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Formbare Massen aus Pflanzengallerten Als Abdruckmaterial wurde bisher
in großem Umfange Gips verwendet, der neben dem Vorteil einer guten Wiedergabe der
zu modellierenden Partien wegen seiner Unelastizität den großen Nachteil besitzt,
daß der Abdruck nicht in einem Stück, sondern nur in Bruchstücken, die dann wieder
zusammengesetzt werden müssen, aus dem iWund entfernt werden kann. Auch sog. Kompositionsmassen
auf der Grundlage von Harzen und Wachsen mit Zusatz von Stearinsäure, Talkum usw.,
die ebenso wie Gips wenig oder gar nicht elastisch sind, werden angewandt. In der
letzten Zeit sind etwas elastischere Kompositionsmassen bekanntgeworden, die aus
Kunstharzen, unter anderem Polymerisationsprodukten der Akrylsäureester oder ähnlicher
ungesättigter Verbindungen, des Vinylacetats u. dgl. mehr bestehen. Einige dieser
Iiompositionsmassen erweichen bei etwa 45° und erstarren etwas oberhalb der Körpertemperatur.
Auch Guttapercha ist nur wenig elastisch. Gemeinsam ist allen diesen Materialien,
daß sie eine so geringe Elastizität besitzen, daß sie sich beim Abdrucknehmen noch
verziehen. Wird mit diesen Massen ein Abdruck genommen, so besteht immer die Gefahr,
daß Spannungen auftreten, die zu ungenauen Modelle führen können.
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Man hat auch schon in neuerer Zeit zur Ahformung von Gebissen, für
Bildhauerarbeiten kosmetische Zwecke usw. ein Material vorgeschlagen, das in der
Hauptsache aus einer Mischung von Wasser, Agar-Agar bzw. anderen Meeresalgen oder
-tangen mit bekannten Zusätzen von Pflanzenleim, Harzen, Wachsen und fettigen Stoffen,
ferner Kautschuk, Füllstoffen wie Talkum, Eisenoxyd, ICaolin, Faserstoffen und Desinfektionsmitteln
besteht.
Der Zusatz von Kautschuk soll die Elastizität der Masse erhöhen, während fettige
Substanzen, wie Paraffin, Stearin, Wachs, die Klebrigkeit herabsetzen und den Erstarrungspunkt
erhöhen sollen.
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Das Herstellungsverfahren dieser Massen ist recht kompliziert; so
erfolgt die Eintragung bzw. feinste Verteilung der Zusätze in die Agar-Agar-Grundmasse,
um die einfachste Einmischungsmethode zu-nennen, durch Vernebelung der Lösungen
iiber der bewegten Grundmasse und nachherige Behanctlung des Gemisches in einer
I(olloidmühle.
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Die Erfinder haben den Weg der Herstellung formbarer Massen aus diesen
bekannten Zusätzen verlassen. Die formbare Masse nach der Erfindung besteht aus
Pflanzengallerte und in plastischen Zustand übergeführtem anorganischem. gelbildendem
Stoff wie Ton. Als Pflanzengallerten sind z. B.
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Agar-Agar, Carrageen, Algen- und Flechtenpräparate geeignet.
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Eine bekannte Abdruckmasse besteht ebenfalls aus einer Pflanzengallerte
wie Agar-Agar, einem Öl oder ölartigen Stoff und einer octer mehreren'thermoplastischen
Substanzen wie Wachs, Guttapercha, Harz, also hydropholien Stoffen. Als Weichmachungsmittel
für die tbermoplastischen Zusätze dienen pflanzliche, tierische oder mineralische
Öle und bzw. oder Fettsäuren.
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Demgegenüber enthält die formbare Masse nach der Erfindung als Zusatzstoff
für die Pflauzengallerte eine hydrophile Substanz, während die bisher üblichen Zusätze
hvdrophoben Charakter besitzen, Die von den Erfindern gewählten Substanzen mit ausreichend
hohem -Wasserhiridungs- und Quellungsvermögen sind zufolge dieser Eigenschaft in
der Lage, das von der Pflanzengallerte wie Agar-Agar in der Wärme abgegebene Wasser
kolloid zu binden. Die für die leichte Verarbeitung erforderliche, breiartig plastische
Konsistenz der Masse in der Wärme, d. h. auch bei Kochtemperatur, geht also nicht
verloren wie bei manchen anderen Massen, sondern wird mit Sicherheit beibehalten.
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Ton oder ähnliche gelbildencle Stoffe wie Eisenoxyd werden also nicht
als feste Füllmittel. sondern in durch Antigen mit Wasser in plastische Form übergeführtem
Zustand als Träger eines hohen Wasserbindungs- und Quellungsvermögens verwendet.
Die Pflanzengallerte selbst kann zu--folge ihres Wassergehaltes zur Überführung
der gelbildenten -Stoffe in den plastischen Zustand dienen. Hierfür kommt vor allem
der mit Wasser gelartig, plastisch gemachte Ton. insbesondere ein hochplastischer
Ton, in Betracht. Kaolin ist wegen seincr geringen Bindekraft weniger geeignet.
Neben oder an Stelle von Ton können andere gelbildende Stoffe, z. B. Eisenoxyd,
Aluminiumoxyd, Kieselsäurebydrate, benutzt werden, d. h.
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Stoffe, die ein ausreichend hohes Wasserhindungs- und Quellungsvermögen
besitzen.
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Da die Masse keine Harze oder anderen klebenden Stoffe zu enthalten
braucht, neigt sie nicht zum Kleben.
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Beim Verarbeiten dieser Stoffe. denen noch Desinfektionsmittel, Faserstoffe,
Geschmackskorrigentien zugesetzt werden können, erhält man eine hochviskose, in
der Wärme plastische Masse, die in der Kälte elastischer und fester ist als die
bekannten Kompositionsmassen und die weniger leicht ihr Wasser verliert. Sie ist
also nicht so wärmeempfindlich, läßt sich besonders leicht verarbeiten, erstarrt
schnell und schon bei höherer Temperatur und gibt besonders glatte Abdrücke.
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Alle diese Eigenschaften sind für das Herausnehmen des Abdruckens
aus dem Munde und das Ausgießen desselben mit Gips besonders widitig.
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Als. weitere Zusätze können in Wasser quellbare Celluloseäther wie
Methylcellulose verwendet werden, die in entquollenem Zustand noch faserartige Struktur
besitzen.
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U. a. bewirken diese Stoffe in der Wärme eine Verfestigung und geringe
Erhöhung der breiigen, tonigen Isonsistenz der Masse.
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Zur Verminderung des Festhaftens der Masse an der Form können höhermolekulare
Fettalkohole mitverwendet werden. Diese lassen sich auf Grund ihres hydrophilen
Chaalters mit Wasser, besonders bei Gegenwart von Emulgierungsmitteln, in der Wärme
zu Emulsionen verrühren, die selbst auch beim Abkühlen, etwa bei 450, zu gelartigen,
breiigen Suspensionen erstarren. Den Emulgierungsmitteln vor allem und den Fettalkoholen
kommt die Bedeutung zu, daß sie die Trager der wasserabweisenden und das Fest--haften
der Masse an der Form herabsetzenden bzw. aufhebenden Wirkung in der abkühlenden
Masse sind. Als Emulgierungsmittel sind z. B. Seifenlösungen, sulfurierte Fettalkohole,
sulfurierte Wachse, Alkyl- und Aralkylnaphthalinsulfonsäuren zu nennen.
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Die im Gegensatz zu bekannten Verfahren besonders einfache Herstellung
der Nasse kaml in einfachen, geheizten, offenen oder verschlossenen Gefäßen erfolgen,
beispielsweise in folgender Weise: WIan löst in 63 Teilen Wasser 0.2 Teile o-Oxychinolinsulfat
auf, gibt I Teil Fettalkohol-Schwefelsäurcester als Emulgierungsmittel hinzu. In
die Masse werden 0,4 Teile Methylcellulose und 1,4 Teile Eisenoxydrotgel eingearbeitet.
LIan gibt dann 8 Teile plastischen, sog. Modellton mit 250/,, Wasser, sowie 5 Teile
Cetylalkohol hinzu. An.Stelle
von Cetylalkohol können andere höhernolekulare
Fettalkohole oder Gemische von Fettalkoholen mit höherem Schmelzpunkt, beispielsweise
ein Gemisch von Fettalkoholen mit einem Schmelzpunkt von etwa 52°, verwendet werden.
Man verarbeitet schließlich die Masse nach Zusatz von 0,1 Teil eines Teschmackskorrigens
(zu gleichen Teilen Vanillin und Menthol) mit 12 Teilen Agar-Agar (gemahlen).
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Die Zusamensetzung der Masse kann sich mit dem jeweiligen Verwendungszweck
mehr oder weniger ändern.
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Das neue Material kann für alle Abdruck-oder Abformarbeiten, beispielsweise
im Kunstgewerbe oder in der bildenden Kunst, ferner überall da angewandt werden,
wo u. a. die elastischen und plastischen Eigenschaften von Bedeutung sind.
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Der Zusatz von Glyceringelatine ist nur für Spezialfälle erwünscht;
für in der Zahnheilkunde angewandte Abdruckmassen ist sie in der Regel unzweckmäßig,
da sie die Glätte .lor Abdrücke beeinträchtigt. Die gehärtete Gelatine bewirkt eine
bessere Zugfestigkeit.
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Die gleiche Eingenschaft kann durch bekannte Zusätze von Kurzfaserstoffen
(Stapelfaser) von geschnittener Watte, Celluloseestern u. dgl. erreicht werden.
la die Vorteilung besser ist und eine größere Anzahl Fasern bei gleichem Gewicht
auf die Flächeneinheit kommen.