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Naht mit Stichversetzung gleich oder kürzer als die Stichlänge und
Maschine zur Herstellung der Naht Die Erfindung bezieht sich auf eine Naht zum Aneinanderheften
verschiedener Werkstofflagen, insbesondere für Schuhwerk, deren Stichversetzung
gleich oder kleiner ist als die Stichlänge und deren Grundform in der Nähtebene
ein Dreieck aus einer Geraden und einem Bogen darstellt.
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Erfindungsgemäß besteht nun diese Naht als Einfadennaht zumindest
im geraden Nahtteil aus einem und im bogenförmigen Teil aus zwei Fäden und als Zweifadennaht
zumindest im geraden Teil aus drei und im bogenförmigen aus zwei Fäden. Eine solche
Naht bietet eine große Festigkeit und Geschmeidigkeit und läßt ein Kräuseln nicht
aufkommen. Die Mittel zur Herstellung dieser Naht können verschiedenartig sein.
Im folgenden sind jedoch einige bevorzugte Ausführungsformen beschrieben..
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Abb. i stellt eine E.infadennaht, in. der Nahtebene aufgeschnitten,
dar, Abb.2 die Ansicht dieser Naht auf der Einstichseite, Abb. 3 eine Einfadennaht
mit rückgreifender Stichversetzung, Abb. 4 die Draufsicht der Naht der Abb. 3; Abh.
5 stellt eine verstärkte Einfadennaht, in der Nahtebene aufgeschnitten, dar, Abb.
6 dazugehörige Draufsicht, Abb.7 die verstärkte Einfadennaht mit rückgreifender
Stichversetzung, Abb. 8 die Draufsicht zu A!bb. 7 bei durchgreifendem Bogen, Abb.9
die .Draufsicht einer Naht, ähnlich Abb. 7, bei sich kreuzendem Bogen; Abb. io stellt
eine Zweifadennaht mit rückgreifender Stichversetzung, in der Nahtebene aufgeschnitten,
dar, Abb-. ii die dazugehörige Draufsicht; Abb. 12 bis 14 stellen drei Phasen des
Verfahrens zur Herstellung einer Naht nach Abb. i und 2 mittels Ohrnadel dar, Abb.
15 und 16 zwei Phäsen des gleichen Verfahrens bei Herstellung einer Naht nach Abb.
3 und 4, Abb. 17 bis ig drei Phasen des Verfahrens zur Bildung einer Naht nach Abb.
5 bis 9, Abb.2o bis 22 drei Phasen eines Nähverfahrens zur Herstellung der Zweifadennaht
nach Abb, i o und i i ; Abb.23 und 24 stellen einen Alpargatasschuh mit Blindstichnaht
dar, Abb. 25 und 26 einen Filzschuh mit Blin.dstichnaht, Abb.27 und 28 einen MeKay-Schuh
mit Durchnähnaht.
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Bei den bisherigen Nähverfahren ist die Änderung der Länge eines Stiches
durch die Veränderung des Vorschubes ohne weiteres möglich. Beim Erfindungsgegenstand
ist die Stichlänge von vornherein in ihrer Größe bestimmt, und zwar angenähert durch
die mittlere
Entfernung des Einstichloches vom Ausstichloch auf
der Nadelseite des Werkstückes. Diese Stichlänge ist mit S bezeichnet. Sie ist unabhängig
vom Vorschub des Werkstoffes und kann durch Veränderung der zu nähenden: Stoffstärke
bzw. der Nahttiefe in ihrer Größe beeinflußt werden. Wählt man nun den Vorschub
ungefähr gleich der Stichlänge, so ergeben sich Nähte nach Abb. i und 5, die aus
aufeinanderfolgenden Stichen in Zweieckform (Zweieck aus Geraden und Bogen) bestehen
und nur an den Eckpunkten eine mehr oder weniger ausgedehnte Verknüpfung aufweisen.
Wird nun der Vorschub kleiner als die Stichlänge gewählt, so ergibt sich im zweiten
Falle beispielsweise eine Naht mit rückgreifender Stichversetzung, wobei die Bogenfäden
entweder durch. den vorhergehenden Bogen durchgreifen oder diesen durch schräge
Lage im geringen Abstand kreuzen, wie dies in Abb. 8 und 9 dargestellt ist.
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In den Abbildungen ist die Stichversetzung mit v bezeichnet, und zwar
in Abb. 3 und .4 ist l' -112 S, also gleich der halben Stichlänge, während in Abb,
io die Stichversetzung Z' - =/3 S beträgt.
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Die in Abb. i bis 9 dargestellten: Nähte werden mit nur einem Faden
hergestellt, während die Nähte der Abb. io und i i aus zwei Fäden bestehen. Die
Nähte- dienen zum, Anheften zweier Stofflagen: d.' und d." an eine Grundstofflage
4.. Die Nahtarten sind alle als Blindstichnähte gezeichnet. Bei einer dünneren Grundstofflage
4., entsprechend der strichpunktierten Linie i, -wird aus dieser Blindnaht eine
Durchnähnaht.
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Es ist fernerhin ohne weiteres möglich, die Näht in ihrer Anordnung
anders zu gestalten. So z. B. sind für die Einfadennaht nur drei Anordnungen beispielsweise
wiedergegeben, und zwar in Abb. i, wo der gerade Teil 2 der Naht aus einem Faden
und der bogenförmige Teil 3 der Naht aus zwei Fäden bestellt. Die rückgreifende
Stichversetzung bei gleichem Herstellungsverfahren wie bei der Naht nach Abb. i
ergibt in dein geraden Teil 2 der Naht nach Abb.3 und .I eine dreifache Fadenreihe
i3, wenn die Stichversetzung halb so groß ist wie die Stichlänge. Wird die Stichversetzung
größer, so folgt in dem fortlaufenden geraden Teil der Naht abwechselnd ein Nahtteil
mit einem Faden il und mit drei Fäden i3. Es ist aber auch möglich, eine Einfadennaht
derart auszubilden, daß sie sowohl bei Versetzung um Stichlänge (Abb. 5 und 6) als
auch bei rückgreifender Stichversetzung in dein geraden Teil der Naht eine Dreifadenreihe
i3 und in dem bogenförmigen Teil der Naht eine Zweifadenreihe i''- durchlaufend
aufweist (Abb. 7 bis 9). In Abb-. io ist für eine versetzte Naht der durchlaufeiz.de
Faden dunkel angelegt, während der Schleifenfaden gestrichelt dargestellt ist.
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Die Naht nach Abb. i bis q. kann hergestellt werden mit den in Abb.
12, bis 16 dargestellten Mitteln. Als Nähnadel -wird hierbei eine gebogene Öhrnadel
angewandt, die nach Abb. z2 die Schleife durch den Werkstoff zieht. Nach dem Durchstich
der Öhrnadel ö -wird das zwischen Öhr und Nadelausstichstelle gespannte Fadenstück
beispielsweise durch zwei widerhakenförmige Greifer 5, 6 infolge der Bewegungen
nach dem Pfeil 7 und 8 ergriffen und quer zur Nadelebene gespreizt. Hierauf erfolgt
der Rückgang der Nadel bis in die Stellung nach Abb. 13. Nach erfolgtem Stillstand
der Nadel ä erfolgt der Werkstückvorschub nach. Pfeil 9 und gleichzeitig eine Parallelbewegung
der gespreizten Schleife, die je nach Stichversetzung kleiner ist als der Vorschub
oder ihm gleich ist. Die Parallelbewegung der Greifer 5 und 6 erfolgt in Richtung
des Vorschubes nach Pfeil io und io'. Hierbei wird die Stellung des Werkstückes
und der Schleife entsprechend Abb. 14 erreicht, -wobei für eine Nahtart nach Abb.
i und 2 die Schleife in Richtung des neuen Stiches liegt. In diese offene Schleife
sticht nun die Nadel ein, wobei durch Bewegung der Greifer 5 und 6 in. Richtung
der Pfeile i i und i2 die Freigabe der Schleife erfolgt, die hiernach durch weiteres
Vordringen der Nadel angezogen wird. Nach dein Ausstich der Nadel beginnt das Spiel
wieder entsprechend der Abb. i2.
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Für eine Stichversetzung, die kleiner als die Stichlänge ist und der
Abb. 3 und d. entspricht, ändern sich die Phasen der Abb. 13 und 14 nach Abb. i5
und 16 lediglich dadurch, daß die Schleife s in Abb. 15 durch die nicht gezeichneten
Greifer in Richtung des Pfeiles 13 gleichzeitig mit dein Vorschub des Werkstückes
in: Richtung des Pfeiles 9 so weit hinter die neue Nadeleimstichstelle bewegt wird
(Abb. i6), daß die Nadel ö in die rückwärts gezogene Schleife einstechen kann. Der
übrige Verlauf der Nahtbildung entspricht ganz den Phasen nach Abb. 12 und i4.
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Für die Herstellung einer Naht nach Abb. 5 bis 9 ist die Anordnung
nach Abb. 17 bis i9 anwendbar. Die in diesen Abbildungen dargestellte Naht entspricht
der Naht nach Abb. 5 und 6, aus der durch geringere Stichversetzung ohne weiteres
Nähte nach Abb. 7 bis 9 entstehen. Es genügt demnach die Beschreibung der Anordnung
zur Bildung der Naht nach Abb. 5.
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In Abb. 17 hat die Hakennadel h, die ihren Haken auf dem Rücken
trägt und von einer als Beinadel ausgebildeten Führung 14 gestützt wird, den Werkstoff
durchstochen., wobei die Beinadel 1q. die Schleife an der Einstichstelle
von
der Nadel fernhält. Inzwischen hat der Fadenvorratsfinger 15 durch zwangsläufige
Drehung der im Maschinengestell gelagerten Welle 17 Fadenvorrat zwischen der Naht
und. dem Einlegewerkzeug 16 gezogen. Das Einlegewerkzeug, welches zwangsläufig mittels
der -im Maschinengestell gelagerten Welle 18 gedreht wird, ist in Abb. 17 gerade
im Begriff, durch Drehung des Fadens i in Richtung des Pfeiles i9 in den Haken einzulegen.
Nach eingelegtem Faden zieht die Nadel die Schleife unter dem Schutz der Beinadel
14 und der gesteuerten Fadenabgabe durch den Fadenfinger 15 in, die nach
Abb, 18 gezeichnete Lage. In dieser Stellung ist der Fadenvorratsfinger gerade im
Begriff, den Vorratsfaden freizugeben, so daß eine Stichversetzung möglich wird,
während das Einlegewerkzeug durch Drehung in Richtung des Pfeiles 2o den Faden i'
auf den Fadenvorratsfinger 15 auflegt. Hierauf erfolgt der Vorschub in Richtung
des Pfeiles 9 entsprechend Abb, i9, wobei der Fadenvorratsfinger 15 gleichzeitig
Fadenvorrat zieht und der Stich endgültig festgezogen wird. Hierauf dreht sich zunächst
die Nadel lc in Richtung des Pfeils 21, wobei sich die Schleife s' aus dein Haken
der Nadel befreit und etwa in die gestrichelte Lage s" gelangt, wo sie durch die
der Nadel folgende Beinadel 14 um das Einstichloch gespreizt wfr d, so daß nach
erfolgtem Durchstich der Nadel das Spiel nach Abb. 17 von vorn beginnen kann.
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Ein Beispiel einer Anordnung für die Herstellung einer Zweifadennaht
nach -AM. io und i i ist in Abb. 2o bis 2z dargestellt.
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Bei dieser Anordnung wird eine bisher unbekannte Nadel n mit
Innenhaken i angewandt. In Abb. 2o hat die Nadel den Werkstoff in Richtung
des Pfeiles 22 durchdrungen. Der vom Fadenvorrat kommende Faden v gelangt über eine
zwangsläufig gesteuerte Spannrolle 27 zu dem Einlegewerkzeug 24, das durch die im
Maschinengestell gelagerte Welle 23 zwangsläufig gedreht wird, über ein gleichfalls
durch eine im Maschinengestell gelagerte Welle 26 zwangsläufig gesteuerten Fadenfinger
25 zur Ausstichstelle 28 des vorletzten Stiches. Darauf wird das zwischen Fadeneinlegewerkzeug
24 und Fadenvorratsfinger 25 gespannteFadenstück durch Drehung des Einlegewerkzeuges
z4 in Richtung des Pfeiles 29 in den Innenhaken i der Nadel yi eingelegt,
-worauf das Durchziehen der Fadenschleife unter Freigabe des Fadenvorrats infolge
Drehung des Fadenvorratsfingers 25 erfolgt. Die durchgezogene Schleife z wird von
dem in Richtung des Pfeiles 30 sich drehenden Greifermechanismus 31: des
Schiffchens mittels der Nase 32 erfaßt und unter geringer Drehung der Nadel n in
Richtung des Pfeiles 22 an die hakenförmige Nase 32 abgegeben. Die Nase 32 zieht
nun nach Abb. 22 die Schleife z über das Schiffchen, so daß sie um den Schiffchenfaden
f zu liegen kommt, worauf sie durch derb Fadenvorratsfinger 25 und die Fadenspannrolle
27 oder nur durch letztere festgezogen wird. Dann beginnt das Spiel von neuem entsprechend
Abb. 2o.
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Die Abb. 23 bis 28 zeigen einige Beispiele für die Anwendung der Erfindung
an Schuhwerk.
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In diesen Abbildungen ist die Laufsohle mit ¢ bezeichnet, der Schaft
mit 4' und die Naht mit ä, 3.
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In Abb.23 und 24 ist mit 4" das bei Alpargatas-Schuhwerk übliche angenähte
Rähmchen am Rande der Laufsohle bezeichnet. Wie aus Abb. 23 zu ersehen ist, ist
hier die Grundstofflage 4 die Laufsohle. Die Naht liegt nun so, daß die Nahtebene
mit der Laufsohlenebene parallel ist.
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Anders ist dies in Abb. 25 und 26, wo der Schaft 4' an die Laufsohle
4 als Grundstofflage derart angenäht ist, daß die Nahtebene senkrecht zur Laufsohlenebene
steht. Diese bei Filzschuhen angewandte Naht erweist sich gegenüber den bisherigen
Nähten als besonders geeignet; da sie den geringsten Fadenverbrauch aufweist und
den Filz parallel zum Rand erfaßt, so daß beim Hochziehen des Schaftes nicht nur
der Filz in der Umgebung eines jeweiligen Einstiches in die Höhe gezogen wird, sondern
die gesamte von einem Stich erfaßte Filzbreite.
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Schließlich ist noch in Abb. 27 und 28 die Anwendung der Durchnähnaht
an McKay-Schuhwerk ebenfalls beispielsweise dargestellt. Die Grundstofflage 4 ist
hier die Brandsohle, die übrigen Stofflagen sind der Schaft 4' und die Laufsohle
4"', in -welcher die Naht in einer Rille liegt.
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Um dieses Schuhwerk mit der neuen Naht nähen zu können, ist der Leisten
33 mit einer rings am Rande herumlaufenden Rille 34 versehen, die der Nadel beim
Durchstoßen: genügend Raum zum Nähen gewährleistet.
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Die Anwendung dieser Naht ist naturgemäß nicht auf Schuhwerk beschränkt,
sondern kann auch zum Aneinanderheften beliebiger Werkstoffe angewandt werden.
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Der Vorteil des eigenen Stichkanals für jeden Stich liegt darin, daß
beim. Verschleiß des geraden Teiles der Naht die bogenförmigen Nahtteile wie geschränkte
Stifte -wirken. Ferner ist die hergestellte Nahtreihe bei besonderen Stichkanälen
elastischer als seither, da die durch das Pech oder ähnliche verursachte Steifigkeit
kein starres Nähfadengitter bildet, sondern: einzelne Stichteile, deren Beweglichkeit
zueinander zum großen Teil von der Nachgiebigkeit des Werkstoffes abhängt.