen) Graft-Verfahren,
wie es beispielsweise bei Sato et al., Cancer Research (1993) 53:851-6
beschreiben ist, synthetisiert. Das für den variablen Teil der schweren
Kette des humanisierten Antikörpers
codierende, finale PCR-Produkt wurde verdaut und stromaufwärts von
dem humanen C-gamma-1-Gen in einem ersten Expressionsplasmid subkloniert.
Die humanisierte, variable Region der leichten Kette der finalen
Konstruktion wurde stromaufwärts
vom C-kappa-Gen in ein zweites Expressionsplasmid inseriert. Die
beiden Konstruktionen werden dann in einem Expressionssystem aus
COS-Zellen co-exprimiert.
-
Beispiel 3 – Charakterisierung
von anti-Faktor VIII-Antikörpern
-
Die
monoklonalen Antikörper
von entweder humanem (Beispiel 1) oder tierischem (Beispiel 2) Ursprung
wurden unter Verwenden eines Testsystems, in dem ihre Fähigkeit,
die Bindung von Faktor VIII an Phospholipide zu hemmen, bewertet
wurde, charakterisiert. Aus diesem Grund werden Polystyrol-Mikrotiterplatten
mit Phosphatidyl-L-Serin beschichtet. Löslicher, rekombinanter Faktor
VIII mit einer finalen Konzentration von 2 Mikrogramm/ml wird 30
Minuten lang bei 37 °C
mit verschiedenen Konzentrationen des zu bewertenden Antikörpers vermischt.
Die Mischung wird dann schnell mit Thrombin aktiviert und zu den
mit Phosphatidyl-L-Serin beschichteten Platten gegeben. Die Platten
wurden dann zwei Minuten lang bei 21 °C inkubiert und die Bindung
von Faktor VIII wurde durch Zugabe der anti-Faktor VIII-A1-Domäne mAbF14A2,
für zwei
Minuten, gefolgt von einer zweiminütigen Inkubation mit HRP-konjugiertem
Ziege-anti-Maus-Fc-gamma nachgewiesen. Die Ergebnisse dieses Versuchs
sind für
den mit der Zelllinie KRIX 1 produzierten, monoklonalen Antikörper in 4 gezeigt.
In der Figur sind die durchschnittliche Bindung von aktiviertem
Faktor VIII in Abwesenheit (geschlossene Symbole) oder Anwesenheit
(offene Symbole) des Antikörpers,
sowie die Standardabweichung der Dreifachbestimmungen angegeben.
Kontrollen in der Abwesenheit von Faktor VIII ergaben eine OD490
von kleiner als 0,05.
-
4 zeigt
deutlich, dass der von der Zelllinie KRIX-1 produzierte, monoklonale
Antikörper die
Bindung von Faktor VIII an Phospholipide signifikant hemmt, jedoch
eine nur unvollständige
Hemmung bewirkt, selbst wenn er in großem Überschuss vorliegt.
-
Um
zu zeigen, dass in Abwesenheit von Plasma, KRIX 1 die leichte Kette
des mutierten Faktors VIII aus dem Spender nicht erkannte, wurden
DNA-Fragmente, die für
die leichten Ketten des Wildtyps und des mutierten Faktors VIII
codieren, synthetisiert. Die entsprechenden Proteine wurden in Reticulocyten-Lysaten exprimiert.
Die korrekte Faltung der nativen und der mutierten leichten Ketten
wurde mittels Immunpräzipitation mit
dem humanen monoklonalen Antikörper
BO2C11 bestimmt, der ein Konformations-Epitop innerhalb des Carboxy-terminalen
Teils der leichten Kette von Faktor VIII erkennt. Immunpräzipitationsversuche
zeigten, dass BO2C11 an leichte Ketten des Wildtyps und Arg2150His
gebunden hat, während
KRIX 1 ausschließlich die
leichte Kette des Wildtyps erfasste. Mit einem verlängerten
Aussetzen von SDS-PAGE-Gelen gegen den Autoradiographiefilm konnte
keine signifikante Bindung von KRIX 1 an die mutierte leichte Kette
nachgewiesen werden. Kontrollversuche zeigten keine Bindung an andere
Reagenzien aus dem Test an Faktor VIII oder Fragmente von Faktor
VIII und eine Vor-Inkubation mit dem löslichen r-Faktor VIII verhinderte
die Bindung an mit Methionin markierte Faktor VIII-Fragmente, wodurch
die Bindungsspezifität
bestätigt
wird.
-
KRIX
1 erkannte Faktor VIII in einem Western Blot nicht, was zeigt, dass
das erkannte Epitop ein Konformations-Epitop war. Eine weitere Epitop-Kartierung
wurde daher mit in Reticulocyten-Lysaten produzierten Faktor VIII-Fragmenten
durchgeführt.
Vorhergehende Versuche hatten gezeigt, dass ein solcher Ansatz für die Synthese
von Faktor VIII-Domänen
wirkungsvoll war. Das Immunpräzipitationsverfahren
unter Verwenden von in Reticulocyten-Lysaten produzierten, markierten
Faktor VIII-Domänen
wurde durch Kartierung des von dem humanen monoklonalen Antikörper BO2C11
erkannten Epitops bestätigt.
Eine komplette Übereinstimung
wurde zwischen der Bindung an in Reticulocyten-Lysaten produzierten Fragmenten von
Faktor VIII mit C2-Deletion und der Bindung an in E. coli oder COS-Zellen
produzierten, rekombinanten Fragmenten beobachtet. KRIX 1 hat über die
ganze Länge
an die leichte Kette, an Fragmente, die A3C1, C1C2 und der isolierten
C1-Domäne entsprechen,
gebunden. Im Gegensatz dazu hat KRIX 1 nicht an die C1- oder C1C2-Domänen mit
der Substitution Arg2150His gebunden, obwohl die Arg2150His-C1C2-Domäne in einem
Kontrollversuch wie ihr normaler Gegenspieler von BO2C11 gebunden
wurde.
-
Es
wurde nach anderen Mutationen in der leichten Kette gesucht, die
die Bindung von KRIX 1 verändern
könnten.
Wie in Tabelle I gezeigt ist, hemmte KRIX 1 die Aktivität von allen
bisher getesteten, mutierten Faktor VIII-Molekülen, außer von denjenigen, die die
Mutation Arg2150His trugen. Tabelle
I. Hemmung der Aktivität
von Faktor VIII im Plasma aus Patienten mit milder Hämophilie
A
-
Bei
der Verwendung von KRIX 1 als ein Medikament zur teilweisen Hemmung
von Faktor VIII werden milde Mutationen von Faktor VIII nicht die
Wirksamkeit der Therapie beeinträchtigen.
-
KRIX
1 hemmte in dosisabhängiger
Weise die Bindung von Faktor VIII an den von-Willebrand-Faktor. Die zum Erreichen
einer 50%-igen Hemmung (IC50) der Bindung
von Faktor VIII erforderliche Konzentration von KRIX 1 betrug 0,25
Mikrogamm/ml und eine mehr als 95%-ige Hemmung wurde mit 20 Mikrogamm/ml KRIX
1 erhalten. Fab-Fragmente von KRIX 1 hemmten auch die Bindung von
Faktor VIII an den von-Willebrand-Faktor. Auf molarer Basis waren
jedoch 15-mal soviel Fab wie natives KRIX 1 erforderlich, um die
Bindung von Faktor VIII an den von-Willebrand-Faktor um 50 % zu
hemmen. Es wurden zusätzliche
Versuche durchgeführt,
um auszuschließen,
dass die Fab-Fragmente von KRIX 1 noch einen intakten oder teilweise
verdauten Antikörper
enthielten. Die SDS-PAGE-Analyse der mittels Protein A-Adsorption
und Gelfiltrationschromatographie gereinigten Fab-Fragmente zeigte
eine einzelne Bande. Das Vorhandensein von in Spuren vorliegenden
Mengen der Fc-gamma-Fragmente, die an Fab-Fragmente gebunden blieben,
wurde in einem ELISA ausgeschlossen. Vertiefungen mit unlöslich gemachtem
Faktor VIII wurden mit nativem oder Fab-KRIX 1 inkubiert. Die Bindung
von sowohl Fab- als auch nativem KRIX 1 konnte durch Zugabe von
mit Peroxidase markiertem, anti-kappa-leichte Kette IgG nachgewiesen
werden. Im Gegensatz dazu offenbarte die Zugabe von mit Peroxidase
markiertem anti-Fc-gamma IgG keine spezifische Bindung, selbst wenn
100 Mikrogramm/ml der Fab-Zubereitung in den Vertiefungen inkubiert
wurden. Im Vergleich dazu ergab die Zugabe von 0,1 Mikrogramm/ml
des nativen Antikörpers
eine signifikante Bindung. In einem ELISA war eine 15-mal so große Konzentration
von Fab wie die von nativem Antikörper dazu nötig, um die Bindung von biotinyliertem
KRIX 1 an den unlöslich
gemachten Faktor VIII um 50 % zu hemmen, was zeigt, dass das Fab-KRIX
1-Fragment eine geringere Affinität zu Faktor VIII hat als der
native Antikörper.
Das Erfordernis von höheren
Konzentrationen von KRIX 1-Fab als von nativem Antikörper zur
Hemmung der Bindung von Faktor VIII an den von-Willebrand-Faktor
sollte entsprechend der verminderten Affinität von KRIX 1-Fab-Fragmenten
zu Faktor VIII zugeschrieben werden.
-
Um
zu bestimmen, ob KRIX 1 für
die polyklonalen Antikörper
aus dem Spender repräsentativ
war, wurde ein Konkurrenztest durchgeführt. Die Bindung von biotinyliertem
KRIX 1 an unlöslich
gemachten Faktor VIII wurde in Gegenwart von ansteigenden Konzentrationen
von entweder KRIX 1, polyklonalem IgG aus dem Spender oder polyklonalem
IgG als Kontrolle gemessen. IgG aus dem Spender hemmte in dosisabhängiger Weise
die Bindung von KRIX 1 an den Faktor VIII. Die Konzentration von
KRIX 1 und IgG aus dem Spender zur 50%-igen Hemmung von biotinyliertem
KRIX 1 an Faktor VIII betrug 0,3 Mikrogramm/ml bzw. 170 Mikrogramm/ml,
wohingegen bei dem IgG als Kontrolle keine Hemmung beobachtet wurde.
-
BEISPIEL 4 – Produktion
von monoklonalen Antikörpern,
die aus Hämophilie
A- Patienten stammen
und an den Komplex aus Faktor VIII und von-Willebrand-Faktor binden
-
Alternativ
dazu wurden Antikörper,
die die Geschwindigkeit der Freisetzung von Faktor VIII vom von-Willebrand-Faktor
reduzieren, wie folgt identifiziert. Polystyrol-Mikrotiterplatten wurden mit einem spezifischen
Antikörper
gegen von-Willebrand-Faktor beschichtet. Eine Lösung von biotinyliertem, rekombinantem Faktor
VIII (0,5 Mikrogram/ml) in einem Komplex mit von-Willebrand-Faktor
(5 Mikrogramm/ml) wurde mit verschiedenen Konzentrationen von IgG
aus einem Spender (5, volle Quadrate), d.h. dem
gleichen Patienten, der oben beschrieben ist (aus dem KRIX 1 stammte),
MoAb4H1D7, oder IgG aus einer nicht unter Hämophilie leidenden Testperson
(5 volle Dreiecke) vermischt. Das IgG in den angegebenen
Konzentrationen wurde für
eine zweistündige
Inkubation bei Raumtemperatur zu den mit einem murinen Antikörper, MoAb4H1D7,
gegen von-Willebrand-Faktor
beschichteten Mikrotiterplatten gegeben. Nach dem Waschen wurde
der Faktor VIII in zwei Minuten bei 37 °C durch Thrombin aktiviert.
Der an von-Willebrand-Faktor
gebundene Faktor VIII wurde durch Zugabe von Avidinperoxidase nachgewiesen.
Kontrollen schlossen den Nachweis von gebundenem, biotinyliertem
Faktor VIII in Abwesenheit eines Thrombin-Verdaus (OD450 = 460 + 47,7SD)
und von biotinyliertem rekombinanten Faktor VIII nach Thrombin-Verdau
in Abwesenheit von Antikörpern
(OD450 = 160 + 16,0SD) ein.
-
Die
Ergebnisse dieser Versuche für
polyklonale Antikörper
sind in 5 gezeigt. In dieser Figur sind die
Durchschnittswerte sowie die Standardabweichungen der Dreifachbestimmungen
angegeben. 5 zeigt deutlich, dass ein signifikant
höherer
Anteil an aktiviertem Faktor VIII in Gegenwart ansteigender Konzentrationen
des Antikörpers
an die Platte gebunden bleibt, d.h. es zeigt eine Verminderung der
Dissoziation von aktiviertem Faktor VIII vom von-Willebrand-Faktor
in Gegenwart eines Inihibitor-Antikörpers, der an von-Willebrand-Faktor
gebundenen Faktor VIII erkennt. Gemäß den in dieser Erfindung beschriebenen
Verfahren wurden aus diesen polyklonalen Antikörpern monoklonale Antikörper erhalten,
wodurch gezeigt ist, dass die vorliegende Erfindung auf monoklonale
Antikörper
und Fragmente und Derivate davon, die an Faktor VIII/von-Willebrand-Faktor-Komplexe binden,
erweitert werden kann.
-
Beispiel 5 – Seguenzierung
von variablen Domänen
der Antikörper
-
Die
Sequenzierung der variablen Domänen
der Antikörper
wurde wie folgt ausgeführt.
Die Isolierung von RNA aus EBV-immortalisierten, humanen B-Zelllinien
wurde unter Verwenden von TRIzol Reagens gemäß den Anweisungen des Herstellers
(Life Technologies) durchgeführt.
Die cDNA wurde mit dem Superscript Preamplification-System zur Synthese
des ersten cDNA-Strangs synthetisiert. Die für die Gene der variablen Regionen
der schweren Kette (VH) codierende cDNA
wurde mit Polymerasekettenreaktion (PCR) unter Verwenden von für die Leader-Sequenz
der VH-Familien und für das erste Exon der C-gamma-Region spezifischen Primern
so amplifiziert, wie es beschrieben wurde (Bakkus et al., Blood,
80:2326, 1992). Das Annealing wurde bei 60 °C in 40 PCR-Zyklen durchgeführt. PCR-Produkte
mit der geeigneten Größe (460
bp) wurden aus einem 1,5%-igen Agarosegel isoliert und unter Verwenden
des TA Cloning Kit (Invitrogen BV, Leek, Niederlande) kloniert.
Ein PCR-Screening unter Verwenden von der VH-Genfamilie
von Interesse entsprechenden Primerpaaren wurde an Kulturen aus
zufällig
ausgewählten
Kolonien durchgeführt.
Plasmid-DNA aus positiven Kolonien wurde unter Verwenden von Wizard
Plus Minipreps (Promega, Menlo Park, CA) isoliert und in beiden
Richtungen mit Sequenase (US Biochemical, Cleveland, OH) nach den
Anweisungen des Herstellers sequenziert. Die Analyse der variablen
Gensequenzen wurde unter Verwenden des V BASE Sequence Directory
(Tomlinson et al., MRC Centre for Protein Engineering, Cambridge,
UK) vorgenommen.
-
Die
vollständigen
Sequenzen der VH und der VL des
Antikörpers
BO 2C11, der in Beispiel 1 beschrieben ist, wurden bei der EMBL
Nucleotide Sequence Database unter den Zugangsnummern AJ224083 bzw. AJ224084
eingereicht.
-
Die
in den 6 und 7 gezeigten Aminosäuresequenzen
definieren die VH- und VL-Regionen
des Antikörpers
BO2C11, einschließlich
der drei CDRs für
jede der schweren und leichten Ketten. Es sind auch die Polynukleotidsequenzen
angegeben, die für
diese Regionen codieren. Die SEQ-Nr. 2 und 3 sind die Aminosäuresequenzen
der schweren und leichten Ketten von BO2C11, während die SEQ-Nr. 5 und 6 entsprechend die
Polynukleotidsequenzen, die für
diese variablen Regionen codieren, bereitstellen.
-
Die
in den 8 und 9 gezeigten Aminosäuresequenzen
definieren die VH- und VL-Regionen
des Antikörpers
KRIX-1, einschließlich
der drei CDRs 1–3
für jede
der kurzen und langen Ketten. Es sind auch die Polynukleotidsequenzen
angegeben, die für
diese Regionen codieren. Die SEQ-Nr. 8 und 1 sind die Aminosäuresequenzen
der schweren und leichten Ketten von KRIX-1, während die SEQ-Nr. 7 und 4 entsprechend die
Polynukleotidsequenzen, die für
diese variablen Regionen codieren, bereitstellen.
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BEISPIEL 6 (VERGLEICHEND) – Hemmung
der Aktivität
von Faktor VIII durch den Antikörper
SAF8C-Ig
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Die
Mengen an Faktor VIII werden nach einer Inkubationsdauer von zwei
Stunden bei 37 °C
mit verschiedenen Konzentrationen des Antikörpers SAF8C-Ig unter Verwenden
des in Beispiel 1 beschriebenen Chromogenitätstests in einem funktionellen
Test gemessen. Wie in 10 gezeigt, wird die Restaktivität von Faktor
VIII in dosisabhängiger
Weise reduziert. Schon bei 100 Mikrogramm/ml SAF8C-Ig beträgt die Restaktivität von Faktor
VIII weniger als 1 % der normalen Aktivität. Solche geringen Mengen an
Faktor VIII setzen den Patienten einem hohen Risiko für spontane
Blutungen aus, wie es beispielsweise aus Levine, Ann. NY Acad. Sci.
(1975) 240:201 und Gilbert, Mount Sinai J. Med. (1977) 44:339 allgemein
bekannt ist.
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BEISPIEL 7 – Hemmung
von venöser
Thrombose in Hamstern durch KRIX 1
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In
einem Versuch wurde in der Oberschenkelvene von betäubten Hamstern
durch Injizieren des Farbstoffs Bengalrosa in die Halsvene und Aussetzen
der Oberschenkelvene gegen grünes
Licht einer Xenonlampe für
4 Minuten Thrombose induziert (Kawazaki et al., Thromb. Haemost.
(1999) 81:306-11). Infolge der Illumination des Gefäßes zersetzt
sich der Farbstoff und erzeugt Radikale, die die Endothelzellen
des Gefäßes verletzen.
Dadurch werden subendotheliale Strukturen dem Blutkreislauf ausgesetzt
und eine Thrombusbildung initiiert. Die Menge an gebildetem Thrombus
wird durch die Durchleuchtung des verletzten Gefäßes gemessen (Kawazaki et al.,
Thromb. Haemost. (1999) 81:306-11) und über die Menge an weißem Licht,
das das Gefäß durchleuchtet,
charakterisiert. Wie in 11 gezeigt
ist, wenn dieser Versuch in Kontrolltieren durchgeführt wird,
liegt die in 13 Hamstern gemessene, durchschnittliche Größe des Thrombus,
bei 220.000 ± 32.575 (Mittelwert ± SEM)
beliebige Lichteinheiten (arbitrary units, A.I.), wohingegen die
Behandlung einer Gruppe von 12 Hamstern mit KRIX-1 (400–800 Mikrogramm/kg,
in Form eines Bolus unmittelbar vor Induktion der Thrombose gegeben)
die mittlere Größe des Thrombus
auf 122.000 ± 27.100
A. U. (p = 0, 0188, Mann-Whitney-Test) reduzierte.
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Zusätzlich wurde
die Kinetik der Hemmung von Faktor VIII durch KRIX-1 ex vivo wie
folgt analysiert: KRIX-1 (1.600 Mikrogram/kg) wurde Hamstern intravenös injiziert.
Mengen an Faktor VIII: c wurden in einem Chromogenitätstest (Coated
Factor VIII
R (Chromogenix AB, Mölndal, Schweden)
und Factor VIII Chromogenic Assay (Dade, Düdingen, Schweiz) unter Verwenden
von Plasma, das vor und in verschiedenen Zeitintervallen nach der
Injektion gesammelt wurde, gemessen.
12 zeigt,
dass die Aktivität
von Faktor VIII in diesen Hamstern schon 30 Minuten nach der Injektion
der Antikörper
von 1,6 IE/ml auf 0,3 IE/ml reduziert wird, was bestätigt, dass
KRIX-2 den Faktor VIII nur teilweise hemmt. SEQUENZPROTOKOLL