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Bratsche Im Bratschenbau ist es bisher noch nicht gelungen, ein Instrument
zu bauen, das die erforderliche große Klangkraft und den gewünschten großen Ton
aufweist. Es besteht das Bedürfnis, daß die Bratsche der Geige und dem Violoncell
vollkommen ebenbürtig ist. Die Bratsche soll wegen ihrer Klangfarbe viel gewichtiger
und eindrucksvoller in Erscheinung treten, denn ihre Tonfülle reicht nicht aus.
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Um diesen Anforderungen gerecht zu werden, hat man bis jetzt die einzige
Lösung. im Bau von großen Bratschen gefunden. Das Spielen von derartigen großen
Bratschen ist aber nur den Spielern mit größeren Händen und Armen möglich, denn
für normal ist so (las Spiel erschwert und auf die Dauer den Spielern mit ungünstiger
Körperkonstitution nicht möglich. Die bekannte Ritterbratsche versuchte durch Änderung
der Größenverhältnisse die bisherigen Mißstände zu beseitigen, konnte sich jedoch
nicht durchsetzen. Sie war unhandlich, ergab wohl eine deutlichere Tonfülle, jedoch
den Übelstand einer merklichen Veränderung des Toncharakters. Die weiteren Versuche,
die Bratsche mit Violinmensur zu bauen, mißglückten, da ein Instrument, das eine
Ouinte tiefer gestimmt ist als die Violine, auf Violinmensur gesetzt, unmöglich
günstige Klangergebnisse haben kann. Aus diesem Grunde hatte die bekannte Violetta
keinen Erfolg. Auch der Versuch, den Bratschenkörper sehr zu verbreitern,
mißglückte infolge der erschwerten Spielbarkeit.
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Der Gedanke, aus einer Armgeige eine Kniegeige zu machen, mußte fallen,
weil weder Cellist noch Bratscher ein derartiges Instrument spielen wollen oder
können, wegen der technischen Gründe, die in der veränderten Bogentechnik als auch
in dem physiologischen Mißverhältnis zwischen der Armlänge und der Kleinheit des
Instrumentes liegen.
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Im Bratschenbau sind somit die Grenzen für eine Form- und Tonveränderung
durch die Rücksichtnahme auf die menschlichen Körperverhältnisse sehr eng gezogen.
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Die Bratsche gemäß der Erfindung entspricht nun den akustischen Erfordernissen
einer richtigen Bratsche als auch der ungezwungenen und leichten Spielbarkeit, indem
ein Minimum von Größe und Gewicht und ein Maximum von leichter Spielbarkeit und
Tonvolumen vorliegen. Die Körperlänge der Instrumente nach dem Bau gemäß vorliegender
Erfindung entspricht ungefähr einer Viola von mittlerer Größe mit durchaus normaler
Mensur. Der untere Bratschenkörper ist besonders verbreitert und die Zarge, wie
bekannt, in der Mitte erhöht, während bei der Decke und dem Boden in ihrer Form
die Flächenachsen entsprechend gebogen sind. Nach der Erfindung kann die Zarge einseitig
oder auch beiderseitig in der Mitte erhöht sein. Bei einseitiger Erhöhung liegt
aus statisch technischen Gründen die gerade Seite zweckmäßig nach der Decke zu.
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Man hat bisher Streichinstrumente gebaut, bei denen unter Verbreiterung
des unteren Resonanzkörperteils die Zarge in der Mitte beiderseits erhöht wurde.
Bei diesen AusfÜhrungen wurden aber Deckel und Boden aus
einem ebenen.
geraden Holzbrett durch Pressen, Dämpfen o. dgl. gebcgen. Hierdurch entstanden im
Holz Spannungen, die für die Resonanz hinderlich waren. Der Erfindung gemäß werden
diese Spannungen dadurch beseitigt, daß bei Verwendung von ganz spannungsfreiem
Holz die Deckel- und Bodenseite aus dem vollen Brett herausgeschnitten wird, wobei
auch die Linienführung der Zarge am Rand aus dem Holz herausgearbeitet ist, so daß
ohne Zwangsbiegung die Holzschale unmittelbar auf die gewünschte Linienführung aufgelegt
werden kann. Man benötigt zum Ausschneiden dickere Brettstärken, als bisher üblich
waren, da die Zwangsbiegung wegfällt. Bisher wurde, lediglich die innere Wölbung,
nicht aber der Rand ausgeschnitten.
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Auf diese Weise wird durch die Erfindung das Luftvolumen des Resonanzkörpers
um fast ein Drittel gegenüber dem einer gewöhnlichen Bratsche mittlerer Größe erhöht.
Dabei hat sich nichts an der Körperlänge oder der Halsmensur geändert. Ferner ist
so eine Lösung gefunden, derart, daß die Zargenhöhe am Griffbrett für das Lagenspiel
und am Kinnhalter wie beim bisherigen Bratschenbau dieselbe und eine genügend große
Klangkraft mit der ausreichenden Tonfülle erreicht ist unter vollkommener Beibehaltung
der normalen Stimmung, Besaitung und damit des Toncharakters.
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In der Zeichnung ist die Erfindung beispielsweise mit beiderseitiger
Zargenerhöhung dargestellt, und zwar zeigen Abb. t den Bratschenkörper in Draufsicht,
Abb.2 die zugehörige Zarge in Seitenansicht und Abb. 3 den Boden in Seitenansicht.
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Der Bratschenkörper ist in seinem unteren Teil a in der Achsenrichtung
b besonders verbreitert, während sein oberer Teil c die bisherigen alten Maße behält.
Die Körperlänge nach der Achse d entspricht der üblichen Mensur. Die Zarge e ist
bei f beiderseits erhöht, so daß sie nach oben und unten sich verjüngend verläuft,
um für das Lagenspiel bei g am Griffbrett und am Kinnhalter bei h die bisherige
Zargenhöhen beibehalten zu können.
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Wie in Abb. 3 gezeigt, ist der aus vollem Holz geschnittene Bratschenboden
i. in seinem Flächenverlauf so gearbeitet, wie die Linienführung k andeutet. Die
durch Ausschneiden erzeugte. Kurve K ist dem Verlauf der Zargenhöhe angepaßt. Entsprechend
der Formung des Bodens ist auch die Ausbildung der Decke aus dem vollen Brett, dessen
Stärke zum mindesten gleich s sein muß.