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Verfahren zur Gewinnung des Zuckers aus dem abgesüßten Filterpreßschlatnm
der Zuckerfabriken In dem abgepreßten und mit Wasser abgesüßten Saturationsschlamm
der Zuckerfabriken, der bisher nur ein für die Fabrikation wertloser Abfallstoff
ist, wird nach der üblichen Probenahme und Untersuchung . im Durchschnitt ein Verlust
von mindestens 3/4 bis 1 % Zucker gefunden, häufig aber noch mehr. Praktische Erfahrungen
und neuere Versuche haben ergeben, daß der tatsächliche Zuckergehalt in diesem abgesüßten
Schlamm wesentlich größer ist, als die bisherigen Untersuchungsmethoden ergeben.
Durch stärkeres-Absüßen kann man diesen Zuckerverlust nicht oder nur zum kleinen
Teil und nur unter Aufwendung von viel Wasser und damit verbundener sehr starker
Verdünnung des Saftes herabdrücken.
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Das neue Verfahren hat die Gewinnung das größten Teils des im abgesüßten
Preßschlamm enthaltenen Zuckers einschließlich des bisher durch Analyse nicht bestimmbaren
zum Ziel, und zwar ohne weitere Verdünnung des Saftes. Es beruht darauf, daß sich
der durch Absüßen des Preßschlammes nicht gewonnene Zucker völlig löst, wenn der
Schlamm einige Zeit bei höherer Temperatur mit heißem Wasser aufgemaischt wird.
Der so erzeugte Schlammbrei, der eine Dichte von ungefähr 18 bis z5° Bg hat, wird
durch Filter- oder Kläreinrichtungen in eine zuckerhaltige Flüssigkeit und einen
Schlamm zerlegt; die erstere wird an Stelle des sonst benutzten reinen Wassers zum
Absüßen des Filterpreßschlammes benutzt, während der neu erzeugte Abfallschlamm,
in dem nur noch geringe Mengen Zucker enthalten sind, aus dem Betriebe entfernt
wird.
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Mit der Stärke der Verdünnung des Schlammbreies wächst die Menge der
abgeklärten zuckerhaltigen Flüssigkeit. Bei Zusatz von ungefähr der 1l/2- bis, 2fachen
Menge des Schlammes an Wasser reicht die abgeklärte zuckerhaltige Flüssigkeit gewöhnlich
gerade zum Absüßen aus. Wird mehr Wasser zugesetzt, um auch mehr Zucker aus dem
Schlamm auszuziehen, so kann ein überschuß an Flüssigkeit entstehen, der dann zweckmäßig
an geeigneter anderer Stelle in den Betrieb zurückgeführt werden kann.
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Auf diese Weise wird der größte Teil des im abgesüßten Preßschlamm
enthaltenen Zuckers in einer Flüssigkeit gewonnen, die 1/2 bis 1 0fo und mehr Zucker
enthält und eine Reinheit hat, die der des Dünnsaftes nur wenig nachsteht; sie wird
in den Betrieb zurückgeführt und der darin enthaltene Zucker also wiedergewonnen,
indem sie zum Abi,
süßen der Filterpressen dient oder an anderer Stelle des
Betriebs eingeleitet wird. In dem neu erzeugten Abfallschlamm verbleibt nur noch
1/4 bis, 1/3 der sonst im abgesüßten Saturationsschlamm verlorengehenden Zuckermengen.
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Das Verfahren wird in folgender Weise ausgeführt Der Preßschlamm (Saturationsschlamm
der sämtlichen Saturationsanlagen) fällt bei der Entleerung der Pressen in seine
darunter be-
$ndliche Förder- und Rührschnecke, in die an dem hinteren
Ende das Wasser zugeführt wird, während an - der anderen Seite der Schlammbrei in
ein Rührwerk abfließt, in dem er vollständig zu einem gleichmäßigen Brei zerteilt
wird. Zweckmäßig wird eine besondere Pumpe an das Rührwerk angeschlossen, die einen
Teil des Breies in den hinteren Teil der Förderschnecke zurückführt, um so den Brei
durch teilweisen Umlauf noch feiner und gleichmäßiger zu erhalten. Der aus dem Rührwerk
zur weiteren Behandlung abgepumpte Brei wird zunächst auf mindestens 8o° angewärmt
und dann entweder durch Filterpressen oder durch Kläreinrichtungen oder Absetzkästen
vom Schlamm getrennt..
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Das Abfiltern ist wegen der Kostspieligkeit der Filteranlage gewöhnlich
nicht zu empfehlen; es genügt meistens eine einfache Absetz- oder Kläreinrichtung.
Es ist sogar nicht einmal nötig, die Klärung so weit durchzuführen, daß die gewonnene
zuckerhaltige Flüssigkeit ganz frei von Schlammteilen ist. Da die Flüssigkeit zum
Absüßen der Schlammpressen dienen soll, so schadet eine slärkere Trübung der Flüssigkeit
nichts, wenn durch den Schlammkanal abgesüßt wird, also auf demselben Wege, den
der Schlammsaft nimmt. Ein geringer Gehalt an Schlammteilchen in der Absüßflüssigkeit
kann dann sogar vorteilhaft sein, weil diese etwaige.Riss.eim Schlammkuchen zusetzen
oder ungleichmäßig dicke Stellen ausgleichen und so das Absüßen auch gleichmäßiger
machen. Abgesüßt wird bis auf die gleiche Dichte -des, abfließenden Saftes, wie
bei der normalen Arbeit.
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Sollte es sich als vorteilhaft erweisen, den Schlamm mit mehr Wasser
aufzumaischen, als zur Schaffung der Absüßfiüssigkeit nötig ist, so wird der überschuß
an dieser Flüssigkeit ihrem Zuckergehalt von etwa 1/2 bis 3/4 entsprechend an einer
anderen Stelle des Betriebes verwertet.
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Das neue Verfahren hat schließlich noch den Vorteil, daß alle Tropfverluste
der Schlammfilteranlage sowie die Verluste in den aus den Filterkammern bei der
@öffnung der Filterpressen abfließenden zuckerhaltigen Wässern beseitigt werden,
weil dieser sonst verlorengehende Zucker in die geklärte Absüßflüssigkeit ,gelangt.
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Durch diese neue Arbeitsweise wird von dem im abgesüßten Preßschlamm
wirklich enthaltenen Zucker, der bei einem nach üblicher Untersuchungsmethode gefundenen
Zukkergehalt von 3/4 bis i % tatsächlich aber ungefähr i1/2 bis a % des Schlammgewichts
ausmacht, der größte Teil ,gewonnen, so daß mit geringen Anlagekosten ohne merkliche
Erhöhung der Betriebskosten bei einer Gesamtrübenverarbeitung von z. B. 5oo ooo
dz, bei denen ;8 % Schlamm äbfallen, mindestens a, i % Zucker, auf Rüben gerechnet,
oder 5oo dz Zucker mehr als bei der üblichen Arbeitsweise gewonnen werden.