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Verfahren zur Darstellung von 2-Aminobenzothiazolen Hugershoff (Berichte
34 [190I] Seite 3130
und Berichte 36 [19o3] Seite 3121) erhielt durch Einwirkung
von Brom auf Mono- und Diarylthioharnstoffe in Chloroform 2-Amino- bzw. 2-Arylaminobenzothiazole.
Für technische Zwecke ist dieses Verfahren ungeeignet. Es wurde nun gefunden, daß
man den Thiazolringschluß auch durch Einwirkung von Chlor oder chlorabspaltenden
Mitteln auf Monoarylthioharnstoffe vollziehen kann. Verwendet man hierbei Lösungs-
oder Suspensionsmittel, so beschränkt sich das Verfahren nicht auf die Anwendung
von Chloroform, das von Hugershoff gebraucht wurde, sondern es eignen sich hierzu
auch andere Lösungsmittel, wie Chlorbenzol, Tetrachlorkohlenstoff und Eisessig.
In manchen Fällen tritt gleichzeitig Kernchlorierung ein, und zwar vorzugsweise
in p-Stellung zu dem am Kern haftenden Stickstoff.
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Es ist zwar in der britischen Patentschrift 229 "253 bereits darauf
hingewiesen, daß der Ringschluß bei Diarylthioharnstoffen durch Chlor bewirkt werden
kann. Es war jedoch nicht vorauszusehen, ob bei der Einwirkung von Chlor auf Monoarylthioharnstoffe
die in 2-Stellung befindliche freie Aminogruppe der Endprodukte unverändert bleiben
würde.
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Das neueVerfahren gestattet, die als Zwischenprodukte wichtigen Aminothiazole
auf billige und technisch vorteilhafte Weise darzustellen. Beispiel i Zur Suspension
von 15,2 Teilen Phenylthioharnstoff in etwa 7o Teilen Chlorbenzol gibt man bei 2o
bis 3o' unter Rühren langsam 15 bis 18 Teile Sulfurylchlorid. Nach Beendigung der
Salzsäureentwicklung läßt man erkalten und saugt hierauf den abgeschiedenen farblos
kristallisierten Niederschlag ab. Der Rückstand wird in Wasser gelöst und mit Natronlauge
bis zur alkalischen Reaktion versetzt. Das ausgeschiedene 2-Aminobenzothiazol wird
abgesaugt und mit Wasser gewaschen. Nach dem Trocknen aus Chlorbenzol umkristallisiert,
erhält man es in farblosen Nadeln vom Schmelzpunkt 126 bis 128'. Es ist identisch
mit dem nach Hugershoff dargestellten Produkt. Beispiel 2 Zur Suspension von 16
Teilen o-Tolylthioharnstoff vom Schmelzpunkt 156 bis 158' in 8o bis ioo Teilen Chlorbenzol
gibt man bei 30 bis 5o' unter Rühren 16 bis 18 Teile Sulfurylchlorid, oder man läßt
die Suspension des o-Tolylthioharnstoffs in q.o bis 6o Teilen Chlorbenzol in eine
Lösung von 16 bis 18 Teilen Sulfurylchlorid in etwa q.o Teilen Chlorbenzol einlaufen.
Nach Beendigung der Salzsäureabspaltung saugt man das inzwischen auskristallisierte
Reaktionsprodukt ab und löst es in
Wasser. Auf Zusatz von Natronlauge
bis zur alkalischen Reaktion scheidet sich das gebildete z Amino-4-methylbenzothiazol
in farblosen Kristallen ab. Nach dem Trocknen aus Benzol umkristallisiert, erhält
man es in farblosen Nadeln vom" Schmelzpunkt z38°.
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Beispiel 3 In die Lösung von io Teilen o-Tolylthioharnstoff in 6o
Teilen Eisessig werden, vorteilhaft nach Zusatz von 2 bis 4 Teilen Aluminiumchlorid
oder Phosphorpentachlorid, langsam bei 2o bis 40' unter Rühren 12 bis 13 Teile Chlorgas
eingeleitet. Es tritt hierbei unter Erwärmung starke Salzsäureentwicklung ein. Man
rührt bis zum Aufhören derselben und saugt nach dem Erkalten den ausgeschiedenen
farblos kristallisierten Niederschlag ab. Aus der Lösung des Rückstandes in kaltem
Wasser scheidet sich auf Zusatz von Natronlauge bis zur alkalischen Reaktion das
Reaktionsprodukt in farblosen Kristallen ab. Nach dem Absaugen und Trocknen aus
Benzol umkristallisiert, erhält man das 2-Amin0-4-methyl-6-chlorbenzothiazol in
farblosen Nadeln vom Schmelzpunkt 2o3'.
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Man kann auch wie folgt verfahren: 16,6 Teile o-Tolylthioharnstoff
werden unter Rühren in 75 Teile Schwefeldichlorid (S C12) eingetragen, wobei unter
lebhafter Reaktion zuerst eine klare Lösung entsteht, aus welcher sich das Reaktionsprodukt
abscheidet. Dann wird die Masse mehrere Stunden bei 5o bis 6o' gerührt und das sich
bildende 2-Amino-4-methyl-6-chlorbenzothiazol in der oben beschriebenen Weise abgetrennt.
Beispiel 4 16 Teile o-Tolylthioharnstoff werden in kleinen Portionen unter gutem
Rühren in ioo Teile Sulfurylchlorid eingetragen. Unter Erwärmung geht hierbei zunächst
alles in Lösung, bei längerem Rühren scheidet sich unter starker Salzsäureentwicklung
das Reaktionsprodukt farblos kristallisiert ab. Nach dem Absaugen löst man es in
Wasser und füllt es mit Lauge. Es ist identisch mit der nach Beispiel 2 erhältlichen
Verbindung. Beispiel 5 Zu der Suspension von 5 Teilen 4-Aethoxyphenylthioharnstoff
(Journal für praktische Chemie N. F., Band 65 [19o2] S. 379) in etwa 5o Teilen Chlorbenzol
läßt man unter Rühren bei Zimmertemperatur 5,2Teile Schwefelchlorür fließen. Unter
schwacher Erwärmung tritt Lösung ein. Man erwärmt dann zweckmäßig mehrere Stunden
auf dem Wasserbad. Nach zwölfstündigem Stehen wird der gebildete Niederschlag abgesaugt
und getrocknet. Man löst den Niederschlag in kaltem Wasser und erhält aus dieser
Lösung durch Zusatz von 1V atronlauge das 2-Amino-6-äthoxybenzothiazol, welches
nach dem Umkristallisieren aus Benzol bei 16o bis 1:63' schmilzt.
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Beispiel 6 Zu der Suspension von 5 Teilen 4-Aethoxyphenylthioharnstoff
in 5o Teilen Chlorbenzol läßt man unter Rühren i2 Teile Antimonpentachlorid fließen.
Unter Erwärmen auf etwa 50' tritt zunächst Lösung, dann Abscheidung eines
farblosen Niederschlages ein. Man erwärmt dann noch i bis 2 Stunden auf 7o bis 8o°.
Nach i2stündigem Stehen saugt man den gebildeten Kristallkuchen ab und extrahiert
ihn mit verdünnter kalter Salzsäure. Aus dem salzsauren Extrakt scheidet sich auf
Zusatz von Lauge das 6-Aethoxy-2-aminobenzothiazol in reiner Form ab. Beispiel 7
In die Suspension von io Teilen 2-Methyl-4-chlorphenylthioharnstoff (dargestellt
aus 2-Methyl-4-chloranilinhydrochlorid durch Erhitzen mit Ammoniumrhodanid, Schmelzpunkt
175 bis 177') in ioo Teilen Chlorbenzol leitet man unter Rühren 4 Teile gasförmiges
Chlor ein. Die Temperatur steigt hierbei von 2o' auf 4o bis 50'.
Nach dem
Abkühlen wird abgesaugt, der Rückstand in heißer verdünnter Salzsäure gelöst und
durch Zusatz von Natronlauge das 2-Amino-4-methyl-6-chlorbenzothiazol (vgl. Beispiel
2 des Patentes 491 223) in reiner Form vom Schmelzpunkt Zoo bis 205' abgeschieden.
Beispiel 8 Zu der Suspension von ix Teilen ß-Naphthylthioharnstoff (Journal für
praktische Chemie N. F., Band 65 [i902] S. 381) in Zoo Teilen Chlorbenzol gibt man
bei 2o bis 30' unter Rühren 14 Teile Sulfurylchlorid. Man rührt einige Stunden
nach und saugt ab. Der Rückstand wird mit heißer verdünnter Salzsäure ausgekocht,
und aus dem salzsauren Filtrat durch Zusatz von konzentrierter Salzsäure das 6,
7-Benzo-2-aminobenzothiazol als Hydrochlorid abgeschieden. Durch Lösen desselben
in heißem Wasser und Zusatz von Natronlauge erhält man die freie Base vom Schmelzpunkt
259 bis 261' (vgl. Beispiel 3 des Patentes 492885)-
Beispiel 9 Zu der Suspension
von 16,6 Teilen p-Tolylthioharnstoff vom Schmelzpunkt 188' in ungefähr 8o Teilen
Chlorbenzol oder der entsprechenden Menge Tetrachlorkohlenstoff läßt man unter Rühren
16 bis 18 Teile Sulfurylchlorid bei 3o bis 50' einfließen und hält die Reaktionsmasse
einige Zeit bei dieser Temperatur. Nach dem Abkühlen wird der Niederschlag
abfiltriert
und getrocknet. Das so erhaltene Hydrochlorid schmilzt bei 25o bis 253'
und
kann in der üblichen Weise in das freie 2-Amino-6-methylbenzothiazol übergeführt
werden, das in reinem Zustand bei 142 'schmilzt. Beispiel 1o Zu der Suspension
von 16,9 Teilen von unsymmetrischem Phenylmethylthioharnstoff vom Schmelzpunkt 107'
(Berichte der Deutsch. Chem. Gesellsch., 17 [188q.] S. 2094) in ungefähr 17o Teilen
Chlorbenzol gibt man bei 15 bis :2o' 16 Teile Sulfurylchlorid. Die Umsetzung erfolgt
unter Entwicklung von Salzsäure und Schwefeldioxyd. Das Reaktionsprodukt wird in
der in den vorhergehenden Beispielen beschriebenen Weise abgeschieden. Das so erhaltene
2-Imino-3-methyl-2, 3-dihydrobenzothiazol schmilzt in reinem Zustand bei 123'; es
ist identisch mit dem von Hunter (Journal chem. Soc. London, 1926, S. 1385) beschriebenen
Produkt.