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Verfahren zur Herstellung gebogener Hölzer Das Biegen von Holz ist
bisher nur beschränkt möglich. Die heutige Holzbiegetechnik verlangt, daß der Krümmungshalbmesser
des gebogenen Holzes wenigstens sechsfach so groß wie die Stärke des Holzes ist.
Die Folge hiervon ist. daß bei Holzwaren mit verhältnismäßig kleinem Krümrnungshalbmesser,
wie z. B. bei Klosettsitzen, die Herstellung aus einem einzigen gebogenen Stück
Holz, die eine bessere Werkstoffausnutzung und höhere Festigkeitswerte ergeben «-ürde,
bisher nicht möglich gewesen ist. Trotz großer Kraftanwendung kann das Holz nicht
um die Schablonen herumgebogen werden, weil es zu widerspenstig ist. Wollte man
Klosettsitze und ähnliche gebogene Hölzer mit kleinem Krümmungshalbmesser Herstellen,
so mußte man sie aus vielen dünnen gebogenen Holzstreifen zusammensetzen. Die hierbei
erforderlichen zahlreichen Leimstellen bedingen eine erhebliche Verteuerung der
Herstellung. dazu auch eine geringere Haltbarkeit. -Nun wurde ein Weg gefunden,
wie man Klosettsitze und andere gebogene Holzwaren mit weit kleinerem Krümmungshalbmesser
als bisher herstellen kann. Die Erfindung beruht auf der neuen Erkenntnis, daß man
Hölzer, und zwar auch ziemlich starke Hölzer, vorübergehend gut biegsam machen kann,
wenn man eine Verseifung der Dextrine herbeiführt und somit deren Bindekraft für
einen gewissen Zeitraum aufhebt. In Rücksicht auf die Festigkeit des gebogenen Holzstückes
soll die Bindekraft der Dextrine wieder aufleben, wenn der Biegevorgang beendet
ist. Dieses Ziel wird durch eine bestimmte Dämpfung des Holzes und eine gleichzeitig
stattfindende bestimmte chemische Behandlung herbeigeführt. Die Dampfmenge muß bei
z atü etwa das Zweifache des Holzgewichts betragen. Die chemische Behandlung erfolgt
mit Schwefeldioxyd, Ammoniak o. dgl. in solchem Maße, daß die im Holz enthaltenen
Dextrine verseift werden; sie wird jedoch nicht so weit getrieben, daß die Festigkeit
und Elastizität des Holzes verlorengeht. Sobald die Verseifung der Dextrine eingetreten
ist, ist das Holz im gewünschten Maße gefügig, und es kann dann in die gewünschte
Form gebogen werden. Wenn die Ammoniakgase o. dgl. wieder aus dem Holz herausgetreten
sind, lebt die Bindekraft der Dextrine wieder auf, und das Holz erlangt in seiner
neuen Form wieder die ursprüngliche Festigkeit.
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Die Dämpfung des Holzes zur Herbeiführung seiner Biegsamkeit ist bereits
bekannt. Man hat indessen den Dampf bisher planlos auf das Holz einwirken lassen.
Allenfalls beschränkte man sich darauf, für den Dampfdruck und die Dampftemperatur
eine obere Grenze festzusetzen; die Dampfmenge jedoch
hielt man
für nicht wesentlich, sofern sie nur ausreichend war. Die Anwendung einer zu großen
Dampfmenge hat aber zur Folge, daß das Holz filzig wird und beim Biegen Falten und
Beulen wirft, so daß die Festigkeit leidet und Querbrüche auftreten.
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Der Erfinder hat nun festgestellt, daß die Innehaltung eines bestimmten
Verhältnisses der Dampfmenge zum Holzgewicht erforderlich ist, wenn das Holz genügend
erweicht werden soll, damit die miteinander verwachsenen Holzfaserschichten sich
lockern, und wenn anderseits die oben geschilderten kachteile vermieden werden sollen.
Dieses Verhältnis hat nach den Feststellungen des Erfinders bei i Atm. Überdruck
den Wert 2. Je nach der Art und Stärke des Holzes und nach der Höhe des Dampfdruckes
kann dieser Wert zwischen o,8 und ä,q. betragen.
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Es ist ferner bekannt, Holz zu dämpfen und in der Faserrichtung zu
pressen. Hiermit sollte das Holz dauernd weichbiegsam gemacht werden. Da aber ein
weichbiegsames Holz keine nennenswerte Festigkeit und Elastizität besitzt, muß die
Festigkeit einer nach diesem bekannten Verfahren gewonnenen Holzmasse durch Einfügung
fremder Füllstoffe zwischen die auseinandergepreßten Fasern wiedererlangt werden.
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Gegenüber diesem umständlichen, kostspieligen Verfahren besteht das
Verfahren nach der Erfindung darin, daß starken Hölzern mittels einer Verseifung
der Dextrine vorübergehend die Biegefähigkeit verliehen wird. Wichtig ist, daß beim
vorliegenden Verfahren nach vollendeter Formgebung des Holzes die Biegsamkeit wieder
verlorengeht. Dieses Ergebnis wird bewußt herbeigeführt, weil sich dfe Biegsamkeit
nur auf Kosten der Festigkeit und Elastizität des Holzes erreichen läßt. Beim Verfahren
nach der Erfindung lebt die Bindekraft der Dextrine nach dem Heraustreten der Ammoniakgase
aus dem Holz wieder auf; mit diesem Wiederaufleben der Bindekraft der Dextrine geht
zwar die Biegsamkeit des Holzes verloren, dafür gewinnt aber das Holz seine ursprüngliche
Festigkeit und Elastizität wieder.
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Eine chemische Behandlung von Hölzern während des Dämpfens ist an
sich bekannt. Bei den bekannten Verfahren wurde jedoch in einer vom vorliegenden
Verfahren stark abweichenden Art und Weise und zu einem gänzlich anders gearteten
Zweck vorgegangen. Man hat die chemische Behandlung vorgeschlagen zum Schutz eiserner
Behälter gegen den Angriff durch die Oxalsäure des Holzes, ferner zur vollständigen
Entfernung aller unter dem Einfluß der Atmosphärilien veränderlichen Holzbestandteile
und schließlich zur Bräunung von Eichenholz. In Verbindung mit dem Biegen von Holz
ist die chemische Behandlung mittels Ammoniak-, Schwefeldioxyd- und ähnlichen Gasen
neu. Die technischen Unterschiede des Verfahrens nach der Erfindung gegenüber den
bekannten älteren Verfahren beruhen u. a. darin, daß nach dem Verfahren der Erfindung
die gesamte Holzmasse von den Gasen so weit beeinflußt wird, daß die Bindekraft
der Dextrine vorübergehend aufgehoben wird, während bei den bekannten Verfahren
in einem Falle dem Holz die klebenden Stoffe vollständig entnommen werden, das Holz
also vollkommen »totgemacht« wird, im anderen Falle eine chemische Umsetzung von
Ammoniak mit der Gerbsäure des Holzes lediglich an der Oberfläche des Holzes herbeigeführt
wird.
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Nach einer Ausführungsform der Erfindung wird die chemische Behandlung
des Holzes mit Schwefeldioxyd, Ammoniak o. dgl. während des unmittelbar nach dem
Biegen vorgenommenen Trocknens fortgesetzt. Diesem Verfahren liegt die Überlegung
zugrunde, daß während des Biegens die Umformung des Holzzelleninhalts durch die
chemische Behandlung nicht zu weit getrieben werden darf, weil sonst die Bruchgefahr
für das Holz auftreten würde, daß dagegen während der sofortigen Nachtrocknung nach
dem Biegen diese Umformung unbedenklich weitergetrieben werden kann und in Rücksicht
auf die Erzielung einer bleibenden Formengenauigkeit zweckmäßig auch weitergetrieben
wird.