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Verfahren zum Kitten von Zelluloidfilmen, insbesondere Kinofilmen
Die Kinofilme werden bekanntlich aus Einzelstücken zusammengeklebt. Das Verkleben
der Filmstücke erfolgt in der Weise, daß an einem der geradegeschnittenen zusammenzuklebenden
Filmenden die Gelatineemulsion abgeschabt, die geschabte Stelle dann mit sogenanntem
Filmleim (einem Gemisch von Amylacetat und Eisessig) bestrichen, hierauf die beiden
Filmenden in der Klebepresse (Filmkittlehre) einander etwas überlappend aufeinandergelegt
und zusammengepreßt werden. Nach etwa 3o Sekunden wird der geklebte Film der Presse
entnommen.
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Die Klebestelle ist naturgemäß dicker als die übrigen Filmteile. Die
verschiedenen nachteiligen Folgen dieses Umstandes und überhaupt dieser Klebeart
sind wollbekannt.
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Es wurde auch schon vorgeschlagen, die gerissenen Filmstreifen in
der Weise wieder zu vereinigen, daß man die senkrecht zur Längsrichtung des Films
abgeschnittenen Filmenden genau - z. B. mit einer feinen Feile - abschrägt und derart
aneinanderlegt, daß ihre Enden zusammenstoßen, hierauf die Verschweißungsstelle
mit einem die Filmsubstanz lösenden oder aufquellenden Mittel benetzt und unter
Wärme- und Druckeinwirkung trocknet.
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Grundbedingung dieses Verfahrens ist, daß die abgeschrägten Filmenden
genau aneinander zu liegen kommen, da sonst bei Verschweißen unter mäßigem Druck
eine Lücke zwischen den beiden Filmenden entsteht und die Klebestelle nicht haltbar
sein wird. Dieses sehr genaue Abfeilen und Aneinanderlegen der Klebeflächen erfordert
jedoch große Geschicklichkeit und Übung, 'so daß der Erfolg des Verfahrens in der
Praxis sehr unsicher ist. Dabei zerrinnt das Zelluloidlösungsmittel sehr leicht
und verunreinigt die benachbarten Bildteile.
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Um diese Nachteile zu vermeiden, werden gemäß der Erfindung die Filmenden
nicht überlappt verklebt, sondern aneinanderliegend verkittet. Nach der Erfindung
werden die geradegeschnittenen zu verkittenden Filmenden so aneinandergelegt, daß
zwischen ihnen ein schmaler Spalt bleibt; dieser wird nun mit einer dicken Zelluloidlösung
ausgefüllt und unter Erwärmung so lange getrocknet, bis die Lösung fast hart, aber
noch bildsam ist; schließlich wird die Kittstelle so lange gepreßt, bis das zum
Verkitten benutzte Zelluloid zur gleichen Härte wie die übrigen Filmteile erstarrt.
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Die nach dem neuen Verfahren gebildete Kittstelle stellt erfahrungsgemäß
ein mit den Filmenden organisch zusammenhängendes Gebilde dar, da das Lösungsmittel
der verwendeten Zelluloidlösung auch die Ränder der Filmenden löst, so daß ein allmählicher
Übergang von der festen Phase bis zur Lösung entsteht und Grenzflächen infolge des
Kittens nicht auftreten. Das Sichauflösen der Filmenden wird durch die Pressung
in Wärme begünstigt.
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Das Verfahren gemäß der Erfindung erfordert keine besondere Übung
und Geschicklichkeit, so daß es stets zu .sicherem Erfolg führt. Die dicke Zelluloidlösung
zerrinnt nicht, so daß eine Verunreinigung der benachbarten Bildteile nicht stattfindet.
Die
Dicke der Kittstelle hängt bei dem Verfahren nach der Erfindung von der Menge und
Konzentration der angewendeten dicken Zelluloidlösung ab. Diese werden zweckmäßig
so bemessen, daß nach erfolgtem Eintrocknen die Kittstelle dem Wesen nach von gleicher
Dicke wie die übrigen Filmteile ist.
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Die zur Durchführung des erfindungsgemäßen Verfahrens geeignete Vorrichtung
besteht aus zwei wesentlichen Teilen, und zwar aus einer die Filmenden während des
Kittvorganges festhaltenden Filmlehre und aus der eigentlichen Kittvorrichtung.
Letztere setzt sich` aus einer zum Abschneiden der Filmenden dienenden Doppelschere,
einer das Bindemittel zuführenden Vorrichtung und einer beheizten Presse zusammen.
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Die Zeichnung stellt eine beispielsweise Ausführungsform der erfindungsgemäßen
Vorrichtung dar.
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Abb. i zeigt die Filmkittlehre geöffnet in Draufsicht; Abb.2 stellt
die Filmkittlehre geschlossen mit der Schneidevorrichtung im Schnitt nach Linie
A -A der Abb. q. dar; Abb. 3 zeigt einen Teil der Preßvorrichtung samt der
Filmlehre im Schnitt nach Linie A-A der Abb. q.; Abb. q. ist eine Seitenansicht
bzw. ein Teilschnitt "der Schneide-, Klebemittelzuführungs-und Preßvorrichtung.
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Die Filmlehre besteht dem Wesen nach aus einer Grundplatte i und einem
Deckel 2. Einer dieser Teile ist mit einer Nut 3 von gleicher Breite wie die des
Films, der andere mit einem in diese Nut passenden erhöhten Teil q. ausgebildet.
Die beiden Teile der Filmlehre sind in bekannter Weise durch Scharniere 5 und Verschlüsse
6 verbunden. Zur Aufnahme der die Filmenden abschneidenden Schere, der Klebemittelzuführung
und der Preßvorrichtung sind in beiden Teilen der Filmlehre je ein quer zur Längsrichtung
des Films liegender Schlitz z3 vorgesehen, die beim Schließen der Filmlehre übereinanderzuliegen
kommen. Der obere Schlitz erstreckt sich wenigstens an einer Seite bis zum Rand
des Deckels, um das seitliche Eindringen der Klebemitteldüse zu ermöglichen. Bei
der gezeichneten Ausführung wird durch den Schlitz 13 der Deckel 2 geteilt. Um den
Film derart festzulegen, daß seine Zahnung auch an der Kittstelle ohne Unterbrechung
durchläuft, sind an beiden Seiten der Schlitze 13 in die Zahnung des Films eingreifende
Zähne 7 bzw. 8 angeordnet, in Abständen, die ein ganzzahliges Mehrfaches der Zahnteilung
des Films bilden. Damit die abgeschnittenen Filmenden beim Kitten auf den Klebeamboß
ii gedrücktwerden (Abb.3), beschreiben die den Film umspannenden Flächen der Filmlehre
eine Wölbung in dem Sinne, daß ihre Tangentialebene an beiden Seiten des Schlitzes
13 gegen die Mitte des Schlitzes zu abfällt.
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In der Grundpla tte i der Filmlehre ist ein vom linken oberen Rand
des Schlitzes 13 ausgehender Kanal 17 ausgebildet. In diesen Kanal wird das Ende
des von rechts eingelegten Filmstreifens 16 hineingesteckt, während man das Ende
des von links eingelegten Filmstreifens 18 aufschlägt, so daß die beiden Filmenden
in eine zum Abschneiden und Verkitten geeignete Lage geraten.
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Die in der Filmlehre eingespannten Filmenden werden nun in der Kittmaschine
abgeschnitten, mit dem Klebemittel bespritzt und durch Pressen verkittet.
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In einer Nut im Gestell 2o der Kittmaschine gleitet der mittels des
Hebels 24 niederdrückbare Schlitten 2i, welcher durch die Feder 22 in seiner erhobenen
Lage gehalten wird. Am Schlitten 21 sind ein Messer io und die durch die Glühlampe
23 beheizte Klebepresse 12 angeordnet.
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Das doppelseitig geschliffene Messer io wirkt mit zwei aus der Platte
i9 der Kittmaschine hervorragenden Messern 9 zusammen, so daß die beiden Filmenden
gleichzeitig abgeschnitten werden, und zwar derart, daß die beiden Ränder durch
einen Abstand, der der Dicke des Messers io entspricht, getrennt sind. Um eine ständig
gleiche Schnittstelle zu erzielen, passen die Messer 9 in den Schlitz 13 der Grundplatte
i hinein (Abb. 2).
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Die abgeschnittenen Filmenden werden nun mitsamt der Filmlehre auf
den Ausleger 25 der Kittmaschine gelegt. Der Klebeamboß i1 ragt aus dem Ausleger
25 so hoch empor, daß seine obere Ebene sich in gleicher Höhe mit den oberen Rändern
der Grundplatte i befindet. Der Klebeamboß ii paßt in den Schlitz 13 der Grundplatte
i hinein.
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Die Vorrichtung zum Ausfüllen des Spaltes zwischen den Filmenden mit
dem Klebemittel ist an einem Schlitten 27 angebracht, der auf dem Ansatz 26 des
Gestelles 2o verschiebbar ist. Diese Vorrichtung besteht dem Wesen nach aus einer
das Klebemittel in den Filmspalt spritzenden Düse 15 und einem Klebemittelverteiler,
durch welchen der Düse beim Vorwärtsgleiten des Schlittens eine Klebemittelmenge
entsprechend dem durch die Düse über dem Filmspalt zurückgelegten Weg zugeführt
wird. Einen wesentlichen Bestandteil des Klebemittelverteilers bildet ein mit dem
Klebemittelbehälter 28 verbundener Behälter 29, der Quecksilber enthält. Der Kolben
3o des Behälters 29 wird mittels des die Kraftübertragung nur nach einer Richtung
gestattenden Rädervorgeleges 32, 35 bzw, mittels der Zahnstange 36 von der an das
Gestell 2o anstoßenden und dadurch gegen den Schlitten 27 zurückbleibenden Zahnstange
31 angetrieben.
Vom Augenblicke an, da die Zahnstange 31 beim Vorwärtsziehen
des Schlittens 27 an das Gestell 20 stößt, bewegt sich der Kolben 30 im Behälter
29 abwärts und drückt Quecksilber in den Klebemittelbehälter 28. Von hier gelangt
die gleiche Klebemittelmenge in die Düse 15 bzw. zwischen die beiden Filmenden.
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Ist die Düse 15 außer Gebrauch, so wird ihre Öffnung durch die Nadel
38 an dem beim Vorwärtsziehen des Schlittens herabgedrückten Hebel 37 verschlossen.
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Nachdem der Filmspalt, wie beschrieben, mit der erforderlichen Klebemittelmenge
gefüllt ist, wird der Schlitten 27 zurückgeschoben, worauf der Hebel 37 unter
der Wirkung der Feder 39 hochgeht und die Klebemitteldüse 15 durch die Nadel
38 verschlossen wird.
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Beim Anfüllen des Klebemittelbehälters 28 wird die Klinke 33 aus dem
Klinkrad 34 gelöst und mittels der Zahnstange 36 der Kolben 30 hochgezogen. Hierauf
fließt das Quecksilber in den Behälter 29 zurück, und der Behälter 28 kann wieder
mit Zelluloidlösung angefüllt werden.
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Nun wird die Klebepresse 12 mittels des Hebels 24 in die Nähe der
Kittstelle versetzt, so daß durch die Wärme der Presse die dicke Zelluloidlösung
an der Kittstelle rasch getrocknet wird. Um die Klebepresse in dieser Lage sicher
und leicht einstellen zu können, versieht man den Hebel 24 mit einem federnden herausziehbaren
Zahn, wie sie bei den Bremsvorrichtungen gebräuchlich sind: so daß bei entsprechender
Lage der Klebepresse der Hebel 24 angehalten wird. Ist das Klebemittel durch das
Trocknen genügend zäh geworden, so wird die Klebepresse auf die Kittstelle gedrückt
und dort so lange festgehalten, bis die Kittstelle erhärtet. Dies tritt in etwa
30 Sekunden ein.
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Der fertiggekittete Film wird nun der Filmlehre entnommen.
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Die Kittstelle ist erfahrungsgemäß von gleicher Haltbarkeit wie die
übrigen Filmteile. Die Einzelheiten der Kittmaschine können im Rahmen der Erfindung
verschiedentlich geändert werden.
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Als Klebemittel dient im allgemeinen in Zelluloidlösungsmitteln, insbesondere
in Aceton, im Gemisch von Aceton und Eisessig oder im Gemisch von Aceton und Alkohol,
gelöstes Zelluloid.
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Die Klebepresse und der Klebeamboß werden zweckmäßig mit blank geschliffenen
Oberflächen ausgebildet, um ein Kleben des an der Kittstelle aufgetragenen Zelluloids
zu verhindern.
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Das beschriebene Verfahren kann sowohl bei Herstellung der Kinofilme
als auch zur Beseitigung während des Vorführens entstehender Risse Anwendung finden.
Ebenso kann es auch zum Verkitten von Zelluloidfilmen anderer Art angewendet werden.