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Vorrichtung zur automatischen Bewegung von Schaltorganen, besonders
von Hähnen an Apparaturen Das nachstehend beschriebene Verfahren wurde für die Bedürfnisse
der Sprengstoffindustrie entwickelt, und zwar in erster Linie zu dem Zweck, bei
Temperatursteigerungen durch beginnende Zersetzungen in Arbeitsgefäßen deren selbsttätige
Entleerung mit möglichst einfachen Mitteln zu erreichen.
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Man hatte bereits Hilfsmittel in Anwendung, um die Entleerung der
Gefäße in diesem Falle zu erleichtern; so ist eine Vorrp.chtung bekannt geworden
und hat allgemeine Verbreitung gefunden, bei der diese Entleerung mit Hilfe eines
Preßluftkolbens durchgeführt wird. Man findet dieses System in vielen Nitroglycerinfabriken;
dochhat es eine ganze Reihe schwerwiegender Nachteile. So z. B. ist es in der Funktion
vom Vorhandensein der Preßluft und von der Dichtheit der Leitungen, ferner von dem
guten Funktionieren der selten benutzten Preßluftbähne abhängig. Schließlich macht
dieses Verfahren trotz aller Kompliziertheit doch die Entleerung noch von dem Vorhandensein
und der Geistes_gegenwärteines Menschen abhängig.
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Die Erfindung dagegen arbeitet selbsttätig ohne jeden Eingriff einer
menschlichen Hand und gewährleistet durch ihre große Einfachheit die Unmöglichkeit
von Versagern, zumal es sehr einfach ist, die Vorrichtung darauf zu prüfen, ob sie
in Ordnung ist.
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Das Prinzip der Erfindung ist die Verwendung einer elektrischen Sprengkapsel
als Relais und eines Gewichtes als Verstellkraft. Letzteres kann natürlich durch
eine Feder oder eine andere, dauernd gleichgerichtete Kraft ersetzt werden. Der
Strom für die Auslösung kann einer beliebigen Quelle entnommen werden, am einfachsten
einer kleinen Trockenbatterie.
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Es ist zwar die Verwendung von Kontaktthermometern in Sprengstoffbetrieben
schon bekannt und beschrieben worden, und zwar in Kombination mit Alarmvorrichtungen.
Die Erfindung geht :über dieses Bekannte weit hinaus dadurch, daß sie nicht nur
ein Zeichen für die Notwendigkeit einer gewissen ,Manipulation gibt, sondern diese
selbsttätig besorgt.
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Die Erfindung soll zunächst an Hand eines Beispiels erklärt werden,
welches durch Fig. i der Zeichnung wiedergegeben ist.
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Es soll sich darum handeln, in einem Nachscheidungsgefäß i der Nitroglycerinindustrie
die sonst notwendige Aufsicht während der Nacht zu ersparen und bei evtl. Temperatursteigerung
die Entleerung in ein Wasserreservoir selbsttätig zu bewirken. Es genügt die Entleerung
des oberen Teiles, um das sauere Nitroglycerin und somit die Gefahr zu beseitigen.
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Zu diesem Zweck ist der Entleerungshahn 2 durch. das Seil 3 mit dem
Gewicht ¢ verbunden. Dieses wird aber im Ruhezustand durch das Seils gehalten. Im
Falle einer Steigerung über die kritische Temperatur schließt nun das Kontaktthermometer
6 den: Strom der Batterie 7 über die elektrisch Sprengkapsgel 8,
welche
das Seil s durchschlägt, das Gewicht zum Fallen bringt und damit den Hahn 2 öffnet.
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Statt durch das Seils kann das Gewicht natürlich auch durch andere
Hilfsmittel arretiert werden, z. B. durch einen starken Glasstab, der es von unten
stützt und der durch den Schuß zerschlagen wird.
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Dieselbe Vorrichtung kann natürlich auch an den Nitrierapparaten und
an den Separatoren der übrigen Sprengstoff-Industrie angebracht werden; sie ist
unbedingt zuverlässig, sofern nur eine zuverlässige Stromquelle verwendet wird.
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Einige andere Beispiele sollen nun noch. andere Möglichkeiten vor
Augen führen, denn das Prinzip der Erfindung ist weder auf die Anwendbarkeit in
der Sprengstoffindustrie noch auf Anwendbarkeit als Sicherung gegen Temperatursteigerungen
beschränkt. Dasselbe Prinzip kann vielmehr überall dort mit Vorteil verwendet werden,
wo es sich darum handelt, eine irgendwie geartete Reaktion automatisch beim Eintreten
irgendeiner abnormalen, also selten vorkommenden Erscheinung auszulösen.
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Es kann z. B. auf Undichtheit oder überlauf eines Gefäßes reagiert
werden, indem die auslaufende Flüssigkeit durch ein geeignetes Rinnensystem in einem
Rohr (Fig.2) gesammelt wird. Schon wenige Tropfenwürden genügen, um, nachdem sie
durch den Trichter i eingetreten sind, die Quecksilbersäule im kommunizierenden
Schenkel2 so weit zu heben, daß diese den Stromschluß zwischen den Elektroden 3
bewirkt.
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Der Strom kann dann auch in diesem Falle durch Detonation einer elektrischen
Sprengkapsel ein Arretierungsseil durchschlagen oder eine andere Arretierungsvorrichtung
auslösen, damit ein Gewicht zum Fallen bringen, welches nun entweder den Zulaufhahn
des Gefäßes schließt oder einen Entleerungshahn öffnet oder beliebig andere Wirkungen
hervorbringt.
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Ein drittes Beispiel ist die Anwendung des Prinzips zur automatischen
Auslösung einer Ersatzrührung im Falle, daß ein mechanischer Rührer in einem Apparat
durch eine Störung stillgesetzt würde.
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Auf der senkrecht gedachten Welle des Rührers sei das in Fig.3 dargestellte
Gefäß i konzentrisch montiert, so daß es die Rotation mitmacht. Auf dem konischen
Boden dieses Gefäßes befindet sich ein Quecksilbertropfen 2, in den beim Stillstand
die stillstehenden, d. h. nicht mitrotierenden Elektroden 3 eintauchen. Solange
das Gefäß mit dem Rührer in Rotation ist, wird das Quecksilber durch die Zentrifugalkraft
an die Wand des Gefäßes i geschleudert, so daß die Stromleitung unterbrochen ist.
An Stelle dieser einfachen Vorrichtung könnte natürlich auch ein Zentrifugalpendel
oder einer der üblichen Zentrifugalregulatoren treten. Bei Stillstand oder evtl.
schon bei Verminderung der Tourenzahl schließt das zusammenlaufende Quecksilber
den Strom, der wieder durch eine elektrische Kapsel eine Verstellkraft auslöst.
Mit Hilfe dieser kann dann nach Belieben eine Rührung durch Preßluft .eingeschaltet
werden oder ein Leeren des Gefäßes stattfinden.
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Die Erfindung gestattet es, mit dem schwächsten Strom beliebig große
Verstellkräfte auszulösen, ohne daß die üblichen komplizierten, mechanischen, elektrischen
oder Hydraulischen Relaisvorrichtungen angewendet werden. Sie ist also geeignet,
die letzteren überall zu ersetzen, wo der auslösende Impuls nicht ein sich wiederholender,
sondern ein einmalig vorkommender oder selten eintretender Fall ist.
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Für die Zwecke der Sprengindustrie ist @es natürlich zweckmäßig, die
elektrische Kapsel außerhalb der Gebäude, evtl. in einem soliden Schrank und womöglich
unter Sand, Wasser oder einem ähnlichen Mittel, anzuordnen, welch letzteres nicht
nur den Knall der Kapsel völlig auslöscht, sondern auch jede Verbreitung eines etwaigen
Initialimpulses völlig unmöglich macht.