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Verfahren zur Erzielung der Leitfähigkeit von Gipskörpern zwecks Herstellung
von galvanischen Abzügen Möbelbeschläge, Modellplatten und ähnliche Gegenstände
werden in einfachster Ausführung aus Blech gepreßt, in besseren Ausführungen gegossen
und seit einigen Jahren auch auf elektrolytischem Wege hergestellt. lm letzteren
Falle benötigt man Gipsformen, die mit einer Metallschicht versehen werden müssen,
um leitend gemacht zu werden. Das ursprünglich vorgeschlagene Verfahren, dieses
Metall in Form von Pulver auf die Formen zu bringen, erfordert, daß diese zunächst
mit einem Lack bestrichen werden, an welchem das Metallpulver haftet. Da sich zeigte,
daß dieser Lack außerordentlich schnell austrocknet und das Metallpulver, sofern
es auf ausgetrocknete Stellen trifft, nicht haftet und demzufolge nicht einen zusammenhängenden
Metalleiter darstellte, verwarf man dieses Verfahren und ging dazu über, das Metall
in Form von Metallsalzen auf chemischem Wege auf die Form zu bringen. Die bisher
in dieser Richtung vorgeschlagenen chemischen Metallisierungsverfahren waren gegebenenfalls
brauchbar bei massiven großen Stücken, die wenig Feinheiten aufwiesen. Unbrauchbar
sind diese Verfahren jedoch dann, wenn es sich darum handelt, Metallteile, die viele
Feinheiten aufweisen, z. B. Möbelbeschläge, herzustellen. Auch Teile, wie z. B.
Modellplatten, bei denen bestimmte Maße exakt eingehalten werden müssen, konnten
nach diesen bekannten Verfahren nicht genügend brauchbar hergestellt werden, insbesondere
weil diese Verfahren ein Werfen der Platte hervorrufen und weil andererseits infolge
der chemischen Zusammensetzung der benutzten Bäder die Formen ein reichlich verschwommenes,
die Feinheiten nicht wiedergebendes Aussehen haben.
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Es ist erkannt worden, daß bei derartigen chemischen Metallisierungsverfahren
unter Benutzung von Metallsalzen verschiedene Maßnahmen zu treffen sind, um die
erwähnten Nachteile zu beseitigen. Erfindungsgemäß kennzeichnet sich somit das Verfahren
dadurch, daß die leitend zu machenden Teile der Oberfläche der Gipskörper zunächst
leicht mit Spiritus eingespritzt und dann gleichzeitig mit dem Aufgeben der Metallsalze
auf diese Teile der Gipsformen so in Spiritus eingelegt werden, daß die mit Metallsalz
versehene Oberfläche nicht von der Flüssigkeit bespült wird, worauf der Körper bis
zum Rande des Abdruckes in ein Lackbad getaucht wird und dann, nachdem die ganze
Form sich mit dem Lack vollgesogen hat, die mit Metallsalzen präparierte Oberfläche
in an sich bekannter Weise mittels Schwefelwasserstoffs, der aber tiefgekühlt ist,
fixiert wird. Zweckmäßig wird als Lacklösung eine aus zoo ccm Spiritus und 35 g
Kopalharz bestehende Lösung verwendet.
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Bei den bisher verwendeten Verfahren wurde die Gipsform in ein Bad
getaucht, das u. a. entweder Phosphor enthielt oder eine
jodkaliumhaltige
Lösung darstellte. Bei beiden Verfahren ergab sich der Nachteil, daß beim Herausnehmen
der Gipsform aus dem Bade sich auf der Form ein gelatineartiger oder gummiartiger
Überzug zeigte, der alle Feinheiten des Gipsabgusses verdeckte, so daß der elektrolytisch
aufgebrachte Metallüberzug sich nicht allen Feinheiten der Gipsform anpassen konnte.
Die Form wirkte somit verschwommen, und diese Verfahren waren für feingearbeitete
Gipsmodelle nicht zu verwenden. Andererseits wurde vorgeschlagen, die Form in ein
Wachsbad zu tauchen, um die Kapillaren der Gipsform mit dem Wachs durchziehen zu
lassen. Dies kann jedoch nur bei einer verhältnismäßig hohen Temperatur erfolgen,
was den Nachteil mit sich führt, daß die Abdrücke sich werfen, größere sogar springen
und bedeutende Risse hinterlassen. Auch der Vorschlag, die Gipsformen zum. Zwecke
des Galvanisierens durch Imprägnierung mittels einer durch- Erhitzen flüssig gemachten
Mischung von Reten und schwarzem Pech zeigte sich aus dem gleichen Grunde nicht
brauchbar, weil auch hier das Verfahren nur bei einer Temperatur von über ioo° vorgenommen
werden kann, wodurch Risse in den Formen auftreten und die Abdrücke sich werfen.
Wenn nach einem anderen Vorschlag die Form in eine ammoniakhaltige Silbersälzlösung
gebracht werden soll, so zeigt sich, daß durch die Anwesenheit des Ammoniaks die
Lösung bei der Durchführung des elektrolytischen Verfahrens neutralisiert wird und
aufhört zu arbeiten.
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Diesen bekannten Verfahren gegenüber geht das Verfahren nach der Erfindung
wie folgt vor sich: Der Gipsabdruck wird zunächst im Ofen getrocknet und die Vorderseite
leicht mit Spiritus eingespritzt. Dann wird auf die Formfläche das Metallsalz, zweckmäßig
Silbernitrat in einer io°/oigen Lösung, aufgegeben und gleichzeitig der ganze Abguß
in Spiritus bis fast zur Höhe des Formrandes eingelegt, wodurch erreicht wird, daß
der Spiritus von allen Seiten in die Kapillaren eindringt und dadurch ein tieferes
Eindringen der Metallsalze in die Form, gegebenenfalls bis zur Unterfläche und bis
zu den Seitenflächen verhindert, so daß folglich in Auswirkung dieses Verfahrensabschnittes
nur die Formoberfläche, welche also die abzuformenden Einzelheiten enthält, mit
den Metallsalzen überzogen wird. Es folgt dann ein Trockenprozeß im Ofen und darauf
eine Abkühlung. Um- nun eine Reaktionsfähigkeit der jetzt trockenen Metallsalze
mit dem Fixiermittel herbeizuführen, muß den Salzen eine gewisse Nfenge Feuchtigkeit
beigegeben werden, da sich anderenfalls nur eine wenig zusammenhängende Metallschicht
bilden kann, die nicht dauerhaft ist und leicht abblättert. Zu diesem Zwecke wird
die Gipsform bis fast zu ihrem Oberflächenrande in ein Spirituslackbad eingelegt,
so daß sich die Kapillaren mit der Lacklösung vollsetzen werden, und hierdurch wird
der Metallschicht zugleich auch die benötigte Feuchtigkeitsmenge übergeben. Hierauf
erfolgt das Fixieren mittels bis auf etwa io° C gekühltem Schwefelwasserstoffs.
Die fixierte Gipsform wird einem Trocknungsprözeß unterworfen, der die Aufgabe hat,
den in der Form befindlichen Lack zu verharzen und dadurch der ganzen Form größere
Stabilität zu geben. Nach dem Tränken der getrockneten und fixierten Form ist diese
nunmehr gegen jeden Angriff in der Badflüssigkeit gesichert, sie bleibt elektrisch
leitend und neutralisiert nicht das Bad. Als Lacklösung wird am zweckmäßigsten eine
aus ioo ccm Spiritus und 35 g Kopalharz bestehende Lösung verwendet.
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Ganz besonders eignet sich dieses Verfahren auch bei der Anwendung
von Schnellgalvanoplastikbädern und ist auch in dieser Beziehung allen bisher bekannten
Verfahren bei weitem überlegen. Die nach diesem Verfahren hergestellten Formen bedürfen
nur in ganz geringem Maße einer Nacharbeit, und sollten sich beispielsweise an den
Kontaktstellen des eingehängten präparierten Gipsabdruckes wirklich einige Schaumbildungen
zeigen, so lassen sich diese mit Leichtigkeit beseitigen, ohne daß hierbei irgendeine
Verletzung der leitend gemachten Schicht hervorgerufen wird, da diese ja infolge
des Tränkens der Gipsform in der Lacklösung selbst bei kleinster Stärke außerordentlich
stabil ist, nicht abblättert und zusammenhält. Mit diesem Verfahren wird somit nicht
nur ein großer Zeitgewinn, sondern auch ein großer Gewinn an Metall ermöglicht,
und dieses Verfahren ist somit als wirtschaftlich außerordentlich günstig anzusprechen.