-
Verfahren zum Färben von Pergamyn- und ähnlichen hochgeglätteten Papieren
vor der Heiß-Satinage In der Papierfabrikation und in der Papierverarbeitung ist
es bekannt, Papiere dadurch zu tränken, zu imprägnieren und zu färben, daß man die
Papierbahn durch ein ' die betreffenden Stoffe enthaltendes Bad hindurchführt und
dann zwischen Walzen wieder abquetscht; doch wird das Verfahren zum Färben von Papier
lediglich in der Weise angewandt, daß die so mit Farblösung getränkten Papiere,
die auch nach dem Abpressen noch einen sehr großen Feuchtigkeitsgehalt besitzen,
durch Führen über Trockenzylinder getrocknet werden, bevor sie weitere Verwendung
finden können.
-
Ein Feuchten lediglich zum Zweck des Feuchtens von Papier in dieser
Weise hat man bis heute nicht vorgenommen, eben wegen dieses zu hohen Feuchtigkeitsgehaltes,
der für alle Papiere eine direkte Weiterbehandlung unmöglich, vielmehr eine Trocknung
auf den Trockenzylindern zur unumg iinglichen Vorbedingung macht.
-
Nun besteht jedoch die Herstellungsweise von Pergamynpapieren im Gegensatz
zu derjenigen aller übrigen, auch satinierten Papiers, darin, daß man diese Papiere
nach ihrer Fertigstellung auf der Papiermaschine mit einer sehr großen Feuchtigkeitsmenge
von etwa 2o bis 30°o imprägniert und dann unter sehr hohem Druck durch einen stark
geheizten Kalander führt, wodurch gleichzeitig ihre Trocknung erreicht und eine
hohe Transparenz hervorgerufen wird.
-
Der Gegenstand der Erfindung ist nun ein Verfahren zur Herstellung
gefärbter Pergamynpapiere und sonstiger hochgeglätteter Papiere aus ungefärbten
und ungeglätteten Rohpapieren, wobei die Färbung des Papieres in einem Arbeitsgang
mit der Feuchtung vereinigt und die letztere so bemessen wird, daß ohne weiteres
die Fertigstellung des so zugleich gefeuchteten und gefärbten Papiers durch Heiß-Satinage
erfolgen kann.
-
Zur Erreichung dieser Färbfeuchtung hat es sich erfindungsgemäß als
zweckmäßig erwiesen, anstatt nur vermittels der gegenwärtig für die Pergamynfeuchtung
fast allgemein im Gebrauch befindlichen selbständig arbeitenden Bürsten- oder Sprühfeuchter
die Tränkung dadurch zu bewirken, daß die Papiere mit größeren als den zur Feuchtung
benötigten Mengen von Farbstofflösungen, welche gegebenenfalls auch verdickt oder
erwärmt sein können, unter Verwendung beliebiger Auftragvorrichtungen, als welche
bei geeigneter Einstellung und Handhabung auch Bürsten- und Sprühfeuchter dienen
können, benetzt und darauf durch eine kräftige Walzenpresse nach Art der auf-den
Papiermaschinen gebräuchlichen Naßpressen geführt werden,
in der
sie auf den für die Heiß=Satinage erforderlichen Feuchtigkeitsgrad abgepreßt werden.
-
Es ergibt sich hierdurch gegenüber dem Fä.r# ben mit Bürsten- oder
Sprühfeuchtern unter üblicher Auftragung gerade nur der für die Heiß-Satinage erforderlichen
Menge von etwa 25°1o Flüssigkeit der Vorteil, daß die darauffolgende Heiß-Satinage
des gefärbten Pergamynpapiers in unmittelbarem Anschluß an die Feuchtfärbtmg der
Papiere bzw. nach nur ganz kurzem Lagern vorgenommen werden kann, während bei einem
lediglich mit Bürsten- oder Sprühfeuchtern nur mäßig, d. h. mit etwa 251
Flüssigkeit benetzten Papier, bei dem die Flüssigkeit nur tropfenweise auf das Papier
aufgesprengt wird, eine längere Lagerzeit der Papierrollen erforderlich ist, damit
während dieser die Farblösung sich gleichmäßig in dem Papier verteilen kann. Auch
fallen beim Arbeiten gemäß der Erfindung unter Verwendung von Feuchtern der üblichen
Art die weiteren bekannten, eine gleichmäßige Verteilung der Flüssigkeit erschwerenden
Nachteile derselben nicht mehr ins Gewicht, wie z. B. die Schwierigkeit der Erzielung
eines absolut gleichmäßigen Flüssigkeitsdruckes und das häufige Verstopfen der Düsen
bei den Düsenfeuchtern sowie die ebenfalls zu unregelmäßiger Besprengung der Papierbahn
führende Abnutzung des Bürstenmaterials bei den Bürstenfeuchtern.
-
Gegenüber den bekannten Maschinen für Tauchfärbung, bei denen mit
höchstens 4o mlmin Geschwindigkeit ;gearbeitet wird, besteht ein besonderer Vorteil
darin, daß das neue Färbverfahren bei Geschwindigkeiten von roo m und mehr ausgeführt
werden kann.
-
Die Notwendigkeit, gefärbte Papiere auf der Papiermaschine herzustellen,
fällt bei dieser Arbeitsweise für Pergamyn- und ähnliche Papiere entweder ganz weg
oder kann auf ein geringes Maß beschränkt werden. Damit entfällt eine Menge von
Betriebsstörungen, z. B. beim Farbwechsel durch Reinigen, durch Wechseln der Filze
u. dgl. Die Papiermaschinen können fast ausschließlich mit ungefärbtem Papier laufen
und dabei eine wesentlich größere Produktion erreichen, als wenn häufiger Farbwechsel
stattfände. Auch die Lagerhaltung in farbigem Papier kann unterbleiben. Es genügt
vollständig,. das Papier in ungefärbten Rollen vorrätig zu halten und nach Bedarf
die Färbung nach der Erfindung vorzunehmen. Hierzu kommt noch der Vorteil, daß sich
schon sehr geringe Mengen von Papier in ganz beliebiger Farbenfolge färben lassen,
was beim Arbeiten auf der Papiermaschine unmöglich ist.
-
Ferner wird so- eine absolut gleichmäßige Feuchtung auf direktem Wege
erzielt. Die bisher für ungefärbte derartige Papiere nötige längere Lagerung des
gefeuchteten Papiers Zwecks Erzielung einer nachträglichen gleichmäßigen Verteilung
der Flüssigkeit in der Papiermasse ist mithin für die nach vorliegendem Verfahren
behandelten Papiere nicht mehr erforderlich. Das erfindungsgemäß gefärbte Papier
kann vielmehr sofort auf den Kalander genommen werden.
-
Als Benetzungsvorrichtung können beliebige Einrichtungen, welche zur
direkten oder indirekten Übertragung von Farbstofflösungen auf die Papierbahn geeignet
sind, wie z. B. Tauchbäder, reit der Flüssigkeit durchtränkte Filze oder Filzwalzen,
Bürstenfeuchter, Düsensprenger usw., zur Anwendung kommen. Weiterhin kann man die
Flüssigkeit z. B. durch direktes Auftropfen oder Auflaufenlassen oder unter Vermittelung
von Farbstoffträgern oder von Vorrichtungen, wie sie z. B. in Zylinderfärbmaschinen
gebräuchlich sind, auf das Papier bringen usw.
-
Das Wesentliche dabei ist, daß mit einem Überschuß von Farbstofflösungen
gearbeitet wird und daß durch die darauffolgende kräftige Abpressung die Farbstofflösung
vollkommen gleichmäßig auf das Papier aufgetragen wird unter Einstellung auf den
für die nachfolgende Heiß-Satinage erforderlichen Feuchtigkeitsgehalt.
-
Die neue Färbmethode kann natürlich auch auf bereits gefärbte Papiere
zur Anwendung gelangen und ermöglicht so die Herstellung überfärbter Papiere bzw.
von Kombinationsfärbungen.
-
Die Auftragttng der Färbflüssigkeit auf ungefärbte oder vorgefärbte
Papiere kann gleichmäßig oder ungleichmäßig nur auf einer Seite oder auf beiden
Seiten, gegebenenfalls unter Anwendung verschiedener Farben, erfolgen. Man kann
den Färbungsvorgang gegebenenfalls auch derart in einem Arbeitsgang ausführen, daß
man das Papier zunächst unter Anwendung beliebiger Färbmethoden mit Anilinfarblösungen
vorfärbt, es hierauf mit Farblösungen wiederholt behandelt und dann mit Hilfe der
Walzenpresse von überschüssiger Flüssigkeit befreit. Man kann z. B. so arbeiten,
daß das in einem Tauchbad vorgefärbte Papier mit Farbstofflösungen besprüht wird.
Durch derartige Behandlung vorgefärbter Papiere in noch feuchter Beschaffenheit
mit weiteren Färbelösungen können eigenartige Effekte erzielt werden.
-
Man kann z. B. auch die aufgetragenen Farbstofflösungen durch mechanische
Bearbeitung, z. B. durch Verstreichen mittels Bürsten, gleichmäßig auf der Oberfläche
des Papiers verteilen, bevor die Auspressung des Flüssigkeitsüberschusses erfolgt.
-
Die erfindungsgemäß efärbten bzw. übert>
färbten Papiere
besitzen ein wesentlich schöneres Aussehen infolge ihrer besser gedeckten und ausgeglichenen
Oberfläche als in der Masse gefärbte Papiere. Durch Auswahl geeigneter Farbstoffe
kann man reibechte, nicht blutende Färbungen erreichen. Durch Oberfärbung vorgefärbter
Papiere im Sinne der Erfindung werden Farbtöne von einer =Tiefe und Intensität erreicht,
wie sie sich beim Färben in der Masse nur unter großen Schwierigkeiten herstellen
lassen. Dabei sind die Kosten der Papierfärbung nach der Erfindung wesentlich geringer,
als diejenigen der Färbung im Stoff.
-
Für die Durchführung des Verfahrens wird man zweckmäßig die Färbevorrichtung.
d. h. die Gesamtapparatur zum Färben und Abpressen, dem Kalander unmittelbar vorschalten,
um auf diese Weise das Färben und Glätten zu einem einzigen Arbeitsgang zusammenzuziehen.
Auch besteht die neue Möglichkeit, die Gesamtapparatur zum Färben und Abpressen
in die Papiermaschine einzubauen oder an sie anzuschließen.
-
' In manchen Fällen hat es sich als vorteilhaft erwiesen, die mit
der Walzenpresse behandelte Papierbahn während des Auspressens oder nachher einer
Erwärmung zu unterziehen. Hierdurch können in gegebenen Fällen gewisse Farbeffekte
erzielt werden.
-
Wie aus Vorstehendem hervorgeht, stellt die Erfindung eine außerordentliche
Bereicherung der Technik dar, insofern, als sie eine ganze Reihe sehr erheblicher
Vorteile ermöglicht.