DE530515C - Hydrokolloide reversible Masse aus Pflanzengallerte - Google Patents

Hydrokolloide reversible Masse aus Pflanzengallerte

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DE530515C
DE530515C DEP53320D DEP0053320D DE530515C DE 530515 C DE530515 C DE 530515C DE P53320 D DEP53320 D DE P53320D DE P0053320 D DEP0053320 D DE P0053320D DE 530515 C DE530515 C DE 530515C
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Description

Zur Abformung von Gebissen in der Mundhöhle wurde in der Zahnheilkunde bisher Gips benutzt, der den Nachteil aufweist, daß er nur in Stücken aus dem Munde herausgebrochen werden kann, die dann in langwieriger Arbeit zusammengesetzt werden müssen, wodurch die Negative ungenau werden und die danach gearbeiteten Ersatzstücke dem Patienten nicht passen. Auch erhärtet er im Munde nur langsam. Das Gipsnegativ muß vor dem Positivguß bekanntlich auch noch vorpräpariert werden. Für Abformungen am lebenden Modell ist der Gips aus den obenerwähnten Gründen ebenfalls nicht bequem zu handhaben.
Abformmassen, wie z. B. die bekannten Harz-Wachs-Kompositionen, quetschen die Weichteile weg und formen keineUnterschneidungen ab, geben daher vielfach falsche Negative, so z.B. indem sie die unterschnittenen Stellen des Negativs als sogenannte Schwalbenschwänze nach hinten treiben.
Guttapercha hat den Nachteil, sich nach dem Herausnehmen aus dem Munde zu verziehen.
Es sind auch schon Massen beschrieben worden, welche außer Kautschuk noch öl, Harz, Gummi, Leim usw. und gegebenenfalls noch weitere Zusätze enthalten. Es handelt sich bei diesen Massen jedoch um wasserfreie oder im wesentlichen wasserfreie Produkte, welche hauptsächlich aus Kautschuk bestehen, dem die erwähnten Stoffe in fein verteiltem Zustande beigemischt worden sind. Diese Massen eignen sich jedoch nicht zu Abformungen, da sie einen zu ausgeprägten Kautschukcharakter aufweisen.
Des weiteren sind auch schon Verfahren zur Herstellung plastischer Massen vorgeschlagen worden, bei welchen als Grundstoff ein Fasermaterial, wie z. B. Cellulose, Holzschliff usw., verwendet wird nebst Zusatz von tierischem Leim als Klebmittel und Härtungsmittel für den Leim, wie Chromaten, Ton- erdesalzen, Tannin usw. Eine so hergestellte Masse trocknet aber vollständig irreversibel auf und eignet sich nicht zu Abformungen am lebenden Organismus, sie ist vielmehr für rein technische Zwecke, wie Boden- und Wandbeläge, vorgesehen.
Ebenso ist bereits eine Masse auf Grundlage von Pflanzenschleim mit mehr als 50 °/0 Wassergehalt beschrieben, die Sirup und Glycerin enthält. Eine solche Masse weist jedoch die für Abformmassen geforderten Bedingungen der möglichst niedrigen Erstarrungstemperatur, des raschen Erstarrens sowie der geeigneten Konsistenz nicht auf.
Diese Eigenschaften werden bei der Masse der vorliegenden Erfindung durch den Zusatz von Harzen, Wachsen, fetthaltigen Substanzen und Kautschuk zu der hydrokolloiden Grundsubstanz erzielt.
Die bekannte Masse ist erst nach Verdunsten eines großen Teils des in ihr. enthaltenen Wassers gebrauchsfähig, währenddem die hier beanspruchte Masse auch bei einem Wassergehalt über 50 °/0 genügend konsistent ist, um gute Abdrücke zu liefern. Diese Masse ist hydrokolloid, reversibel stockbar und kann daher zu den verschiedensten Zwecken verwendet werden, so z. B. zu Abformungen in der Mundhöhle und in anderen Körperhöhlen, zu Abformungen am Modell usw. In Form von Varianten der Grundkomposition läßt sie sich für die Zwecke der Kosmetik, Dermatölogie usw. verwenden. Sie ist dadurch gekennzeichnet, daß sie aus einem wasserhaltigen, gallertartigen, hydrokolloiden Grundstoff vom Charakter der aus Meeresalgen und -tangen, wie Agar-Agar, Tschin-Dschen u. dgl, gewonnenen Gallerte, gegebenenfalls unter Zusatz anderer wasserhaltiger Substanzen von gelatinösem Charakter, wie Glutinöse, Liehen carraghen, Gelatine usw., besteht, und daß diesem Grundstoff zur Verbesserung seiner Eigenschaften in feinster Verteilung noch fettige Substanzen vom Charakter des Stearins,, des Walrats, des Wachses, des Paraffins, des Ceresins usw., Harze, wie Kopal, Bernstein, Dammar, Mastix'usw., Kautschuk und gegebenenfalls Faserstoffe tierischer, pflanzlicher oder mineralischer Natur, wie Baumwolle, Seide, Zellstoff usw., zugesetzt sind. Der Grundstoff . — das aus den Meeresalgen und -tangen gewonnene Sol — gestattet jedoch keine so starke Eindickung, daß es für die gedachten Zwecke brauchbar würde, da die Masse zu klebrig und deren innere Reibung zu groß würde. Auch wäre die Konsistenz zu gering.
Es wird ihr daher zunächst Kautschuk in verschiedener Form zugesetzt, z.B. als Lösung in einem der bekannten Lösungsmittel, in Form von feinsten, aus Düsen gesponnenen Fädchen usw. Die Bedingung dabei ist nur, daß der Kautschuk weder vor noch nach der Zusetzung vulkanisiert wird, daß keine Kautschukabfälle, sondern nur unbeschwerter, reiner, frischer Kautschuk verwendet wird, und daß er die Masse teils in Form mikroskopisch go oder ultramikroskopisch kleinster elastischer Bällchen, teils elastischer Fädchen ganz und gar durchsetzt, so daß sie durch dieses Pufferund Netzwerk an Federkraft und innerem Zusammenhang gewinnt. Ein Zusatz von Glycerin bis zum Ausmaße eines Drittels des Gewichtes der Grundsubstanz dient dazu, um die Masse möglichst feucht zu erhalten bzw. gegen Austrocknung zu schützen.
Zur Verminderung der inneren Reibung und Herabsetzung der Klebrigkeit ist ferner der Zusatz von festen, fettigen Substanzen, wie Stearin, Ceresin, Paraffin, Ozokerit, Walrat, Wachs usw., nötig, die gleichzeitig den Erstarrungspunkt erhöhen.
Um den Erstarrungspunkt noch weiter zu erhöhen und die Konsistenz namentlich im aufgekochten, also im Solzustande, pastöser zu machen, wird Harz, Bernstein, Kopal, Dammar, Sandarac, Mastix, Fichtenharz, Benzoe usw. in Lösung oder in einer anderen, die feinste Verteilung ermöglichenden Form zugesetzt.
Die Eintragung bzw. feinste Verteilung dieser Substanzen in die Grundmasse erfolgt am bequemsten durch Vernebelung der Lösungen über der in einem Rührwerk kräftig bewegten Masse und nachherigen Behandlung des Gemisches in einer Kolloidmühle. Die Vernebelung kann auf irgendeine der in der Industrie bereits gebräuchlichen Arten geschehen, ζ. Β. durch scharfes Aufspritzen eines dünnen Strahles der unter hohem Druck stehenden Lösungen auf eine polierte Achatplatte. Dieser Vorgang wird am zweckmäßigsten im erhitzten Vakuum erfolgen, um einerseits das Herabsinken des Nebels zu beschleunigen, anderseits die rasche Verdunstung des Lösungsmittels zu fördern, das durch Absaugen und Kondensation wiedergewonnen werden kann.
Die so vorbereitete Masse erhält noch gewisse Körpersubstanzen, deren wichtigste sind:
Bismutum subnitricum oder ein anderes gleichwertiges Wismutsalz als fäulniswidriger und gerbender Zusatz und verschiedenartige Faserstoffe, wie Seide, Nessel, Baumwolle usw., zur Erhöhung des inneren Zusammenhanges der Masse. Bedingung ist nur, daß die Fasern äußerst zart sind, also nicht etwa stark und hart, wie Schafwolle, und daß sie sich in einer flüssigen Grundsubstanz, vollkommen gleichmäßig verteilt, schwebend erhalten.
Eine so zusammengesetzte Masse besitzt in ihrem Solzustand einen kitt- oder teigähnlichen Charakter, so daß sie in den Zahnlöffel eingedrückt werden kann und auch vom umgekehrten Zahnlöffel nicht abfließt. In ihrem Solzustand klebt sie nicht an den 1.1a Fingern und kann daher in der Hand wie weicher Kitt geknetet werden. Vor ihrem Gebrauche wird sie zwei Minuten in einer eigens konstruierten Spritze unter Dampfdruck gekocht und daher zugleich sterilisiert. 11,5 In den Mund wird sie ohne Ausübung eines nennenswerten Druckes auf die Zähne, und die Weichteile der Kiefer eingebracht, wobei die Weichteile nicht weggequetscht werden. Sie erstarrt im Munde, also bei Körpertemperatur, binnen ein und einer halben Minute.
Der Erstarrungs-, also Gelzustand der Masse ist elastisch federnd, jedoch keineswegs vom Charakter des Kautschuks, da sie wohl eine Masse von kräftiger Konsistenz darstellt, die nach Verbiegungen wieder zurückfedert, aber im Gegensatz zum Kautschuk reversibel bleibt, so daß sie jederzeit in den Solzustand übergeführt werden kann, in dem sie zum Abformen geeignet ist. Die Masse
ίο kann nach dem Herausbringen aus dem Munde sofort und ohne jede Vorpräparation mit Gips ausgegossen werden. Von dem Gipspositiv kann sie glatt und mühelos abgehoben werden, wobei es nicht nötig ist, das Negativ einzutauschen oder zu erhitzen, und wobei auch das Gipspositiv nie gefährdet ist, da das Negativ herausgefedert wird, so daß es bei einigem Geschick möglich ist, dasselbe Negativ mehrmals zu verwenden.
Die Zusammensetzung der Masse kann für andere als zahnärztliche Zwecke auf mannigfache Weise variiert und durch verschiedenartige Zusätze auf bestimmte Zwecke abgestirrfmt werden. So dient die Masse für BiIdhauerzwecke zur Anformung am lebenden Modell in jeder beliebigen Lage ohne Vorpräparation der Haut, da die Abformung nicht durch Guß, wie bei Gips, sondern durch Auftragen mittels Spachtels oder Pinsels geschient, wobei Stückformen entbehrlich sind, da die Unterscheidungen weitgehend abgeformt werden. Die Erstarrungszeit beträgt nur wenige Minuten statt vieler Stunden wie bei den bisher gebräuchlichen Leim-Glycerin-Massen.
Andere Varianten der Grundkomposition werden für Zwecke der Kosmetik usw. verwendet. Die der Grundkomposition anhaftende günstige Wirkung auf die Haut kann durch verschiedenartige gebräuchliche medikamentöse Zusätze günstig ausgenützt und befördert werden.
Der Grad der Konsistenz bzw. Viskosität kann sehr leicht durch geringe oder weitergehende Verdampfung reguliert werden.
Das Verhältnis der Grundsubstanz zu den obengenannten Zusätzen' schwankt natürlich außerordentlich, je nach den angestrebten Zwecken und je nach den verwendeten Materialien. Es hängt z. B. außerordentlich vom Quellungsvermögen der verwendeten gelatinösen Substanzen, von der Löslichkeit des Harzes, vom verwendeten Lösungsmittel, vom Grad der Fettigkeit der wachsähnlichen Substanz usw. ab. Ferner vertragen die flüssigeren Zustände des Gemisches nur geringe Mengen von diesen Zusätzen, da sie sich in der Grundgallerte weniger leicht in einer halbkolloidalen Form erhalten.
In der steifen Form des Teiges soll aber jeder Zusatz einzeln die Hälfte des Trockengewichtes der gallertbildenden Grundsubstanz gewöhnlich nicht übersteigen, außer wenn diese Grundsubstanz ein Quellungsvermögen besitzt, das es befähigt, beträchtlich mehr Wasser als das Fünfzehnfache ihres Trocken- gewichtes aufzunehmen und dabei noch eine kräftige Gallerte zu bilden.
Das Verhältnis der Zusatzsubstanzen zueinander ist in der Regel das zu gleichen Teilen, wenn nicht bestimmte Zwecke eine ~-'-Variation gebieten. So wird z. B. in der Kosmetik der Harzzusatz, je nach gewissen Aufgaben, zu vermindern oder auch unter Umständen zu vermehren, sein.
Nachstehend werden zwei Beispiele für gemäß der vorliegenden Erfindung zusammengesetzte Massen angeführt, welche außerdem noch Zusätze enthalten. Beispiel I stellt eine sehr konsistente Masse dar, welche außer den beanspruchten Bestandteilen noch Talkum, Calciumcarbonate Eisenoxyd und Kaolin enthält. Der Glycerinzusatz verhindert das Austrocknen und das basische Wismutnitrat das Faulen der Masse. Beispiel II stellt eine sehr dünne Masse dar, welche als Zusätze Erdfarben, Magnesiumoxyd bzw. -carbonat, Zinkoxyd, Bariumsulfat usw. enthält.
B e i s ρ i e 1 I
Trockener A'lgenextrakt 1500 Gewichtsteile,
Talkum 500
Cälciumcarbonat ,...:. 500
Eiseno'xyd 200 - gg
Basisches Wismutnitrat 50
Kaolin 250
Harz 200
Paraffin 500
Baumwolle 20 ■
Kautschuk 250
Glycerin 400
Knochenleim 200
Wasser 543°
Total .... 10000 Gewichtsteile. 10g
B e i spie 1 II
Trockener Algenextrakt 100 Gewichtsteile,
Erdfarben: Ocker, Siena 20 Magnesiumoxyd bzw.
Magnesiumcarbonat.. 20 -
Zinkoxyd 20
Bariumsulfat 20
Alaun 25
Harz 10
Wachs 70.
Stearin 30
Baumwolle 4
Kautschuk 10
Wasser 9671
Total.... 10000 Gewichtsteile.

Claims (3)

  1. Patentansprüche:
    ι. "Hydrökölloide reversible Masse aus Pflanzengallerte mit mehr als 50 °/0 Wassergehalt, dadurch gekennzeichnet, daß sie aus einem wässerig gallertartigen Extrakt aus Meeresalgen und -tangen mit Zusatz von Wachsen, Fetten, Harzen und Kautschuk in feinster Verteilung, gegebenenfalls mit weiterem Zusatz von wasserhaltigen gelatinösen Substanzen, wie 'Gelatinöse, Gelatine usw., und erforderlichenfalls von Füll- und Faserstoffen, besteht.
  2. 2. Masse nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß sie einen Zusatz eines fäulniswidrigen, gerbenden Salzes, · wie Bismutum sübnitricum oder ein anderes Wismutsalz, enthält.
  3. 3. Verfahren zur Herstellung der Masse nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die feine Verteilung der in Lösung befindlichen Zusatzstoffe durch gegebenenfalls im erhitzten Vakuum erfolgende Vernebelung über der in einem Rührwerk kräftig bewegten Masse bewirkt und das Gemisch in einer Kolloidmühle homogenisiert wird.
DEP53320D 1926-06-26 1926-07-31 Hydrokolloide reversible Masse aus Pflanzengallerte Expired DE530515C (de)

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