DE4421012A1 - Akustisch wirksame Plastisole - Google Patents
Akustisch wirksame PlastisoleInfo
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Description
Die Erfindung betrifft die Verwendung von spritzbaren
Plastisolzusammensetzungen zur Schalldämpfung.
Bei der Herstellung von Fahrzeugen, Maschinen und Geräten
werden heutzutage fast ausschließlich sehr dünnwandige
Bleche eingesetzt. Durch sich mechanisch bewegende Teile
oder laufende Motoren werden diese dünnwandigen Bleche
unvermeidbar in Schwingungen versetzt und strahlen demzu
folge Schall ab. Eine weitere Ursache für störende Geräu
sche insbesondere bei fahrenden Kraftfahrzeugen sind auf
prallende Teilchen (Steine und Splitt, Sand, Wasser),
welche von den Rädern gegen die Radkästen und den Fahr
zeugboden geschleudert werden. Dieses Geräusch wirkt be
sonders störend und unangenehm, da es in erheblichem Um
fang höher frequente Schallanteile enthält.
Zur Reduzierung beider Beschallarten hat es zahlreiche
Lösungsvorschläge gegeben. Zur Reduzierung der Schallab
strahlung und Körperschalldämpfung werden diese Bleche
daher insbesondere im Automobilbau und bei der Herstellung
von Haushaltsgeräten mit schalldämpfenden Belägen, soge
nannten Antidröhnbeschichtungen, versehen.
Nach herkömmlicher Verfahrensweise werden Mischungen aus
Füllstoffen mit hohem spezifischen Gewicht und Bitumen zu
Folien extrudiert, aus denen dann die entsprechenden Form
teile gestanzt oder geschnitten werden. Anschließend wer
den diese Folien auf die betreffenden Blechteile geklebt,
wobei sie gegebenenfalls noch unter Erwärmen an die Form
des Bleches angepaßt werden müssen. Obwohl diese Bitumen
folien aufgrund ihres geringen Materialpreises noch häufig
Anwendung finden, sind sie sehr spröde und neigen insbe
sondere bei tiefen Temperaturen zum Abplatzen vom Blech.
Auch die vielfach vorgeschlagenen Zusätze von Elastomeren
ergeben nur eine geringfügige Verbesserung, die für viele
Anwendungen unzureichend ist. Des weiteren ist das Auf
bringen der vorgeformten Bitumenteile auf kompliziert ge
formte oder schwer zugängliche Blechteile von Maschinen
oder Fahrzeugen, z. B. die Innenflächen der Hohlräume von
Kraftfahrzeugtüren, überhaupt nicht möglich. Als weiterer
Nachteil kommt hinzu, daß für ein einziges Fahrzeug oder
Gerät in vielen Fällen mehrere Stanzteile benötigt werden,
wodurch eine aufwendige Lagerhaltung erforderlich ist.
Es hat daher nicht an Versuchen gefehlt, mit anderen
Polymersystemen die Nachteile der Bitumenfolien zu elimi
nieren. So wurden z. B. Füllstoffe enthaltende wäßrige
Polymerdispersionen von Polyvinylacetat oder Ethylen-
Vinylacetat-Copolymeren entwickelt, die auf die Blechteile
in der notwendigen Belagdicke aufgespritzt werden können.
Diese Systeme sind jedoch für die industrielle Verwendung
mit hohen Fertigungsstückzahlen nachteilig, da insbeson
dere bei größeren Belagdicken das Wasser nicht schnell
genug aus der aufgespritzten Schicht entfernt werden kann.
Die schalldämpfenden Eigenschaften von Polymerbeschich
tungen sind im Bereich der Glasübergangstemperatur des
Polymersystems am ausgeprägtesten, da in diesem Tempera
turbereich aufgrund der Viskoelastizität des Polymeren die
mechanische Energie der Schwingungsvorgänge über moleku
lare Fließvorgänge in Wärme umgewandelt wird. Herkömm
liche spritzbare Beschichtungsmaterialien auf der Basis
von PVC-Plastisolen, die z. B. als Unterbodenschutz im
Automobilbau in großem Umfang Anwendung finden, weisen im
Gebrauchstemperaturbereich von -20°C bis +60°C keine nen
nenswerte schalldämpfende Wirkung auf, da das Maximum des
Glasübergangs je nach Weichmacheranteil bei etwa -20°C bis
+50°C liegt.
Daher wurden Versuche unternommen, diese herkömmlichen
PVC-Plastisole so zu modifizieren, daß sie im Gebrauchs
temperaturbereich von -20°C bis +60°C bessere schall
dämpfende Eigenschaften aufweisen. Aus der DE-A-35 14 753
sind Beschichtungen bekannt, die in üblichen PVC-Plasti
solen mehrfach ungesättigte Verbindungen, z. B. Di- oder
Triacrylate, peroxidische Vernetzer und anorganische Füll
stoffe enthalten. Im ausgehärteten Zustand sind derartige
Plastisole jedoch glashart und spröde, so daß diese für
die Anwendung im Automobilbau wenig geeignet sind, da sie
insbesondere bei tiefen Temperaturen keine ausreichende
Flexibilität haben. Außerdem weisen diese Formulierungen
einen sehr niedrigen Verlustfaktor (tan δ) auf, so daß die
schalldämpfende Wirkung nicht sehr ausgeprägt ist.
In der DE-A-34 44 863 werden Zusammensetzungen beschrieben,
die PVC bzw. Vinylchlorid/Vinylacetat-Copolymere, gegebe
nenfalls Methylmethacrylat-homopolymere oder -copolymere,
eine Weichmachermischung und inerte Füllstoffe enthalten.
Die Weichmachermischung besteht aus mit dem Methylmeth
acrylat-Polymeren verträglichen Weichmachern und Weichma
chern für die Vinylchlorid-Polymeren, die mit dem gege
benenfalls vorhandenen Methacrylat-Polymeren unverträglich
sind. Die so erhaltenen Plastisole weisen gegenüber
herkömmlichen PVC-Plastisolen verbesserte schalldämpfende
Eigenschaften auf. Insbesondere bei Temperaturen oberhalb
von etwa 30°C sinkt die schalldämpfende Wirkung jedoch
wieder. Versucht man, durch Variation der Mengenverhält
nisse der Einzelkomponenten den Bereich des maximalen
Verlustfaktors (tan δ) zu höheren Temperaturen zu ver
schieben, so nimmt die Kälteflexibilität der Beschichtung
sehr stark ab. Eine reduzierte Kälteflexibilität ist aber
gerade für eine Anwendung im Fahrzeugbau nachteilig.
Außerdem nimmt bei diesen Formulierungen der Verlustfaktor
bei niederen Temperaturen sehr stark ab. Derartige
Plastisolzusammensetzungen haben also immer nur in einem
sehr schmalen Temperaturbereich einen ausreichend hohen
Verlustfaktor. Wie bereits oben erwähnt, ist bei den
Zusammensetzungen gemäß DE-A-34 44 863 eine Weichmacher
mischung erforderlich, wobei der eine Weichmacher mit dem
Methacrylat verträglich sein muß und mit dem PVC unver
träglich und der andere Weichmacher mit dem PVC verträg
lich. Dies schränkt die Wahl der geeigneten Weichmacher
extrem stark ein, wobei insbesondere die für das
Methacrylat-Polymeren verträglichen Weichmacher sehr teuer
sind, so daß es auch aus diesem Grunde wünschenswert ist,
einfachere und wirtschaftlichere Alternativen zu finden.
Die DE-C-38 30 345 schlägt eine spritzbare Plastisolzusam
mensetzung vor bestehend aus einer Mischung von einer
ersten Polymerkomponente, welche nach dem Gelieren des
Plastisols die kontinuierliche Phase bildet und einer
zweiten schwach vernetzten Polymerkomponente, welche nach
dem Gelieren des Plastisols nur angequollen ist und in der
kontinuierlichen Phase dispergiert vorliegt, wobei die
kontinuierliche Phase im wesentlichen für die mechanischen
Eigenschaften, wie Abriebfestigkeit, Kälteflexibilität,
Härte und Haftung auf dem Untergrund verantwortlich ist,
während die feinverteilte angequollene Polymerphase im
wesentlichen für die schalldämpfenden Eigenschaften der
ausgelierten Beschichtung verantwortlich ist.
Zur Reduzierung der Geräusche, die durch aufprallende
Teilchen entstehen, schlägt die DE-C-40 13 318 zweischich
tige Beschichtungen vor, die aus einer inneren, weichen
Schicht bestehen und einer Deckschicht, die im wesent
lichen den Abrieb der gesamten Beschichtung verhindert.
Die DE-C-40 13 318 vermag zwar sowohl den Körperschall zu
dämpfen als auch die durch aufprallende Teilchen
hervorgerufenen Geräusche zu reduzieren, jedoch müssen zu
diesem Zweck zwei Beschichtungen nacheinander auf die
Substrate aufgebracht werden. Dieses bedeutet Lagerhal
tung von zwei Materialien sowie doppelte Applikationsge
räte. Zur Vereinfachung der Anwendung im Kraftfahrzeugbau
ist es wünschenswert, Beschichtungen bereitzustellen, die
einschichtig applizierbar sind und vorzugsweise mit
vorhandenem Applikationsgerät angewendet werden können.
Für eine möglichst kostengünstige Beschichtung ist es
daher wünschenswert, möglichst auf handelsübliche, in
großen Mengen produzierte Polymere und Weichmacher
zurückgreifen zu können.
Der Erfindung liegt daher die Aufgabe zugrunde, eine Be
schichtung für steife Substrate, insbesondere für Bleche
im Unterbodenbereich von Kraftfahrzeugen einschließlich
der Radkästen zu entwickeln, welche körperschalldämpfend
wirkt sowie korrosionsschützend und abriebfest ist, eine
wesentliche Verringerung der durch aufprallende Teilchen
hervorgerufenen Geräusche bewirkt und welche darüber hin
aus als einschichtige Beschichtung mit vorhandenen Plasti
solapplikationsgeräten anwendbar und vorzugsweise aus
handelsüblichen Polymeren und Weichmachern besteht.
Es wurde jetzt überraschend gefunden, daß Beschichtungen
aus Plastisolzusammensetzungen auf der Basis von Vinyl
chlorid-Vinylacetat-Copolymeren, die 5 bis 20 Gew.-% Vinyl
acetat als Comonomer enthalten, sowohl korrosionsschützend
und abriebfest sind als auch gleichzeitig körperschall
dämpfend sind und eine wesentliche Verringerung der durch
aufprallende Teilchen hervorgerufenen Geräusche bewirken.
Plastisole auf Basis von Vinylchlorid-Vinylacetat-
Copolymeren und deren Verwendung als abriebfeste Beschich
tungen sind an sich bekannt. Üblicherweise werden jedoch
diese Copolymeren mit geringem Vinylacetat-Anteil von ca.
2 bis 14 Gew.-% bezogen auf das Copolymer einem Plastisol
zugesetzt, das als Hauptbestandteil ein PVC-Homopolymer
enthält. Dieser übliche Zusatz soll eine Erniedrigung der
Geliertemperatur bewirken. Die PVC-Pulver, die in den
Plastisolen des Standes der Technik eingesetzt werden,
sind sehr feinteilige Polymerpulver, die nach dem Emulsi
onspolymerisations- bzw. Mikrosuspensionspolymerisations
verfahren als sogenannte Pastentypen hergestellt werden.
Bisher wurden überwiegend untergeordnete Mengen an
Suspensionspolymeren als sog. Extenderpolymere der
Plastisolzusammensetzung zugesetzt. Es wurden bisher zwar
schon Suspensionspolymere mit hohem Vinylacetat-Anteil im
Copolymer als Hauptkomponente im Plastisol eingesetzt,
aber diese Zusammensetzungen hatten einen hohen Weichma
chergehalt. Neu ist jedoch, daß in derartigen Plastisol-
Beschichtungen Copolymere mit hohem Vinylacetat-Anteil als
Hauptkomponente bei geringem Weichmachergehalt eingesetzt
werden, und daß derartige Beschichtungen zusätzlich zu dem
Schutz vor Abrieb zur Geräuschdämpfung geeignet sind. Die
Eignung zur Geräuschdämpfung ist um so überraschender, da
nach gängiger Lehrmeinung das Optimum der Geräuschdämpfung
an der Glasübergangstemperatur der Zusammensetzung ist.
Die Glasübergangstemperatur von Plastisolen wird durch das
eingesetzte Polymer und die Art und Menge des eingesetzten
Weichmachers bestimmt. Bei den üblichen spritzbaren
PVC-Plastisolen wie sie in der Automobilindustrie als
Unterbodenschutz eingesetzt werden, liegt wegen des hohen
Weichmachergehaltes die Glasübergangstemperatur und damit
auch das Maximum der akustischen Dämpfung bei Temperaturen
von 0°C bis -10°C oder sogar darunter. Die Glasübergangs
temperatur von PVC-Homopolyeren beträgt 81°C, die von
Polyvinylacetat-Homopolymer 32°C. Die Glasübergangstempe
ratur von Copolymeren läßt sich nach der Formel von Fox
(T. G. Fox, Bull. Am. Phys. Soc., 1, 122 [1956]) vorausberech
nen, so daß die Glasübergangstemperatur von Vinylchlorid-
Vinylacetat-Copolymeren deutlich unterhalb der Glasüber
gangstemperatur des PVC-Homopolymers liegt, insbesondere
bei einem hohen Anteil an Vinylacetat im Copolymeren.
Demzufolge ist auch die Glasübergangstemperatur eines
Plastisols aus Vinylchlorid-Vinylacetat-Copolyeren tiefer
als diejenige eines Plastisols aus PVC-Homopolymeren. Es
war daher nicht zu erwarten, daß spritzbare Plastisole auf
der Basis von Vinylchlorid-Vinylacetat-Copolymeren eine
brauchbare akustische Dämpfung ergeben würden.
Diese zusätzliche überraschende Eigenschaft der erfin
dungsgemäßen spritzbaren Plastisole ermöglicht es, den
Forderungen der Automobilindustrie gerecht zu werden, in
einem Produkt die Funktion des Unterbodenschutzes (Schutz
vor Abrieb) und der Reduzierung von Geräuschen gerecht zu
werden. Besonders überraschend und ökonomisch vorteilhaft
ist dabei, daß handelsübliche Vinylchlorid-Vinylacetat-
Copolymere für die erfindungsgemäßen Plastisole verwendet
werden können. Hierbei werden aus Gründen der Verfügbar
keit die Suspensionspolymeren besonders bevorzugt. Die
Verwendung von Suspensionspolymeren bewirkt außerdem eine
erwünschte niedrige Viskosität des Plastisols bei trotzdem
guter Gelierfähigkeit.
Erfindungsgemäß werden daher spritzbare Plastisolzusammen
setzungen vorgeschlagen, die mit herkömmlichen Plastisol
auftragsgeräten versprüht werden können und auf konventio
nelle Weise geliert werden können. Diese Plastisolzusam
mensetzungen sind dadurch gekennzeichnet, daß sie:
- a) 5 bis 60 Gew.-% mindestens eines pulverförmigen Vinylchlorid-Vinylacetat-Copolymeren
- b) 5 bis 65 Gew.-% Weichmacher,
- c) 0 bis 40 Gew.-% Füllstoffe,
- d) 0,01 bis 5 Gew.-% eines Haftvermittlers,
- e) ggf. weitere reaktive Zusätze sowie weitere Hilfs- und Zusatzstoffe
enthalten, wobei die Summe der Einzelkomponenten 100 Gew-%
beträgt. Besonders geeignete Vinylchlorid-Vinylacetat-
Copolymere enthalten dabei einen Vinylacetatanteil von 5
bis 20%, vorzugsweise von 7 bis 19 Gew.-% Vinylacetat
bezogen auf das Copolymere. Das Molekulargewicht bzw. die
Molekulargewichtsverteilung von PVC bzw. dessen Copoly
meren wird üblicherweise durch den K-Wert nach DIN 53 726
gemessen. Der K-Wert der erfindungsgemäß einzusetzenden
Copolymeren beträgt 40 bis 80, vorzugsweise 50 bis 65. Das
Copolymer/Weichmacher-Verhältnis beträgt dabei 1 : 1 bis
1 : 4, vorzugsweise 1 : 1,5 bis 1 : 2,5.
Als Weichmacher sind in der Regel alle herkömmlichen
Weichmacher geeignet (vergleiche hierzu z. B. Paul E.
Bruins, Plasticizer Technology [Reinhold Publ. Corp., New
York], Bd. 1, S. 228-232). Bevorzugt werden Alkyl
phthalate wie Dibutylphthalat, Dioctylphthalat, Benzyl
butylphthalat, Dibenzylphthalat, Diisononylphthalat
(DINP), Diisodecylphthalat (DIDP) sowie Diundecylphthalat
(DIUP). Geeignet sind jedoch auch die bekannten Weich
macher aus der Gruppe der organischen Phosphate, Adipate
und Sebazate oder auch Benzylbenzoat, Alkylsulfonsäure
ester des Phenols bzw. Kresols, Dibenzyltoluol oder Di
phenylether. Die Auswahlkriterien für die bevorzugt ver
wendeten Weichmacher richten sich zum einen nach der Poly
merzusammensetzung sowie zum anderen nach Viskosität,
Gelierbedingungen des Plastisols sowie den gewünschten
akustischen Eigenschaften.
Als Füllstoffe für die erfindungsgemäßen Plastisole eignen
sich alle an sich bekannten Füllstoffe, wie z. B. Calcium
carbonat in Form der diversen Kreiden, Schwerspat,
Glimmer, Vermiculit, insbesondere bevorzugt wird Schwer
spat oder Calciumcarbonat.
Die erfindungsgemäßen Plastisole können reaktive Zusätze
enthalten, wie zum Beispiel Di- oder Polyisocyanate, wobei
diese vorzugsweise blockiert oder mikroverkapselt sind,
sowie Di- oder Polyamine oder Polyaminoamide und/oder
hydroxyfunktionelle Verbindungen, wie z. B. Polyesterpoly
ole oder Polyetherpolyole. Weitere Beispiele für reaktive
Zusätze sind Kombinationen von Di- oder Polyepoxyverbin
dungen in Kombination mit Di- oder Polyaminen oder Poly
aminoamiden. Auch der Zusatz von Mono-, Di- und/oder Tri
methacrylaten bzw. -acrylaten in Kombination mit Peroxiden
ist möglich, obwohl dies nicht zu den bevorzugten Ausfüh
rungsformen der erfindungsgemäßen Plastisolzusammenset
zungen gehört, da der Zusatz der ungesättigten
Verbindungen in Kombination mit Peroxiden häufig zu Lager
stabilitätsproblemen führt, außerdem ist die Kälteflexi
bilität derartiger Zusammensetzungen wegen des hohen Ver
netzungsgrades vielfach unbefriedigend.
Bei vielen Anwendungen ist der Zusatz von Haftvermittlern
erforderlich. Als Haftvermittler können dabei die
verschiedenen Polyaminoamide, Epoxidharze in Kombination
mit heißhärtenden Vernetzern (z. B. Dicyandiamid), Phenol
harze, Terpenphenolharze sowie (blockierte) Di- bzw. Poly
isocyanate verwendet werden. Bevorzugt werden die Poly
aminoamide auf der Basis von Polyaminen und dimerisierten
bzw. polymerisierten Fettsäuren eingesetzt. Die Haftver
mittler werden üblicherweise in Mengen zwischen 0,01 und 5
Gew.-%, bezogen auf die gesamte Plastisolformulierung,
verwendet.
Außerdem können die erfindungsgemäßen Plastisole gegebe
nenfalls weitere Hilfs- und Zusatzstoffe, wie sie in der
Plastisol-Technologie üblich sind, enthalten. Hierzu
zählen z. B. Farbpigmente, Alterungsschutzmittel, Rheolo
gie-Hilfsmittel sowie Treibmittel zur Herstellung von
geschäumten Plastisolen. Als Treibmittel geeignet sind
alle an sich bekannten Treibmittel, vorzugsweise organi
sche Treibmittel aus der Klasse der Azoverbindungen, N-
Nitrosoverbindungen, Sulfonylhydrazide oder Sulfonylsemi
carbazide. Aus der Klasse der Azoverbindungen seien das
Azobisisobutyronitril und insbesondere das Azodicarbonamid
genannt, aus der Klasse der Nitrosoverbindungen sei bei
spielhaft das Di-Nitrosopentamethylentetramin genannt, aus
der Klasse der Sulfohydrazide das 4,4′-Oxybis(benzolsul
fonsäurehydrazid) und aus der Klasse der Semicarbazide das
p-Toluolsulfonylsemicarbazid genannt.
Eine weitere Möglichkeit, die erfindungsgemäßen Plastisole
aufzuschäumen, besteht darin, sogenannte Mikrohohlkugeln
den Plastisolen zuzusetzen. Derartige Mikrohohlkugeln be
stehen häufig aus Polyvinylidenchlorid und können entweder
in der vorgeschäumten Form als Mikrohohlkugeln direkt dem
Plastisol zugesetzt werden oder in einer besonders bevor
zugten Art werden die "Mikrohohlkugeln" als feinteiliges
Pulver in der ungeschäumten Form dem Plastisol zugesetzt.
Diese ungeschäumten "Mikrohohlkugeln" expandieren erst bei
der Gelierung des Plastisols und ergeben so eine sehr
gleichmäßige und feinporige Schäumung. Derartige "Mikro
hohlkugeln" sind z. B. unter dem Handelsnamen Expancel der
Fa. Nobel Industries im Handel erhältlich.
Die geschäumten Plastisole sind insbesondere geeignet zur
Reduktion der Geräusche, die bei fahrenden Kraftfahrzeugen
durch aufprallende Teilchen (Steine und Splitt, Sand,
Wasser) hervorgerufen werden. Da hiervon hauptsächlich die
Radkästen und Teile des Fahrzeugbodens betroffen sind,
werden die geschäumten Plastisole auch bevorzugt in diesen
Bereichen eingesetzt.
Ein weiteres Einsatzgebiet für die geschäumten Plastisole
ist die Verwendung als sogenannte "pillar-fillers" in
Hohlräumen wie den Dachholmen oder den A-, B-, und/oder C-
Säulen eines Kraftfahrzeuges. Hierbei wird in der Art
eines Pfropfens durch das geschäumte Plastisol der gesamte
Querschnitt des Hohlraums versperrt, um zu verhindern, daß
die in den Holmen eingeschlossenen Luftsäulen zu schwingen
beginnen können.
Auch wenn mit der Plastisol-Beschichtung überwiegend
körperschalldämpfende Eigenschaften erzielt werden sollen,
kann dieser Effekt häufig durch Aufschäumung verstärkt
werden.
Die erfindungsgemäßen Plastisole zeichnen sich überra
schenderweise durch einen hohen Verlustfaktor aus, wie er
für eine wirksame Körperschalldämpfung notwendig ist.
Dieser Verlustfaktor wurde nach üblichen Methoden entweder
mit Hilfe der dynamisch mechanischen Thermoanalyse (DMTA)
ermittelt oder durch den Biegeschwingungsversuch nach
Oberst.
Zur Bestimmung der Reduktion des durch Steinschlag,
Spritzwasser und ähnliche Teilchen hervorgerufenen
Schalles wurden mit den erfindungsgemäßen Plastisolen
beschichtete Bleche nach der APAMAT (R)-Methode vermessen.
Bei dieser Methode werden Kugeln gegen die beschichtete
Seite des Bleches geschleudert und das Schalldruck-Spekt
rum des beschichteten Bleches mit dem Schalldruck-Spektrum
eines unbehandelten Bleches verglichen. Die Differenz die
ser beiden Schalldrucke wird in Abhängigkeit von der Fre
quenz aufgetragen.
Zur näheren Erläuterung der Erfindung sollen die nachfol
genden Beispiele dienen, sie haben nur exemplarischen
Charakter und decken nicht die gesamte Breite der erfin
dungsgemäßen Plastisole ab. Aus den oben gemachten
Angaben kann der Fachmann diese jedoch leicht herleiten.
Die in den nachfolgenden Beispielen genannten Teile sind
Gewichtsteile, falls nicht anders angegeben.
Unter Rühren und Homogenisieren mit einem Dissolver wurden
aus folgenden Bestandteilen Plastisole hergestellt:
PVC-Homo- bzw. Copolymer | |
45 Teile | |
Diisononylphthalat | 26 Teile |
Calciumoxid | 1 Teil |
Kreide (gemahlen) | 15,5 Teile |
Kreide (gefällt) | 8,0 Teile |
Zinkoxid | 0,5 Teile |
Polyaminoamid (Euretek 507, Fa. Witco) | 1,0 Teile |
Benzin (Isopar H, Fa. Exxon) | 3,0 Teile |
Die so hergestellten Plastisole sind aufgrund ihrer
Viskosität (ca. 1 bis 3 Pa·s, gemessen bei 23°C mit
Rheomat 30, System 14 der Fa. Contraves) spritzbare Massen
und zeichnen sich durch gute Lagerstabilität aus.
Die akustischen Dämpfungswerte (dcombi) der nachfolgenden
Tabellen 1 und 2 wurden nach DIN 53 440 - der
Oberst-Methode - bestimmt (bei 200 Hz). Es wurde bei ver
schiedenen Schichtstärken gemessen, und dann auf ein
Belaggewicht von 50% normiert, d. h., das Gewicht der
Beschichtung mit dem akustisch dämpfenden Plastisol betrug
50% des Blechgewichtes. In einer weiteren Normierung wurde
auf ein Schichtdickenverhältnis von 4 : 1 normiert, d. h.,
bei einem 1 mm dicken Blechstreifen betrug die Dicke der
Beschichtung 4 mm. Die Abmessungen der für die Oberst-
Methode verwendeten Federstahlbleche waren 240 × 10 mm, 1 mm
Dicke. Der Blechstreifen war auf einer Länge von 200 mm
mit dem erfindungsgemäßen Plastisol beschichtet. Dabei
wurden die Plastisole mit Hilfe eines dünn aufgetragenen
Haftprimers auf dem Meßstreifen (Federstahl) aufgebracht
und 25 min. bei 160°C geliert.
Für die Zusammensetzungen der Beispiele 1 bis 3 wurden
Pastentypen als PVC-Homo- bzw. Copolymer eingesetzt. Für
die Zusammensetzungen der erfindungsgemäßen Beispiele 4
bis 8 wurden Suspensionspolymere als Copolymere verwendet.
Für das Beispiel 6 wurde anstelle des Diisononylphthalates
als Weichmacher das Isodecylphthalat eingesetzt.
Wie aus den Tabellen 1 und 2 ersichtlich, sind die
Plastisole der Beispiele 1 bis 3 gemäß Stand der Technik
aufgrund ihrer hohen Viskosität nicht geeignet, im air
less-Verfahren gespritzt zu werden. Die erfindungsgemäßen
Zusammensetzungen der Beispiele 4 bis 8 zeichnen sich
durch niedrige Viskosität aus, so daß sie ohne Mühe nach
dem airless-Verfahren gespritzt werden können. Die erfin
dungsgemäßen Beispiele 4 bis 8 haben eine gute Lagersta
bilität. Wie aus den nachfolgenden Fig. 1 und 2 hervor
geht, haben die erfindungsgemäßen Plastisole im ausgelier
ten Zustand im Temperaturbereich zwischen etwa +10°C und
+30°C einen deutlich höheren Dämpfungsfaktor als die
Zusammensetzungen des Standes der Technik gemäß Beispiel 1
bis 3.
Die Fig. 1 und 2 zeigen den kombinierten Verlustfaktor
bei 200 Hz von beschichteten Stahlstreifen gemäß DIN 53440
Teil 3.
Fig. 1 zeigt die Temperaturabhängigkeit des
Verlustfaktors der Vergleichsversuche (1, 2, 3) im
Vergleich zu den erfindungsgemäßen Beispielen (4 bis 8)
normiert auf ein Belaggewicht von 50%.
Fig. 2 zeigt die Temperaturabhängigkeit des
Verlustfaktors der oben genannten Beispiele normiert auf
ein Schichtdickenverhältnis von 4 : 1.
Aus den Fig. 1 und 2 geht deutlich hervor, daß die
erfindungsgemäßen Plastisol-Zusammensetzungen der Bei
spiele 4 bis 8 in dem für die Gebrauchseigenschaften
besonders wichtigen Temperaturbereich von 10°C bis 30°C
einen deutlich höheren Verlustfaktor haben als die
Plastisole gemäß Stand der Technik.
Claims (8)
1. Spritzbare Plastisol-Zusammensetzungen auf der Basis
von pulverförmigen organischen Polymeren und
Weichmachern, gekennzeichnet durch einen Gehalt an
- a) 5 bis 60 Gew.-% mindestens eines Vinylchlorid- Vinylacetat-Copolymeren,
- b) 5 bis 65 Gew.-% Weichmacher,
- c) 0 bis 40 Gew.-% Füllstoffen,
- d) 0,01 bis 5 Gew.-% eines Haftvermittlers,
- e) gegebenenfalls weiteren reaktiven Zusätzen, sowie Hilfs- und Zusatzstoffen, wobei die Summe der Einzelkomponenten 100 Gew.-% beträgt.
2. Plastisolzusammensetzungen nach Anspruch 1, dadurch
gekennzeichnet, daß das Vinylchlorid-Vinylacetat-
Copolymer einen Vinylacetatanteil von 5 bis 20 Gew.-%,
bezogen auf das Copolymer hat.
3. Plastisolzusammensetzungen nach mindestens einem der
vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß
der K-Wert des Copolymers, gemessen nach DIN 53 726,
einen Wert von 40 bis 80 hat.
4. Plastisolzusammensetzungen nach mindestens einem der
vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß
das Copolymer/Weichmacher-Verhältnis 1 : 1 bis 1 : 4,
vorzugsweise 1 : 1,5 bis 1 : 2,5 beträgt.
5. Plastisolzusammensetzungen nach mindestens einem der
vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß
als reaktive Zusätze eine oder mehrere chemisch
vernetzende Substanzen verwendet werden.
6. Plastisolzusammensetzungen nach mindestens einem der
vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß
als Zusatzstoff ein Treibmittel, vorzugsweise
Azodicarbonamid, verwendet wird.
7. Verwendung von Plastisolzusammensetzungen nach
mindestens einem der vorhergehenden Ansprüche zur
körperschalldämpfenden und/oder die durch auf
prallende Teilchen hervorgerufenen Geräusche
reduzierenden und/oder Luftschwingungen in Hohlräumen
verhindernden Beschichtung von steifen Substraten,
insbesondere Blechen, an oder in Kraftfahrzeugen.
8. Verwendung von Zusammensetzungen nach mindestens
einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekenn
zeichnet, daß die Beschichtungen gleichzeitig die
Substrate vor Abrieb und/oder Korrosion schützen.
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