DE4438539C1 - Verfahren und Mittel zur reinigenden Behandlung von Schmelzen des Aluminiums und seiner Legierungen - Google Patents

Verfahren und Mittel zur reinigenden Behandlung von Schmelzen des Aluminiums und seiner Legierungen

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Description

Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Behandlung von Schmelzen von Aluminium und seinen Legierungen durch Ein­ bringen von 1,3,5-Trichlor-1,3,5-triazin-2,4,6-trion.
Für die Erzielung qualitativ hochwertiger Werkstoffe aus Schmelzen von Aluminium und seinen Legierungen ist es un­ erläßlich, ihre Gehalte an Wasserstoff, oxidischem Plankton und metallischen Spurenverunreinigungen, insbesondere durch Alkali- und Erdalkalimetalle, vor der Weiterverarbeitung zu beseitigen oder maßgeblich herabzusetzen. Wasserstoffgehalte führen zu porösen Werkstücken, oxidisches Plankton hat Einschlüsse in ihnen zur Folge, Verunreinigungen durch Alkali- und Erdalkalimetalle sind die Ursache für Lochfraßkorrosion in Folien (Li), Rißanfälligkeit beim Walzen von Barren (Na) sowie Verfärbung gewisser Legierungen (Ca).
Im Stand der Technik hat es nicht an Bemühungen gefehlt, diese Ziele zu erreichen. Für die Entfernung von Wasserstoff werden z. B. - neben dem altbekannten Einleiten von Chlor in die zu behandelnden Schmelzen - organische und anorganische Chlorverbindungen eingesetzt: Hexachlorethan (DE 7 33 616), Hexachlorethan zusammen mit reduzierend wirkenden Stoffen (DE 36 10 512), Hexachlorethan zusammen mit Oxidantien (DE 36 30 711), Aluminiumchlorid (CH 494 282), wasserfreies Aluminiumchlorid (DE 36 17 056), wasserfreies Aluminiumchlo­ rid zusammen mit Oxidantien (DE 43 10 054). Für die Entga­ sung werden ferner stickstoffabspaltende Mischungen heran­ gezogen, die z. B. Natriumazid (10 23 891), Calciumcyanamid in Form von Kalkstickstoff (11 74 512), Cyanoferrate (DE 34 09 488) sowie Cyanate zusammen mit Oxidationsmitteln (DE 40 04 845) als Wirkkomponente enthalten.
Nach DE 7 33 616 und DE 5 89 988 werden oxidische und andere feste Teilchen bei einer entgasenden Behandlung der Schmelze mit Chlorgas oder mit Chlor abspaltenden Mitteln sowie mit Stickstoff mitausgespült und in die Krätze überführt. Diese ausspülende Wirkung wird in DE 36 17 056 auch für eine Be­ handlung mit wasserfreiem Aluminiumchlorid beschrieben.
Für die Entfernung von Alkali- und/oder Erdalkaliverunrei­ nigungen aus Schmelzen des Aluminiums und seiner Legierungen wird von DE 43 10 054 eine Mischung aus wasserfreiem Alumi­ niumchlorid und Chloraten und/oder Perchloraten der Alkali- und/oder Erdalkalimetalle eingesetzt.
Wie ersichtlich, sind alle vorbekannten Verfahren jeweils nur für Teilbereiche der Raffination von Schmelzen des Alu­ miniums und seiner Legierungen vorgesehen und geeignet. Die für die Entfernung von oxidischen Teilchen eingesetzten Ver­ fahren erfassen zudem nur die gröberen Partikel, nicht aber auch - wie inzwischen erkannt wurde - die feinstverteilten (als Feinstoxide oder oxidisches Plankton bezeichnet). Die Gesamtraffination erfordert somit mehrere Behandlungsschritte.
Es ist offenkundig, daß dies nicht nur aus Zeit- und Kosten­ gründen, sondern auch aus technischen sowie ökologischen Ge­ sichtspunkten nachteilig ist.
Der Erfindung liegt daher die Aufgabe zugrunde, die Nachteile der genannten Verfahren zu vermeiden und für die Gießerei­ praxis des Aluminium- und Aluminiumlegierungsgusses ein tech­ nisch effizienteres und wirtschaftlicheres Verfahren bereit­ zustellen.
Zur Lösung dieser Aufgabe wird ein Verfahren zur Behandlung der Schmelzen durch Einbringen von 1,3,5-Trichlor-1,3,5- triazin-2,4,6-trion gemäß der Erfindung in der Weise aus­ gestaltet, daß ein Behandlungsmittel aus einer Mischung von 1,3,5-Trichlor-1,3,5-triazin-2,4,6-trion mit inerten, in der Aluminiumgießerei-Technik üblichen und bekannten Zusatzstoffen in die Schmelze aus Aluminium und seinen Le­ gierungen eingebracht wird. Die Zusatzstoffe haben einmal die Aufgabe, mit einer flüssigen Schlackeschicht die Ober­ fläche der Schmelze gegenüber der Einwirkung der Atmosphäre zu schützen, zum anderen dienen sie der Steuerung der Zer­ fallszeit des 1,3,5-Trichlor-1,3,5-triazin-2,4,6- trions.
Eine Verkürzung der Reaktionszeit von üblicherweise 30-50 Sekunden bei Behandlungsmittelzugabe von 0,1%, bezogen auf Schmelzegewicht, auf 20-30 Sekunden wird insbesondere durch einen Zusatz von Oxidationsmitteln zum Behandlungsmit­ tel erreicht. Bewährt hat sich hierfür eine Konzentration von 5-20 Gew.-% Alkalinitrat und/oder -chlorat und/oder -perchlorat.
Nach einer bevorzugten Ausführungsform der Erfindung wird das Behandlungsmittel als Formling in die Schmelze einge­ bracht. Derartige Formlinge können nach an sich bekannten Verfahren, beispielsweise gemäß DE 36 17 056 hergestellt und auch in der dort beschriebenen Weise mittels Tauch­ glocke oder vergleichbaren Eintauchvorrichtungen in die Schmelze eingeführt werden.
Das Behandlungsmittel kann in einer einzigen Zugabemenge der Schmelze zugesetzt werden. Nach einer weiteren bevor­ zugten Ausführungsform des Verfahrens der Erfindung wird das Behandlungsmittel in zwei Teilmengen in die Schmelze eingebracht. Die beiden Teilmengen sind im allgemeinen gleich. Es kann jedoch auch die erste oder die zweite Teil­ menge größer als die jeweilige zugehörige andere Teilmenge sein. Auch diese Zugabeart erfolgt wie die Zugabe in Form einer einzigen Menge mittels einer Tauchglocke oder ähnlicher Immersionsvorrichtungen.
In dem Verfahren der vorliegenden Erfindung wird das Behand­ lungsmittel in einer Gesamtmenge von 0,01 bis 1 Gew.-%, be­ zogen auf das Gewicht der Schmelze, verwendet. Vorzugsweise wird das Behandlungsmittel in einer Menge von 0,05 bis 0,5 Gew.-%, auf Schmelzegewicht bezogen, eingesetzt. Diese Menge reicht in der Regel aus, um die Spurenverunreinigung an Al­ kalimetallen auf Werte unter 1 ppm sowie die an Calcium auf Werte unter 10 ppm zu vermindern, die Wasserstoffgehalte auf 0,05 ml H₂/100 g und darunter zu senken sowie das oxidische Plankton auf Werte unter 1 ppm zu reduzieren.
Die Vorteile der Erfindung sind darin zu sehen, daß das er­ findungsgemäße Behandlungsverfahren zu einer völligen Zer­ setzung des Behandlungsmittels 1,3,5-Trichlor-1,3,5-triazin- 2,4,6-trion zu Chlor, Stickstoff und Kohlen­ monoxid führt. Die dabei pro Mol gebildete Gesamtgasmenge beträgt bei 750°C rund 465 l. Das im statu nascendi entste­ hende Chlor ist besonders reaktiv und reagiert insbesondere mit den gegebenenfalls vorliegenden Spurenverunreinigungen durch Alkali- und Erdalkalimetalle (DE 43 10 054). Der gebil­ dete Stickstoff spült vorhandenen Wasserstoff aus. Das ent­ stehende Kohlenmonoxid reduziert oxidisches Plankton zu metallischem Aluminium unter gleichzeitiger Bildung von Kohlendioxid. Dieses sowie das unverbrauchte Kohlenmonoxid unterstützen die entgasende Wirkung des Stickstoffs. Aus der Schmelze austretendes Kohlenmonoxid verbrennt an der Schmelzeoberfläche momentan zu Kohlendioxid.
Da sich das 1,3,5-Trichlor-1,3,5-triazin-2,4,6-trion völlig zu gasförmigen Verbindungen zersetzt, trägt es nicht zur Bildung einer Krätze auf der Badoberfläche bei, was von besonderer technischer und wirtschaftlicher Bedeutung ist. Umweltrelevante oder gesundheitsbeeinträchtigende Stoffe werden nicht gebildet, insbesondere nicht Phosgen oder Cyan­ verbindungen, was ein weiterer, wichtiger Vorteil des erfin­ dungsgemäßen Behandlungsmittels ist.
Die Erfindung wird anhand der nachstehenden Beispiele näher erläutert.
Beispiel 1
235 kg einer Schmelze aus Al 99,9 wurden bei 745°C mittels einer Tauchglocke in einem Verfahrensschritt mit 250 g eines Preßlings behandelt, der aus
20 Gew.-% 1,3,5-Trichlor-1,3,5-triazin-2,4,6-trion
35 Gew.-% NaCl
30 Gew.-% KCl und
15 Gew.-% KAlF₄
bestand.
Beispiel 2
265 kg einer Schmelze aus Al 99,9 wurden bei 755°C nacheinan­ der mit je 125 g eines Preßlings bestehend aus
20 Gew.-% 1,3,5-Trichlor-1,3,5-triazin-2,4,6-trion
37,5 Gew.-% NaCl
32,5 Gew.-% KCl und
10 Gew.-% Na₃AlF₆
durch Eintauchen in der Weise behandelt, daß der zweite Zu­ satz erst nach Abklingen der Reaktion des ersten erfolgte.
Beispiel 3
250 kg einer Schmelze der Legierung G AlSi7Mg wurden bei einer Temperatur von 740°C nacheinander mit je 125 g eines Preßlings aus
25 Gew.-% 1,3,5-Trichlor-1,3,5-triazin-2,4,6-trion
30 Gew.-% NaCl
25 Gew.-% KCl
10 Gew.-% Na₃AlF₆ und
10 Gew.-% KAlF₄
durch Eintauchen in der Weise behandelt, daß der zweite Zu­ satz erst nach Abklingen der Reaktion des ersten erfolgte.
Beispiel 4
230 kg einer Schmelze der Legierung G AlSi9Mg wurden bei einer Temperatur von 760°C nacheinander mit je 125 g eines Preßlings aus
25 Gew.-% 1,3,5-Trichlor-1,3,5-triazin-2,4,6-trion
10 Gew.-% KClO₃
10 Gew.-% KAlF₄
30 Gew.-% NaCl und
25 Gew.-% KCl
durch Eintauchen in der Weise behandelt, daß der zweite Zu­ satz erst nach Abklingen der Reaktion des ersten erfolgte.

Claims (10)

1. Verfahren zur Behandlung von Schmelzen von Aluminium und seinen Legierungen, dadurch gekennzeichnet, daß zur Ent­ fernung von metallischen Verunreinigungen, von Wasserstoff sowie von oxidischem Plankton 1,3,5-Trichlor-1,3,5-tria­ zin-2,4,6-trion als Behandlungsmittel in die Schmelze eingebracht wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß 1,3,5-Trichlor-1,3,5-triazin-2,4,6-trion zusammen mit inerten Zusatzstoffen in die Schmelze eingebracht wird.
3. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 und 2, dadurch gekenn­ zeichnet, daß das Behandlungsgemisch zusätzlich Oxida­ tionsmittel enthält.
4. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 und 3, dadurch gekennzeichnet, daß das Behandlungsmittel in zwei Teilmengen in die Schmelze eingebracht wird, wobei die Zugabe der zweiten Teilmenge nach Abklingen der Reaktion der eingebrachten ersten Teil­ menge erfolgt.
5. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekenn­ zeichnet, daß das Behandlungsmittel in einer Gesamtmenge von 0,01 bis 1 Gew.-%, bezogen auf Schmelzegewicht, in die Schmelze eingebracht wird.
6. 1,3,5-Trichlor-1,3,5-triazin-2,4,6-trion als Mittel zum Behandeln von Schmelzen von Aluminium und seinen Le­ gierungen.
7. Mittel nach Anspruch 6, dadurch gekennzeichnet, daß es neben 1,3,5-Trichlor-1,3,5-triazin-2,4,6-trion inerte Zusatzstoffe enthält.
8. Mittel nach einem der Ansprüche 6 und 7, dadurch gekennzeich­ net, daß das Behandlungsgemisch zusätzlich Oxidations­ mittel enthält.
9. Mittel nach Anspruch 7, gekennzeichnet durch die Zusammensetzung
 5-60 Gew.-% 1,3,5-Trichlor-1,3,5-triazin-2,4,6-trion
95-40 Gew.-% inerte Zusatzstoffe.
10. Mittel nach Anspruch 8, gekennzeichnet durch die Zusammsetzung
 5-60 Gew.-% 1,3,5-Trichlor-1,3,5-triazin-2,4,6-trion
 5-20 Gew.-% Oxidationsmittel
90-20 Gew.-% inerte Zusatzstoffe.
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