DE541099C - Verfahren zur Desinfektion von bazillenverdaechtiger Rohwolle - Google Patents

Description

• Verfahren zur Desinfektion von bazillenverdächtiger Rohwolle Bisher sind alle Bemühungen, ein brauchbares Desinfektionsverfahren für bazillensporenhaltige Wolle zu finden, das keine Wertminderung zur Folge hat, daran gescheitert, daß diese Wollen im Schweiß dem Desinfektionsmittel den ungehinderten Zutritt verwehren und das Desinfektionsverfahren infolgedessen in seiner Wirkung unsicher bzw. unmöglich wird.
• Wie bekannt, wird die in Form von Vließen ankommende Wolle bzw. verwandte Rohprodukte (z. B. Kamelhaar, Alpaka, Mohär usev.), um sie zum Spinnen vorzubereiten, zumeist im Schweiß auf ihre Feinheit sortiert, d. h. man trennt die Abschnitte verschiedener Wachstumsfeinheit durch Bereißen des Vließes. Um den Wert der Wolle auszunutzen und das Rohmaterial wirtschaftlich verarbeiten zu können, ist man nicht in der Lage, auf diese Sortierung zu verzichten.
• Um nun eine Desinfektion der verdächtigen Wolle zu erreichen, könnte man sie einfach unter Einhaltung gewisser Schutzmaßregeln einer Naßwäsche unterziehen und dem Waschbade ein wirksames Desinfiziens zugeben. Durch ein solches Verfahren würde man aber die Sortierfähigkeit der Wolle unmöglich machen, da die einzelnen Vließteile beim Waschen völlig durcheinander kommen. Bei anderen Verfahren, z. B. bei direkter Behandlung der Rohwolle mit Wasserdampf und gasförmigen Desinfektionsmitteln, wird die Wolle durchfeuchtet und verfilzt, ohne da.ß der Desinfektionseffekt genügt. Für die Sortierung des Rohmaterials ist aber erforderlich, die Wolle in dem Zustand zu belassen, wie sie vom Tierkörper gewonnen wird. Im übrigen ist bei den bekannten Verfahren auch eine sichere Desinfektion nicht gewährleistet.
• Es wurde nun gefunden, daß man die Sortierbarkeit der Wolle bei vollständiger Desinfektion dann erhalten kann, wenn man auf die sofortige Naßwäsche verzichtet und die Wolle lediglich einer schonenden Vorreinigung auf trockenem Wege unterzieht; bei welcher die Wolle aufgeht und die Bazillensporen freigelegt werden. Als diese Vorstufe erwies sich die an sich bekannte Wollextraktion mit organischen Lösemitteln als geeignet. Die Wolle wird dabei nicht nur restlos vom Wollfett befreit, sondern es werden auch die verhärteten Schmutzteile .so aufgeteilt, daß die in ihnen etwa enthaltenen Sporen freigelegt werden;, die Wolle nimmt dadurch eine Form an, welche den Durchtritt von Gasen ohne Behinderung gestattet.
• Bei der in dieser Weise durch Extraktion vorbereiteten Wolle wird beim Behandeln mit einem gasförmigen Desinfektionsmittel eine völlige Abtötung der gefährlichen Keime erzielt. Nach Entfernung der Reste des Desinfektionsmittels aus der Wolle ist diese in ihrer Naturwuchsform erhalten und wie gewöhnliche Schweißwolle sortierbar. Anschließend an die Sortierung kann die desinfizierte, keimfreie Wolle losweise nachgewaschen werden, um den ihr noch anhaftenden Schweiß und Schmutz zu entfernen. Die bei der Extraktion der Wolle entstehende Wollfettlösung wird nach dem Abtreiben des Lösemittels über heißer verdünnter Schwefelsäure iaffiniert, wobei die in die Wollfettlösung geratenen Sporen ebenfalls abgetötet werden. Weiterhin ist es erforderlich, zur Sicherheit des Betriebes die Extraktionsanlage vor jeder Reinigung kurze Zeit zu desinfizieren. Beispiel Keimverdächtige Mohärwolle wird in einem Extraktionsapparat mit Trichloräthylen entfettet, vom Lösemittel befreit und in einem Desinfek-tionsapparat beliebiger Konstruktion eingepackt, wo sie unter Einschaltung eines mäßigen Vakuums von etwa 5o cm und einer Temperatur von etwa 5o° mit einem Gemisch von o,5 1/cbm Formaldehyd und Wasserdampf etwa i Stunde behandelt wird. Nach Abpumpen des Desinfektionsmittels wird die Wolle in trockenem Zustande aus dem Desinfektionsapparat wieder herausgenommen und gelangt zur Sortierung.

Claims (1)

1. PATENTANSPRUCH; Verfahren zur Desinfektion bazillenverdächtiger Wolle nach vorangehender Entfettung, dadurch gekennzeichnet, - daß zwecks Erhaltung der Sortierbarkeit die Wolle in an sich bekannter Weise mit einem organischen Lösungsmittel extrahiert und anschließend einer Desinfektion mit bekannten gasförmigen Desinfektionsmitteln unterzogen wird.