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Die
vorliegende Erfindung betrifft ein Verfahren zur rekombinanten Herstellung
eines gewünschten
heterologen Polypeptids mit einem klar definierten homogenen N-Terminus
in einer bakteriellen Wirtszelle, worin anfänglich ein Fusionsprotein,
das ein Peptid mit der autoproteolytischen Aktivität einer
Autoprotease Npro eines Pestivirus und das
heterologe Polypeptid umfasst, in Form von cytoplasmatischen Einschlusskörperchen in
der Wirtszelle gebildet wird und die Einschlusskörperchen auf eine Weise isoliert
und behandelt werden, dass das gewünschte heterologe Polypeptid
vorn Fusionsprotein durch die autoproteolytische Npro Aktivität abgespalten
wird.
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Bei
der Herstellung von rekombinanten Proteinen in heterologen Organismen,
wie der Expression von humanen oder anderen eukaryontischen Proteinen
in Bakterienzellen ist es oft schwierig, einen klar definierten N-Terminus
zu erhalten, der so nahe wie möglich
zu 100 % homogen ist. Dies trifft insbesondere auf rekombinante
pharmazeutische Proteine zu, deren Aminosäuresequenz in vielen Fällen zu
der Aminosäuresequenz identisch
sein muss, die natürlich
bei Menschen/Tieren vorkommt.
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Bei
einer natürlichen
Expression, beispielsweise beim Menschen, werden viele pharmazeutische
Proteine, die verwendet werden, in den extrazellulären Raum
transportiert und die Spaltung der Signalsequenz, die im Vorläuferprotein
für diesen
Zweck vorkommt, führt
zu einem klar definierten N-Terminus. Ein solcher homogener N-Terminus
ist beispielsweise in bakteriellen Zellen aus mehreren Gründen nicht
immer einfach herzustellen.
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Zur
Herstellung in industriellem Maßstab
werden viele pharmazeutische Proteine im Cytoplasma von bakteriellen
Zellen (beispielsweise Escherichia coli) hergestellt, da die Akkumulation
hiervon in angemessenen Mengen möglich
ist und darüber
hinaus oft unlösliche
Einschlusskörperchen
(IBs) gebildet werden, die bei der Aufarbeitung und Reinigung große Vorteile
bieten. Zusätzlich
wird das in Form von IBs exprimierte Protein vor einem Proteaseabbau
durch intrazelluläre
Proteasen geschützt
(R. Rudolph in: Protein Engineering: Principles and Practices, Herausgeber
Jeffrey L. Cleland and Charles S. Craik, John Wiley & Sons Inc. (1995),
ISBN 0-471-10354-3).
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Jedoch
erfordert die Herstellung von IB Material eine in vitro Umfaltung
des exprimierten Proteins. Dieses kann in vielen Fällen durch
an sich bekannte Verfahren bewirkt werden (R. Rudolph et al., (1996)
in: Protein Function: A Practical Approach, Herausgeber: T.E. Creighton,
1–39).
Um dies zu tun, werden die Proteine in Form von IBs durch die Zugabe
von starken denaturierenden Mitteln unter reduzierenden Bedingungen
solubilisiert und dann renaturiert.
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Nur
in seltenen Fällen
ist der Export in das bakterielle Periplasma mit Hilfe einer pro-
oder eukaryontischen Signalsequenz möglich, da es gewöhnlich nur
möglich
ist, sehr kleine Mengen des Produkts aufgrund der geringen Transportkapazität der bakteriellen
Exportmaschinerie zu akkumulieren.
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Jedoch
unterscheidet sich das bakterielle Cytoplasma beträchtlich
vom extrazellulären
Raum der Eukaryonten. Einerseits sind hierin reduzierende Bedingungen
vorhanden und andererseits gibt es keinen Mechanismus zur Abspaltung
von N-terminalen Signalsequenzen unter Bildung von reifen Proteinen.
Die Synthese aller cytoplasmatischen Proteine beginnt mit einem
Methionin, das durch das geeignete Startcodon spezifiziert wird
(ATG = Initiation der Translation). Dieses N-terminale Methionin
wird in vielen Proteinen behalten, während es in anderen durch die
Methioninaminopeptidase (MAP) abgespalten wird, die im Cytoplasma
und intrinsisch im Wirt vorhanden ist. Die Effizienz der Abspaltung
hängt im
wesentlichen von 2 Parametern ab: 1. Der Art der darauf folgenden
Aminosäure
und 2. Der Lage des N-Terminus in der dreidimensionalen Struktur des
Proteins. Das N-terminale Methionin wird vorzugsweise deletiert, wenn
die folgende Aminosäure
Serin, Alanin, Glycin, Methionin oder Valin ist und wenn der N-Terminus
exponiert ist, das heißt
nicht im Protein „versteckt" ist. Andererseits
findet, wenn die folgende Aminosäure
eine andere ist, insbesondere eine geladene (Glutaminsäure, Asparaginsäure, Lysin,
Arginin) oder falls der N-Terminus im Protein lokalisiert ist, in
den meisten Fällen
keine Abspaltung des N-terminalen Methionins statt (Knippers, Rolf
(1995) Molekulare Genetik, 6. Ausgabe, Georg Thieme Verlag Stuttgart,
New York. ISBN 3-13-103916-7).
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Und
selbst falls eine Aminosäure,
die die Abspaltung fördert,
an der Position 2 vorhanden ist, ist die Abspaltung selten vollständig. Es
ist für
einen nicht unbeträchtlichen
Teil (1–50
%) normal, von der MAP nicht beeinflusst zu werden.
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In
den frühen
Tagen der Produktion von rekombinanten pharmazeutischen Proteinen
in bakteriellen Zellen bestand das Verfahren einfach darin, dass
ein für
Methionin kodierendes ATG Startcodon vor den offenen Leserahmen
(ORF) für
das reife Protein (das heißt
ohne Signalsequenz oder N-terminale Erweiterung) gesetzt wurde.
Das exprimierte Protein hatte dann die Sequenz H2N-Met-Zielprotein.
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Nur
in wenigen Fällen
war es möglich,
eine vollständige
Abspaltung des N-terminalen Methionins durch die MAP zu erreichen,
die im Wirt vorhanden ist. Die meisten auf diese Weise hergestellten
Proteine sind daher in Bezug auf ihren N-Terminus inhomogen (Gemisch
aus Met Form und Met-freier Form) oder sie haben alle eine zusätzliche
fremde Aminosäure
(Met) am N-Terminus (nur Met Form).
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Diese
Inhomogenität
oder Abweichung von der natürlichen
Sequenz ist jedoch in vielen Fällen
unakzeptabel, da diese Produkte häufig unterschiedliche immunologische
(beispielsweise Induktion der Antikörperbildung) und pharmakologische
(Halbwertszeit, Pharmakokinetik) Eigenschaften aufweisen. Aus diesen
Gründen
ist es nun in den meisten Fällen
erforderlich, ein naturidentisches Produkt herzustellen (homogen
und ohne fremde Aminosäuren
am N-Terminus). Im Fall der cytoplasmatischen Expression ist das
Mittel der Wahl hier in den meisten Fällen die Fusion einer Spaltsequenz
(Leader) für
eine spezifische Endopeptidase (beispielsweise Faktor Xa, Enterokinase,
KEX Endopeptidase, IgA Protease) oder Aminopeptidase (beispielsweise
Dipeptidylaminopeptidase) an den N-Terminus des Zielproteins. Jedoch
ruft dies einen zusätzlichen
Schritt mit einem Aufwand an Kosten und Materialien hervor, der
während
der weiteren Aufarbeitung, dem sogenannten Downstream-Processing
des Produkts erforderlich wird. Zusätzlich kommt beim Vorkommen
von IBs in vielen Fällen
eine Wechselwirkung oder sogar vollständige Prävention der Rückfaltung
durch die Leadersequenzen zustande.
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Daher
besteht ein Bedarf für
ein Verfahren zur Herstellung eines gewünschten heterologen Zielproteins,
das in Form von Einschlusskörperchen
in Bakterienzellen exprimiert wird, aus dem das Zielprotein mit
einem gleichförmigen,
gewünschten
N-Terminus hergestellt werden kann. Ein solches Verfahren zur Herstellung eines
gewünschten
Zielproteins aus Einschlusskörperchen
unter Verwendung der viralen Autoprotease N
pro von
Pestiviren wurde innerhalb des Umfangs der vorliegenden Erfindung
entwickelt. In der Literatur sind auch andere Systeme zur Abspaltung
von Polypeptiden beschrieben:
Die WO 99 10 503 A beschreibt
zymogene Proteasevorläufer,
die autokatalytisch aktiviert werden können und ihre Verwendung.
Die
EP 0 321 973 A beschreibt
die Verwendung von viralen Proteasen, insbesondere der Protease
P2A eines Picornavirus (HRV2), um bestimmte Fusionsproteine abzuspalten.
Die
WO 98 49 326 A beschreibt ein Verfahren zur Herstellung eines rekombinanten
Polypeptids mittels eines Fusionsproteins, das ein Propeptid umfasst,
das aus einem autokatalytisch reifenden Zymogen und einem Polypeptid
abgeleitet ist, das zum Propeptid heterolog ist.
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Pestiviren
bilden eine Gruppe an Pathogenen, die schwere ökonomische Verluste bei Schweinen
und Rindern rund um die Welt verursachen. Als Pathogen einer erwähnenswerten übertragbaren
Erkrankung ist das klassische Schweinefiebervirus (CSFV) besonders
wichtig. Die Verluste, die durch das Virus der bovinen Virusdiarrhoe
(BVDV) verursacht werden, sind ebenfalls beträchtlich, insbesondere durch
das regelmäßige Auftreten
von intraunterinen Infektionen der Feten.
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Pestiviren
sind kleine Viren mit Hüllen
mit einem Genom, das direkt als mRNA wirkt und 12,3 kb groß ist und
von dem die viralen Genprodukte im Cytoplasma transkribiert werden.
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Dies
findet in Form eines einzelnen Polyproteins statt, das etwa 4000
Aminosäuren
umfasst und das sowohl durch virale als auch zelluläre Proteasen
in etwa 12 reife Proteine zerlegt wird.
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Bis
heute wurden zwei durch Virus kodierte Proteasen in Pestiviren identifiziert,
nämlich
die Autoprotease Npro und die Serinprotease
NS3. Die N-terminale Protease Npro liegt
am N-Terminus des Polyproteins und hat eine scheinbare Molekularmasse
von 23 kd. Sie katalysiert eine Spaltung, die zwischen dem eigenen C-Terminus
(Cys 168) und dem N-Terminus (Ser 169) des Nukleokapsidproteins
C stattfindet (R. Stark et al., J. Virol. 67 (1993), 7088–7095).
Zusätzlich
wurden Duplikationen des Npro Gens in cytopathogenen
BVDV Viren beschrieben. In diesen befindet sich eine zweite Kopie
von Npro am N-Terminus der ähnlich duplizierten NS3 Protease.
Eine autoproteolytische Spaltung des NproNS3
Proteins wird in diesem Fall ebenfalls beobachtet (R. Stark et al.,
siehe oben).
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Npro ist eine Autoprotease mit einer Länge von
168 Aminosäuren
und einem scheinbaren Mr von etwa 20 000
(in vivo). Es ist das erste Protein im Polyprotein der Pestiviren
(CSFV, BDV (Border Disease Virus) oder BVDV) und wird einer autoproteolytischen
Spaltung vom folgenden Nukleokapsidprotein C unterzogen (M. Wiskerchen
et al., J. Virol. 65 (1991), 4508–4514, Stark et al., J. Virol.
67 (1993), 7088–7095).
Diese Spaltung findet nach der letzten Aminosäure von Npro statt,
nämlich
Cys 168.
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Es
wurde nun überraschenderweise
innerhalb des Umfangs der vorliegenden Erfindung festgestellt, dass
die autoproteolytische Funktion der Autoprotease Npro für die Spaltung
eines heterologen Polypeptids von einem Fusionsprotein verwendet
werden kann, das in Form von Einschlusskörperchen in einem bakteriellen Expressionssystem
exprimiert wird und das eine Autoprotease Npro eines
Pestivirus und das heterologe Polypeptid umfasst. Dies führt zu ungespaltenem
Npro Fusionsprotein, das aus Einschlusskörperchen
isoliert, solubilisiert und während
der Rückfaltung
gespalten wird.
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In
einem Aspekt betrifft die vorliegende Erfindung so ein Verfahren
zur rekombinanten Herstellung eines heterologen Polypeptids, das
umfasst
- (i) Kultivierung einer bakteriellen
Wirtszelle, die mit einem Expressionsvektor transformiert ist, der
ein Nukleinsäuremolekül umfasst,
das für
ein Fusionsprotein kodiert, wobei das Fusionsprotein ein erstes
Polypeptid umfasst, das die autoproteolytische Funktion einer Autoprotease
Npro eines Pestivirus zeigt und ein zweites
Polypeptid, das an das erste Polypeptid am C-Terminus des ersten
Polypeptids auf eine Weise gebunden ist, so dass das zweite Polypetid
vom Fusionsprotein durch die autoproteolytische Aktivität des ersten Polypeptids
abgespalten werden kann und das zweite Polypeptid ein heterologes
Polypeptid ist, wobei die Kultivierung unter Bedingungen erfolgt,
die die Expression des Fusionsproteins und die Bildung der entsprechenden
cytoplasmatischen Einschlusskörper
verursacht,
- (ii) Isolierung der Einschlusskörper aus der Wirtszelle,
- (iii) Solubilisierung der isolierten Einschlusskörper,
- (iv) Verdünnung
des Solubilisats unter Bildung einer Reaktionslösung, worin die autoproteolytische
Abspaltung des heterologen Polypeptids vom Fusionsprotein ausgeführt wird,
und
- (v) Isolierung des abgespaltenen heterologen Polypeptids.
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Ein
Polypeptid mit der autoproteolytischen Funktion einer Autoprotease
Npro eines Pestivirus ist insbesondere eine
Autoprotease Npro eines Pestivirus oder
eines Derivats hiervon mit einer autoproteolytischen Aktivität.
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Für die Zwecke
der vorliegenden Erfindung meint der Ausdruck „heterologes Polypeptid" ein Polypeptid,
das nicht natürlicherweise
durch eine Autoprotease Npro eines Pestivirus
aus einem natürlich
vorkommenden Fusionsprotein oder Polyprotein gespalten wird. Beispiele
für heterologe
Polypeptide sind industrielle Enzyme (Verfahrensenzyme) oder Polypeptide
mit pharmazeutischer, insbesondere humaner pharmazeutischer Aktivität.
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Beispiele
für bevorzugte
Polypeptide mit humaner pharmazeutischer Aktivität sind Cytokine, wie Interleukine,
beispielsweise IL-6, Interferone, wie Leukozyteninterferone, beispielsweise
Interferon α2B,
Wachstumsfaktoren, insbesondere hämatopoetische oder Wundheilungswachstumsfaktoren,
wie G-CSF, Erythropoetin oder IGF, Hormone, wie humanes Wachstumshormon
(hGH), Antikörper
oder Vakzine.
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Im
erfindungsgemäßen Verfahren
wird das Pestivirus vorzugsweise aus der Gruppe aus klassischem Schweinefiebervirus
(CSFV, Border Disease Virus (BDV und dem Virus der bovinen Virusdiarrhoe
(BVDV) ausgewählt,
wobei CSFV besonders bevorzugt ist.
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Weiter
bevorzugt wird ein Verfahren gemäß der vorliegenden
Erfindung, worin das erste Polypeptid des Fusionsproteins die folgende
Aminosäuresequenz
der Autoprotease N
pro von CSFV umfasst (siehe
auch EMBL Datenbankhinterlegungsnummer X87939) (Aminosäuren 1 bis
168, Leserichtung von N-terminal
nach C-terminal).
oder die
Aminosäuresequenz
eines Derivats hiervon mit der autoproteolytischen Aktivität einer
Autoprotease NP
pro.
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Ein
Polypeptid, das die autoproteolytische Aktivität einer Autoprotease Npro zeigt, kann auch ein Derivat einer Autoprotease
Npro eines Pestivirus sein, das sich von
der Autoprotease Npro eines Pestivirus durch Mutagenese
ableitet, insbesondere durch eine Aminosäuresubstitution, Deletion,
Addition und/oder Aminosäureinsertion,
solange die erforderliche autoproteolytische Aktivität, insbesondere
zur Erzeugung eines gewünschten
heterologen Polypeptids mit homogenem N-Terminus erhalten bleibt.
Verfahren zur Erzeugung solcher Derivate durch Mutagenese sind dem
Fachmann bekannt. Es ist durch solche Mutationen möglich, die Aktivität der Autoprotease
Npro in Bezug auf die unterschiedlichen
vom Fusionsprotein abzuspaltenden heterologen Proteine zu optimieren.
Nach der Herstellung einer Nukleinsäure, die für ein Fusionsprotein kodiert,
das neben dem gewünschten
heterologen Protein ein Autoprotease Npro Derivat umfasst,
das eine oder mehrere Mutationen im Vergleich zu einer natürlich vorkommenden
Autoprotease Npro zeigt, wird durch Bestimmung
der autoproteolytischen Aktivität
ermittelt, ob die erforderliche Funktion vorhanden ist.
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Die
autoproteolytische Aktivität
kann beispielsweise durch anfängliche
Solubilisierung der isolierten/gereinigten IBs in 7 M Guanidin/HCl
Lösung
und einer anschließenden
Verdünnung
1:100 in Reaktionslösung
detektiert werden. Nach einer Inkubation für etwa 24 Stunden wird die
Reaktionslösung
durch SDS-PAGE untersucht, ob eine Spaltung stattgefunden hat. Es
wird ein Western Blot ausgeführt,
um die prozessierten und unprozessierten Anteile zu identifizieren.
Der Anteil an gespaltenem Material wird durch densitometrische Analyse
des mit Coomassie-gefärbten
SDS-PAGE Gels bestimmt.
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Ein
bevorzugtes Verfahren gemäß der vorliegenden
Erfindung ist beispielsweise eines, worin der Expressionsvektor
ein Nukleinsäuremolekül umfasst,
das für
ein Fusionsprotein kodiert, welches eine N-terminale Region aufweist, worin eine
oder mehrere Aminosäuren
in der Region der Aminosäuren
2 bis 21 deletiert oder substituiert wurden, solange das entstehende
Derivat weiterhin die autokatalytische Funktion der Autoprotease
Npro in einem gewissen Ausmaß aufweist.
Für den
Zweck der vorliegenden Erfindung umfassen die Autoprotease Npro Derivate, die im Fusionsprotein bevorzugt
sind, beispielsweise die Aminosäuresequenz
der Autoprotease Npro von CSFV mit einer
Deletion der Aminosäuren
2 bis 16 oder 2 bis 21. Es ist auch möglich, durch Aminosäuresubstitution
oder Aminosäureaddition
Aminosäuresequenzen
auszutauschen oder einzuführen,
beispielsweise um eine Aminosäuresequenz
einzuführen,
die bei der Reinigung hilft.
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Ein
Nukleinsäuremolekül, das im
erfindungsgemäßen Verfahren
besonders bevorzugt ist, kodiert für ein Fusionsprotein, worin
das erste Polypeptid die Aminosäuresequenz
Glu22 bis Cys168 der Autoprotease Npro von
CSFV oder eines Derivats hiervon mit der autoproteolytischen Aktivität einer
Autoprotease Npro umfasst wobei das erste
Polypeptid ferner Met als N-Terminus aufweist und das heterologe
Polypeptid direkt an die Aminosäure
Cys 168 der Autoprotease Npro von CSFV gebunden
ist.
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Ein
Nukleinsäuremolekül, das ähnlich im
erfindungsgemäßen Verfahren
bevorzugt ist, kodiert für
ein Fusionsprotein, worin das erste Polypeptid die Aminosäuresequenz
Pro 17 bis Cys 168 der Autoprotease Npro von
CSFV oder ein Derivat hiervon mit der autoproteolytischen Aktivität einer
Autoprotease Npro umfasst, wobei das erste
Polypeptid ferner ein Met als N-Terminus aufweist und das heterologe
Polypeptid direkt an die Aminosäure
Cys 168 der Autoprotease Npro von CSFV gebunden
ist.
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Das
Nukleinsäuremolekül liegt
im erfindungsgemäßen Verfahren
insbesondere in Form eines DNA Moleküls vor.
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Ein
im erfindungsgemäßen Verfahren
verwendeter Expressionsvektor umfasst vorzugsweise zumindest eine
Expressionskontrollsequenz. Expressionskontrollsequenezn sind insbesondere
Promotoren (wie lac, tac, T3, T7, trp, gac, vhb, Lambda pL oder
phoA), Ribosomenbindungsstellen (beispielsweise natürliche Ribosomenbindungsstellen,
die zu den oben erwähnten
Promotoren gehören,
cro oder synthetische Ribosomenbindungsstellen) oder Transkriptionsterminatoren
(beispielsweise rrnB T1T2 oder bla). Die oben erwähnte Wirtszelle
ist vorzugsweise eine bakterielle Zelle der Gattung Escherichia,
insbesondere E. coli. Jedoch ist es auch möglich, andere bakterielle Zellen
(siehe unten) zu verwenden. In einer bevorzugten Ausführungsform ist
der Expressionsvektor ein Plasmid.
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Eine
bakterielle Wirtszelle, die im erfindungsgemäßen Verfahren verwendet werden
kann, kann beispielsweise aus der Gruppe der folgenden Mikroorganismen
ausgewählt
werden: Gram-negative Bakterien, wie Escherichia Arten, beispielsweise
E. coli, oder andere Gram-negative Bakterien, beispielsweise Pseudomonas
sp., wie Pseudomonas aeruginosa oder Caulobacter sp., wie Caulobacter
crescentus oder Gram-positive Bakterien, wie Bacillus sp., insbesondere
Bacillus subtilis. E. coli ist als Wirtszelle besonders bevorzugt.
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Die
bakterielle Wirtszelle, das heißt
der Expressionsstamm, wird gemäß der an
sich bekanten mirkobiologischen Praxis kultiviert. Der Stamm wird
im allgemeinen ausgehend von einer Einzelkolonie in einem Nährmedium
angezogen, es ist aber auch möglich,
eine kryokonservierte Zellsuspension (Zellbank) zu verwenden. Der
Stamm wird im allgemeinen in einem Mehrstufenverfahren kultiviert,
um ausreichend Biomasse für
eine weitere Verwendung zu erhalten.
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In
kleinem Maßstab
kann dies in Schüttelkolben
ausgeführt
werden, wobei es in den meisten Fällen möglich ist, ein komplexes Medium
zu verwenden (beispielsweise LB Medium). Jedoch ist es auch möglich, definierte
Medien zu verwenden (beispielsweise Citratmedium). Zur Kultivierung
wird ein kleines Volumen an Vorkultur des Wirtsstamms (angeimpft
mit einer Einzelkolonie oder mit einer Zellsuspension aus einer
Kryokultur) angezogen, wobei die Temperatur für diese Kultivierung im allgemeinen
nicht für
das spätere
Expressionsergebnis kritisch ist, so dass es möglich ist, routinemäßig bei
relativ hohen Temperaturen zu operieren (beispielsweise 30°C oder 37°C). Die Hauptkultur
wird in einem größeren Volumen
(beispielsweise 500 ml) angesetzt, wo es besonders notwendig ist,
eine gute Belüftung
sicherzustellen (große
Volumina der Kolben im Vergleich zu den Volumina der Inhalte, schnelle
Rotation). Da es beabsichtigt ist, dass die Expression in Form von unlöslichen
Einschlusskörperchen
stattfindet, wird die Hauptkultur in den meisten Fällen bei
relativ hoher Temperatur ausgeführt
(beispielsweise 30 oder 37°C).
Induzierbare Systeme sind besonders zur Herstellung von Einschlusskörperchen
geeignet (beispielsweise mit trp, lac, tac oder phoA Promotor).
Nachdem die späte
logarithmische Phase erreicht wurde (gewöhnlich bei einer optischen
Dichte von 0,5 bis 1,0 in Schüttelkolben), wird
die Induktorsubstanz (beispielsweise Indolacrylsäure, Isopropyl-β-D-thiogalactopyranosid
= IPTG) zugegeben und die Inkubation wird für 1 bis 5 Stunden fortgesetzt.
Während
dieser Zeit wird das meiste des Npro Fusionsproteins
als Einschlusskörperchen
in das bakterielle Cytoplasma abgelagert. Die entstehenden Zellen können geerntet
und weiter prozessiert werden.
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Im
größeren Maßstab besteht
das Mehrstufensystem aus einer Vielzahl an Bioreaktoren (Fermentern),
wobei es in diesem Fall bevorzugt ist, definierte Nährmedien
zu verwenden, um in der Lage zu sein, die Verfahrenskontrolle des
Prozesses zu verbessern. Zusätzlich
ist es möglich,
die Biomasse und die Produktbildung deutlich zu erhöhen, indem
man bestimmte Nährstoffe
zudosiert (Fedbatch). Ansonsten ist das Verfahren analog zum Schüttelkolben.
Beispielsweise werden ein Vorfermenter und ein Hauptfermenter verwendet,
wobei die Kultivierungstemperatur ähnlich zu der im Schüttelkolben
gewählt
wird. Der Vorfermenter wird mit einem sogenannten Inokulum angeimpft,
das im allgemeinen aus einer Einzelkolonie oder einer Kryokultur
in einem Schüttelkolben
angezogen wurde. Eine gute Belüftung
und eine ausreichende Induktorkonzentration müssen auch im Fermenter und
speziell in der Hauptstufe hiervon sichergestellt werden. Die Induktionsphase muss
jedoch in manchen Fällen
im Vergleich zum Schüttelkolben
deutlich länger
gehalten werden. Die entstehenden Zellen werden erneut für eine weitere
Prozessierung geerntet.
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Im
erfindungsgemäßen Verfahren
werden die Einschlusskörperchen
aus der Wirtszelle auf eine bekannte Weise isoliert, wie dies beispielsweise
beschrieben ist in R. Rudolph et al., in: T.E. Creighton (Herausgeber),
Protein Function, A Practical Approach, IRL Press (1996) 1–39, R.
Rudolph in: H. Tschesche (Herausgeber), Modern Methods in Protein
and Nucleic Acid Research, De Gruyter, Berlin (1990), 149–171, R.
Rudolph in: J.L. Cleland & C.S.
Craik (Herausgeber), Protein Engineering: Principles and Practices,
Wiley-Liss Inc., (1995), 283–298.
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Beispielsweise
werden, nachdem die Fermentation stattgefunden hat, die Zellen durch
Zentrifugation geerntet. Die hierin enthaltenen Einschlusskörperchen
(IBs) können
nach der Zerstörung
der Zellen beispielsweise durch Hochdruckdispersion durch eine einfache
Zentrifugation bei einer langsamen Rotorgeschwindigkeit erhalten
werden. Die Reinheit in Bezug zum gewünschten Zielprotein kann dann
durch mehrfache Resuspendierung der IBs in verschiedenen Puffern,
beispielsweise in Gegenwart von NaCl (beispielsweise 0,5–1,0 M)
und/oder Detergenz (beispielsweise Triton X-100) verbessert werden.
Dies führt
gewöhnlich
dazu, dass die meisten Fremdproteine in den IBs entfernt werden.
Die verbleibenden Fremdproteine wechselwirken gewöhnlich nicht
mit der autoproteolytischen Spaltung.
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Die
Solubilisierung findet routinemäßig durch
Auflösen
der IBs beispielsweise in einem Guanidinenthaltenden Puffer (beispielsweise
0,1 M Tris/HCl, 6,0 M Guanidin/HCl, 5 mM EDTA, 50 mM DTT) statt
(siehe beispielsweise R. Rudolph et al., (1996), R. Rudolph (1990),
R. Rudolph (1995), siehe obige Literaturangaben). Nach der Entfernung
des unlöslichen
Materials, beispielsweise durch Zentrifugation, kann mit dem Überstand
eine Proteinbestimmung ausgeführt
werden.
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Die
autoproteolytische Spaltung des heterologen Polypeptids aus dem
Fusionsprotein wird durch Verdünnung
des Solubilisats mit einem Spaltpuffer (beispielsweise 1 ml Solubilisat
+ 99 ml Spaltpuffer), beispielsweise mit einem Tris-enthaltenden
Spaltpuffer, vorzugsweise einer Konzentration von 0,8–1,0 M oder
mit einem Arginin-enthaltenden Spaltpuffer, vorzugsweise mit 0,4–0,6 M Arginin,
beispielsweise bei einem neutralen pH, vorzugsweise pH 7,0–7,5 und
bei einer Temperatur von beispielsweise weniger als 30°C, vorzugsweise 10–20°C unter Bildung
der Reaktionslösung
erreicht (siehe auch R. Rudolph (1996), siehe obige Literaturstelle).
Die Spaltlösung
wird anschließend
für einen
bestimmten Zeitraum, beispielsweise 12 Stunden inkubiert und das
Ausmaß der
Npro Spaltung kann durch SDS-PAGE analysiert
werden.
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In
einer bevorzugten Ausführungsform
wird das Solubilisat mit einem Arginin-enthaltenden Puffer so verdünnt, dass
die Endkonzentration von Arginin bis zu 1,0 M, vorzugsweise 0,4–0,6 M beträgt. Alternativ
dazu ist eine Verdünnung
auch durch Dialyse der solubilisierten Einschlusskörperchen
gegen einen geeigneten Arginin-enthaltenden Spaltpuffer möglich.
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Die
Temperatur der Reaktionslösung
für die
Spaltung liegt beispielsweise zwischen 0°C und 30°C. Die Temperatur kann vorzugsweise
10°C bis
20°C betragen.
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Der
pH der Reaktionslösung
beträgt
beispielsweise 5,0 bis 9,0. Der pH beträgt vorzugsweise 7,0 bis 8,0,
insbesondere 7,0 bis 7,5.
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Wenn
es geeignet ist, enthält
die Reaktionslösung
DTT in einer Konzentration von 0,5 bis 100 mM. Die DTT Konzentration
beträgt
vorzugsweise etwa 5,5 mM.
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Die
Proteinkonzentration in der Reaktionslösung während der Spaltung kann beispielsweise
im Bereich von 20 bis 150 μg/ml
liegen. Die Proteinkonzentration beträgt vorzugsweise weniger als
40 μg/ml.
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Die
Reaktionslösung
kann Tris/HCl in einer Konzentration von beispielsweise bis zu 1,0
M während der
Spaltung enthalten. Die Tris/HCl Konzentration liegt vorzugsweise
zwischen 0,8 M und 1,0 M.
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Andere
Puffersysteme sind auch anstelle von Arginin-enthaltenden und/oder
Tris/HCl enthaltenden Puffern möglich.
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In
einer besonders bevorzugten Ausführungsform
beträgt
der pH im Spaltpuffer 7,0 bis 7,5, wobei die Temperatur während der
Spaltung 10°C
bis 20°C
beträgt,
die Proteinkonzentration 40–50 μg/ml nicht übersteigt
und der Spaltpuffer etwa 5 mM DTT als Reduktionsmittel enthält.
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Schließlich wird
das heterologe Polypeptid, das vom Fusionsprotein abgespalten wurde,
auf eine an sich bekannte Weise isoliert (siehe beispielsweise M.P.
Deutscher in: Methods in Enzymology: Guide to Protein Purification,
Academic Press Inc., (1990) 309–392).
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Die
folgenden Beispiele erläutern
die vorliegende Erfindung ohne den Umfang hiervon zu beschränken.
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Beispiele
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Beispiel 1: Expression
und in vitro Spaltung von Npro-hGH (humanes
Wachstumshormon)
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Die
Fusionsproteine werden durch heterologe Expression in Escherichia
coli in einem Expressionssystem (Vektor p160TP1 mit Wirt W3110)
hergestellt. Alle Elemente in diesem System zur Konstruktion des
Vektors stammen vom E. coli Genom.
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p160TP1
ist ein von pBR322 stammender Vektor, worin die Expression unter
der Kontrolle eines modifizierten E. coli trp Promotors mit deletiertem
Attenuator stattfindet. Die Shine-Dalgarno Sequenz des Attenuatorpeptids
vom selben Operon wird als Ribosomenbindungsstelle (RBS) verwendet.
Der doppelte Terminator T1T2 vom E. coli rrnB Gen stellt zusammen
mit dem bla Gen Terminator, der im Konstrukt verbleibt, eine wirksame
Termination der Transkription sicher. Die Expressionskassette wird
ausgehend von der pBR322 EcoRI Spaltstelle in der Orientierung gegen
den Uhrzeigersinn (das heißt
gegen die Orientierung des Tetracyclinresistenzgens) eingebaut.
Das β-Lactamasegen
(bla) wird zusammen mit dem Promotor deletiert. Die Strukturgene
für die
zu exprimierenden heterologen Proteine werden über die Xbal Schnittstelle
an der Position 3506 eingeführt
(im allgemeinen als zurechtgeschnittenes PCR Fragment).
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Ein
Expressionsplasmid (NPH-pET) dient als Quelle des Npro-hGH
Struktugens. Das Plasmid umfasst den bekannten Expressionsvektor
pET11a (F.W. Studier et al., Methods Enzymol. 185 (1990), 60–89). Zuerst wird
ein Fusionsprotein, das aus Npro und dem
CSFV Nukleocapsidprotein besteht, in den Expressionsvektor kloniert.
Dies führt
dazu, dass die ersten 16 Aminosäuren
der natürlichen
Npro Sequenz (MELNHFELLYKTSKQK) durch eine
10 Aminosäuren
lange Oligohistidinreinigungshilfe (MASNHHHHHH) ersetzt werden.
Es wird eine SpeI Schnittstelle am Übergang zwischen Npro und
dem Nucleokapsidprotein in das entsprechende Expressionsplasmid
durch eine gezielte Mutagenese eingeführt. Dies ermöglicht es,
das Strukturgen für
das Nukleokapsidprotein aus dem Vektor durch Restriktionen mit SpeI
(am 5'-Ende) und
XhoI (am 3'-Ende)
zu deletieren. Der entsprechend linearisierte Npro-pET11a Vektor wird
durch präparative
Gelelektrophorese aus dem Nukleocapsidgenfragment entfernt. Es ist
dann möglich,
das hGH Strukturgen über
die „klebrigen" SpeI und XhoI Enden
einzuführen.
-
Für diesen
Zweck ist die folgende vorbereitende Arbeit mit dem hGH Gen erforderlich.
Das Strukturgen wird aus einer cDNA Bank aus dem menschlichen Gehirn
amplifiziert, was mittels einer Hochpräzisions PCR (beispielsweise
Pwo Polymerase von Roche Biochemicals, Verfahren vom Hersteller
angegeben) prozessiert (Clontech) werden kann. Es werden die folgenden
Oligonukleotide für
diesen Zweck verwendet:
-
Oligonukleotid
1 („N-terminal"):
-
Oligonukleotid
2 („C-terminal"):
-
Es
werden eine SpeI Schnittstelle am 5'-Ende und eine XhoI Schnittstelle am
3'-Ende über das
verwendete Oligonukleotid eingeführt.
Zusätzlich
wird das doppelte ochre Stopcodon (TAATAA) am Ende des Strukturgens
für eine
effiziente Termination der Translation eingeführt. Die SpeI Spaltstelle am
vorderen Ende erlaubt die Ligation im Leserahmen mit dem wie oben
beschriebenen Npro-pET11a Vektor. Die XhoI
Schnittstelle am hinteren Ende ermöglicht eine direkte Klonierung.
Das auf diese Weise hergestellte Plasmid wird NPH-pET genannt.
-
Dieses
Plasmid NPH-pET wird dann wie bereits erwähnt als Quelle des Strukturgens
des Npro-hGH
Fusionsproteins verwendet. Für
diesen Zweck wird erneut eine Hochpräzisions PCR mit Pwo Polymerase
unter Verwendung des Plasmids NPH-pET als Matrize verwendet, das
mit XhoI linearisiert ist. Die folgenden Primer werden zur Herstellung
eines klonierbaren Fragments verwendet:
-
Vorderes
Ende des Strukturgens (entspricht dem N-Terminus des Proteins):
-
Hinteres
Ende des Strukturgens (entspricht dem C-Terminus des Proteins):
-
Die
anschließend
für die
Klonierung (vorne und hinten) verwendeten Xbal Schnittstellen sind
unterstrichen gezeigt und die Start-(ATG) und Stopcodons (TAATAA)
sind in Großbuchstaben
geschrieben.
-
Diese
zwei Oligonukleotide führen
zu einer Amplifizierung eines Strukturgens mit einem offenen Leserahmen
(ORF) für
ein Fusionsprotein (FP), worin die His7 Reinigungshilfe
und die vorangehenden Aminosäuren
(mit Ausnahme des für
den Start erforderlichen Methionins) vollständig deletiert wurden.
-
Die
Sequenz des PCR Fragments (1072 bp), das den offenen Leserahmen
für das
Npro-hGH Fusionspotein enthält, ist
im folgenden gezeigt. Das Startcodon und die zwei Stopcodons sind
fett gedruckt und die zwei Xbal Spaltstellen für die Klonierung sind unterstrichen.
-
-
Dieser
ORF kodiert so für
das im folgenden gezeigte Fusionsprotein, wobei das Prolin an der
Position 2 dem Prolin an der Position 17 des natürlichen Npro Proteins
entspricht. Die Sequenz des Npro hGH Fusionsproteins
(344 Aminosäuren,
von denen 153 aus Npro und 191 aus hGH stammen)
lautet folgendermaßen
(in N-terminaler nach C-terminaler Richtung gelesen), wobei das
Prolin 17 (Position 2 des Fusionsproteins) aus der natürlichen
Npro Sequenz kursiv gedruckt ist und die
hGH Sequenz fett gedruckt ist:
-
-
Das
FP hat im reduzierten Zustand eine Mr von
39 316,92 Da und die Mr nach einer möglichen
Spaltung wäre
17 220,02 Da für
den Npro Teil (reduziert) und 22114,88 Da
für den
hGH Teil (reduziert). Npro hat 6 Cysteine
und hGH vier. Im bakteriellen Cytoplasma dürften diese Cysteine für den Großteil reduziert
vorliegen. Während
einer anschließenden
Prozessierung findet vermutlich teilweise eine Bildung von Disulfidbrücken statt.
Es muss erwartet werden, dass das N-terminale Methionin im Fusionsprotein
(oder dem Npro Teil) meist durch die Methinoninaminopeptidase
(MAP), die intrinsisch im Wirt vorkommt, abgespalten wird, was die
Mr jeweils um 131 Da auf 39 186 Da (FP)
und 17 089 Da (Npro) verringert.
-
Das
PCR Fragment mit dem Strukturgen für das beschriebene FP wird
gereinigt und mit Xbal geschnitten und die zwei gewünschten
Spaltprodukte werden aus dem Zielfragment entfernt. Dieses Fragment
wird wie beschrieben in den Expressionsvektor p160TP1 ligiert.
-
Für diesen
Zweck wird der Vektor anfänglich
mit Xbal linearisiert und mit Phosphatase aus dem Kälberdarm
(CIP) 5'-dephosphoryliert.
Es wird T4 DNA Ligase zur Ligation verwendet. Die ligierte DNA wird
durch Elektroporation in Escherichia coli K12 DH10B eingeführt und
auf Agarplatten aus Luria-Medium
(LB) mit 15 mg/l Tetracyclin ausplattiert. Es entstehen viele Kolonien
aus dieser Transformation. Die Plasmid DNA wird aus mehreren Klonen
isoliert und durch Restriktionsanalyse auf die Anwesenheit eines
Inserts mit der korrekten Größe und Orientierung
untersucht. Es wird ein Klon ausgewählt und einer detaillierten
Charakterisierung durch Restriktionsanalyse und DNA Sequenzierung
unterzogen. Das Plasmid verhält
sich in allen Untersuchungen gemäß der Berechnungen.
Das Plasmid wird pNPH1 genannt und wird für die anschließende Arbeit verwendet.
-
Die
Sequenz des Npro-hGH Expressionsplasmids
pNPH1 (4840 bp) ist im folgenden gezeigt. Das Startcodon und das
Stopcodon für
das Npro-hGH Fusionsprotein sind unterstrichen.
Der offene Leserahmen läuft
in die umgekehrte Richtung, wenn dies in dieser Form gezeigt wird.
-
-
-
Der
Escherichia coli Wirtsstamm zur Expression des Npro-hGH
Fusionspoteins wird auf der Grundlage von Betrachtungen über Produktivität und biologische
Sicherheit ausgewählt.
Escherichia coli K12 ist die am besten charakterisierte Linie der
Spezies E. coli (B.J. Bachmann in: J.L. Ingraham et al., (Herausgeber)
Escherichia coli and Salmonella typhimurium: Cellular and molecular
biology. American Society for Micorbiology, Washington D.C. (1987a),
Seiten 1191–1219,
B.J. Bachmann 1987b, J. Barbara (1987b) Linkage map of Escherichia
coli K-12, Ausgabe 7 in: Escherichia coli and Salmonella typhimurium,
Band 2, Herausgeber: F.C. Neidhardt. Am. Soc. Microbiol., Washington
DC (1987b), 807–876,
K.F. Jensen, J. Bacteriol. 175 (1993), 3401–3407) und dessen Repräsentanten
werden im allgemeinen als sicher betrachtet.
-
Escherichia
coli K12 W3110 (ATCC 27325) ist ein prototrophes Derivat, das sehr
nahe am Wildtyp von Escherichia coli K12 ist und wird häufig als
Wirtsstamm zur Expression von heterologen Proteinen verwendet. Er
wurde bei der American Type Culture Collection (ATCC) hinterlegt
und hat den folgenden Genotyp:
[F– mcrA
mcrB IN(rrnD – rrnE)1
lamda–]
-
Der
Stamm kann von der ATCC bezogen werden. Sein Wachstum ist auf vollkommen
synthetischen Medien ohne komplexe Stickstoffquellen exzellent und
die Prozessverbesserungskontrolle ist daher sehr effektiv.
-
Der
Expressionsstamm W3110 [pNPH1] wird durch Transformation des oben
beschriebenen Expressionsplasmids pNPH1 in W3110 gebildet. Die Transformation
findet durch Elektroporation mittels 10 % Glycerin als Suspensionsmedium
statt. 50 ng (1 μl)
einer pNPH1 Lösung
in Wasser werden mit 30 μl
einer W3110 Zellsuspension gemischt und einem 1800 V Puls in einer
1 mm Küvette
ausgesetzt (Eppendorf Electroporator 2510). Die Zellen werden in
SOC Medium resuspendiert, für
1 Stunde bei 37°C
geschüttelt
und dann auf Agarplatten mit Luria Medium mit 15 mg/l Tetracyclin
ausplattiert. Es entstehen viele Klone aus dieser Transformation
nach einer Inkubation bei 37°C
(über Nacht).
-
Eine
mittelgroße
Kolonie mit deutlichen Grenzen wird gepickt und bildet die Basis
für den
Expressionsstamm W3110 [pNPH1]. Der Klon wird kultiviert und in
Kryoampullen bei –80°C (Masterzellbank
MCB) konserviert. Zur täglichen
Verwendung wird der Stamm auf LB-Tetracyclin-Agarplatten ausgestrichen.
-
Der
Stamm W3110 [pNPH1] wird aus einer Einzelkolonie auf einer Agarplatte
subkultiviert und dieser wird zum Beimpfen einer Vorkultur in Luria
Medium + 15 mg/l Tetracyclin (200 ml in einem 1 l Schikanenkolben) verwendet.
Die Vorkultur wird bei 250 Upm bei 30°C für 14 Stunden geschüttelt und
erreicht hierbei eine OD600 von etwa 1,0.
10 ml Portionen der Vorkultur werden dann zur Beimpfung der Hauptkulturen
verwendet (jeweils 330 ml Citratmedium in 1 l Schikanenkolben) (3
% Inokulum). Die Hauptkulturen werden bei 37°C (250 Upm) angezogen, bis die
OD600 0,8 beträgt und dann wird die Herstellung
des Fusionsproteins mit 50 μg
Indolacrylsäure
pro ml Kultur induziert (Endkonzentration, Stammlösung 5 mg/ml
in 100 % EtOH mit analytischer Reinheit). Die Kulturen werden weiter
bei 37°C
und 250 Upm für
4 Stunden kultiviert, wobei die OD600 etwa
1,5 bis 3,0 erreicht.
-
Die
Kulturen werden in sterile 500 ml Zentrifugenflaschen gegeben und
bei 10 000 × g
für 30
Minuten zentrifugiert. Der Zentrifugationsüberstand wird vollkommen verworfen
und die Pellets werden bei –80°C eingefroren,
bis sie weiter prozessiert werden.
-
Etwa
12 g (Nassgewicht) an BL 12 l (DE3) Zellpellet werden in 30 ml an
50 mM Tris/HCl, 5 mM Benzamidin, pH 8,0 suspendiert und mittels
eines Ultraturrax homogenisiert. Nach der Zugabe von 0,5 mM EDTA und
0,1 % (G/V) Lysozym wird die Zellsuspension in einem Eisbad für 30 Minuten
inkubiert. Eine anschließende
Behandlung mit Ultraschall (7 × 20
Sekunden mit jeweils 20 Sekunden Pause) führt zu einer vollständigen Zerstörung der
Zellen. Dann werden 10 mM MgCl2 und 0,006
% (G/V) DNase zur zerstörten
Suspension gegeben und bei 4°C
für 30
Minuten inkubiert. Unlösliche
und lösliche
Bestandteile werden anschließend
durch Zentrifugation (JA 20, 7700 × g) abgetrennt. Das Pellet
wird in 40 ml an 50 mM Tris/HCl, 5 mM Benzamidin, 5 mM EDTA, pH
8,0 suspendiert und erneut zentrifugiert (JA 20, 7700 × g). Dieser
Schritt wird weitere zweimal wiederholt und die entstehenden Pellets
werden in 40 ml an 20 mM Tris/HCl, pH 7,0 suspendiert. 20 ml an
1,5 M NaCl, 60 mM EDTA, pH 7,0 werden zur Suspension gegeben und
im Eisbad für
30 Minuten inkubiert. Schließlich
wird eine weitere Zentrifugation (JA 20, 7700 × g) und ein H2O
Waschschritt ausgeführt.
Das entstehende Pellet stellt das Npro-hGH
IB (Einschlusskörperchen)
Material dar.
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Danach
erfolgt routinemäßig ein
Suspendieren von etwa 100 mg an IB Material in 2 ml an 6,0 M Guanidinhydrochlorid,
0,1 M Tris, 5 mM EDTA, 50 mM DTT, pH 9,0 bei RT für 30 Minuten.
Die unlöslichen
Bestandteile werden anschließend
durch Zentrifugation (10 min/30 000 × g) entfernt. Es wird eine
Proteinbestimmung mit diesem Überstand
ausgeführt
(Proteinkonzentration etwa 20 mg/ml). Das auf diese Weise hergestellte
Solubilisat wird entweder direkt in den Spalttests verwendet oder
bei –20°C gelagert
(maximal 7 Tage).
-
Beispiel 2: Spaltung der
Einschlusskörperchenfusionsproteine
unter verschiedenen Bedingungen
-
Die
Spaltung des Npro Teils wird im Prinzip
durch eine 1:100 (oder stärkere)
Verdünnung
des Solubilisats (siehe oben) in Spaltpuffer ermöglicht (Restkonzentration an
Guanidinhydrochlorid ≤ 0,06
M). Die Proteinkonzentration beträgt währenddessen routinemäßig 20 μg/ml (im
Fall von Ausnahmen werden diese später herausgestellt).
-
Es
ist ferner möglich,
eine Spaltung des Npro Teils durch Dialyse
(1:100) des solubilisierten Materials gegen den Spaltpuffer zu erreichen.
-
Das
Ausmaß der
Spaltung des Npro Teils kann durch Detektion
der Spaltprodukte nach einer SDS-PAGE gemessen werden. Dies wird
dadurch erreicht, dass die Polyacrylamidgele photographiert werden,
nachdem die SDS-PAGE stattgefunden hat und die Intensität der geeigneten
Banden gemessen wird. Die geeigneten Banden werden durch Western
Blot in vorhergehenden Tests identifiziert.
-
Beispiel 2.1: In vitro
Spaltung des Npro-hGH durch Arginin
-
Die
Spaltung findet durch Verdünnung
(1:100) des Solibilisats in Spaltpuffer (20 mM Tris/HCl, 2 mM EDTA,
5 mM DTT, pH 7,0 und den entsprechenden Argininkonzentrationen)
bei RT statt. Die Proteinkonzentration in den Spaltgemischen beträgt 20 μg/ml. Das
Ausmaß der
Spaltung wird nach 24 Stunden durch die Detektion der Spaltprodukte
nach einer SDS-PAGE gemessen.
-
Es
wird festgestellt, dass die Npro Spaltungseffizienz
deutlich durch die Zugabe von Arginin zum Spaltpuffer erhöht werden
kann. Es findet eine maximale Spaltung bei einer Konzentration von
0,4 bis 0,6 M Arginin statt.
-
Beispiel 2.2: Abspaltung
von Npro aus Npro-hGH
durch Arginin bei verschiedenen Temperaturen
-
Die
Spaltung findet durch Verdünnung
(1:100) des Solubilisats in Spaltpuffer (20 mM Tris-/HCl, 2 mM EDTA,
5 mM DTT, pH 7,0, 0–1,0
M Arginin) bei den bestimmten Temperaturen statt. Die Proteinkonzentration im
Spaltgemisch beträgt
20 μg/ml.
Das Ausmaß an
Spaltung wird nach 24 Stunden durch die Detektion der Spaltprodukte
nach der SDS-PAGE gemessen.
-
Es
wird festgestellt, dass eine maximale Spaltung bei Temperaturen
zwischen 10 und 20°C
stattfindet.
-
Beispiel 2.3: Ausmaß der Abspaltung
von Npro aus Npro-hGH
als Funktion des pH bei verschiedenen Temperaturen
-
Die
Spaltung findet durch Verdünnung
(1:100) des Solubilisats in Spaltpuffer (20 mM Tris/HCl, 2 mM EDTA,
5 mM DTT, 0,5 M Arginin) bei dem bestimmten pH statt. Die Proteinkonzentration
im Spaltgemisch beträgt
20 μg/ml.
Das Ausmaß der
Spaltung wird 24 Stunden nach der Detektion der Spaltprodukte nach
der SDS-PAGE gemessen.
-
Eine
systematische Variation des pH im Spaltpuffer von 5,0 bis 9,0 wird
ausgeführt.
Mit der verwendeten Argininkonzentration ist ein pH von 7,0 bis
7,5 zur Abspaltung des Npro Fusionsproteins
optimal.
-
Beispiel 2.4: Abspaltung
von Npro aus Npro-hGH
bei verschiedenen DTT Konzentrationen
-
Es
wird die Abhängigkeit
der Spalteffizienz auf die DTT Konzentration untersucht.
-
Die
Spaltung findet durch Verdünnung
(1:100) des Solubilisats in Spaltpuffer (20 mM Tris/HCl, 2 mM EDTA,
pH 7,0, 0,5 M Arginin, 0–100
mM DTT bei 15°C)
statt. Aufgrund der DTT Konzentration im Solubilisat enthält das Gemisch
mit „0
mM DTT" immer noch
0,5 mM DTT. Die Proteinkonzentration im Spaltgemisch beträgt 20 μg/ml. Das
Ausmaß der
Spaltung wird nach 24 Stunden durch die Detektion der Spaltprodukte
nach einer SDS-PAGE gemessen.
-
Eine
maximale Abspaltung des Npro Teils wird
bei etwa 5,5 mM DTT erreicht.
-
Beispiel 2.5: Variation
des pH im Solubilisat zur Spaltung von Npro-hGH
-
Die
Spaltung findet durch Verdünnung
(1:100) des Solubilisats bei verschiedenen pH Werten (pH 6,0, pH
7,0, pH 8,0, pH 9,0) im Spaltpuffer (20 mM Tris/HCl, 2mM EDTA, 5
mM DTT, pH 7,0, 0–0,8
M Arginin bei 15°C)
statt. Die pH Werte werden durch die Titration des Solubilisierungspuffers
bei den geeigneten pH Werten vor dem Mischen mit den IBs eingestellt.
Die Proteinkonzentration im Spaltgemisch beträgt 20 μg/ml. Das Ausmaß der Spaltung
wird nach 24 Stunden durch Detektion der Spaltprodukte nach der
SDS-PAGE gemessen.
-
Es
wird festgestellt, dass ein pH von 7,0–8,0 im Solubilisat optimal
ist.
-
Beispiel 2.6: Kinetik
der Npro Abspaltung aus Npro-hGH
-
Eine
Reaktivierung des denaturierten Npro-hGH
wird durch Verdünnung
(1:100) in 20 mM Tris-HCl,
0,5 M Arginin, 2 mM EDTA, 10 mM DTT, pH 7,0 bei 15°C gestartet.
Es stellt sich heraus, dass der Endpunkt der Spaltung nach 24 Stunden
erreicht ist.
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Beispiel 2.7: Abspaltung
von Npro aus Npro-hGH
durch Verdünnung
bei verschiedenen Proteinkonzentrationen
-
Die
Spaltung findet durch Verdünnung
(1:100) des Solubilisats in Spaltpuffer (20 mM Tris/HCl, 0,5 M Arginin,
2 mM EDTA, 10 mM DTT, pH 7,0 bei 15°C) statt. Es wird eine Überprüfung ausgeführt, um
zu bestimmen, ob die Spaltung nach etwa 24 Stunden stattgefunden
hat, indem man die Spaltprodukte nach einer SDS-PAGE detektiert.
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Es
wird festgestellt, dass Proteinkonzentrationen ≥ 40 μg/ml zu einer distinkten Abnahme
der Spalteffizienz führen.
Ferner zeigen Tests, dass die optimale Proteinkonzentration 20–40 μg/ml beträgt.
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Beispiel 2.8: Npro Abspaltung von Npro-hGH
durch Dialyse als Funktion der Proteinkonzentration
-
Guanidinhydrochlorid
wird aus solubilisiertem Npro-hGH IB Material
durch Dialyse (1:100) gegen 20 mM Tris/HCl, 0,5 M Arginin, 2 mM
EDTA, 10 mM DTT, pH 7,0 bei 4°C
entfernt und so wird die Spaltung initiiert. Nach etwa 24 Stunden
wird die SDS-PAGE verwendet, um zu analysieren, ob eine Npro Abspaltung stattgefunden hat. Es wird
festgestellt, dass die Abspaltung des Npro Teils
nicht nur durch Verdünnung,
sondern auch durch Dialyse des solubilisierten Materials erreicht
werden kann.
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Beispiel 2.9: Effizienz
der Abspaltung von Npro aus Npro-hGH
als Funktion der Tris/HCl Konzentration
-
Die
Abspaltung findet durch Verdünnung
(1:100) des Solubilisats in Spaltpuffer (2 mM EDTA, 20 mM DTT, pH
7,0, 0,1–1,0
M Tris/HCl bei 15°C)
statt. Die Spaltung wird nach etwa 24 Stunden durch die Detektion der
Spaltprodukte nach der SDS-PAGE überprüft.
-
Es
stellt sich heraus, dass eine zunehmende Tris/HCl Konzentration
von bis zu 0,8 M im Puffer die Spaltungsausbeute des Npro Fusionsproteins
verbessert. Ein Anstieg darüber
hinaus verursacht keine messbare Förderung der Npro Spaltung.
-
Die
Reaktion sollte somit vorzugsweise in Tris/HCl Konzentrationen von
0,8–1,0
M stattfinden.
-
Beispiel 3: Expression
und in vitro Spaltung von Npro-pGH (Schweinewachstumshormon)
-
Die
Herstellung des Npro-pGH Expressionsvektors
beginnt mit pNPH1 (siehe Beispiel 1). Das Plasmid wird mit BglII
linearisiert und mittels PCR amplifiziert. Dies führt dazu,
dass das gesamte Plasmid von der Region des hGH Strukturgens (vom
Codon für
Phe 1 bis zum Codon für
Phe 191) mit Pwo Polymerase und Primern ohne 5'-Phosphat amplifiziert wird. Das gereinigte
PCR Fragment wird als Vektor in der Ligation mit dem pGH Strukturgen
verwendet. Die Entfernung der 5'-Phosphate
(beispielsweise mittels Phosphatase des Kälberdarms, alkalischer Phosphatase
der Arktischen Garnele) verhindert eine Zirkularisierung durch Selbstligation.
-
Das
pGH Strukturgen wird ähnlich
durch PCR Amplifizierung hergestellt. Die verwendete Matrize ist eine
Schweine cDNA Bank (beispielsweise Schweineleber 5'-Abschnitt cDNA Bank
von Clontech oder Gehirn oder Hypophysen cDNA Bank vom Schwein).
Die folgenden Primer werden zur Amplifizierung verwendet und werden
jeweils mit einem 5'-Phosphat
während
der Synthese ausgestattet:
-
Vorderes
Ende (entspricht dem N-Terminus des Proteins) des Strukturgens (Phe1
bis Ser7):
-
Hinteres
Ende (entspricht dem C-Terminus des Proteins) des Strukturgens (Phe190
bis Val184):
-
Das
PCR Fragment enthält
ausschließlich
den ORF (Strukturgen) für
reifes pGH. Eine Ligation (T4 DNA Ligase) führt zu einem ORF für Npro-pGH, der zu dem von pNPH1 analog ist.
Das hierin später
beschriebene Fusionsprotein wird durch den ORF kodiert. Die ligierte
DNA wird durch Elektroporation in Escherichia coli K-12 DH10B eingeführt (elektrokompetente
Zellen werden von Life Technologies geliefert, Genotyp Escherichia
coli K-12 F– mcrA Δ (mrr-hsdRMS-mcrBC) Φ80lacZΔM15 ΔlacX74 deoR
recA1 endA1 araD139 Δ(ara, leu)7697
galU galK λ– rpsL
nupG) und auf Agarplatten mit Luriamedium (LB) mit 15 mg/l Tetracyclin
ausplattiert. Diese Transformation führt zu mehreren Kolonieklonen.
Es wird die Plasmid DNA aus mehreren Klonen isoliert und durch Restriktionsanalyse
auf das Vorkommen eines Inserts mit der korrekten Größe und Orientierung
untersucht. Es wird ein Klon ausgewählt und einer detaillierten
Charakterisierung durch Restriktionsanalyse und DNA Sequenzierung
unterzogen. Das Plasmid verhält
sich in den Untersuchungen gemäß aller
Berechnungen. Dieses Plasmid wird pNPP1 genannt und für die anschließende Arbeit
verwendet.
-
In
der folgenden Aminosäuresequenz
(gelesen in N-terminaler nach C-terminaler Richtung) des Npro-pGH Fusionsproteins (342 Aminosäuren, wovon
153 von Npro und 189 von pGH stammen), ist
das Prolin 17 (Position 2 des Fusionsproteins) von der natürlichen
Npro Sequenz kursiv dargestellt und die
pGH Sequenz ist fett gedruckt.
-
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Das
FP hat im reduzierten Zustand eine Mr von
38 819,82 Da und die Mr nach einer möglichen
Spaltung wäre
17 220,02 Da für
den Npro Teil (reduziert) und 21 617,79
Da für
den pGH Teil (reduziert). Npro hat 6 Cysteine
und pGH vier. Im bakteriellen Cytoplasma dürften diese Cysteine für den Großteil reduziert
vorliegen. Während
einer anschließenden
Prozessierung findet vermutlich teilweise eine Bildung von Disulfidbrücken statt.
Es muss erwartet werden, dass das N-terminale Methionin im Fusionsprotein
(oder dem Npro Teil) meist durch die Methioninaminopeptidase
(MAP), die intrinsisch im Wirt vorkommt, abgespalten wird, was die
Mr jeweils um 131 Da auf 38 689 Da (FP)
und 17 089 Da (Npro) verringert.
-
Der
Expressionsstamm W31 10 [pNPP1] wird wie in Beispiel 1 beschrieben
durch Transformation (Elektroporation) des Expressionsplasmids pNPP1
in Escherichia coli K-12 W3110 hergestellt. In diesem Fall zeigt
sogar die detaillierte Charakterisierung keine Abweichungen vom
erwarteten Restriktionsmuster.
-
Eine
mittelgroße
Kolonie mit deutlichen Grenzen wird von der Transformationsplatte
gepickt und bildet die Basis für
den Expressionsstamm W3110 [pNPP1]. Der Klon wird kultiviert und
in Kryoampullen bei –80°C (Masterzellbank
MCB) konserviert. Zur täglichen
Verwendung wird der Stamm auf LB-Tetracyclin-Agarplatten ausgestrichen.
-
Die
Expression des Npro-pGH Fusionsproteins
findet statt, wie dies in Beispiel 1 für ein Npro-hGH
Fusionsprotein beschrieben ist.
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Die
Herstellung der Npro-pGH IBs findet statt,
wie dies in Beispiel 1 für
ein Npro-hGH Fusionsprotein beschrieben
ist.
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Beispiel 4: In vitro Abspaltung
von Npro aus Npro-pGH
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Die
Solubilisierungs- und Renaturierungstests, die den oben für Npro-hGH beschriebenen entsprechen, werden
für das
Npro-pGH Fusionsprotein ausgeführt. Nach
einer Variation der bereits beschriebenen Parameter (siehe oben)
stellt sich heraus, dass eine in vitro Spaltung des Npro Teils
nach einer Solubilisierung und Renaturierung auch im Fall des Npro-pGH Fusionsproteins möglich ist.
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