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Verfahren zur Herstellung hochwertiger Ollacke Zur Herstellung von
Ollacken verwendet man im allgemeinen als filmbildende Komponenten Gemische von
fetten, trocknenden Ölen einerseits, Harzen verschiedener Art andererseits. Als
fette trocknende Öle kommen dabei insbesondere Holzöl und Leinöl, daneben auch Perillaöl,
Mohnöl u. a. m. in Betracht, während als Harz-Komponenten die verschiedensten in
fetten Ölen löslichen Harze dienen können. Das vorliegende Verfahren ist durch Verwendung
eines besonders hochwertigen Harzes gekennzeichnet.
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Dieses Harz wird aus natürlichen Dammarharzen gewonnen, und zwar stellt
es den von Tschirch als-Beta-Resen bezeichneten Anteil dieser Harze dar, ein Produkt,
das nach verschiedenen bekannten Verfahren erhalten werden kann. Es besitzt resenartige
Natur, d. h. es ist außerordentlich widerstandsfähig gegen Wasser, wäßrige
Lösungen, Säuren, Laugen usw. und übertrifft in dieser Beziehung sämtliche natürlichen
und bisher für Ollacke zur Verwendung gekommenen künstlichen Harze. Diese Eigenschaften
des Harzes selbst kommen in mehr oder weniger hohem Grade auch bei den daraus hergestellten
Öllacken zur Geltung, so daß in der Verwendung des Beta-Resens für die Herstellung
von Öllacken ein wesentlicher technischer Fortschritt auf diesem Gebiet erzielt
wird. Besonders hervorzuheben ist auch die Härte des Beta-Resens, das sich dadurch
äußerst vorteilhaft von dem weichen und klebrigen Dammarharz und den abgeschmolzenen
Kopalen unterscheidet. Die Herstellung der neuen Ollacke weicht in mancher Beziehung
von der üblichen Arbeitsweise mit hochwertigen natürlichen Harzrohstoffen ab. So
fällt einerseits das bei Kopalen, Bernstein usw. erforderliche vorherige Schmelzen
weg, was naturgemäß mit wesentlicher Materialersparnis verbunden ist, da bekanntlich
hierbei in der Regel mit bis zu 2o0/0 und auch mehr Verlust (Kopalöl) gerechnet
werden muß. Beim Arbeiten mit Beta-Resen hat man also den Vorteil, daß man den Abschmelzprozeß
mit seinen Stoffverlusten erspart. Andererseits weicht die Herstellung von Ollacken
aus Beta-Resenvon der ausDammar selbst ab, derbekanntlich schon durch einfaches
Vermischen Ollacke herzustellen erlaubt. Es zeigte sich nämlich, daß die Gemische
von Beta-Resen mit fetten Ölen und evtl. auch Löslings- bzw. Verdünnungsmitteln
längere Zeit auf hohe Temperatur erhitzt werden müssen, weil erst dadurch Lacke
erzielt werden, die klar und durchsichtig auftrocknen.
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Die Herstellung der Ollacke wird z. B. in folgender Weise vorgenommen:
Beispiel 1
ioo Teile Leinöl, das auch ganz oder teilweise durch Standöll Firnis
usw. ersetzt werden kann, werden mit ioo Teilen Beta-Resen solange bei 3oo'
C erhitzt, bis eine Probe klar auftrocknet. Man läßt dann abkühlen und setzt
bei entsprechender Temperatur 5o bis ioo Teile Sangajol bzw. Tetralin, Terpentinöl,
Benzin usw. zu.
Weiterhin kann auch in üblicher Weise Sikkativ in
einem beliebigen Zeitpunkt zugegeben werden. Beispiel II ioo Teile Holzöl werden
mit :zoo Teilen Beta-Resen verschmolzen, worauf solange bei 2oo' erhitzt wird, bis
ein Aufstrich klare Beschaffenheit aufweist. Durch Zusatz von Verdünnungsmitteln.
wird dann in bekannter Weise gekühlt.
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In der angegebenen Weise lassen sich Beta-Resen-Ollacke herstellen,
die in Qualität die besten aus Naturharzen herstellbaren Ollacke übertreffen. Sie
weisen je nach der Zusammensetzung und der Arbeitsweise in mehr oder weniger
hohem Grade die Eigenschaften des Beta-Resens auf, besonders hinsichtlich Widerstandsfähigkeit
gegen die verschiedenen angegebenen Agenzien. Weiterhin zeichnen sich derartige
Lacke dadurch aus, daß sie in geeigneter Zusammensetzung rasch und hart auftrocknen,
wobei gegebenenfalls auch von der Mitverwendung von Sikkativ abgesehen werden kann.
Von den entsprechenden Dammarlacken unterscheiden sich Beta-Resen-Öllacke insbesondere
durch die Klebfreiheit und große Widerstandsfähigkeit der Filme, während im übrigen
die Vorteile der Dammaröllacke hinsichtlich Hellfarbigkeit, hohen Glanzes usw. voll
zur Geltung kommen. Als weiterer Vorteil ist auch anzusehen, daß derartige Beta-Resen-Ollacke
mit beliebigen Verdünnungsmitteln (z.B. Sangajol) versetzt werden können, während
bekanntlich flüchtige Lacke mit Dammar nur auf Grundlage von Benzol-Kohlenwasserstoffen
bzw. chlorierten Kohlenwasserstoffen hergestellt werden können.
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Den Ollacken mit Beta-Resen können naturgemäß auch sonst bei der Öllackherstellung
übliche Zusätze gemacht werden, so insbesondere Pigmente, Farben, Sikkative, Antioxygene
u. a. in. Weiterhin kann Beta-Resen naturgemäß auch nur teilweise als Harz-Komponente
dienen, also in Geinischen mit anderen geigneten Harzen Verwendung für die Ollackherstellung
finden, wodurch eine Verbesserung von Ollacken der bekannten Art erreichbar ist.
Unter »geeigneten Harzen«, welche für die Herstellung von Öllacken neben
Beta-Resen Verwendung finden können, sind alle diejenigen Harzprodukte zu verstehen,
welche auch bisherschon fürOllackeVerwendung gefunden haben; also Kolophonium-Präparate,
die Schmelzrückstände von Kopalen und Bernstein, öllösliche Produkte der Phenol-Aldehyd-Klasse
vom Typ der sog. Albertole usw. Alle diese Produkte sind entweder mehr oder
weniger sauer oder auf künstlichem Wege neutralisiert. Die Verwendung dieser Harze
allein bedingt jedoch allerlei Übelstände. So zeigen Lacke auf Basis saurer Harz-Komponenten
die bekannten Nachteile des Verdickens mit Farben. Durch Neutralisation mit z. B.
Kalk kann diese Erscheinung zwar behoben werden, doch bleiben die Produkte alsdann
wasserempfindlich. Sofern eine Neutralisation durch Überführung in Ester mit Hilfe
von Glycerin vorgenommen wird, wird zwar die Wasserbeständigkeit verbessert, doch
bietet es ziemliche Schwierigkeiten, auf diesem Wege einigermaßen neutrale Punkte
von heller Beschaffenheit zu erhalten. So kann man durch gewöhnliche Veresterung
die Säurezahl im allgemeinen nur auf die Hälfte des ursprünglichen Wertes herabdrücken,
was dann immer noch eine Verdickungsgefahr mit Farben bestehen läßt. Anderenfalls
müssen besondere Veresterungsanlagen benutzt werden, die durchaus nicht überall
zur Verfügung stehen. Im übrigen bleiben auch alle veresterten Produkte alkaliempfindlich.
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Die Mitverwendung von Beta-Resen bringt nun in all diesen Fällen insofern
erhebliche Vorteile, als durch Einführung einer praktisch neutralen Komponente die
saure Natur der üblichen Harzbestandteile mehr oder weniger in den Hintergrund tritt.
Ein besonderer Vorteil liegt des weiteren darin, daß die Verbindungsfähigkeit von
Kopalen und Kopalersatzprodukten mit dem fetten 01 durch das Beta-Resen begünstigt
wird, da dieses sich mit sämtlichen genannten natürlichen und künstlichen Harzprodukten
in ausgezeichneter Weise vermischen läßt. Besondere Mengenverhältnisse brauchen
nicht eingehalten zu werden. Es liegt auf der Hand, daß die Qualität des Ollacks
mit steigendem Gehalt an Beta-Resen besser wird.
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Was sodann die Verwendung von Beta-Resen in Gemisch mit anderen Harzen
gegenüber der Anwendung von gewöhnlichem Dammar-Harz als Hauptkomponente betrifft,
so ergibt sie sich ohne weiteres aus der unterschiedlichen Beschaffenheit des Beta-Resens
einerseits, des gewöhnlichen Dammarharzes andererseits. Am besten erkennt man die
Unterschiede, wenn man verhältnismäßig magere Lacke zugrunde legt, weil dann der
hohe Schmelzpunkt des Beta-Resens besonders prägnant gegenüber dem niedrigen Schmelzpunkt
des Dammar-Harzes in Erschei- i nung tritt. Dies äußert sich in weit schnellerer
Erlangung der Klebfreiheit der an der Luft getrockneten Filme von Beta-Resen-Lacken
gegenübergleichenLacken, dieunterVerwendung von Dammar-Harz bereitet sind. So ist
z. B. ein j Lack, der aus 3 Teilen Beta-Resen, i Teil Holzölstandöl, i Teil
Leinölfirnis und 4 Teilen Sangaj ol hergestellt ist, bereits nach Stunden staubtrocken
und nach 5 Stunden klebfrei. Hingegen erweist sich ein ganz in derselben
Weise zusam- i mengesetzter Naturdammarlack erst nach io Stundenstaubtrocken. KlebfreiwirddieserLack
erst nach mehreren Tagen und dann auch nur sehr mangelhaft.
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Zu beachten ist auch, daß Dammarolsäure, 1
welche im gewöhnlichen
Dammarharz zu etwa 230/0 enthalten ist, mit basischen Pigmenten
Verdickungen
hervorruft, die bei Verwendung von Beta-Resen nicht entstehen.