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Verfahren zur Darstellung von Aminophenolen Es ist bekannt, daß sich
Nitrosophenole oder Nitrosonaphthole mit gewöhnlichen Reduktionsmitteln zu Aminophenolen
reduzieren lassen.
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Als saure Reduktionsmittel verwendet man hierbei Eisen und Salzsäure
(vgl. Patentschrift 269 542) oder Eisen und Erdalkalichloride -. gegebenenfalls
unter Einleiten von Schwefelwasserstoff- in die Reduktionslösung (vgl. brit. Patent
155319). Alle diese Verfahren sind ziemlich umständlich, verlangen mehr oder weniger
langes Kochen und entweder die Verwendung großer Mengen konzentrierter Salzsäure
zum Auflösen von Eisen oder zum Ausfällen der Aminophenolchlorhydrate oder das mehrmalige
Auskochen des Reaktionsgemisches mit Wasser. -
Von den alkalischen Reduktionsmitteln
schei-.ien Schwefelammonium (s. W e y 1 - H o u -b en. Die Methoden der organischen
Chemie, spec. Th., Bd. 11, 2. Aufl. [19231 S. 314) und Schwefelwasserstoff
unter Einleiten in eine ammoniakalische Lösung bzw. Suspension der Nitrosophenole
(vgl. Henderson und S u t h e r 1 a n d, Journ. Chem. SOc.
97 [ 19 101,
S. 16J7; Jacobs und -Heidelberger, Journ.
Amer. S0c. 39 [19171, S. 2 188, S. 2224) am besten geeignet
zu sein. Doch sind diese Reduktionsmittel infolge ihrer Flüchtigkeit und des unangenehmen
Geruchs für dieTechnik unbequem und außerdem zu teuer. Man hat versucht, für solche
Reduktionen auch Schwefelalkalilösungen anzuwenden, man hat aber bis jetzt entweder
mit alkoholischen oder mit sehr verdünnten wässerigen Lösungen gearbeitet, indem
man die Reduktionsprodukte aus den alkalischen Lösungen mit Säuren ausschied.
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Infolge der bekannten leichten Oxydierbarkeit der Aminophenole und
deren Derivate durch Luftsau#erstoff, besonders in alkalischen Lösungen einerseits,
andererseits aber wegen der ziemlich großen Wasserlöslichkeit der Aminophenole,
haben diese Versuche mit Schwefelalkalien weder qualitativ noch quantitativ zu befriedigenden
Ergebnissen geführt.
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Es wurde nun gefunden, daß die Reduktion der Nitrosophenole, Nitrosonaphthole
und deren Derivate, wie auch anderer nitrosophenolartiger -Verbindungen, in konzentrierten,
ja kaltgesättigten wässerigen Schwefelalkalilösungen ohne große Verluste und ohne
Bildung wertloser Nebenprodukte aus"eführt werden kann.
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Außerdem wurde gefunden, daß die Ausscheidung der so hergestellten
Aminophenole und Aminooxynaphthaae aus ihren alkalischen Lösungen und gleichzeitig
die Verhütung einer Luftoxydation derselben durch einfache Einführung von Ammoniumsalzen
in das Reaktionsgemisch erreicht wird.
Infolge der Unfähigkeit der
Aminophenole -, Ammoniumsalze zu bilden, lassen sie sich durch die Ammoniumsalze
ausfällen und werden auch durch das sich bildende Ammoniak und gegebenenfalls Schwefelammonium
beim Fällen und Filtrieren vor der Luftoxydation bewahrt.
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Diese Reduktionsmethode bildet in Verbindung mit der besonderen Art
der A#-scheidung der Aminophenole aus der alkalischen Reduktionslösung ein sehr
bequemes Verfahren zur Darstellung von Amino-ZD phenolen. Gegenüber anderen Verfahren
hat das vorliegende folgende Vorteile: i. Infolge starker Konzentration der Lösungen
und der aussalzenden Wirkung neutraler Salze (Natriumsulfat oder Chlorid) sind die
Löslichkeitsverluste der Verbindung sehr gering. Die Ausbeuten erreichen 8o bis
95 0/0
der Theorie.
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2. Die Produkte werden sehr rein, oft mit dem theoretischen Schmelzpunkt,
in Form weißer oder fast weißer Kristalle oder kristallinischen Pulvers erhalten.
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.3. Das Verfahren verlangt keine Heizung. kann in einfachsten,
z.B. hölzernen Gefäßen und sehr schnell ausgeführt werden; 4. alle Reagenzien sind
sehr billig.
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Ein nicht unwesentlicher Vorteil liegt auch darin, daß aus der Mutterlauge,
nach dem Abscheiden des Aminophenols> wässeriges Ammoniak abdestilliert werden kann.
Da dieses Ammoniak noch eine Menge Schwefelammonium enthält, muß es durch passende
Reinigungsmittel, z. B. durch Eisenoxyd, von ihm befreit werden. Man erhält SO 75
bis 8o % der theoretischen Menge in Form einer voll-kommen reinen, konzentrierten
wässerigen Lösung; man kann aber auch nach dezn Trocknen das Ammoniak verflüssigen.
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Ferner kann man auch diese Mutterlauge zur Reduktion neuer
Mengen von Nitrosophenol benutzen, indem man das Nitrosophenol in der Mutterlauge
auflöst und Schwefelwasserstoff bis zum vollständigen Ausfällen des Produktes einleitet.
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Anstatt die Reduktion in zwei der oben beschriebenen Phasen (Reduktion
und Ausfällen) zu zerlegen, kann man schließlich die konzentrierte Schwefelnatriumlösung
mit einem Ammoniaksalz versetzen und in dieses Ge-
misch Nitrosophenol eintragen.
Nach dessen Auflösung fällt sofort unter Wärmeentwicklung Aminophenol aus. Beispiel
i. i i kg Schwefelnatrium, 62prozentig, werden in 20 1 Wasser gelöst.
Nach dem Filtrieren wird in diese Lösung unter Rühren anteilsweise p-Nitrosophenol
eingeführt, daß aus 8 kg Phenol nach bekanntem Verfahren dargestellt wurde.
Die Zugabe des p-Nitrosophen,ols kann ziemlich rasch ausgeführt werden, gegebenenfalls
unter Kühlung, so daß Idie Tempera-tur des Gemisches 6o' C nicht überschreitet,
aber auch nicht unter 40' C sinkt. Nach dem Auflösen des Nitrdsophenols wird
das Reaktionsgen-iisch mit der Lösung von i i kg An-nnoniumsulfat in 16
1 Wasser versetzt, umgerührt und bis zu Zimmertemperatur erkalten lassen.
Dann Eltriert rn2-ii das in Form eines schwach grauen Kristallpulvers sich ausgeschiedene
p-Aminophenol ab. Das Produkt ist fast rein, da es nur sehr kleine Mengen Schwefel
enthält. An der Luft färbt es sich, wie gewöhnlich, allmählich etwas violett. Die
Ausbeute beträgt 92 bis 93 0/0 der Theorie. Beispiel 2. In die im Beispieli
verwendete Schwefelnatriumlösung wird das aus 12 5 kg ß-Naphthol dargestellte
' i-Nitroso-2-Öxynaphtbalin eingerührt und das Reaktionsgemisch unter gleichen
Bedingungen wie im Beispiel i mit Ammoniumsulfatlösung versetzt. Das ausgeschiedene
i-Arnino-2-Oxynaphthalin wird abfiltriert und getrocknet. Es stellt ein bräunliches
Kristallpulver dar, das sich zur technischen Verwendung als genügend rein erweist.
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Statt Ammoniumsulfat können auch andere Ammoniumsalze, z. B. Chlorammonium
oder Ammoniumcarbonat, angewendet werden. Man kann die Salze auch in'fester Form
in eine etwas verdünntere Lösung einbringen.
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-Das Filtrat vom p-Aminaphenol bzw. i-Amino-2-Oxynaphthalin wird der
Destillation unterworfen. Die Dämpfe werden nach dem Leiten durch* eine Reinigungsmasse
in Wasser oder einer Säure aufgenommen.
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Das neue Verfahren kann auf alle Nitrosophenole oder Nitrosooxynaphthaline
sowie auch auf deren Derivate übertragen werden, mit Ausnahme der Sulfosäuren und
Carbon-Säuren, die auch in reduziertem Zustande lösliche AmmoniumsAze bilden.