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Verankerungsvorrichtung für Luftschiffe zum Fesseln am Mast Die großen
Luftschiffe üben bei starkem Wind auf den Haltemast einen gewaltigen Zug aus. Dieser
Zug muß vom Luftschiff auf den Vertäumast durch die Spitzenfesselung übertragen
werden. Trotz dieser großen Zugbeanspruchung muß aber die Befestigung am Mast der
Luftschiffachse in jeder Beziehung freie Beweglichkeit gewähren und dabei doch schnell
herstellbar sowie leicht lösbar sein. Da ferner in manchen Fällen das Bedürfnis
besteht, das Luftschiff von der Mastspitze herabholen zu können, so muß die Befestigungsvorrichtung
:diese Bewegung längs des Mastes zulassen.
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Erfindungsgemäß wird die Aufgabe im Gegensatz zu dem bisher üblichen,
an der Spitze der Luftschiffe angebrachten, an einem Scharnier hängenden Hohlkonus
unter Berücksichtigung der vorstehenden Gesichtspunkte auf folgende Weise :gelöst.
Als lösbare Befestigung dient ein Schraubensteckverschluß, der ähnlich ausgeführt
ist wie die bekannten Zentralverschlüsse an den Schnellfeuergeschützen. Bei diesen
Verschlüssen trägt der Verschlußkopf ein durch Nuten unterbrochenes, in Felder eingeteiltes
Gewinde (z. B. 4., 6 oder 8 Felder auf dem Umfang), dem ein ebenso unterbrochenes
und eingeteiltes Muttergewinde entspricht. Die Schraubenbolzen der vorliegenden
Fesselungseinrichtung kann in die Mutter eingesteckt werden, wenn die Gewindefelder
des Bolzens den gewindelosen Nuten der Mutter gegenüberstehen. Wird nach dem Einführen
des Bolzens die Mutter um Feldbreite gedreht (z. B. um 9o, 6o oder q.5°), so gelangen
alle Gewindegänge zum Tragen. Durch die Wahl der Anzahl der Gewindegänge hat man
es in der Hand, jeder Zugbelastung den entsprechenden Scherquerschnitt entgegensetzen
zu können. Ein derartiger Verschluß wird allen Anforderungen sowohl an Festigkeit
als auch an rascher Lösbarkeit und einfacher Bedienbarkeit gerecht. Um der Luftschiffachse
die erforderliche Bewegungsfreiheit zu geben, wird diese Schraubensteckverbindung
im Mittelpunkt eines Kardangelenkes angeordnet. Außer dieser Bewegungsfreiheit der
Luftschiffachse um den Kardanmittelpunkt muß sich aber auch das Luftschiff selbst
um eben diese Achse frei drehen können, zu welchem Zweck der die ganze Schraubverbindung,
Mutter und Bolzen, umfassende runde Rahmen drehbar in dem inneren Kardanring gelagert
sein muß. In diesem Rahmen liegt nun, wiederum drehbar angeordnet, die Mutter, denn
wenn die Mutter angezogen werden soll, so muß sie sich dabei :gegen diesen Rahmen
stützen und zugleich in ihm wenigstens um Feldbreite verdreh:bar sein. Damit nun
der Schraubenbolzen an der Luftschiffspitze, der das unterbrochene Gewinde trägt,
richtig in das Muttergewinde findet, ist der hauptsächlich für die Führung der Einholtrosse
bestimmte, vor dem Rahmen, in dem die Mutter gelagert ist, angebrachte
Einführungstrichter
mit Führungsschlitzen versehen, die sich in dem zur Darstellung gewählten Beispiel
um 18o° versetzt gegenüberstehen. Ein an der Luftschiffspitze befestigtes Richtmesser
stellt mittels der Schlitze die Mutter so ein, daß ihre Gewindelücken den Gewindefeldern
des Bolzens gegenüberstehen. In dieser Lage kann der Schraubenbolzen durch eine
einfache Steckbewegung in die Mutter bis zum Anschlag eingeführt werden. Ist dies
geschehen, so wird die Mutter durch einen Schneckentrieb, der von Hand oder maschinell
bedient wird, gegen ihre Lagerung und damit um eine Feldbreite gegen den Einführungstriehter,
d. h. gegen den Schraubenbolzen gedreht. Das Luftschiff ist nunmehr gefesselt.
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Um das gefesselte Luftschiff herunter auf den Erdboden und gegebenenfalls,
wenn der Mast unmittelbar über der Einfahrtsöffnung einer Halle angeordnet ist,
auch in die Halle einbringen zu können, muß die Luftschiffspitze im gefesselten
Zustand am Mast heruntergeführt werden können. Zu diesem Zweck ist die Spitzenbefestigung
in an sich bekannter Weise in eine Laufkatze eingebaut. Die Laufkatze kann, nachdem
die Einholtrosse von der Luftschiffspitze gelöst ist, in Führungen am Mast verfahren
werden. Die Bewegung der Laufkatze geschieht von Hand oder durch Elektromotoren,
die ihren Strom von Akkumulatoren erhalten, die mit der Katze verfahren werden.
Dadurch vermeidet man Schleifleitungen mit ihren Nachteilen, insbesondere mit ihrer
gefährlichen Funkenbildung.
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Ein Ausführungsbeispiel einer derartigen Spitzenfesselung ist in der
Zeichnung dargestellt. Es zeigt Abb. i eine Seitenansicht und teilweisem Schnitt,
Abb. a einen Teil der Vorderansicht, Abb. 3 eine Draufsicht mit teilweisem Schnitt
der Spitzenfesselungsvorrichtung. Die Tr osse a ist in der Luftschiffspitze S mit
einem Schraubensteckverschluß verankert, der aus Schraubenbolzen b' und Mutter b"
besteht. Der Schraubenbolzen b' kann gelöst werden durch Drehen der Mutter b" mittels
des Schneckengetriebes c. Bolzen und =Mutter haben nur feldweise Gewinde, so daß
die Drehung der Mutter um Feldbreite geniigt, um ein Lösen oder Verschrauben zu
erreichen. Selbstverständlich kann an Stelle der nur als Ausführungsbeispiel dargestellten
Befestigung des Einholtrossenendes in der Luftschiffspitze jede andere Befestigungsart
gewählt werden, falls sie nur ein bequemes Lösen und ein glattes Hindurchziehen
des Trossenendes durch den hohlen Schraubenbolzen gestattet. Auf der Trosse a sitzt
ferner ein mit einem schlanken und einem stumpfen Kegel d' und
d" versehenes Paßstück d. Mit dem Stumpfkegel d" zentriert sich das Paßstück
d auf dem Rand des an der Luftschiffspitze S befestigten hohlen Schraubenbolzens
e. Der schlanke Kegel d' dient dazu, dem Schraubenbolzen e gewissermaßen eine Spitze
zu geben, durch die er sicherer mit Hilfe des Einführungstrichters f in die Mutter
g findet. Um den Schraubenbolzen e so gegen die Mutter g zu führen, daß die Gewindefelder
e' (Abb. z) den gewindelosen Feldern g' der Mutter g genau gegenüberstehen, sind
im Trichter f die Führungsschlitze f'
und f" (Abb. i und 3) vorgesehen,
in die das Richtmesser h, welches an der Luftschiffspitze S und am Halse des Schraubenbolzens
e sitzt, hineinschneidet. Messer und Führungsschlitze hat man sich in Wirklichkeit
in einer solchen Lage, z. B. der horizontaten, angeordnet zu denken, daß der Führungstrichter
nicht gerade an der Stelle, an welcher die Einholtrosse am meisten schleifen wird,
-durch den einen Führungsschlitz unterbrochen wird. Ist der Schraubenbolzen e durch
den Trichter f mit seinen Gewindefeldern e' in die Leerfelder g' (Abb. 2) der Mutter
eingesteckt, so wird die Mutter g mittels des Schneckengetriebes i und i' gedreht,
wobei das Schneckenrad i' an der Mutter g sitzt und die Schnecke i" sich mittels
ihrer Lagerung gegen den die Mutter haltenden Rahmen, auf dem auch der Trichc 'er
angebracht ist, stützt (Abb. i und 2). Die Mutter g ist im Trichter f mittels Kugeln
K' äelagert. Der Trichter f kann sich auf Kugeln K" im inneren Kardanring Z' drehen.
Durch diese Kugellagerung und das Kardangelenk, bestehend aus den Kardanringen l'
und Z", ist die Mutter g, der Trichter f und damit die Luftschiffspitze S drehbar
und vollkommen frei beweglich in dem Rahmen der Laufkatze v-t gelagert. Die Federn
7ä und x"
dienen dazu, die Achse der leeren Mutter ungefähr in waagerechter
Lage zu halten und insbesondere das übergewicht des auskragenden Trichters aufzunehmen,
der sonst herabsinken würde. Den Pendelungen der Luftschiffachse setzen die Federn
wegen der Geringfügigkeit der Ausschläge keinen Widerstand von Bedeutung entgegen.
Die Katze in (Abb.2 und 3) ist mit ihren Laufrädern r' und r " in den ()-Eisen u'
und z%' geführt, die am Vertäumast von der Spitze bis zum Erdboden laufen. Auf .den
[)-Eisen u' und zi "
sind die Zahnstangen o' und o" befestigt, in die
die Ritzel p' und p" der Katze in.eingreifen. Die Ritzel p' und p" werden über die
Schneckengetriebe q' und q" durch Elektromotoren E angetrieben. Die
Motoren E werden durch eine Akkumulatorenbatterie (nicht
gezeichnet)
gespeist, die an der Katze befestigt ist und mit ihr sich bewegt.
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Der Vorgang bei der Fesselung des Luftschiffes, soweit er die Haupttrosse,
die zur Luftschiffspitze führt, betrifft, ist folgender: Das ankommende Luftschiff
holt mittels einer Fangleine dieTrossea an der Schlaufe< hoch. Die Trosse kann
dabei in jeder erfbrderliehen Länge von der Trommel T abgewickelt sein. Ist die
Trosse a hochgeholt und das an ihrem Ende vorgesehene Gewindestück b' durch
den Gewindebolzen e an der Luftschiffspitze S der Mutter b=' zugeführt, so
wird die Mutter b" durch das Schneckengetriebe c mit dem Gewindestück b' verschraubt.
Die Trosse a sitzt nunmehr an der Luftschiffspitze S fest, und das Luftschiff kann
nun "in der üblichen Weise unter Anwendung der seitlichen Führungstrossen eingeholt
werden. Hat sich das Luftschiff .dem Fesselungspunkt genähert, so führt der Konus
d' den Schraubenbolzen e in den Trichter f und damit zur Mutter g. Die Felder des
Bolzens e werden dadurch den Leerfeldern der Mutter g zugeführt, daß kurz nach dem
Eintreten des Konus d' in die Mutter g das Richtmesser h in die Führungsschlitze
f'
und f" des Trichters f einschneidet. Vorher muß die Mutter
durch den Schneckentrieb in die Aufnahmestellung gebracht worden sein, in der ihre
Gewindelücken und -felder mit den Gewindefeldern und -lücken des Schraubenbolzens
korrespondieren, wenn das Richtmesser durch Einschneiden in die Schlitze den Trichter
und damit die Mutter in die richtige Stellung gedreht hat. Ist das Gewinde des Bolzens
e in die Mutter g eingeführt, so wird die Mutter g durch das Schneckengetriebe i'
und i" um eine Feldbreite, d. h. um einen Bruchteil ihres Umfanges gedreht. Die
Fesselung des Luftschiffes ist damit beendet. Infolge der Kugellagerung der Mutter
g im Trichter f und der Lagerung beider in den Kardanringen l' und l" kann das Luftschiff
sich um seine Längsachse drehen, frei pendeln, sich in den Wind stellen und überhaupt
jede Lage zu seiner Fesselungsvorrichtung einnehmen, ohne Klemmungen hervorzurufen.
Soll das Luftschiff in die Halle gebracht werden, so muß die Trosse a aus dem Schraubenverband
b' und b" an der Luftschiffspitze .gelöst und durch die Fesselungsvorrichtung hindurch-und
herausgezogen werden, damit die Katze ungehindert abwärts gefahren werden kann.