-
Verfahren zur Herstellung plastischer IWassen aus zerkleinertem Steinnußmaterial
Die in der Natur vorkommende Steinnuß hat so ,ausgezeichnete technische Eigenschaften,
daß dieses Material bisher durch künstlich hergestellte Stoffe in vollem Maße nicht
ersetzt werden konnte. Der Erzeugung von Knöpfen usw. aus solchem Material haften
jedoch zwei Nachteile an: Der eine liegt darin, daß die Steinnuß, oftmals nicht
genügend ;groß ist, um den herzustellenden Gegenstand ,aus ihr herausarbeiten zu
können. Der andere hat darin seine Ursache, daß eine verhältnismäßig ,große Menge
von Material bei der Verarbeitung abfällt, ohne daß es bisher möglich gewesen wäre,
für diese Abfälle eine entsprechende Verwendung zu finden.
-
Gegenstand der vorliegenden Eifindung ist es, diese :angeführten Nachteile
zu beseitigen. Dies soll dadurch erreicht werden, daß die Abfälle so, wie sie zur
Verfügung stehen, oder im zerkleinerten Zustände mit Hilfe eines Bindemittels zu
einer plastischen Masse vereinigt werden. Es sind wohl. bereits derartige Versuche
bekannt geworden, doch haben sie zu keinem befriedigenden Ergebnis geführt. Dies
hat darin seine Ursache, daß die Zellhohlräume und Porenkanäle der Steinnuß von
Zellsaftresten erfüllt sind, und daß daher das Bindemittel nicht genügend tief in
das zerkleinerte Steinnußmaterial eindringen kann. Das Wesentliche des neuen Verfahrens
liegt darin, daß das zerkleinerte Steinnußmaterial einer Vorbehandlung unterworfen
wird. Eine solche Vorbehandlung des Materials erfolgt dadurch, daß man auf das zerkleinerte
Steinnußmaterial organische Lösungsmittel einwirken läßt, welche einerseits das
Herauslösen oder die Verdrängung der Zellsäfte bewirken, und in denen andererseits
das Bindemittel. löslich ist. Hierdurch ist ein leichteres Eindringen des kolloidgelösten
oder in gelatinösem. Zustande befindlichen Bindemittels gewährleistet. Als derartige
Mittel zur Vorbehandlu g kann man entweder die Lösungsmittel für die Bindemittel
oder aber eine verdünnte Lösung des Bindemittels in diesen verwenden. Die Wirkung
dieser Flüssigkeiten dürfte .auf einem durch die Vorb.ehandlung hervorgerufenen
Konzentrationsgefälle zwischen dem Poreninhalt und der eigentlichen Bindemittellösung
beruhen, derart, daß die Bindemittelteilchen durch Diffusion nach dem Ort der geringeren
Konzentration hingezogen werden. In einzelnen Fällen wird es zweckmäßig erscheinen,
eine Vereinigung zweier oder mehrerer Bindemittellösungen zur Anwendung zu bringen,
um die günstige Wirkung des einen Bindemittels mit der in anderer Hinsicht ;günstigen
Wirkung eines anderen oder mehrerer anderer Lösungsmittel zu vereinen. Die Vorbehandlung
wird jedoch auch in solchen Fällen, wohl nur mit einem Lösungsmittel
oder
mit nur einer verdünnten Lösung erfolgen. Als solche Kombinationen kommen etwa in
Betracht: Bindemittelläsungen aus Kautschuk in Benzol und Celluloid in Aceton oder
Estern, Kunstharz in Alkohol, Benzol, Benzin u. dgl. Zur Steigerung der Wirkung
der Vorbehandlung kann eine Erhitzung des Materials auf 7o bis iio° erfolgen. Selbstverständlich
kann die so gewonnene plastische Masse in beliebiger Weise gefärbt werden. Diese
Färbung kann oberflächlich sein oder sich auf die ganze Masse erstrecken.
-
Nachstehend seien Anweisungen für die Herstellung solcher plastischer
Massen gegeben, jedoch ausdrücklich darauf hingewiesen, daß Änderungen in dieser
Vorschrift in den weitesten Grenzen möglich sind: Auf 3 Teile Steinnußmehl werden
in einem verschlossenen Gefäß 2,7 Teile Aceton einwirken gelassen. Die Aceton enthaltenden
Späne werden rasch und womöglich in geschlossenen Apparaten innig mit i Teil 5oprozentiger
Lösung von transparenten oder farbigen Celluloidabfällen (Filmabfällen) in Aceton
vermischt, bis die homogene Masse betbar wird. Dann wird diese in Formen längere
Zeit einem Drucke unterworfen, entformt und langsam bei gewöhnlicher Temperatur
oder bei geringer Erwärmung getrocknet. Das verwendete Aceton kann auf einfache
Art zurückgewonnen werden. Bei diesem Verfahren sind ,alle Steinnußabfälle, auch
wegre sie ölhaltig und mit Poliermitteln vermischt sind, verwendbar. Zusätze der
verschiedensten Art, etwa von weißen Metalloxyden o. dgl., sind in geringem Maße
möglich. Die Färbung der Masse erfolgt so, daß sowohl das zur Vorbehancllung verwendete
Aceton, als auch die Celluloidlösung den Farbstoff gelöst enthält, kann jedoch in
besonderen Fällen auch durch Zumischung fester, unlöslicher Farbstoffe in feinst
gemahlener Form erfolgen.
-
Das v orbeschriebene Verfahren ermöglicht die Herstellung einer ,ausgezeichneten,
für die verschiedensten. Zwecke verwendbaren Masse mit Steinnußcharakter.
-
Die Herstellung einer wärmeisolierenden biegsamen Masse, namentlich
für Unterlagsplatten, kann in folgender Weise erfolgen: 6 Teile Steinnußmehl werden
mit i .Teil Schwefel und i Teil gemahlenem MgO gemischt und darauf in geschlossenen
Gefäßen 3 Teile Benzol einwirken gelassen. Die benzoldurchfeuchteten Späne werden
nun in geschlossenen Gefäßen mit 3 Teilen einer 3oprozentigen Kautschuklösung durchgeknetet,
die möglichst homogene Masse in Formen bei einer Temperatur von 7o bis i oo° einem
entsprechenden Drucke unterworfen, wobei das Lösungsmittel teilweise verdunstet
und der Kautschuk teilweise vulkanisiert wird.
-
Es resultiert eine mehr oder weniger biegsame elastische Masse, welche
zu den verschiedensten Zwecken Verwendung finden kann und die nach dem Herausnehmen
aus den Formen noch einem Trockenprozeß bei niedrigerer Temperatur unterworfen wird.
Schließlich seien noch zwei Herstellungsarten fester Massen mit elektrisch-isolierenden
Eigenschaften beschrieben: ,a) ' 7 Teile Steinnußmehl (Polierabfälle, Späne o. d,-l.)
werden mit 3 Teilen Aceton getränkt, hierauf mit 112 Teil Schwefel versetzt und
io Teile einer 2oprozentigen Lösung von Celluloidabfällen hineingearbeitet. Darauf
wird die noch feuchte Masse mit q. Teilen einer 2oprozentigen Kautschuklösung auf
einer geschlossenen Knetmaschine innig durchgeknetet, in Formen gepreßt oder bei
5o bis 6o° Temperatur zu Platten ausgewalzt und langsam vollständig getrocknet.
Man erhält ohne Anwendung bedeutender Drucke eine porenfreie feste Masse mit isolierenden
Eigenschaften.
-
b) 5 Teile Steinnußmaterial, das auch grobkörnig in Form von Spänen
u. dgl. vorliegen kann, wird, ausgebreitet auf engmaschigen Drahtnetzen, während
einiger Stunden einer Temperatur von 70 bis 110' ausgesetzt. Das Material
wird sodann mit 2 Teilen einer 2o- bis ¢oprozentigen alkoholischen oder anderen
Lösung von Kunst-oder Naturharzen in organischen Lösungsmitteln innig vermischt,
hierauf das Gemisch längere Zeit einem höheren Drucke unterworfen und sodann nach
dem Formen entweder unter Druck oder druckfrei bei höherer Temperatur sehr langsam
getrocknet. Man erhält sehr harte, gut isolierende Massen.
-
Alle blassen können einheitlich durchgefärbt oder marmoriert werden.
Die Verfahren sind billig, da die Lösungsmittel zurückgewonnen werden. Es ist jede
Art von Abfällen verwendbar. Bei der Erzeugung der Massen entstehen keine Abfälle.