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Herstellung von Schwefelkohlenstoff Schwefelkohlenstoff wird
-bekanntlich bisher meist aus Holzkohle durch Einwirkung von Schwefel bzw.
Schwefeldämpfen bei 85o bis goo° hergestellt. Die hierbei theoretisch vor sich gehende
Reaktion C+2S = CS2 geht scheinbar sehr einfach vor sich, ist aber in ihrer praktischen
Ausführung vom verschiedenen Nebenumständen abhängig, die das Verfahren umständlich
machen und verteuern. Abgesehen davon, daß die Reaktion wahrscheinlich in komplizierterer
Weise verläuft und daß sie durch die Verunreinigungen der Rohstoffe und, die mehr
oder weniger entsprechende Apparatur wesentlich beeinflußt wird, kommt besonders
in Betracht, daß zufolge der erforderlichen hohen Temperaturen und der starken.
Abnutzung der Vorrichtungen das Verfahren in seiner praktischen Durchführung sich
sehr kostspielig gestaltet.
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Das Taylor-Verfahren, bei dem die Erhitzung der Kohle auf elektrischem
Wege erfolgt, bedeutet zwar einen wesentlichen Fortschritt bezüglich der Apparatur,
ist aber ausschließlich nur für ganz große Betriebe mit bei sehr billigen Stromquellen
(Wasserwerken) geeignet.
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Die Erfindung betrifft ein Verfahren, das die kontinuierliche wirtschaftliche
Erzeugung von Schwefelkohlenstoff sowohl in ganz großen als auch in kleinen. Betrieben
ermöglicht. Die Ausführung des Verfahrens ist sehr einfach, ebenso die erforderliche
Apparatur, der Bedarf an Heizmaterial und die Abnutzung der Vorrichtungen ist gering,
wobei die Reinheit der erzeugten Produkte und die Ausbeute durch die Unreinigkeiten
der Rohstoffe kaum beeinflußt wird.
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Die Erfindung beruht auf der Erkenntnis, daß sich gewisse, hauptsächlich
die aus Kohle und Wasserstoff bestehenden organischen Verbindungen, in erster Reihe
jene der Acetylenreihe, aber auch andere azyklische, ja sogar auch :ein Teil der
aromatischen Verbindungen, mit oder auch ohne Verwendung von Kontakten, mit Schwefel
oder in der Hitze schwefelabspaltenden Metallsulfiden erhitzen, bei Temperaturen
zwischen 38o und 445° derart zersetzen, daß hauptsächlich Schwefelkohlenstoff und
Schwefelwasserstoff gebildet wird.
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So z. B. bildet Acetylen in Berührung mit nahe an den Siedepunkt (4q.5°)
erhitztem Schwefel. fast quantitativ Schwefelkohlenstoff, auch wenn keine Kontaktsubstanz
zugegen ist. Es findet unter Feuererscheinung eine Verbrennung-- des Acetylengases
im Schwefeldampf bzw. umgekehrt, statt, wobei eine Wärmemenge frei wird, die unter
Umständen genügt, die Reaktion ohne Zuführung weiterer äußerer Wärmemengen aufrechtzuerhalten.
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Diese exotherme Reaktion läßt sich durch folgende Gleichung ausdrücken:
C2H2-"t;5S = 2C52 + H25
und ergibt bei Verwendung einer geeigneten
Vorrichtung .eine nahezu theoretische Ausbeute,
mindestens 9o %.
Neben dem als Nebenprodukt gebildeten Schwefelwasserstoff entstehen höher malekulareKohlenwasserstoflz
bzw. deren Schwefelverbindungen# deren Menge entsprechend den Änderungen der Reaktionsbedingungeni
- wie Temperatur, verschiedene Kontaktstoffe usw. - beeinfiußt werden können;.
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Ähnliche Ergebnisse kann man erzielen, wenn (man an; Stelle von Schwefel
in der Hitze schwefelabspaltende Metallsulfide, z. B. Pynt, verwendet.
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Dem Wesen nach gelangt man zum gleichen Ergebnis, wenn man statt Acetylen
andere, hauptsächlich bloß aus Kohlenstoff und Wasserstoff bestehende organische
Gase oder Dämpfe verwendet.
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Eine sehr wichtige Ausführungsform des Verfahrens bildet die Verwendung
der mit Schwefel beladenen Gasreinigungsmassen für die Gewinnung von Schwefelkohlenstoff
usw. Die etwa 33 bis 6o % S enthaltende .ausgenutzte Gasreinigungsmasse wird z.
B. in einem Rohr von entsprechender Länge und Weite im Gegenstrom zum einströmendem
Acetylengas fortbewegt. In der Nähe der Gaszuführung wird ein relativ kurzer Teil
des Rohres auf die zum Einleiten der Reaktion erforderliche Temperatur eihitzt uhd
diese aufrechterhalten, während am entgegengesetzten Ende für den Abzug der gebildeten
- Gase und Dämpfe Sorge getragen wird. Selbstverständlich wird mittels an und für
.sich bekannten Transportvorrichtungen die kontinuierliche Zuführung der Gasreini'gungsmasse
und die ebenfalls kontinuierliche Entfernung der ",entschwefelten Masse bewerkstelligt,
wobei für die Fernhaltung von Luft gesorgt wird. Aus dem entwickelten Gas wird der
Schwefelkohlenstoff auf bekannte Weise abgeschieden, und den vom Schwefelkohlenstoff
befreiten Schwefelwasserstoff läßt man dufch die aus der Verrichtung austretende
entschwefelte Gasreinigungsmasse absorbieren, die dann in der beschriebenen Weise
wi:edexbehandelt werden kann.
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Bei dem Verfahren gemäß vorliegender Erfindung können selbstverständlich
nicht nur Gasreinigungsmassen, .Pyrite usw., sondern beliebige andere in der Natur
vorkommende oder in der Industrie als Nebenprodukte oder Abfallprodukte gewonnene,
freien oder gebundenen Schwefel enthaltende Stoffe verwendet werden. So z. B. können
als Ausgangsstoffe die in Italien, Frankreich, Spanien, Amerika usw. vorkommenden,
fast wertlosen schwefelhaltigen Erden auf diesem Wege verwertet werden, aus denen
die Gewinnung des Schwefels auf anderem Wege unwirtschaftlich wäre.
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Aus der Patentschrift 252 375 sowie aus Liebigs Annalen der Chemie,
Bd. 403 (1914), S . i u. ff., ist bekannt, daß durch überleiten von
Acetylen über Pyrit und ähnliche Sulfide bei etwa 3oo° Tiophen und andere geschwefelte
Kohlenwasserstoffe gebildet werden. Gemäß vorliegender Erfindung wird bei wesentlich
höheren Temperaturen gearbeitet, und ies war keinesfalls vorauszusehen, daß bei
thesenerhöhten Temperaturen die Bildung von Schwefelkohlenstoff mit vorzüglicher
Ausbeute vor sich geben würde.