DE52824C - Verfahren zur Verzierung von Porzellan, Thonwaaren, Glas und dgl. mit Bildern - Google Patents
Verfahren zur Verzierung von Porzellan, Thonwaaren, Glas und dgl. mit BildernInfo
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- C—CHEMISTRY; METALLURGY
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Description
KAISERLICHES
PATENTAMT
Der Zweck dieses Verfahrens ist, einfarbige oder bunte Bilder, Muster, Dessins und andere
ähnliche Ornamentirung auf Porcellan, Thonwaaren, Glas u. dergl. hervorzubringen, die in
Bezug auf Feinheit der Details der Handarbeit ebenbürtig, dabei aber viel billiger sind als
letztere.
Nach meiner Erfindung nehme ich eine Glasplatte und reinige sie gründlich, um sie sodann
lichtempfindlich zu machen. Die lichtempfindliche Schicht, mit welcher ich die Glasplatte
überziehe, besteht in einer Lösung einer Substanz; die die Eigenschaft hat, in normalem
Zustande etwas klebrig zu sein, unter der Einwirkung actinischen Lichtes aber diese Klebrigkeit
in dem Mafse verliert, als dieselbe dem Licht ausgesetzt war.
Jedoch ist die Klebrigkeit nicht permanent zerstört — aufser möglicherweise in den allerhöchst
belichteten Theilen —, sondern stellt sich allmälig wieder ein, wenn die Platte bezw.
die lichtempfindliche Schicht dem Lichte wieder entzogen wird. Dieses Wiedergewinnen der
Klebrigkeit stellt sich um so rascher ein, je weniger stark der Lichteffect war, dem die
lichtempfindliche Schicht ausgesetzt war, und verzögert sich in dem Mafse, als erhöhte Belichtung
stattgefunden hat.
Dafs die Zusammensetzung der Lösung, aus welcher die lichtempfindliche Schicht besteht,
je nach den atmosphärischen Verhältnissen etwas variabel ist, mufs Fachleuten ohne Weiteres
einleuchten.
Für normale Verhältnisse besteht die Lösung aus ca. 100 ecm Wasser, 20 g Syrup oder
dergleichen, 5 bis 20 g doppeltchromsaurem Kali und ca. 10 g borsaurem Natron.
Mit dieser Lösung nun bedeckt man das Glas auf einer Seite, läfst den Ueberschufs abfliefsen
und dann die Platte trocken werden.
Die so bereitete Platte nun bedeckt man in der in der Photographic üblichen Weise mit
einem durchsichtigen Cliche, welches das Bild oder das Muster, Ornament etc., und zwar positiv
aufweist. Am besten eignet sich hierzu ein positives Glasbild, jedoch kann man auch durchsichtig
gemachte Papierbilder, Photographien, Radirungen, Stiche etc. verwenden.
Man geht hierbei am besten in folgender Weise vor:
Man nimmt einen Rahmen, wie solche zum Abdrucken von Photographiecliches benutzt
werden, legt in denselben das zu verwendende Positivcliche, darauf das präparirte Glas mit der
die lichtempfindliche Schicht tragenden Seite nächst dem Cliche und schliefst den Rahmen^Er
wird nun in bekannter Weise der Belichtung ausgesetzt. Die Dauer der Belichtung' Tiängt
von der Lichtstärke, den Eigentümlichkeiten des Bildes, der Dicke des Cliches und, ähnlichen
Umständen ab; jedoch lej5Qt -'■-nj'än' in
wenigen Versuchen dies zu beurtheileri, und
man arbeitet bald mit derselben Sicherheit, wie beim Abdruck von Photographien auf gewöhnlichem
Silberpapier. ♦ '
Hat nun das Licht lange genug gewirkt, so dafs die Details selbst in den tiefsten Schatten
des Bildes sich der lichtempfindlichen Schicht eingeprägt haben, so nimmt man die Glasplatte
aus dem Rahmen und fängt an, sie mit fein gepulverten Farben, und zwar den in der Porcellan-
und Glasmalerei gebräuchlichen einzustäuben.
Wenn man sich nun vor Augen hält, dafs die dunkelsten Partien des Cliches die lichtempfindliche
Schicht am meisten geschützt haben, so weifs man auch, dafs zuerst mit dem färbenden Ton des Gesammtbildes das
Einstäuben beginnt, der die Umrisse markirt.
Man nimmt also einen weichen Pinsel, taucht ihn in die trockene, gepulverte Farbe, z. B.
grau, und fährt damit über das Bild. Auf allen Linien, die tiefe Schatten andeuten, bleibt
nun eine Spur von Farbe haften. Der Ueberschufs wird abgeschüttelt.
Während man dies thut, hat aber schon ein anderer Theil der lichtempfindlichen Schicht
seine Klebrigkeit wiedergewonnen, und zwar der nächst dunkle Ton, sagen wir braun.
Man stäubt nun also braun ein, danach eine minder dunkle Farbe u. s. f., bis alle Farben
des Bildes bezw. alle sieben Abstufungen der Farbe, wenn das Bild monochrom sein soll,
vertreten sind.
Nun bedeckt man diese Farbenschicht mit einer fettigen Composition, welche die fernere
Behandlung gestattet. Man mufs noch beachten, dafs, soweit auf dem ganzen Bilde nur eine
einzige Schicht von Farbe liegt, denn nur eine gewisse Theilfläche ist jedesmal beim Einstäuben
klebrig, die schon früher klebrig gewesenen sind bereits eingestäubt, nehmen also nichts
mehr auf.
Die fettige Composition, deren ich mich bediene, ist:
Lavendelessenz ca. ioo ecm,
venetianischer Terpentin ca. ι ο g, gepulvertes Harz ca. 5 g.
In allen Verfahren, bei denen das auf photographischem Wege erzeugte Bild eingestäubt
wurde, verlor sich dasselbe binnen etwa einer halben Stunde; bei meinem aber hält es.sich
auch einen oder zwei Tage lang.
Wenn die aufgebrachte Fettstoffschicht trocknet, bleibt sie etwas klebrig. Man hat nun
alle feinen Details des Bildes gesichert und trägt nun auf die Fettstoffschicht mittelst eines
Pinsels jene Farben auf, die den grofsen Flächen entsprechen; dies bedarf keiner besonderen
Kunstfertigkeit, und jeder intelligente Mensch, selbst wenn ihm alle künstlerische Begabung
fehlt, kann dies thun. Wünscht man dem Bild ganz und gar den Charakter der Handmalerei zu geben, so imitirt man in
weniger wichtigen Partien die Schroffheit der Pinselführung, die sonst die Eigenart der Handarbeit
bildet. Um mit den gepulverten Farben malen zu können, ist es am besten, sie mit
derselben Composition zu versetzen, aus der die fettige Schicht besteht. .
Sieht man nun die unbemalte Seite des Glases an, so wird man finden, dafs' sich auf
der bemalten ein Bild befindet, das an Zartheit und Weichheit der Details jeder Handarbeit
die Spitze bietet, und dieses Bild wird in aller seiner Schönheit auf den zu decorirenden
Gegenstand transferirt, und zwar wie noch später beschrieben wird.
Ich mufs ausdrücklich bemerken, dafs mir die bisher üblichen, dem vorliegenden etwas ähnelnden
Verfahren bekannt sind. Es besteht jedoch zwischen ersteren und meiner Erfindung ein
äufserst wichtiger Unterschied.
Bisher hatte man auf dem zu decorirenden Gegenstand die gröfseren Farbenflächen in allgemeinen
Umrissen aufzumalen, sodann wurde ein auf photographischem Wege erzeugtes Häutchen, in dem die feinen Details in schwarzer,
grauer oder sonst passender Farbe, aber nur einfarbig vorhanden waren', auf die auf
dem Gegenstande gemalte Skizze aufgelegt und die Details so auf dem Bilde fixirt. Nun aber
ist es nicht nur eine schwierige und mühselige Arbeit, die Umrisse auf dem Häutchen Und
jene auf der vorgemalten Skizze so zusammenzupassen, dafs sie sich genau decken, sondern
es wird dies oft ganz unmöglich, weil das Häutchen sich der Temperatur nach oft so erheblich
verändert, indem es gröfser oder kleiner wird, dafs es überhaupt den Dimensionen der
Skizze nicht mehr entspricht. Ist das Häutchen in einem Theil auch nur ganz wenig
dünner als in anderen, so dehnt sich dieser dünne Theil mehr als die dicken und verzerrt
das Ganze.
Bei meinem Verfahren werden alle Farben auf das Häutchen gebracht. Die Schattirung
beschränkt sich nicht blos auf das Bedecken der lichten Grundfarbe mit mehr oder weniger
Schwarz oder dergleichen, sondern spricht sich auch in der Farbenfolge und Farbenmischung
aus und ergiebt im fertigen Product genau solche Uebergänge von einer Farbenschattirung
in die andere, wie die sorgfältigste Handarbeit, weil ja das Anhaften der Farben direct von
den verschiedenen Halbtönen des Bildes selbst abhängt. In dieser automatischen Zerlegung
des Bildes in seine verschiedenen Schattenstärken und in der hierauf beruhenden scalengemäfsen
Colorirung der verschiedenen Theile besteht das Wesentliche des Verfahrens, und
dies allein gestattet die Erzielung genau derselben Effecte auf mechanischem'Wege, als
man bisher nur durch die Hand des talentirten und geübten Künstlers erzielen konnte.
Das Bild, das ich auf der Glasplatte, wie oben beschrieben, erzeuge, wird auf den ganz
unbemalten oder sonst vorher mit entsprechender Vorzeichnung versehenen, zu decorirenden
Gegenstand übertragen. Wenige Minuten, nachdem das Bild fertig ist, überzieht man es mit
einer Schicht der folgenden Composition:
ι oo ecm 2 procent. Collodium,
io g venetianischer Terpentin,
5 g pulverisirtes Harz.'
io g venetianischer Terpentin,
5 g pulverisirtes Harz.'
Diese Schicht erstarrt sehr bald und dient der Farbenschicht zur einstweiligen Unterlage.
Man legt nun die Glasplatte in lauwarmes Wasser, worin sie bleibt, bis die lösliche Schicht
organischen Ursprungs (lichtempfindliche) ganz aufgelöst ist; sodann tauche ich die Platte in
ein Bad, das ι ο procent. kaustisches Kali enthält, wasche sie sorgfältig in reinem Wasser
und bringe sie in ein anderes Bad, enthaltend io pCt. Borax und 5 pCt. Zucker. Die Collodiumschicht
mitsammt den Farben löst sich nun vom Glase ab und wird, wie andere ähnliche Häutchen, auf den ebenfalls in dem Bade
befindlichen, zu decorirenden Gegenstand aus Porcellan, Glas oder ähnlichem Material übertragen.
Man hebt nun den Gegenstand sammt dem Häutchen heraus, entfernt etwaige überschüssige
Partien, z. B. die Bänder, und läfst das Ganze trocken werden.
Man brennt nunmehr die Farbe in üblicher Weise ein, und dabei wird das noch unter den
Farben liegende Häutchen zerstört und die reinen Farben liegen direct auf dem Porcellan,
Thon oder Glas. Das Bild hat nun in jeder Hinsicht den Charakter eines fein ausgeführten
Gemäldes in Schmelzfarben.
Claims (1)
- Patent-Ansprüche:
Ein Verfahren zur Verzierung von Porcellan, Thonwaaren, Glas u. dergl. mit Bildern, bestehend in den folgenden nach einander stattfindenden Operationen:a) die Benutzung einer Substanz, die im normalen Zustande klebrig ist;, unter der Einwirkung von actinischem Licht diese Klebrigkeit einbüfst und sie im Schatten wiedergewinnt;b) das Einstäuben der verschiedenen Theile des Bildes mit fein pulverisirter Farbe nach Mafsgabe, wie die Theile — je nach der Belichtung — ihre Klebrigkeit wiedergewinnen;c) das Bedecken der eingestäubten Farben mit einer sie schützenden Schicht, bestehend aus einer fettigen Composition, worauf die gröfseren Farbfiächen und event. Details aufgemalt werden, wobei das Ganze dann mit einer Collodiumschicht überzogen, auf den zu decorirenden Gegenstand transferirt und schliefslich eingebrannt wird.Bei dem unter 1. angegebenen Verfahren die Verwendung einer Composition für die lichtempfindliche Schicht, bestehend aus ca. 100 ecm Wasser, 20 g Syrup, 5 bis 20 g doppeltchromsaurem Kali, 10 g borsaurem Natron.Bei dem unter 1. angegebenen Verfahren die Aufbringung der sämmtlichen das Bild bildenden Farben auf ein Häutchen, mit welchem zusammen sie auf das keiner Vorbereitung bedürfende Object aus Porcellan, Thon, Glas in einer einzigen Manipulation transferirt werden.
Publications (1)
Publication Number | Publication Date |
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DE52824C true DE52824C (de) |
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Application Number | Title | Priority Date | Filing Date |
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DENDAT52824D Expired - Lifetime DE52824C (de) | Verfahren zur Verzierung von Porzellan, Thonwaaren, Glas und dgl. mit Bildern |
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- DE DENDAT52824D patent/DE52824C/de not_active Expired - Lifetime
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