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Streichinstrument Die Erfindung betrifft Streichinstrumente, also
vornehmlich Geigen, Bratschen, Violoncelli, Bässe und verwandte Instrumente. Sie
alle besitzen unter anderem einen Boden und eine Decke; und zwischen diesen ist
der sogenannte Stimmstock vorgesehen, dessen Hauptaufgabe es ist, Schwingungen der
beim Spielen als Resonanzteil erregten Decke auf den Boden zu übertragen. Der Stimmstock
bewirkt also das, was in der Schwingungslehre gemeinhin als Kopplung zweier schwingungsfähiger
Gebilde bezeichnet wird. Diese Kopplung zwischen Boden und Decke ist bei Streichinstrumenten
stets vergleichsweise fest, und der Stimmstock erzeugt hier eine Spannung zwischen
Boden -und Decke. Das bedeutet eine -mechanische Beanspruchung beider Teile, und
zu ihr kommt bei der Decke noch eine weitere Beanspruchung durch die Saitenbespannung.
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Bisher hat man die Decke von Streichinstrumenten durch den sogenannten
Stimmbalken gleichsam versteift. Da nun die Decke der hauptsächlichste Resonanzkörper
des Streichinstruments ist, wirkt der in herkömmlicher Weise der Decke zugeordnete
Stimmbalken als Dämpfungsmittel. Da das Dämpfungsdekrement mit der Frequenz der
Schwingung zunimmt, beeinflußt also der Stimmbalken nicht nur die Klangfülle, das
sogenannte Tonvolumen, sondern auch die Klangfarbe eines Streichinstruments. Es
ist Sache der Erfahrung der Instrumentenbauer, diese Beeinflussungen durch besondere
Maßnahmen bei der Bemessung und Anordnung des Stimmbalkens nach Möglichkeit klein
zu halten. Die Erfindung löst die Aufgabe, Streichinstrumente zu veredeln, so daß
deren Tonerzeugung sowohl in Ansehung des Tonvolumens als auch mit Bezug auf den
Klangcharakter verbessert wird. Zu diesem Zweck sieht sie von der Zuordnung eines
Stimmbalkens zur Decke ab. Weiterhin kennzeichnet sich ein Streichinstrument nach
der Erfindung dadurch, daß der in bekannter Weise in der Länge einstellbare Stimmstock
zwischen Boden und Decke mit einem in der Nähe der Decke sich erstreckenden und
mit seinem Endteil der Decke in Stegnähe unter Druck anliegenden Ausleger versehen
ist. Man hat es also bei Instrumenten nach der Erfindung mit insgesamt nur drei
Abstützstellen von je geringer Flächenerstreckung zu tun. Die Erfahrung hat gezeigt,
daß Streichinstrumente dieser Eigenart sich durch ein großes Tonvolumen und durch
eine schöne Klangfarbe auszeichnen. Die Vergrößerung des Tonvolumens ist leicht
schon an dem stark verlängerten Ausklingen und an dem erkennbar, was dem sogenannten
Nachhall nahekornmt. Die Verschönerung der Klangfarbe wird vom Hörer hauptsächlich
als das empfunden, was man als Glanz der Töne eines Streichinstruments zu bezeichnen
pflegt.
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Bei einer Ausführungsform der trfindung ist der Stimmstock in, für
sich allein genomrnen. bekannter Weise aus einem Fußteil mit Rechts- oder Linksgewinde,
einem drehbaren Schaft mit Gewindestirnteilen und einem Kopfteil mit Links- oder
Rechtsgewinde zusammengesetzt, und der Ausleger bildet zufolge der Erfindung eine
Baueinheit mit dem Kopfteil.
Die Abbildungen veranschaulichen einige
Ausführungsbeispiele der Erfindung; insbesondere zeigt Abb. i eine Geige nach der
Erfindung mit derAnordnung eines Stimmstocks mit federnd nachgiebigem Ausleger,
Abb. 2 einen Schnitt längs der Linie II-II der Abb. i, in der dort gezeichneten
Pfeilrichtung gesehen, Abb. 3 den bei der Geige nach den Abb. i und 2 verwendeten
Stimmstock mit federnd nachgiebigem Ausleger, Abb. .4 einen Schnitt längs der Linie
IV-IV der Abb.3, in der dort gezeichneten Pfeilrichtung gesehen, Abb.5 eine andere
Ausführungsform des Stimmstocks nach den Abb. 3 und 4, Abb.6 einen Stimmstock mit
kräftigerem Ausleger und einstellbarem Stempel an seinem Widerlager, Abb.7 den lagensichernden
Aufsatz des Fußteils von Stimmstöcken nach den Abb.3 bis 6, Abb.8 den Oberteil eines
für den Einbau in große Streichinstrumente bestimmten Stimmstocks mit kräftigem
Ausleger und einem gegen den Druck einer Feder gleitverschieblichen Stempel, teilweise
geschnitten, und Abb. 9 die Ansicht -einer anderen Ausführungsform eines für den
Einbau in große Streichinstrumente bestimmten Stimmstocks mit Ausleger aus Leichtmetall.
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Der zwischen Boden i i und Decke 12 der Geige 13 nach Abb. i und 2
angeordnete und in den Abb. 3 und 4. näher veranschaulichte Stimmstock setzt sich
aus einem Fußteil 14 mit Linksgewinde 15, einem drehbaren Schaft 16 mit Gewindestirnteilen
17 und 18 sowie einem Kopfteil i9 mit Rechtsgewinde 2o zixsammen, 'und mit diesem
Kopfteil. ig bildet der als Blattfeder gestaltete Ausleger 21, dessen gekrümmter
Endteil mit 22 bezeichnet ist, eine Baueinheit. Die Einstellung der Wirklänge des
Stimmstocks geschieht durch Drehen des Schafts 16, der für den Eingriff eines Stifts
oder Dorns Stellöcher 23 aufweist. Bei der Ausführungsform nach Abb. 5 besteht der
federnd nachgiebige Ausleger aus drei zu einem Paket vereinigten Blattfederlamellen
24, 25 und 26. Bei der Ausführungsform nach Abb. 6 ist der Ausleger aus den Teilen
27 und 28 aufgebaut. Sein Endteil enthält einen durch Drehen der Mutter 29 einstellbaren
Stempel 30; bei dieser Ausführungsform läßt sich also der Widerlagerdruck dieses
Stempels zusätzlich regeln. Abb.7 zeigt die Bestückung des Bodens i i eines Streichinstruments
nach der Erfindung mit an der Abstützstelle angeordnetem ortsfestem Klötzchen 31,
das im Regelfall mit der Decke verleimt wird. Dieses Klötzchen wird vom U-förmig
gestalteten Fußteil 14 des Stimmstocks umgriffen und sichert so die Lage des Stimmstocks
und des an seinem Kopfteil angelenkten Auslegers. Die gleiche Anordnung des Klötzchens
kehrt wenigstens einmal an der Abstützstelle der Decke wieder, die an der Widerlagerstelle
des Auslegers ebenfalls ein Klötzchen aufweisen kann. Bei federnd nachgiebigen Auslegern
entsprechend den Abb. 3 bis 5 wird man diesem zusätzlichen Klötzchen eine Nut geben,
um Drehungen des Auslegers verläßlich auszuschließen.
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Die Anordnungen nach den Abb. i bis 6 sind hauptsächlich zum Gebrauch
bei kleinen und kleineren Streichinstrumenten, also etwa bei Geigen, Bratschen u.
dgl., bestimmt. Größere und große Streichinstrumente, also etwa Violoncelli. Bässe
ui. dgl., verlangen kräftiger gestaltete Stimmstöcke und Ausleger; Ausführungsformen
solcher Stimmstöcke und Ausleger sind in den Abb.8 und 9 veranschaulicht. Da der
Fußteil zweckmäßigerweise die aus den Abb.2 bis 7 ersichtliche U-förmige Gestalt
erhält, ist in Abb.8 nur der Oberteil des Stimmstocks und der Ausleger dargestellt.
Der drehbare Schaft beim Stimmstock nach Abb.8 besteht aus einem mit Stellöchern
versehenen Rohr 32, an dessen beiden Enden Muttern 33 fest eingefügt sind. Bei der
in Rede stehenden Anordnung kehren die Bauteile 27 und 28 des Stimmstocks mit Ausleger
nach Abb. 6 im wesentlichen und in größeren Baumaßen wieder. Der Endteil des Auslegers
ist jedoch anders gestaltet. Er weist einen Stempel 3o auf, der gegen den Druck
einer Schraubenfeder 34 gleitverschiebiich und gegen Drehungen durch einen in den
Schlitzen 35 und 36 des Teils 37 geführten Stift 38 gesichert ist. Der Teil 37 möge
durch die Mutter 39 am Ende des Auslegerteils 28 befestigt sein. Bei dieser Ausführungsform
bestimmt sich der Widerlagerdruck des Stempels 31 einesteils aus der durch Drehen
des Rohrs 32 bewirkten Längeneinstellung des Stimmstocks und andernteils durch die
Vorspannung der Schraubenfeder 34. Man kann die Einrichtung, was für viele Fälle
von Vorteil ist, leicht auch so treffen, daß zusätzlich noch die Vorspannung der
eben erwähnten Schraubenfeder 34 einstellbar ist. Das ist zum Beispiel der Fäll
bei dem Stimmstock und Ausleger nach Abb. 9. Bei dieser Ausführungsform mögen alle
Teile aus Leichtmetall, beispielsweise aus einer hinreichend harten Aluminiumlegierung,
bestehen. Der Ausleger ist als ein-oder mehrteiliger Rahmen 40 gestaltet, in dessen
hülsenartigem Endteil 41 der Stempel 30 gleitverschieblich geführt ist. Er
besitzt am unteren Ende einen den hülsenartigen
Endteil 4.1 überragenden
Gewindeansatz, auf den die Stellmutter :12 geschraubt ist, die zweckmäßig als Rohrstück
ausgebildet ist und Löcher 43 zum Einführen von Stiften und Dornen besitzt. Im Innern
des hülsenartigen Endteils ¢1 ist eine gegen den Stempel' 3o drückende Schraubenfeder
angeordnet, deren Vorspannung durch Drehen der Stellmutter 42 geändert wird, wobei
zugleich auch eine Verschiebung des Stempels 30 erfolgt. Die Einstellung
der Vorspannung der gegen den Stempel 3o drückenden Schraubenfeder könnte auch durch
Bewegen einer gesonderten Stellmutter erfolgen, ohne daß hierdurch der Rahmen der
Erfindung überschritten wird.
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Die Erfindung läßt sich bei allen Streichinstrumenten bequem verkörpern.
Bei herkömmlichenStreichinstrumenten ist zu diesem Zweck der meist mit der Decke
an mehreren Stellen verleimte Stimmbalken zu entfernen, und dann wird der Stimmstock
mit Ausleger nach der Erfindung eingesetzt, wie es beispielsweise Abb. i andeutet.
Die für das so behandelte Instrument günstigte Längeneinstellung des Stimmstocks
ermittelt man im Weg des Versuchs unter kritischer Beurteilung des Hörbildes. Die
Erfahrung hat gelehrt, daß Instrumente nach der Erfindung herkömmlichen Streichinstrumenten
mit Stimmbalken in Ansehung der Größe und Schönheit des Tons beträchtlich überlegen
sind. Sie hat ferner gezeigt, daß man wenig gute Streichinstrumente hinsichtlich
ihrer Tonerzeugung ganz außerordentlich veredeln kann.