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Winkelmeßgerät in Verbindung mit Kreiselkompassen Seit igio hat man
wiederholt vorgeschlagen, Visiereinrichtungen verschiedener Art dadurch gegen Drehungen
des Schiffes um die Hochachse zu stabilisieren, daß man sie feststellbar auf der
36o°-Achse eines Kreiseltochterkompasses anordnet.
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Die Erfindung bezweckt, dieses Verfahren weiter zu vervollkommnen,
so daß es die Richtungsänderungen entfernter Objekte bequem und mit großer Genauigkeit
festzustellen gestattet, ohne Störungen durch Schiffsdrehungen um die Hochachse
ausgesetzt zu sein. Dieses Ziel wird dadurch erreicht, daß die Verstellung der Visiereinrichtung
relativ zum Tochterkompaß durch ein stark ins Langsame übersetztes Handrad erfolgt,
dessen Verstellbewegung der des Tochterkompasses überlagert und durch elektrische
Geber und Empfänger bekannter Art auf einen Winkelzeiger fernübertragen wird, der
einen beliebig ein- und abschaltbaren Zeiger zu dem Zwecke besitzt, die Ablesungen
der Azimutdifferenzen, um welche die Visiereinrichtung von Hand verstellt ist, bei
ruhendem Zeiger und ruhender Skala vornehmen zu können.
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Ein Ausführungsbeispiel der Erfindung ist in der Zeichnung dargestellt.
In dieser zeigt Abb. i die verstellbare Visiereinrichtung mit dem Geber und Abb.
ä den ferngesteuerten Winkelzeiger, während Abb. 3 einen Teil der Abb. 2 in größerem
Maßstab wiedergibt.
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Ein als Visiergerät dienendes, vorzugsweise binokulares Fernglas i
ist mittels einer Klemmschraube 13 am oberen Ende einer Spindel 2- befestigt,
die drehbar in einem kardanisch ufgehängten Gehäuse gelagert ist und am unteren
Ende ein Schneckenrad 12 trägt, dessen Schnecke ii von einem Motor io angetrieben
wird. Dieser ist nach Art eines Tochterkompaßmotors an einen Mutterkreiselkompaß
angeschlossen, so daß er bei jeder Schiffsdrehung um die Hochachse dem Schneckenrad
12 eine kompensierende Gegendrehung erteilt und hierdurch die Welle 2 und das Fernrohr
i im Azimut festzuhalten sucht, so daß das Gieren des Schiffes ohne Einfluß auf
die Richtung des Fernrohres bleibt.
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Erfindungsgemäß wird nun der Verstellbewegung, welche das Schneckenrad
12 durch. den Tochterkompaßmotor erfährt, eine von Hand vorzunehmende Verstellbewegung
überlagert. Im vorliegenden Ausführungsbeispiel geschieht dies dadurch, daß der
Motor io selbst von einer Drehscheibe 9 getragen wird, die mittels eines an ihr
befestigten Zahnkranzes 8 und einer im Gehäuse gelagerten Vorgelegewelle mit den
Ritzeln 7 und 5 verdreht werden kann. Das Ritzel 5 steht mit einem Zahnrad q. in
Eingriff, das auf einer im Gehäuse drehbaren, von der Welle :2 unabhängigen Hülse
getragen wird, die an ihrem oberen Ende mit einem Handrad 3 versehen ist. Auf der
Vorgelegewelle mit den Ritzeln 5 und 7 ist ein Fernübertragungsgeber 6 bekannter
Konstruktion gelagert, durch den in später näher beschriebener Weise die Drehung
der Vorgelegewelle einem Anzeigeinstrument übermittelt wird.
Wenn
das Handrad 3 nicht verstellt wird, so hält der Tochterkompaßmotor io das Fernglas
im Azimut fest. Will man nun ein fahrendes Schiff anpeilen, so kann man das Fadenkreuz
des Fernrohres mit dem Schiff in Deckung halten, so daß sich sein Azimut gleichförmig
entsprechend dem Kurs und der Geschwindigkeit des Schiffes ändert, und zwar geschieht
dies durch Drehen des Handrades 3, ohne daß hierbei die Gierbewegungen des eigenen
Schiffes störend zur Wirkung gelangen. Zum raschen Verschwenken des Fernglases kann
man die Klemmschraube 13 vorübergehend lösen.
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Die Messung der dem Fernrohr durch das Handrad erteilten Verstellung
im Azimut erfolgt in dem in Abb. 2 dargestellten Winkelanzeiger. Dieser enthält
einen mit dem Geber 6 elektrisch verbundenen und synchron mit ihm umlaufenden Empfängermotor
1q., dessen Ritzel 16 auf ein im Gehäuse des Anzeigers zentral gelagertes Zahnrad
17 treibt. Auf diesem ist, ebenfalls zentral, ein Kupplungsglied 15 befestigt, das
mit einem Zeiger ig in Eingriff gebracht werden kann, um diesen entsprechend seiner
Drehung zu verstellen. Das Übersetzungsverhältnis ist hierbei so bemessen, daß der
Zeiger ig auf einer Skala 18 die Richtungsänderungen des Objektes, also die durch
das Handrad der Welle 2, erteilte Winkelverdrehung, in geeigneten Einheiten anzeigt.
Diese Einheiten sind vorzugsweise entweder Sechzehntelgrade oder sogenannte Artillerietausendstel
Für gewöhnlich befindet sich der Zeiger 1g nicht in Eingriff mit dem Kupplungsglied
15, sondern wird durch nicht näher dargestellte Mittel an die untere Fläche einer
im Gehäusefenster an zentraler Stelle drehbar gelagerten Einstellhülse 21 angedrückt,
so daß er bei Drehung der Hülse durch Reibung mitgenommen wird und auf den Nullpunkt
der Skala eingestellt werden kann, ohne daß diese Einstellung irgendwie auf den
Zeigerträger i5 und damit auf den Empfängermotor 14 zurückwirkt. In der Einstellhülse
ist ein senkrechter Stempel mit einem Druckknopf 23 geführt, der entgegen einer
Feder 2o heruntergedrückt werden kann und dann mit einer Spitze den Zeiger 1g abwärts
gegen den Zeigerträger 15 drückt.
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Solange also der Druckknopf 23 gedrückt wird, wird der Zeiger vom
Empfängermotor mitgenommen, um augenblicklich stehenzubleiben, sobald der Druckknopf
23 losgelassen wird. Der am Anzeigegerät tätige zweite Beobachter kann daher zu
einer bestimmten Zeit auf den Knopf 23 drücken und dann die Zeit messen, die verstreicht,
bis der Zeiger ig um einen bestimmten Winkel weggerückt wird. Dieser Winkelweg aber
gibt die Azimutänderung des beobachteten Schiffes wieder, da ja der Zeiger in Verbindung
mit dem Empfängermotor und somit in Verbindung mit dem vom ersten Beobachter verstellten
Handrad3 ist.
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Der Vorteil dieser Einrichtung liegt darin, daß sowohl bei Beginn
wie bei Ende des eigentlichen Meßvorganges sowohl der Zeiger als die Skala sich
in Ruhe befinden und somit außerordentlich genau abgelesen werden können. Außerdem
wird die ganze Messung von zwei Beobachtern vorgenommen, deren einer seine Aufmerksamkeit
lediglich auf das richtige Anvisieren des Zieles konzentriert, während der andere
nur mit der Ausführung der Messung beschäftigt ist, woraus sich bei Auswahl eines
geeigneten Zeitpunktes für Beginn und Ende der Messung ein sehr genaues Resultat
ergibt. Macht z. B. der Beobachter beim Nachdrehen des Fernrohres eine heftige über
die wahre Richtungsänderung hinausgehende Einstellung, so ergibt sich dann kein
schädlicher Einfluß auf das Meßergebnis, wenn die Messung @ bis zum Eintritt einer
gleichmäßigeren Nachdrehbewegung fortgesetzt wird.
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Das Meßgerät mißt also nicht gegen eine Rose, unter welchem Azimut
ein Objekt erscheint, sondern es mißt unmittelbar die Differenz zweier Azimute.
Hieraus ergibt sich des Vorteil, daß beim Übergang von einem Aufstellungsort zum
anderen kein Synchronisieren mit dem Mutterkompaß erforderlichist.